Neues aus der Raumfahrt am Freitag

Foto: Pixabay
Foto: Pixabay

Matthias Maurer: «Ich wünsche mir so viele Arme wie ein Tintenfisch»

BERLIN: Seit zwei Wochen ist der deutsche Astronaut Matthias Maurer auf der ISS im All. Und hat abseits der Experimente schon einige Erkenntnisse gewonnen - zum Beispiel über die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Zahnpasta.

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer hat sich auch zwei Wochen nach seiner Ankunft auf der Internationalen Raumstation ISS noch nicht so ganz an die Schwerelosigkeit gewöhnt. «Als Anfänger passiert es mir leider noch zu oft, dass ich Taschen zu weit öffne und dann der komplette Inhalt schlagartig in alle Richtungen raus schwebt. In diesen Momenten wünsche ich mir, ich hätte so viele Arme wie ein Tintenfisch», schreibt er in einem am Freitag veröffentlichten Brief für «Bild». Nach all den Jahren des Wartens und der intensiven Vorbereitung fühle er sich aber jetzt sehr glücklich und befreit.

Aber gleichzeitig stehe er auch unter einem Leistungsdruck, «denn ich bin ja nicht zum Spaß hier und die vielen Experimente müssen sorgfältig erledigt werden.» Das sei in Schwerelosigkeit leider nicht ganz so einfach. Allerdings sei das Schweben in der Schwerelosigkeit erstaunlicherweise sofort vom Gehirn akzeptiert worden. Gehen sei out. «Wo der Kopf ist, ist oben. Die Füße weisen immer zum Boden. Auch, wenn alle anderen auf dem Kopf stehen und das Gleiche behaupten.»

Der Esa-Astronaut Maurer war vor zwei Wochen gemeinsam mit seinen drei Nasa-Kollegen an der ISS angekommen. Der 51-jährige Saarländer ist der zwölfte Deutsche im All, der vierte auf der ISS - und der erste, der in einem «Crew Dragon» dorthin geflogen ist. Auf der ISS soll er in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experimente durchführen und wohl auch einen Außeneinsatz absolvieren. Zuletzt war 2018 mit Alexander Gerst ein deutscher Astronaut der Europäischen Weltraumagentur an Bord der ISS gewesen.

Maurer schrieb weiter, der Weltraum sei ein optimaler Ort zum Abnehmen. Es sei nicht leicht, genügend Kalorien in sich «hineinzustopfen». «In der Schwerelosigkeit ist das Sättigungsgefühl viel stärker. Vielleicht, weil das Essen im Magen schwebt?» Dazu müsse er auch jeden Tag zwei Stunden Sport machen, um Knochen- und Muskelschwund vorzubeugen. Er schlafe hervorragend und hänge schwerelos diagonal in seiner Kabine. Kopfkissen brauche man nicht. «Meinen Schlafsack habe ich mit einem einzigen Karabinerhaken an einer Gummischnur festgemacht, sodass ich nicht komplett wegdrifte.» Außerdem benötige man im All viel weniger Zahnpaste, da sie hier viel mehr schäume.

Er wünsche sich, jeder Mensch könnte diesen Anblick von der Erde mit eigenen Augen sehen. «Dass es auf der Erde Leben gibt, spürt man bei diesem energiegeladenen, leuchtenden Blau förmlich, auch wenn man es mit den Augen nicht direkt erkennen kann. Und dass dieser Luftflaum zwischen Oberfläche und Vakuum das Einzige ist, was das Leben auf dem Planeten garantiert, lässt einen kalt erschaudern.»


Esa-Chef Aschbacher: Vor 2030 europäischer Astronaut auf dem Mond

PARIS: Die erste Mondlandung eines europäischen Astronauten soll nach Willen des Chefs der Europäischen Weltraumagentur Esa, Josef Aschbacher, bis 2030 geschehen. «Das Ziel ist, einen Astronauten oder eine Astronautin vor Ende der Dekade auf der Mondoberfläche zu sehen», sagte Aschbacher der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Der oder die Astronautin werde Fußabdrücke von europäischen Schuhen hinterlassen und das sei natürlich symbolträchtig. «Ich bin zuversichtlich, dass wir das erreichen werden», sagte Aschbacher. Der Mond werde sich als neuer Wirtschaftsraum und neuer Kontinent auftun.

Noch ist eine solche Mondmission allerdings nicht geregelt. Aschbacher sprach von einem wichtigen Verhandlungspunkt mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Die Nasa plant derzeit, bis 2025 erstmals seit knapp 50 Jahren wieder Astronauten zum Mond zu schicken. Mit den Apollo-Missionen zwischen 1969 und 1972 brachten sie als bisher einziges Land zwölf Astronauten auf den Erdtrabanten.

An dieser Artemis-Mission beteilige sich auch die Esa sehr stark, sagte Aschbacher. In der nächsten Phase sei die Beteiligung Europas durch die Europäische Weltraumagentur so essenziell, dass die Nasa ohne die Esa nicht zum Mond fliegen könnte. Natürlich seien auch andere Firmen beteiligt, doch es sei schön zu sehen, dass die Nasa sich auf Europa als zuverlässigen Partner verlasse. «Und das ist sicher unser gemeinsamer Weg zum Mond.»

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.