Neulich, am Strand: Der gebrochene Schlüssel

Neulich, am Strand: Der gebrochene Schlüssel

Nach dem Abendessen im Restaurant wollten wir eigentlich nach Hause. In aufgeräumter Stimmung setzten wir uns ins Auto, als es geschah. Der Zündschlüssel brach im Schloss ste­ck­end ab. Ich hatte nur noch den Schaft in der Hand. Ich hatte nicht einmal ein Knacken gehört. Der Schlüsselbart steckte tief unten im Zündschloss drin.

Die Stimmung war somit auch im Eimer. Alle Versuche, das Bruchstück aus dem Loch herauszukriegen, scheiterten kläglich. Meine Flucherei muss wohl einem Thai aufgefallen sein, der dahergeschlendert kam. Auf jeden Fall bot er mir seine Hilfe an. Und siehe da, ruck zuck hielt er das Teil in der Hand. Mensch, kam ich mir dämlich vor. Wie hat er das gemacht? Doch das konnte ich ihn nicht auch noch fragen. Er könne auch gleich die Wegfahrsperre deaktivieren, wenn ich es wolle, meinte er keck. Doch ich winkte ab. Ich wollte mich nicht noch mehr blamieren. Als vorausschauender Europäer habe ich natürlich einen Ersatzschlüssel in der Tasche. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal froh sein könnte, nachts einem Autoknacker zu begegnen, der sich meines Fahrzeuges annimmt! Auf jeden Fall sind wir spät, aber gut nach Hause gekommen. Meinem unbekannten Helfer sei Dank.

Tags darauf meinte ich zu meiner Frau, dass es wohl besser sei, einen weiteren Ersatzschlüssel zu bestellen. Ich rufe dann auch gleich bei meiner Garage an, wo ich den Wagen gekauft habe. Insofern kam mir das natürlich gelegen, hatte ich doch endlich wieder einmal einen Grund, die hübsche Empfangsdame zu besuchen. Auf meine Avancen hatte sie stets mit Augenaufschlägen und neckischem Kichern geantwortet. Als Mann biste da hin und weg. Nur, meine Frau war da ganz anderer Meinung! Nicht wegen der Empfangsdame, nein. Davon wusste sie (vermutlich) eh nix. Nein, dass das zu teuer kommen könnte, war ihre große Sorge. „Das kann man auch im Einkaufszentrum für 200 Baht machen. Dazu brauchst du keine Garage“, meinte sie. Ich sehe meine Gelegenheit schon den Bach runtergehen. „Das geht doch nicht!“, verteidige ich mich. Und weiter: „Das ist ein elektronischer Schlüssel. Furchtbar kompliziert! Was verstehst du schon von einem Auto?“ Darauf meine Frau: „Immerhin, dass es mein Auto ist. Du hast es mir ja zu meinem Geburtstag geschenkt“, baut sie sich vor mir auf. „Ja, ja, es hat ja auch ein Schweinegeld gekostet. Farang-Geld! Ist ja meine Kohle!“, beschwichtige ich. „Oh, ihr Frauen. Ihr habt ja sowas Ahnung von Technik. Nicht mal eine Glühbirne könntest du eindrehen“, versuche ich die Oberhand zu gewinnen. „Klar, die Decke ist zu hoch. Wenn wir es einmal umgekehrt machen und ausnahmsweise du dich vor mich hinknien würdest, könnte ich das schon! Auf deinem Rücken herumtanzen, wäre eine neue Erfahrung!“, pariert sie mich. „Das machst du doch schon dauernd“, fluche ich vor mich hin. Ich erkenne, dass ich wieder den Kürzeren gezogen habe. Nun muss ich halt mit Sachverstand punkten. In Sachen Technik macht mir niemand was vor. Fast keiner. Vielleicht der mit dem gebrochenen Schlüssel, ok, aber sonst keiner.

Rendezvous der besonderen Art

Ich rief also bei der Garage an und vereinbarte einen Termin. Morgen um 11 Uhr. „Aber bitte pünktlich!“, meinte die Empfangsdame, die mich gleich erkannte. „Ha! Bitte pünktlich! Das sagt eine Thai zu einem Farang. Dass ich nicht lache“, ärgerte ich mich. Erst 10 Minuten später kam es mir in den Sinn, dass die hübsche Lady das letzte Mal versprochen hat, mit mir essen zu gehen. Um 11 Uhr da sein, 1 Stunde reparieren, dann essen gehen. Na! Gut ausgeheckt. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Pünktlich um 10 vor 11 fahre ich am nächsten Tag auf den Hof. Meine Beifahrerin: meine Frau. Natürlich wollte sie dabei sein, wenn an ihrem „Baby“ herumgeschraubt wird. Und mir kam einfach keine gute Ausrede in den Sinn, das ich alleine fahren konnte. Ich brauche ja nicht zu erklären, dass ich Scheißlaune gehabt habe! Die Empfangsdame war ebenfalls nicht begeistert. Nun musste sie, wohl oder übel, auf eigene Kosten essen gehen.

So hocke ich neben meiner Frau im Empfangsraum an einem Glastischchen und warte. Und warte. Ich beobachte die sexy Lady hinter dem Schreibtisch, wie sie die eingehenden Telefonate entgegennimmt, zwischendurch am Computer was erledigt und immer wieder zu mir herüberschaut. Nach einer Weile bringt sie uns einen Kaffee. Mit einem Strahlen über das ganze Gesicht, stellt sie mir die Tasse hin. Das ist natürlich meiner Frau nicht entgangen. „Komm, wir gehen ins Einkaufszentrum was essen“, scheucht sie mich verärgert auf und die junge Dame gleichzeitig weg. Resolut zieht sie mich aus dem Sessel. Raus aus dem Autohaus, über die Straße ins Einkaufscenter. Anscheinend ist ihre Sorge um mich doch größer, als um ihr „Baby“-Auto. „DASS habe ich mir schon gedacht. Dem Mädel wieder schöne Augen machen“, braust sie auf. „Glaubst du, ich sei blöd? Hä?“ „Ich kann doch nix dafür, dass sie hübsch ist. Sei froh, wenn sie DEINE Karre reparieren. Auf meine Kosten!“, konterte ich. Der Mittag war somit gelaufen.

Zwei Stunden später standen wir dann wieder im Autohaus. Mit einem verständnisvollen Blick begrüßte uns die Lady des Hauses. Der Wagen war fertig und die Rechnung ebenfalls. Mit einem gekonnten Augenaufschlag reichte mir die Dame (fast etwas verlegen) den Umschlag, den ich auch gleich öffnete. „Boah! 3.200 Baht! Das ist aber eine Menge Holz. Aber was soll es.“ Dann der nächste Schock: Wir setzen uns ins Auto, und was ist DAS denn? Die Lenksäulenverkleidung mit Draht und Klebeband umwickelt? Im Aschenbecher die restlichen Trümmer des abgebrochenen Schlüssels. Zerbröselt in 10 Kleinteile! So hat also der „Mechaniker“ die Verschalung herausgerissen, die er anschließend nicht mehr sauber einsetzen konnte, um den Transponder am Lenkradschloss mit Klebeband zu befestigen. Und den Ersatzschlüssel hat er auch im Einkaufszentrum schleifen lassen. „Siehst du, ich habe es dir ja gleich gesagt. Das hätte man auch für 200 Baht haben können“, triumphiert meine Frau. „Ja, das schon. Du hast wie immer Recht. Aber dann wäre ja die Dame am Empfang heute ganz einsam geblieben“, lache ich. Und die drei Mille waren das doch alle Male wert.

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TheO Swisshai 12.07.17 10:45
HaHaHa / Herr Maerz
Wer seine Frau wirklich im Griff hat, der braucht doch nicht ins Autohaus zu gehen und 3 Tausender, für nichts und wieder nichts, auszugeben. Einverstanden, früher oder später, findet alles nur noch im Kopf statt.
P.I.N.O MAERZ 11.07.17 23:40
Herr Leupi,
Sie haben vollkommen recht,wer zahlt schafft an. Aber das lachen war jetzt nur auf die lustige geschichte bezogen, in keinster weisse wollte ich schadenfroh sein, das maße ich mir nicht an.
einen freundlichen gruß zurück
Norbert Kurt Leupi 11.07.17 20:08
HaHaHa /Herr PINO MAERZ
Sie haben gut lachen ! Sie sind wahrscheinlich noch einer der Wenigen ,der nach dem Grundsatz : " Wer zahlt , befiehlt " lebt ! Da kenne ich viele andere ,da hat die " Geliebte " die Hosen an und die sitzen dann nebendran , wenn der " Goldesel " zum Autohaus fährt ! MfG
P.I.N.O MAERZ 11.07.17 14:42
Hahahaha
Man (n) muss halt seine Frau im Griff haben, dann kann man(n) auch mal alleine ins Autohaus fahren.
Lustige Geschichte, Danke
Mike Dong 10.07.17 10:51
Das tut weh.