Neues Drei-Monats-Hoch bei Corona-Neuinfektionen

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Foto: epa/Adam Berry / Pool
Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Foto: epa/Adam Berry / Pool

BERLIN: Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland ist auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen.

Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Mittwochabend 1445 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Höher lag der Wert zuletzt am 01. Mai mit 1639 registrierten Neuinfektionen.

Schon am Vortag hatte der Wert 1226 betragen und war damit auf ein Drei-Monats-Hoch gestiegen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen. Seit Ende Mai lag sie häufig unter 500, seit Ende Juli steigt sie wieder deutlich. Experten sind besorgt.

Der Anteil an Kreisen, die keine Neuinfektionen übermittelt hätten, sei in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen. «Dieser Trend ist beunruhigend», so das RKI. Besonders betroffen seien derzeit das Bundesland Nordrhein-Westfalen und die norddeutsche Stadt Hamburg.

Deutlich zugenommen hat laut RKI zuletzt auch die Zahl der durchgeführten Tests: Waren es in der Woche vom 27. Juli bis 2. August noch knapp 578.000, lag die Zahl in der Woche darauf schon bei mehr als 672.000.

Eine Ausweitung der Testindikationen etwa für Reiserückkehrer oder eine Erhöhung der Testzahl können zu einem Anstieg der registrierten Neuinfektionen führen, da zuvor unentdeckte Fälle erkannt würden, hieß es auf Anfrage vom RKI. «Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind.» Testzahl und Fallzahl könnten generell nicht ins Verhältnis gesetzt werden.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 219.964 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Donnerstagmorgen im Internet meldete (Datenstand 13.8., 0.00 Uhr). Seit dem Vortag wurden vier neue Todesfälle gemeldet. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben nun bei 9211. Bis Sonntagmorgen hatten 199.500 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

See You 14.08.20 13:09
@N. Schettler
Habe wie Sie zuvor Schweden ebenfalls des öfteren als Vergleich herangezogen und war gespannt, wie sich die Sache bzgl. Immunität entwickelt. Was die Momentaufnahme anbelangt, hat es "Swisshai" ja schon treffend beschrieben. Meines Erachtens spielt auch eine Rolle, dass in Schweden die Einschränkungen erst sehr spät begonnen haben und der Frust und die Missachtung der Restriktionen dadurch im Moment noch wesentlich niedriger ist.
Da ich auf medizinischem Gebiet ebenfalls Laie bin, habe ich jetzt einfach mal meine Logik bemüht - lasse mich gerne eines Besseren belehren :
Schweden hat ca. 10 Mio. Einwohner, Deutschland ca. 83 Mio, also gut 8 mal so viel. Rechnet man jetzt mal mit den aktuellen Zahlen (lt. "worldometer" Infizierte in D/S 222.269 zu 83.852, Todesfälle in D/S 9.281 zu 5.776) hoch, so würde das bedeuten, dass Deutschland bei gleichen Bedingungen wie in Schweden ca. 671.000 (statt ca. 222.000) Infizierte und ca. 46.200 (statt 9.281) Todesfälle aufweisen müsste. Die Zahlen sind auch absolut vergleichbar, da D und S eine fast identische Test-Rate aufweisen. Ein Vorteil für Schweden ist sicherlich, dass dieses Land eine wesentlich schwächere Bevölkerungsdichte hat als D, nämlich nur 23 Einw./km² statt 233 Einw./km². Dadurch ist die Ansteckungsgefahr mit Sicherheit wesentlich geringer.
So, wie eingangs gesagt, lasse ich mich, aber bitte mit stichhaltigen Argumenten, gerne belehren, falls meine Logik daneben liegen sollte!
TheO Swisshai 14.08.20 03:07
@Norbert Schettler / Vergleich Schweden
Immer wieder wird Schweden als Vergleich herangezogen. Was soll das ?

Das bringt doch gar nichts, vor allem wenn man nicht ALLE Aspekte berücksichtigt. Es sind nur Momentaufnahmen, viele Auswirkungen sind noch gar nicht bekannt.

Schweden hatte keinen Lockdown, dafür hat es mittlerweile strengere Regeln/Auflagen als die Schweiz. Nun sinken die Zahlen in Schweden, während sie in D/CH wieder etwas ansteigen, vor einigen Wochen wars umgekehrt und wie es in 1 Monat aussieht weiß niemand.

Würde man den bisherigen Verlauf nehmen und heute Bilanz ziehen, steht Schweden gegenüber CH/D, vor allem in Bezug auf die Opferzahl zur Bevölkerung, ganz schlecht da. Das sind im Moment die Tatsachen, die keine Kuh mehr weg frisst, alles andere sind Spekulationen. Schweden für sein Vorgehen zu loben, ist angesichts der hohen Opferzahlen gegenwärtig sicher fehl am Platz.

Aber wie gesagt, zu früh Abrechen bring nichts, orakeln auch nicht.
Francis Light 13.08.20 22:22
@Norbert Schettler
Schweden: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Man könnte draufkommen oder es so interpretieren, die Massnahmen und A und D brachten dann nicht viel. Monatelange Freiheitseinschränkung/-beraubung umsonst, für die Katz? Das würden sich die Verantwortlichen nie trauen, das zuzugeben.

Oder haben eben die Schweden so viel Disziplin, dass sie auch ohne massive Massnahmen oder Strafandrohung mit der Situation vernünftig (Abstand halten, freiwilliger MNS) umgingen? Oder sind eh schon mehr immunisiert?