Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Klingbeil sieht starken Auftritt von Scholz bei TV-Triell

BERLIN: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat aus Sicht von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil beim zweiten großen TV-Triell vor der Bundestagswahl voll überzeugt.

«Er hat gezeigt, dass er Kanzlerformat hat. Er hat gezeigt, dass er Ideen hat, wie wir das Land jetzt in schwierigen Zeiten voranbringen können», sagte Klingbeil dem ZDF unmittelbar im Anschluss an die Sendung. Sowohl in der Frage Klima als auch bei der Gesundheitspolitik und der Frage, wie man das Land zusammenhalten könne, habe Scholz «klare und souveräne» Antworten geliefert.


Scholz hebt Solidarität und Respekt als Ziele hervor

BERLIN: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat Solidarität und Zusammenhalt als zentrale politische Ziele hervorgehoben. Es gelte auch nach der Corona-Krise dafür zu sorgen, dass mehr Respekt in der Gesellschaft herrsche und jede Lebensleistung anerkannt werde, sagte der Vizekanzler am Sonntagabend in seinem Schlusswort in der zweiten großen TV-Wahlkampfdebatte bei ARD und ZDF. Dies bedeute unter anderem einen Mindestlohn von 12 Euro und stabile Renten.

Scholz hob als Ziel zudem die industrielle Zukunft Deutschlands hervor, um Arbeitsplätze auch angesichts des Klimawandels zu sichern. «Ich möchte Ihnen dafür als Bundeskanzler dienen», sagte er an die Zuschauer gewandt.


Söder rechnet nach «Punktsieg» für Laschet mit Trendwende für Union

BERLIN: CSU-Chef Markus Söder rechnet nach dem TV-Triell im Wahlkampffinale fest mit einem Stimmungswechsel zugunsten der Union. «Das war ein überzeugender Auftritt und klarer Punktsieg für Armin Laschet. Das ist eine Trendwende und gibt Rückenwind für den Schlussspurt», sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonntagabend unmittelbar nach dem Ende der Sendung der Deutschen Presse-Agentur in München. Söder hatte auch schon nach dem ersten TV-Triell Laschet als klaren Sieger gesehen.

Erwartungsgemäß ist auch für CSU-Generalsekretär Markus Blume der CDU-Chef «Klarer Sieger nach Punkten». SPD-Kanzlerkandidat Olaf «Scholz schwimmt in Skandalen: Razzia im Bundesfinanzministerium, Cum-Ex und Wirecard». Besonders kritisierte Blume, dass Scholz und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock eine Koalition mit der Linken nicht ausschließen.


Baerbock: Zeit für «echten Aufbruch»

BERLIN: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat vor allem mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel für einen «echten Aufbruch» in Deutschland geworben.

Darum gehe es bei der Bundestagswahl, sagte sie am Sonntagabend bei ihrem Schluss-Statement beim zweiten großen TV-Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen. Man dürfe nicht im «Weiter so» verharren, sagte Baerbock. Die nächste Regierung sei die letzte, die noch aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen könne, sagte Baerbock: «Das ist die Aufgabe unserer Zeit.».


Streit über Zukunft der Rente beim TV-Triell

BERLIN: Beim TV-Triell haben die drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen über die Zukunft der Rente gestritten. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sagte am Sonntagabend in der zweiten großen TV-Wahlkampfdebatte bei ARD und ZDF, es müsse jungen Leuten die Garantie gegeben werden, dass das Renteneintrittsalter und das Rentenniveau stabil blieben. Zugleich müsse man dafür sorgen, dass man vorankomme bei der Beschäftigung von Frauen, dies sei gut auch für die Finanzierung der Rente.

Laschet nannte die Garantie-Aussagen von Scholz nicht seriös. Man könne nicht Menschen, die heute ins Berufsleben starteten, sagen, es werde alles bleiben. Man werde parteiübergreifend über die Zukunft der Rente reden müssen. So müsse bei der betriebliche Altersvorsorge ein besseres System gefunden werden, die Riester-Rente sei nicht effektiv und attraktiv.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sprach sich für mehr Fachkräftezuwanderung aus sowie einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro. Außerdem müssten mehr Frauen in Vollzeit arbeiten können, es gebe aber bisher zu wenig Ganztagsangebote für Kinder.


Scholz und Baerbock für Bürgerversicherung - Laschet dagegen

BERLIN: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und seine Konkurrentin von den Grünen, Annalena Baerbock, ziehen bei den Plänen zur Einführung einer Bürgerversicherung an einem Strang. Die Einführung einer solchen Versicherung, in die alle einzahlen würden, sei eine Herzensangelegenheit für ihn, sagte Scholz am Sonntagabend im zweiten großen TV-Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen. Besonders werde im Bereich der Pflege deutlich, dass eine solche Versicherung Sinn mache. Auf die Nachfrage, ob er als Kanzler eine Bürgerversicherung zur Bedingung für eine Koalition machen werde, sagte Scholz: «Alles, was in meinem Wahlprogramm steht, ist eine Bedingung. Und dann gucken wir mal, wie weit wir kommen.»

Laschet betonte im Gegenzug, er lehne die Einführung einer Bürgerversicherung ab. «Hier unterscheiden wir uns fundamental.» Ihn wundere, dass Scholz als Finanzminister angesichts der Erfahrungen in Europa einen solchen Vorschlag mache. Die Einheitsversicherung habe in Dänemark oder Großbritannien ein schlechteres Gesundheitssystem zur Folge. Baerbock betonte: «Ja, ich will den Weg zu einer Bürgerversicherung gehen, die bedeutet, dass viel mehr Menschen einzahlen.» Der erste Schritt sei, «dafür zu sorgen, dass Menschen, die jetzt privat versichert sind, in die Gesetzliche wechseln können.»


Baerbock und Scholz für Begrenzung von steigenden Mieten

BERLIN: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und SPD-Bewerber Olaf Scholz haben sich für Schranken gegen steigende Mieten ausgesprochen. Für Städte, wo Mieten explodierten, müsse man es auf Bundesebene ermöglichen, dass man Obergrenzen einziehen könne, sagte Baerbock in der zweiten großen TV-Wahlkampfdebatte am Sonntagabend bei ARD und ZDF. Scholz sagte, neben dem Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr strebe die SPD ein «Mietmoratorium» an, damit bei Neuvermietungen Mieten nicht mehr so stark steigen könnten.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) legte den Fokus auf Anreize für Investitionen in zusätzliche Wohnungen. Nötig sei «mehr und schnelleres Bauen», etwa beim Bauland und einer einfacheren Bauordnung. Dies komplizierter zu machen, werde nichts helfen bei der Situation in den Städten.


Kanzlerkandidaten sehen Aufholbedarf bei Digitalisierung

BERLIN: Die drei Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) haben beim zweiten großen TV-Schlagabtausch das Thema Digitalisierung als dringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung benannt. «Wir haben viel gemacht, aber es reicht nicht», sagte Laschet am Sonntagabend beim Triell der Kanzlerkandidaten, das diesmal bei ARD und ZDF ausgetragen wurde. Er bekräftigte seinen Plan, im Fall einer Kanzlerschaft ein Digitalministerium einzurichten. Beispielsweise ärgere es ihn «maßlos, dass wir immer noch selbst auf Autobahnen kein Netz haben».

Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock griff Laschet an und sprach sich gegen ein Ministerium aus, das Zukunftsthema Digitalisierung müsse in den Aufgabenbereich des Kanzlerinnenamtes, forderte sie. «Digitalisierung ist oder war, muss man deutlich sagen, die Aufgabe unserer Zeit», so Baerbock. Beim Glasfaserausbau müsse man staatlich mit eingreifen.

Scholz betonte, dass für die Breitbandinfrastruktur schon viel Geld zur Verfügung gestellt worden sei. «Ich glaube, es liegt schon längst nicht mehr am Geld.» Es müsse sichergestellt werden, dass mit der finanziellen Hilfe des Bundes die Länder und Gemeinden dafür sorgten, dass alle Schulen an das Netz angebunden seien.


Kontroverse zwischen Scholz und Laschet über Klimaschutz

BERLIN: Unionskanzlerkandidat Armin Laschet und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz haben beim Triell kontrovers über den Klimaschutz gestritten. Sie warfen sich gegenseitig bei wichtigen Fragen eine Blockade vor. Scholz betonte, die Union habe lange bestritten, dass für den klimagerechten Umbau der Wirtschaft mehr Strom nötig sei. Laschet warf der SPD am Sonntagabend in der zweiten großen TV-Wahlkampfdebatte bei ARD und ZDF vor, Beschleunigungen bei Planungs- und Genehmigungsverfahren verhindert zu haben.

Baerbock machte deutlich, mit dem aktuellen Tempo der schwarz-roten Koalition würden Klimaziele deutlich verfehlt. Union und SPD hätten sich immer nur gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben. Sie nannte den Kampf gegen den Klimawandel eine große Kraftanstrengung. Baerbock bekräftigte, Deutschland müsse früher aus der Kohle aussteigen, und zwar deutlich vor dem Jahr 2038 - das ist bisher geplant.

Auf eine Frage zu steigenden Spritpreisen sagte Scholz, bei der CO2-Bepreisung im Verkehr müsse moderat vorgegangen werden. Es kaufe sich niemand wegen eines steigenden Spritpreises am nächsten Tag ein neues Auto. Die Einnahmen aus dem CO2-Preis müssten den Bürgern zurückgegeben werden, indem die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms abgeschafft werde.


Laschet schließt Juniorrolle in SPD-Regierung nicht generell aus

BERLIN: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet schließt eine Juniorrolle der CDU/CSU in einer SPD-geführten Bundesregierung nicht generell aus. «Demokraten untereinander müssen nach der Wahl miteinander reden», sagte der CDU-Vorsitzende am Sonntagabend beim zweiten großen TV-Duell der Kanzlerkandidaten, das diesmal bei ARD und ZDF ausgetragen wurde. Zugleich betonte er: «Wir kämpfen um Platz 1.» Laschet wich der Frage aber insgesamt aus. Momentan sei man nicht bei der Regierungsbildung, sondern «beim Werben um den richtigen Weg für unser Land».

Die Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock betonte, sie kämpfe mit aller Kraft für einen Aufbruch in Deutschland. «Das geht nur mit Grünen in führender Rolle.» Baerbock sagte ebenfalls, nach der Wahl müssten alle demokratischen Parteien miteinander reden. Dabei schloss sie die Linke mit ein. Baerbock warnte vor einer Gleichsetzung der Linken mit der AfD. Das sei «brandgefährlich».

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz legte sich erneut nicht definitiv fest, ob er eine Koalition zusammen mit der Linken ausschließt. Er betonte aber: «Wer in Deutschland regieren will, muss klare Positionen haben, er muss sich bekennen zur transatlantischen Zusammenarbeit, er muss klar sagen, dass die Nato für unsere Sicherheit unverzichtbar ist, und dass wir unsere Verpflichtungen im Bündnis erfüllen müssen. Er muss sich klar zu einer starken, souveränen Europäischen Union bekennen.»

Laschet warf Scholz vor, er würde selbst dann, wenn die SPD nur zweitstärkste Kraft bei der Bundestagswahl am 26. September werden sollte, eine Koalition unter Einschluss der Linken bilden.


IAEA-Chef: Noch keine Dauerlösung mit dem Iran erreicht

WIEN: Teheran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) haben am Sonntag noch keine dauerhafte Lösung zur Überwachung der iranischen Nuklearanlagen erreicht.

Nach seiner Rückkehr aus dem Iran sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien, dass zumindest das drängendste Problem gelöst sei: Die Islamische Republik hat der IAEA die Wartung von Aufzeichnungsgeräten zur Überwachung iranischer Atomprojekte wieder erlaubt. Allerdings würde Inspektoren der Atomenergiebehörde auch weiterhin keinen Zugang zu den Daten haben, die von den Geräten gespeichert werden. «Das kann keine dauerhafte Lösung sein», sagte Grossi am Sonntagabend Journalisten am Wiener Flughafen.


Katars Außenminister besucht Taliban-Regierung in Kabul

KABUL: Der Außenminister des arabischen Emirats Katar hat als erster hochrangiger ausländischer Politiker die Übergangsregierung der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan besucht. Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, der auch Vize-Regierungschef von Katar ist, traf sich am Sonntag nach Angaben eines Taliban-Sprechers im Präsidentenpalast von Kabul mit dem amtierenden Regierungschef Mullah Mohammed Hassan Achund und mehreren Kabinettsmitgliedern. Bislang hat kein Staat die Taliban-Regierung offiziell anerkannt.

Katar, das auch die Evakuierungsmissionen tatkräftig unterstützt hat, zählt zu den Ländern mit den engsten Kontakten zu den Taliban. Sie betreiben in Katars Hauptstadt Doha ihr politisches Büro, ein faktisches Außenministerium. Dort wurden auch die Verhandlungen zu dem Abkommen mit den USA geführt. Das kleine, aber einflussreiche Golf-Emirat tritt auch weiterhin als Vermittler auf. Nach früheren Angaben Al Thanis dringt der Golfstaat auf eine Beteiligung aller Parteien an der Macht und die Wahrung der Grundrechte der Menschen in Afghanistan, bestreitet aber, Einfluss auf die Islamisten zu haben.

Al Thani traf sich in Kabul auch mit dem früheren Vorsitzenden des Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, und Afghanistans Ex-Präsidenten Hamid Karsai. «Wir haben Ansichten über die aktuelle Situation und Entwicklungen in Afghanistan und die Bildung eines inklusiven Systems ausgetauscht», twitterte Abdullah.

Die Taliban-Führung habe Katar für seine Hilfe gedankt und betont, dass alle Parteien dem 2020 unterzeichneten Doha-Abkommen verpflichtet bleiben müssten, teilte ein Sprecher der Islamisten nach dem Treffen auf Twitter mit. Die Taliban hatten sich in Doha im Gegenzug für den Abzug der US-Truppen unter anderem zu Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung und der Beteiligung an einer inklusiven Regierung verpflichtet. Allerdings übernahmen sie im August selbst mit militärischen Mitteln die Macht in dem Land und verkündeten zuletzt ein eigenes Kabinett.


21-jähriger Italiener ist Gedächtnismeister

TORGELOW AM SEE: Der 21-jährige Italiener Andrea Muzii hat die diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Gedächtnissport gewonnen. Der in Rom lebende junge Mann habe sich unter anderem in der Disziplin «Speed Numbers» eine Zahl mit 630 Stellen in fünf Minuten merken können, sagte Organisator Steffen Bütow am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Das sei Weltrekord.

Muzii habe den Zehnkampf bei den Meisterschaften «MemoryXL» mit rekordverdächtigen 8594 Punkten gewonnen und sich damit auf Platz eins der Weltrangliste der Gedächtnissportler geschoben, die mehr als 1700 Sportler weltweit umfasst, so Bütow.

Bei dem Wettstreit in Torgelow (Mecklenburg-Vorpommern) waren Starter aus fünf Ländern dabei. Sie mussten sich unter anderem Bilder oder Wörter in bestimmten Reihenfolgen einprägen und komplizierte Zahlenreihen merken. Zweiter und Dritter unter zwölf erwachsenen Startern wurden mit Bastian Wiederholt (6804) und Norbert Reulke (3619) Deutsche.

Bei den Jugendlichen gewann unter neun Startern die 13-jährige Romy Hämling, die am Schlossgymnasium Torgelow lernt, mit 1943 Punkten. Zweite wurde mit 1392 Punkten Clara Engels und Dritter Linus Meurer (1334), die beide aus Neuss (Nordrhein-Westfalen) kommen. Bei den Kindern bis 12 Jahren gewann der zwölfjährige Max Maluche aus Braunschweig, der auf 1676 Punkte kam.


Papst fordert, Spaltung in Europa zu überwinden

BRATISLAVA: Papst Franziskus wünscht sich ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl in Europa. «Wie können wir sonst auf ein Europa hoffen, das seine christlichen Wurzeln wiederentdeckt, wenn wir die ersten sind, welche die ursprüngliche volle Gemeinschaft vermissen lassen?», fragte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntagabend bei einem ökumenischen Treffen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Papst Franziskus sprach im Vorfeld seines Besuchs in der Slowakei von «Tagen der Anbetung im Herzen Europas».

Es sei schwierig, ein mehr vom Glauben beeinflusstes Europa zu fordern, ohne sich darüber Sorgen zu machen, dass man dort noch immer untereinander gespalten sei. Historische Gründe und politische Bindungen dürften keine unüberwindbaren Hindernisse sein, forderte der 84-Jährige weiter. Franziskus legt in seinem Pontifikat großen Wert darauf, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit in der Welt voranzutreiben. Der Argentinier erreichte die Slowakei am Sonntagnachmittag. Bis Mittwoch will er in dem mitteleuropäischen Land mehrere Orte besuchen und Messen feiern.


Parlamentswahl - Sozialdemokraten als Topfavorit

OSLO: Norwegen wählt am Montag ein neues Parlament. Nach acht Jahren unter der konservativen Ministerpräsidentin Erna Solberg deuten die Umfragen auf einen Regierungswechsel in Oslo hin. Die besten Chancen werden der sozialdemokratischen Arbeiterpartei eingeräumt. Ihr Vorsitzender Jonas Gahr Støre könnte somit zum Nachfolger von Solberg werden - Norwegen würde dann ebenso wie seine nordischen Partnerländer Dänemark, Schweden und Finnland federführend von Sozialdemokraten regiert werden. Stimmberechtigt sind knapp 3,9 Millionen Menschen. Mit ersten Prognosen wird nach Schließung der Wahllokale um 21.00 Uhr (MESZ) gerechnet.

Montag ist der offizielle Wahltag in dem skandinavischen Land, bereits am Sonntag waren aber in fast der Hälfte aller Gemeinden Stimmabgaben möglich. Auch davor konnten die Menschen schon wählen, knapp 1,65 Millionen Norwegerinnen und Norweger machten schon vor Sonntag von solchen Möglichkeiten zur vorzeitigen Stimmabgabe Gebrauch - das entspricht mehr als 42 Prozent aller Wahlberechtigten.


Internationale Gemeinschaft berät in Geberkonferenz über Afghanistan

GENF: Knapp einen Monat nach der Rückkehr der militant-islamistischen Taliban an die Macht in Afghanistan hält die internationale Gemeinschaft am Montag in Genf eine Geberkonferenz ab. Ziel des Treffens unter dem Dach der Vereinten Nationen ist, den Hunger in dem zentralasiatischen Land zu bekämpfen und das öffentliche Leben vor dem Zusammenbruch zu bewahren. UN-Hilfsorganisationen haben einen Finanzbedarf von 606 Millionen Dollar (513 Millionen Euro) bis Dezember angemeldet. Viele Länder sind zu humanitärer Hilfe bereit, wollen daran aber Bedingungen knüpfen.

Zu der Konferenz werden etwa 40 Minister erwartet, darunter der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD). Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres will nach Genf kommen. Viele andere sind nur per Videoschalte dabei. Die Taliban sind in Afghanistan seit Mitte August wieder an der Macht. Die internationalen Truppen haben das Land nach annähernd 20-jährigem Einsatz nahezu vollständig wieder verlassen.

Nach Einschätzung von UN-Behörden steht die Grundversorgung vor dem Zusammenbruch. Mit humanitärer Hilfe sollen medizinische Leistungen, Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen aufrecht erhalten werden. Zudem sollen Schutzmaßnahmen für Kinder und Frauen, Notunterkünfte für Vertriebene sowie Bildungsprojekte finanziert werden. Außerdem brauchen die Vereinten Nationen Geld für Nahrungsmittelhilfe. Nach UN-Zahlen haben 93 Prozent der Haushalte in Afghanistan nicht genug zu essen.

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi warnte am Sonntag, dass ein «Wiederaufflammen der Kämpfe, Menschenrechtsverletzungen oder der Zusammenbruch der Wirtschaft und der sozialen Grundversorgung» viele Afghanen zur Flucht ins Ausland bewegen könnte. Die Nachbarländer, besonders Iran und Pakistan, hätten jedoch bereits Millionen aufgenommen, sagte Grandi dem «Tagesspiegel». Mehr als 3,5 Millionen Menschen seien derzeit innerhalb des Landes auf der Flucht.


Papst besucht slowakische Präsidentin und wohltätige Nonnen-Mission

BRATISLAVA: Papst Franziskus will am zweiten Tag seiner Slowakei-Reise Politiker, Mitglieder der Ortskirche und die Jüdische Gemeinde Bratislavas treffen. Der 84-Jährige soll laut Plan bereits am Montagmorgen zum prunkvollen Präsidentenpalais in der slowakischen Hauptstadt aufbrechen, wo ihn Präsidentin Zuzana Caputova empfangen will. Dort sind auch Begegnungen mit rund 250 Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten anberaumt.

Auf dem Programm steht außerdem ein interessanter Privat-Besuch im «Zentrum Bethlehem». Die karitative Einrichtung des Schwesternordens Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa ist in der Slowakei weitgehend unbekannt. Die Nonnen helfen vor allem Bedürftigen und Obdachlosen, wie der frühere Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz, Marian Gavenda, erklärte. Franziskus zeige mit seinem Besuch nicht nur Solidarität mit den Menschen am Rande der Gesellschaft, sondern appelliere auch an die Wohlhabenden.

Die Slowakei mit rund 5,5 Millionen Einwohnern gilt als streng katholisch. In dem mitteleuropäischen Land wird nach Vatikan-Angaben mit knapp mehr als drei Millionen Menschen der überwiegende Teil der Bevölkerung dem römisch-katholischen Glauben zugerechnet. Die katholische Ortskirche und Regierung gelten als konservativ.


Merkel reist nach Serbien und Albanien

BELGRAD/TIRANA: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist an diesem Montag nach Serbien.

In Belgrad stehen Gespräche mit Präsident Aleksandar Vucic sowie Vertretern der Zivilgesellschaft aus der gesamten Region auf dem Programm. Am Dienstag fliegt Merkel weiter nach Albanien. In der Hauptstadt Tirana ist ein Treffen mit den Regierungschefs von sechs Balkanstaaten geplant: Serbien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro und Kosovo. Im Mittelpunkt stehen nach Angaben der Bundesregierung Fragen der regionalen Zusammenarbeit.


Heftiger Waldbrand im Süden Spaniens zerstörte bereits 6000 Hektar

MADRID: Ein besonders heftiger Brand an der Costa del Sol im Süden Spaniens hat innerhalb von knapp vier Tagen bereits rund 6000 Hektar Wald zerstört - eine Fläche, die mehr als 8000 Fußballfeldern entspricht. Wegen der seit Mittwochabend am Fuße der Bergkette Sierra Bermeja in der Region Andalusien lodernden Flammen mussten am Sonntag zwei weitere Gemeinden, Júzcar und Alpandeire, evakuiert werden, wie der Notdienst mitteilte. Damit sei der Zahl der Menschen, die man seit Donnerstag aus ihren Häusern und in Sicherheit habe bringen müssen, auf insgesamt 1620 gestiegen. Ob darunter auch Touristen sind, wurde zunächst nicht bekanntgegeben.

«Einen solchen Waldbrand hatte es in Andalusien und wohl auch in Spanien seit Jahren nicht mehr gegeben», sagte der andalusische Regionalpräsident Juanma Moreno. Víctor Resco, Professor für Forsttechnik an der Universität von Lleida, erklärte im Radio, die Feuerwolke sei wie ein Sturm. Sie könne durch elektrische Entladungen neue Brandfronten bilden. Ein solcher Waldbrand sei «unmöglich zu bekämpfen».

Aufgrund der komplizierten Lage unterstützt seit Sonntag die Militärische Nothilfeeinheit UME die Feuerwehr und den Zivilschutz bei den Löscharbeiten. Insgesamt waren in der betroffenen Region nahe der Küstengemeinde Estepona und etwa 80 Kilometer südwestlich von Málaga nach amtlichen Angaben 6000 Menschen im Einsatz. Am Donnerstag starb ein 44 Jahre alter Feuerwehrmann.

Die Hitze von bis zu 30 Grad, die Trockenheit und starke Winde erschwerten die Löscharbeiten, hieß es. Wegen des dichten Rauches musste die im Sommer auch von Touristen vielbefahrene Autobahn AP7 in den vergangenen Tagen immer wieder gesperrt werden. Die Ursache des Waldbrandes war zunächst noch unbekannt.


Lukaschenko will für eine Milliarde Dollar Waffen bei Russland kaufen

MINSK: Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko plant eigener Aussage zufolge den Kauf russischer Waffen im Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar (rund 850 Millionen Euro). Russlands Präsident Wladimir Putin und er hätten bei ihrem Treffen in der vergangenen Woche über eine Reihe von Technik gesprochen, die sein Land bis 2025 erhalten solle, sagte Lukaschenko der belarussischen Staatsagentur Belta zufolge.

Insbesondere der Erwerb des Flugabwehrsystems S-400 sei diskutiert worden, erläuterte Lukaschenko am Sonntag während des Besuchs auf einem Militärgelände unweit der Stadt Baranowitschi im Westen von Belarus. Russland und Belarus halten derzeit in beiden Ländern ein gemeinsames Manöver ab, an dem rund 200.000 Soldaten teilnehmen.

Putin hatte den immer wieder als «letzten Diktator Europas» bezeichneten Lukaschenko am vergangenen Donnerstag in Moskau zum Gespräch empfangen. Dabei wurde auch über die mögliche Verwirklichung eines seit langem geplanten gemeinsamen Unionsstaats gesprochen. Das wirtschaftliche schwache Belarus ist bereits jetzt mit Milliardenbeträgen bei Russland verschuldet.

Aus dem Westen ist Lukaschenkos Staatsapparat nach der weitgehend als gefälscht geltenden Präsidentenwahl im vergangenen Jahr und nach dem brutalen Vorgehen gegen friedliche Demonstranten zunehmend unter Druck geraten. Sowohl die EU als auch die USA verhängten Sanktionen.


Von der Leyen verteidigt Vorgehen gegen Polen und Ungarn

MÜNCHEN: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihr Vorgehen gegen Polen und Ungarn wegen Rechtsstaatsverstößen in den beiden EU-Mitgliedsländern verteidigt. «Wir müssen juristisch sauber arbeiten, das Recht durchsetzen, aber nüchtern bleiben und immer den Dialog suchen», sagte die CDU-Politikerin der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). Die Kommission hat beim Europäischen Gerichtshof Strafgelder gegen Polen beantragt, weil die dortige Regierung eine umstrittene Disziplinarkammer für Richter nicht aufgelöst hat.

Viele EU-Abgeordnete verlangen schon länger solche Sanktionen, damit die Unabhängigkeit der polnischen Justiz gewährleistet bleibt. Von der Leyen sagte, ihre Behörde habe bei Verstößen gegen EU-Recht «konsequent» Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. «Auch Strafgelder gehören zu unserem Werkzeugkasten, wenn dies nötig ist.» Nach Einschätzung von EU-Justizkommissar Didier Reynders könnte Warschau eine Strafe von bis zu einer Million Euro pro Tag zahlen müssen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich bei einem Besuch in Polen am Samstag dafür ausgesprochen, den Streit durch Dialog zu lösen. Wegen Bedenken über den Rechtsstaat in Polen und Ungarn hat die EU-Kommission beiden Ländern auch noch keine Milliarden aus dem Corona-Hilfsfonds bewilligt.


Taliban wollen Kämpfer in Uniformen stecken

KABUL: Nach der Machtübernahme in Afghanistan wollen die militant-islamistischen Taliban ihre Kämpfer in der Hauptstadt Kabul mit Uniformen ausstatten. Polizei, Geheimdienste und Spezialkräfte sollten Uniformen erhalten, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Bislang sind die islamistischen Kämpfer meist in traditionellen Gewändern und mit Kalaschnikow unterwegs.

Vor knapp einem Monat hatten die Taliban wieder die Macht in dem zentralasiatischen Land übernommen. Die internationalen Truppen haben Afghanistan nach annähernd 20 Jahren nahezu vollständig wieder verlassen. Viele ehemalige Sicherheitskräfte Republik fürchten Vergeltungsaktionen. Die Islamisten versprachen zwar eine Generalamnestie für ehemalige Soldaten und Polizisten. Es mehren sich jedoch Berichte über Verbrechen.


Tausende Polen feiern Seligsprechung von Kardinal Wyszynski

WARSCHAU: Tausende Katholiken haben am Sonntag in Polen die Seligsprechung von Kardinal Stefan Wyszynski gefeiert. Der frühere Erzbischof von Warschau (1901-1981) galt über Jahrzehnte hinweg als Symbolfigur des katholischen Widerstands gegen die kommunistische Führung. Die von Papst Franziskus 2019 bewilligte Zeremonie zur Seligsprechung war schon für vergangenes Jahr geplant, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Das Fernsehen übertrug live. Neben Vertretern von Kirche und Regierung waren auch zahlreiche ausländische Diplomaten dabei.

Wyszynski hatte sich schon während des Warschauer Aufstandes 1944 gegen die NS-Herrschaft politisch engagiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet er in verschiedenen Bischofsfunktionen und schließlich als Erzbischof von Warschau und Primas von Polen (1948-1981) in Konflikt mit der kommunistischen Führung. Vorübergehend saß er auch in Haft. Wie der spätere Papst Johannes Paul II. unterstützte er 1965 eine Versöhnungsbotschaft von Polens Bischöfen an ihre deutschen Amtsbrüder.


Großes Wohnhaus in Tel Aviver Vorort nach Räumung eingestürzt

TEL AVIV: Ein Gebäude mit 16 Wohnungen in einem Vorort der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv ist am Sonntag eingestürzt. Das Wohnhaus in der Stadt Cholon war am Samstag geräumt worden, nachdem Einwohner einen lauten Knall gehört und danach tiefe Risse in den Wänden entdeckt hatten. In sozialen Medien kursierte ein dramatisches Video, das zeigte, wie das baufällige Haus plötzlich in sich zusammensackte.

Die Polizei teilte mit, umliegende Straßen seien gesperrt worden. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Verletzte. Nach Medienberichten wurde ein Nachbarhaus bei dem Einsturz beschädigt.

Eine Bewohnerin des nun zerstörten Hauses sagte der Nachrichtenseite «ynet», sie und ihre Familie seien nun obdachlos. Sie hätten kaum Zeit gehabt, ihr Hab und Gut zu retten. «Ich habe gesehen, wie unser ganzes Leben vor unseren Augen zerstört wurde.»


Norwegischer Wahlfavorit Støre: Habe gutes Gefühl

OSLO: Am Montag wird in Norwegen ein neues Parlament gewählt - zahlreiche Norwegerinnen und Norweger haben aber bereits einen Tag zuvor die Möglichkeit zur Stimmabgabe genutzt. In den Mittagsstunden gab unter anderem auch der Vorsitzende der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, Jonas Gahr Støre, in der Turnhalle einer Schule in Oslo seine Stimme ab. «Ich habe ein gutes Gefühl», sagte der 61-Jährige dabei nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB. Umfragen zufolge dürfte seine Partei stärkste Kraft werden - Støre könnte also neuer Regierungschef des Landes werden.

Norwegen wird seit acht Jahren von der konservativen Ministerpräsidentin Erna Solberg regiert. Die letzten Umfragen vor der Wahl sahen ihre Partei Høyre bei etwa 19 Prozent, während Støres Sozialdemokraten auf 24 bis 25 Prozent kam. Löst Støre Solberg nach der Wahl an der Regierungsspitze ab, würde dies das Ende der derzeit letzten konservativen Regierung Skandinaviens bedeuten: Norwegens nordische Partnerländer Dänemark, Schweden und Finnland werden bereits allesamt federführend von Sozialdemokraten regiert.

Offizieller Wahltag ist der Montag. In 159 der 356 norwegischen Gemeinden waren Wahllokale aber bereits am Sonntag geöffnet. Knapp 1,65 Millionen Norwegerinnen und Norweger haben auch schon davor von solchen Möglichkeiten zur vorzeitigen Stimmabgabe Gebrauch - das entspricht mehr als 42 Prozent aller Wahlberechtigten.


Papst feiert Messe mit Tausenden Gläubigen - Forderung nach Offenheit

BUDAPEST: Papst Franziskus hat die Gläubigen in Ungarn zu Respekt und Offenheit aufgefordert. «Mein Wunsch ist, dass ihr so sein möget: gefestigt und offen, verwurzelt und respektvoll», sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag auf dem Heldenplatz in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Ungarn stehe treu zu seinen Wurzeln, aber das «Kreuz» lade auch dazu sein, die Arme auszubreiten und sich nicht zu verschanzen, erklärte er weiter. Das Missionskreuz war ein Symbol eines wichtigen katholischen Kongresses, zu dessen Anlass der Pontifex nach Budapest geflogen war.

An dem Gottesdienst nahmen am Sonntag Zehntausende Gläubige teil. Zuvor traf Franziskus Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban. Auch wegen der gegensätzlichen Positionen Franziskus' und Orbans zur Migrationspolitik war das Treffen mit Spannung erwartet worden. Mit dem Papa-Mobil fuhr er danach an jubelnden Gläubigen vorbei durch die Straßen Budapests. Franziskus besuchte Ungarn nur für wenige Stunden. Noch am Sonntag wollte er weiter in die slowakische Hauptstadt Bratislava reisen.


Mehr als 100.000 Katalanen fordern Unabhängigkeit von Spanien

BARCELONA: Wenige Tage vor Gesprächen zwischen Spaniens Zentralregierung und der katalanischen Regionalregierung haben Zehntausende für Kataloniens Unabhängigkeit demonstriert. Nach Angaben der separatistischen Bürgerbewegung ANC, die wie jedes Jahr am katalanischen Nationalfeiertag Diada zu einem Marsch durch Barcelona aufgerufen hatte, waren am Samstag etwa 400.000 Menschen auf den Straßen. Die Polizei schätzte die Zahl hingegen nur auf 108.000, wie die Zeitung «La Vanguardia» berichtete. So oder so - deutlich weniger als vor der Corona-Pandemie, als zum Teil mehr als eine Million Menschen teilnahmen.

Sprecher der Separatisten bekräftigen ihre Forderung nach Selbstbestimmung. Sie wollen die Unabhängigkeit und Abspaltung ihrer Region von Spanien. Die Zentralregierung will höchstens mehr Autonomie zugestehen. Dass Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez einem Referendum über die Unabhängigkeit zustimmt, gilt als höchst unwahrscheinlich. Zudem erlaubt die spanische Verfassung eine solche Volksbefragung nicht. Die Bevölkerung Kataloniens ist gespalten. In etwa die Hälfte will Umfragen zufolge die Unabhängigkeit, die andere nicht.

Über den Weg zur Unabhängigkeit sind die Separatisten zerstritten: Einige wollen den Zentralstaat bewegen, einem Referendum über die Unabhängigkeit zuzustimmen. Andere halten dies für aussichtslos und wollen die Region im Nordosten des Landes notfalls auch gegen den Widerstand Madrids von Spanien abtrennen. Die Diada wird jedes Jahr am 11. September begangen. Eher ungewöhnlich wird dabei eine Niederlage gefeiert: An diesem Tag wurde 1714 Barcelona von den Truppen des spanischen Königs Philipp V. erobert, nachdem die Katalanen im Spanischen Erbfolgekrieg dessen Gegenspieler unterstützt hatten. Katalonien verlor damit seine Selbstverwaltung.


Mindestens 14 Tote nach Unwettern

ISLAMABAD: Nach heftigen Regenfällen sind im Nordwesten Pakistans nach Behördenangaben mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten Toten habe es gegeben, als ein Blitz in drei Lehmhäuser in einer abgelegenen Gegend in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa einschlug, teilte ein Sprecher der Provinz am Sonntag mit. Unter den Toten seien auch Kinder. «Wir sammeln noch Daten, und es wird befürchtet, dass die Zahl der Toten noch steigt», sagte er.

Im Distrikt Abbottabad stürzte ein Hausdach ein und begrub sieben Angehörige einer Familie unter sich. Retter bargen zunächst drei Leichen und zwei Verletzte. Mehrere Straßen in der Berggegend waren von Erdrutschen blockiert worden. Schlammfluten, Wolkenbrüche, aber auch Dürren und Bodenerosion haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen. Experten sehen dies als Folge des Klimawandels.


Rechtspopulistin Le Pen gibt wegen Wahlkampfs Parteivorsitz ab

FRÉJUS: Rund sieben Monate vor der französischen Präsidentschaftswahl hat die Rechtspopulistin Marine Le Pen den Vorsitz ihrer Partei Rassemblement National abgegeben. «Ich werde die Präsidentin der französischen Freiheiten sein, und glaubt mir: Das wird alles ändern», sagte die 53-Jährige am Sonntag im südfranzösischen Fréjus vor Anhängern. Le Pen will sich nun auf den Wahlkampf konzentrieren. Interimschef der Partei wird der 26 Jahre alte Europaabgeordnete Jordan Bardella.

Le Pen gilt als aussichtsreichste Herausforderin von Amtsinhaber Emmanuel Macron bei der Wahl im April 2022. Sie führt die Partei, die bis 2018 Front National hieß, seit 2011. Zuvor war ihr Vater Jean-Marie Le Pen jahrzehntelang deren prägende Figur. Als politische Ziele nannte sie am Sonntag, Frankreich einer «Diktatur der EU» zu entziehen, die Sicherheit im Land zu erhöhen und kriminelle Ausländer abzuschieben. Mit ihr werde es eine Volksabstimmung zur Einwanderung geben. Macrons Corona-Regeln geißelte Le Pen als «unverhältnismäßige Attacke auf die Freiheit».


Tunesiens Präsident deutet Verfassungsänderung an

TUNIS: Nach der Absetzung des Regierungschefs und der Suspendierung des Parlaments hat Tunesiens Präsident Kais Saied nun auch eine Verfassungsänderung ins Spiel gebracht. Er respektiere die Verfassung, sagte Saied am Samstagabend in der Hauptstadt Tunis. Änderungen seien aber möglich. «Verfassungen sind nicht für die Ewigkeit und können abgeändert werden.»

Das nordafrikanische Land ist in Aufruhr, seit der Staatschef Ministerpräsident Hichem Mechichi abgesetzt und die Arbeit des Parlaments ausgesetzt hat. Ende August verlängerte er die Maßnahmen «bis auf Weiteres». Auch die Immunität aller Abgeordneten ist weiterhin aufgehoben. Der frühere Juraprofessor, der seit knapp zwei Jahren im Amt ist, sieht sich im Einklang mit der Verfassung. Seine Gegner sprechen von einem Staatsstreich.

Beobachter vermuten, dass Saied seine Macht langfristig ausbauen will. Er hat Dutzende Minister und Regierungsvertreter entlassen und auch noch keinen Nachfolger für Mechichi benannt. Kommenden Samstag ist der Nachrichtenagentur TAP zufolge eine Arbeitssitzung geplant, um weitere Mitglieder der neuen Regierung zu bestimmen. «Wir werden weiterhin nach geeigneten Leuten suchen», sagte Saied.

Tunesien gilt eigentlich als einziges Land, das nach den arabischen Aufständen von 2011 den schrittweisen Übergang zur Demokratie geschafft hat. Es kämpft aber weiterhin mit Korruption, Wirtschaftskrise und hoher Arbeitslosigkeit. Nach einer Umfrage des Instituts Emrhod von Ende Juli sehen viele Tunesier ihr Land aber auf dem richtigen Weg. 87 Prozent der Befragten erklärten, Saieds Maßnahmen zu unterstützen.


Atombehörde soll Zugang zu Aufzeichnungsgeräten im Iran erhalten

TEHERAN: In den festgefahrenen Atomstreit mit dem Iran kommt offenbar etwas Bewegung. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) soll wieder Zugang zu ihren Aufzeichnungsgeräten zur Überwachung iranischer Atomprojekte erhalten. Das sei bei einem Treffen am Sonntag von IAEA-Chef Rafael Grossi und dem neuen iranischen Atomchef Mohammed Eslami in Teheran vereinbart worden, teilte die IAEA mit. Seit einigen Monaten war der Behörde mit Sitz in Wien der Zugang teilweise verwehrt worden.

Grossi ist zum ersten Mal in Teheran, seit im Iran im August die neue Regierung übernommen hat. Aus dem jüngsten Bericht der IAEA ging hervor, dass Teheran die Menge an bis zu 60 Prozent angereichertem Uran noch einmal aufgestockt und dabei immer leistungsfähigere Zentrifugen eingesetzt habe. Damit verstößt der Iran weiterhin deutlich gegen Auflagen des Wiener Atomabkommens von 2015, das ihn am Bau einer Atombombe hindern sollte.

Die neue iranische Regierung unter Präsident Ebrahim Raisi zeigte sich bislang unbeeindruckt von dem IAEA-Bericht und signalisierte auch wenig Interesse an Grossis Vermittlungsversuchen.


Vorwurf der Entführung: Sechsjähriger nach Seilbahn-Unglück

PAVIA: Nach dem Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore ist der einzige Überlebende, ein sechsjähriger Junge, Medienberichten zufolge aus Italien nach Israel gebracht worden. Die Umstände der Reise waren zunächst unklar. Italienische Medien berichteten am Sonntag übereinstimmend von einer «Entführung», nachdem der Vollwaise am Samstag von seinem Großvater nicht wie verabredet bei der Tante väterlicherseits - dem richterlich angeordneten Vormund - abgegeben worden sei. Laut Nachrichtenagentur Ansa ermittelt die Staatsanwaltschaft in der norditalienischen Stadt Pavia nun wegen Kidnappings.

«Wir haben Eitan nach Hause zurückgebracht», sagte Gali Peleg, die Schwester der bei dem Unglück am 23. Mai getöteten Mutter des Jungen, dem israelischen Radiosender 103FM am Sonntag. Hintergrund ist ein Streit der Angehörigen des Jungen, die das Sorgerecht für sich beanspruchen. Das Kind hatte bei dem Absturz einer Seilbahn-Gondel am Pfingstsonntag seine beiden Eltern und seinen Bruder verloren. Insgesamt kamen bei dem Unfall im Piemont 14 Menschen ums Leben. Ein Gericht ernannte daraufhin die in Pavia in der Region Lombardei lebende Schwester des Vaters zum Vormund.

«Wir haben Eitan nicht entführt, wir werden dieses Wort auch nicht verwenden», sagte Gali Peleg, die Schwester der Mutter. Das israelische Außenministerium prüfte am Sonntag den Fall. Von den Behörden in Italien gab es zunächst keine offizielle Auskunft.


IAA-Gegner kritisieren Polizei und kündigen weitere Proteste an

MÜNCHEN: Gegner der Automesse IAA Mobility haben am letzten Tag der Veranstaltung das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert. Sie sprachen bei einer Bilanz der Demonstrationen und Aktionen der abgelaufenen Woche von «Polizeigewalt» und «Repression». Es habe aufseiten der IAA-Gegner zahlreiche Verletzte gegeben. Zudem werfen die Aktivisten der Polizei eine «systematische Beschränkung von Freiheitsgrundrechten» vor.

Am Rande von Demonstrationen am Freitag und Samstag war es zu Zusammenstößen von Polizei und Aktivisten gekommne. Die Polizei begründete die Einsätze von Schlagstöcken und Pfefferspray unter anderem damit, dass Beamte bedrängt worden seien.

Dennoch sehen sich die Aktivisten durch die Proteste in München gestärkt. Man werde jede weitere «Greenwashing-Veranstaltung» wie die IAA stören. Der Protest für Klimagerechtigkeit sei nicht vorbei. Die Gegner der Messe werfen ihr und der Autoindustrie unter anderem vor, nicht genug für den Klimaschutz zu tun.

Beim Vorgehen der Polizei habe auch die umstrittene Neufassung des bayerischen Polizeiaufgabengesetzes eine Rolle gespielt, hieß es von den Aktivisten. Hier hätten sich Befürchtungen bestätigt. Das Gesetz regelt die Kompetenzen der Polizei im Umgang mit Beschuldigten, aber auch in bestimmten Einsatzlagen. Viele Details sind seit Jahren umstritten.


Pariser Bürgermeisterin Hidalgo kandidiert bei Präsidentschaftswahl

ROUEN: Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, will Frankreichs nächste Präsidentin werden. Die 62 Jahre alte Sozialistin gab am Sonntag im nordfranzösischen Rouen offiziell ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im April 2022 bekannt. «Ich will, dass alle Kinder Frankreichs dieselbe Chance bekommen, die auch ich bekommen habe», sagte Hildago. «Ich bin Kandidatin, um unseren Kindern, all unseren Kindern eine Zukunft zu bieten.» Hidalgo, Tochter eines Arbeiters und einer Näherin, wurde in Spanien geboren. Seit 2014 ist sie Bürgermeisterin der Hauptstadt.

Auf diesem Posten hat sie sich den Ruf einer Vorkämpferin für mehr Umweltschutz erarbeitet. Sie ließ die Fahrradwege ausbauen und führte fast flächendeckend Tempo 30 ein. In ihrer Rede sagte Hidalgo, ein Leitmotiv ihrer möglichen Amtszeit wäre Respekt vor dem Planeten und der Menschenwürde. Lehrern, Pflegekräften, Polizisten und Feuerwehrleuten stellte sie Lohnerhöhungen in Aussicht. Dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron warf sie vor, die Gesellschaft gespalten zu haben.

In aktuellen Umfragen liegt Hidalgo bei einem Zustimmungswert von etwa acht Prozent. Die Entscheidung fällt aller Voraussicht nach erst in einer Stichwahl. Als aussichtsreiche Kandidaten für ein solches Duell gelten derzeit Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Aus dem konservativen Lager hat unter anderem der ehemalige EU-Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, sein Interesse angemeldet.


Welthungerhilfe fordert weitere humanitäre Hilfe für Afghanistan

BONN/KABUL: Vor der ersten internationalen Geberkonferenz für Afghanistan seit der Rückkehr der Taliban hat die Welthungerhilfe eine Fortsetzung der humanitären Hilfe gefordert. «Die humanitäre Hilfe hat eindeutig Priorität», betonte die Hilfsorganisation am Sonntag in Bonn, einen Tag vor dem Treffen unter dem Dach der Vereinten Nationen in Genf. Die Rahmenbedingungen müssten mit der neuen Taliban-Regierung verhandelt werden müssten. Dazu gehöre, dass Helfer ungehindert Zugang zu Bedürftigen hätten und ihre Sicherheit garantiert werde.

Die militant-islamistischen Taliban sind nach dem Abzug der internationalen Truppen aus dem zentralasiatischen Land seit Mitte August wieder an der Macht. Nach Angaben der Welthungerhilfe haben 13 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Hunderttausende wurden seit Jahresbeginn wegen Kämpfen in ihren Dörfern und Städten vertrieben. Viele sind in die Hauptstadt Kabul geflohen.


Papst über Antisemitismus: «Lunte, die gelöscht werden muss»

BUDAPEST: Papst Franziskus hat auf seiner Reise nach Ungarn und in die Slowakei Antisemitismus verurteilt. Dieser schwele immer noch in Europa, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag in der ungarischen Hauptstadt Budapest bei einem Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. «Das ist eine Lunte, die gelöscht werden muss.» Der beste Weg, sie unschädlich zu machen, bestehe darin, positiv zusammenzuarbeiten und die Geschwisterlichkeit zu fördern.

Sowohl die hebräische als auch die christliche Kultur müssten wissen, dass alle Kulturen interagierten, sagte ein Vertreter der Jüdischen Gemeinde. In den vergangenen Jahrzehnten hätten Juden und Christen viel getan, um die Mauern, die beide trennten, einzureißen.

Franziskus besuchte Budapest anlässlich der Abschlussmesse eines wichtigen katholischen Kongresses. Am Sonntag wollte er weiter in die slowakische Hauptstadt Bratislava reisen.


Messerangriff bei Fahrkartenkontrolle: fünf Verletzte in Rimini

RIMINI: Bei einer Fahrkartenkontrolle in einem Bus in Rimini hat ein Mann ein Messer gezückt und fünf Menschen teils schwer verletzt. Unter den Opfern des Angriffs in dem italienischen Urlaubsort an der Adria war am Samstagabend auch ein kleiner Junge. Wie die Nachrichtenagentur Ansa am Sonntag berichtete, wurde der Sechsjährige in der Nacht wegen Verletzungen am Hals operiert und sei außer Lebensgefahr. Bei dem Täter soll es sich um einen 26 Jahre alten Mann handeln. Ersten Ermittlungen zufolge liegt kein terroristisches Motiv vor.

Der Mann war laut übereinstimmenden Meldungen in einem Linienbus kontrolliert worden. Als er kein Ticket vorzeigen konnte, holte er aus dem Rucksack ein Messer und attackierte die beiden Kontrolleurinnen. Auf der Flucht verletzte er drei weitere Menschen, darunter den kleinen Jungen. Die Polizei nahm den Angreifer fest. Dem Vernehmen nach wird vermutet, dass der Mann unter Drogeneinfluss stand.


Papst Franziskus eingetroffen

BRATISLAVA: Papst Franziskus ist nach seinem Kurzbesuch in Ungarn am Sonntag zu einem mehrtägigen Aufenthalt in der Slowakei eingetroffen. Das Flugzeug mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche landete am Nachmittag in der Hauptstadt Bratislava. Nach 18 Jahren ist erstmals wieder ein Papst zu Besuch in dem mitteleuropäischen Land.

In der Slowakei erwartet Franziskus bis Mittwoch ein dicht getaktetes Programm. Nach den offiziellen Terminen in Bratislava will er eine Plattenbausiedlung in Kosice besuchen, wo Tausende Menschen der Roma-Volksgruppe unter schwierigen Bedingungen leben. Weitere Stationen sind Presov sowie die Kleinstadt Sastin-Straze.


Taliban verkünden Geschlechtertrennung an Afghanistans Universitäten

KABUL: An Afghanistans Universitäten wird es nach einer Ankündigung der neuen Machthaber von den Taliban künftig nur noch getrennten Unterricht für Frauen und Männer geben. «Die Koedukation steht im Widerspruch zu den Grundsätzen des Islam sowie zu den nationalen Werten, Sitten und Gebräuchen», sagte der amtierende Minister für höhere Bildung, Abdul Baghi Hakkani, am Sonntag in Kabul. Die militant-islamistischen Taliban hatten Mitte August in Afghanistan wieder die Macht übernommen.

Auch auf den Geländen der Universitäten solle es künftig eine Trennung nach Geschlechtern geben, kündigte Hakkani an. Falls dies nicht möglich sei, sollen Hochschulen zunächst abwechselnde Unterrichtszeiten einrichten oder eine Trennung in den Klassenräumen sicherstellen. Für Studentinnen wollen die Taliban Dozentinnen einstellen - aber auch Männer sollen Frauen unterrichten dürfen, solange der Unterricht nach den Regeln der Scharia erfolgt. Dazu zählten auch islamische Kleidungsvorschriften, so der Minister.

In Afghanistan hatten die Islamisten bereits während ihrer Herrschaft von 1996 bis 2001 mit einer extrem strikten Auslegung des islamischen Rechts regiert. Frauen und Mädchen hatten damals kaum Rechte. 20 Jahre nach den Anschlägen vom 11. September sind die Taliban nun wieder an der Macht, nachdem sie das Land innerhalb weniger Wochen erobert hatten.

Am Montag will die internationale Staatengemeinschaft in Genf zu einer Geberkonferenz zusammenkommen. Viele Staaten haben bereits angekündigt, humanitäre Hilfe an Bedingungen zu knüpfen. Viele Millionen Menschen in Afghanistan sind nach vier Jahrzehnten Krieg und Konflikt auf Hilfe angewiesen.


Israel beschießt Hamas-Ziele nach neuen Raketenangriffen aus Gaza

GAZA/TEL AVIV: Als Reaktion auf einen Raketenangriff aus dem Gazastreifen hat Israels Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag Ziele in dem Palästinensergebiet beschossen. Es seien eine militärische Anlage mit unterirdischen Werkstätten zur Raketenherstellung, ein Waffenlager, ein Angriffstunnel sowie ein Trainingslager der islamistischen Hamas angegriffen worden, teilte die Armee mit. Es war die zweite Nacht in Folge mit Luftangriffen auf Hamas-Ziele. Auch am Freitag hatten militante Palästinenser bereits eine Rakete auf israelisches Gebiet gefeuert.

Die Lage an der Gaza-Grenze hatte sich zuletzt wieder aufgeheizt, es herrscht die Sorge vor einem neuen größeren Konflikt. Bei gewaltsamen Demonstrationen gab es Tote und Verletzte. Neben Raketenangriffen werden auch wieder vermehrt Ballons mit Brand- und Sprengsätzen aus Gaza auf israelisches Gebiet geschickt.

Israel hatte zu Monatsbeginn eine Reihe von Erleichterungen umgesetzt, um die Lage zu beruhigen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas fordert jedoch eine vollständige Aufhebung der seit 2007 verschärften Blockade des Küstenstreifens. In dem Gebiet am Mittelmeer leben etwa zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Israel und Ägypten begründen die Blockade mit Sicherheitserwägungen. Die Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Israel hatte sich im Mai einen elftägigen militärischen Schlagabtausch mit militanten Palästinensern im Gazastreifen geliefert. Ägypten vermittelte schließlich eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die am 21. Mai in Kraft trat.


Taifun «Chanthu» streift Taiwan - Tausende ohne Strom

TAIPEH: Mit heftigen Regenfällen und starken Winden hat Taifun «Chanthu» den Osten Taiwans gestreift. Umgestürzte Masten ließen am Sonntagmorgen für mehr als 14.000 Haushalte den Strom ausfallen, wie das Energieunternehmen Taiwan Power Company berichtete. Mehr als 2500 Menschen seien bei Evakuierungen von hochwassergefährdeten Gebieten in Sicherheit gebracht worden, berichtete der Krisenstab.

Während sich der Taifun nordwärts bewegte, warnte das Wetteramt die Menschen auch im Norden der Insel vor starken Regenfällen und hohen Windgeschwindigkeiten. Die Bewohner sollten der Küste fernbleiben, da die Wellen um bis zu sechs Meter ansteigen könnten.

Der Bahnverkehr in den Bergen oder hochwassergefährdeten Regionen wurde am Sonntag eingestellt. Mehr als 170 Flüge wurden gestrichen oder hatten Verzögerungen. Auch wurde der Fährverkehr zwischen Taiwan und vorgelagerten Inseln teilweise ausgesetzt.


Große Mehrheit gegen Anerkennung von Taliban-Regierung

BERLIN: Eine große Mehrheit der Deutschen will, dass sich die Bundesregierung gegenüber den neuen Machthabern in Afghanistan sehr zurückhaltend verhält. Lediglich sechs Prozent der Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sind dafür, die von den militant-islamistischen Taliban gebildete Regierung anerkennen. 32 Prozent wollen, dass die Kontakte zu den neuen Machthabern auf ein Minimum reduziert werden.

35 Prozent möchten, dass Deutschland gar keine Kontakte zu den Taliban pflegt. Zudem sprachen sich 33 Prozent dafür aus, Entwicklungshilfe für Afghanistan an Bedingungen zu knüpfen. Die Islamisten hatten am Dienstag 33 Regierungsmitglieder vorgestellt - darunter keine einzige Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte zu einer möglichen Anerkennung, dies sehe er «nicht im Moment».


Weber will schnellen Aufbau von EU-Eingreiftruppe und Cyberabwehr

BERLIN: Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber fordert, den Aufbau gemeinsamer militärischer Kapazitäten in der EU schnell voranzubringen. Man dürfe nicht auf die nächste Krise warten, sagte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Ich will die europäische Armee langfristig. Wir erreichen sie aber nicht mit irgendwelchen Wunschträumen, sondern wenn wir jetzt Schritt für Schritt vorangehen.»

Die militärische Abhängigkeit von den USA beim Evakuierungseinsatz in Afghanistan hatte in der EU die Diskussion über den Aufbau einer schnell einsatzfähigen Eingreiftruppe mit mindestens 5000 Soldaten befeuert. «Die nationalen Armeen bleiben natürlich weiter die Hauptpfeiler der Verteidigung. Aber wir brauchen schrittweise europäische Kapazitäten: eine europäische Eingreiftruppe mit einigen Tausend Mann. Und außerdem eine Cyberabwehr-Brigade», so der CSU-Vize. Angriffe auf digitale europäische Infrastruktur seien mittlerweile ein «täglich stattfindender Krieg im Netz». «Bei dieser Dimension ist ein nationaler Ansatz allein nicht ausreichend.»

«Wir haben Hunderttausende Soldaten unter Waffen. Wir haben kein Problem mit der Masse, aber mit den Fähigkeiten und Strukturen. Wir schaffen es nicht, in Kabul den Flughafen zu sichern. Das ist eine Frage von Willen, von Kommando und von Durchsetzung», sagte Weber weiter. «Die Europäer müssen sich nur die Landkarte in unserer Nachbarschaft anschauen. Belarus, Ukraine, Nordafrika, Naher Osten - diese Probleme werden die Amerikaner nicht für uns lösen. Wir müssen jetzt endlich Verantwortung übernehmen und eigenständig handeln.»


Laschet gegen staatlich verordnete Spritpreisbremse

BERLIN: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hält anders als Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nichts von einer staatlich verordneten Spritpreisbremse bei Literpreisen von zwei Euro oder mehr. «Das ist nichts, was der Staat auf Euro-Cent genau verordnen sollte», sagte der CDU-Vorsitzende dem «Tagesspiegel» (Sonntag). «Ein Großteil der Kosten für jeden Liter Benzin oder Diesel entsteht aber durch Steuern. Insofern hat der Staat einen Steuerungsmechanismus, damit da nichts aus dem Ruder läuft.» Für Menschen, die auf ihr Auto angewiesen seien, müsse die Pendlerpauschale erhöht werden, um einen Ausgleich zu schaffen.

Scheuer hatte am Montag bei «Bild Live» gesagt, wenn der Spritpreis über zwei Euro springe, müsse die Politik die Kraft haben, einzuschreiten, um Zusatzkosten durch den steigenden CO2-Preis abzufedern. Die konkrete Umsetzbarkeit hatte er offen gelassen.

Anlass für die Aussagen waren unter anderem Medienberichte, dass die Spritpreise in den kommenden Jahren stark steigen könnten - wegen eines deutlich höheren CO2-Preises im Verkehrsbereich. Dieser könnte notwendig werden, damit der Verkehrssektor Klimaziele schafft. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt vom Dienstag lag Superbenzin der Sorte E10 bei 1,563 Euro, Diesel bei 1,394 Euro, wie der ADAC errechnet hatte. Das waren Preise im Bereich mehrjähriger Höchststände.

Laschet stellte sich auch erneut gegen die Pläne von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, den derzeit bei 9,60 Euro die Stunde liegenden Mindestlohn auf 12 Euro anzuheben. «Die Grundfrage ist doch: Soll in unserer sozialen Marktwirtschaft die Politik die Löhne bestimmen? Wir sind dagegen», sagte Laschet. «Die SPD war bisher auch dagegen: Sie hat gesagt: Gewerkschaften und Arbeitgeber sollen die Höhe gemeinsam in der Kommission festlegen.» Wenn die Politik sich einmischen würde, würde ein «Parteien-Wettbewerb» um den höchsten Mindestlohnsatz ausbrechen. «Es schwächt übrigens auch die Gewerkschaften als Tarifparteien.»

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