Neues aus dem Ausland am Sonntag

Neues aus dem Ausland am Sonntag

Sechs Tote bei Gasexplosion in Wohnhaus in Sibirien

MOSKAU: Bei einer Explosion in einem mehrstöckigen Wohnhaus in Nischnewartowsk in Zentralsibirien sind am Sonntagabend mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Neun weitere Bewohner wurden nach Angaben des russischen Zivilschutzes verletzt, fünf von ihnen schwer, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Auslöser war nach ersten Ermittlungsergebnissen eine undichte Gasflasche, die in der zweiten Etage explodiert war. Ein Teil der Fassade des Gebäudes stürzte durch die Wucht der Explosion ein.

Die Großstadt Nischnewartowsk liegt am Fluss Ob.


US-Außenminister stellt sich klar gegen israelischen Siedlungsbau

WASHINGTON: US-Außenminister Antony Blinken hat die Siedlungspolitik im besetzten Westjordanland mit deutlichen Worten kritisiert - und damit auch indirekt eine Warnung an Israels designierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ausgesprochen. «Wir werden uns auch weiterhin unmissverständlich allen Handlungen entgegenstellen, die die Aussichten auf eine Zweistaatenlösung untergraben», sagte er am Sonntag bei einer Veranstaltung der liberalen jüdischen Organisation J Street in Washington.

Dazu zählten «Ausweitung von Siedlungen, Bestrebungen zur Annexion des Westjordanlandes, die Beeinträchtigung des historischen Status quo der heiligen Stätten, Abrisse (von Häusern) und Zwangsräumungen sowie die Anstachelung zur Gewalt», sagte Blinken weiter, ohne Netanjahu in diesem Zusammenhang direkt zu nennen.

Derzeit arbeitet Ex-Ministerpräsident Netanjahu nach den jüngsten Parlamentswahlen an der Bildung einer rechts-religiösen Koalition. Die zukünftige Regierung unter Netanjahu dürfte so rechts werden wie noch nie zuvor in der Geschichte Israels. US-Präsident Joe Biden ist als Kritiker der israelischen Siedlungspolitik bekannt, welche die Regierung seines Vorgängers Donald Trump unterstützt hatte.

Blinken betonte gleichzeitig, dass die Unterstützung der US-Regierung für die Sicherheit Israels «unantastbar» sei. Die USA respektierten die «demokratische Entscheidung des israelischen Volkes», sagte er mit Blick auf die Parlamentswahlen. Man werde die neue israelische Regierung an der Politik messen, die sie verfolge, und nicht an einzelnen Persönlichkeiten. Er fügte hinzu: «Alles, was uns von der Zwei-Staaten-Lösung wegführt, schadet Israels langfristiger Sicherheit und seiner langfristigen Identität.»


Vorstandswahl von Frankreichs Républicains geht in zweite Runde

PARIS: Bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden der konservativen französischen Partei Les Républicains hat keiner der drei Kandidaten die nötige absolute Mehrheit erreicht. Am kommenden Wochenende hält die Partei daher eine Stichwahl ab, wie die Interimsvorsitzende Annie Genevard am Sonntagabend sagte. In der Stichwahl stehen sich demnach der Abgeordnete Éric Ciotti vom rechten Flügel und der etwas gemäßigtere Senator Bruno Retailleau gegenüber.

Ciotti wurde vor der ersten Abstimmungsrunde als Favorit gehandelt und landete mit 42,73 Prozent der Stimmen auch auf Platz eins. Retailleau erreichte 34,45 Prozent. Generalsekretär Aurélien Pradié, ein Vertreter jener Konservativen, die sich verstärkt um soziale Belange bemühen, schied mit 22,29 Prozent der Stimmen aus. Von Samstagabend an waren für 24 Stunden etwa 91.000 Parteimitglieder zur Abstimmung aufgerufen.

Für die Konservativen geht es bei dem Votum darum, mit einem neuen Anführer nach den Wahlschlappen der vergangenen Jahre wieder eine klarere inhaltliche Linie zu finden und politisch wieder Fuß zu fassen. Für die Mitte-Regierung unter Präsident Emmanuel Macron ist die entscheidende Frage, ob die neue Parteispitze bereit sein wird, mit ihr zu kooperieren. Das Ergebnis der ersten Runde dürfte die Aussichten trüben, denn Pradié galt einer Kooperation gegenüber noch am positivsten eingestellt. Weil Macrons Liberale bei der Parlamentswahl im Juni im Unterhaus die absolute Mehrheit verloren haben, sind sie in der Kammer auf Stimmen der Opposition angewiesen.


Verhandlungen im Brüsseler Terror-Prozess beginnen

BRÜSSEL: Mehr als sechs Jahre nach den islamistischen Terror-Anschlägen in Brüssel beginnen am Montag (9.00 Uhr) die Gerichtsverhandlungen in dem Fall. Der Prozess um die Anschläge von März 2016 wurde bereits im September offiziell eröffnet, die Anhörungen verzögerten sich jedoch wegen eines Streits darum, wie die Angeklagten im Saal untergebracht werden sollten. Sie werden nun gemeinsam in einem Glaskasten sitzen.

Bei den Angriffen am 22. März 2016 hatten drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Bomben am Brüsseler Flughafen Zaventem und in einer U-Bahnstation im EU-Viertel gezündet. Dabei wurden 32 Menschen getötet und Hunderte teils schwer verletzt. In dem Prozess sind zehn Menschen angeklagt, einer davon gilt als vermisst - es wird vermutet, dass er in Syrien gestorben ist.

Sechs der Angeklagten wurden bereits im Prozess um die Pariser Attentate am 13. November 2015 verurteilt. Damals hatten Extremisten bei einer Anschlagsserie 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Die Anschläge in der französischen und in der belgischen Hauptstadt gehen wahrscheinlich auf dieselbe Terrorzelle zurück. So steht der Hauptangeklagte im Pariser Prozess, Salah Abdeslam, nun auch in Brüssel wieder vor Gericht.


Mindestens neun Menschen ertrinken bei Fluss-Taufe

JOHANNESBURG: In einem Vorort der südafrikanischen Metropole Johannesburg sind mindestens neun Teilnehmer einer Taufzeremonie ertrunken. 33 Täuflinge, die sich am Samstag in Bramley Park am Ufer des Jukskei-Flusses versammelt hatten, seien von einer plötzlichen Sturzflut und starken Strömung überrascht worden, erklärte ein Sprecher der Rettungskräfte am Sonntag. Seither seien die Leichen von neun Täuflingen geborgen worden, weitere acht galten noch als vermisst. Nach ihnen werde weiter gesucht. Die Rettungskräfte gingen aber davon aus, dass die Zahl der Toten weiter steigen dürfte. Das Alter der Betroffenen wurde zunächst nicht bekannt.

Schon im Juni waren vier Menschen bei einer Taufe in der Provinz Limpopo ertrunken. Südafrikas Behörden raten davon ab, Taufen in Flüssen abzuhalten. Auch der Sprecher der Rettungskräfte appellierte an die Kirchengemeinden, die Gefahren durch Stürme und Überschwemmungen - insbesondere in den jetzigen südafrikanischen Sommermonaten - bei der Planung ihrer Rituale zu berücksichtigen.


Zeitung meldet Katzen für Vorstandswahl der Républicains an

PARIS: Die französische Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche» hat eigenen Angaben zufolge zwei Katzen für die Vorstandswahl bei den konservativen Républicains als Wähler registriert. Man habe damit demonstriert, dass Parteimitglieder ohne großen Aufwand mehrfach abstimmen könnten, berichtete das Blatt am Sonntag. Eine Quelle innerhalb der Partei sagte der Zeitung: «Technisch gesehen haben Sie Recht auf drei Stimmen pro Person. Es gibt überall falsche Mitglieder.»

Dem Bericht zufolge besagt ein internes Dokument der konservativen Partei, dass die Identität der Mitglieder nur dann überprüft werde, wenn persönliche Daten wie Adresse oder Telefon viermal oder häufiger für verschiedene Mitglieder verwendet würden. Die Zahl der Anhänger habe sich im Vorlauf der Vorstandswahl deutlich erhöht. Das Blatt selbst registrierte die zwei Katzen mit den Daten einer Journalistin, die für den Versuch Mitglied wurde. Zu keinem Zeitpunkt seien die Identitäten überprüft worden.

Die Partei reagierte auf Anfrage zunächst nicht. Etwa 91.000 Mitglieder der einstigen Volkspartei in Frankreich sind seit Samstagabend aufgerufen, einen neuen Vorstand zu wählen. Ein Ergebnis wird nach Auszählung der Stimmen ab Sonntagabend erwartet. Als Favorit gilt der Abgeordnete Éric Ciotti vom rechten Flügel der Partei. Außerdem treten der liberalkonservative Senator Bruno Retailleau und als Vertreter der sozialen Rechten Generalsekretär Aurélien Pradié an. Erreicht keiner der drei die absolute Mehrheit, will die Partei am kommenden Wochenende eine Stichwahl abhalten.

Bereits bei der parteiinternen Kür der konservativen Kandidatin für den Präsidentschaftswahlkampf hatte es einem Bericht der Plattform «Mediapart» zufolge einen Hund im Wählerverzeichnis gegeben.


Blinken: Welt erwartet verantwortungsvollen Umgang mit China

WASHINGTON: US-Außenminister Antony Blinken will bei seiner Reise nach China Anfang kommenden Jahres auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten. «Wenn wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit finden können, liegt dies nicht nur im Interesse unserer Bürger, sondern auch im Interesse der Menschen in aller Welt», sagte Blinken am Sonntag dem US-Sender CNN. Als Beispiele nannte er die Themen Klima oder Gesundheit. «Die Welt erwartet von uns, dass wir mit dieser Beziehung verantwortungsvoll umgehen», so Blinken über das Verhältnis zu China. Aus dem Wettbewerb dürfe kein Konflikt werden.

Das Verhältnis zwischen den beiden Weltmächten ist sehr angespannt. Angesichts der schlechten Beziehungen waren US-Präsident Joe Biden und Chinas Präsident Xi Jinping im November am Rande des G20-Gipfels auf der indonesischen Insel Bali zusammenkommen. Dort näherten sich die beiden zumindest wieder etwas an. Nun soll Blinken im kommenden Jahr die Gespräche fortführen.

Zu den Protesten in China gegen die Corona-Politik der Regierung sagte der Minister: «Wir unterstützen dieses Recht der Menschen überall, sei es in China, im Iran oder anderswo.» Menschenrechte und die grundlegenden bürgerlichen Freiheiten gehörten zum Kern dessen, was die USA ausmachten. «Und keine amerikanische Regierung wird dazu schweigen. Kein amerikanischer Präsident wird dazu schweigen.»


Süditalien erneut von Unwettern und Überschwemmungen heimgesucht

ROM: Gut eine Woche nach den heftigen Niederschlägen und Erdrutschen auf der Insel Ischia mit mindestens elf Toten ist der Süden Italiens am Wochenende erneut von Unwettern heimgesucht worden. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Auf Aufnahmen aus Gegenden wie der Provinz Crotone in Kalabrien war zu sehen, wie die Einsatzkräfte mit Schlauchbooten auf völlig überfluteten Straßen unterwegs waren. Menschen wurden in Sicherheit gebracht, die Unwetter richteten teils starke Sachschäden an. Verletzte wurden zunächst keine gemeldet.

Der Zivilschutz verfolgte die Entwicklung mit einem Krisenteam und twitterte am Sonntagmittag, dass es in Sizilien Erdrutsche und Schlammlawinen gab und Straßen versperrt seien. Aus Kalabrien und Apulien seien Überschwemmungen und Wirbelstürme gemeldet worden. Im Gebiet der Liparischen Inseln zwischen Sizilien und Kalabrien gab es am Morgen ein Erdbeben der Stärke 4,6, das keine Schäden anrichtete.

Auf der Insel Ischia verbrachten mehrere Hunderte Bewohner aus den weiterhin gefährdeten Gebieten die Nächte auf Samstag und Sonntag in Hotels oder bei Angehörigen. Sie waren am Freitag in Sicherheit gebracht worden, weil die Behörden nicht garantieren konnten, dass der neue Regen nicht zu weiteren Erdrutschen führen könne. Am Ende der vorigen Woche waren heftige Schlamm- und Geröllmassen von Hängen der Nordseite der Insel abgegangen und hatten im Ort Casamicciola Gebäude und Autos mit sich gerissen. Elf Menschen - darunter ein Neugeborenes und drei andere Kinder - kamen ums Leben. Eine Frau wurde weiterhin vermisst.

Meteorologen sagten voraus, dass die Schlechtwetterfront weiter nach Norden ziehen könnte. In Venedig waren in der Nacht auf Sonntag wegen einer Hochwasserwarnung einige Flutschutztore ausgefahren worden. Das System namens «Mose» mit insgesamt 78 mobilen Klappen an drei Meereszugängen zur Lagunenstadt kann dafür sorgen, dass diese bei Hochwasser nicht überschwemmt wird.


Chef britischer Polizeiaufsicht muss wegen Vorwürfen zurücktreten

LONDON: Die britischen Sicherheitskräfte kommen einfach nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle von Fehlverhalten und sogar schwersten Gewaltverbrechen durch Polizisten in Großbritannien für Aufsehen sorgten, musste nun der Chef der Polizeiaufsichtsbehörde IOPC (Independent Office for Police Conduct) wegen Vorwürfen seinen Stuhl räumen. Michael Lockwood hatte zunächst mitgeteilt, er sei aus «persönlichen und seine häuslichen Verhältnisse betreffenden» Gründen zurückgetreten. Doch die britische Innenministerin Suella Braverman stellte am Wochenende klar: Gegen Lockwood werde strafrechtlich ermittelt. Sie habe ihn daher vor die Wahl gestellt, zurückzutreten oder rauszufliegen.

Was dem nun zurückgetretenen IOPC-Chef vorgeworfen wird, war zunächst unklar. Doch für die Sicherheitskräfte in Großbritannien ist der Fall ein weiterer Schlag. Das Vertrauen in die Polizei hat in den vergangenen Jahren stark gelitten. Vor allem die größte Polizeibehörde des Landes, die auch als Scotland Yard bekannte Londoner Metropolitan Police, geriet zuletzt wegen Fällen von Rassismus und Sexismus schwer in Verruf. Höhepunkt war der Mord an der 36 Jahre alten Londonerin Sarah Everard, die im März 2021 von einem Polizisten unter einem Vorwand festgenommen, vergewaltigt und getötet worden war.


Protest im Süden Syriens - Sicherheitskräfte eröffnen Feuer

DAMASKUS: In Syrien ist es in einer eigentlich regierungstreuen Gegend zu einem Protest gegen Präsident Baschar al-Assad gekommen. In Suwaida im Süden warfen wütende Demonstranten am Sonntag Steine auf ein Regierungsgebäude, wie Augenzeugen und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten. Einige setzten demnach ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in Brand. Diese gaben Schüsse ab, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Einige Protestler stürmten das Regierungsgebäude und entfernten ein Porträt Assads von der Fassade.

Die Beobachtungsstelle sprach von einem Todesopfer und sieben Verletzten. Ein Demonstrant sagte dagegen, mindestens 30 Menschen seien vor dem Regierungsgebäude durch Schüsse verletzt worden. Zu der Demonstration hätten sich «Hunderte» Menschen versammelt, die gegen die schlechten Lebensbedingungen in dem Bürgerkriegsland demonstrierten und den Sturz Assads forderten.

In Suwaida leben mehrheitlich Drusen, einer Strömung des schiitischen Islams und eine religiöse Minderheit in dem arabischen Land. Die meisten der Anwohner sind Assad-Unterstützer. In den vergangenen zwei Jahren kam es in Suwaida aber mehrfach zu Protesten wegen der schlechten Wirtschaftslage.

In Syrien tobt seit mehr als zehn Jahren ein Bürgerkrieg, in dem nach UN-Schätzungen mehr als 300.000 Zivilisten getötet wurden.


Iran will Untersuchungsausschuss zu Protesten - ohne Protestvertreter

TEHERAN: In einem ungewöhnlichen Schritt hat der Iran die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses angekündigt, der die Gründe für die seit mehr als zwei Monaten andauernden Proteste im Land klären soll. Allerdings sollen weder Demonstranten oder Systemkritiker noch andere politische Parteien daran teilnehmen, erklärte Innenminister Ahmad Wahidi laut Nachrichtenagentur Ilna am Sonntag.

Nur wenige Stunden davor hatte Teheran verkündet, die Sittenpolizei aufgelöst zu haben. Auslöser der Proteste war der Tod einer Frau, nachdem die Sittenwächter sie festgenommen hatten. Die Demonstranten fordern unter anderem eine Änderung der Verfassung und die Aufhebung des Kopftuchzwangs.

Die Protestierenden hätten keine Vertreter, «außerdem hatten wir es mit Krawallmachern und Unruhestiftern und nicht Demonstranten zu tun», sagte Wahidi demnach zu den Gründen für den Ausschluss der Protest-Vertreter. Dem Minister zufolge gehe es in dem Untersuchungsausschuss darum, «die Wurzeln der Proteste zu erkunden und daher werden nur relevante Behörden und unabhängige Juristen an den Diskussionen im Ausschuss teilnehmen», hieß es weiter.

Irans Präsident Ebrahim Raisi plante bereits seit längerem als eine Art Versöhnungsgeste ein Forum, um auch mit Kritikern die seit mehr als zwei Monate andauernden Proteste im Land zu diskutieren und Differenzen auszuräumen. Kritiker gaben allerdings zu bedenken, dass eine Untersuchung der Proteste ohne Teilnahme von Protestvertretern oder Oppositionspolitikern keine konstruktiven Ergebnisse erzielen würde. Manche bezeichneten den Vorschlag als «absurd».


Eingeschneit: Britische Navy muss Postamt in Antarktis freischaufeln

PORT LOCKROY: Weil verschiedene Gebäude unter einer mehrere Meter hohen Schneedecke begraben waren, musste die britische Marine der Belegschaft am entlegensten Postamt der Welt in der Antarktis zu Hilfe kommen. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA in der Nacht zu Sonntag.

Großbritannien betreibt auf der vor der antarktischen Küste liegenden Insel Goudier Island einen Außenposten, der als beliebtes Ziel für Antarktis-Touristen gilt. Jährlich werden von dort etwa 80.000 Postkarten versandt. Zudem gibt es einen Souvenirladen und ein kleines Museum. Die Mitarbeiter beobachten auch eine Kolonie von Eselspinguinen.

Erst im Oktober hatte die Betreiberorganisation vier Frauen ausgewählt, die dort den arktischen Sommer verbringen. Doch bereits zu Beginn ihres Aufenthalts mussten sie Hilfe anfordern. Das Dach des Gebäudes, in dem sich Postamt, Souvenirladen und Museum befinden, war dem Bericht zufolge durch die Last einer drei bis vier Meter hohen Schneedecke beschädigt.

Er sei erschrocken gewesen über die Masse an Schnee und wie weit die Gebäude darunter verschwunden seien, sagte ein Marineoffizier des Versorgungsschiffs HMS Protector laut PA über den Einsatz. Zumindest habe der Schnee aber dafür gesorgt, dass man den Gestank des Pinguinkots nicht mehr gerochen habe.


Krisengipfel im iranischen Parlament

TEHERAN: Nach anhaltenden Massenprotesten im Iran hat sich Präsident Ebrahim Raisi Medienberichten zufolge am Sonntag mit mehreren Ministern zu einem Krisengipfel getroffen. Auf der Agenda des nicht-öffentlichen Treffens im Parlament in Teheran stünden die jüngsten Entwicklungen im Land, berichtete die Agentur Isna am Sonntag. Am Samstagabend hatte Raisi sich nach Angaben des Präsidialamts mit Parlamentspräsident Mohammed-Bagher Ghalibaf und Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi beraten. Am Sonntag erklärte Generalstaatsanwalt Mohammed-Dschafar Montaseri, die Sittenpolizei im Land sei aufgelöst worden. Im Iran dauern seit mehr als zwei Monaten Massenproteste gegen die politische Führung an.

Es gab keine Details dazu, worüber genau auf dem Krisengipfel am Sonntag gesprochen werden sollte. Im Vorfeld gab es Spekulationen, es könnte um Forderungen der Demonstranten gehen. Zu diesen gehören unter anderem die Revision der iranischen Verfassung und die Aufhebung des Kopftuchzwangs, aber auch Neuwahlen oder ein Referendum zum Aufbau des politischen Systems des Landes. Beobachter allerdings hatten keine großen Erwartungen an das Treffen.

Raisi betont immer wieder, dass der Iran zwar gegenüber Kritik tolerant sei, nicht aber gegenüber vom Ausland gesteuerten und von deren Söldnern ausgeführten Ausschreitungen, wie er die Proteste beschreibt. Außerdem behauptet der Kleriker, dass die iranische Verfassung zu den fortgeschrittensten der Welt zähle und keine Veranlassung bestehe, diese zu verändern.


PiS-Chef Kaczynski: Deutschland will Dominanz in Europa

WARSCHAU: Der Chef von Polen nationalkonservativer Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, hat Deutschland ein Streben nach Vorherrschaft in Europa vorgeworfen. Die Deutschen wollten heute mit friedlichen Mitteln das erreichen, was sich sie einst mit militärischen Mitteln vorgenommen hätten, sagte Kaczynski am Samstag im niederschlesischen Legnica.

Die Stärke Europa liege aber in der Unterschiedlichkeit und der Souveränität der einzelnen Mitgliedsstaaten. «Und eine Situation der Dominanz, eine Situation, in der einer der europäischen Staaten - heute neben Russland der größte - mit friedlichen Mitteln jene Pläne verwirklicht, die er einst mit militärischen Mitteln durchsetzen wollte, ist ein Weg in die Krise und ins Unglück», sagte Kaczynski weiter. Das betreffe sowohl Polen und Europa. «Und auch dieses Land selbst, nämlich Deutschland.»

Der 73-jährige Kaczynski hat kein Regierungsamt inne, gilt aber als starker Mann in Polens Politik. Die Umfragewerte der PiS-Regierung sind angesichts einer hohen Inflationsrate derzeit im Sinkflug. Kaczynski versucht bei Auftritten in der Provinz, mit antideutschen Tönen Wähler zu gewinnen. Im kommenden Herbst wählt Polen ein neues Parlament.


US-Gesetz: EU-Handelsausschuss-Chef für Klage bei WTO

BERLIN: Im Streit zwischen der EU und den USA mit Blick auf das US-Inflationsbekämpfungsgesetz rechnet der Chef des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD), nicht mehr mit einer Verhandlungslösung. Die EU müsse daher zügig in den nächsten Monaten eine Klage bei der Welthandelsorganisation WTO anstrengen, sagte Lange den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). «Damit werden wir Klarheit bekommen, dass das Vorgehen der USA eindeutig nicht kompatibel mit den WTO-Vorschriften ist», fügte Lange hinzu. Am Montag trifft sich der europäisch-amerikanische Handels- und Technologierat.

Das US-Inflationsbekämpfungsgesetz sieht milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz vor. Subventionen und Steuergutschriften sind daran geknüpft, dass Unternehmen US-Produkte verwenden oder in den USA produzieren. Daran gibt es in Europa viel Kritik.

Lange sagte, er gehe davon aus, dass in den Gesprächen zwischen EU und USA zwar noch einige kleine Änderungen für die Umsetzung des US-Gesetzes vereinbart werden könnten. «Aber ich glaube nicht, dass sich substanziell noch viel ändert, denn das Gesetz ist ja bereits beschlossen.» Die Grundstruktur werde bleiben. Lange forderte daher auch, dass die EU nun ihrerseits die Förderung der heimischen Industrie verstärkt. «Wir müssen auch prüfen, ob und wie wir die Energiepreise für die Industrie senken können, im Moment sind sie bis zu zehnmal so hoch wie in den USA», fügte Lange hinzu.


Vier Hinrichtungen wegen angeblicher Spionage für Israel

TEHERAN: Im Iran sind nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna vier Personen wegen angeblicher Spionage für Israel hingerichtet worden.

Sie sollen Mitglieder eines Netzwerks des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen sein, berichtete Irna am Sonntag. Die vier Personen sollen zudem öffentliches Eigentum beschädigt und an Entführungen von Zivilpersonen beteiligt gewesen sein. Weitere Details zu der Hinrichtung der vier Personen gab Irna nicht, auch nicht wo diese verhaftet oder hingerichtet wurden und ob der Vorfall im Zusammenhang mit den andauernden systemkritischen Protesten steht.


Herzog besucht als erster Präsident Israels den Golfstaat Bahrain

TEL AVIV: Izchak Herzog hat am Sonntag als erster Präsident Israels den Golfstaat Bahrain besucht. Er traf dort König Hamad bin Issa Al-Chalifa, wie sein Büro mitteilte. Bei dem Gespräch sei es um die Bedeutung der bilateralen Beziehungen und ihre Ausweitung gegangen. Herzog beschrieb den Besuch als «großen Moment». Gemeinsam mache man Geschichte in der Region, «wo Juden und Muslime zusammenleben können». Herzog wird von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. König Hamad sagte der staatlichen Nachrichtenagentur BNA zufolge, er hoffe auf vertiefte Beziehungen der beiden Länder. Damit eröffneten sich «erweiterte Horizonte, um die Kultur des Friedens zu verbreiten», erklärte der Monarch demnach.

Am Montag wollte Herzog beim Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Mohammed bin Sajid Al Nahjan, zu Gast sein. Dabei sollte es um Zusammenarbeit im Bereich der Raumfahrt gehen. Die Emirate treiben ihre Pläne in der Raumfahrt ehrgeizig voran.

2020 hatten die Emirate und Bahrain als erste Golfstaaten ein Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel unterzeichnet. Die Annäherung richtet sich vor allem gegen den schiitischen Iran, in dem auch die Emirate einen Erzfeind sehen. Aber wirtschaftliche Interessen spielten ebenfalls eine Rolle. Bis dahin unterhielten nur die Nachbarländer Ägypten und Jordanien als arabische Staaten diplomatische Beziehungen zu Israel.


Israels Luftwaffe beschießt nach Raketenangriff Hamas-Ziele in Gaza

TEL AVIV: Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag Ziele in dem Palästinensergebiet beschossen. Es seien eine Raketenwerkstatt der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas-Organisation sowie ein Hamas-Tunnel im südlichen Teil des Küstenstreifens getroffen worden, teilte die israelische Armee mit. Die Kampfjets seien aus dem Gazastreifen beschossen worden, daraufhin sei auch ein Militärposten in dem Gebiet am Mittelmeer angegriffen worden.

Wenige Stunden zuvor hatten militante Palästinenser erstmals seit etwa einem Monat wieder eine Rakete aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet abgefeuert. Es war zunächst unklar, welche Gruppierung für den Angriff auf den Süden Israels verantwortlich war. Zuletzt waren Anfang November mehrere Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden.

In der Nacht zum Donnerstag waren bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland zwei Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet worden. Der Islamische Dschihad ist besonders im Gazastreifen aktiv und verübt von dort aus immer wieder Raketenangriffe.


WHO-Regionaldirektor sieht Ende der Pandemie noch nicht erreicht

BERLIN: Aus Sicht des Europadirektors der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das Ende der Corona-Pandemie noch nicht erreicht. Man befinde sich in einer günstigeren Phase als je zuvor, aber dies sei immer noch eine Pandemie, sagte Hans Kluge der Deutschen Presse-Agentur. Doch auch er sehe Anzeichen, dass man gerade in eine neue Phase der Pandemie eintrete. Als Gründe nannte Kluge die leichtere Übertragbarkeit und geringere Krankheitsschwere der dominierenden Omikron-Variante in Verbindung mit der höheren Immunität der Bevölkerung.

Der Epidemiologe Hajo Zeeb sieht Deutschland am Übergang zur Endemie. Dabei bedeute endemisch, dass das Virus sich bei uns eingenistet habe und nicht mehr weggehe. «Ob wir die endemische Lage erreicht haben, wird sich endgültig erst nach dem Winter beantworten lassen», sagte Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Zugleich warnte er davor, den endemischen Zustand zu unterschätzen. Endemie bedeute nicht: «Jetzt ist alles vorbei, jetzt können wir uns zurücklehnen.» Auch im endemischen Zustand könne das Gesundheitssystem durch Corona stark beansprucht werden. «Wir müssen weiterhin aufpassen, Maßnahmen beibehalten, schnell reagieren und es nicht wieder zu einer Pandemie werden lassen.»


Edwardskrone wird für Krönung von Charles III. vorbereitet

LONDON: Die britische Königskrone ist zur Vorbereitung auf die Krönung von Charles III. (74) aus dem Tower in London geholt worden. Wie der Buckingham-Palast in der Nacht zum Sonntag mitteilte, soll die Edwardskrone für die Zeremonie am 6. Mai 2023 umgearbeitet werden. Nach dpa-Informationen muss der Umfang der Krone für Charles vergrößert werden.

Die aus purem Gold gefertigte und mit Edelsteinen wie Rubinen, Amethysten, Saphiren besetzte Krone gilt als Herzstück der britischen Kronjuwelen im Tower. Sie wurde 1661 als Ersatz für die im englischen Bürgerkrieg kurz zuvor eingeschmolzene originale Krone des letzten angelsächsischen Königs Edward the Confessor (gest. 1066) angefertigt.

Die Edwardskrone wird traditionell zur Krönung britischer Monarchen verwendet. Sie wurde auch von der im September gestorbenen Queen Elizabeth II. bei deren Krönung im Jahr 1953 getragen. Charles werde im Rahmen der Zeremonie aber auch die Imperial State Crown tragen, ließ der Palast wissen. Diese Krone war bei den Trauerfeierlichkeiten für die Queen auf deren Sarg platziert worden.

Unklar blieb zunächst, ob Königsgemahlin Camilla, die bei der Zeremonie ebenfalls gekrönt werden soll, die zuletzt von Queen Mum getragene Krone aufgesetzt bekommt. In die Krone der Mutter von Queen Elizabeth ist der aus Indien stammende weltberühmte Diamant Kohinoor eingearbeitet. Einem Medienbericht zufolge hatten sich Vertreter der indischen Regierungspartei BJP kritisch zu einer möglichen Verwendung der Krone geäußert. Das könne Erinnerungen an die Kolonialzeit wecken, so die Bedenken, berichtete die britische Zeitung «The Telegraph» kürzlich. Der Palast teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende mit, eine Entscheidung dazu stehe noch aus.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.