Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Trauerschmuck von Queen Victoria wird versteigert

LONDON: Teile des Trauerschmucks der britischen Königin Victoria (1819-1901) werden demnächst in London versteigert. Unter den Hammer kommen am 24. März Perlenknöpfe, Broschen und Anhänger, wie das Auktionshaus Sotheby's am Montag mitteilte. Die Stücke, die sich bislang im Familienbesitz befanden, hätten der Queen nach dem Tod ihrer Mutter und drei ihrer neun Kinder Trost gespendet. Victoria, Ururgroßmutter der amtierenden Königin Elizabeth II, war bekannt für ihre Trauerkleidung. Seit dem Tod ihres Gatten Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahr 1861 trug sie jeden Tag schwarz.

Der Schmuck sei sehr «biographisch», sagte Sotheby's-Experte David Macdonald der Nachrichtenagentur PA. «Wenn man an Victoria denkt, hat man die Kronjuwelen vor Augen, die Diamanten, den Koh-i-Noor, all diese Steine. Diese Schmuckstücke aber sind viel intimer, ihr Wert bemisst sich nicht durch große Diamanten.» Die Objekte werden auf je 1000 bis 3000 Pfund (1140 bis 3430 Euro) geschätzt. Der Wert liege vielmehr in einem «emotionalen, zutiefst persönlichen Ausdruck über Verlust und Liebe».

Der Trauerschmuck gehört zu einer Kollektion der 2017 gestorbenen Patricia Knatchbull, ebenfalls eine Ururenkelin von Queen Victoria. Die Schmuckstücke seien erst bei der Vorbereitung der Auktion entdeckt worden, sagte Macdonald. Bei einem der Objekte handelt es sich um einen Achat- und Diamantanhänger, der von Prinz Albert nach dem Tod von Victorias Mutter in Auftrag gegeben wurde. Darin befinden sich eine Locke sowie ein Miniatur-Porträt der Mutter.


Hilfsorganisation Oxfam kritisiert EU-Flüchtlingspolitik

ATHEN/BRÜSSEL: Die Hilfsorganisation Oxfam hat die Flüchtlingspolitik der EU scharf kritisiert. Seitdem die EU-Kommission im September Reformvorschläge gemacht habe, habe es kaum Fortschritt gegeben, heißt es in einem Report, den Oxfam gemeinsam mit der Organisation Greek Council for Refugees am Montag veröffentlicht hat. Vor allem die mangelnde Verteilung von Flüchtlingen in andere EU-Staaten wird darin bemängelt. Von September bis zum Ende des Jahres seien gerade mal 2050 Menschen in zehn EU-Staaten umgesiedelt worden - statt der angekündigten 5100.

Während andere Maßnahmen des Flüchtlingspakts mit der Türkei aus dem Jahr 2016 sofort umgesetzt worden seien - etwa die Auffanglager auf den griechischen Inseln - gebe es bis heute keine solidarische Verteilung asylberechtigter Menschen in der EU, heißt es in dem Bericht. In der Folge könnten auch die Zustände auf den griechischen Flüchtlingsinseln nicht verbessert werden. Die Lager seien gemäß dem Pakt als Übergangslager konzipiert worden und nicht auf längere Aufenthalte ausgerichtet. So entspreche etwa das neue Lager auf Lesbos, das nach dem Brand des Moria-Lagers aufgebaut worden sei, weiterhin nicht den Mindestanforderungen.

So trage Griechenland die Hauptlast, bilanzieren die Organisationen. Allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres sei dort rund 27.000 Asylanträgen stattgegeben worden, seit 2016 seien es mehr als 73.000 gewesen. Ein Großteil der Menschen sei nun in dem Land gestrandet - Griechenland sei weder finanziell im Stande, ihre Integration voranzutreiben, noch gebe es dazu eine entsprechende Strategie. Die Hilfsorganisationen forderten die EU deshalb in ihrem Bericht einmal mehr dazu auf, vor Ort anständige Lebensverhältnisse zu schaffen und die Umverteilung der Flüchtlinge voranzutreiben.

Bei der Asylreform liegen die EU-Staaten schon seit Jahren im Streit. Vor allem südliche Länder wie Italien oder Griechenland, in denen besonders viele Asylsuchende ankommen, fordern, dass andere Staaten ihnen Migranten abnehmen. Länder wie Tschechien oder Ungarn lehnen es jedoch kategorisch ab, sich zur Aufnahme von Migranten zu verpflichten. Um die Blockade zu lösen, hatte die EU-Kommission im September ein neues Reform-Konzept vorgelegt.


Hochrechnung: Separatisten in Katalonien vor - Aber PSC sehr stark

BARCELONA: Separatistische Parteien haben bei der Parlamentswahl in Katalonien einer ersten Hochrechnung zufolge wieder die Mehrheit der Stimmen und Parlamentssitze erzielt. Als einzelne Partei könnten die Sozialisten, die gegen die Unabhängigkeit sind, allerdings die meisten Stimmen bekommen haben, teilte die Wahlbehörde nach Auszählung von gut 83 Prozent der Stimmen am Sonntagabend mit.

Die in Madrid regierende sozialistische PSOE, die in Katalonien PSC heißt, könnte demnach mit knapp 24 Prozent der Stimmen und 33 bis 34 Sitzen im Regionalparlament in Barcelona rechnen. Auf Platz zwei landete demnach die ERC mit gut 21 Prozent. Dass sie dennoch ebenfalls auf 33 Sitze kommen könnte, liegt daran, dass Stimmen aus ländlichen Regionen mit eher separatistischer Wählerschaft schwerer wiegen, als Stimmen in großen Städten wie Barcelona. Auf Platz drei folgt demnach die ebenfalls separatistische JuntsxCat mit knapp gut 19 Prozent und 32 Sitzen. Dazu kommt im Lager der Separatisten noch die stramm linke CUP mit etwa 6,5 Prozent und 9 Sitzen.

Die größte Oppositionspartei Spaniens, die konservative Volkspartei, landete mit etwa 3,7 Prozent und nur noch 3 Sitzen abgeschlagen auf dem letzten Platz und wurde von der rechtspopulistischen Vox überflügelt, die aus dem Stand auf fast 8 Prozent und 11 Sitze kam. Die liberalen Ciudadanos stürzten auf 5,5 Prozent und 6 Sitze ab. Die in Madrid mit den Sozialisten regierende Unidas Podemos, die in Katalonien En Comú Podem heißt, konnte ihr Ergebnis von 2017 in etwa halten und kam auf knapp 7 Prozent und wie zuvor 8 Sitze.

Die Wahlbeteiligung lag angesichts der Corona-Pandemie bei nur gut 50 Prozent und damit wesentlich niedriger als bei der Wahl 2017.


Italienische Regierung stoppt geplante Öffnung der Skigebiete

ROM: Kurz vor der geplanten Öffnung vieler Skiregionen in Italien hat die Regierung in Rom den Start der Aktivitäten wieder gestoppt.

Gesundheitsminister Roberto Speranza verlängerte am Sonntag das bestehende Wintersport-Verbot für Freizeitsportler. Als Grund nannte er in seiner Anordnung erhöhte Risiken durch neue Virus-Varianten. Eigentlich hatte die Regierung erlaubt, dass der Skibetrieb in den sogenannten Gelben Zonen des Landes, wo das Corona-Risiko als mäßig gilt, von Montag an wieder losgehen sollte.


Zehn Jahre nach Protesten - Menschenrechtler üben Kritik

MANAMA: Zehn Jahre nach der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in Bahrain werden politische Abweichler, Geistliche und Menschenrechtler laut Kritikern weiterhin mit aller Härte verfolgt. «Parteien der Opposition wurden verboten, das einzige unabhängige Nachrichtenmedium wurde geschlossen und neue Gesetze haben den Raum für politische Teilnahme weiter verkleinert.» Das teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zum zehnten Jahrestag der Proteste in dem kleinen Golfstaat mit, die am 14. Februar 2011 in der Hauptstadt Manama begannen.

Im Frühjahr 2011 hatten Zehntausende Bürger der Golfmonarchie mehrere Wochen lang für mehr Demokratie demonstriert. Das Militär beendete den Dauerprotest der Reformbewegung gewaltsam. Bei Zusammenstößen werden mehrere Menschen getötet. Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate schickten Soldaten und Polizisten zur Unterstützung von König Hamad bin Issa al-Chalifa.

«Der bahrainische Staat hat die Hoffnungen und Erwartungen der Massenproteste vor zehn Jahren vernichtet», teilte Amnesty mit. Aktivisten, Anwälte, Journalisten, Demonstranten und schiitische Geistliche würden bedroht, befragt sowie mit Haftstrafen und Reiseverboten belegt. In Bahrain ist die Bevölkerungsmehrheit schiitisch, Königshaus und Regierungselite sind sunnitisch.


Linke gewinnt Wahl im Kosovo deutlich

PRISTINA: Die linke Bewegung Vetevendosje (Selbstbestimmung) hat die Parlamentswahl im Kosovo nach einer Wahltagsumfrage deutlich für sich entschieden. Demnach vereinigte sie 42 Prozent der Stimmen auf sich, wie das Institut Pipos am Sonntag nach Schließung der Wahllokale um 19.00 Uhr mitteilte. Die langjährige Regierungspartei PDK (Demokratische Partei des Kosovos) kam demnach auf 16,5 Prozent der Stimmen, die zuletzt regierende konservative LDK (Demokratische Liga des Kosovos) auf 15 Prozent.

An der Spitze von Vetevendosje steht der ehemalige Kurzzeit-Ministerpräsident Albin Kurti, den die Wahlkommission wegen einer Vorstrafe von der Kandiatenliste seiner Bewegung gestrichen hatte. Er will dennoch Ministerpräsident werden, wird aber dafür auf Partner in der neuen Volksvertretung angewiesen sein.

Kurti war von Februar bis Juni 2020 Regierungschef, ehe die LDK aus der damaligen Koalition mit Vetevendosje ausscherte und sich mit anderen Partnern zusammentat. Der LDK-Politiker Avdullah Hoti löste Kurti ab. Seine Wahl im Parlament war aber nicht rechtmäßig, wie das Verfassungsgericht nachträglich feststellte. Deshalb kam es am Sonntag zur dritten vorgezogenen Parlamentswahl innerhalb von vier Jahren.


Winter erreicht Griechenland - Schnee zum Wochenbeginn auch in Athen

ATHEN: Die Kältefront «Medea» hat den Menschen in Griechenland ungewöhnlich winterliches Wetter beschert.

In der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki lag bereits am Sonntagmorgen Schnee, in Athen sollte es in der Nacht zum Montag schneien. Im Norden des Landes wurden stellenweise Temperaturen von bis zu minus 13 Grad gemessen. Bisher sei es noch nicht zum Zusammenbruch von Verkehr oder zu schneebedingten Unglücken gekommen, berichteten griechische Medien. Die Eiseskälte hatte sich tagelang angekündigt, so dass die Menschen entsprechende Vorbereitungen treffen konnten. Mit dem Höhepunkt der Kältewelle rechnen griechische Meteorologen am Dienstag - bereits am Donnerstag sollen die Temperaturen dann in vielen Teilen des Landes wieder im zweistelligen Plus-Bereich liegen.


Le-Pen-Partei verurteilt Verbot vom Génération Identitaire

PARIS: Die Partei der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen hat das geplante Verbot der rechtsextremen Identitären verurteilt. Grundrechte wie die Meinungsfreiheit seien bedroht, teilte die rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN/früher: Front National) am Sonntag in Nanterre bei Paris mit. Die Partei teile allerdings nicht alle Meinungen und Aktionen der Identitären, hieß es in der Mitteilung.

Innenminister Gérald Darmanin hatte zuvor die Auflösung von Génération Identitaire auf den Weg gebracht. Anlass war eine Aktion der Gruppe in den Pyrenäen gegen illegale Einwanderung gewesen. Génération Identitaire habe zehn Tage Zeit, um Widerspruch einzulegen, teilte Darmanin am Samstag via Twitter mit.

Zustimmung für das Vorgehen kam aus Deutschland: Das Internationale Auschwitz Komitee teilte mit, die Génération Identitaire spiele im Netzwerk rechtsextremen Hasses eine besonders prägende Rolle. «Gerade deshalb kommt dem angestrebten Verbot der französischen Identitären eine Signalwirkung zu, die angesichts der zunehmenden Bedrohung durch antisemitische und rechtsextreme Gruppierungen in Europa weit über Frankreich hinausreicht», so das Komitee.


Okonjo-Iweala aus Nigeria soll neue WTO-Chefin werden

GENF: Die Welthandelsorganisation (WTO) will am Montag in Genf die Ökonomin und Entwicklungsexpertin Ngozi Okonjo-Iweala aus Nigeria zur neuen Generaldirektorin ernennen. Dazu treffen die Botschafter der 164 Mitgliedsländer am Nachmittag online zusammen. Die Ernennung der 66-Jährigen gilt als Formsache: bis auf die USA hatten sich schon im Oktober alle Länder für sie ausgesprochen. Unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden gaben die USA ihren Widerstand vergangene Woche auf.

Okonjo-Iweala war 25 Jahre lang bei der Weltbank in Washington und seit 2003 zweimal Finanzministerin und kurz Außenministerin ihres Heimatlandes. Sie folgt auf Roberto Azevêdo, der seinen Posten im Sommer 2020 vorzeitig geräumt hatte und zum US-Getränkehersteller Pepsico wechselte.


Abgeordnete sollen neue Übergangsregierung absegnen

TRIPOLIS: Nach der Wahl einer Übergangsregierung für Libyen sollen auch die Abgeordneten des gespaltenen Parlaments die neue Führung absegnen. Mehrere Abgeordnete trafen am Sonntag im Küstenort Sabrata westlich von Tripolis ein, wo Beratungsgespräche geplant sind. Dazu wurden 110 bis 120 der 188 Parlamentarier erwartet, wie der Abgeordnete Abdel-Monim Balkur der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Rückhalt des Parlaments ist entscheidend beim Versuch, das in zahlreiche Lager gespaltene Land schrittweise wieder zu einen.

Die neue Übergangsregierung besteht aus Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sowie einem dreiköpfigen Präsidium, an dessen Spitze Mohammed Minfi steht. Sie sollen Libyen zu landesweiten Wahlen im Dezember führen. Dbaiba hat noch etwa zwei Wochen Zeit zur Bildung eines Kabinetts, das er vom Parlament absegnen lassen muss. Dbaiba hat angekündigt, die Posten mit Technokraten besetzen zu wollen.

Ob genügend Abgeordnete die neue Regierung unterstützen werden, ist unklar. Das Parlament ist seit Mai 2019 gespalten, als General Chalifa Haftar eine Offensive auf Tripolis begonnen hatte, und ist lange nicht mehr in beschlussfähiger Mehrheit zusammengetreten. Sprechen nicht genügend Abgeordnete der neuen Übergangsregierung das Vertrauen aus, wandert diese Aufgabe zurück an die rund 70 Vertreter des UN-Dialogforums, das die Regierung in der Schweiz gewählt hatte. In diesem Fall ist gut möglich, dass führende Vertreter aus dem Osten die Übergangsregierung nicht anerkennen und der Prozess scheitert.

In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Nach der von Haftar angeordneten, gescheiterten Offensive auf Tripolis gab es seit Juni vergangenen Jahres keine größeren Gefechte mehr, seit Oktober gilt eine Waffenruhe. Die Truppen der verfeindeten Lager sind aber weiter an den Fronten stationiert. Auch die ausländischen Kämpfer sind anders als bei der Waffenruhe vereinbart nicht abgezogen.


Behörden: Vier mutmaßliche Ebola-Tote in Guinea

CONAKRY: In Guinea sind nach Angaben der Behörden des westafrikanischen Landes vier Menschen nach einem neuen Ebola-Ausbruch gestorben. Insgesamt seien sieben Fälle der gefährlichen Viruserkrankung gemeldet worden, teilte ein Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums in Conakry am Sonntag mit. Betroffen war die Stadt Nzerekore im Südosten des Landes.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte das Wiederauftreten von Ebola in Guinea noch am Sonntagabend, sprach allerdings zunächst von drei Toten infolge der Erkrankung. Vier weitere Menschen seien im Krankenhaus. Die WHO-Afrikadirektorin Matshidiso Moeti schrieb auf Twitter, man sei sehr besorgt.

Eine Ebola-Infektion führt meist zu hohem Fieber und inneren Blutungen und endet sehr oft tödlich. Beim letzten Ausbruch in Westafrika wurden zwischen 2014 und 2016 in Guinea, Liberia und Sierra Leone 28.000 Fälle und 11.310 Tote verzeichnet. Im Osten Kongos wurde ein fast zwei Jahre dauernder Ebola-Ausbruch mit 2299 Toten im vergangenen Juni für beendet erklärt, doch Anfang Februar wurde dort ein neuer Fall registriert.


Zitate: Schumer und Trump zum Ausgang des Impeachmentverfahrens

«Der 6. Januar wird ein Tag der Schande in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika sein. Das Versäumnis, Donald Trump zu verurteilen, wird als Schande in die Geschichte des Senats der Vereinigten Staaten eingehen.»

(Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, zum Scheitern des Impeachment-Verfahrens gegen Donald Trump)

«Unsere historische, patriotische und schöne Bewegung, Amerika wieder großartig zu macZihen, hat jetzt erst angefangen.»

(Der frühere US-Präsident Donald Trump als Reaktion auf seinen Freispruch im Impeachment-Verfahren)


Nun 50 Tote nach Sturzflut geborgen

NEU DELHI: Gut eine Woche nach einer verheerenden Sturzflut im indischen Himalaya-Gebiet ist die Opferzahl auf mindestens 50 Tote gestiegen. Zwölf weitere Leichen seien nun geborgen worden, teilten die Behörden am Sonntag mit. 154 Menschen würden immer noch vermisst.

Am Morgen des 7. Februars war ein riesiger Gletscher von einem Berg abgebrochen und in einen Fluss gestürzt. Das Unglück ereignete sich auf gut 2000 Metern Höhe im nördlichen Bundesstaat Uttarakhand. Die Schlamm- und Wassermassen beschädigten zwei Elektrizitätswerke sowie fünf Brücken. Sie schwemmten Straßen und Häuser weg.

Die Chancen, noch Überlebende zu finden, gehen gegen Null. Die Räumungsarbeiten in einem zugeschütteten Tunnel, in dem noch mehr Opfer ausgegraben werden könnten, gehen weiter. «Es ist eine Herkulesaufgabe. Wir haben 150 Meter Dreck und Trümmer aus einen 2,5 Kilometer langen Tunnel geräumt, aber wir werden die Rettungsbemühungen fortsetzen», sagte Polizeichef Ashok Kumar der Deutschen Presse-Agentur.


Einreisestopp: Tschechische Protestbewegung fordert «Vergeltung»

PRAG: Nach dem weitgehenden Einreisestopp Deutschlands für Bürger aus dem Nachbarland hat eine Protestbewegung in Tschechien «Vergeltungsmaßnahmen» gefordert. Man rufe die Regierung in Prag dazu auf, die Grenzen für Deutsche komplett zu schließen, hieß es am Sonntag in einem auf Facebook verbreiteten Aufruf. Tschechisches Gesundheitspersonal, das in Sachsen und Bayern arbeite, solle am Grenzübertritt gehindert und in heimischen Krankenhäusern eingesetzt werden. «Die Deutschen verteidigen ihre eigenen nationalen Interessen, und wenn unsere Regierung Führungsstärke zeigen würde, täte sie das auch», hieß es.

Hinter dem Aufruf steht die Bewegung «Chcipl Pes», die sich für die Lockerung der Corona-Maßnahmen einsetzt. Sowohl Regierungs- als auch Oppositionspolitiker in Prag halten sich bisher mit Äußerungen zur Einstufung Tschechiens als sogenanntes Virusvariantengebiet zurück. Tschechien hatte selbst einen weitgehenden Einreisestopp für Ausländer verhängt - es gibt aber zahlreiche Ausnahmen unter anderem für Pendler sowie Dienst- und Transitreisende.

Nach den Vorgaben aus Berlin dürfen seit Sonntag aus Tschechien und weiten Teilen des österreichischen Bundeslandes Tirol nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen bei der Einreise gibt es unter anderem für Gesundheitspersonal, Lastwagenfahrer und sonstiges Transportpersonal im Güterverkehr.


Drei Regierungssoldaten sterben in Ostukraine durch Sprengsatz

NOWOLUHANSKE: In der Ostukraine sind erneut drei Soldaten der Regierungstruppen durch einen Sprengsatz getötet worden. Sie seien unweit der Ortschaft Nowoluhanske im Donezker Gebiet auf dem Weg zu ihren Stellungen gewesen, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium am Sonntag in Kiew mit. Trotz der seit Ende Juli 2020 geltende Waffenruhe waren bereits am Donnerstag zwei Regierungssoldaten bei Gefechten getötet worden.

Die von Russland unterstützten Separatisten hatten der ukrainischen Armee in letzter Zeit mehrfach Positionsverschiebungen vorgeworfen. Seit Jahresbeginn wurden allein auf Regierungsseite mindestens zehn Soldaten getötet und knapp 20 verwundet.

Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Toten seit dem Ausbruch der Kämpfe im April 2014 auf mehr als 13.000. Ein vor sechs Jahren mit deutsch-französischer Vermittlung beschlossener Friedensplan wurde bisher nicht umgesetzt.


Ungarns Klubradio verstummt im Äther - Internationale Sorge

BUDAPEST: Das Klubradio, Ungarns letzter unabhängiger Radiosender von Bedeutung, muss diesen Sonntag um Mitternacht den Sendebetrieb einstellen. Die regierungsabhängige Medienbehörde verweigerte dem privaten Senden mit schwer nachvollziehbaren Begründungen die Verlängerung der Sendelizenz. Der Radiosender, der einer Vielfalt von Stimmen eine Bühne gab, erreichte bis zu 500.000 Hörer.

Nach der Einstellung des Sendebetriebs kann Klubradio sein Programm nur mehr noch im Internet anbieten. Damit dürfte es weit weniger Menschen erreichen als zuvor. Seit dem Amtsantritt des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban 2010 war der Sender regelmäßig Repressionen seitens der Medienbehörde ausgesetzt. Unter anderen durfte er seitdem nur im Großraum Budapest senden.

Der Medienrat, das Exekutivorgan der Medienbehörde, ist ausschließlich mit Parteigängern der Orban-Regierung besetzt. Im vergangenen September verlängerte das Gremium die am 15. Februar auslaufende Sendelizenz für Klubradio nicht mehr. Seine Entscheidung begründete es mit zwei kleineren Verstößen des Senders gegen die umfänglichen Meldepflichten, die seinerzeit mit geringfügigen Geldstrafe geahndet worden waren.

Die somit erzwungene Einstellung des Sendebetriebs quittierten internationale Akteure mit Kritik und Besorgnis. Die EU-Kommission verlangte eine Übergangslösung für Klubradio und drohte Ungarn mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Das US-Außenministerium beklagte die Einschränkung medialer Vielfalt im EU- und Nato-Land.


Inhaftierter Nawalny sendet Valentinstagsgruß an seine Frau

MOSKAU: Der in Russland inhaftierte Kremlkritiker Alexej Nawalny hat am Valentinstag auf Instagram einen Liebesgruß an seine Frau Julia geschickt. «Ich liebe dich», hieß es in dem am Sonntag auf seinem Account veröffentlichten Beitrag. «Und alle Witze im Gerichtssaal mache ich, damit du in der ersten Reihe lachst.» Der Beitrag enthielt außerdem ein Foto, auf dem das Ehepaar Nawalny gemeinsam zu sehen ist.

Julia Nawalnaja reagierte wenig später ebenfalls auf Instagram mit einem Foto, auf dem sie und Alexej mit einigem Abstand voneinander auf einer Bank sitzen und die Hände nacheinander ausstrecken. «Ich bin nicht traurig, ich weiß, dass alles gut werden wird», schrieb sie dazu. Für diesen Sonntag hatten Nawalnys Unterstützer in ganz Russland zu dezentralen Protestaktionen mit Taschenlampen aufgerufen - unter anderem, um Solidarität mit Nawalnaja auszudrücken, die nun voraussichtlich mehrere Jahre lang von ihrem Mann getrennt sein wird.

Nawalny war vor knapp zwei Wochen in einem im Westen heftig kritisierten Prozess zum Verbüßen einer dreieinhalbjährigen Straflagerhaft verurteilt worden. Er soll gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Ihm werden aber ein mehrmonatiger Hausarrest und Haftzeiten angerechnet, so dass seine Anwälte von zwei Jahren und acht Monaten im Straflager ausgehen. Seine Inhaftierung hatte Ende Januar russlandweite Protestemit Zehntausenden Teilnehmern ausgelöst.


Griechischer Migrationsminister: Angebliche Pushbacks sind Fake News

ATHEN: Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis hat Vorwürfe zurückgewiesen, Griechenland dränge Migranten im östlichen Mittelmeer gewaltsam zurück, ohne den Menschen eine Chance zu geben, Asyl zu beantragen. Die Vorwürfe sogenannter Pushbacks seien «Teil der umfassenden Fake-News-Strategie», die von der Türkei durch einige Nichtregierungsorganisationen und Schmugglernetze gefördert werde, sagte Mitarakis der griechischen Zeitung «To Vima» (Sonntag).

Bisherige Untersuchungen der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der griechischen Küstenwache hätten die Anschuldigungen nicht bestätigt, sondern vielmehr gezeigt, dass der Grenzschutz «im Rahmen des Völkerrechts und der europäischen Werte» erfolge, sagte Mitarakis.

In den vergangenen Monaten war von Hilfsorganisationen und Medien immer wieder der Vorwurf erhoben worden, griechische Grenzschützer hätten Schlauchboote mit Migranten an Bord rechtswidrig in die Türkei zurückgetrieben. Auch die Rolle von Frontex war dabei in die Kritik geraten - Frontex-Beamte sollen bei diesen Aktionen zum Teil in der Nähe gewesen sein, sprich, Kenntnis davon gehabt haben, hieß es.


Hilfsschiff «Open Arms» bringt 146 Bootsmigranten nach Sizilien

ROM: Die Crew des spanischen Hilfsschiffs «Open Arms» darf nach eigenen Angaben 146 gerettete Bootsmigranten nach Sizilien bringen. Die Behörden hätten dem Schiff den italienischen Hafen Porto Empedocle bei Agrigent zugewiesen. Die Mannschaft habe die Menschen in mehreren Einsätzen am Wochenende im Mittelmeer bei teils meterhohen Wellen aus kleinen libyschen Booten geborgen, teilte die private Organisation am Sonntag auf Twitter mit.

In der Regel kommen viele gerettete Bootsflüchtlinge zunächst in italienische Häfen, manche auch nach Malta. In Libyen herrscht seit Jahren Bürgerkrieg, seit Monaten ruhen aber die Waffen. Es ist ein zentrales nordafrikanisches Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa. Die privaten Rettungsaktionen für Migranten sind politisch umstritten.


Nach starken Schneefällen: Moskau schrammt knapp am Rekord vorbei

MOSKAU: Russlands Hauptstadt Moskau hat nach tagelangen Schneefällen nur knapp einen Rekord verpasst. Am Sonntagmorgen sei die Schneedecke 59 Zentimeter hoch gewesen, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf ein staatliches Meteorologie-Zentrum. Das war demnach der zweithöchste Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1879. Nur 1956 lag der Schnee mit 60 Zentimetern noch höher. In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen kaum noch Neuschnee.

Rund 70.000 Arbeiter sind unterdessen damit beschäftigt, die Schneemassen von den Straßen von Europas größter Metropole zu räumen. Laut Moskaus stellvertretendem Bürgermeister Pjotr Birjukow sind dafür fünf Tage eingeplant. Birjukow versprach außerdem, an Moskaus Autobahnring Verpflegungsstände für Autofahrer einzurichten, die aufgrund des Wetters im Stau feststecken. An den drei Flughäfen der Stadt waren am Sonntag mehr als 80 Flüge verspätet und einzelne gestrichen.

Unter der Schneelast sackten laut Katastrophenschutz mehrere Gebäudedächer ein. Zwei Menschen starben.


Zwei Tote bei Lawinenunglück in der Hohen Tatra

BRATISLAVA: Im slowakisch-polnischen Grenzgebirge Hohe Tatra sind am Samstagabend drei polnische Skitouristen von einer Lawine mitgerissen und verschüttet worden. Wie der slowakische Bergrettungsdienst HZS am Sonntag mitteilte, überlebte nur einer von ihnen das Unglück auf der slowakischen Seite des Berges Kondratova kopa, südlich der polnischen Touristenstadt Zakopane.

Der Überlebende konnte sich nach Angaben der Bergrettung aus eigener Kraft befreien und telefonisch Bekannte in Polen sowie die polnische Bergrettung anrufen. Die Bergretter wiederum alarmierten ihre slowakischen Kollegen, die sich mit Suchhunden auf den Weg machten. Zwei der Verschütteten konnten nur tot aus den Schneemassen ausgegraben werden.

Gesucht wurde noch fast die ganze Nacht nach dem Überlebenden, da der Kontakt zu ihm in dem schlecht von Handysignalen abgedeckten Berggebiet verloren gegangen war. Am Ende stellte sich heraus, dass er sich unterkühlt, aber unverletzt auf die polnische Seite in Sicherheit bringen konnte.

Wie anschließend ein Sprecher der polnischen Bergrettung dem TV-Sender TVN24 erklärte, hatte der Mann zunächst versucht, die beiden anderen Verschütteten zu finden, da er direkt am Unglücksort kein Handysignal hatte. Erst als ihm das nicht gelang, machte er sich alleine auf den Weg, um von einer Schutzhütte aus Hilfe zu rufen.


Pläne für Tunnel zwischen Großbritannien und Nordirland

LONDON: Milliardenschwere Pläne für den Bau eines Tunnels zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs werden Medienberichten zufolge konkreter. Entsprechende Vorschläge der Bahnindustrie würden derzeit geprüft, berichteten die Zeitung «Sunday Times» und «Sunday Telegraph» am Sonntag. Demnach soll die gut 40 Kilometer lange Unterwasser-Röhre zwischen dem schottischen Stranraer und dem nordirischen Larne entstehen - die beiden Orte sind bereits mit einer Fähre verbunden.

Premierminister Boris Johnson sei ein großer Befürworter des Projekts, das die Fahrzeit von London in die nordirische Hauptstadt Belfast auf vier Stunden reduzieren würde. Die Verbindung würde zudem Nordirland enger an den Rest des Landes binden - gerade angesichts des Brexits ein wesentlicher Punkt für Johnson. Weil Nordirland infolge einer komplizierten Regelung seit dem Brexit weiter zur EU-Zollunion gehört, ist zwischen der Region und Großbritannien eine Zollgrenze in der Irischen See entstanden, die für Lieferprobleme sorgt. Der Ärger in der Provinz über Johnson ist gewaltig.

Gedankenspiele über eine Verkehrsverbindung zwischen Großbritannien und der irischen Insel gibt es seit mehr als 100 Jahren. Selten waren sie aber weit fortgeschritten. Der Bau einer Brücke gilt auch wegen oft starker Winde in der Irischen See als nicht realisierbar. Zudem müssten die Pfeiler Hunderte Meter tief in den Meeresboden gerammt werden.

Ein Tunnel gilt daher als realistischer. Schottland-Minister Alister Jack hatte vor knapp einem Jahr gesagt, die Röhre könne bis 2030 fertiggestellt sein. Als Vorbild soll der Eurotunnel dienen, der Großbritannien seit 1994 mit dem Kontinent verbindet. Gegenwind kommt allerdings vom Industrieverband CBI. Die «Sunday Times» zitierte den Verband, das Projekt bedeute eine «potenziell teure und ineffiziente Nutzung knapper öffentlicher Ressourcen».


Ankara: 13 Türken bei Einsatz gegen PKK in Nordirak tot aufgefunden

ISTANBUL: Bei einem Einsatz gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak hat das türkische Militär nach offiziellen Angaben 13 entführte Türken in einer Höhle tot aufgefunden. «Ich wünschte, wir hätten unsere 13 Bürger sicher dort rausbringen können», sagte Verteidigungsminister Hulusi Akar am Sonntag. Man habe die Entführung aus Sicherheitsgründen zuvor nicht bekanntgegeben.

Das türkische Militär habe sich zuvor schwere Gefechte mit PKK-Kämpfern geliefert und unter anderem die Höhle unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Akar. Bei der Durchsuchung sei man auf die 13 Leichen gestoßen. Nach ersten Erkenntnissen seien zwölf Menschen durch Kopfschüsse getötet worden, ein weiterer durch einen Schuss in die Schulter, sagte Akar. Sie seien unbewaffnet gewesen. Zwei gefasste PKK-Kämpfer hätten ausgesagt, die Gefangenen seien kurz vor Beginn der Operation in dem Gebiet exekutiert worden. Vonseiten der PKK lag zunächst keine Erklärung vor.

Die Türkei hatte am Mittwoch in der nordirakischen Provinz Dohuk einen großangelegten Einsatz gegen die PKK im Nordirak gestartet. Ankara begründet das Vorgehen unter anderem mit Selbstverteidigung. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte bei einem ähnlichen Einsatz der Türkei im Sommer bezweifelt, dass dieser mit dem Völkerrecht vereinbar ist.

Die türkische Regierung und die PKK bekämpfen sich seit Jahrzehnten. Das Militär geht immer wieder gegen PKK-Stellungen im Südosten des Landes und im Nordirak vor. Die PKK gilt in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation. Ihr Hauptquartier ist in den nordirakischen Kandil-Bergen.


Nato-Einsatz in Afghanistan wird vorerst nicht beendet

BRÜSSEL: Die Nato wird ihren Einsatz in Afghanistan vorerst fortsetzen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben sich Deutschland und die anderen Alliierten darauf verständigt, beim Verteidigungsministertreffen am Mittwoch und Donnerstag keine Entscheidung über den Abzug der noch rund 10.000 Soldaten im Land zu treffen. Stattdessen sollen die militant-islamistischen Taliban noch einmal zu einer Reduzierung der Gewalt und weiteren Anstrengungen bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung aufgefordert werden.

Man wolle Afghanistan erst dann verlassen, wenn die Bedingungen dies zuließen, hieß es aus Bündniskreisen. Die insbesondere durch Taliban-Angriffe verursachte Gewalt untergrabe nach wie vor den Friedensprozess und müsse ein Ende haben. Die «Welt am Sonntag» berichtete unter Berufung auf mehrere ranghohe Nato-Diplomaten, es sei «nahezu sicher», dass die Nato auch über den 30. April hinaus in Afghanistan bleiben werde.

Mit Spannung wird nun erwartet, wie die Taliban darauf reagieren. Den Aufständischen war von den USA eigentlich über das sogenannte Doha-Abkommen nämlich ein Abzug aller ausländischen Soldaten bis Ende April in Aussicht gestellt worden, um sie zu Friedensgesprächen und einer signifikante Reduzierung der Gewalt in dem Land zu bewegen.

Mit der Entscheidung, jetzt noch keinen Rückzug anzuordnen, gilt es allerdings als so gut wie gesetzt, dass Nato-Truppen auch über den April hinaus in Afghanistan sein werden. Grund dafür ist, dass ein geordneter Rückzug hochkomplex ist und mindestens zwei Monate dauern dürfte. Die Bundeswehr war zuletzt noch mit etwa 1100 Soldaten an dem Nato-Einsatz «Resolute Support» zur Ausbildung und Beratung der Sicherheitskräfte der afghanischen Regierung beteiligt.


Lanxess übernimmt US-Unternehmen für Spezialchemie

KÖLN: Der Spezialchemie-Konzern Lanxess will mit der Übernahme des US-Unternehmens Emerald Kalama Chemical das Geschäft mit Lebensmitteln und Tiernahrung stärken. Wie Lanxess am Sonntag in Köln mitteilte, wurde ein Vertrag zur Übernahme von Emerald Kalama Chemical unterzeichnet. Das US-Unternehmen sei einer der weltweit führenden Hersteller von Spezialchemikalien vor allem für den Konsumbereich. Abzüglich Verbindlichkeiten ergebe sich ein Kaufpreis von rund 1,04 Milliarden US-Dollar (867 Mio Euro). Die Transaktion werde aus vorhandenen liquiden Mitteln finanziert und voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2021 vollzogen, teilte Lanxess weiter mit.

Emerald Kalama Chemical beschäftige weltweit rund 500 Mitarbeiter und betreibe drei Produktionsstandorte. Das Unternehmen erzielte den Angaben zufolge 2020 einen Umsatz von rund 425 Millionen US-Dollar und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen (EBITDA) von etwa 90 Millionen Dollar.

Rund 45 Prozent seines Umsatzes erwirtschafte Emerald Kalama Chemical in Nordamerika. Etwa drei Viertel des Umsatzes entfielen auf Spezialitäten für den Konsumentenbereich - etwa Konservierungsstoffe für Lebensmittel, Haushalt und Kosmetik, Aroma- und Duftstoffe sowie Produkte für Tiernahrung. Das übrige Viertel komme aus dem Geschäft mit Spezialchemikalien für industrielle Anwendungen. Das Unternehmen ist bisher mehrheitlich im Besitz von Tochtergesellschaften der US-Beteiligungsgesellschaft American Securities LLC.

Lanxess mit Hauptsitz in Köln beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14.400 Mitarbeiter in 33 Ländern. Mit der Produktion, Entwicklung und dem Vertrieb von chemischen Zwischenprodukten, Spezial-Chemikalien sowie Zusatz- und Kunststoffen sei 2019 ein Umsatz von 6,8 Milliarden Euro erwirtschaft worden.


Ein Toter bei Grubenunglück im Kussbass

MOSKAU: Bei einem Schachteinsturz im Kohlebergwerk «Jubilejnaja» im Kusbass-Becken in Russland in der sibirischen Oblast Kemerowo ist ein Bergmann ums Leben gekommen.

Von den insgesamt 98 Bergleuten, die zum Zeitpunkt des Unglücks am frühen Sonntagmorgen unter Tage waren, seien 92 in Sicherheit gebracht worden, berichtete die Agentur Tass unter Berufung auf die Behörden. Fünf Arbeiter seien im Bergwerk geblieben, um beim Abstützen und Aufräumen zu helfen. Bei der Aktion in der Mine in der Nähe der Stadt Nowokusnezk seien auch Einheiten des Zivilschutzes zum Einsatz gekommen.


Piraten-Überfall auf Frachter - Besatzungsmitglieder wieder

ISTANBUL: Drei Wochen nach dem Überfall auf ein Containerschiff im Golf von Guinea sind 15 von Piraten entführte türkische Besatzungsmitglieder wieder in der Türkei. Außenminister Mevlüt Cavusoglu nahm sie am frühen Sonntagmorgen am Flughafen Istanbul in Empfang, wie Aufnahmen zeigten. Die 15 Seeleute waren am Freitag freigelassen worden.

Der Überfall hatte sich am 23. Januar etwa 180 Seemeilen vor der Küste Nigerias ereignet. Dabei war ein aserbaidschanisches Besatzungsmitglied getötet worden. Die Piraten hatten das Schiff namens «Mozart» nach dem Überfall wieder verlassen. Drei Besatzungsmitglieder waren zurückgeblieben und hatten den Frachter in einen Hafen des zentralafrikanischen Staates Gabun gesteuert. Das Schiff fährt unter liberianischer Flagge und war von der nigerianischen Stadt Lagos nach Kapstadt in Südafrika unterwegs.

Die Piraten hatten nach Angaben der Schiffsgesellschaft fünf Tage nach dem Überfall Kontakt aufgenommen. Ob Lösegeld gezahlt wurde, war zunächst unklar.


Anwohner-Protest: «Valentinskarte» auf Londoner Brücke projiziert

LONDON: Aus Protest gegen einen Stillstand bei Reparaturarbeiten der Hammersmith Bridge haben Anwohner die Brücke in London zum Valentinstag rot angeleuchtet. Die 133 Jahre alte Themse-Querung im Westen der britischen Hauptstadt ist seit einem halben Jahr auch für Fußgänger und Radfahrer gesperrt.

«Gebrochene Herzen. Gebrochene Versprechen. Zerbrochene Leben. Kaputte Brücke» (Broken Hearts. Broken Promises. Broken Lives. Broken Bridge), lautete die auf die Brücke projizierte Botschaft. Die Initiative Hammersmith Bridge SOS teilte mit, es handele sich um «die größte Valentinskarte des Vereinigten Königreichs» und richte sich unter anderem an Bürgermeister Sadiq Khan und Premierminister Boris Johnson.

Die Vorsitzende der Bürgerinitiative, Helen Pennant-Rea, sagte, es sei eine «große Schande», dass es keinen Fortschritt gebe. Es müsse dringend ein vorübergehender Fußgängerüberweg geschaffen werden. Die Reparaturkosten werden auf mehrere Dutzend Millionen Euro geschätzt.

Für Fahrzeuge ist die Brücke bereits seit April 2019 gesperrt. Damals waren Risse in den Sockeln bemerkt worden. Als die Schäden im Sommer 2020 wegen einer Hitzewelle größer wurden, legten die Behörden den Übergang komplett still.


Kosovo wählt neues Parlament

PRISTINA: Im Kosovo hat am Sonntag (07.00 Uhr MEZ) die Parlamentswahl begonnen. Rund 1,8 Millionen Bürger sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Der vorgezogene Urnengang wurde erforderlich, weil die letzte Regierung nach einem Urteil des Verfassungsgerichts durch eine nicht rechtmäßige Wahl im Parlament zustande gekommen war.

Meinungsumfragen sehen die linke Bewegung Vetevendosje (Selbstbestimmung) klar in Führung. Ihren Vorsitzenden Albin Kurti hat allerdings die Wahlkommission von der Kandidatenliste gestrichen. Ein Gericht hatte ihn 2018 wegen einer Tränengasattacke im Parlament zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Kurti war bereits von Februar bis Juni 2020 Ministerpräsident. Nach dem Ausscheren des Koalitionspartners, der konservativen Demokratische Liga des Kosovos (LDK), verlor er das Amt an den LDK-Politiker Avdullah Hoti. Im Falle eines Wahlsiegs der Vetevendosje will Kurti erneut Regierungschef werden. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr. Mit Teilergebnissen wird am späten Abend gerechnet.


Geflohene Taekwondo-Kämpferin träumt von Olympia-Gold in Tokio

BERLIN: Die aus dem Iran nach Deutschland geflohene Taekwondo-Kämpferin Kimia Alisadeh träumt von einer Olympischen Goldmedaille für Deutschland. «Olympisches Gold ist das Ziel aller Athleten, und ich gebe mein Bestes, dieses Ziel zu erreichen», sagte die 22-Jährige der «Welt am Sonntag». Ihr Nah-Ziel sei es, 2021 «bei den Sommerspielen in Tokio teilnehmen zu können und dort ein gutes Ergebnis zu erreichen.» Derzeit tritt sie im Flüchtlingsteam des Taekwondo-Weltverbandes an. Ob sie auch in das entsprechende Team des Internationalen Olympischen Komitees aufgenommen wird, soll nach Angaben der Deutschen Taekwondo-Union im Juni entschieden werden.

«Ich habe Interesse daran, sehr bald für Deutschland zu kämpfen», sagte Alisadeh, die 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro als erste und bisher einzige iranische Sportlerin mit Bronze eine Olympia-Medaille gewann. Sie war Ende 2019 aus dem Iran nach Deutschland geflohen und lebt mittlerweile in Aschaffenburg. Sie und ihr Mann haben inzwischen in Deutschland Asyl bekommen. Nach mehreren Verletzungen und einer Wettkampfpause wegen der Corona-Pandemie hofft Alisadeh, bald wieder kämpfen zu können.

Eine Rückkehr in den Iran ist für sie ausgeschlossen. Um ihre Familie zu schützen, die nach wie vor dort lebt, will sich die Athletin nicht politisch äußern. Die Hinrichtungen von Sportlern im Iran in den vergangenen Monaten verurteilte sie aber. «Indem sie unschuldige Athleten hinrichten, die sich nur Freiheit und Wohlstand wünschten, haben sie der ganzen Welt gezeigt, wer sie wirklich sind», sagte sie. Der Iran hatte im September 2020 den Ringer Navid Afkari hingerichtet und war dafür international scharf kritisiert worden. Vor wenigen Wochen war erneut ein Ringer in dem Land hingerichtet worden.


Biden: Ende eines traurigen Kapitels der US-Geschichte

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat den Freispruch im Amtsenthebungsverfahren gegen seinen Vorgänger Donald Trump als «Ende eines traurigen Kapitels» amerikanischer Geschichte bewertet. «Auch wenn die letzte Abstimmung nicht zu einer Verurteilung geführt hat, ist das Wesentliche der Anschuldigung unbestritten», heißt es in einer am späten Samstagabend (Ortszeit) vom Weißen Haus verbreiteten Erklärung Bidens. 57 Senatoren hätten Ex-Präsident Trump für schuldig befunden, «die tödliche Revolte gegen unsere Demokratie angestachelt» zu haben.

In einem kurzen Rückblick auf die von Trump in Frage gestellte Präsidentschaftswahl sowie die darauf folgenden Ereignisse, die schließlich am 6. Januar zur Erstürmung des Kapitols mit fünf Todesopfern geführt hatten, sprach Biden von «einem traurigen Kapitel unserer Geschichte». Dieses habe gezeigt, dass Demokratie zerbrechlich sei und stets verteidigt werden müsse.

Nunmehr müsse dieser Konflikt beendet und die Seele der Nation geheilt werden. «Dies ist die Aufgabe, die vor uns steht, die wir gemeinsam angehen müssen», mahnte Biden. «Als Vereinigte Staaten von Amerika», schloss Biden, wobei das Wort «Vereinigte» unterstrichen war.

Der US-Senat hatte Trump im Amtsenthebungsverfahren vom Vorwurf der «Anstiftung zum Aufruhr» freigesprochen. Eine Mehrheit von 57 Senatoren stimmte am Samstag zwar für eine Verurteilung des Republikaners, sie verfehlten damit aber die für eine Verurteilung im Senat nötige Zweidrittelmehrheit von 67 Stimmen. 50 Demokraten und sieben Republikaner stimmten für eine Verurteilung Trumps.


Vize-Sprecher des Weißen Hauses tritt nach Streit mit Journalistin ab

WASHINGTON: Nach Vorwürfen der Einschüchterung einer Journalistin ist ein stellvertretender Sprecher des Weißen Hauses zurückgetreten. Die Regierung bemühe sich, den von Präsident Joe Biden vorgegebenen Standard zu erfüllen, alle Menschen mit Würde, Respekt und zivilem Umgangston zu behandeln, erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki am Samstag (Ortszeit). Der Rücktritt von T.J. Ducklo sei in Absprache mit Bidens Stabschef Ron Klain erfolgt. Am Freitag hatte das Weiße Haus den Sprecher nur für eine Woche ohne Bezahlung suspendiert - und wurde dafür heftig kritisiert.

Nach Berichten hatte Ducklo einer Reporterin der Website «Politico» gedroht, sie zu «vernichten» und ihre Reputation zu zerstören. Die Journalistin hatte Fragen zu Ducklos Beziehung zu einer Reporterin der Website «Axios» gestellt.

Psaki hatte sich bei einer Pressekonferenz am Freitag wegen der Angelegenheit viele kritische Fragen gefallen lassen müssen. Reporter hatten sie an Bidens Ankündigung von seinem Amtsantritt erinnert, jeden auf der Stelle zu feuern, der respektlos mit anderen umgehe.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.