Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Unbekannte beschießen Camp der EU-Ausbildungsmission in Mali

KOULIKORO: Ein Standort der EU-Ausbildungsmission in Mali (EUTM) ist von drei Unbekannten mit Handwaffen beschossen worden. Die Angreifer hätten am Sonntagmorgen auf den Eingangsbereich des Ausbildungszentrums in Koulikoro geschossen, teilte die Mission auf Twitter mit. Die Sicherheitskräfte hätten das Feuer erwidert, nach kurzer Zeit seien die Angreifer geflüchtet. Es gebe keine Opfer und keine Schäden. Die an der EU-Mission beteiligte Bundeswehr erklärte, sie sei nicht betroffen gewesen. «Alle deutschen Soldatinnen und Soldaten sind wohlauf», teilte sie auf Twitter mit.

Koulikoro liegt nordöstlich der malischen Hauptstadt Bamako, die EUTM unterhält dort ein Ausbildungszentrum für die malischen Streitkräfte. Für die EU-Mission stellt die Bundeswehr aktuell etwas mehr als hundert Männer und Frauen. Am 7. Juli hatte der deutsche Brigadegeneral Jochen Deuer die Führung über die etwa 950 EUTM-Soldaten in dem westafrikanischen Land übernommen. Ziel des seit 2013 laufenden Einsatzes ist es, die Streitkräfte in der Region durch Beratung und Ausbildung zu unterstützen, so dass sie Bedrohungen durch islamistische Terrorgruppen entgegentreten können.

Die Lage in Mali hatte sich in den vergangenen Monaten weiter angespannt. Binnen eines Jahreszeitraums gab es zwei Militärputsche, zuletzt gab es einen Selbstmordanschlag auf deutsche UN-Soldaten. Knapp 900 deutsche Soldatinnen und Soldaten sind Teil der UN-Truppe Minusma in Mali.


Abschied von Reporter de Vries Mitte der Woche

AMSTERDAM: Der Abschied von dem getöteten niederländischen Kriminalreporter Peter R. de Vries ist laut Medien Mitte dieser Woche geplant. Am Mittwoch könnten Menschen im Amsterdamer Carré-Theater an der Bahre vorbeigehen, berichteten Medien am Sonntagabend unter Berufung auf Informationen des Senders RTL. Am Donnerstag gebe es dann einen Abschied nur für die Familie und Angehörige.

De Vries war am 6. Juli auf offener Straße niedergeschossen worden. Knapp zehn Tage nach dem Mordanschlag war der 64-Jährige dann seinen schweren Verletzungen erlegen. Die Attacke auf dem bekannten Reporter schockierte die Niederlande zutiefst und wurde auch international mit Entsetzen aufgenommen.

Zwei Männer - ein 35-jähriger Pole mit Wohnsitz im Ort Maurik im Südosten des Landes sowie ein 21 Jahre alter Rotterdamer - wurden kurz nach der Tat festgenommen. Einer von ihnen soll der Schütze sein. Vieles deutete daraufhin, dass der Mord in Verbindung steht mit der Arbeit des Reporters.


Solidarität mit Flutopfern: Tel Aviver Rathaus in deutschen Farben

TEL AVIV: Die israelische Küstenmetropole Tel Aviv hat nach der Flutkatastrophe mit mehr als 150 Toten ein Zeichen der Solidarität mit Deutschland gesetzt. Das Tel Aviver Rathaus wurde am Sonntagabend in den Farben der deutschen Flagge angeleuchtet. Bürgermeister Ron Chuldai sprach «dem deutschen Volk und unseren vielen Freunden in unseren Partnerstädten in Deutschland» sein Beileid aus. «Im Namen der Einwohner Tel Avivs sende ich Wünsche für eine rasche Erholung von dieser furchtbaren Katastrophe.»

Israels neuer Präsident Izchak Herzog hatte zuvor sein Beileid ausgesprochen und Hilfe angeboten. In einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb Herzog, er übermittle im Namen des Volkes Israel «in dieser Zeit der Zerstörung und des Verlusts unsere Freundschaft und Unterstützung des deutschen Volkes». Der Staat Israel stehe fest an Deutschlands Seite, «und wir sind bereit, in jeder möglichen Weise zu helfen».


Afghanistan ruft Botschafter aus Pakistan zurück

KABUL/ISLAMABAD: Nach einer mutmaßlichen Entführung einer Diplomatentochter in Islamabad ruft Afghanistan seinen Botschafter und weitere hochrangige Botschaftsmitarbeiter aus Pakistan zurück. Das teilte ein Berater des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani, Waheed Omer, am Sonntag auf Twitter mit. Demnach sollen die Diplomaten so lange nach Kabul zurückkehren, bis Sicherheitsbedrohungen angegangen seien, die Entführer festgenommen seien und gegen sie ein Prozess geführt werde.

Das afghanische Außenministeriums hatte am Samstag mitgeteilt, die Tochter des afghanischen Botschafters sei am Freitag über mehrere Stunden entführt und nach Folter freigelassen worden. Islamabad versprach eine sofortige und vollständige Aufklärung.

Der Vorfall ereignet sich zu einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen den beiden Ländern angespannt sind. Angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban beschuldigen Beamte in Kabul Islamabad immer öfter und offener, die Islamisten zu unterstützen. Pakistan bestreitet dies.


Angst vor der Justiz: Anwaltsorganisation beendet Arbeit

ST. PETERSBURG: Aus Angst vor einer Strafverfolgung hat die russische Anwaltsorganisation Komanda 29 ihre Arbeit eingestellt. «Wir haben eine schwere Entscheidung getroffen», schrieb die Bürgerrechts- und Anwaltsgruppe am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram. Die Organisation hatte auch die Bewegung um den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny vertreten. Zuvor hatten die russischen Behörden die Internetseite der Gruppe gesperrt. «Der nächste Schritt des Angriffs könnte eine strafrechtliche Verfolgung von Mitgliedern und Unterstützern sein», hieß es von Komanda 29 zur Begründung ihres Schritts.

Die Organisation war 2014 von dem prominenten Anwalt Iwan Pawlow gegründet worden, der im Frühjahr vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen worden war. Sie hatte immer wieder Angeklagte in Prozessen bei Hochverrat oder Spionage vertreten. Die Mitglieder sollten nun ihre Arbeit in Eigenregie fortsetzen, hieß es.

Anwälte in Russland beklagen immer wieder, dass sie im Zuge von brisanten Verfahren selbst verfolgt würden. Die Behörden stehen international in der Kritik, Anwälte bisweilen bei ihrer Arbeit zu behindern. In zwei Monaten wird ein neues Parlament gewählt.


Mittelschweres Erdbeben in Südiran

TEHERAN: In den südiranischen Provinzen Fars und Buschehr hat es am Sonntag ein mittelschweres Erdbeben gegeben.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna sei von dem Beben der Stärke 5,7 besonders die Kleinstadt Chescht an der Grenze der beiden Provinzen betroffen. Mehrere Rettungsteams wurden in die beiden südlichen Provinzen entsandt. Details zu möglichen Opfern und Ausmaß der Schäden liegen noch nicht vor. In Buschehr befindet sich ein iranisches Atomkraftwerk.


Hochwasser: Tausende dürfen in Venlo wieder nach Hause

VENLO: Im Süden der Niederlande hat sich die Hochwasserlage etwas entspannt. Wie die Gemeinde Venlo an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen am Sonntagnachmittag mitteilte, können nun fast alle Bewohner wieder in ihre Wohnungen oder Häuser zurückkehren.

Die Deiche seien sicher, so die Gemeinde. Zwar richteten die Fluten erhebliche materielle Schäden an, Berichte über Verletzte gab es aber nicht. Nach Informationen der niederländischen Nachrichtenagentur ANP waren über 10.000 Menschen vorsorglich aufgerufen worden, sich wegen des Hochwassers der Maas in Sicherheit zu bringen.

Der Bürgermeister von Venlo, Antoin Scholten, hatte sich bereits zuvor für die enorme Hilfsbereitschaft bedankt, auch aus dem deutschen Grenzgebiet. Es habe Angebote zur Einquartierung von Bewohnern der evakuierten Gebiete gegeben, außerdem hätten Feuerwehren mit Material und Mannschaften zur Hilfe bereitgestanden.


Bolsonaro nach Darmverschluss aus Krankenhaus entlassen

SÃO PAULO: Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist nach vier Tagen im Krankenhaus entlassen worden. Er war seit Mittwoch in der Klinik in São Paulo wegen eines Darmverschlusses behandelt worden. Der rechte Politiker hatte über andauernden Schluckauf geklagt. Bolsonaro werde nach seiner Entlassung am Sonntagmorgen (Ortszeit) von einem Ärzteteam weiter beobachtet, teilte das Präsidialamt mit.

Bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im September 2018 hatte ein geistig verwirrter Mann auf den damaligen Kandidaten Bolsonaro eingestochen und ihn schwer im Bauch verletzt. Der Ex-Militär hatte den Wahlkampf vom Krankenhausbett aus fortgeführt und wurde im Monat darauf zum neuen Präsidenten gewählt. Bolsonaro musste sich mehreren Operationen unterziehen - auch noch nach seinem Amtsantritt Anfang 2019. Unter anderem musste sein Darmtrakt wiederhergestellt werden.

Der 66 Jahre alte Staatschef war am Mittwoch aus der Hauptstadt Brasília nach São Paulo gebracht worden. Der Arzt Antônio Macedo, der Bolsonaro bereits nach dem Messerangriff operiert hatte, hatte einen Darmverschluss festgestellt. Die Notwendigkeit einer Notoperation wurde geprüft und dann ausgeschlossen. Macedo machte in einem gemeinsamen Fernsehauftritt mit Bolsonaro, der im Krankenhausbett lag, Komplikationen der Verletzungen von 2018 für die neuerlichen Gesundheitsprobleme verantwortlich.


Nach Putschversuch : Umstrittene Maßnahmen verlängert

ISTANBUL: Fünf Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei hat das Parlament in Ankara einer Verlängerung von umstrittenen Maßnahmen zugestimmt, die unter anderem die Dauer von Polizeigewahrsam regeln. Damit sei auch die Entlassung von Staatsbediensteten im Rahmen des «Kampfs gegen Terrororganisationen» weiter möglich, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Die Regularien wurden demnach um ein Jahr verlängert. Die Regierungspartei AKP, die mit der ultranationalistischen MHP eine Mehrheit im Parlament hat, hatte ursprünglich eine Verlängerung um drei Jahre angestrebt.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der größten Oppositionspartei CHP, Özgür Özel, warf der Regierung vor, mit dem Gesetzespaket de facto einen Ausnahmezustand zu verlängern. Verdächtige könnten damit in bestimmten Fällen etwa bis zu zwölf Tagen in Polizeigewahrsam gehalten werden, kritisierte er.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach dem Putschversuch im Juli 2016 einen Ausnahmezustand verhängt, der zwei Jahre lang andauerte. Anschließend hatte die Regierung umfassende Anti-Terror-Regularien erlassen, mit denen teilweise die Machtfülle der Behörden aus dem Notstand erhalten blieb.

Die türkische Führung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Umsturzversuch verantwortlich. Der streitet das ab. Zehntausende wurden seit dem Putschversuch verhaftet, mehr als 100.000 Staatsbedienstete per Dekret entlassen.


Keine Schuldzuweisung aus Wassenberg Richtung Niederlande

Wassenberg/Roermond (dpa/lnw) - Der Bürgermeister des nordrhein-westfälischen Wassenberg hat eine Schuldzuweisung beim Dammbruch in Richtung der niederländischen Behörden zurückgewiesen. «Für mich steht völlig außer Frage, dass die niederländischen Behörden die aus ihrer Sicht gebotenen Schutzmaßnahmen getroffen haben», sagte Bürgermeister Marcel Maurer am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Der Deich im Stadtteil Ophoven sei gebrochen, weil er durchfeuchtet war, und nicht, weil die Schleuse im Nachbarland geschlossen wurde. Das habe keine unmittelbare Auswirkung gehabt.

«Wir haben festgestellt, dass im Anschluss an die Schließung ein langsamerer Abfluss der Rur zu verzeichnen war, aber das ist kein Vorwurf», beteuerte Maurer. «Wir sind sehr gut befreundet mit unseren Nachbarn.» Es stehe ihm nicht an, die Maßnahmen zu kritisieren. Es wäre allerdings viel besser gewesen, als letzte Kommune 15 Kilometer vor der Grenze frühzeitig eine Rückmeldung zu bekommen. Bei sinkenden Pegelständen entspannte sich am Sonntag die Lage.

Zuvor hatten die niederländischen Behörden die Bitte zum Öffnen der Schleusen der Rur in Roermond abgewiesen. Der niederländische Deichverband sehe keinen Zusammenhang zwischen einem Dammbruch an der Rur, wegen dem 700 Menschen in Wassenberg ihre Wohnungen verlassen mussten, und dem Schließen der Schleusen auf niederländischer Seite, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP.

Nach Berechnungen des niederländischen Deichverbands Limburg hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun. Bei Hochwasser werde die Schleuse der Rur in Roermond immer geschlossen, um ein Überfluten der Stadt durch von der Maas in die Rur drückende Wassermassen zu verhindern. Das Wasser der Rur werde dann immer über einen Seitenarm der Rur, den Hambeek, in die Maas geleitet. Das bedeute, dass es einen normalen Wasserabfluss in der Rur ohne Beeinträchtigungen auf deutscher Seite gebe. Die Rur entspringt in Belgien, durchläuft die Eifel in NRW und mündet in den Niederlanden in die Maas.


Söder und Scholz im bayerischen Hochwassergebiet

BERCHTESGADEN: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sind am Sonntagnachmittag im Hochwassergebiet in Südostbayern eingetroffen. Sie wurden nach Angaben eines Sprechers zunächst in Berchtesgaden von Landrat und Einsatzleiter über die aktuelle Situation informiert. Anschließend wollten sie sich auch in Schönau am Königssee ein Bild von der Lage machen. Dort ist am Nachmittag auch ein Pressetermin geplant, an dem auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) teilnehmen will.

Insbesondere der Landkreis Berchtesgadener Land wird seit der Nacht schwer von Hochwasser getroffen. Zwei Menschen starben, mehr als 100 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen.


Zwei Kinder in Stockholm beim Spielen durch Schüsse verletzt

STOCKHOLM: In Stockholm sind zwei spielende Kinder durch Schüsse verletzt worden.

Wie die Polizei in der schwedischen Hauptstadt am Sonntag mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Vorabend im Vorort Huddinge. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kinder versehentlich angeschossen wurden. Sie seien ins Krankenhaus gebracht worden, aber nicht in Lebensgefahr, hieß es weiter. Der Hintergrund war zunächst unklar. Im Zusammenhang mit dem Vorfall wurden neun Menschen festgenommen. Ermittelt werde wegen versuchten Mordes, hieß es in der Polizeimitteilung.


Merkel: Politik muss «das Klima mehr in Betracht ziehen»

AHRWEILER: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einem Besuch im Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz mehr Anstrengungen beim Klimaschutz versprochen. «Wir sehen, mit welcher Gewalt die Natur agieren kann», sagte Merkel am Sonntag in der Eifelgemeinde Adenau. «Wir werden uns dieser Naturgewalt entgegenstemmen - kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig.» Es bedürfe einer Politik, «die die Natur und das Klima mehr in Betracht zieht, als wir das in den letzten Jahren gemacht haben».

Die Kanzlerin hatte sich zuvor ein Bild von den vom Hochwasser besonders betroffenen Gebieten gemacht. Gegen Mittag besuchte sie die Eifelgemeinde Schuld, die von der Flutkatastrophe verwüstet worden war. Die Unwetterkatastrophe im Landkreis Ahrweiler hat bislang 110 Todesopfer gefordert, 670 Menschen wurden verletzt. Begleitet wurde Merkel unter anderem von der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).


Weitere Häuser im Berchtesgadener Land evakuiert

BAD REICHENHALL: Weitere Häuser im Hochwassergebiet des Berchtesgadener Landes müssen evakuiert werden. Das betreffe einen Teilbereich an der Königsseer Ache, teilte das Landratsamt am Sonntag mit. Wie viele Menschen betroffen seien und was wo genau drohe - also Hochwasser oder ein Hangabrutsch - konnte eine Sprecherin noch nicht sagen. Die Entscheidung sei erst vor kurzem getroffen worden.

Die betroffenen Menschen würden direkt kontaktiert. «Wichtig ist, auf die Anweisungen der Einsatzkräfte zu achten, zügig das betroffene Gebiet zu verlassen und sich zum angeordneten Sammelpunkt zu begeben.»

Zuvor wurden 135 Menschen in Sicherheit gebracht. Denn in Schönau am Königssee droht ein Hangabrutsch, ein Geologe sei vor Ort, um die Lage zu bewerten, so das Landratsamt.

Es sei immer noch schwer, die Lage insgesamt zu beurteilen. Es regne immer wieder, auch heftiger, sagte die Sprecherin.


Taliban kontrollieren mehr als die Hälfte aller Bezirke

KABUL: Kurz vor dem offiziellen Abschluss des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan kontrollieren die militant-islamistischen Taliban wieder mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Das geht aus einer Recherche der Deutschen Presse-Agentur in den 34 Provinzen des Landes hervor. Demnach halten die Islamisten mit rund 210 der etwa 400 Bezirkszentren des Landes eine knappe Mehrheit. Unter voller Kontrolle der Regierung stehen rund 110 Bezirke, weitere rund 80 sind umstritten.

Mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai haben die Taliban mehrere Offensiven gestartet und dabei mehr als 150 Bezirke neu überrannt. Geografisch fokussierten sie ihre Offensive auf den Norden. Dort waren die Taliban in den späten 1990er-Jahren auf den größten Widerstand getroffen. Beobachter gehen davon aus, dass damit die Organisation einer Opposition genau dort verhindert werden soll.

Neben Bezirken eroberten sie zudem weitere Teile von wichtigen Überlandstraßen und mehrere Grenzübergänge, darunter zwei der drei wichtigsten: Spin Boldak nach Pakistan und Islam Kala in den Iran. Damit fügen sie der Regierung in Kabul massive Einbußen bei Einnahmen zu.

Laut US-Präsident Joe Biden endet der US-Einsatz in Afghanistan mit 31. August. Die Nato hat das Ende des Militäreinsatzes noch nicht offiziell kommuniziert, der Einsatz ist aber de facto beendet. Laut dpa-Informationen stehen die derzeit noch im Land stationierten Soldaten aus Staaten wie den USA und der Türkei mittlerweile vollständig unter der Führung der nationalen Kommandoketten.


Papst betet für Flut-Betroffene - Forderung nach Frieden in Kuba

ROM: Papst Franziskus hat für die Menschen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden gebetet, die schwer von den Überschwemmungen getroffen wurden. «Der Herr möge die Verstorbenen aufnehmen und die Familien trösten», sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag vor Hunderten Gläubigen auf dem Petersplatz. Außerdem solle er den Einsatz aller unterstützen, um denen zu helfen, die schwere Schäden erleben mussten.

Papst Franziskus betete nach seinem mehr als einwöchigen Krankenhausaufenthalt das Angelus-Gebet wieder von seinem Arbeitszimmer im Apostolischen Palast aus. Am vergangenen Sonntag sprach der 84-Jährige das Gebet in der Poliklinik Agostino Gemelli, wo er sich von einer Darmoperation erholt hatte.

Der Argentinier drückte außerdem den Menschen in Kuba seine Nähe aus. Er denke vor allem an die Familien die derzeit zu leiden hätten, sagte Franziskus. Er bitte den Herrn dabei zu helfen, in Frieden eine gerechtere Gesellschaft zu errichten. In dem karibischen Inselstaat hatten Menschen unlängst bei seltenen Massenprotesten in zahlreichen Städten spontan für Freiheit sowie gegen Unterdrückung und Mangelwirtschaft demonstriert.


Kanzlerin im Katastrophengebiet - «Wir stehen an Ihrer Seite»

ADENAU: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei ihrem Besuch in den vom Hochwasser schwer getroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz schnelle Hilfe angekündigt. «Wir stehen an Ihrer Seite, Bund und Land», sagte sie am Sonntag in Adenau im Kreis Ahrweiler. Bund und Land würden Hand in Hand arbeiten, «um die Welt wieder Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen in dieser wunderschönen Gegend».

Sie sei gekommen, um sich ein reales Bild von der surrealen, «gespenstischen Situation» vor Ort zu verschaffen, sagte Merkel. «Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die hier angerichtet ist.»

Am kommenden Mittwoch werde die Bundesregierung ein Programm verabschieden für schnelle Hilfen, mittelfristige Aufgaben und zur Wiederherstellung der Infrastruktur, versicherte Merkel. Es gehe darum, schnell zu handeln, aber mit langem Atem.

Begleitet wurde die Kanzlerin unter anderem von der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die Unwetterkatastrophe im Landkreis Ahrweiler hat bislang 110 Todesopfer gefordert, 670 Menschen wurden verletzt. Zudem wurden in Nordrhein-Westfalen nach derzeitigem Stand 46 Todesopfer registriert.


Türkei verurteilt EuGH-Entscheidung zum Kopftuchverbot

ISTANBUL: Die Türkei hat eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs verurteilt, wonach ein Kopftuchverbot vonseiten des Arbeitgebers unter bestimmten Umständen erlaubt ist. Dabei handele es sich um eine klare Verletzung der Religionsfreiheit, teilte das Außenministerium in Ankara am Sonntag mit. Die Entscheidung werde die Islamophobie anheizen und sei daher «gefährlich», hieß es.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte am Donnerstag vor dem Hintergrund von zwei Streitfällen in Deutschland entschieden, dass ein Kopftuchverbot gerechtfertigt sein kann, wenn der Arbeitgeber gegenüber Kunden ein Bild der Neutralität vermitteln oder soziale Konflikte vermeiden will. Zugleich machten die Richter allerdings deutlich, dass dann auch keine anderen sichtbaren Bekundungen politischer, weltanschaulicher oder religiöser Überzeugungen erlaubt sein dürfen.

Die Türkei ist ein mehrheitlich muslimisches Land mit einer säkularen Verfassung. Unter der Regierung der islamisch-konservativen AKP, die seit 2002 an der Macht ist, wurde ein Kopftuchverbot in staatlichen Einrichtungen nach und nach aufgehoben.


Great Barrier Reef soll auf Liste gefährdeter Naturstätten kommen

FUZHOU: Ungeachtet des Widerstands in Australien will das Unesco-Welterbekomitee das Great Barrier Reef als gefährdete Naturstätte einstufen. Die Arbeit in Australien werde sehr geschätzt, aber der Entwurf für die Entscheidung «ist ein Vorschlag, die Stätte auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen», sagte die Direktorin des Komitees, Mechtild Rössler, am Sonntag auf einer Pressekonferenz während der 44. Sitzung des Gremiums der UN-Kulturorganisation in der chinesischen Stadt Fuzhou. Der Vorschlag stehe am Freitag auf der Tagesordnung.

Die Direktorin und der Präsident der Sitzung, Chinas Vizebildungsminister Tian Xuejun, wiesen Spekulationen zurück, dass das weltberühmte Korallenriff vor dem Hintergrund der politischen Spannungen zwischen China und Australien vielleicht auf Betreiben der chinesischen Regierung auf die Liste gefährdeter Stätten gesetzt werden könnte. «Die Empfehlung basiert auf den Berichten und den Daten, die uns Australien zur Verfügung gestellt hat», sagte Tian Xuejun. Er wandte sich gegen «grundlose Anschuldigungen».

Als Folge des Klimawandels ist das größte Riff der Welt durch warmes Wasser und Korallenbleiche bedroht. Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens dehnt sich über mehr als 344.000 Quadratkilometer aus - damit ist es größer als Italien. Es kann mit bloßem Auge vom Weltraum aus gesehen werden.


Aktivistin von Pussy Riot verlässt Russland

MOSKAU: Ein Mitglied der für politische Proteste bekannten russischen Punkband Pussy Riot hat nach mehreren Festnahmen Russland verlassen. Sie sei zum Flughafen gefahren, unmittelbar nachdem sie aus einem Gefängnis entlassen worden sei, sagte Veronika Nikulschina dem kremlkritischen Internetsender Doschd am Sonntag. «Die Behörden versuchen, uns etwas zu sagen.» Zuvor hatte sie zweimal hintereinander eine jeweils 15-tägige Haftstrafe wegen angeblichen Ungehorsams gegenüber der Polizei verbüßt.

Wohin die Aktivistin mit ihrem Freund geflogen ist, wollte sie zunächst nicht sagen. Sie wolle aber nach Russland zurückkehren, vermutlich nach der Wahl zur Staatsduma Mitte September, erklärte Nikulschina. Im Vorfeld der Abstimmung gingen die Behörden bereits mehrfach gegen Andersdenkende vor.

In der Vergangenheit waren wiederholt Mitglieder der Punkband in Polizeigewahrsam genommen und zu Haftstrafen verurteilt worden. Die Gruppe sorgt immer wieder mit radikalen Aktionen für Aufsehen.


Überschwemmung auf Sizilien nach Unwettern - Starkregen in Südtirol

ROM: In Italien haben starke Regenfälle in verschiedenen Landesteilen für Überflutungen und anschwellende Flüsse gesorgt. Auf Sizilien berichteten die Einsatzkräfte in der Stadt Palermo und der Region darum von Hunderten Einsätzen nach mehreren Starkregenfällen. Die Feuerwehren rückten wegen Überschwemmungen und Wasserschäden aus, hieß es am Sonntagmorgen. Es gebe aber keine kritischen Probleme.

Im norditalienischen Südtirol verzeichneten die Meteorologen ebenfalls starke Regenfälle in den zurückliegenden 24 Stunden, wie Daten des Amts für Meteorologie und Lawinenwarnung zeigten. Zwischen Samstagmorgen und Sonntagmorgen fielen demnach im Nordosten der Autonomen Provinz nahe der Grenze zu Österreich fast 50 Liter Regen je Quadratmeter. Ein Video der Feuerwehr zeigte den Fluss Ahr, ein Nebenfluss der Rienz und nicht zu verwechseln mit der Ahr, die durch Nordrhein-Westfahlen und Rheinland-Pfalz fließt, durch den braune Wassermassen preschten. Die Einsatzkräfte behielten die Situation unter Kontrolle und führten Kontrollfahrten durch, teilten sie weiter mit.


Mindestens vier Tote bei Zusammenstoß von Güterzügen

BLAGOWESCHTSCHENSK: Beim Zusammenstoß zweier Güterzüge im äußersten Osten Russlands sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Am Sonntag seien die Leichen zweier vermisster Männer in den Trümmern gefunden worden, teilten die Behörden in der Region am Pazifik mit. Ein weiterer Mitarbeiter galt demnach als vermisst. Drei Menschen waren bei dem Unfall am Samstag in der Nähe der Stadt Blagoweschtschensk an der Grenze zu China verletzt worden.

Weshalb die Güterzüge auf den Gleisen zu einem Kohlebergbau frontal zusammenstießen, war zunächst unklar. In Medienberichten hieß es, dass einer der Lokführer einen Herzinfarkt erlitten haben soll. Auf Bildern ist zu sehen, wie sich die beiden Lokomotiven regelrecht ineinander verkeilt hatten. Die Rettungsarbeiten wurden durch starken Rauch von Waldbränden in der Umgebung behindert.


Nach Stark- und Dauerregen weiter Hochwassergefahr im Osten Bayerns

PASSAU/BAD REICHENHALL: Die Hochwasserlage in Teilen Bayern bleibt angespannt. Betroffen war am Sonntagmorgen besonders der Osten Bayerns vom Berchtesgadener Land bis Passau. Ergiebiger Stark- und teils Dauerregen hatte am Alpenrand sowie im Bayerischen Wald die Wasserstände massiv ansteigen lassen. Im Laufe des Sonntags sollte der Regen in den betroffenen Regionen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) weniger werden.

Im niederbayerischen Passau stiegen die Wasserstände der Flüsse stündlich weiter an. Die Polizei schleppte vorsorglich Autos an Parkplätzen an der Donau ab, wie eine Sprecherin am Sonntag sagte. An der Donau im Bereich Passau gebe es aktuell Überschwemmungen der Meldestufe 3. Hier sei der Scheitel im Laufe des Tages erreicht. Die Wasserstände würden aber noch bis Montag auf diesem Niveau bleiben.

Der oberbayerische Landkreis Berchtesgadener Land hatte in der Nacht den Katastrophenfall ausgerufen. Sintflutartige Regenfälle haben in der Nacht auch weite Teile Österreichs erfasst. An den Zuflüssen zum Inn, am Inn selbst sowie im Gebiet von Iller und Regen gebe es an vielen Flüssen Überschwemmungen der Meldestufe 1. An der Donau könne es bis Kelheim zu Überschwemmungen bis zur Meldestufe 2 kommen.


Israels Präsident kondoliert nach Flutkatastrophe und bietet Hilfe an

JERUSALEM: Nach der Flutkatastrophe in Deutschland mit mehr als 150 Toten hat Israels neuer Präsident Izchak Herzog sein Beileid ausgesprochen und Hilfe angeboten. In einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb Herzog, er übermittle im Namen des Volkes Israel «in dieser Zeit der Zerstörung und des Verlusts unsere Freundschaft und Unterstützung des deutschen Volkes», wie eine Sprecherin am Sonntag bestätigte.

Herzog teilte mit, er unterstütze Steinmeiers Überzeugung, dass der Kampf gegen den Klimawandel der richtige Weg sei, um solche Naturkatastrophen in Zukunft zu verhindern. «Israel ist ein Partner bei jeder Bemühung oder Initiative, die darauf abzielt, sich dieser dringenden Herausforderung zu stellen.»

Der Staat Israel stehe fest an Deutschlands Seite, «und wir sind bereit, in jeder möglichen Weise zu helfen». Steinmeier war zu Monatsbeginn zu einem Staatsbesuch in Israel gewesen. Er traf dabei den neuen Präsidenten Herzog und verabschiedete sich von dessen Vorgänger Reuven Rivlin.


Pegel in Passau steigen - Polizei schleppt vorsorglich Autos ab

PASSAU: Im bayerischen Passau steigen die Wasserstände der Flüsse stündlich weiter an.

Die Polizei schleppte vorsorglich Autos an Parkplätzen an der Donau ab, wie eine Sprecherin am Sonntag sagte. Anwohner hätten trotz Hochwasserwarnungen versäumt, ihre Fahrzeuge umzuparken. «Wenn wir sie nicht abschleppten, dann schwimmen die Dinger bis Österreich», sagte die Polizeisprecherin. Der Pegel der Donau war nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes im Laufe des Samstags um fast zwei Meter auf 7,80 Meter gestiegen. Der Wasserstand der Inn stieg in den vergangenen zwölf Stunden von 3,30 auf 5,40 Meter.


Forschende tauschen sich über Zerstörung der Korallenriffe aus

BREMEN: Die Universität Bremen ist ab Montag Gastgeberin einer virtuellen Ausgabe des Internationalen Korallenriff Symposiums (ICRS). Rund 1200 Forschenden aus 80 Nationen tauschen sich für fünf Tage bei einem Online-Kongress darüber aus, wie die Zerstörung der wertvollen Unterwasser-Ökosysteme aufgehalten werden kann. Nach Angaben der Uni sind 30 Prozent aller Korallenriffe bereits verloren, 40 Prozent sind massiv bedroht.

Eigentlich hätte die alle vier Jahre stattfindende Tagung bereits 2020 mit 3000 Teilnehmenden in Bremen und damit erstmals in Europa abgehalten werden sollen. Wegen der Corona-Pandemie wurde aus dem Plan jedoch nichts. Nun gibt es eine kleinere virtuelle Ausgabe, im Juli 2022 wollen sich die Forschenden zudem in einer Präsenz-Veranstaltung in der Hansestadt treffen. Begleitend zu beiden Symposien zeigt das Übersee-Museum noch bis zum 10. Juli 2022 die Ausstellung «Korallenriffe - vielfältig. verletzlich. verloren?»


Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler - mindestens 110 Menschen tot

AHRWEILER: Nach der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Reinland-Pfalz hat sich die Zahl der Todesopfer bis Sonntagmorgen auf 110 erhöht.

Ebenso wurden 670 Personen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Zahl der Toten und Verletzten könnte sich aber weiter erhöhen. In einer Vielzahl der umliegenden Gemeinden gibt es auch weiterhin weder Strom noch Telefonempfang. Ebenso sind weiterhin eine Vielzahl der Straßen im Ahrtal gesperrt.


Gebirgsbach nahe Oberstdorf durch Holzmassen gefährlich angestaut

OBERSTDORF: Der heftige Regen hat in den Allgäuer Alpen nahe Oberstdorf in einem Tal zu einem bedrohlichen Anschwellen eines Baches geführt. Im Stillachtal habe sich durch querliegendes Holz das Wasser gefährlich angestaut, sagte der Kommandant der Oberstdorfer Feuerwehr, Peter Vogler, in der Nacht zum Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Sollte sich diese natürlichen Sperre plötzlich lösen, könne es eine Flutwelle in Richtung Oberstdorf geben.

Die Feuerwehr stelle zum Schutz Betonbarrieren beim Langlaufstadion südlich des Ortskerns von Oberstdorf (Landkreis Oberallgäu) auf. Sie sollen mögliche Wassermassen umleiten. Rund 60 Feuerwehrleute seien im Einsatz, sagte Vogler. Einige von ihnen befänden sich unmittelbar an der durch die sogenannte Verklausung entstandene Staustelle des Gebirgsbaches Stillach.

Die Feuerwehr versuche, durch Abpumpen von Wasser den Druck zu nehmen. Schweres Gerät wie Bagger könne man aber nicht an der Staustelle einsetzen. Verletzte oder größere Sachschäden habe es zunächst nicht gegeben, sagte der Feuerwehr-Kommandant.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.