Neues aus dem Ausland am Samstag

Neues aus dem Ausland am Samstag

Österreichs Bundespräsident Van der Bellen nach Sturz im Krankenhaus

WIEN: Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich bei einem Sturz am Becken verletzt und befindet sich zur Behandlung im Krankenhaus.

«Eine Operation ist nicht nötig», teilte sein Team am Samstagabend via Twitter mit. Der 76-Jährige habe sich am Samstag an seinem zweiten Amtssitz Mürzsteg in der Steiermark eine schmerzhafte Beckenverletzung zugezogen. Die nächsten Tage werde er deshalb für eine Schmerztherapie im Krankenhaus bleiben. «Ansonsten ist er guter Dinge», hieß es in der Erklärung der Präsidentschaftskanzlei. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz schickte per Twitter Genesungswünsche.


Israelis gedenken der Ermordung Rabins - Proteste gegen Netanjahu

TEL AVIV: Ein Vierteljahrhundert nach dem Mord an Izchak Rabin haben Israelis in Tel Aviv des früheren Ministerpräsidenten gedacht. Auf dem nach ihm benannten Platz im Zentrum der Küstenstadt versammelten sich am Samstagabend Hunderte Menschen. Dort hatte ein jüdischer Fanatiker Rabin am 4. November 1995 erschossen, um territoriale Zugeständnisse an die Palästinenser zu verhindern. Die Veranstaltung war für Mittwochabend geplant gewesen, wurde wegen schlechten Wetters aber auf Samstagabend verschoben.

Gegner von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestierten derweil erneut an vielen Orten des Landes. Tausende versammelten sich Medienberichten zufolge entlang großer Straßen, an Kreuzungen oder auf Brücken.

Seit Monaten gehen jeden Samstag Gegner des Regierungschefs auf die Straße. Auslöser waren Korruptionsvorwürfe. Gegen Netanjahu läuft ein Prozess, er streitet alle Vorwürfe ab. An den Protesten beteiligen sich auch Kritiker des Corona-Krisenmanagements der Regierung.

Zu den Aktionen am Samstag aufgerufen hatte unter anderem die Bewegung «Schwarze Flaggen». Die konservative Likud-Partei Netanjahus hatte Ende der Woche behauptet, die Bewegung würde über Konten in sozialen Netzwerken aus dem Iran unterstützt. Die «Schwarzen Flaggen» wiesen dies zurück. Die Anschuldigungen sorgten für zusätzlichen Zündstoff.


Selenskyj: USA und Ukraine kämpfen gemeinsam gegen Korruption

KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, einer der Schlüsselfiguren im Amtsenthebungsverfahren gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, hat Joe Biden zu dessen Wahlsieg beglückwünscht. «Die Ukraine und die USA haben immer in den Bereichen Sicherheit, Handel, Investitionen, Demokratie und Korruptionsbekämpfung zusammengearbeitet», twitterte Selenskyj am Samstag. Die Ukraine sei optimistisch, was die Zukunft der strategischen Partnerschaft zwischen den beiden Ländern angehe. «Unsere Freundschaft wird nur noch stärker!», schrieb er weiter.

Im Juli vergangenen Jahres hatte Trump Selenskyj in einem Telefonat erfolglos dazu gedrängt, wegen fragwürdiger Geschäfte von Bidens Sohn Hunter Ermittlungen anzukündigen. Es war der Beginn der Ukraine-Affäre, die zu einem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führte, das dieser nur dank der Mehrheit seiner Republikaner im Senat überstand.


Drei Tote nach Schüssen in einem Haus - Baby überlebt

LISKY: Ein Mann soll in einem Wohnhaus in Tschechien zwei Frauen und sich selbst erschossen haben. Nachdem Nachbarn am Samstagabend die Polizei alarmiert hatten, stürmte ein Einsatzkommando das Einfamilienhaus in der Gemeinde Lisky rund 30 Kilometer westlich von Prag. Die Beamten entdeckten die Leichen von zwei Frauen und einem Mann. Ein Baby überlebte die Tat, es wurde in die Obhut von Ärzten gegeben.

Man gehe davon aus, dass der Mann der Schütze gewesen sei, erklärten Ermittler. Die Situation sei unter Kontrolle, es bestehe keine Gefahr für die Öffentlichkeit. Die Ermittlungen zum möglichen Motiv stünden erst am Anfang.

Augenzeugen berichteten der Zeitung «MF Dnes», sie hätten mehrere Schüsse kurz hintereinander vernommen: «Es hörte sich an wie Feuerwerk.» Das Dorf Lisky hat nur etwas mehr als hundert Einwohner und liegt im Bezirk Kladno.


Verfassungsgericht bestätigt Wahlsieg für Guineas Präsidenten

CONAKRY: Im westafrikanischen Guinea hat das Verfassungsgericht das Wahlergebnis und somit den Sieg von Präsident Alpha Condé bestätigt. Mit der Entscheidung wiesen die Richter am Samstag eine Beschwerde gegen das Ergebnis der Wahl am 18. Oktober von vier Oppositionsparteien ab, darunter der UFDG von Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo.

Der 82-jährige Condé gewann die Wahl nach vorläufigen Ergebnissen mit 59,5 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer Diallo kam demnach auf 33,5 Prozent.

Der seit 2010 amtierende Condé hatte erst nach einer umstrittenen Verfassungsänderung für eine dritte Amtszeit kandidieren können. Direkt nach der Wahl warf die Oppositionspartei UFDG der Regierungspartei Wahlfälschung vor und erklärte ihren Kandidaten zum Sieger. In der Hauptstadt Conakry und anderen Orten kam es daraufhin zu Gewalt, mehrere Menschen wurden getötet. Der Abstimmung waren bereits Monate der politischen Spannungen und gewalttätiger Proteste vorausgegangen.


Elfenbeinküste: Oppositionsführer nach umstrittener Wahl festgenommen

ABIDJAN: Wenige Tage nach der Wiederwahl des Präsidenten der Elfenbeinküste ist Oppositionsführer Pascal Affi N'Guessan festgenommen worden. Die Polizei nahm ihn sowie zwei seiner Mitarbeiter am späten Freitagabend in Gewahrsam, nachdem er den erdrutschartigen Sieg Alassane Ouattaras angezweifelt hatte, wie ein Sprecher des Politikers am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Nach Angaben der Wahlkommission vom Dienstag hatte Ouattara 94,27 Prozent der Stimmen erhalten. Der als einer der stärksten Herausforderer gehandelte Affi N'Guessan kam demnach nur auf 0,99 Prozent der Stimmen. Er gehört zu einer Gruppe von Oppositionsführern, die das Wahlergebnis nicht anerkennen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, Affi N'Guessan sowie andere, die mit der Gruppe in Verbindung stehen, würden wegen Terrorismus und Verbrechen gegen den Staat angeklagt werden, nachdem sie zu zivilem Ungehorsam aufgerufen hätten.

Ouattara hatte im März zwar den Verzicht auf die Kandidatur für eine dritte Amtszeit verkündet, war dann nach dem Tod seines designierten Nachfolgers aber doch erneut angetreten. Die Opposition hatte zum Boykott der Wahl aufgerufen, da aus ihrer Sicht die Kandidatur Ouattaras verfassungswidrig ist. Am Tag der Abstimmung am vergangenen Samstag wurden der Polizei zufolge drei Menschen getötet, nach Angaben der Opposition zwölf. Noch vor der Abstimmung wurden Human Rights Watch zufolge mehr als 20 Menschen durch politische Gewalt oder Gewalt zwischen Bevölkerungsgruppen getötet.


Mord vermeintlich im Namen der Ehre: Emirate schaffen milde Strafe ab

ABU DHABI: In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird es in Zukunft keinen Unterschied mehr bei der Bestrafung von Morden an Frauen geben. Wurde eine Frau ermordet, weil sie nach Ansicht ihrer engsten Verwandten gegen die Tradition verstoßen und vermeintlich die Ehre der Familie verletzte, sicherte ein Artikel dem Mörder bisher eine mildere Strafe zu. «Auf der Grundlage des soliden Engagements der VAE für den Schutz der Rechte der Frauen wurde durch Änderungen des Strafgesetzbuches und des Strafprozessrechts der Artikel aufgehoben», teilte die staatliche Nachrichtenagentur Wam am Samstag mit.

Der Präsident der Emirate, Scheich Chalifa bin Said al-Nahjan, verabschiedete gleich mehrere Gesetzeserlasse, die das tägliche Leben der Menschen in dem Golfstaat erheblich beeinflussen. Die Dekrete sollten «die Prinzipien der Toleranz in der Gesellschaft verankern und die Position des Landes als bevorzugtes Drehkreuz stärken, das Menschen zum Wohnen und Arbeiten anzieht», hieß es in der Erklärung.

Vor allem für Ausländer auf Reisen oder mit festem Wohnsitz in den Emiraten bedeuten die Änderungen eine Verbesserung der Rechtslage. Angehörige eines anderen Staates können nun etwa Erbschaftsfragen nach dem Recht ihres Heimatlandes regeln. Bisher wurde das Erbe einer verstorbenen Person gemäß einer strengen Auslegung islamischer Rechtsvorschriften nach der Scharia geregelt.

Berichten der englischsprachigen VAE-Zeitung «The National» zufolge soll auch der Ausschank von Alkohol nicht mehr an eine Alkohollizenz gebunden und strafbar sein. Ab einem Alter von 21 Jahren sei es nun erlaubt, Alkohol zu trinken oder zu besitzen. Zudem ließen die neuen Gesetze die gemeinsame Unterbringung und das Zusammenleben unverheirateter Paare zu, so das Blatt. Bisher sei es zwar geduldet gewesen, dass sich ein unverheiratetes Paar in den Emiraten eine Unterkunft teilt, die Gefahr einer Anklage sei aber immer geblieben.


Noch kein Durchbruch beim Brexit-Handelspakt

LONDON/BRÜSSEL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson haben am Samstag bei ihrem Telefonat über den Brexit-Handelspakt keinen Durchbruch erzielt. Beide Seiten bestätigten, dass es zwar in jüngster Zeit Fortschritte gegeben habe, aber es noch bedeutende Differenzen gebe, vor allem in den Bereichen Wettbewerbsbedingungen und Fischerei. Wie geplant sollen Brüssel und London am Montag weiterverhandeln.

Die Unterhändler beider Seiten sollen ihre Bemühungen nun verdoppeln, um doch noch eine Einigung zu erzielen, wie ein britischer Regierungssprecher mitteilte. Man werde weiter intensiv in der kommenden Woche zusammenarbeiten, teilte auch von der Leyen in einem Tweet nach dem bilanzierenden Gespräch mit. Johnson und von der Leyen wollen auch direkt miteinander in Kontakt bleiben.

In weniger als zwei Monaten endet die Brexit-Übergangsfrist. Dann scheidet Großbritannien aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aus - ohne Deal würde es zu einem harten wirtschaftlichen Bruch kommen.


Junger Russe erschießt bei Party drei Gäste und sich selbst

JEKATERINBURG: Ein junger Russe hat bei einer Party in seiner Wohnung in Jekaterinburg am Ural drei seiner Gäste erschossen und dann sich selbst getötet. Ein 17 Jahre altes Mädchen sei ebenfalls von den Schüssen getroffen worden, habe aber mit schweren Verletzungen überlebt, teilten die Ermittler am Samstag mit. Der Wohnungsbesitzer soll auch Eigentümer des Jagdgewehrs gewesen sein, das in der Wohnung gefunden und als Tatwaffe sichergestellt wurde. Warum der 34-Jährige seine Gäste - zwei Männer im Alter von 32 und 36 Jahren und eine 18-Jährige - tötete, war zunächst nicht klar.

Bei der Feier sollen Drogen und Alkohol im Spiel gewesen sein, berichtete das örtliche Nachrichtenportal Jekaterinburg Online (e1.ru). Das Ermittlungskomitee in der rund 1800 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Großstadt veröffentlichte Fotos vom Tatort mit den Blutspuren. Die Männer und die jungen Frauen sollen sich erst kurz vorher im Internet kennengelernt und dann in der Wohnung des 34-Jährigen zum Feiern getroffen haben. Dann soll der Wohnungsbesitzer im Lauf des Abends zu der Waffe gegriffen und geschossen haben.


Verdächtiger nach Schüssen auf Priester in Lyon gefasst

LYON: Eine Woche nach den Schüssen auf einen Priester in Lyon haben die Ermittler Medien zufolge einen Verdächtigen festgenommen. Der 40-jährige Mann habe die Tat gestanden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Die Zeitung «Le Parisien» schrieb, dass das Motiv Rache im Zusammenhang mit einem Ehebruch gewesen sei. Demnach ist der Mann am Freitag festgenommen worden.

Der Vorfall hatte sich am vergangenen Samstag kurz nach dem Terroranschlag in einer Kirche in Nizza ereignet. Ein Unbekannter hatte in der Stadt im Südosten des Landes mit einem Jagdgewehr zwei Schüsse auf einen 52 Jahre alten Geistlichen abgegeben, als dieser dabei war, die Kirche zu schließen. Der Priester wurde lebensgefährlich verletzt. In Frankreich gab es danach Befürchtungen, es könne sich um eine erneute Terrorattacke handeln.


Justiz: Hafturlaub für iranische Menschenrechtlerin Sotudeh

TEHERAN: Der im Iran inhaftierten Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh ist nach über zwei Jahren erstmals Hafturlaub zugestanden worden. Das gab am Samstag die iranische Justiz laut Nachrichtenagentur Isna bekannt. Sotudeh war letzten Monat vom berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran in die Frauenhaftanstalt Gharchak südlich der Hauptstadt verlegt worden. Den Angaben der Justiz zufolge hat Sotudeh den Hafturlaub bereits angetreten. Eine Bestätigung seitens ihres Ehemanns Resa Chandan gab es zunächst nicht.

Laut Chandan war Sotudehs Gesundheitszustand in den vergangenen Wochen besorgniserregend, besonders nach ihrem fast 50-tägigen Hungerstreik. Unter anderem leidet die 57-Jährige an einer Herzschwäche, wegen der sie im September auch fünf Tage in einem Krankenhaus in Teheran behandelt werden musste. Mit dem Hungerstreik wollte die Anwältin und Frauenrechtlerin gegen die Haftbedingungen der politischen Gefangenen während der Corona-Pandemie protestieren.

Sotudeh wird «staatsfeindliche Propaganda» vorgeworfen. Über ihre Haftstrafe gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Angaben ihres Ehemannes wurde sie 2018 von einem Revolutionsgericht zu einer Haftstrafe von 33 Jahren und sechs Monaten sowie zu 148 Peitschenhieben verurteilt. Von der Haft muss sie mindestens 12 Jahre absitzen. Später war aber auch von 38 Jahren die Rede.

Sotudeh hatte vor Gericht alle Vorwürfe gegen sie zurückgewiesen. Sie engagiere sich lediglich friedlich für Frauenrechte und gegen die Todesstrafe im Land. Sie und ihr Mann gehören zu den renommiertesten Menschenrechtsaktivisten im Iran.


Karikaturenstreit: Wieder Massenprotest gegen Frankreich

ISLAMABAD: Im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed haben Zehntausende Menschen in Pakistan gegen Frankreich protestiert. Bei einer Massenkundgebung in Karachi, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, verbrannten Demonstranten am Samstag französische Flaggen und trampelten auf Postern von Präsident Emmanuel Macron herum. Sie forderten unter anderem die Beendigung der diplomatischen Beziehungen zu Frankreich und einen Boykott französischer Waren.

Seit Wochen kommt es in größeren Städten Pakistans zu Protesten. Am Samstag marschierten Aktivisten der islamistischen Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) und Bewohner der Hafenstadt durch die Straßen. «Wir fordern die Regierung auf, Schritte zu unternehmen und Frankreich zu boykottieren und dessen Botschafter aus dem Land auszuweisen» sagte ein TLP-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Premierminister Imran Khan hatte dem Westen, insbesondere Europa, mangelndes Verständnis für das hohe Ansehen Mohammeds unter Muslimen vorgeworfen.

Zuvor hatte die Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen in Teilen der muslimischen Welt für Proteste gesorgt. Der in Frankreich von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptete Lehrer Samuel Paty hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt. Macron sieht die Veröffentlichung solcher Karikaturen von der Meinungsfreiheit gedeckt. Viele Muslime lehnen eine bildliche Darstellung des Propheten ab und empfinden sie als beleidigend, explizit verboten ist sie im Koran aber nicht.


Zweite Runde der Parlamentswahl angelaufen

KAIRO: In Ägypten ist am Samstag die zweite Runde der Parlamentswahl angelaufen. In dem von Präsident Abdel Fattah al-Sisi autoritär regierten Land sind knapp 30 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, bis zum Sonntagabend über die künftige Zusammensetzung der Volksvertretung zu entscheiden. Echter Widerstand gegen die Unterstützer von Al-Sisi, der 2013 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen war und 2014 als Präsident vereidigt wurde, wird nicht erwartet. Das endgültige Wahlergebnis soll erst Mitte Dezember bekanntgegeben werden.

Der zweite Wahlgang wird in 13 verbleibenden ägyptischen Provinzen, einschließlich der Hauptstadt Kairo, durchgeführt, um die noch ausstehenden 284 Parlamentssitze zu vergeben. Al-Sisi selbst habe seine Stimme in einem Wahllokal im Kairoer Stadtteil Heliopolis abgegeben, teilte sein Sprecher Bassam Radi am Mittag mit. In der ersten Runde Ende Oktober, die in 14 der 27 Provinzen Ägyptens stattfand, gewann ein politisches Bündnis unter Führung der Al-Sisi unterstützenden Zukunftspartei 142 der 284 Sitze. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlbehörden bei 28,06 Prozent.

Bei der vorherige Parlamentswahl 2015 lag die Wahlbeteiligung in den meisten Landesteilen unter 30 Prozent und in einigen Gegenden sogar unter zehn Prozent. Bei der Wahl zum neu geschaffenen Senat im August gaben nur 14 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimme ab.

Mehr als 4500 Kandidaten haben sich in beiden Phasen für insgesamt 568 Sitze in der Kammer aufstellen lassen. In einem politischen Klima ohne wahre Opposition wird die Mehrheit als Unterstützer des Präsidenten verstanden. 28 weitere Sitze werden von Al-Sisi selbst benannt. Die Wahllokale schließen am Sonntag um 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MEZ).


Emotionale Zeremonie erinnert an Opfer der Attacke von Nizza

NIZZA: Frankreich hat mit einer bewegenden Zeremonie der drei Toten des Anschlags von Nizza gedacht. «Der Terrorismus greift an, wer wir sind, was unsere Identität ausmacht, unsere Freiheit, unsere Kultur und schließlich unser Leben», sagte Premier Jean Castex am Samstag auf dem Schlosshügel von Nizza. Der Feind habe einen Namen, es sei der radikale Islamismus, eine politische Ideologie, welche die muslimische Religion entstelle. «Ein Feind, den die Regierung unerbittlich bekämpft, indem sie sich mit den notwendigen Mitteln ausstattet und täglich alle ihre Kräfte mobilisiert», so Castex weiter.

Ein 21-jähriger Tunesier hat den Ermittlern zufolge vor gut einer Woche in einer Kirche in Nizza drei Menschen brutal mit dem Messer attackiert und getötet. Ihre Fotos wurden während der Gedenkzeremonie aufgestellt, dabei wurde jeweils ein von der Familie ausgewähltes Lied gespielt oder Gedicht vorgelesen. Bei den Toten handelt es sich um den Küster der Kirche und zwei Frauen. «Drei Menschen wurden ermordet, weil sie friedlich ihre Religion ausübten», sagte Castex. Keine religiöse Feier sei ein Vergehen in einer säkularen Republik. Am Ende der Zeremonie sang ein Chor «What a wonderful word» von Louis Armstrong.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 21 Jahre alte Angreifer die Menschen aus islamistischen Motiven getötet hat. Er wurde von Sicherheitskräften mehrfach angeschossen und kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Am Freitagnachmittag wurde er von Nizza aus in eine Klinik nach Paris verlegt. Berichten zufolge ist sein Zustand sehr ernst und er konnte noch nicht verhört werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte nach dem Anschlag in Nizza verschärfte Grenzkontrollen an. Es war die dritte islamistische Attacke innerhalb weniger Wochen in Frankreich.


Äthiopiens Oberhaus stimmt für Übergangsregierung in Tigray

ADDIS ABEBA: Nach einer Militäroffensive der äthiopischen Regierung gegen die Regierungspartei der Region Tigray hat das Oberhaus des Landesparlaments für die Einrichtung einer regionalen Übergangsregierung gestimmt. Der Beschluss vom Samstag ebnet den Weg für die Absetzung der politischen Führung Tigrays und ermöglicht es der Regierung von Premierminister Abiy Ahmed, direkt in die Angelegenheiten der Region einzugreifen. Tags zuvor hatte Abiy erklärt, die Regierungsarmee habe die vollständige Kontrolle über das betroffene Gebiet im Norden des Landes zurückgewonnen. Die Militäroperation werde andauern, bis die Gruppe zur Rechenschaft gezogen worden sei.

Nach Monaten der Spannungen zwischen der äthiopischen Regierung und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hatte Addis Abeba am Mittwoch eine Militäroperation gegen die Rebellengruppe und Regierungspartei von Tigray begonnen. Nach eigenen Angaben war dies eine Reaktion auf einen Angriff der TPLF auf äthiopische Truppen. Die Regierung Äthiopiens habe mehrere Monate lang versucht, die Differenzen zwischen der TPLF-Führung friedlich zu lösen, twitterte Abiy. Doch dies sei gescheitert. Der Präsident der Region Tigray, Debretsion Gebremichael, sprach am Donnerstag von «Feinden, die gegen die Region Tigray Krieg führen» und sagte, man werde die Angriffe «abwehren und diesen Krieg gewinnen».

Die TPLF war die dominante Partei in der Parteienkoalition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Dies änderte sich, als Abiy 2018 an die Macht kam: Er brachte Reformen auf den Weg, entfernte Funktionäre der alten Garde und gründete eine neue Partei, der die zuvor in der Parteienkoalition vertretene TPLF nicht beitrat. Die TPLF und viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und wünschen sich größere Autonomie. Unter Abiy - der im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhielt - sind die ethnischen Spannungen und Konflikte in dem Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern angestiegen.


Aserbaidschan: Weitere 16 Orte in Berg-Karabach erobert

BAKU/ERIWAN: Das aserbaidschanische Militär hat im Kampf um die Südkaukasusregion Berg-Karabach nach Angaben von Präsident Ilham Aliyev weitere 16 Orte unter seine Kontrolle gebracht. «Karabach ist Aserbaidschan!», schrieb Aliyev am Samstag bei Twitter. Seit Beginn der Militäroperation stieg die Zahl der zurückeroberten Gebiete nach aserbaidschanischen Angaben auf mehr als 200 Ortschaften. Die Behörden in Berg-Karabach und Armenien bestätigten das nicht. Sie räumten lediglich kleinere und unbedeutende Gebietsverluste ein. Eine Überprüfung von unabhängiger Stelle ist nicht möglich.

Die Kämpfe gingen ungeachtet der zuletzt vereinbarten Feuerpausen nach Angaben aus Berg-Karabach entlang der gesamten Frontlinie mit vollem Einsatz weiter. Am stärksten betroffen sei die strategisch wichtige Region um die Stadt Schuschi, die von aserbaidschanischen Truppen beschossen worden sei. Die Attacken seien erfolgreich abgewehrt, dem Gegner schwere Verluste zugefügt worden, hieß es.

Die Behörden in Berg-Karabach sprachen zuletzt von mehr als 1100 getöteten Soldaten in den eigenen Reihen. Aserbaidschan macht wegen der Zensurbestimmungen während des verhängten Kriegsrechts keine Angaben zu Verlusten beim Militär. Es gab lediglich die Zahl getöteter Zivilisten mit 92 an. In Berg-Karabach und Armenien war von mehr als 50 Opfern in der Bevölkerung die Rede.

Der Konflikt ist schon jahrzehntealt. Aserbaidschan verlor in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern, die meisten sind christliche Karabach-Armenier. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Die Region wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan, das sich in dem Konflikt auf seinen «Bruderstaat» Türkei stützen kann. Russland gilt als Schutzmacht Armeniens.


Iran hofft bei Biden-Wahlsieg auf Rückkehr der USA zum Atomdeal

TEHERAN: Der Iran hofft, dass die USA im Fall eines Wahlsiegs des Demokraten Joe Biden zum Wiener Atomabkommen zurückkehren und die geltenden Sanktionen aufheben. «Inschallah (so Gott will) wird eine neue Regierung in den USA zu ihren internationalen Verpflichtungen zurückehren», sagte Präsident Hassan Ruhani am Samstag. Die Sanktionen der vergangenen drei Jahre sollten dann umgehend aufgehoben werden, so der Präsident im iranischen Staatsfernsehen.

US-Präsident Donald Trump war 2018 nicht nur aus dem Atomdeal ausgestiegen, der dafür sorgen sollte, dass der Iran sein Atomprogramm nur mit einem niedrigen Urananreicherungsgrad zu zivilen Zwecken nutzt und keine Atombombe bauen kann. Er hatte auch neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Diese stürzten das Land in die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte, die durch die Corona-Pandemie noch weiter verschärft wurde. Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, könnte auch der Ölexport als wichtigste Einnahmequelle des Iran wieder anziehen.

Die iranischen Medien verfolgen daher seit Dienstag die US-Wahl und berichten im Minutentakt. Beobachtern zufolge war die Berichterstattung über eine US-Wahl im Iran noch nie so intensiv wie diesmal.


Kolumbien verspricht besseren Schutz für bedrohte Ex-Farc-Kämpfer

BOGOTÁ: Die kolumbianische Regierung hat sich bereit erklärt, die Sicherheit für ehemalige Kämpfer der Farc-Guerilla zu erhöhen und ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu beschleunigen. Dies sagte Rubén Cano, ein Sprecher der Ex-Guerilleros, nach einem Treffen mit Kolumbiens Präsidenten Iván Duque am Freitag (Ortszeit). Das Treffen sei «erfolgreich» gewesen. Es seien auch Treffen mit dem Innenministerium und anderen Behörden geplant, um die Sicherheit zu verbessern. Hunderte Ex-Farc-Kämpfer waren jüngst auf einem «Marsch für das Leben und den Frieden» in die Hauptstadt Bogotá gekommen.

Sie forderten einen besseren Schutz und ein Gespräch mit Präsident Duque. Auslöser für den Marsch war die Ermordung des als «Albeiro Suárez» bekannten Juan de Jesús Monroy, der die Wiedereingliederung im zentralen Department Meta angeführt hatte. Mehr als 235 Ex-Guerilleros wurden nach einem Bericht der Zeitung «El Espectador» seit dem Friedensabkommen 2016 getötet. Das Abkommen hatte einen jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt zwischen den Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs beendet.

Während des Bürgerkriegs in Kolumbien kamen mehr als 200.000 Menschen ums Leben, Millionen wurden innerhalb des südamerikanischen Land vertrieben. Die Farc als größte Rebellenorganisation legte ihre Waffen inzwischen nieder. Die Farc wollte als politische Partei für ihre Ziele eintreten. Die Sicherheitslage hat sich seitdem verbessert. Aber mehr als 2000 Farc-Dissidenten kämpfen immer noch gegen die Regierung und um Anteile am Drogenhandel. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN ist weiter aktiv.


Mindestens 19 Tote bei Unwetter im Süden Mexikos

MEXIKO-STADT: Bei schweren Unwettern sind im mexikanischen Bundesstaat Chiapas mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen und 900 Häuser beschädigt worden. Damit stieg die Zahl der Toten wegen starken Regens in Mexiko und Zentralamerika auf rund 200, wie Behörden am Freitag mitteilten. Die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage hätten Erdrutsche und Überschwemmungen von fünf Flüssen verursacht, teilte der Zivilschutz im Bundesstaat Chiapas mit. 13 Erdrutsche hätten zu blockierten Straßen geführt.

Zehn Tote in Chiapas wurden in einem Fluss gefunden. Die anderen neun, unter ihnen drei Kinder, kamen in drei anderen Orten ums Leben.

Die Regenfälle im Süden Mexikos werden durch eine Kaltfront und das tropische Tiefdruckgebiet «Eta» ausgelöst, das in Mittelamerika schätzungsweise 180 Todesopfer forderte.

In Guatemala werden Dutzende Todesopfer befürchtet - darunter allein 100 in einem Dorf, das von einem Erdrutsch begraben wurde. «In diesem Moment rechnen wir (...) nach nicht offiziellen Zahlen damit, dass mehr oder weniger 150 Tote zu verzeichnen sind», sagte der Präsident des mittelamerikanischen Landes, Alejandro Giammattei, am Freitag. In Honduras kamen mindestens 20 Menschen, in Panama fünf sowie in Costa Rica und Nicaragua jeweils zwei Menschen ums Leben.

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