Neues aus der Raumfahrt am Dienstag

Eine SpaceX Falcon 9-Rakete, Raumschiff Crew Dragon, ist in einer Falschfarben-Infrarotbelichtung zu sehen, als sie von der NASA-Station gestartet ist. Foto: epa/Bill Ingalls
Eine SpaceX Falcon 9-Rakete, Raumschiff Crew Dragon, ist in einer Falschfarben-Infrarotbelichtung zu sehen, als sie von der NASA-Station gestartet ist. Foto: epa/Bill Ingalls

Trümmer chinesischer Rakete treffen nicht auf Deutschland

PARIS: Die Trümmerteile einer für den Bau von Chinas neuer Raumstation verwendeten Trägerrakete werden nach Expertenangaben voraussichtlich nicht auf Deutschland treffen. Die Risikozone umfasse jeden Teil der Erdoberfläche zwischen dem 41. Grad nördlicher und dem 41. Grad südlicher Breite, teilte das Büro für Raumfahrtrückstände der Europäischen Raumfahrtagentur Esa mit Sitz in Darmstadt am Dienstag mit.

Deutschland liegt etwa zwischen dem 47. und 55. Breitengrad im Norden. In Europa schließt das Risikogebiet unter anderem Teile von Spanien, Italien oder Griechenland ein. Winde oder andere Kräfte seien nicht in der Lage, den angegebenen Breitengrad-Bereich fundamental zu verändern, hieß es. Die Esa rechnet mit einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 9. Mai um 19.23 deutscher Zeit - allerdings plus/minus 26 Stunden und 26 Minuten.

Es sei aktuell praktisch unmöglich, Vorhersagen darüber zu treffen, welche Teile den Wiedereintritt wahrscheinlich überleben werden, hieß es weiter. Materialien mit hohen Schmelztemperaturen wie etwa Motor- oder Tankkonstruktionen stellten ein besonderes Risiko dar. Im Allgemeinen verglühten die meisten Objekte während des Wiedereintritts vollständig in der Atmosphäre, so die Expertinnen und Experten. Es sei aber nicht möglich, eine detailliertere Risikobewertung vorzunehmen.

Da ein Großteil der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sei und weite Teile der Erde außerdem unbewohnt seien, sei das Risiko für den Einzelnen deutlich geringer als bei allgemeinen täglichen Risiken wie etwa dem Autofahren.

Die Rakete hatte am Donnerstag das 22 Tonnen schwere Kernmodul «Tianhe» (Himmlische Harmonie) ins All gebracht. Die Rakete vom Typ «Langer Marsch 5B» ist Experten zufolge so gebaut, dass sie mehrere Tage später durch die Anziehungskraft an einem «willkürlichen Ort» wieder in die Atmosphäre der Erde eintritt.


Gemüsezucht in der Antarktis: Testlauf geht weiter

BREMEN: Das Extrem-Gärtnern in einer unwirtlichen Region geht in eine neue Runde: Um das Gewächshaus nahe der Neumayer III-Station in der Antarktis kümmert sich seit Januar die Botanikerin Jess Bunchek von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Vor ein paar Tagen fuhr sie die erste Salat- und Kräuter-Ernte ein, wie sie am Dienstag bei einer Online-Liveschaltung ins Gewächshaus sagte.

Bunchek erforscht, wie Astronauten zukünftiger Mond- und Marsmissionen mit möglichst wenig Zeit- und Energieeinsatz viel frisches Gemüse züchten können. Sie bleibt über ein Jahr in der Antarktis, so wie auch das zehnköpfige Team der vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut betriebenen Neumayer III-Station.

Seit drei Jahren steht das 13 Quadratmeter große Gewächshaus «Eden ISS» des DLR in der Antarktis. Als erster Gärtner war DLR-Ingenieur Paul Zabel über ein Jahr vor Ort, um zu säen, zu wässern, zu ernten und die Prozesse zu dokumentieren. Unterstützt wurde er dabei vom DLR-Kontrollzentrum in Bremen. Die Pflanzen wachsen ohne Erde unter künstlichem Licht und werden mit einer Nährstofflösung besprüht.

Im ersten Testlauf habe sich gezeigt gehabt, dass der Betrieb noch zu viel Zeit in Anspruch nehme, sagte Projektleiter Daniel Schubert. «Nun arbeiten wir daran, Abläufe und Prozeduren zu optimieren.» Denn Arbeitszeit werde bei späteren Weltraummissionen ein kostbares Gut sein. Die Nasa will zudem eine Pflanzenbewässerung testen, die unter Schwerelosigkeit funktioniert.


Chinesische Rakete fällt zurück zur Erde - Trümmerregen befürchtet

PEKING: Nach dem Start des Kernmoduls von Chinas neuer Raumstation drohen Trümmer des Hauptteils der Trägerrakete in den nächsten Tagen auf die Erde zu stürzen. Raumfahrtexperten warnten am Dienstag vor einem «unkontrollierten» Wiedereintritt des 20 Tonnen schweren Raketenteils in die Erdatmosphäre. Grund sei das Design der «Langer Marsch 5B», die sich nach dem Start nicht mehr so steuern lasse, um an einem vorbestimmten Punkt ins Meer zu fallen.

«Wir wissen nicht wo», sagte der Astrophysiker Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts der Deutschen Presse-Agentur in Peking. «Im schlimmsten Fall wird es wie der Absturz eines kleinen Flugzeugs, der sich aber über Hunderte Kilometer verteilt.» Da die Rakete sehr schnell um die Erde kreise, sei ungewiss, wann und wo genau sie in die Atmosphäre eintreten und dort teilweise verglühen dürfte, hieß es.

Schon nach dem ersten Flug des neuen, besonders schweren und tragfähigen chinesischen Raketetyps «Langer Marsch 5B» im Mai 2020 waren Trümmer in der westafrikanischen Elfenbeinküste niedergegangen und hatten mehrere Häuser in Dörfern beschädigt. «Das Design ist fahrlässig im Vergleich zu gegenwärtigen Standards anderer Länder», kritisierte McDowell die chinesische Rakete.

Die Rakete hatte am vergangenen Donnerstag das 22 Tonnen schwere Kernmodul «Tianhe» (Himmlische Harmonie) erfolgreich ins All gebracht. Damit begann die junge Raumfahrtnation den Bau seiner eigenen Raumstation. Weitere Starts der «Langer Marsch 5B» sind dafür geplant. So sollen zwei weitere, 22 Tonnen schwere Module ins All gebracht und angebaut werden. Die Station soll «um 2022» fertiggestellt werden und dann «Tiangong» (Himmelspalast) heißen.

Wenn die technisch veraltete internationale Raumstation ISS wie geplant in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellt, wäre China danach die einzige Nation, die einen ständigen Außenposten im Weltraum betreibt.

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