Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Mehrere Leichen im polnisch-belarussischen Grenzgebiet entdeckt

WARSCHAU: Im polnischen Grenzgebiet zu Belarus sind am Sonntag die Leichen von drei Menschen gefunden worden. Die Personen hätten versucht, illegal nach Polen einzureisen, teilte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Sonntagabend bei Facebook mit. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen, um die Umstände des tragischen Ereignisses aufzuklären. Auf belarussischer Seite der Grenze sei zudem eine tote Frau entdeckt worden, führte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) weiter aus.

Morawiecki forderte, dass ein möglicher Zusammenhang mit «belarussischen provokativen Aktionen» an der Ostgrenze seines Landes untersucht werden müsse. Die Regierung in Warschau beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Lukaschenko hatte Ende Mai angekündigt, dass Minsk Migranten nicht mehr an der Weiterreise in die EU hindern werde - als Reaktion auf verschärfte westliche Sanktionen gegen die ehemalige Sowjetrepublik.

Polen hat in der Grenzregion zu Belarus (Weißrussland) vor kurzem den Ausnahmezustand verhängt. Ortsfremde erhalten keinen Zutritt. Zudem errichten Soldaten der polnischen Armee einen meterhohen Stacheldrahtzaun an der Grenze.


Opposition wirft Kremlpartei Wahlbetrug vor

MOSKAU: Nach der Parlamentswahl in Russland hat die Opposition um den inhaftierten Regierungskritiker Alexej Nawalny der Kremlpartei Geeintes Russland Wahlbetrug vorgeworfen. Sie fühle sich an die Abstimmung von 2011 erinnert, als «uns die Wahl gestohlen wurde», schrieb Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Sonntagabend auf Twitter. «Es ist unmöglich, sich damit abzufinden.» Der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow meinte: «Diese Wahlen sind schmutziger als die von 2011 - viel schmutziger.»

Wolkow kritisierte zugleich, dass in der Hauptstadt Moskau auch mehrere Stunden nach Schließung der Wahllokale die Ergebnisse der Online-Abstimmung noch nicht veröffentlicht wurden - für andere Regionen hatte die Wahlkommission die Ergebnisse veröffentlicht. «Offensicht warten sie ab, dass sie die Zahlen anpassen können», meinte das Nawalny-Team. In der Nacht zum Montag dauerte die Auszählung der Stimmzettel an. Demnach führte die Kremlpartei.

Das Team des Oppositionellen hatte zur Protestwahl gegen Geeintes Russland aufgerufen. Die Wähler sollten demnach den aussichtsreichsten Kandidaten wählen - nur nicht den der Kremlpartei, um so ihr Machtmonopol zu brechen.

Wolkow teilte mit, dass die «schlaue Abstimmung» in einzelnen Regionen Erfolg gehabt habe.


Baerbock äußert sich skeptisch zu Koalition mit Union

BERLIN: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat sich skeptisch zu einem möglichen Bündnis mit der Union nach der Bundestagswahl geäußert. Aus ihrer Sicht sei es Zeit, «dass die Union in die Opposition geht», sagte Baerbock am Sonntag beim TV-Triell auf die Frage, ob sie eine sogenannte Jamaika-Koalition mit Union und FDP ausschließe. Gleichzeitig betonte sie die Gemeinsamkeiten mit den Sozialdemokraten: «Wir haben in vielen Bereichen der Sozialpolitik große Schnittmengen mit der SPD.»

Trotz der Umfragen, in denen die Grünen derzeit nur an dritter Stelle hinter SPD und Union liegen, blieb Baerbock bei ihrem Ziel, ins Kanzleramt einziehen zu wollen. «Für einen Aufbruch braucht es eine grün-geführte Regierung», betonte sie.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz äußerte sich zu einer Zusammenarbeit mit der Union ähnlich skeptisch wie Baerbock: «Ich glaube, dass die meisten Wählerinnen und Wähler wirklich wünschen, dass die CDU/CSU nach all den Jahren mal in der Opposition sind», sagte er in der von ProSieben, Sat.1 und Kabeleins ausgestrahlten Sendung.


Blitz-Umfrage zu TV-Triell: Scholz vorn

BERLIN: In der dritten und letzten Fernsehdebatte der drei Kanzlerkandidaten vor der Bundestagswahl hat sich einer Blitz-Umfrage unter Zuschauern zufolge SPD-Bewerber Olaf Scholz am besten geschlagen. Auf die Frage, wer alles in allem das TV-Triell gewonnen habe, stimmten 42 Prozent für Scholz. Auf Platz zwei landete Armin Laschet (Union) mit 27 Prozent, und Annalena Baerbock (Grüne) kam auf 25 Prozent. Sechs Prozent entschieden sich für die Antwort «Weiß ich nicht».

Diese Umfrageergebnisse präsentierte der Sender Sat.1 am Sonntagabend in seiner Nachbesprechung direkt im Anschluss an das Triell, das auf ProSieben, Sat.1 und Kabeleins ausgestrahlt wurde.

Für die Umfrage befragte Forsa nach Senderangaben 2291 wahlberechtigte Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Umfrage bezieht sich somit nicht auf alle Wahlberechtigten in Deutschland, sondern nur auf die TV-Zuschauer.


Laschet will mehr für innere Sicherheit tun - «Null Toleranz»

BERLIN: Unionskanzlerkandidat Armin Laschet will härter gegen extremistische Gefährder und Clan-Kriminalität vorgehen. Er wolle die Bekämpfung des Terrorismus und den Einsatz für innere Sicherheit zu einem Schwerpunktthema machen, sagte der CDU-Politiker am Sonntag im TV-Triell, das von den Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabeleins ausgestrahlt wurde. Er kündigte bei Terror «Null Toleranz» an. Bislang sei oftmals gesagt worden: «Gefährder kann man nicht abschieben, die haben ja noch nichts gemacht. Wir haben seit 2017 35 Gefährder abgeschoben», sagte Laschet. Sicherheit zu garantieren sei eine ganz wichtige Aufgabe. Die Namen von Gefährdern müssten in Europa ausgetauscht werden.

Zudem wolle er gegen kriminelle Familienverbünde vorgehen. «Clan-Kriminalität hat sich in 30 Jahren entwickelt. Alle haben tatenlos zugeschaut», sagte Laschet. Nun sei erstmals ein Lagebild erstellt worden. «Die Clans sagen: Wir beherrschen die Straße, wir setzen Recht.» Das könne der Staat nicht dulden.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte, Deutschland sei ein Rechtsstaat und es dürfe nicht alles in einen Topf geworfen werden. Sie teile die Sorge, dass es einen Anstieg bei Rechtsextremismus und Islamismus gebe. Die richtige Antwort seien mehr Einstellungen bei Polizei und Justiz, um Defizite zu beseitigen. Mit Blick auf extremistische Gefährder sage sie «klar und deutlich, die müssen überwacht werden».


Malis Regierung: Einsatz russischer Söldner in Mali ist nur «Gerücht»

BAMAKO: Malis Regierung hat die Kritik der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas an Malis angeblichen Plänen, die russische Söldnerfirma Wagner anzuheuern, vehement zurückgewiesen. Man sei über die Vorwürfe überrascht, da es sich ausschließlich um Gerüchte handele, sagte die Regierung in einer Mitteilung am Sonntag. Zudem werde Mali «keinem Staat erlauben (...) zu entscheiden, welche Partner es suchen soll oder nicht», hieß es.

Wenige Tage zuvor hatte Nigers Außenminister Hassoumi Massaoudou zum Abschluss eines Ecowas-Gipfels in Ghana verkündet, die Staatengemeinschaft werde das Anheuern von Söldnern in der Region nicht dulden und zeigte sich über eine mögliche Verschlechterung der fragilen Sicherheitslage besorgt. Mali wies Massaoudous Äußerungen als «inakzeptabel, unfreundlich und herablassend» zurück.

Auch Frankreich und Deutschland zeigten sich in den vergangenen Tagen über den möglichen Einsatz von russischen Söldnern im Krisenstaat Mali besorgt. In Deutschland mehrten sich die Stimmen, in einem solchen Fall den Bundeswehr-Einsatz in dem Land zu überprüfen. Für eine UN-Mission und eine EU-Ausbildungsmission sind derzeit insgesamt etwa 1200 Bundeswehrsoldaten in dem Land.

Das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium unterrichteten am Freitag die Obleute im Bundestag über Erkenntnisse, wonach die mit einem Militärputsch an die Macht gekommene Führung um den malischen Oberst Assimi Goïta mit russischen Akteuren verhandelt. Gegenstand von Gesprächen ist demnach ein Einsatz russischer Söldner der Militärfirma Wagner, bei dem es um Ausbildung und Personenschutz gehen soll.


Streit um Reform des Sozialsystems bei Triell der Kanzlerkandidaten

BERLIN: Die Kanzlerkandidaten von SPD und Grünen haben den Wählern bei ihrem letzten Triell vor der Bundestagswahl einen Umbau des Sozialsystems versprochen. «Ich glaube, dass wir an dem Rechensystem was ändern müssen», sagte SPD-Bewerber Olaf Scholz am Sonntag bei der TV-Debatte, die diesmal von den Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabeleins ausgestrahlt wurde. Er forderte, Regelsätze großzügiger zu bemessen und höhere Leistungen für Wohnungen und die Sicherung des Lebensunterhaltes sowie ein höheres Kindergeld zu zahlen.

Die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock äußerte sich weitgehend im Schulterschluss mit Scholz und sagte: «Jeder dritte Empfänger ist ein Kind im Hartz-IV-System.» Die Grünen wollten eine Garantiesicherung und dass Sätze um 50 Euro erhöht würden.

Widerspruch kam von Unionskandidat Armin Laschet. «Hartz IV ist kein Beruf», sagte er. «Das größte Problem von Armut ist, wenn Eltern keine Arbeit haben.» Deswegen müsse eine Bundesregierung alles tun, um Menschen in Arbeit zu bekommen. Es gelte «fördern und fordern», aber andere Vorschläge bedeuteten «nur noch fördern».


Scholz und Baerbock für zwölf Euro Mindestlohn

BERLIN: Die Kanzlerkandidaten von SPD und Grünen, Olaf Scholz und Annalena Baerbock, haben übereinstimmend eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro verlangt. «Es sind zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger, die von einem Mindestlohn von zwölf Euro profitieren, weil sie dann etwas mehr verdienen», sagte Scholz am Sonntagabend beim dritten und letzten Triell, das diesmal von den Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabeleins ausgetragen wurde.

Baerbock kritisierte, gerade Alleinerziehende befänden sich in einer «Armutsfalle». Diese Ungerechtigkeiten müssten endlich aufgehoben werden. «Zum einen brauchen wir einen Mindestlohn von zwölf Euro. (...) Und wir müssen Kinder endlich aus der Armut holen.»

Unions-Kandidat Armin Laschet sagte zwar, Menschen mit niedrigsten Einkommen müssten besser gestellt werden. Er lehnte eine Anhebung durch den Staat jedoch ab und nannte dies eine Aufgabe der Tarifparteien. Laschet betonte, eine gute Politik müsse mehr Wachstum und Arbeitsplätze schaffen - «und dann den Unterschied zwischen denen, die viel verdienen und die wenig verdienen in der Mitte klein machen». Das gehe etwa durch steuerliche Maßnahmen oder Tarifverträge.

Scholz sagte an die Adresse von Laschet: «Mir geht es um die Würde der Bürgerinnen und Bürger. Das ist vielleicht das, was uns unterscheidet.»


Russland-Wahl: Kremlpartei liegt nach Prognosen vorn

MOSKAU: Bei der Wahl der neuen Staatsduma hat sich die Kremlpartei Geeintes Russland nach Prognosen als stärkste Kraft behauptet. Bei Nachwahlbefragungen kam die Machtbasis des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf 45,2 Prozent der Stimmen, wie das Staatsfernsehen am Sonntagabend meldete. Die regierende Partei hatte bisher die absolute Mehrheit. Die Kommunisten erhielten demnach 21 Prozent. Es handelte sich um Umfrageergebnisse bei Wählern nach der Stimmabgabe und nicht um Ergebnisse.

Vertreten waren im Parlament mit den 450 Abgeordneten bisher auch die rechtspopulistische Partei LDPR des Ultranationalisten Wladimir Schirinowski und die Partei Gerechtes Russland. Die LDPR landete bei 8,7 Prozent in den Wählerbefragungen, Gerechtes Russland bei 7,9 Prozent. Sie alle gelten als systemtreue Parteien. Es war unklar, ob eine fünfte Kraft den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffte.

In Russland und im Ausland waren rund 110 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen gewesen, eine neue Staatsduma für die kommenden fünf Jahre zu bestimmen. Die Abstimmung hatte diesmal drei Tage gedauert und wurde von vielen Manipulationsvorwürfen überschattet.


Letzte Wahllokale bei Parlamentswahl geschlossen

MOSKAU: Nach Schließung der letzten Wahllokale läuft bei der Parlamentswahl in Russland die Auszählung der Stimmen. Bis Sonntagabend um 20.00 Uhr MESZ konnten die Wähler noch in der Ostseeregion Kaliningrad (früher nördliches Ostpreußen um Königsberg) abstimmen. Im äußersten Osten des Landes und Sibirien sind die Wahllokale bereits seit Stunden geschlossen. Russland hat elf Zeitzonen. Mit belastbaren Ergebnissen wurde für die späteren Abendstunden gerechnet.

Für Präsident Wladimir Putin gilt die dreitägige Abstimmung zur neuen Staatsduma als ein wichtiger Stimmungstest. Die Kremlpartei Geeintes Russland ist seine Machtbasis.

«Auf Grundlage der ersten Ergebnisse sehen wir, dass Geeintes Russland kein Monopol hat. Das ist schon mal gut», sagte Iwan Schdanow, ein Vertrauter des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Sein Team hatte zur Protestwahl gegen Geeintes Russland aufgerufen, um deren Machtmonopol in der Staatsduma und in den Regionalparlamenten zu brechen.


Kanadier wählen neues Parlament: Enges Rennen für Trudeau

OTTAWA: Kanada wählt am Montag ein neues Parlament. Bei der vorgezogenen Abstimmung zeichnet sich ein enges Rennen zwischen dem liberalen Amtsinhaber Justin Trudeau und seinem konservativen Herausforderer Erin O'Toole ab. Mehr als 25 Millionen Kanadier sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Mit ersten Ergebnissen wird in der Nacht zum Dienstag (MESZ) gerechnet. Da es mehr Briefwähler als normalerweise gibt, könnte sich die der Zeitpunkt für aussagekräftige Resultate aber nach hinten verschieben.

Trudeau regiert in dem flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde mit knapp 38 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern seit 2015 - seit zwei Jahren steht er nur noch einer Minderheitsregierung vor. Der 49-Jährige hatte die vorgezogene Abstimmung vor wenigen Wochen mit der Hoffnung auf eine absolute Mehrheit ausgerufen. Trotz der engen Umfragen scheinen die Liberalen erneut bessere Chancen auf einen Sieg zu haben. Grund dafür ist auch das Wahlsystem: Die Mandate in den 338 Wahlbezirken werden nach dem Prinzip der absoluten Mehrheit verteilt. Das kommt traditionell eher den Liberalen entgegen. Entscheidend sind lediglich einige Dutzend umkämpfte Bezirke - ein wenig vergleichbar mit den «Swing States» in den USA.


Trotz Kritik: Menschen aus Ostukraine stimmen bei russischer Wahl ab

MOSKAU: Trotz Protest aus Kiew haben Zehntausende Menschen aus den Separatistengebieten der Ostukraine bei der russischen Parlamentswahl abgestimmt. Bis zum Sonntagnachmittag hätten sich mehr als 150.000 Bewohner mit russischem Pass beteiligt, teilten die russischen Behörden der Staatsagentur Tass zufolge mit. Aus mehreren Städten der Gebiete Donezk und Luhansk wurden Berichten zufolge Wahlberechtigte kostenlos mit Hunderten Bussen und Zügen in die benachbarte russische Region Rostow am Don zur Stimmabgabe gefahren.

Es gab Fotos und Videos von vollen Reisebussen mit Menschen, die die russische Fahne schwenkten. Zudem konnten in den Gebieten lebende russische Staatsbürger in knapp 400 «Infozentren» per Internet abstimmen. Das unabhängige Internetportal meduza.io schrieb, in einigen Fällen sei ihnen vor der Stimmabgabe noch die russische Staatsbürgerschaft ausgestellt worden. So habe Moskau die Wahlbeteiligung an der dreitägigen Abstimmung erhöht.

Das ukrainische Außenministerium hatte zuvor noch von einer «erzwungenen Beteiligung» von Bürgern der Ukraine an der Duma-Wahl gesprochen und zugleich die geöffneten Wahllokale auf der von Russland 2014 einverleibten ukrainischen Halbinsel Krim kritisiert.

Seit 2019 können Ukrainer aus den abtrünnigen Gebieten in einem erleichterten Verfahren, das vor allem im Westen kritisiert wird, russische Pässe erhalten. Nach Angaben aus Moskau wurden bereits mehr als eine halbe Million Dokumente ausgestellt. Auf der Krim gelten rund 1,5 Millionen Bewohner als wahlberechtigt. Die Ukraine fordert von Russland die Rückgabe der Halbinsel.


Vulkanausbruch auf Kanareninsel La Palma

MADRID: Auf der spanischen Kanareninsel La Palma ist am Sonntag im Bereich der Cumbre Vieja ein Vulkan ausgebrochen. Es habe eine heftige Explosion in der Gemeinde El Paso im Süden der Insel gegeben, berichtete die Zeitung «El País». Dann habe sich eine große Aschewolke gebildet.

Der Ausbruch hatte sich in den vergangenen Tagen durch Tausende kleine Erdbeben und eine leichte Anhebung des Erdbodens angekündigt. Die Behörden hatten die Menschen in der Nähe des Vulkangebiets aufgerufen, leichtes Gepäck mit ihrem Handy, wichtigen Dokumenten und eventuell benötigten Medikamenten vorzubereiten. Von Evakuierungen in dem nur relativ dünn besiedelten Gebiet wurde zunächst nichts bekannt. Die Behörden wollten zunächst die weitere Entwicklung abwarten.

Auf der im Nordwesten der Kanaren gelegenen kleinen Insel mit 83.000 Einwohnern hatte es zuletzt vor 50 Jahren einen Vulkanausbruch gegeben, als der Teneguía 1971 Lava in die Luft schleuderte. Massentourismus wie auf den bekannteren Inseln Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und Teneriffa gibt es auf La Palma nicht.


Strafvollzug: Kremlgegner Nawalny darf nicht wählen

MOSKAU: Der in einem Straflager in Russland inhaftierte Kremlgegener Alexej Nawalny hat nach Angaben der Behörden bei der Parlamentswahl nicht abstimmen dürfen. Laut russischem Recht seien rechtskräftig Verurteilte von Wahlen ausgeschlossen, sagte der Vize-Chef des Strafvollzugs, Waleri Bojarinew, am Sonntag der Agentur Interfax zufolge. Nur Menschen in Untersuchungshaft, gegen die noch kein rechtsgültiges Urteil vorliege, dürften wählen. «Soweit ich weiß, ist das Urteil gegen Nawalny rechtskräftig», sagte Bojarinew.

Der 45-jährige Oppositionelle hatte zuvor aus dem Straflager östlich von Moskau heraus die Menschen in Russland zur Protestwahl gegen die Kremlpartei Geeintes Russland aufgerufen. Die Abstimmung gilt auch als wichtiger Stimmungstest für Präsident Wladimir Putin.

Die Parlaments- und Regionalwahlen sollten am Sonntagabend nach drei Tagen im ganzen Land enden - zuletzt um 20.00 Uhr MESZ in der Ostseeregion Kaliningrad (früher nördliches Ostpreußen um Königsberg). 14 Parteien stellten sich zur Wahl des neuen Parlaments. Es gab zahlreiche Beschwerden über massive Fälschungen.


Schwerer Verkehrsunfall in Hessen - Auch 19-Jährige unter den Opfern

FRIEDBERG: Nach dem schweren Verkehrsunfall mit vier Toten und drei Verletzten auf der A5 in Hessen hat die Polizei Einzelheiten zu den Opfern mitgeteilt. Demnach kamen bei dem verheerenden Zusammenstoß bei Friedberg in Hessen eine 19 Jahre alte Frau sowie ein 19 Jahre alter Mann und ein 33 Jahre alter Mann ums Leben - alle aus dem Kreis Gießen. Das vierte Todesopfer ist ein 68 Jahre alter Mann aus Frankfurt.

Eine weitere 19 Jahre alte Frau und ein 19 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Gießen wurden mit lebensbedrohlichen Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Leichtere Verletzungen erlitt demnach ein 52 Jahre alter Mann aus dem Rhein-Taunus-Kreis.

Der Unfall hatte sich am frühen Sonntagmorgen ereignet. «Wie es zu dem Zusammenstoß kam und ob ein gemeldeter Falschfahrer kurz vor dem Unfall damit in Zusammenhang steht, sollen die Untersuchungen eines beauftragten Sachverständigen ergeben», teilte die Polizei Mittelhessen mit. Wegen umherfliegender Trümmer kam es auch auf der Gegenfahrbahn zu Folgeunfällen, bei denen Sachschaden entstand.


«Dumme Debatten»: Habeck kritisiert Wahlkampf scharf

BERLIN: Grünen-Chef Robert Habeck hat den bisherigen Wahlkampf scharf kritisiert. «Wir sind steckengeblieben in dämlichen, in dummen Debatten, die von den politischen Mitbewerbern immer wieder hochgezogen wurden und die eigentliche Diskussion verstellt haben», sagte er am Sonntag auf einem Parteitag in Berlin. «Irgendwas war nicht richtig in diesem Wahlkampf.»

Die eigentlichen Herausforderungen der Gegenwart seien in den vergangenen Monaten nicht diskutiert worden, beklagte Habeck. Das Bundesverfassungsgericht habe zu Beginn des Wahlkampfes in einem Urteil zum Klimaschutzgesetz eigentlich die Voraussetzung für einen Wettbewerb um die besten Ideen geschaffen. Denn die Richter hätten damals gesagt: Wer das Klima schützt, schützt die Freiheit. «Wir waren also an einem Punkt, wo der Wahlkampf die Chance hatte, eine neue Zeit zu prägen, eine neue Diskussion zu prägen. Stattdessen wurden Popänze aufgebaut.» Diese sollten verhindern, dass ein Wettbewerb um die zukünftige Gestaltung des Landes beginnt, kritisierte Habeck.

Der scheidenden Kanzlerin Angel Merkel (CDU) zollte der Grünen-Vorsitzende zwar seinen persönlichen Respekt. Sie habe über die letzten 16 Jahre «mit einer hohen Opferbereitschaft, mit einer sehr großen, höchsten persönlichen Integrität, mit ihrer ewigen Kraft zur Differenziertheit und ihrer großen Menschlichkeit diesem Land viel gegeben», sagte er. Trotzdem sei es dringend erforderlich, dass eine politische Ära zu Ende gehe, «die Politik so interpretiert hat, dass sie möglichst unpolitisch sein sollte».


Erste Wahllokale geschlossen - Hoffnung bei Kremlgegnern

MOSKAU: Bei der Wahl einer neuen Staatsduma in Russland haben die Wahllokale im äußersten Osten des flächenmäßig größten Landes der Erde geschlossen und es wurde mit der Auszählung der Stimmen begonnen. Unterstützer des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny machten sich mit Blick auf erste ausgezählte Ergebnisse Hoffnungen auf einen Erfolg ihres Aufrufs zur Protestwahl gegen die Kremlpartei Geeintes Russland. Demnach lagen dort nach Auszählung der ersten Stimmen vereinzelt Bewerber der Kommunisten vor der Regierungspartei - wie etwa in Chabarowsk. Belastbar waren diese Ergebnisse aber nicht.

In Chabarowsk wurde nach den Massenprotesten gegen den Kreml im vergangenen Jahr auch ein neuer Gouverneur gewählt. Dort konnte sich Interims-Gouverneur Michail Degtjarjow von der rechtspopulistischen Partei LDPR Hoffnungen auf einen Sieg machen. Er hatte den unter anderem wegen Mordes angeklagten beliebten Gouverneur Sergej Furgal abgelöst, der weiter auf seinen Prozess wartet. Furgal war beim Kreml in Ungnade gefallen - seine Festnahme hatte Massenproteste ausgelöst. Zehntausende Chabarowsker unterstützten ihn im vergangenen Jahr.

Die Parlaments- und Regionalwahlen sollten nach drei Tagen am Sonntag enden - zuletzt um 20.00 Uhr MESZ in der Ostseeregion Kaliningrad (früher nördliches Ostpreußen um Königsberg). 14 Parteien stellen sich zur Wahl des neuen Parlaments. Gewählt werden 450 Abgeordnete. In Russland und im Ausland sind rund 110 Millionen Menschen aufgerufen, die neue Staatsduma zu wählen. Die Wahlbeteiligung wurde mit etwas über 40 Prozent bis zum frühen Nachmittag angegeben.


Überraschender Besuch: Elch dringt in Krankenhaus ein

ESKILSTUNA: In Schweden ist ein Elch in ein Krankenhaus eingedrungen.

Das Tier sei am Sonntagmittag durch ein Fenster der Klinik im südschwedischen Eskilstuna gesprungen und habe sich dabei verletzt, berichtete der Sender SVT unter Berufung auf Polizeiangaben. Patienten wurden von dem Elch wohl nicht aufgeschreckt: Der Raum, zu dem sich das Tier Zutritt verschaffte, soll leer gewesen sein, da die Abteilung sonntags nicht geöffnet hat. Ein Jäger und tierärztliches Personal wurden hinzugerufen, um das verletzte Tier vorerst zu betäuben. Weitere Untersuchungen müssten nun zeigen, ob der Elch seinen abenteuerlichen Ausflug überlebt oder eingeschläfert werden müsse, hieß es in dem SVT-Bericht.


Macron will im U-Boot-Streit mit Biden reden

PARIS: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will im Streit um einen geplatzten U-Boot-Verkauf an Australien mit US-Präsident Joe Biden reden. In den kommenden Tagen sei ein Telefongespräch geplant, hieß es aus dem Élyséepalast in Paris am Sonntag. Das Datum und die Uhrzeit stünden aber noch nicht fest.

Australien hatte im Zuge eines Dreierpakts mit den USA und Großbritannien den Bau atomgetriebener U-Boote vereinbart und dafür einen 56-Milliarden-Euro-Vertrag von 2016 zum Kauf französischer U-Boote aufgekündigt. Frankreich beorderte deshalb seine Botschafter aus den USA und Australien zu Beratungen heim.


Frauen in Kabul demonstrieren für ihre Rechte

KABUL: Eine Gruppe Frauen hat auf den Straßen Kabuls ein Recht auf Arbeit, Bildung und Freiheit gefordert. «Frauenrechte und Menschenrechte», riefen die Frauen mitten in der afghanischen Hauptstadt, wie Aufnahmen örtlicher Medien am Sonntag zeigten.

Rund zwei Dutzend Frauen hatten sich demnach vor dem früheren afghanischen Frauenministerium versammelt, das die militant-islamistischen Taliban nach ihrer Machtübernahme abgeschafft hatten. Das Gebäude wird nun als Ministerium zur Erhaltung der Tugend und Unterdrückung des Laster genutzt. Dort hat eine Religionspolizei ihren Sitz, die die Einhaltung der strengen Auslegung des Islams durch die Taliban durchzusetzen soll.

Die Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 zeichnete sich insbesondere durch die Unterdrückung der Frauen aus. Sie mussten sich in der Öffentlichkeit unter einer Burka verhüllen, durften nicht arbeiten, Mädchen war der Schulbesuch verboten. Die Religionspolizei war dafür bekannt, Frauen auszupeitschen oder zu verprügeln, die sich nicht an die Regeln hielten. Viele Frauen befürchten seit der erneuten Machtübernahme der Islamisten, dass diese wieder ähnliche Regeln für sie einführen werden.

Bisher haben die Taliban Mädchen den Besuch weiterführender Schulen untersagt und die Universitäten angewiesen, die Klassen nach Geschlechtern zu trennen. So sollten am Samstag die weiterführenden Schulen ab der 7. Klasse für Jungen wieder öffnen. Schülerinnen wurden in der Erklärung des Bildungsministeriums nicht erwähnt. In der Erklärung hieß es, man habe bereits Schülern bis zur 6. Klasse erlaubt, ihre Schulen zu besuchen. Daraufhin wurde der Schulbetrieb für Mädchen und Jungen dieser Schulstufen aufgenommen.


Nach Waffenfund in Hotel: 40-Jähriger in U-Haft

DÜSSELDORF: Nach einem Waffenfund und einem Großeinsatz der Polizei in einem Düsseldorfer Hotel ist der 40 Jahre alte Tatverdächtige in Untersuchungshaft gekommen. Dem Mann werde unter anderem ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Sonntag.

Der 40-Jährige war am Freitag festgenommen worden. Ihm wird nach Polizeiangaben eine Schusswaffe zugerechnet, die in einem Hotelzimmer entdeckt worden war. Der Mann wurde vernommen. Weitere Angaben zu dem Verdächtigen und der Waffe machten die Ermittler zunächst nicht.

Bei der stundenlangen Durchsuchung des geräumten Hotels stießen die Ermittler auch auf einen verdächtigen Koffer. Sprengstoffexperten gaben später Entwarnung: In dem Koffer seien Kleidung und Reiseutensilien gewesen.


London appelliert vor Klimakonferenz an China

LONDON: Großbritannien hat als Gastgeber der nächsten Weltklimakonferenz an China appelliert, konkrete Pläne zur Senkung seiner klimaschädlichen Emissionen vorzulegen. «Es gibt keinen Zweifel daran, dass China der Schlüssel zu all dem sein wird. Sie sind die größten Emittenten (von Treibhausgasen) der Welt», sagte der designierte Präsident der Konferenz COP26, Alok Sharma, am Sonntag im Sender Sky News. Die Chinesen müssten bisherigen Absichtserklärungen detailliertere Maßnahmen folgen lassen. «Der Ball liegt in ihrem Feld.»

Nach Sharmas Worten ist noch offen, ob Chinas Präsident Xi Jinping an der Konferenz im November in Glasgow teilnehmen wird. Kritiker sehen eine konstruktive Beteiligung Chinas durch die jüngste Sicherheitspartnerschaft Großbritanniens mit den USA und Australien in weitere Ferne gerückt. Der britische Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, bei einem bevorstehenden Besuch in den USA für mehr gemeinsame Anstrengungen zum Klimaschutz zu werben.

Alle Staaten sind gemäß dem Abkommen von Paris aufgerufen, vor der Konferenz in Schottland verbesserte Beiträge zum Klimaschutz bei den Vereinten Nationen einzureichen. Nach jüngsten UN-Angaben befindet sich die Welt derzeit auf dem Pfad zu einer Erderwärmung um 2,7 Grad. «Damit wird das vor sechs Jahren gemachte Versprechen gebrochen, das 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens zu verfolgen», hatte UN-Chef António Guterres vor einigen Tagen kritisiert.


Gewalttat in Almelo: Verdächtiger bei Festnahme schwer verletzt

ALMELO: Der im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von zwei Menschen im niederländischen Almelo gefasste Verdächtige soll nach Medienberichten bei seiner Festnahme schwer verletzt worden sein. Er liege auf der Intensivstation des Krankenhauses und sei derzeit nicht vernehmungsfähig, berichtete die Zeitung «Tubantia» am Sonntag unter Berufung auf die Polizei. Der Mann sei aber nicht in Lebensgefahr. Die Polizei hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass bei der Festnahme des Mannes geschossen worden war.

Der 28-Jährige steht unter Verdacht, in der Stadt im Osten des Landes nahe der deutschen Grenze am Freitag zwei Frauen erstochen und eine dritte Frau verletzt zu haben. Er hatte auch nach Angaben der Polizei mit einer Armbrust auf Passanten geschossen. Die Hintergründe der Tat sind bislang weitgehend unklar. Die Ermittlungen laufen noch, wie die Polizei mitteilte.

Bei den Todesopfern handelt es sich um eine 70-jährige und eine 52-jährige Frau. Die dritte Frau war nach Medienangaben eine 33 Jahre alte Krankenschwester, sie konnte Medienangaben zufolge den Balkon fliehen.


Papst: Missbrauchsopfer wichtiger als Ruf der Kirche

ROM/WARSCHAU: Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, sich bei der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen nicht durch die Sorge um den Ruf der katholischen Kirche beeinflussen zu lassen. «Im Gegenteil: Nur wenn wir uns der Realität dieser furchtbaren Vorkommnisse stellen und demütig um Vergebung bei den Opfern und deren Angehörigen bitten, kann die Kirche einen Weg finden, um wieder ein vertrauensvoller Ort der Zuflucht und Sicherheit zu sein für die Notleidenden», sagte Franziskus in einer Videobotschaft.

Die Botschaft ging an die Teilnehmer einer Kinderschutzkonferenz in Warschau mit Teilnehmern aus 20 mittel- und osteuropäischen Ländern. Der deutsche Pater Hans Zollner als päpstlicher Kinderschutzbeauftragter ist einer der Mitorganisatoren des Treffens. Der Papst mahnte, aus der «Zerknirschung» müsse ein «konkreter Weg der Reformen» werden - mit dem Ziel, weiteren Missbrauch zu verhindern als auch Vertrauen zu stärken.

«Unsere Fehler und unser Versagen eingestehen kann uns verletzlich und schwach fühlen lassen», sagte Franziskus. «Aber es kann auch führen zu einer Zeit wunderbarer Gnade, der inneren Reinigung, die uns neue Horizonte öffnet für die Liebe und den Dienst aneinander. Wenn wir unsere Fehler eingestehen, haben wir nicht zu fürchten.» Die katholische Kirche wird seit Jahren in verschiedenen Ländern von Missbrauchsskandalen erschüttert, auch in Deutschland.


Iran schließt neue Atomgespräche in New York nicht aus

TEHERAN: Der Iran schließt neue Atomgespräche auf Ebene der Außenminister während der UN-Vollversammlung nächste Woche in New York nicht aus. Das Außenministerium in Teheran kündigte am Sonntag an, dass Ressortchef Hussein Amirabdollahian das Thema mit den Fachkollegen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland am Rande des Treffens besprechen werde. Ob es auch ein Gespräch mit US-Außenminister Antony Blinken geben wird, blieb offen. Der neue Präsident Ebrahim Raisi kommt nicht persönlich nach New York, sondern wird für seine Rede vor den Vereinten Nationen per Video zugeschaltet.

Die im April wieder begonnenen Verhandlungen in Wien über die Rettung des Atomabkommens mit dem Iran wurden nach der Präsidentenwahl im Juni und dem Regierungswechsel in Teheran unterbrochen. Die China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland bemühen sich um die Rückkehr der USA zu dem Abkommen von 2015. Gleichzeitig soll der Iran die Auflagen wieder einhalten, gegen die er seit dem Ausstieg der USA verstößt. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte die Vereinbarung 2018 aufgekündigt.

Irans Präsident Raisi hat mehrmals betont, dass der Iran Verhandlungen fortsetzen wolle. Die neue iranische Delegation steht jedoch immer noch nicht fest. Bislang leitete Vizeaußenminister Abbas Araghchi die Delegation. Er wurde jedoch vergangene Woche von dem Hardliner Ali Bagheri ersetzt, einem Kritiker des Abkommens.


Britische Außenministerin verteidigt Pakt mit USA und Australien

LONDON: Nach harscher Kritik aus Frankreich und China hat die neue britische Außenministerin Liz Truss den Sicherheitspakt ihres Landes mit den USA und Australien verteidigt. «Freiheiten müssen verteidigt werden, daher bauen wir starke Sicherheitsbeziehungen in aller Welt auf», schrieb die konservative Politikerin am Sonntag im «Telegraph». Nach U-Booten mit Atomantrieb wolle man in diesem Bündnis auch den Einsatz künstlicher Intelligenz für die Verteidigung ausbauen. Großbritannien zeige damit sein Engagement für Sicherheit und Stabilität in der Indopazifik-Region.

Frankreich hatte sich wegen eines geplatzten, milliardenschweren U-Boot-Geschäfts mit Australien empört über die neue Partnerschaft gezeigt und seine Botschafter aus den USA und Australien zu Beratungen abgezogen. Auch China hatte den Pakt verurteilt.

Nach dem Brexit will die britische Regierung auf enge Beziehungen zum asiatischen Raum setzen, auch um unabhängiger von Europa zu werden. Truss, die zuvor als Handelsministerin Post-Brexit-Handelsverträge aushandeln musste, hatte vor wenigen Tagen im Rahmen einer Kabinettsumbildung den Posten ihres Vorgängers Dominic Raab übernommen.


Zwei Palästinenser nach Flucht aus Gefängnis gefasst

TEL AVIV: Zwei Wochen nach der Flucht aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis sind die letzten zwei von insgesamt sechs militanten Palästinensern wieder gefasst worden. Die beiden Männer seien bei einer Razzia in der Palästinenserstadt Dschenin im nördlichen Westjordanland von israelischen Spezialeinheiten festgenommen worden, teilten Armee und Polizei am Sonntag mit.

Nach Angaben der Armee wurden bei dem Einsatz auch zwei Helfershelfer gefasst. Bei dem Rückzug der Truppen aus der Stadt sei es zu Konfrontationen mit Demonstranten gekommen. Dabei sei die Einheit mit Steinen und Sprengsätzen beworfen worden. Es seien auch Schüsse gefallen.

Vor einer Woche waren im Norden Israels die ersten vier der insgesamt sechs geflohenen Häftlinge gefasst worden. Sie waren durch einen Tunnel aus dem Gilboa-Gefängnis entkommen. Medienberichten zufolge saßen sie wegen tödlicher Anschläge auf Israelis hinter Gittern.

Militante Palästinenserorganisationen hatten die Flucht als Demütigung Israels gefeiert. Zu den vier Gefassten gehört der frühere Palästinenserführer Sakaria Subeidi, der zu Zeiten des zweiten Palästinenseraufstands («Intifada») von Israels Sicherheitsapparat gejagt worden war, 2007 aber vorübergehend Amnestie gewährt bekam.


Migranten in Texas - US-Regierung macht Tempo bei Abschiebungen

DEL RIO/WASHINGTON: Die USA wollen angesichts Tausender Migranten in der US-Grenzstadt Del Rio in den kommenden 24 Stunden bis zu 3000 Menschen an andere Orte verlegen. Sie sollen in Einrichtungen der Grenzbehörden gebracht werden, kündigte der Leiter der US-Grenzpatrouille, Raul Ortiz, am Sonntagnachmittag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz an. Von dort aus werden die meisten von ihnen in ihre Heimatländer zurückgebracht - die Mehrheit der Migranten stammt aus dem bitterarmen Karibikstaat Haiti.

Die Menschen harren seit Tagen zu Tausenden unter einer Brücke an der Grenze zu Mexiko aus, die über den Fluss Rio Grande führt. Ortiz zufolge sind in den vergangenen Tagen bereits mehr als 3000 Migranten weggebracht worden. Es seien außerdem Hunderte zusätzliche Grenzbeamte in die Region versetzt worden. Der Grenzübergang ist geschlossen, Berichten zufolge kontrollieren US-Polizisten auch an anderen Stellen die Grenze. Seit den Mitternachtsstunden habe es in der Region keinen Grenzübertritt mehr gegeben, sagte Ortiz.


Forscher: Bei Wiederbelebung ausgestorbener Arten ist Geduld gefragt

MOSKAU: Experten warnen vor übertriebenen Erwartungen bei der Wiederbelebung ausgestorbener Tierarten. «Die Chance, dass alles gleich perfekt wird, sind gering», sagte der russische Wissenschaftler Nikita Simow der Deutschen Presse-Agentur. Er leitet ein riesiges Naturschutzgebiet im Nordosten Sibiriens unweit des Nordpolarmeers. Dort könnte ein Hybrid-Mammut angesiedelt werden - sollte der US-Genforschers George Church von der Harvard University in Cambridge sein Vorhaben umsetzen können.

Er will das Wollhaarmammut mit Gentechnik wieder auferstehen lassen und hat dafür nach eigenen Angaben das nötige Startkapital erhalten. «Ziel ist es, einen kälteresistenten Elefanten zu schaffen, der aber wie ein Mammut aussehen und sich so verhalten wird», sagte der Genetiker US-Medien zufolge. Viele Forscher sehen das skeptisch.

Church und sein Team brächten mit ihren Visionen die Wissenschaft voran, sagte Simow. Im Falle eines Erfolgs müsse sich die Menschheit nicht fürchten. Mammuts schadeten niemandem.


Taliban in Kundus bitten Deutschland um humanitäre Unterstützung

KUNDUS: Der Sprecher der Taliban am früheren nordafghanischen Bundeswehr-Standort Kundus hat Deutschland und andere Staaten um Unterstützung gebeten. Dabei könne es sich um Investitionen, Wiederaufbauprojekte «oder jede Art von humanitärer Unterstützung für die Regierung oder die Bürger Afghanistans» handeln, sagte Matiullah Ruhani der Deutschen Presse-Agentur in Kundus. Diese Bitte richte sich an «die gesamte Internationale Gemeinschaft inklusive Deutschland». Die Taliban würden Hilfe «sehr begrüßen».

Die Taliban hatten Kundus am 8. August erobert. Eine Woche später übernahmen die militanten Islamisten auch in der afghanischen Hauptstadt Kabul die Macht. Die letzten US-Truppen verließen Afghanistan Ende August. Damit endete nach fast 20 Jahren der internationale Militäreinsatz. Die Provinz Kundus mit der gleichnamigen Hauptstadt war in dieser Zeit ein Schwerpunkt des militärischen und zivilen Engagements Deutschlands.

Ruhani kritisierte, die Internationale Gemeinschaft habe in den vergangenen 20 Jahren in Afghanistan eine «korrupte Regierung» unterstützt, ihre Hilfe aber mit der Machtübernahme der Taliban eingestellt. Die Taliban hätten Frieden nach Afghanistan gebracht. Er betonte: «Wir sind keine Terroristen.»

Zur umstrittenen Frauenpolitik der Taliban wollte der Provinz-Sprecher sich nicht äußern. Er verwies stattdessen auf die Übergangsregierung der Taliban in Kabul. Ruhani sagte lediglich, die Taliban schätzten alle Bürger, sowohl Frauen als auch Männer.


In Hongkong beginnen erste «patriotische» Wahlen

PEKING: In Hongkong haben am Sonntagmorgen die Abstimmungen für den Wahlausschuss 2021 begonnen. Dabei stimmen rund 4.900 ausgewählte Einwohner der Finanzmetropole über Kandidaten ab, die wiederum den nächsten Verwaltungschef Hongkongs auswählen werden.

Der demokratische Entscheidungsspielraum für die Bevölkerung bleibt jedoch äußerst gering: Bereits im März hat Peking das Wahlsystem der Stadt stark überarbeitet, so dass nur noch «Patrioten» als Kandidaten zugelassen sind, die sich uneingeschränkt loyal zur chinesischen Regierung positionieren. Politiker aus dem pro-demokratischen Lager sind hingegen nahezu abwesend.

Im Sommer 2020 hatte Peking ein drakonisches nationales Sicherheitsgesetz für Hongkong erlassen, welches die politischen Rechte der Bevölkerung stark beschneidet. Die meisten Anhänger der Opposition wurden seither entweder verhaftet, haben sich aus der Politik zurückgezogen oder sind ins Ausland geflohen.


Mexiko schlägt eine Art Europäische Gemeinschaft für Amerika vor

MEXIKO-STADT: Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat einen Zusammenschluss der Länder Amerikas nach europäischem Vorbild vorgeschlagen. Zur Eröffnung eines Gipfels der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten (Celac) in Mexiko-Stadt sagte der Gastgeber, mit der Celac könne eine Art Europäische Gemeinschaft in Amerika entstehen. Für ein solches Bündnis nach dem Vorbild der Vorgängerin der Europäischen Union schlug er ein Wirtschafts- und Handelsabkommen mit den USA und Kanada vor.

Vertreter von mehr als 30 Ländern, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs, waren zu dem Gipfel nach Mexiko gekommen. Anwesend war auch der EU-Ratspräsident Charles Michel. UN-Generalsekretär Antonio Guterres und der chinesische Staatschef Xi Jinping schickten Videobotschaften. Es fehlten allerdings die Präsidenten der Länder, die zusammen mit Mexiko die fünf größten Volkswirtschaften der Region bilden: Brasilien, Argentinien, Chile und Kolumbien. Bis auf Argentinien werden diese Länder von konservativen oder rechten Politikern regiert.

Der Präsident des nordamerikanischen Mexiko, López Obrador, ist ein Populist, der sich links gibt. Manche linksgerichtete Regierungen der Region betrachten die in Washington beheimatete Organisation Amerikanische Staaten (OAS) als zu USA-nah. Sie könnten die Celac als Alternative aufzubauen versuchen.

Es kam auch zu Spannungen - etwa nachdem der paraguayische Präsident Mario Abdo erklärte, die autoritäre Regierung von Nicolás Maduro in Venezuela nicht anzuerkennen. Maduro rief, seine Regierung erkenne ebensowenig die von Abdo an. Der Präsident Uruguays, Luis Lacalle Pou, kritisierte die Menschenrechtslage in Kuba scharf und zitierte dabei aus dem Lied «Patria y Vida», das zuletzt bei Demonstrationen gegen die Regierung in dem Karibikstaat gesungen wurde. Sein Amtskollege habe einen schlechten Musikgeschmack, der Song sei eine Lüge, schoss der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel zurück.


U-Boot-Streit: Frankreich sieht Verhältnis in der Nato belastet

PARIS: Durch den Streit um ein geplatztes U-Boot-Geschäft mit Australien sieht Frankreich das Verhältnis innerhalb der Nato belastet. «Man muss auch die Stärke der Allianz mit den Vereinigten Staaten hinterfragen», sagte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian am Samstagabend dem Sender France 2. «In einer richtigen Allianz redet man miteinander und respektiert sich, das war nicht der Fall.» Was geschehen sei, belaste das neue strategische Konzept der Nato. Le Drian sprach von Lügen und einem Vertrauensbruch. «Das geht überhaupt nicht, das heißt, es gibt eine Krise.»

Frankreich hatte am Vorabend bereits auf Wunsch von Präsident Emmanuel Macron seine Botschafter aus den USA und Australien zu Konsultationen zurückgerufen. Australien hatte am Donnerstag bekanntgemacht, sich im Rahmen einer neuen Sicherheitsallianz mit den USA und Großbritannien U-Boote mit Atomantrieb beschaffen zu wollen und von einem 2016 besiegelten Kauf französischer U-Boote Abstand zu nehmen. Die Entscheidung, von der Frankreich, wie Le Drian am Samstagabend sagte, eine Stunde vor der Bekanntgabe erfuhr, bedeutet für Frankreich den Verlust einer 56-Milliarden-Euro-Vereinbarung.

Le Drian rief Europa auf, seine Interessen nach dem Fall Afghanistans an die Taliban und dem U-Boot-Streit gemeinsam besser zu verteidigen, das sei drängend. «Wenn die Europäer nicht merken, dass wenn sie Teil der Geschichte bleiben wollen, sie sich zusammentun und gemeinsam ihre Interessen verteidigen müssen, dann wird ihr Schicksal ein ganz anderes sein und wir können nicht in diese schädliche Richtung gehen.»

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.