Neulich, am Strand: Betriebsanleitung

Neulich, am Strand: Betriebsanleitung

Mit meinen Besuchern Alex und Michael aus der Heimat treffe ich mich am Strand. Wir nehmen uns einen schönen Platz im Schatten. „Hello, long time not see you“, begrüßt die Liegestuhlvermieterin meine Landsleute. Sie strahlt die Neuankömmlinge an. „Hä? Wir waren ja doch noch nie hier. Das muss in einem früheren Leben gewesen sein“, wendet sich Alex verunsichert an mich. „Das meint sie nicht so. Das sind nur Sprüche“, kläre ich den Verdutzten auf. Ich gehe aber nicht ins Detail, es wäre schnell zu kompliziert und man müsste dazu auch noch Thailand verstehen. Und wer tut das schon? „Nein, nein. Wir sind das erste Mal in Thailand“, startet Michi einen Erklärungsversuch. „Lass mal. Das ist der Thai-Humor“, beschwichtige ich ihn. „Aha, Humor. Ja, ja“, verzieht Michi das Gesicht.

„Mehr Humor. Das würde ich mir bei einigen aus meiner Leserschaft auch wünschen“, setze ich die Unterhaltung fort. „Es gibt tatsächlich Leute, die verstehen einfache Unterhaltung nicht. Zum Teil wird sogar alles wörtlich genommen“, reklamiere ich. „Vielleicht suchen sie einen tieferen Sinn in dem Gelesenen“, gibt Alex zu bedenken. „Das mag ja gut sein. Doch wir sprechen hier nicht von Kafka oder Hemingway, sondern von einer Ferien- und Strandlektüre. Von dieser Kolumne. Da muss es unterhalten. Lustig sein, oder zumindest aufheiternd.“ „Dann musst du eine Betriebsanleitung für die, die es nicht verstehen, schreiben“, schlägt Michi vor. „Aha, wie beim Mikrowellengerät: 8ung! Keine lebenden Haustiere im Gerät kochen“, schaue ich ihn fragend an. „Ja, genau. Wobei du wissen musst, dass es immer wieder solche Trottel gibt, die trotzdem eine Katze kochen“, lacht er.

Unterhaltung? Kenne ich nicht!

„Dann bringt es ja nix“, will ich den Vorschlag verwerfen. „Doch klar. Du bist dann fein raus, wenn einer was in den falschen Hals bekommt“, entgegnet er mir. Es war mir schon immer klar, dass ich nicht alle Leser erreichen kann. Doch so? Mir kommt Tucholsky in den Sinn: Der Leser hat es gut, er kann sich die Schriftsteller aussuchen. „Zudem leistest du einen Beitrag, die Welt ein bisschen farbiger zu gestalten. Das heitert auf. Ein Mittel gegen Depression!“, sagt Alex. „Ja, klar. Dann bin ich auch nicht dafür verantwortlich, dass ein potenzieller Selbstmörder nicht aus der 30. Etage springt. Zeugt er dann später noch Kinder, soll ich noch seine Alimente bezahlen, hä?“, wende ich ein. „Warte mal. Das ist eine gute Idee. Ich gebe dir gleich den Stapel an Einzahlungsscheinen für die Monatszahlungen für meinen Junior“, freut sich Alex.

Anleitung

„Warum nicht einen Beipackzettel, wie in der Pharmaindus­trie?“, schlage ich vor. „8ung! Das ist eine Unterhaltungslektüre. Sie enthält kein Mord und Totschlag, keine Kriege, Vergewaltigung, weder Lug und Betrug, (Außer das, was sich der Autor aus seinen Fingern saugt) und dient lediglich der Belustigung des Lesers. Das Lesen dieser Kolumne kann ihre schlechte Laune schädigen und kann einen dauernden Verlust von Griesgrämigkeit oder/und depressivem Gedankengut herbeiführen. Bei überdosierter Verabreichung können die Lachmuskeln strapaziert werden. Sich totlachen ist aber ausdrücklich nicht erwünscht (Wer kauft dann die künftigen Zeitschriften?). Weder der Verlag, noch der Autor übernehmen irgendwelche Haftung für verlustig gegangene miese Stimmung. Sollten Sie sich wieder eine solche zurückwünschen, aber nicht mehr finden können, müssten Sie sich beim lokalen Fundbüro ihres Wohnortes melden. Vielleicht hat da jemand ihre schlechte Laune abgegeben.

Arbeitslos gewordene Psychiater werden an das Arbeitsamt verwiesen.

Für den Minderumsatz an Psychopharmaka wird keine Haftung übernommen.

Indikation: Der Konsum von humoristischer Lektüre erweitert ihren Horizont. Bei dauernder Verabreichung wird sich ihre Lebenseinstellung nachhaltig verbessern. Kultivierte Leute haben Humor! Wenn aber nicht, übernehme ich dafür nicht die Verantwortung! Ich kann ja nichts dafür, wenn einer springt. Aber auch nicht, wenn einer nicht springt. Um es aber auch dem klar zu machen, der seine Katze im Mikrowellengerät kocht: Es wird überhaupt keine Haftung übernommen! Für gar nix! Jeder sollte sein Hirn, falls vorhanden, einschalten und benutzen.“

Erwartungsvoll schaue ich meine Kollegen an. „Na, ja. Etwa so sollte es sein. Wenn du schon hierher in die Ferien kommst, oder hier pensioniert bist, solltest du dich auch mal entspannen. Den Dauerstress mit Sonne, Palmen, Strandleben, Bikinidamen, Bier trinken, gutem Essen, Party jeden Tag, Sport treiben oder auch nur herumlungern verträgt noch lange nicht jeder“, erklärt Michi. „Vielleicht nützt auch einfach mal auspennen. Eine Gutenachtgeschichte liegt ja immer hier bereit“, fügt Alex hinzu. Unsere bestellten Biere kommen. Wir stoßen an: „Na dann, Prost. Auf die nicht gekochte Katze.“ „Lebende Katzen sind ohnehin interessanter...“, beginnt Michi eine neue Diskussion, während er auf eine Strandschönheit deutet. „Alle Katzen, die ihr nun nicht gekocht werdet: meldet euch bei mir. Ich liebe ja den Katzenjammer anderer“, rufe ich aus und erhebe mein Bier zum Trunke.

Khun Ten PS: Ich nehme auch positive Feedbacks entgegen

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Michael P. Jordan 01.02.18 20:38
Sadu
Sehr lustig , Ihre Einlassungen !
Norbert Kurt Leupi 26.11.17 17:36
Auf den Punkt.../Khun TEN
gebracht ! " Hüte Dich vor einem Entschluss ,der andere fröhlich macht " ! Ihr Sarkasmus-Pegel ist inzwischen so hoch , dass Sie vielleicht selber nicht mehr wissen , ob Sie es ernst meinen oder nicht ? Eigentlich sollte auch mal ein "Nicht-Politiker " wie Sie , den Orden wider den tierischen Ernst erhalten ! Und wenn Sie jemand ignoriert , stören Sie ihn nicht dabei ! Freude herrscht !
Volker Schacht 26.11.17 15:41
hilfe
Diese Nebenwirkungen: ich habe mich köstlich amüsiert. Ist das ansteckend? Ich freue mich immer schpn auf die nächste Ausgabe. Man erkennt doch viele Karaktäre wieder die einem im laufe des Lebens so begegnet sind und ma bekpmmt auch manchmal selber den Spiegel vorgehalten. Mach weiter so!