Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Elfjähriger beim Kajakfahren tödlich verunglückt

ROTTENBUCH: Ein Elfjähriger ist am Samstag beim Kajakfahren auf der Ammer in Oberbayern tödlich verunglückt. Der Junge gehörte zu einer 14-köpfigen Gruppe aus dem Landkreis Rosenheim, die auf dem Fluss unterwegs war, wie die Polizei am Abend mitteilte. Kurz nach 15.00 Uhr sei sein Kajak vor einer Brücke in Rottenbuch gekentert, der Junge dann später als vermisst gemeldet worden. Wasserrettung, Bergwacht und Polizei beteiligten sich an der Suche. Gegen 17.45 Uhr wurde das Kind tot geborgen. «Die Such- und Bergungsmaßnahmen gestalteten sich aufgrund der starken Strömung extrem schwierig und nahmen dementsprechend eine längere Zeit in Anspruch», teilte die Polizei weiter mit. Die weiteren acht Kinder sowie fünf Erwachsenen aus der Gruppe wurden von Krisenteams betreut.


Hackerangriff überstanden - Medienportale sind wieder online

ULM/COTTBUS/FRANKFURT (ODER): Nach einem Hackerangriff auf einen Dienstleister und einem zeitweisen Ausfall sind mehrere Nachrichtenportale der Neuen Pressegesellschaft im Südwesten und Osten Deutschlands wieder online zu erreichen. Betroffen waren die Online-Angebote der «Südwest Presse (SWP)», der «Märkischen Oderzeitung» und der «Lausitzer Rundschau» (swp.de, moz.de und lr.de), wie die Unternehmensgruppe mitteilte. Nach dem Angriff sei das Online-Angebot komplett zu einem neuen Hosting-Dienstleister umgezogen, sagte Matthias Stelzer, Mitglied der Chefredaktion der «Südwest Presse», am Sonntag. Bereits am Vortag seien die Portale wieder online gegangen. Grund für den Ausfall sei ein Hackerangriff auf das Rechenzentrum eines externen Dienstleisters, über den die Webseiten gehostet werden, hatte die Unternehmensgruppe zuvor bereits mitgeteilt. Die Angebote waren daraufhin seit Donnerstag nicht mehr erreichbar. Neben den Webseiten waren den Angaben zufolge auch sämtliche Online-Inhalte in den drei Apps der Titel betroffen.


Vom Deo bis zur Bio-Einwegtüte: «Jugend forscht»-Sieger gekürt

BREMEN: Die diesjährigen Gewinner des Bundeswettbewerbs von «Jugend forscht» stehen fest: Die besten Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher wurden am Sonntag in Bremen ausgezeichnet. Unter ihnen sind drei junge Frauen aus Hessen, die eine kompostierbare Einwegtüte entwickelt haben, wie die Veranstalter mitteilten. Als Materialbasis verwendeten sie ein durch Hanffasern verstärktes Biopolymer aus Glycerin, Essigsäure, Stärke und Wasser. Zwei 18-Jährige aus Rheinland-Pfalz überzeugten die Jury im Fachgebiet Chemie mit ihren Forschungen zu Aluminium in Deos. Sie verglichen handelsübliche Deodorants und Lösungen verschiedener Salze auf ihre schweißhemmende Wirkung. Den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit erhielt Bastian Auer (20) aus Bayern. Er entwickelte ein patientenschonendes EKG-Konzept, bei dem nur noch vier statt zehn Elektroden angelegt werden müssen.


U-Boot «U17» im Technik Museum Speyer angekommen - 2000 Schaulustige

SPEYER: Das Technik Museum Speyer hat am Sonntagmittag das von der deutschen Marine ausgemusterte U-Boot U17 in Empfang genommen. Das knapp 50 Meter lange und 500 Tonnen schwere Gefährt wurde im Schritttempo per Lastwagen vom örtlichen Naturhafen auf das Ausstellungsgelände gebracht, wie Museumssprecherin Simone Lingner mitteilte. Demnach legte der Stahlkoloss die vier Kilometer lange, teils kurvige Strecke in rund dreieinhalb Stunden zurück. Rund 2000 Schaulustige versammelten sich am Streckenrand, wie die Polizei mitteilte. U17 wird auf einem Freigelände in Speyer stehen und kann zunächst von außen besichtigt werden, wie die Sprecherin weiter mitteilte. Im Jahr 2024 soll das U-Boot in ein Museum in Sinsheim nach Baden-Württemberg kommen. Dort kann es laut Sprecherin dann auch von innen begutachtet werden.


«Killers of the Flower Moon»: Scorseses Western-Krimi in Cannes

CANNES: Leonardo DiCaprio und Robert De Niro, dazu die Themen Geld und Gewalt: In seinem neuen Film «Killers of the Flower Moon» greift US-Regisseur Martin Scorsese zu bewährten Mitteln. Herausgekommen ist ein Western-Krimi mit schockierender Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht. Die dreieinhalbstündige Apple-Produktion feierte am Wochenende Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes. «Es war ein Wagnis, diese unglaubliche Geschichte aufzuspüren, die wirklich eine Abrechnung mit unserer Vergangenheit ist», sagte DiCaprio am Sonntag in Cannes. «Killers of the Flower Moon» erzählt vom indigenen Volk der Osage, die im Oklahoma der 1920er Jahre Opfer eines großen Verbrechens wurden.


Britischer Autor Martin Amis mit 73 Jahren gestorben

NEW YORK: Der britische Schriftsteller Martin Amis ist tot. Der Autor von Romanen wie «Gierig», «London Fields» oder «Die schwangere Witwe» starb am Freitag im Alter von 73 Jahren, wie der Buchverlag Penguin Random House UK am Samstag mitteilte. Amis lebte zuletzt in den USA. Die «New York Times» hatte zuvor schon unter Berufung auf seine Frau, die US-Schriftstellerin Isabel Fonseca, berichtet. Amis galt als einer der bedeutendsten britischen Schriftsteller der Gegenwart. In einem Nachruf bezeichnete Penguin Random House den Autor als «literarisches Wunderkind», der seinen Debütroman mit 24 Jahren herausbrachte. Die Lektorin Michal Shavit würdigte Amis als «brillant witzigen» und «furchtlosen» Schreiber.


Viele Menschen genießen ersten sommerlichen Tag in diesem Jahr

OFFENBACH: Viele Menschen in Deutschland haben am Sonntag einen sommerlichen Tag genießen können. «Für viele der erste in diesem Jahr», sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD). «Grundsätzlich kann man sagen, dass der Osten wärmer war als der Westen.» Landauf, landab nutzten die Menschen das warme Wetter zum Eisessen, Sonnetanken, Grillen und für Ausflüge zum See oder ins Schwimmbad. Mancherorts gab es Gewitter - und weitere könnten folgen. Der Blick auf den Wochenstart dürfte die Freude über den sommerlichen Tag etwas trüben. Besonders warm sei es am Sonntag bis zum Nachmittag mit 28 Grad im brandenburgischen Baruth gewesen, deutlich kühler seien die Temperaturen in Schleswig-Holstein ausgefallen, hieß es vom DWD. Auch die Nordseeinseln seien vom Sommer weit entfernt gewesen. «Heiß war es nirgends, denn heiß, das ist ab 30 Grad und das haben wir nirgendwo erreicht.»


Schwere Schäden nach Überschwemmungen in Italien - 14 Tote

FORLÌ: Nach den dramatischen Überschwemmungen wegen heftiger Regenfälle in der italienischen Region Emilia-Romagna gibt es noch immer keine Entwarnung. Auch am Montag wird in Teilen dieses Gebiets an der Adriaküste die höchste Alarmstufe rot gelten, wie der Zivilschutz am Sonntag mitteilte. Der Regen sei zwar schwächer geworden und Aufräumarbeiten liefen, doch nun warnen Geologen insbesondere vor der Gefahr von Erdrutschen. Viele Straßen seien etwa völlig verschwunden und müssten komplett neu gebaut werden, zitiert die Nachrichtenagentur Ansa den Geologen Paride Antolini. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wurde am Sonntag in den betroffenen Gebieten erwartet.


EU besorgt wegen Aussetzung von Kandidaten bei Wahlen

GUATEMALA-STADT/BRÜSSEL: Die EU hat besorgt auf die Aussetzung der Kandidatur des in Umfragen führenden Carlos Pineda bei der Präsidentschaftswahl in Guatemala im Juni reagiert. «Die EU appelliert erneut an die guatemaltekischen Behörden zu garantieren, dass die Registrierung der Kandidaten nicht behindert wird und jegliche Kontroverse mit voller Transparenz, Unparteilichkeit und im Einklang mit der Verfassung behandelt wird», hieß es in einer Mitteilung des Auswärtigen Diensts der EU am Sonntag. Die EU nehme mit Besorgnis wiederholte Entscheidungen über den Ausschluss von Kandidaten zur Kenntnis. Den Bürgern solle eine echte Wahl ermöglicht und das Recht auf Kandidatur gewährleistet werden.

Ein Gericht in dem mittelamerikanischen Land hatte die Kandidatur Pinedas am Freitag mit der Begründung ausgesetzt, dass es zu verschiedenen Unregelmäßigkeiten gekommen sei, als die Partei «Prosperidad Ciudad» ihre Kandidaten ernannte. Pineda legte gegen die Entscheidung am Samstag beim Verfassungsgericht Berufung ein und zog mit Anhängern vor den Sitz der Regierung des konservativen Präsidenten Alejandro Giammattei in der Hauptstadt Guatemala-Stadt.

In Guatemala werden am 25. Juni außer dem Präsidenten auch Abgeordnete und Bürgermeister gewählt. Im Februar hatte es Proteste gegeben, nachdem unter anderem die linke indigene Kandidatin Thelma Cabrera und der Menschenrechtsvertreter Jordan Rodas von den Wahlen ausgeschlossen worden waren. Die Präsidentschaftswahl in Guatemala 2019 war von Korruption überschattet gewesen.


Erste Hochrechnung: Konservative gewinnen Wahl

ATHEN: In Griechenland hat die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia die Parlamentswahl klar gewonnen. Die Partei von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis legte nach Auszählung von mehr als einem Drittel der Stimmen auf 41,1 Prozent zu (2019: 39,9 Prozent), wie das Innenministerium am Sonntagabend in Athen mitteilte. Die Linkspartei Syriza als größte Oppositionspartei musste Verluste hinnehmen und lag bei 20,1 Prozent (31,5 Prozent). Auf dem dritten Platz landete die sozialdemokratische Pasok mit 12,5 Prozent (8,1 Prozent).

Den Sprung über die Drei-Prozent-Hürde ins Parlament schafften auch die Kommunisten mit 6,8 Prozent und die rechtspopulistische Elliniki Lysi mit 4,5 Prozent. Zittern mussten die Linkspartei Mera25 des ehemaligen Finanzministers Giannis Varoufakis mit 2,37 Prozent und die ultrakonservative Partei Niki mit 2,9 Prozent, die zum ersten Mal antrat. Die Wahlbeteiligung war erneut gering: Nur 56,5 Prozent der Berechtigten gingen wählen.


Vor Gericht: Zweitligist will nach Corona-Quarantäne Geld vom Land

MINDEN: Kann ein Fußball-Profi seinen Job erledigen wie ein Büroangestellter im Homeoffice? Um diese Frage dreht sich ein Streit vor dem Verwaltungsgericht Minden. Beteiligt ist Zweitligist SC Paderborn.

Fußball-Zweitligist SC Paderborn kämpft am Montag (13.30 Uhr) vor dem Verwaltungsgericht Minden um Lohn-Entschädigungszahlungen für sieben seiner Spieler. Die Behörden hatten in der Corona-Pandemie Quarantäne für Angestellte des Vereins angeordnet. Laut Infektionsschutzgesetz stehen Arbeitgebern Entschädigungszahlungen durch das Land zu. Wie auch in der Fleischindustrie gab es um die Zahlungen aber Streit. Das Land hatte diese abgelehnt. Begründung: Die Physiotherapeuten und Fußballer hätten auch zu Hause ihrem Job nachkommen können. In der mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht sollen dazu jetzt als Zeugen der Stürmer Dennis Srbeny und Torhüter Jannik Huth aussagen.


Von der Leyen und Michel zu EU-Südkorea-Gipfel in Seoul

SEOUL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel kommen am Montag in Seoul mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol zusammen. Beide Seiten wollen unter anderem über die sicherheitspolitische Zusammenarbeit, den gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel und Handelsfragen beraten. Auch wird erwartet, dass Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die weitere Unterstützung Kiews eine wichtige Rolle spielen werden.

Von der Leyen und Michel nahmen wie auch Yoon zuvor am G7-Gipfeltreffen demokratischer Wirtschaftsmächte im japanischen Hiroshima teil. Südkorea gehörte zu den Gastländern. Die EU und Südkorea begehen dieses Jahr den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.


Italien erhält von der EU Pumpausrüstung für Überschwemmungsgebiet

BRÜSSEL/FORLÌ: Nach den verheerenden Überschwemmungen infolge heftiger Regenfälle in der Region Emilia-Romagna erhält Italien von der Europäischen Union Pumpausrüstung zur Bewältigung des Hochwassers. Verschiedene EU-Länder sagten im Rahmen des sogenannten EU-Katastrophenschutzverfahrens ihre Hilfe zu, wie die Europäische Kommission am Sonntag mitteilte. Deutschland, Österreich, Frankreich, die Slowakei, Slowenien, Rumänien, Polen und Bulgarien stellen dem betroffenen Mittelmeerland demnach Pumpausrüstung bereit.

Italien hatte am Sonntag das EU-Katastrophenschutzverfahren aktiviert und damit offiziell um Hilfe gebeten. Dieses Verfahren ist eine Plattform zur Koordinierung und gemeinsamen Nutzung von Notfallressourcen, über die andere Länder die Europäische Union um Notfallhilfe bitten können.

Das EU-Koordinierungszentrum für Katastrophenschutz stehe zudem in ständigem Kontakt mit den italienischen Behörden, hieß es weiter. Die EU sei bereit, bei Bedarf weitere Hilfe zu leisten. «Die EU ist nach den jüngsten tödlichen Überschwemmungen in voller Solidarität mit Italien», sagte Janez Lenarcic, EU-Kommissar für Krisenschutz, laut einer Mitteilung.


WHO-Jahrestagung beginnt mit Warnung vor Gesundheits-Rückschritten

GENF: Krieg, Klimakrise und Corona bedrohen UN-Generalsekretär Antonio Guterres zufolge jahrzehntelange Errungenschaften im globalen Gesundheitswesen. «Der Fortschritt ist in Gefahr», sagte er am Sonntag in einer Videobotschaft zu Beginn der Jahrestagung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Guterres und mehrere Spitzenpolitiker forderten nicht nur Vorbereitungen auf kommende Pandemien, sondern auch Maßnahmen, um eine leistbare Grundversorgung für alle Menschen auf der Welt sicherzustellen.

Das Treffen der 194 WHO-Mitgliedsländer ist kurz nach der Aufhebung der globalen Alarmstufen für Covid-19 und Affenpocken. Außerdem feiert die WHO ihr 75-jähriges Bestehen. Seit der Gründung ist die Lebenserwartung weltweit dramatisch gestiegen, während im Kampf gegen Kindersterblichkeit und Infektionskrankheiten große Fortschritte erzielt wurden, wie Guterres betonte.

«Das Ende von Covid-19 als globaler Gesundheitsnotstand ist nicht einfach das Ende eines Alptraums, aus dem wir aufgewacht sind», sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Stattdessen sei es jetzt an der Zeit, die Verhandlungen über einen globalen Pandemievertrag voranzutreiben, der die Welt besser für Krankheitsausbrüche wappnen soll. Der Vertragsentwurf soll 2024 vorliegen. So sollen unter anderem Infektionen schneller eingedämmt und Schutzmaterial sowie Impfstoffe und Medikamente gerechter verteilt werden.

«Zwischen und innerhalb von Staaten gibt es nach wie vor riesige Unterschiede beim Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen», sagte Tedros. Die ungleiche Gesundheitsversorgung in reichen und ärmeren Ländern steht im Zentrum der Jahrestagung. Die WHO-Mitglieder verabschieden auch das Budget 2024/25, für das die Pflichtbeiträge deutlich erhöht werden sollen. Bislang war die WHO bei vielen Aufgaben auf freiwillige Beiträge angewiesen.


Exil-Russinnen befürchten Vergiftung: Deutsche Polizei ermittelt

BERLIN: In der deutschen Hauptstadt ermittelt die Polizei nach gesundheitlichen Problemen von zwei Exil-Russinnen im Zusammenhang mit einer kremlkritischen Konferenz in Berlin.

Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt habe die Ermittlungen übernommen, sagte ein Sprecher der Polizei in Berlin am Sonntag, nachdem zuerst die deutsche Zeitung «Welt am Sonntag» berichtet hatte. Der Staatsschutz ist für politisch motivierte Straftaten zuständig.

Der Zeitung zufolge geht es um eine Konferenz des russischen Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski Ende April in Berlin, an der die beiden Frauen teilgenommen hatten. Die Symptome einer Betroffenen könnten aber bereits vor der Konferenz aufgetreten sein, hieß es im Bericht - sie habe sich in die Berliner Charité begeben. Die zweite Betroffene habe die Vermutung geäußert, vergiftet worden zu sein.

Der bekannteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, war im Sommer 2020 bei einer Reise nach Sibirien mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Er wurde damals in demselben renommierten Berliner Krankenhaus behandelt. Laut dem Investigativnetzwerk Bellingcat steckte der russische Geheimdienst FSB hinter der Vergiftung. Der Kreml wies die Vorwürfe zurück.


Nato-Luftraumüberwachung über Baltikum 2024 von Lettland aus

RIGA: Die Nato-Mission zur Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten soll 2024 vorübergehend von Lettland statt von Estland aus durchgeführt werden. Wegen der notwendigen Renovierung des estnischen Militärflughafens Ämari sollen die Flugzeuge und das Personal für das «Nato Air Policing Baltikum» auf dem lettischen Stützpunkt Lielvarde stationiert werden. Dies teilten die Verteidigungsminister der beiden EU- und Nato-Länder, Inara Murniece (Lettland) und Hanno Pevkur (Estland), am Sonntag in Riga mit.

Laut Pevkur werden die Renovierungsarbeiten in Ämari voraussichtlich im kommenden Frühjahr beginnen und sollen etwa sechs bis acht Monate dauern. Deutschland werde daher seine Beteiligung an der Nato-Mission zur Luftraumüberwachung im kommenden Jahr von Lielvarde aus durchführen, sagte Murniece. Nähere Angaben dazu, wann deutsche Luftwaffen-Piloten in Lettland im Einsatz sein werden, machte sie nicht.

Estland, Lettland und Litauen besitzen keine eigenen Kampfjets. Die Nato sichert deshalb bereits seit 2004 den baltischen Luftraum. Dazu verlegen die Verbündeten im regelmäßigen Wechsel Kampfflugzeuge samt Personal in die Ostseestaaten im Nordosten Europas. Stationiert sind die Einheiten in Siauliai (Litauen) und Ämari (Estland).


Von der Leyen: EU hat Beweise für Sanktionsumgehung über China

HIROSHIMA: Mehrere in China gemeldete Firmen sind nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an der Umgehung von Sanktionen gegen Russland beteiligt. Man habe «klare Beweise», dass «etwa acht Unternehmen» über Drittländer sanktionierte Güter aus der Europäischen Union direkt nach Russland lieferten, sagte sie dem ZDF am Rande des G7-Gipfels der führenden westlichen Industrienationen in Japan. Dass die Unternehmen in China gemeldet seien, heiße allerdings nicht zwangsläufig, dass es chinesische Unternehmen seien. «Das sind Unternehmen, die zum Teil auf dem Papier existieren und Besitzer haben, die andere Nationalitäten haben», sagte die deutsche Spitzenpolitikerin.

Was für Güter aus der EU die Unternehmen nach Russland transportieren, sagte von der Leyen nicht. Sie betonte allerdings, dass sie über das elfte EU-Sanktionspaket mit Strafmaßnahmen belegt werden sollen. «Wir meinen es ernst, dass wir die Sanktionsumgehung unterbinden wollen», sagte von der Leyen.

Einen Vorschlag für das elfte Sanktionspaket hatte die EU-Kommission bereits Anfang des Monats vorgelegt. Er wird derzeit von den Mitgliedstaaten verhandelt.


Estland und Lettland wollen deutsche Flugabwehr Iris-T erwerben

RIGA: Estland und Lettland wollen gemeinsam das deutsche Mittelstrecken-Luftabwehrsystem Iris-T-SLM erwerben. Die beiden baltischen EU- und Nato-Länder wollen dazu zusammen Verhandlungen mit dem Hersteller Diehl Defence aufnehmen, sagte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur am Sonntag in Riga nach einem Treffen mit seiner lettischen Amtskollegin Inara Murniece. Sollten diese gut verlaufen, könnte ein Vertrag im Sommer unterzeichnet werden. Die ersten Systeme könnten dann im Jahr 2025 eingesetzt werden. Bis dahin müssten die Ausbildung der Soldaten und der Aufbau der Infrastruktur erfolgen, sagte Murniece.

Nähere Angaben dazu, wie viele Waffensysteme angeschafft werden sollen und zu welchem Preis, machten die Minister nicht. Nach Angaben von Murniece werde es sich um das größte Rüstungsgeschäft seit der Wiedererlangung von Lettlands Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 handeln. Pevkur seinerseits sprach von einem Volumen von mehreren Hundert Millionen Euro.

Die Luftverteidigung gilt als Schwachstelle der baltischen Staaten. Estland und Lettland grenzen an Russland, Lettland auch an dessen engen Verbündeten Belarus. Die beiden Ostseestaaten betrachten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als direkte Gefahr für ihre Sicherheit. Sie haben ihre Militärausgaben bereits massiv aufgestockt und rüsten ihre Streitkräfte auf.

Das Luftabwehrsystem Iris-T SLM ermöglicht nach Herstellerangaben den Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Jede Einheit besteht aus Radaranlage, Gefechtsstand und drei auf Lastwagen montierten Raketenwerfern. Das System kann auf Ziele bis 20 Kilometer Flughöhe und 40 Kilometer Entfernung feuern.


Pakistan - Prozesse gegen Demonstranten vor Militärgerichten

ISLAMABAD: Demonstranten in Pakistan müssen sich in umstrittenen Prozessen vor Militärgerichten verantworten. Die Prozesse seien nun eingeleitet worden, erklärte Pakistans Armeechef Asim Munir vor Offizieren in der Metropole Lahore, wie der militärische Pressedienst am späten Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Munir begründete den Beginn der Verfahren mit dem Militärgesetz und Geheimhaltungsakten. Nach der kurzzeitigen Verhaftung des populären Ex-Premiers Imran Khan war es zu landesweiten Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen Anhängern und Sicherheitskräften gekommen. Inzwischen ist Khan wieder auf Kaution frei.

Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Prozesse. «Zivilisten vor ein Militärgericht zu stellen, ist nicht mit internationalem Recht vereinbar», erklärte Amnesty International vor wenigen Tagen. Dies sei eine «reine Einschüchterungstaktik» gegen die Opposition. Die Organisation Human Rights Commission of Pakistan sprach zudem von willkürlichen Verhaftungen von Politikern, die Khans Partei PTI angehören. Auch in Khans fast vierjähriger Amtszeit bis April vergangenen Jahres hatten sich Zivilisten von Militärgerichten verantworten müssen.

Der ehemalige Regierungschef ist auf Anordnung des Obersten Gerichts inzwischen wieder auf freiem Fuß. Möglich ist jedoch eine erneute Verhaftung. Seit Khan durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden war, erhebt die Justiz immer wieder neue Vorwürfe. Beobachter sehen politische Gründe dafür. Khan selbst beschuldigte immer wieder das Militär, in eine Verschwörung gegen ihn verwickelt zu sein. Der 70-jährige hofft auf ein politisches Comeback.


Aktivisten schütten schwarze Farbe in berühmten Trevi-Brunnen in Rom

ROM: Klimaaktivisten sind in Rom in den berühmten Trevi-Brunnen gestiegen und haben schwarze Flüssigkeit in das Wasser gekippt. Mit ihrer Aktion an dem bei Touristen beliebten Ort im Zentrum der italienischen Hauptstadt forderten die Mitglieder der Gruppe Ultima Generazione (Letzte Generation) «ein sofortiges Ende der öffentlichen Subventionen für alle fossilen Brennstoffe», wie es in einer Mitteilung hieß. Vier Aktivisten kippten mit Wasser verdünnte Holzkohle in den Brunnen und zeigten Spruchbänder. Sie wurden anschließend von der Polizei festgenommen und abgeführt, wie auf Bildern und Videos zu sehen war.

Die Gruppe protestierte zudem nach eigenen Angaben gegen die Klimapolitik der italienischen Regierung, die zu wenig für den Klimaschutz unternehme. Dies sei unter anderem «Ursache der Klimakrise, die in den vergangenen Tagen die Emilia-Romagna und die Marken heimgesucht» habe. In dem Gebiet kam es nach heftigen Regenfällen zu Überschwemmungen mit mindestens 14 Toten.

Der Trevi-Brunnen ist der größte Brunnen Roms und zudem einer der bekanntesten der Welt. Die Aktivisten demonstrierten schon an anderen berühmten Brunnen der Stadt. In der Vergangenheit schütteten sie etwa schwarze Flüssigkeit in einen Brunnen an der berühmten Spanischen Treppe in Rom. Sie beschmierten auch die Fassade des Palazzo Vecchio in Florenz mit orangener Farbe. Ebenso Kunstwerke waren bereits Ziel.

Italiens Regierung kündigte angesichts dieser Aktionen eine härtere Gangart gegenüber den Klimaaktivisten an. Sie will Vandalismus an Kulturgütern mit der Zahlung von Schadenersatz in Höhe von 10.000 bis 60.000 Euro und strafrechtlichen Sanktionen härter bestrafen.


EU will Offenlegung von außereuropäischen «Geldflüssen»

BRÜSSEL: Die Europäische Kommission will laut einem Medienbericht Nichtregierungsorganisationen und andere Einrichtungen in der EU verpflichten, ihre Finanzierung von außerhalb der Ländergemeinschaft offenzulegen. Das Gesetz sei Teil eines für Juni geplanten Kommissions-Pakets mit dem Titel «Verteidigung der Demokratie», berichtete die «Welt am Sonntag». Ein nationales Transparenzregister solle anzeigen, ob Organisationen wie Wirtschaftsverbände, PR-Agenturen und private Rundfunkanstalten von Nicht-EU-Ländern finanziert werden, so die Zeitung.

Von der Neuregelung betroffen wären demnach etwa bekannte deutsche Organisationen wie Transparency International, Pro Asyl oder BUND. «Geldflüsse» aus Nicht-EU-Ländern, die darauf abzielten, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, müssten offengelegt werden, sagte die das Anliegen vorantreibende Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Vera Jourova, der Zeitung.

Die Idee dahinter ist, sichtbar zu machen, ob autoritäre Regierungen wie Russland, China oder Nahost-Ländern die öffentliche Meinung oder politische Entscheidungen in der EU zu ihren Gunsten beeinflussen. «Mit Blick auf die Aktivitäten des Kremls und anderer Akteure aus Drittländern sollten wir nicht naiv sein. Es ist höchste Zeit, verdeckte ausländische Einflussnahme und dubiose Finanzierung ans Licht zu bringen», sagte Jourova.

Hintergrund der Bemühungen, mehr Transparenz in die Finanzierung der genannten Organisationen zu bringen, ist der Bestechungsskandal, der Ende vergangenen Jahres öffentlich wurde. Dabei ging es um die mutmaßliche Einflussnahme auf Entscheidungen des EU-Parlaments durch die Regierungen von Katar und Marokko.


Selenskyj: Bachmut nicht völlig unter russischer Kontrolle

HIROSHIMA: Die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht vollständig unter russischer Kontrolle. Nach dem G7-Gipfel im japanischen Hiroshima sagte Selensky am Sonntag: «Bachmut ist heute nicht von Russland besetzt worden.».

Selenskyj stellte damit missverständliche, nicht eindeutige Aussagen von ihm zur militärischen Situation nach einem Treffen mit US-Präsidenten Joe Biden klar.

Ein Reporter hatte ihn gefragt, ob Bachmut noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten. Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: «Ich denke nicht.»

Die Einnahme Bachmuts hatte zuerst der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, verkündet. Später wurde diese Meldung in Moskau bestätigt. Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte den Söldnern und der regulären Armee.


Taliban-Helikopter fliegt in Stromleitung - Piloten tot

KABUL: In Afghanistan ist ein Militärhubschrauber der regierenden Taliban in eine Stromleitung geflogen und abgestürzt. Zwei Piloten starben bei dem Unfall im Norden des Landes, wie das Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte. Die genaue Ursache für das Unglück war zunächst unklar. Der Vorfall ereignete sich demnach auf einer Patrouille in der Provinz Samangan.

Die militant-islamistische Gruppe ist seit dem Sommer 2021 wieder an der Macht. Die internationalen Streitkräfte haben nach ihrem chaotischen Abzug Militärgerät in Milliardenhöhe zurückgelassen. Die Taliban eigneten sich daraufhin Expertise auch im Luftverkehr an, auch wenn die technische Wartung Probleme bereitet. Während des Widerstands hatten die Islamisten keine Luftwaffe.


Besuch im Kalten Krieg: Scholz an der innerkoreanischen Grenze

PANMUNJOM: Nach dem G7-Gipfel in Japan ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag nach Südkorea weitergereist. Dort besuchte er zunächst die Grenze zum kommunistischen Nordkorea. Zusammen mit seiner Frau Britta Ernst schaute er sich in der entmilitarisierten Zone entlang der Grenze die blauen Baracken an, in denen nach dem drei Jahre dauernden Koreakrieg das im Juli 1953 abgeschlossene Waffenstillstandsabkommen verhandelt wurde. Auf beiden Seiten des 38. Breitengrads, der Korea in zwei Staaten teilt, stehen sich mehr als eine Million Soldaten gegenüber. In Südkorea haben die USA zudem derzeit 28.500 Soldaten stationiert.

Völkerrechtlich befinden sich beide koreanische Staaten seit dem Ende ihres Bruderkriegs 1953 noch im Kriegszustand. Einen Friedensvertrag hat es nie gegeben. Fast die Hälfte der knapp 52 Millionen Einwohner Südkoreas wohnt in der Metropolregion rund um Seoul, die in der Nähe dieser Grenze liegt.

In Seoul wollte Scholz anschließend Präsident Yoon Suk Yeol treffen. Es ist der erste rein bilaterale Besuch eines Kanzlers in dem Land seit 30 Jahren. Angela Merkel war 2010 nur für einen G20-Gipfel dort. Hauptgrund für die Visite: Scholz will die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China mindern und die Beziehungen zu Asien breiter aufstellen. Südkorea ist die viertstärkste Volkswirtschaft Asiens nach China, Japan und Indien.


Sunak: China ist größte Herausforderung unserer Zeit

HIROSHIMA: Der britische Premierminister Rishi Sunak hat mit Nachdruck vor einer wachsenden Gefahr durch China für die internationale Ordnung gewarnt. «China ist die größte Herausforderung unserer Zeit für die globale Sicherheit und den globalen Wohlstand», sagte Sunak am Sonntag am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima. «Sie verhalten sich im Inland zunehmend autoritär und forsch im Ausland.» Zugleich betonte der konservative Regierungschef, es gehe um «Risikominderung» und nicht um eine «Entkopplung».

Die G7 unternähmen aber Schritte, um zu verhindern, dass China sich mithilfe von wirtschaftlichen Zwang in souveräne Angelegenheiten anderer einmische, sagte Sunak. Dabei liege Großbritannien mit seinen Verbündeten auf einer Linie.

Sunak steht in Großbritannien immer wieder in der Kritik, dass er zu lasch gegen China vorgehe. Zuletzt nahm er seine Ankündigung zurück, die 30 sogenannten Konfuzius-Institute in Großbritannien zu schließen, die von China gefördert werden und nach Ansicht von Kritikern Propaganda verbreiten und Studenten ausspionieren.

In einem Interview mit dem britischen Sender ITV in Hiroshima hatte Sunak China als «epochale systemische Herausforderung» bezeichnet und erneut gewarnt, es sei «das einzige Land sowohl mit den Bedürfnissen als auch der Absicht, die globale Ordnung neu zu gestalten». Dabei wies der Premier auch darauf hin, dass London chinesische Investitionen in sensible Sektoren wie Halbleiter in Großbritannien blockiert habe.


Angehörige exekutierter Demonstranten im Iran festgenommen

TEHERAN/TRONDHEIM: Nach der umstrittenen Exekution dreier Demonstranten im Iran sind einem Bericht zufolge mehrere Familienangehörige festgenommen worden. Wie die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw am Sonntag mitteilte, wurden zwei Brüder und eine Schwester des hingerichteten Madschid Kasemi festgenommen. Sie sollen sich kritisch zu den umstrittenen Prozessen geäußert haben. Immer wieder beteuerten Angehörige und Menschenrechtler die Unschuld der drei Demonstranten.

Am Freitag hatte Irans Justiz drei weitere Teilnehmer der Massenproteste gegen die Staatsführung hinrichten lassen. Damit steigt die Zahl der vollstreckten Todesstrafen gegen Demonstranten auf sieben. Die drei Männer waren schuldig gesprochen worden, während der landesweiten Demonstrationen in der islamischen Republik im November drei Sicherheitskräfte in der Metropole Isfahan getötet zu haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Vorwürfe nicht. Amnesty International berichtete, die Geständnisse seien unter Folter erzwungen worden.

Auslöser der Protestwelle im Herbst war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb Mitte September im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften von der Sittenpolizei festgenommen worden war. Ihr Tod löste die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus - zunächst im Rahmen einer Frauenbewegung gegen den Kopftuchzwang, dann gegen das gesamte islamische System.


Verwirrung um Selenskyjs Bachmut-Aussage - Sprecher: Missverständnis

HIROSHIMA: Nach einer missverständlichen Aussage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Schlacht um Bachmut hat Kiew erklärt, er habe die Einnahme der Stadt durch die Russen dementiert. Selenskyj sei falsch verstanden worden, schrieb sein Sprecher Serhij Nykyforow am Sonntag auf Facebook. Mit «Ich denke nicht» habe der ukrainische Staatschef auf die Aussage des Reporters geantwortet, dass die Russen nach eigenen Angaben Bachmut eingenommen hätten, so Nykyforow. Diese Aussage war zuvor vielfach als Bestätigung des Falls der Stadt in der Ostukraine verstanden worden.

Selenskyj hatte sich bei einem bilateralen Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima am Sonntag nicht eindeutig dazu geäußert, ob russische Truppen die Stadt Bachmut vollständig eingenommen haben. Ein Reporter fragte ihn, ob Bachmut noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten. Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: «Ich denke nicht.»

Selenskyj betonte, die Stadt sei fast vollständig zerstört. Es gebe dort keine Gebäude mehr «und eine Menge toter Russen». Er sagte weiter: «Es ist eine Tragödie.» Aber heute sei Bachmut «nur in unseren Herzen».

Die Einnahme Bachmuts hatte zuerst der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, verkündet. Später wurde diese Meldung in Moskau bestätigt. Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte den Söldnern und der regulären Armee zur Eroberung. Kiew hingegen bestätigte dies bislang nicht offiziell. Der ukrainische Generalstab berichtete in seinem morgendlichen Lagebericht ebenfalls noch von anhaltenden Kämpfen in Bachmut. Die Stadt, in der vor dem Krieg rund 70.000 Menschen lebten, ist durch die schweren Gefechte der vergangenen Monate völlig zerstört worden. Zuletzt hielten die ukrainischen Verteidiger nur noch im äußersten Westen Bachmuts ein paar Häuserblocks.


Drei Tote durch Schüsse in Nachtclub in Kansas City

WASHINGTON/KANSAS CITY: Bei Schüssen in einem Nachtclub in der US-Stadt Kansas City sind in der Nacht zum Sonntag drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Zwei der Opfer starben noch am Tatort, ein weiteres im Krankenhaus, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Der Notruf sei gegen 1.25 Uhr morgens (Ortszeit) eingegangen. Die Polizei habe einen der Getöteten im Club und einen weiteren außerhalb des Gebäudes gefunden. Es handelt sich laut Polizei wahrscheinlich um Erwachsene, zu deren Alter und Geschlecht es aber noch keine Angaben gab.

Wer die Schüsse abfeuerte und warum, war zunächst nicht bekannt. Mordkommission und Spurensicherung untersuchten den Tatort, teilte die Polizei weiter mit. Einer der Verletzten befinde sich in kritischem Zustand, der andere sei stabil. Die USA sind seit langem mit einem gewaltigen Ausmaß an Waffengewalt konfrontiert. Vorfälle dieser Art gehören zum Alltag. Kansas City mit etwa 500.000 Einwohnern liegt am westlichen Rand des US-Bundesstaates Missouri an der Grenze zu Kansas.


Schwere Schäden nach Unwettern - Meloni zu Besuch erwartet

FORLÌ: Nach den dramatischen Überschwemmungen wegen heftiger Regenfälle in der italienischen Region Emilia-Romagna gibt es noch keine Entwarnung. In Teilen dieses Gebiets und auch auf der Mittelmeerinsel Sizilien gilt weiter die höchste Alarmstufe rot, wie der Zivilschutz am späten Samstagabend mitteilte. Der Regen sei zwar schwächer geworden und Aufräumarbeiten liefen, doch nun warnen Geologen vor Erdrutschen. Viele Straßen seien etwa völlig verschwunden und müssten komplett neu gebaut werden, zitiert die Nachrichtenagentur Ansa den Geologen Paride Antolini.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wird Medienberichten zufolge bereits gegen Mittag in der Stadt Forlì erwartet, die schwere Schäden zu beklagen hat. Sie verließ den G7-Gipfel im japanischen Hiroshima vorzeitig, um die Entwicklungen von Italien aus zu beobachten. «Mein Gewissen verlangt von mir, zurückzukehren», sagte sie vor ihrer Abreise vor Journalisten. Sie wolle «persönlich arbeiten, um die notwendigen Antworten zu geben». Es sind Treffen mit Behördenvertretern und freiwilligen Helfern vor Ort geplant.

Mindestens 14 Menschen sind infolge der Überschwemmungen und Erdrutsche ums Leben gekommen. Tausende mussten evakuiert werden. Die Unwetter verursachten schwere Schäden in der Region. Ganze Felder und Straßenzüge sind überschwemmt oder nun von gewaltigen Schlammmassen blockiert. Wegen der Erdrutsche seien zudem viele Häuser und Bauernhöfe isoliert. Seit Beginn der Unwetter rückte die italienische Feuerwehr zu knapp 4000 Einsätzen aus, wie es am Sonntagmorgen hieß. Die meisten Einsätze liefen demnach in den Gegenden rund um Bologna, Rave, Forlì-Cesena sowie Rimini.


Katholische Partei gewinnt erstmals Kommunalwahl in Nordirland

BELFAST: Erstmals hat eine Partei die meisten Stimmen bei der Kommunalwahl in Nordirland gewonnen, die eine Vereinigung der britischen Provinz mit dem EU-Nachbarland Irland anstrebt. Wie die Wahlkommission in der Nacht zum Sonntag mitteilte, sicherte sich die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein 144 der 462 Sitze. Das waren 39 mehr als bei der vorigen Wahl 2019.

Sinn-Fein-Vize Michelle O'Neill sprach von einem «bedeutsamen» Erfolg. Bereits bei der regionalen Parlamentswahl war die Partei, die einst als politischer Arm der Terrorgruppe IRA galt, erstmals stärkste Kraft geworden. Die größte protestantisch-unionistische Kraft DUP erhält 122 Mandate und damit genau so viele wie 2019. DUP-Chef Jeffrey Donaldson räumte ein, dass die Anhänger der Union mit Großbritannien aus dem Ergebnis nun Lehren ziehen müssten.

Wahlberechtigt bei der Abstimmung am vergangenen Donnerstag waren gut 1,3 Millionen Menschen im kleinsten britischen Landesteil. Die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent. Wegen des komplizierten Wahlsystems dauerte die Auszählung mehr als zwei Tage.

Nordirland ist derzeit politisch gelähmt. Die DUP boykottiert seit fast einem Jahr die vorgeschriebene Einheitsregierung mit Sinn Fein im Regionalparlament. Grund ist, dass die Partei die Brexit-Regeln für die Provinz ablehnt, auf die sich Großbritannien und die EU geeinigt hatten. Die Unionisten fürchten, dass Nordirland dadurch immer weiter von London abgeschnitten wird.


Rot-schwarzes Nationalsymbol: Die kanadischen «Mounties» werden 150

OTTAWA: Sie sind bekannt für ihre rot-schwarzen Uniformen und längst kanadisches Kulturgut: Die «Royal Canadian Mounted Police» (RCMP) feiert 150-jähriges Bestehen. Der regionale Vorläufer der «Königlichen Kanadischen berittenen Polizei» - der kanadischen Bundespolizei - wurde 1873 gegründet. Und die «Mounties» mit ihren roten Jacken, schwarzen Hosen und den hellen Hüten mit der breiten Krempe wurden in den folgenden Jahrzehnten nicht nur zu Hüterinnen und Hütern der kanadischen Ordnung, sondern auch zum Nationalsymbol im flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde.

«Dieser wichtige historische Meilenstein ist eine Gelegenheit, über unsere bewegte Vergangenheit nachzudenken und Stolz auf unsere RCMP-Familie zu zeigen», teilte die Polizei auf ihrer Internetseite zum Jubiläum am Dienstag mit. «Es ermöglicht uns auch zu überlegen, wie wir den Weg zu einem moderneren, integrativeren und vertrauenswürdigeren RCMP fortsetzen.» Die Organisation mit mehr als 30.000 Beschäftigten will ihren Jahretag mit Veranstaltungen im ganzen Land feiern.

Dabei gab es in der Geschichte auch immer wieder Kritik an den «Mounties», zum Beispiel beim Umgang mit Opfern oder angesichts von schweren Verbrechen. So bemängelten viele die Kommunikation der Polizei bei einem Massenmord in der östlichen Provinz Nova Scotia im Jahr 2020, bei dem der Täter sich als RCMP-Polizist verkleidet hatte und an mehreren Orten über 20 Menschen erschoss. Bei frühzeitigerem Bekanntmachen des Vorfalls über das nationale Warnsystem hätten Leben gerettet werden können, so die Kritikerinnen und Kritiker.


Südkoreanische Experten untersuchen Atomruine Fukushima

SEOUL/TOKIO: Vor der geplanten Entsorgung riesiger Mengen radioaktiven Kühlwassers aus der japanischen Atomruine Fukushima überprüft eine Expertengruppe aus Südkorea die umstrittene Maßnahme. Die Gruppe von 21 Experten sei am Sonntag in Japan eingetroffen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Sie werde bis zum nächsten Freitag bleiben. Die Gruppe will unabhängig die Sicherheit der geplanten Verklappung ins Meer überprüfen.

Sie wolle die Anlagen in Fukushima auf der Grundlage wissenschaftlicher Standards untersuchen, wurde der Vorsitzende der Kommission für Nuklearsicherheit, Yoo Guk Hee, der die Gruppe leitet, zitiert.

Auf den Besuch hatten sich der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol und Japans Ministerpräsident Fumio Kishida in diesem Monat bei einem Treffen in Seoul geeinigt. Südkorea wie auch China sind besorgt, dass sich die Entsorgung auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Region negativ auswirken könnte.

Auch mehr als zwölf Jahre nach dem Super-Gau im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi müssen die zerstörten Reaktoren mit Wasser gekühlt werden, das bislang gefiltert in Hunderten von riesigen Tanks gelagert wird. Wegen Überlastung soll das verstrahlte Wasser gefiltert und verdünnt in den Pazifischen Ozean geleitet werden. Die Entsorgung wird derzeit vorbereitet.


Parlamentswahl angelaufen

ATHEN: In Griechenland haben am Sonntagmorgen die Parlamentswahlen begonnen. Als Favorit gilt die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. Die oppositionelle Linkspartei Syriza mit dem ehemaligen Regierungschef Alexis Tsipras als Spitzenkandidat dürfte den Umfragen zufolge zweitstärkste Kraft werden. In letzten Umfragen kam Mitsotakis' Partei auf etwa 35 Prozent, Syriza lag gut 7 Prozentpunkte dahinter.

Die rund 9,8 Millionen Wahlberechtigten können sich zwischen 36 zugelassenen Parteien entscheiden. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 MESZ). Unmittelbar danach werden Prognosen auf Grundlage von Nachwahlbefragungen erwartet. Mit aussagekräftigen Hochrechnungen ist gegen 20.00 Uhr (19 Uhr MESZ) zu rechnen.

Wegen des einfachen Verhältniswahlrechts dürfte keine der Parteien mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können und die Bildung einer Koalition notwendig werden. Sollten sich die Parteien nicht innerhalb von zehn Tagen auf die Bildung einer Regierung einigen, müsste im Juli erneut gewählt werden.


Selenskyj besucht Friedensmuseum in Hiroshima

HIROSHIMA: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will im Anschluss an seine Beratungen mit den G7-Staaten das Friedensmuseum im japanischen Hiroshima besuchen. Nach Angaben des japanischen Außenministeriums trifft Selenskyj danach mit dem japanischen Ministerpräsidenten und G7-Gastgeber Fumio Kishida zusammen. Zum Abschluss seines Überraschungsbesuches wird der ukrainische Präsident in einer Kongresshalle im Friedenspark vor die Presse treten. Japanische Medienberichte hatten zuvor von einer Rede Selenskyjs gesprochen.

Im Friedensmuseum werden Zeugnisse der grauenhaften Folgen des US-Atombombenabwurfs vom 6. August 1945 auf die Stadt gezeigt. Hiroshima ist heute ein weltweites Symbol für die Schrecken von Krieg - und ein Ort der Mahnung zum Frieden. Selenskyj war am Samstag überraschend in die japanische Großsstadt gereist, um an den Beratungen der Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe teilzunehmen. Sie sind Selenskys wichtigste Verbündete im Abwehrkampf seines Landes gegen die russischen Invasoren.


USA: Konfliktparteien im Sudan vereinbaren siebentägige Waffenruhe

WASHINGTON: Die Konfliktparteien im Sudan haben sich nach Angaben der US-Regierung auf eine siebentägige Waffenruhe geeinigt und diese erstmals mit ihren Unterschriften besiegelt. Die Feuerpause solle den Menschen in dem von Kämpfen geplagten Land Zugang zu humanitärer Hilfe ermöglichen, teilte das Außenministerium in Washington am Samstagabend (Ortszeit) mit. Die Konfliktparteien hätten auch vereinbart, in dem angegebenen Zeitraum Streitkräfte aus Krankenhäusern und anderen wichtigen öffentlichen Einrichtungen abzuziehen.

Die Waffenruhe, die den Angaben zufolge unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens zustande kam, soll demnach am Montagabend (sudanesischer Ortszeit) in Kraft treten. Die Vereinbarung sei in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda von Vertretern beider Parteien unterzeichnet worden, teilte US-Außenminister Antony Blinken via Twitter mit.

«Es ist weithin bekannt, dass beide Seiten zuvor Feuerpausen verkündet haben, die gebrochen wurden», hieß es aus Washington. Anders als bei den vorherigen Waffenruhen sei die Vereinbarung von Dschidda aber unterzeichnet worden. Außerdem werde diesmal ein unter anderem von den USA und Saudi-Arabien unterstützter Kontrollmechanismus eingerichtet, der Verstöße gegen die Feuerpause melden soll. «Ich appelliere an beide Seiten, sich an diese Vereinbarung zu halten - die Augen der Welt schauen zu», mahnte Blinken. Nach Ablauf der sieben Tage kann die Vereinbarung verlängert werden, sollten sich die Konfliktparteien darauf einigen.

In dem Land am Horn Afrikas war ein lange schwelender Machtkampf am 15. April gewaltsam eskaliert. Die Armee unter dem Kommando von De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan kämpft gegen die paramilitärischen Einheiten seines Vizes Mohammed Hamdan Daglo. Die beiden Generäle hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, zerstritten sich später jedoch.

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