Unicef: In Südasien leiden 347 Millionen Kinder an Wasserknappheit
NEU DELHI: In Südasien leiden weltweit am meisten Kinder an Wasserknappheit. Insgesamt sind es 347 Millionen, wie eine am Montag veröffentlichte Analyse des UN-Kinderhilfswerks Unicef zeigt. In der bevölkerungsreichsten Region der Welt lebten mehr als ein Viertel aller Kinder. Gleichzeitig gebe es dort aber nur vier Prozent des Wassers in der Welt, hieß es weiter.
«Sicheres Wasser ist ein Grundmenschenrecht, aber Millionen von Kindern in Südasien haben nicht genügend zu trinken in einer Region, die von Überschwemmungen, Trockenheit und anderen extremen Wetterereignissen, die zunehmend vom Klimawandel ausgelöst werden, geplagt ist», sage der für die Region zuständige Unicef-Chef, Sanjay Wijesekera.
Vor der UN-Klimakonferenz in Dubai Ende des Monats ruft Unicef deshalb die internationale Gemeinschaft auf, Schritte zu unternehmen, um einen lebenswerten Planeten für Kinder zu sichern. Wasserknappheit beeinträchtige das Wohl und Wachstum von Kindern, schaffe Lebensmittelunsicherheit, Mangelernährung und Krankheiten wie Durchfall. Wasserknappheit beeinträchtige auch Landwirtschaft, Industrie und Wirtschaftswachstum. Und gehe es Bauernfamilien schlecht, würden Kinder eher in die Kinderarbeit gedrängt, hieß es.
Es gibt aber auch positive Nachrichten: In den kommenden Jahren dürfte sich nach Unicef-Voraussagen der Zugang zu Trinkwasser in Südasien voraussichtlich weiter schnell verbessern.
Israel beschießt nach Angriffen aus Libanon Hisbollah-Ziele
TEL AVIV/BEIRUT: Die israelische Luftwaffe hat nach Angriffen aus dem Libanon Ziele in dem nördlichen Nachbarland beschossen. Es seien militärische Einrichtungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und ein Waffenlager angegriffen worden, teilte die Armee am Sonntag mit.
Aus dem Libanon waren zuvor nach israelischen Militärangaben 15 Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert worden. Vier davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, teilte die Armee mit. Der Rest sei in unbewohnten Gebieten eingeschlagen. Zu dem Angriff bekannte sich der militärische Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Als Reaktion auf «Massaker und Aggression» Israels im Gazastreifen seien die israelischen Städte Haifa, Naharija und Schlomi angegriffen worden, teilten die Kassam-Brigaden mit.
Die Hisbollah bekannte sich zu zwei weiteren Angriffen aus dem Nachbarland. Insgesamt wurde am Sonntag über mindestens fünf Angriffe aus dem Libanon berichtet. Dabei wurden nach Angaben israelischer Sanitäter mindestens zehn Menschen verletzt. Die Armee teilte mit, bei einem Mörsergranatenangriff aus dem Libanon seien sieben israelische Soldaten leicht verletzt worden. Israelische Soldaten reagierten demnach mit Artilleriefeuer auf die Orte im Libanon, aus denen geschossen worden war.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006. Israel warnte die Hisbollah, der libanesischen Hauptstadt Beirut drohe ein ähnliches Schicksal wie Gaza, sollten die Angriffe andauern.
US-Militärflieger stürzt bei Training ins Mittelmeer - Fünf Tote
WASHINGTON: Ein US-Militärflugzeug ist nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte bei einem Übungsflug über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt. Alle fünf Insassen seien dabei ums Leben gekommen, teilten die US-Streitkräfte in Europa (Eucom) am Sonntag mit. Es habe sich um einen routinemäßigen Luftbetankungseinsatz als Teil der militärischen Ausbildung gehandelt. Hinweise auf feindliche Aktivitäten gebe es nicht. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am Freitagabend.
US-Präsident Joe Biden und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin äußerten sich bestürzt über den Vorfall. «Unsere Soldaten setzen jeden Tag ihr Leben für unser Land aufs Spiel», hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens. «Sie gehen bereitwillig Risiken ein, um die Sicherheit des amerikanischen Volkes zu gewährleisten.» Auch Austin erklärte, während noch weitere Informationen über diesen tödlichen Unfall gesammelt würden, sei er eine weitere Erinnerung an den selbstlosen Dienst von US-Soldaten überall.
Zuletzt hatten die USA wegen des Gaza-Kriegs zur Abschreckung mehrere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer verlegt, darunter die Flugzeugträger «USS Dwight D. Eisenhower» und «USS Gerald R. Ford». Auch Luftwaffengeschwader wurden bereits in die Region geschickt.
Netanjahu an Amerikaner: Der Gaza-Krieg ist auch euer Krieg
WASHINGTON: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat an die Amerikaner appelliert, den Krieg Israels gegen die islamistische Hamas auch als ihren Krieg anzusehen. «Es ist nicht nur unser Krieg, es ist auch euer Krieg», mahnte Netanjahu am Sonntag im US-Fernsehen. «Es ist die Schlacht der Zivilisation gegen die Barbarei», sagte er dem Sender CNN. Wenn Israel den Krieg nicht gewinne, dann werde sich die Geißel über den Nahen Osten hinaus weiter ausbreiten und danach Europa und die USA befallen. «Ihr werdet als nächstes dran sein», warnte Netanjahu.
Wachsende internationale Kritik an der hohen Zahl der getöteten Zivilisten in dem Krieg wies der israelische Regierungschef einmal mehr vehement zurück. «Israel kämpft im Einklang mit dem Völkerrecht», sagte er. «Die israelische Armee leistet vorbildliche Arbeit, indem sie versucht, die Opfer unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten.» Jedes verlorene Leben von Zivilisten sei eine Tragödie.
Doch die Schuld dafür liege allein bei der Hamas, die Menschen daran hindere, das Kriegsgebiet zu verlassen, manchmal mit Waffengewalt. «Sie hat auf die Sicherheitszone und den sicheren Korridor geschossen, den wir eingerichtet haben, um die Palästinenser daran zu hindern, die Gefahrenzone zu verlassen.» Die Terroristen versteckten sich in Tunneln unter Kinderbetten. «Das ist es, womit wir zu tun haben.» Netanjahu mahnte, die internationale Gemeinschaft dürfe dem Bösen keine moralische Unterstützung geben.
Staatenvertreter verhandeln über Abkommen gegen Plastikverschmutzung
NAIROBI: Die Belastung der Umwelt und menschlichen Gesundheit durch Plastikabfälle soll nach dem Willen der Vereinten Nationen durch ein weltweites verbindliches Abkommen eingedämmt werden. An diesem Montag treffen sich Vertreter von Staaten zur dritten von fünf Verhandlungsrunden zum Entwurf eines solchen Abkommens in Kenias Hauptstadt Nairobi. Die Unterhändler diskutieren zum Beispiel über die Regelungen, die für die Plastikherstellung, aber auch für das Recycling, gelten sollen. Es soll auch um Fragen der späteren Umsetzung und um die Reichweite des Abkommens gehen.
Wissenschaftler, Umweltschutzorganisationen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften verfolgen die Verhandlungen. Ziel der UN ist es, dass das Abkommen 2025 unterzeichnet werden kann.
Das UN-Umweltprogramm (UNEP) geht davon aus, dass sich die weltweite Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent verringern ließe. Dafür stünden schon jetzt alle Ressourcen bereit. Voraussetzung dafür seien allerdings tiefgreifende politische und marktwirtschaftliche Veränderungen hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Die Auswirkungen der Plastikrückstände, die oft in mikroskopischer Größe im Erdreich, in Gewässern sowie im Organismus von Menschen und Tieren landen, sind laut Wissenschaftlern teils noch nicht erforscht.
US-Verteidigungsminister Austin zu Sicherheitsberatungen in Seoul
SEOUL: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nimmt am Montag in Südkorea an den jährlichen Sicherheitsberatungen beider verbündeten Länder teil. Beim Treffen Austins mit seinem Kollegen Shin Won Sik in der Hauptstadt Seoul stehen die Stärkung der Verteidigungskooperation und die wachsenden Spannungen mit Nordkorea im Mittelpunkt. Beide Länder fühlen sich durch Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramme direkt bedroht.
Erwartet wird, dass Austin auch die Sicherheitszusagen Washingtons einschließlich der erweiterten Abschreckung bekräftigen wird. Unter erweiterter Abschreckung verstehen die USA die gesamte Bandbreite ihrer militärischen Fähigkeiten zur Verteidigung Südkoreas - auch der nuklearen. Austins Besuch in der Region steht nach Angaben seines Ministeriums auch im Zusammenhang mit dem strategischen Ziel der USA, die Sicherheitsarchitektur im indopazifischen Raum stärken zu wollen. Austin war zuvor in Indien. Nach dem Besuch in Südkorea reist er nach Indonesien.
Polens neues Parlament kommt zur konstituierenden Sitzung zusammen
WARSCHAU: Gut vier Wochen nach der Wahl in Polen kommt am Montag (12.00 Uhr) das neue Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Zunächst werden die Abgeordneten einen Parlamentspräsidenten wählen. Außerdem wird die amtierende Regierung von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zurücktreten. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem Machtwechsel, der allerdings von Präsident Andrzej Duda hinausgezögert wird.
Bei der Wahl am 15. Oktober hatte ein oppositionelles Dreierbündnis unter Führung des ehemaligen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk eine deutliche Mehrheit im Sejm, dem Unterhaus des Parlaments, errungen. Tusks liberalkonservative Bürgerkoalition (KO) kommt gemeinsam mit dem konservativen Dritten Weg und dem Linksbündnis Lewica auf 248 der insgesamt 460 Sitze. Die drei Parteien haben mittlerweile auch einen Koalitionsvertrag unterzeichnet. Sie stehen für einen proeuropäischen Kurs und eine versöhnlichere Politik gegenüber Deutschland.
Die bisherige nationalkonservative Regierungspartei PiS wurde bei der Wahl zwar mit 194 Sitzen stärkste Kraft im Parlament, verfehlte aber deutlich die absolute Mehrheit und hat auch keinen Koalitionspartner.
Präsident Duda, der selbst aus den Reihen der PiS stammt, hat allerdings angekündigt, er wolle erneut den Noch-Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen. Morawiecki wird für sein Kabinett allerdings höchstwahrscheinlich keine Mehrheit im Parlament bekommen. Erst dann ist die bisherige Opposition am Zug.
Armee: 15 Geschosse von Libanon auf Norden Israels abgefeuert
TEL AVIV/BEIRUT: Aus dem Libanon sind am Sonntag nach israelischen Militärangaben 15 Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert worden. Vier davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, teilte die Armee mit. Der Rest sei in unbewohnten Gebieten eingeschlagen. Zu dem Angriff bekannte sich der militärische Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Als Reaktion auf «Massaker und Aggression» Israels im Gazastreifen seien die israelischen Städte Haifa, Naharija und Schlomi angegriffen worden, teilten die Kassam-Brigaden mit.
Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah bekannte sich zu zwei weiteren Angriffen aus dem Nachbarland. Insgesamt wurde am Sonntag über mindestens fünf Angriffe aus dem Libanon berichtet. Dabei wurden nach Angaben israelischer Sanitäter mindestens zehn Menschen verletzt. Die Armee teilte mit, bei einem Mörsergranatenangriff aus dem Libanon seien sieben israelische Soldaten leicht verletzt worden. Israelische Soldaten reagierten demnach mit Artilleriefeuer auf die Orte im Libanon, aus denen geschossen worden war.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006. Israel warnte die Hisbollah, der libanesischen Hauptstadt Beirut drohe ein ähnliches Schicksal wie Gaza, sollten die Angriffe andauern.
800 Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass aus Gaza ausgereist
KAIRO/GAZA: Aus dem Gazastreifen sind erneut Hunderte Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass ausgereist. Mehr als 800 von ihnen hätten den Grenzübergang Rafah nach Ägypten überquert, sagte am Sonntag ein Sprecher des Kontrollpunkts auf palästinensischer Seite. Damit hätten seit Wiederöffnung der Grenze vor etwa anderthalb Wochen rund 2700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen.
Ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds sagte am Sonntag zunächst nur, 500 von ihnen seien auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs angekommen. Die Mehrheit stamme aus Russland und der Ukraine. Zudem seien es Ägypter, die ursprünglich aus den Palästinensergebieten stammten.
Das russische Ministerium für Katastrophenschutz teilte ferner mit, am Sonntag seien allein 70 Menschen mit russischem Pass über Rafah ausgereist. Nach früheren Angaben könnten sich bis zu 600 Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft im Gaza-Streifen aufhalten, meldete die Agentur Tass.
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete, etwa 500 der Ausreisenden stammten aus rund 15 Ländern, darunter auch Deutschland, USA, China und Frankreich. Sie warteten im Saal des Grenzübergangs darauf, dass ihre Formalien für die Ausreise erledigt werden, um dann mit Unterstützung ihrer Botschaften weiterzureisen.
Russland betont seine Rolle in Zentralasien
MOSKAU: Nach einem Besuch von Kremlchef Wladimir Putin in Kasachstan betont die Moskauer Führung die wichtige Rolle Russlands in Zentralasien. Die Europäische Union (EU) versuche ganz offen, Russland aus Zentralasien und dem Kaukasus zu verdrängen, sagte Außenminister Sergej Lawrow dem russischen Fernsehen. «Das wird nicht gelingen. Wir sind historisch hier und verschwinden nirgendwohin», sagte Lawrow nach Angaben der Agentur Interfax vom Sonntag in der Politiksendung «Moskau. Kreml. Putin».
Kurz vor Putin hatte Frankreichs Präsident Emanuel Macron das öl- und rohstoffreiche Kasachstan besucht. Ähnlich wie Lawrow versuchte auch Kremlsprecher Dmitri Peskow den Eindruck zu entkräften, Russland verliere im Süden der früheren Sowjetunion an Einfluss. Kasachstan sei souverän und entscheide frei über seine außenpolitische Orientierung, sagte Peskow. «Das ist ein eigenständiges Land.» Doch er fügte hinzu: «Aber es ist unser strategischer Partner.»
Das russische Zarenreich hatte die Kaukasus-Region und Zentralasien im 19. Jahrhundert erobert. Die heutigen Staaten der Region halten zwar noch engen Kontakt zu Russland. Sie wahren angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aber auch Distanz und öffnen sich für andere Partner.
USA wollen mit Seoul und Tokio Datenaustausch zu Nordkorea verbessern
SEOUL: Die USA wollen mit ihren Verbündeten Südkorea und Japan ab nächstem Monat Informationen und Warnhinweise über Raketenstarts von Nordkorea möglichst schnell untereinander austauschen. Das kündigten am Sonntag die Verteidigungsminister der drei Länder nach Beratungen an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin traf seinen südkoreanischen Amtskollegen Shin Won Sik in Seoul, der Japaner Minoru Kihara schaltete sich per Video zu.
Die drei Länder sehen die Atomwaffen- und Raketenprogramme Nordkoreas als direkte Bedrohung. Auf den Datenaustausch hatten sie sich bereits im August geeinigt. Nordkorea hat unter Verstoß von UN-Beschlüssen seit vergangenem Jahr seine Tests von atomwaffenfähigen Raketen deutlich erhöht. Die Führung des weithin isolierten Landes stuft insbesondere die USA als feindseligen Staat an.
Austin und seine beiden Kollegen verständigten sich den Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul zudem darauf, die trilateralen Militärübungen in verschiedenen Bereichen auszuweiten. Austin war zuvor aus Indien in Südkorea eingetroffen. Am Montag trifft er sich mit Shin zu jährlichen bilateralen Sicherheitsberatungen.
Booking zahlt italienischem Fiskus 94 Millionen Euro
GENUA: Der italienische Fiskus und das Online-Reiseportal booking.com haben einen jahrelangen Streit um die Zahlung von mehr als 150 Millionen Euro Mehrwertsteuer beigelegt. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden erklärte sich nachträglich zur Zahlung von 94 Millionen Euro bereit, wie die zuständige Staatsanwaltschaft in Genua am Wochenende mitteilte. Damit soll die Angelegenheit erledigt sein. Booking gehört im Internet zu den großen Marken bei der Vermittlung von Hotelzimmern und Privatwohnungen. Das Unternehmen zeigte sich mit der Einigung zufrieden.
In dem Streit ging es um die Vermietungen zwischen 2013 und 2019. Der italienische Staat warf dem Unternehmen vor, bei Hunderttausenden Vermietungen insgesamt 153 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Booking vermietet nicht selbst, sondern tritt als Vermittler von Unterkünften in Erscheinung. Viele privaten Vermieter sind in Italien jedoch nicht mit einer Steuernummer registriert. Der Fiskus sieht deshalb das Online-Portal in der Verantwortung, für die korrekte Abfuhr der Steuer zu sorgen.
Der italienische Staat streitet sich auch mit dem Online-Zimmervermittler AirBnB um mehrere Hundert Millionen Euro. Am vergangenen Montag ordnete eine Richterin in Mailand deshalb an, dass Airbnb etwa 780 Millionen Euro an den Fiskus abtreten muss. Der Konzern soll von 2017 bis 2021 eine Steuer auf Einkünfte von Kurzzeitvermietungen in Höhe von 21 Prozent nicht gezahlt haben. Die sogenannte Einheitssteuer auf Mieteinnahmen wurde 2017 eingeführt. Die Wohnungsplattform klagte dagegen, scheiterte aber vor dem Europäischen Gerichtshof.
Italiens jetzige Rechts-Regierung will die Steuer sogar auf 26 Prozent erhöhen, um gegen Wohnungsnot und hohe Mieten vorzugehen. Viele Vermieter in Rom und anderen Städten bieten ihre Wohnungen lieber für mehr Geld Touristen an.
Entwicklungsministerin verteidigt Hilfsgelder für Palästinenser
BERLIN: Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat die Zahlung von Entwicklungsgeldern für die palästinensischen Gebiete verteidigt. «Die Bundesregierung hilft nicht der Hamas, sondern der palästinensischen Bevölkerung. Das ist notwendig und im Interesse Israels», sagte die SPD-Politikerin dem «Spiegel». Die Zahlungen an das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) seien mit der israelischen Regierung besprochen.
Nach dem Überfall der Hamas auf Israel vor gut einem Monat waren Gelder für Entwicklungsprojekte vorübergehend blockiert worden. Schulze hatte am vergangenen Dienstag nach einem Gespräch mit UNWRA-Generalkommissar Philippe Lazzarini bekanntgegeben, die Entwicklungszusammenarbeit wieder aufzunehmen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kündigte zudem an, humanitäre Hilfe Deutschlands weiter aufzustocken.
«Unsere Entwicklungsgelder gehen an die Bevölkerung. Die Menschen dort brauchen Perspektiven», sagte Schulze. Zur Frage ob die Hilfen durch die Hamas für deren Zwecke missbraucht werden könnten, sagte die SPD-Politikerin, kein Bereich in der Entwicklungszusammenarbeit werde so streng kontrolliert wie die Hilfen für die palästinensischen Gebiete.
Das gelte für die Auswahl der lokalen Partner, für die Geldflüsse und auch für das verwendete Material. «Sogar das Anstreichen von Fischerbooten wird mit Videokameras überwacht, damit die von uns bereitgestellte Farbe nicht für andere Zwecke entwendet wird.»
Suche nach Dutzenden Arbeitern nach Tunnel-Einsturz
NEU DELHI: Nach dem Teil-Einsturz eines im Bau befindlichen Autobahntunnels im Norden Indiens haben Rettungskräfte Medienberichten zufolge nach verschütteten Arbeitern gesucht. Etwa 36 bis 40 Menschen könnten in den Trümmern des Tunnels nahe der Kleinstadt Uttarkashi im Himalaya-Bundesstaat Uttarakhand eingeschlossen sein, berichtete die Zeitung «Hindustan Times» unter Berufung auf Rettungskräfte am Sonntag. Der Regierungschef von Uttarakhand, Pushkar Singh Dhami, stehe seit dem Bekanntwerden des Zwischenfalls mit den beteiligten Behörden in Kontakt, schrieb die «Times of India».
160 Einsatzkräfte waren laut «Hindustan Times» an den Bergungsarbeiten vor Ort beteiligt. Der Zeitung zufolge war am frühen Sonntag gegen 4.00 Uhr ein etwa 150 Meter langes Teilstück des etwa 4,5 Kilometer langen Tunnels eingestürzt. In einer Mitteilung der indischen Regierung zu dem Projekt heißt es, der Tunnel solle die Reisezeiten in der Region verkürzen sowie zugleich die Umwelt schonen, da dafür keine Bäume gefällt werden müssten.
Israels Armee: Mehrere Verletzte durch Panzerabwehrrakete aus Libanon
TEL AVIV/BEIRUT: Bei einem Angriff aus dem Libanon sind nach Angaben des israelischen Militärs in der Grenzregion mehrere Zivilisten verletzt worden. Die Streitkräfte reagierten mit Artilleriebeschuss auf den Ort, von dem die Attacke ausgegangen war, wie die Armee am Sonntag mitteilte. Nach israelischen Medienberichten handelte es sich bei den Verletzten um ein Team von Elektrikern, das in der Ortschaft Dovev Infrastruktur reparieren sollte.
Die Hisbollah erklärte, ihre Kämpfer hätten «logistische Truppen» Israels in der Grenzregion angegriffen. Diese hätten dort Sendemasten sowie Abhör- und Spionagegeräte installieren wollen. Bei dem Angriff habe es Tote und Verletzte gegeben. Die Miliz veröffentlichte auch ein Video, das einen Angriff auf einen israelischen Militärposten zeigen soll.
Medienberichten zufolge wurden bei dem Vorfall in Israel mehrere Fahrzeuge durch eine Panzerabwehrrakete getroffen. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken kursierten, war zu sehen, wie Autos in Flammen standen. Wie viele Menschen verletzt wurden und welche Gruppierung im Libanon für den Angriff verantwortlich war, blieb zunächst unklar.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006.
Über zwei Millionen Öllampen zum indischen Lichterfest entzündet
NEU DELHI: Am Vorabend des hinduistischen Lichterfests Diwali hat die indische Stadt Ayodhya ein riesiges Lichtermeer inszeniert. Mehr als 2,2 Millionen Öllämpchen wurden dort entzündet - ein Weltrekord, wie örtliche Medien am Sonntag berichteten. Der Regierungschef des dortigen Bundesstaates Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, hielt auf Bildern unter anderem der «Times of India» eine entsprechende mutmaßliche Bestätigung des Guinness-Buchs der Rekorde. Eine unabhängige offizielle Bestätigung von Guinness lag zunächst nicht vor. Die Stadt wurde bereits in früheren Jahren für die bis damals jeweils größte Ausstellung von Öllampen von Guinness ausgezeichnet - 2022 etwa für knapp 1,6 Millionen Stück.
Das Lichterfest Diwali, das in gewissen Regionen auch Deepavali heißt, ist eines der wichtigsten Feste im Hinduismus und in der Bedeutung ähnlich wie Weihnachten für viele Menschen in Deutschland. Bei dem Fest kommen Familien zusammen und schmücken ihre Häuser mit vielen Lichtern. Sie ehren Lakshmi, die Göttin für Reichtum und Prosperität. Beim Fest wird auch der Sieg des Guten über das Böse gefeiert - oder eben der Sieg des Lichts über die Dunkelheit.
Die Stadt Ayodhya, wo das Lichermeer entzündet wurde, ist dem hinduistischen Glauben nach der Geburtsort des Gottes Ram.
Propalästinensische Demonstrationen und Mahnwache
MELBOURNE: In den größeren Städten Australiens haben sich Tausende Menschen am Sonntag zu propalästinensischen Demonstrationen zusammengefunden. Allein in Melbourne an der Ostküste des Landes forderten etwa 45.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Ende des Gaza-Kriegs und ein «freies Palästina», wie die Polizei des dortigen Bundesstaates Victoria laut der Nachrichtenagentur AAP mitteilte. Propalästinensische Demonstrationen gab es demnach auch in Sydney, Brisbane und Adelaide sowie in Perth an Australiens Westküste.
In Sydney versammelten sich zudem Tausende in Solidarität mit Israel zu einer Mahnwache, wie AAP berichtete. Viele hielten dabei Fotos von Menschen hoch, die bei den Terrorangriffen der islamistischen Hamas vom 7. Oktober als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Seit diesen Angriffen bekämpft Israels Militär die Organisation im Gazastreifen.
Israel und Finnland unterzeichnen Deal zu Luftverteidigungssystem
TEL AVIV: Israel hat mit Finnland eine Vereinbarung zum Verkauf des Luftverteidigungssystems «David's Sling» (Schleuder Davids) an das skandinavische Land unterzeichnet. Die «historische Vereinbarung» sei am Sonntag im Hauptquartier des israelischen Verteidigungsministeriums unterschrieben worden, teilte eine Sprecherin mit. Die Kosten für das neue Nato-Mitglied Finnland belaufen sich demnach auf schätzungsweise 317 Millionen Euro.
Bei «David's Sling», auch bekannt als «Magic Wand» (Zauberstab), handelt sich um ein System, das Israel gemeinsam mit den USA entwickelt hat. Das Abwehrsystem ist nach Angaben des israelischen Ministeriums eines der weltweit führenden Systeme zum Abfangen «fortgeschrittener Bedrohungen, darunter ballistische Raketen, Marschflugkörper, Flugzeuge und Drohnen». Es kann israelischen Berichten zufolge Geschosse mit einer Reichweite von 40 bis 300 Kilometern abfangen.
Erneut Hunderte Erdbeben auf Island
REYKJAVIK: Die Erdbebenserie auf Island dauert an. Zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr morgens (Ortszeit, 7.00 Uhr MEZ) am Sonntag registrierten die Behörden etwa 880 Erdbeben, wie der Sender RUV berichtete. Allerdings seien alle Erschütterungen unter der Stärke von 3,0 geblieben. Es sei deshalb viel ruhiger gewesen als in den vorigen zwei Nächten. Dennoch kann es weiterhin auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik zu einem Vulkanausbruch kommen. Daten aus der Nacht zeigten aber keine Veränderung der Magma-Kammern und deuteten nicht darauf hin, dass sich die Aktivität der Oberfläche nähert.
Nach einem mehrtägigen Erdbebenschwarm - einer bestimmten Form einer Erdbebenserie - hatten die Behörden den Ort Grindavík mit etwa 3700 Einwohnern evakuiert und auch die nahe Blaue Lagune geschlossen, die bekannteste Touristenattraktion der Insel im Nordatlantik. Fotos aus der Gegend zeigen tiefe Risse in den Straßen und meterbreite Erdlöcher. Es wird von erheblichen Schäden an Häusern ausgegangen. Am Mittag wollte die isländische Regierung über die Lage beraten.
Der erneute Erdbebenschwarm hatte vor rund zweieinhalb Wochen begonnen. Seitdem gab es Tausende Beben. Auf der Reykjanes-Halbinsel war es bereits 2021, 2022 sowie in diesem Sommer zu Vulkanausbrüchen gekommen. Sie hatten sich jeweils mit längeren Erdbebenserien angekündigt. Eine Gefahr für bevölkerte Gegenden bestand bei allen drei Eruptionen nicht.
Arzt im Schifa-Krankenhaus: «Wir sind mitten im Kriegsgebiet»
GAZA: Um das Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen wird nach Worten eines dort arbeitenden Arztes weiter heftig gekämpft. «Wir können kaum die Patienten im Krankenhaus behandeln und sind mitten im Kriegsgebiet», sagte der Mediziner der größten Klinik des Küstenstreifens, Ahmed Muchallalati, am Sonntag dem Nachrichtensender Al-Dschasira. «Es gibt laufend Luftangriffe, und Drohnen kreisen in der Gegend des Krankenhauses.»
Die Ankündigung der israelischen Armee, dass Zivilisten das Krankenhaus über die östliche Seite verlassen könnten, sei eine «große Lüge», sagte der Arzt. Erst am Samstag habe eine fünfköpfige Familie genau dies versucht. Auf sie sei dann geschossen worden. «Also kamen sie verletzt zurück», sagte Muchallalati.
Palästinensischen Berichten zufolge ist die Klinik zuletzt mehrfach unter Beschuss geraten. Israels Armee dementierte Vorwürfe über Angriffe und warf Terroristen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas vor, sich gezielt in der Nähe des Krankenhauses zu positionieren. Mit 700 Betten ist es der wichtigste Klinikkomplex in dem Küstenstreifen. Israel wirft der Hamas auch vor, das Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum zu missbrauchen.
Israels Armee nennt neues Zeitfenster zur Flucht in den Süden Gazas
TEL AVIV/GAZA: Israels Armee hat den Zivilisten im umkämpften nördlichen Gazastreifen am Sonntag ein neues Zeitfenster für die Flucht in den Süden des Küstengebiets genannt. Zudem soll ein Durchgang zwischen der größten Klinik in Gaza, dem Schifa-Krankenhaus, und einer Verbindungsstraße in Richtung Süden geschaffen werden, teilte die Armee am Sonntag auf der Plattform X mit. Der Fluchtkorridor sei zwischen 09.00 Uhr und 16.00 Uhr Ortszeit (08.00 Uhr bis 15.00 Uhr MEZ) geöffnet. Israels Armee wirft der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, das Schifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum zu missbrauchen.
Für zwei Gebiete im Norden kündigte das Militär zudem wieder eine «taktische Pause» der Kämpfe zu «humanitären Zwecken» an. Den Angaben nach soll dadurch die Evakuierung in den Süden ermöglicht werden.
Israel ruft die Zivilbevölkerung in der Stadt Gaza und im Norden seit Wochen dazu auf, sich zu ihrer eigenen Sicherheit in den Süden des Küstenstreifens zu begeben. Doch auch im südlichen Teil des Gazastreifens kam es Augenzeugen zufolge bereits mehrfach zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee soll es sich dabei ausschließlich um gezielte Attacken auf Mitglieder der Terrororganisation Hamas handeln. Die Angaben waren gegenwärtig nicht unabhängig zu überprüfen.
Nach Krawallen in London: Sunak verurteilt Gewalt
LONDON: Nach Ausschreitungen von Rechtsradikalen am Rande einer propalästinensischen Großdemonstration in London hat der britische Premierminister Rishi Sunak Gewalt verurteilt, die er auf beiden Seiten sieht. Das sei «völlig inakzeptabel» und respektlos gegenüber dem Gedenken an die Kriegstoten, das am 11. November begangen wird, sagte Sunak einer Mitteilung vom Samstagabend zufolge. «Das gilt für Schläger der (rechtsradikalen) EDL, die Polizisten angegriffen und den Cenotaph gestürmt haben, ebenso wie für das Rufen antisemitischer Sprechchöre und das Zeigen von Pro-Hamas-Plakaten und -Kleidung beim heutigen Protest», betonte Sunak.
Zahlreiche Rechtsradikale hatten versucht, zum Kriegsdenkmal Cenotaph im Regierungsviertel vorzudringen, das sie nach eigenen Angaben vor den Teilnehmern des Protestmarschs schützen wollten. Wie die Londoner Polizei im Widerspruch zu Sunak mitteilte, gelang es ihnen aber nicht, das Mahnmal zu erreichen. Anschließend lieferten sich die Rechtsextremen in der Innenstadt weitere Schlägereien mit Beamten. Mehr als 90 Menschen wurden festgenommen, neun Polizisten verletzt. Am Sonntag klagte die Polizei sieben Verdächtige an.
Gleichzeitig beteiligten sich laut Polizei etwa 300.000 Menschen an dem propalästinensischen Protestmarsch. Die Veranstalter sprachen von 800.000 Teilnehmern. Dabei blieb es den Angaben zufolge weitgehend friedlich. Berichten zufolge gab es aber auch antisemitische Parolen und Plakate. Nach Ende der Kundgebung wurden einige Teilnehmer festgenommen, die Feuerwerkskörper gezündet und sich vermummt hatten. Innenministerin Suella Braverman verurteilte, bei dem Protest seien «krankhafte, hetzerische und teilweise eindeutig kriminelle Gesänge, Plakate und Gegenstände (...) offen zur Schau gestellt» worden.
Die Opposition machte Braverman für die rechtsextremen Krawalle verantwortlich. Die Rechtsaußen-Politikerin habe die Schläger ermutigt, indem sie die Großdemonstration zuvor als «Hassmarsch» verurteilt hatte, betonten Labour-Parteichef Keir Starmer und der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Sie forderten Braverman zum Rücktritt auf.
«El País»: Respekt vor den Wahlurnen
MADRID: Die spanische Zeitung «El País» kommentiert am Sonntag die Proteste gegen die Amnestie für katalanische Separatisten:
«Die Vereinbarungen, die die PSOE mit (den teils separatistischen Regionalparteien) Junts, PNV und der Kanarischen Koalition getroffen hat, ermöglichen eine Mehrheit quer durch verschiedene Parteien von konservativen bis zu links-alternativen. Pedro Sánchez sicherte sich so die Unterstützung für seine Wiederwahl. Die Einigung sieht eine Amnestie (für katalanische Separatisten) vor, die von der Justiz, der katholischen Kirche und vonn Unternehmen kritisiert wird. Vor Parteizentralen der PSOE demonstrieren Bürger, angefeuert von der rechtspopulistischen Vox, und auch neofaschistische Gruppen. Dass Sánchez dort als «Diktator» bezeichnet wurde, ist besorgniserregend.
Denn die Demonstranten nehmen einen Ton auf, den Isabel Díaz Ayuso (von der größten Oppositionspartei, der konservativen PP) vorgegeben hat, als sie sagte, dass der Pakt zwischen PSOE und Junts «eine Diktatur durch die Hintertür» sei. In der Demokratie haben politische Reden Konsequenzen: Sie können Polarisierung und Fanatismus fördern. Noch problematischer ist die Versuchung, der künftigen Regierung die Legitimität abzusprechen, wie es die PP-Generalsekretärin Cuca Gamarra tat, indem sie Sánchez einen «Wahlbetrüger» nannte. Für Spanien sind das keine guten Nachrichten.»
Früherer tschechischer Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben
PRAG: Der frühere tschechische Außenminister und Präsidentschaftskandidat Karel Schwarzenberg ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren nach langer Krankheit in Wien, wie die Zeitung «Echo24» und der öffentlich-rechtliche tschechische Rundfunk am Sonntag unter Berufung auf seine Familie berichteten. Schwarzenberg, der in Tschechien oft einfach nur «der Fürst» genannt wurde, entstammte einer böhmisch-fränkischen Adelsfamilie.
Nach der Wende von 1989 war Schwarzenberg kurze Zeit Leiter des Präsidialamts unter Vaclav Havel. Von 2007 bis 2009 und noch einmal von 2010 bis 2013 stand der Gründer der konservativen Partei TOP09 an der Spitze des tschechischen Außenministeriums. Die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2013 endete mit einer Niederlage in der Stichwahl gegen Milos Zeman, der ihm seine kritische Haltung zur Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vorhielt.
Vor gut zwei Wochen erhielt Schwarzenberg die höchste staatliche Auszeichnung Tschechiens, den Orden des Weißen Löwen. Er konnte ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich entgegennehmen. Schwarzenbergs langjähriger politischer Mitstreiter und Ex-Finanzminister Miroslav Kalousek schrieb am Sonntag bei X, vormals Twitter: «Tschechien sollte ihm für immer dankbar sein für das, was er selbstlos für dieses Land getan hat.»
Schwarzenberg war am 10. Dezember 1937 in Prag zur Welt gekommen. Nach der Enteignung und der kommunistischen Machtübernahme 1948 ging seine Familie nach Österreich. Nach 1989 erhielt Schwarzenberg unter anderem das Schloss Orlik in Südböhmen zurück. Sein besonderes Interesse galt der Denkmalpflege. Tschechien habe zwar «kein Meer und keine Skimöglichkeiten wie die Schweiz oder Österreich, aber es hat wunderschöne Denkmäler», sagte er einmal.
Langeweile lässt Kinder mehr futtern
BERLIN/BIRMINGHAM: Gelangweilte Kinder futtern mehr - viel mehr, wie eine Studie zeigt. Binnen vier Minuten nahmen gelangweilte Kinder im Mittel rund 80 Prozent mehr Kilokalorien auf als die Kinder einer Kontrollgruppe, berichtet ein Forschungsteam um Claire Farrow von der Aston University in Birmingham im Fachjournal «Food Quality and Preference». Wenn Kinder während eines einzigen vierminütigen Langeweileanfalls schon so viele Kalorien zu sich nähmen, sei das Potenzial für eine übermäßige Kalorienzufuhr über einen Tag, eine Woche oder ein Jahr hinweg groß.
In bestimmten Situationen wie bei langen Zug- oder Autofahrten sei es grundsätzlich in Ordnung, dass Kinder mal mehr äßen, sagte Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eltern könnten sich das sogar gezielt zunutze machen, indem sie gesunde, sonst vielleicht nicht so beliebte Dinge mit in die Box steckten. «Kinder essen dann, was da ist.»
Abseits solcher seltenen Situationen sollten Kinder aber nicht im Alltag aus Langeweile oder zum Trost futtern, erklärte Gahl. Das könne bis ins Erwachsenenalter reichende schädliche Gewohnheiten entstehen lassen. «Das Ernährungsverhalten wird ganz wesentlich geprägt in der Kindheit.»
Es sei verlockend, Essen zur Beruhigung von Kindern einzusetzen, erklärte Studienleiterin Farrow. Aber dieses Emotional Feeding genannte Verhalten könne dazu führen, dass Kinder auch als Erwachsene später negativen Emotionen mit Essen begegneten, warnte auch sie. «Es ist wichtig, dass Eltern und Bezugspersonen klar ist, dass diese kurzfristige Lösung in der Zukunft zu Problemen führen kann.»