Neues aus der Raumfahrt am Donnerstag

Foto: Pixabay
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Höher, länger, seitwärts: Mars-Hubschrauber zum zweiten Mal abgehoben

WASHINGTON: Wenige Tage nach seinem historischen Erstflug hat der Mini-Hubschrauber «Ingenuity» einen zweiten Flug auf dem Mars absolviert. Der Flug am Donnerstag sei höher und länger ausgefallen, zudem habe sich der Helikopter auch seitwärts bewegt, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. «Die Messwerte, die wir bislang bekommen und analysiert haben, sagen uns, dass der Flug unsere Erwartungen erfüllt hat und unsere vorherigen Computermodelle korrekt waren», sagte Nasa-Ingenieur Bob Balaram. Es bleibe aber «noch viel zu lernen».

Am Montag hatte «Ingenuity» (auf Deutsch etwa: Einfallsreichtum) als erstes Luftfahrzeug einen Flug auf einem anderen Planeten absolviert. Der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere Helikopter stieg dabei auf eine Höhe von etwa drei Metern auf und schwebte dann etwa 30 Sekunden, bevor er wieder landete. Insgesamt dauerte der Flug 39,1 Sekunden. Beim zweiten Flug kletterte «Ingenuity» nun auf eine Höhe von fünf Metern, schwebte dann auf der Stelle und flog schließlich zwei Meter zur Seite, bevor der Hubschrauber wieder landete. Insgesamt dauerte der Flug 51,9 Sekunden. In den kommenden Wochen sind weitere Flüge geplant.

Der Hubschrauber muss auf dem Mars extremen Bedingungen trotzen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und Elektronik leicht das Todesurteil bedeuten kann. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, müssen die Rotoren von «Ingenuity» auf 2537 Umdrehungen pro Minute beschleunigen - ein Vielfaches von Hubschraubern auf der Erde. Die Energie für diese Kraftanstrengung zieht «Ingenuity» aus seiner durch Sonnenstrahlen gefütterten Batterie.

Der Mini-Helikopter war an Bord des Nasa-Rovers «Perseverance» (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen) Ende Februar - nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern - mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrockneten Mars-See namens «Jezero Crater» aufgesetzt. Entwicklung und Bau des rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teuren Rovers hatten acht Jahre gedauert. Er soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens fahnden sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen.


Nach Verschiebung: Vier Astronauten sollen zur ISS starten

CAPE CANAVERAL: Drei Männer und eine Frau sollen am Freitag mit dem «Crew Dragon» des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Der Start war zunächst für Donnerstag geplant gewesen, dann aber wegen ungünstiger Wettervorhersagen auf Freitag verschoben worden. Die vier Astronauten sollen um 11.49 Uhr MESZ am Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida mit einer Falcon-9-Trägerrakete starten, wie SpaceX und die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilten.

Die «Crew-2» setzt sich aus den beiden US-Astronauten Shane Kimbrough und Megan McArthur sowie ihrem japanischen Kollegen Akihiko Hoshide und dem Franzosen Thomas Pesquet zusammen. Pesquet ist der erste Astronaut der europäischen Weltraumorganisation Esa, der an Bord eines «Crew Dragon» zur ISS fliegen soll.

Es handelt sich um die zweite Crew, die von SpaceX zur ISS befördert wird. Die erste - die US-Astronauten Michael Hopkins, Victor Glover und Shannon Walker sowie ihr japanischer Kollege Soichi Noguchi - hatte im November an der ISS angedockt. Sie sollen Ende April zur Erde zurückkehren.

«Crew-1» war die erste, die regulär mit dem «Crew Dragon» zur ISS flog, nachdem ein bemannter Test im vergangenen Frühjahr erfolgreich verlaufen war. Der Test war nach fast neunjähriger Pause das erste Mal, dass Astronauten wieder von amerikanischem Boden aus in den Orbit starteten - und überhaupt das erste Mal, dass sie von einem privaten Raumfahrtunternehmen befördert wurden. SpaceX hatte zuvor nur Fracht zur ISS transportiert.


«Perseverance»-Rover extrahiert auf dem Mars erstmals Sauerstoff

NEW YORK: Der Rover «Perseverance» hat auf dem Mars erstmals Sauerstoff extrahiert. Mit einem wissenschaftlichen Gerät namens «Moxie» (Mars Oxygen In-Situ Resource Utilization Experiment) von der Größe eines Toasters habe der Roboter aus der überwiegend aus Kohlendioxid bestehenden Atmosphäre des Planeten Sauerstoff gewonnen, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Mittwoch mit. Es sei das erste Mal, dass auf einem anderen Planeten Sauerstoff extrahiert worden sei. Nasa-Manager Jim Reuter sprach von einem «entscheidenden ersten Schritt».

Insgesamt fünf Gramm Sauerstoff habe «Moxie» bei seinem ersten solchen Einsatz extrahieren können - das lasse einen Astronauten ungefähr zehn Minuten lang atmen. Das Gerät soll künftig aber bis zu zehn Gramm Sauerstoff pro Stunde generieren können. Sauerstoff könnte auf dem Mars in Zukunft möglicherweise nicht nur für Astronauten zum Atmen gebraucht werden, sondern auch zum Raketenantrieb.

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