EU begrüßt Machtübernahme durch Übergangsregierung
DHAKA: Nach wochenlangen Unruhen hat in Bangladesch eine Übergangsregierung ihre Arbeit aufgenommen. Die EU hofft auf demokratische Wahlen im Land. Indien gratuliert neuem Regierungschef.
Nach den wochenlangen Unruhen in Bangladesch begrüßt die Europäische Union den Antritt der Übergangsregierung in dem Land unter Führung des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus. Die neue Regierung habe die wichtige Aufgabe, den Weg für demokratische Wahlen zu ebnen, hieß es in einer Mitteilung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Auch müsse gewährleistet werden, dass «die Verantwortung für die Toten und die Gewalt, die stattgefunden hat» übernommen werde. «Dies ist ein wichtiger Moment für den demokratischen Weg des Landes und die Erfüllung der Bestrebungen des Volkes von Bangladesch und seiner Jugend.»
Indiens Regierungschef Narendra Modi gratulierte dem 84-jährigen Yunus. Er hoffe auf eine baldige Rückkehr des Nachbarlandes zur Normalität, die die Sicherheit und den Schutz der Hindus und aller anderen Minderheitengemeinschaften, schrieb Modi auf der Plattform X. Bangladesch ist ein mehrheitlich muslimisches Land.
Yunus war am Donnerstag mit dem Rückhalt des mächtigen Militärs als Interimsregierungschefs in der Hauptstadt Dhaka vereidigt worden. Die frühere Ministerpräsidentin Sheikh Hasina, die ihr Land zunehmend autoritär regiert hatte, war am Montag angesichts der Massenproteste an Bord eines Militärhubschraubers nach Indien geflohen. Ob sie dort bleiben will, ist unbekannt. Örtlichen Medienberichten zufolge kamen bei den Unruhen mehr als 400 Menschen ums Leben.
Russland evakuiert Zehntausende Zivilisten bei Kursk
MOSKAU/KIEW: Der russische Zivilschutz bringt die Zivilbevölkerung aus den bedrohten Gebieten der Region Kursk in Sicherheit.
Angesichts der schweren Kämpfe beim Vorstoß der ukrainischen Streitkräfte auf russisches Staatsgebiet hat der regionale Zivilschutz bereits Zehntausende Menschen evakuiert. Es seien bereits rund 76.000 Zivilisten aus dem Grenzgebiet evakuiert und in anderen Regionen Russlands untergebracht worden, teilte der Zivilschutz nach Angaben der Staatsagentur Tass mit.
Zum eigentlichen Kampfgeschehen lagen weder von russischer noch ukrainischer Seite Angaben vor. Die ukrainische Aufklärung teilte lediglich mit, dass Russland mit der Verlegung einer Brigade Marineinfanterie von der besetzten Halbinsel Krim in die Region Kursk begonnen habe. Ein Teil der Fahrzeugkolonne sei bereits bei der Anfahrt zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
In der gesamten Region Kursk wurde Raketenalarm ausgelöst. Der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow warnte auf der Plattform Telegram vor den möglichen Gefahren und forderte die Bevölkerung auf, möglichst Schutzräume aufzusuchen.
Türkei hebt Instagram-Sperre wieder auf
ISTANBUL: Über eine Woche war die Plattform nicht zu erreichen. Hintergrund waren wohl gelöschte Beileidsbekundungen für den getöteten Hamas-Chef Hanija. Jetzt hat sich Ankara mit dem Meta-Konzern geeinigt.
Nach über einer Woche ist die Online-Plattform Instagram in der Türkei wieder frei erreichbar. «Die Sperre von Instagram ist aufgehoben worden», schrieb Infrastrukturminister Abdulkadir Uraloglu auf X. Mit Instagrams Mutterkonzern Meta sei eine Einigung über die Löschung von strafrechtlich relevanten Inhalten erzielt worden. Meta äußerte sich zunächst nicht zur Aufhebung der Sperre.
Uraloglu hatte dem Unternehmen vorgehalten, Inhalte zuzulassen, die in der Türkei eine Straftat darstellen, wie sexueller Missbrauch, Werbung für Glücksspiel und Beleidigungen gegen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Am Freitag vergangener Woche war Instagram schließlich blockiert worden, die Plattform seitdem von der Türkei aus nur noch über geschützte Netzwerkverbindungen (VPN) zu erreichen. Medienberichten zufolge nutzen in der Türkei rund 57 Millionen Menschen Instagram.
Kurz vor der Sperre hatte Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun Instagram vorgeworfen, Beileidsbekundungen für den getöteten Hamas-Auslandschef Ismail Hanija zu blockieren und der Plattform Zensur unterstellt. Ankara unterhält gute Beziehungen zur islamistischen Hamas. Erst im April hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan Hanija in Istanbul getroffen. Nach der Tötung von Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran ordnete die türkische Regierung eine eintägige Staatstrauer an.
Russischer Seeaufklärer über Ostsee - Abfangjäger starten
BERLIN: Russische Militärflüge werden genau beobachtet, auch wenn sie den Nato-Luftraum nicht verletzten. Über der Ostsee gibt es Alarmstarts aus drei Richtungen, um einen Aufklärer zu identifizieren.
Ein russisches Aufklärungsflugzeug über dem Ostsee-Raum hat Kampfflugzeuge aus mehreren Nato-Staaten auf den Plan gerufen. Zur Luftraumsicherung des Bündnisgebietes seien Abfangjäger der Alarmrotten aus Rostock-Laage, aus Schweden sowie der Nato-Mission Air Policing Baltikum aufgestiegen und hätten den russischen Seeaufklärer IL-20M begleitet, teilte die Deutsche Luftwaffe am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst X mit. «Die Maschine flog ohne Flugplan und Kontakt zur zivilen Flugsicherung», hieß es weiter.
Russland nutzt im Einklang mit geltendem Luftrecht den internationalen Luftraum auch für militärische Flüge. Dabei fliegen die russischen Militärmaschinen nach früheren Angaben der Bundeswehr fast immer ohne Erkennungssignal («Transponder»), was sie für die zivile Flugsicherung unsichtbar macht. Bei den Flügen kommen diese Maschinen dem Nato-Luftraum nahe, ohne diesen aber zu verletzen. Angenommen wird, dass damit auch die Reaktion auf solche Flüge getestet wird.
Hälfte der Tickets für Paralympics verkauft
PARIS: Die Olympischen Spiele sind fast vorbei, schon in gut zwei Wochen geht es mit den Paralympics weiter. Noch sind dafür längst nicht alle Tickets verkauft, doch die Organisatoren zeigen sich zufrieden.
Zweieinhalb Wochen vor Beginn der Paralympischen Spiele in Paris ist erst etwa jede zweite Eintrittskarte für die Wettkämpfe verkauft. Organisationschef Tony Estanguet sagte jedoch, man sei recht zufrieden mit den Verkäufen. «Wir verkaufen fünfmal so viele Tickets am Tag seit Beginn der Spiele.» Die Olympischen Spiele wirken sich nach seinen Angaben demnach auf die Verkaufszahlen für die Paralympics aus. Für die Paralympischen Spiele, die vom 28. August bis zum 8. September ausgetragen werden, gibt es laut Veranstaltern mehr als drei Millionen Tickets.
Bei Olympia selbst wurden 9,5 Millionen der rund 10 Millionen Eintrittskarten verkauft - Estanguet zufolge so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte der Olympischen Spiele. Rekorde habe es auch bei der Beliebtheit einzelner Wettkämpfe von Frauenteams gegeben - etwa mit 66.000 Zuschauerinnen und Zuschauern beim Rugby im Stade de France oder 27.000 Fans beim Basketball in Lille.
Jahrzehntelange Haftstrafen nach Putschversuch in Sierra Leone
FREETOWN: Ende November bricht in Sierra Leones Hauptstadt Chaos und Gewalt aus: ein Putschversuch. Nach einem achtmonatigen Prozess fallen nun Urteile. Doch ein entscheidender Angeklagter fehlt.
Ein Militärgericht in Sierra Leone hat 24 Offiziere wegen ihrer Beteiligung an einem Putschversuch im vergangenen Herbst verurteilt. Die Männer erhielten Haftstrafen zwischen 50 und 120 Jahren unter anderem wegen Mordes und Meuterei. Zwei Wochen zuvor hatte ein ziviles Gericht gegen elf weitere Männer jahrzehntelange Haftstrafen verhängt.
Der mutmaßliche Drahtzieher, ein früherer Sicherheitsmann von Sierra Leones früherem Präsidenten Ernest Bai Koroma, erhielt eine Gesamtstrafe von 182 Jahren. Koroma, der den westafrikanischen Staat von 2007 bis 2018 regierte und ebenfalls wegen Verrats angeklagt ist, durfte im Januar aus medizinischen Gründen nach Nigeria ausreisen.
Im November 2023 hatten Bewaffnete die wichtigste Militärkaserne des Landes in der Hauptstadt Freetown sowie ein Hochsicherheitsgefängnis angegriffen und rund 2000 Insassen befreit. Insgesamt wurden 21 Menschen getötet. Die Regierung von Präsident Julius Maada Bio sprach von einem Putschversuch und ließ rund 80 Menschen festnehmen.
Bio war erst wenige Monate vor dem Angriff trotz einer schweren Wirtschaftskrise in dem Küstenstaat mit neun Millionen Einwohnern wiedergewählt worden. Er hatte das Amt 2018 als Oppositionskandidat gegen den Nachfolger Koromas gewonnen und Korruptionsvorwürfe gegen Koroma und seine Verbündeten untersuchen lassen. West- und Zentralafrika hat seit 2020 Jahren insgesamt gut ein Dutzend versuchte oder erfolgreiche Staatsstreiche erlebt.