Ministerium: Binnen Tagen 280 Deutsche aus Gazastreifen ausgereist
BERLIN: In den vergangenen Tagen haben nach Angaben des Auswärtigen Amts mehr als 280 Deutsche und ihre Angehörigen den Gazastreifen verlassen können. Außerdem werde weiter intensiv daran gearbeitet, dass auch alle anderen ausreisewilligen Deutschen das Küstengebiet verlassen können, teilte die Behörde am Samstagabend über die Plattform X (früher Twitter) mit.
In den vergangenen zwei Wochen konnten immer wieder Hunderte Ausländer den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen. Allein am Freitag durften nach palästinensischen Angaben rund 600 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft ausreisen. Auf einer Liste der Palästinensischen Autonomiebehörde standen unter anderem sechs Deutsche.
US-Militärflugzeug über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt
STUTTGART: Ein US-Militärflugzeug ist nach Angaben der US-Streitkräfte bei einem Übungsflug über dem östlichen Mittelmeer abgestürzt. Die Ursache werde derzeit untersucht, hieß es in einer Mitteilung der US-Streitkräfte in Europa (Eucom) am Samstagabend. Man könne jedoch mit Sicherheit sagen, dass das Flugzeug in einem Trainingseinsatz gewesen sei und es keine Hinweise auf feindliche Aktivitäten gebe. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am Freitagabend.
Aus Rücksicht auf die betroffenen Familien werde man aktuell keine weiteren Angaben zu dem in das Unglück involvierten Militärpersonal machen, hieß es weiter. Es gab auch keine Informationen, zu welcher Einheit das Militärflugzeug gehörte.
Zuletzt hatten die USA wegen des Gaza-Kriegs zur Abschreckung mehrere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer verlegt, darunter die Flugzeugträger «USS Dwight D. Eisenhower» und «USS Gerald R. Ford». Auch Luftwaffengeschwader wurden bereits in die Region geschickt.
New Yorker Weihnachtsbaum am Rockefeller-Center angekommen
NEW YORK: Der wohl berühmteste Weihnachtsbaum der Welt ist zu seinem großen Auftritt in Manhattan eingetroffen. Fernsehbilder zeigten die norwegische Fichte nach dem Transport vor dem Rockefeller Center in New York. Seit den frühen 1930er Jahren wird das Entzünden der Lichter am Baum jährlich gefeiert und zählt zu den populärsten Weihnachtstraditionen in New York, ähnlich dem Schlittschuhlaufen auf der nahe gelegenen Eisbahn, die bereits geöffnet ist.
Der diesjährige Baum ist etwa 80 bis 85 Jahre alt, 24 Meter hoch und 13 Meter breit. Die norwegische Fichte stammt aus einem kleinen Ort im Bundesstaat New York etwa dreieinhalb Stunden nordwestlich von New York City. Das traditionelle Anknipsen der Lichter des reich geschmückten Baumes soll dieses Jahr am 29. November stattfinden.
Ausgebrochener Löwe wieder gefasst
LADISPOLI: In der italienischen Hafenstadt Ladispoli hat am Samstag ein aus einem Zirkus ausgebrochener Löwe stundenlang für Aufregung gesorgt. Das Raubtier streunte am Nachmittag durch die Straßen der 40.000-Einwohner-Stadt im Norden von Rom. Bürgermeister Alessandro Grando mahnte die Bevölkerung zu «höchster Vorsicht». Erst nach mehreren Stunden gelang es, das Tier zu betäuben und wieder einzufangen.
Im Internet kursierten mehrere Videos, die zeigen, wie das Tier gemächlich durch die Straßen der Hafenstadt und über die Bürgersteige stolzierte. Die meisten Anwohner blieben sicherheitshalber in ihren Häusern und Wohnungen. Manche saßen vorübergehend auch in ihren Autos fest. Später wurde das Tier in einem Schilfgürtel in der Umgebung von Ladispoli gesichtet.
Am Abend gelang es, den Löwen ausfindig zu machen und ihm eine Betäubungsspritze zu versetzen, wie der Bürgermeister mitteilte. Der Löwe schlief dann nach einigen Minuten ein und wurde zurück in den Zirkus gebracht.
Netanjahu: Hamas hat Kontrolle über Norden des Gazastreifens verloren
TEL AVIV/GAZA: Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat nach israelischer Darstellung die Kontrolle über den nördlichen Teil des Gazastreifens verloren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Samstagabend, Hamas-Kämpfer hätten «keinen sicheren Ort mehr, um sich zu verstecken». Auch das Militär hatte zuvor mitgeteilt, die Hamas kontrolliere den Norden des Küstenstreifens nicht mehr.
Netanjahu sagte, von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar «bis zum letzten Terroristen» seien alle todgeweiht. Die Armee habe bereits Tausende Terroristen getötet, darunter auch «Kommandeure, die das schreckliche Massaker am 7. Oktober angeführt haben».
Es werde keine Waffenruhe ohne Rückführung der Geiseln geben, bekräftigte Netanjahu. Zu diplomatischen Bemühungen um eine Freilassung sagte er, man werde die Familien informieren, sobald es etwas Konkretes gebe. Bis dahin sei es besser, zu schweigen.
Netanjahu erklärte erneut, Israel wolle nach einem Sieg über die Hamas die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen behalten. Der Küstenstreifen müsse entmilitarisiert werden, damit er keine Bedrohung mehr für Israel darstellen könne. Die Armee werde Gaza kontrollieren, solange dies notwendig sei, sagte Netanjahu.
Tausende Israelis demonstrieren für Freilassung von Hamas-Geiseln
TEL AVIV: Tausende Menschen haben am Samstagabend in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv und anderen Städten für die Freilassung von 239 Geiseln demonstriert, die im Gazastreifen festgehalten werden. Die Demonstranten in Tel Aviv versammelten sich vor dem Kunstmuseum im Stadtzentrum. Sie hielten Schilder in die Höhe, auf denen unter anderem stand: «Israelis für eine Waffenruhe», «Im Krieg gibt es keine Sieger» und «Es gibt keine militärische Lösung».
Noam Peri, deren Vater am 7. Oktober von Terroristen der islamistischen Hamas verschleppt worden war, sagte nach Angaben der Zeitung «Haaretz»: «Die vielen Ermordeten, die Freunde, mit denen ich aufgewachsen bin, können wir nicht mehr zurückbringen. Aber die Geiseln leben und wir dürfen nicht aufgeben, bis sie wieder zurückkommen.»
Auch in anderen Städten wie Jerusalem, Caesarea, Beerscheva, Haifa und Eilat kam es zu Demonstrationen. Dabei wurde auch den Opfern des Massakers am 7. Oktober gedacht. In Haifa forderten Demonstranten nach Medienberichten den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und seiner Regierung, weil sie die Hamas-Attacke nicht verhinderten.
Schätzungsweise 3000 Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen waren vor fünf Wochen in einem Überraschungsangriff über die Grenze gekommen und mordend durch die Ortschaften gezogen. Nach neuesten Schätzungen wurden dabei rund 1200 Menschen getötet und Tausende verletzt.
Israels Außenminister: Internationale Front für Geisel-Freilassung
TEL AVIV: Der israelische Außenminister Eli Cohen hat sich für einen internationalen Zusammenschluss in den Bemühungen um die Freilassung von 239 Geiseln ausgesprochen, die im Gazastreifen festgehalten werden. Dies teilte Cohen am Samstagabend nach einem Treffen mit Außenministerin Annalena Baerbock in Tel Aviv mit. Cohen habe Baerbock zu einem Treffen von Außenministern der Länder eingeladen, deren Bürger von der islamistischen Terrororganisation Hamas festgehalten werden, hieß es.
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums erklärte später, es handele sich um eine Initiative, ein Datum stehe noch nicht fest. Vermutlich werde es sich auch nicht um ein physisches Treffen, sondern ein Zoom-Gespräch handeln. Ein großer Teil der Entführten hat nach israelischen Angaben ausländische Pässe. Unter ihnen sind auch Deutsche.
Cohen sagte weiter, es sei wichtig, die Finanzierungsquellen der Hamas in Europa und anderswo auf der Welt zu stoppen.
«Israel wird die Hamas weiter bekämpfen, bis sie keine Bedrohung mehr darstellt», sagte Cohen. «Deutschland steht seit dem 7. Oktober an der Seite Israels, hat seine Verpflichtung gegenüber der Sicherheit Israels ausgedrückt und seine Unterstützung des Rechts auf Selbstverteidigung.» Er habe Baerbock gebeten, diese Unterstützung fortzusetzen, damit Israel die Hamas zerstören und die Freilassung der Geiseln erreichen könne.
Baerbock: Zwischen zivilen und militärischen Zielen unterscheiden
TEL AVIV: Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der sich zuspitzenden Lage der Krankenhäuser im Gazastreifen auf das humanitäre Völkerrecht hingewiesen. «Das humanitäre Völkerrecht kennt zivile Opfer. Es beinhaltet jedoch zugleich klare Leitplanken», sagte die Grünen-Politikerin am Samstagabend nach einem Treffen mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen in Tel Aviv. «Dazu gehört sowohl das Gebot, die Zivilbevölkerung zu schützen, als auch die Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen.» Es gelte, immer zwischen den angestrebten Zielen und den eingesetzten Mitteln abzuwägen. «Die Antwort auf die Frage, wie Israel in Gaza vorgeht, berührt auch die langfristige Sicherheit Israels», sagte Baerbock.
Krankenhäuser seien eben die besonders sensiblen Orte im Rahmen des humanitären Völkerrechts, sagte Baerbock. «Daran hat sich Israel wie jeder Staat der Welt zu halten. Genauso, wie Israel wie jeder andere Staat der Welt das Recht hat, sich zu verteidigen.» Baerbock sprach von einem «Dilemma». Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe wie die des französischen Präsidenten Emmanuel Macron wies die Bundesaußenministerin erneut zurück.
Der Schutz der Zivilbevölkerung und die Unterscheidung zwischen Angehörigen von Kampftruppen und zivilen Personen müsse immer wieder gewährleistet werden, forderte Baerbock. «Das ist bei jeder einzelnen Zielentscheidung bestmöglich zu berücksichtigen.» Krankenhäuser seien in bewaffneten Konflikten von der Genfer Konvention besonders geschützt. Wenn solche zivilen Orte allerdings für militärische Aktivitäten oder als Kommandozentralen genutzt würden, könnten sie ihren besonderen Schutzstatus aber auch verlieren.
Palästinensischer Regierungschef fordert deutsche Haltung gegen Krieg
RAMALLAH: Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtaje hat Deutschland dazu aufgerufen, klarer gegen den Krieg im Gazastreifen Stellung zu beziehen. In einer Stellungnahme Schtajes nach einem Treffen mit Außenministerin Annalena Baerbock in Ramallah hieß es am Samstagabend, Deutschland müsse «hinsichtlich israelischer Kriegsverbrechen im Gazastreifen eine Position einnehmen, die mit internationalem Menschenrecht in Einklang steht».
«Kein Ende des Krieges zu fordern, Israel mit Waffen zu unterstützen, ermutigt es, seine Aggression gegen unser Volk in Gaza fortzusetzen», kritisierte Schtaje. Man sehe den Gaza-Krieg als einen Krieg gegen das gesamte palästinensische Volk an, erklärte er.
Er forderte von Deutschland auch «ernsthafte Schritte gegen den Siedlungsausbau und Siedler-Terror im Westjordanland». Dies habe gemeinsam mit einer Waffenruhe und humanitären Hilfslieferungen in den Gazastreifen gegenwärtig höchste Priorität.
Früheres Auto von Queen Elizabeth II. für 118.000 Pfund versteigert
BIRMINGHAM: Ein ehemaliges Auto von Queen Elizabeth II. ist bei einer Auktion in England für das Doppelte des Schätzpreises versteigert worden. Der Hammer sei bei 118.000 Pfund (134.600 Euro) gefallen, teilte Charles Smalley vom Auktionshaus Iconic Auctioneers am Samstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Er sprach von einem «unglaublichen Ergebnis». Ursprünglich hatten die Experten den 2004 gebauten Range Rover auf 50.000 bis 60.000 Pfund geschätzt. Auf den Verkaufspreis werden noch Gebühren aufgeschlagen.
Die im September 2022 gestorbene Monarchin habe das Auto selbst gefahren, hatte das Auktionshaus zuvor betont. Beispielsweise habe sie 2005 bei der Royal Windsor Horse Show am Steuer gesessen. Die Queen war bekannt dafür, auf ihren Grundstücken gerne selbst zu fahren.
Nach Auskunft des Auktionshauses war der Wagen einem Sammler aufgefallen. Er habe mehrere Änderungen festgestellt, die typisch seien für die von der Queen benutzten Autos. Dazu gehören etwa eine spezielle verdeckte Beleuchtung wie bei zivilen Polizeiautos und Haltegriffe, die das Ein- und Aussteigen erleichtern, sowie ein Hundegitter für den Transport ihrer geliebten Corgis. Auch dass das Auto in der Lieblingsfarbe der Königin, Epsom Green, gehalten war, sprach für die einstigen Besitzverhältnisse.
Nach langer Suche habe der Sammler, der das Fahrzeug erst im Sommer für 33.000 Pfund ersteigert hat, in einem Video den Beweis gefunden, dass die Queen das Auto mit dem Kennzeichen BN04 EPU einst selbst lenkte. In den vergangenen Jahren wechselte das Fahrzeug mit 109.675 Meilen (176.500 Kilometer) auf dem Tacho bereits mehrmals den Besitzer.
Neu Delhi erwägt künstlichen Regen zur Smog-Bekämpfung
NEU DELHI: Die Regierung der indischen Hauptstadt Neu Delhi erwägt es, künstlichen Regen einzusetzen, um damit den derzeit schlimmen Smog zu bekämpfen. Man nennt das Verfahren «Wolkenimpfen» - dabei werden Chemikalien wie Silberjodid in der Luft verteilt. Das soll die Bildung von Wassertropfen anregen und schließlich zu Regen führen. Die Maßnahme dürfte rund 30 Millionen Rupien (336.000 Euro) kosten und den Bewohnern der Megametropole mindestens eine Woche eine gewisse Besserung bringen, berichtete die örtliche «Economic Times» am Samstag unter Berufung auf Wissenschaftler der Hochschule Indian Institute of Technology in Kanpur. Noch bräuchte es aber mehrere Genehmigungen, damit der künstliche Regen initiiert werden könne, sagte zuletzt Umweltminister Gopal Rai dem indischen Fernsehsender NDTV.
Die Feinstaubbelastung in und um Neu Delhi gehört zu den höchsten der Welt - und im Winter ist sie besonders stark. Sie liegt um ein Vielfaches über den als akzeptabel angesehenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Grund für den Winter-Smog: Bauern in den umliegenden Bundesstaaten verbrennen derzeit trotz Verbot Ernte-Reste, um schnell und kostengünstig wieder anbauen zu können. Dazu kommen die Abgase von Autos, der Industrie sowie Staub von Baustellen und Müllverbrennungen. Trotzdem sehen viele Menschen in der Hauptstadt die Luftverschmutzung nicht als großes Problem und die Regierung unternimmt vorwiegend kurzfristige Notfallmaßnahmen. Am Sonntag findet zudem das wichtige hinduistische Lichterfest Diwali statt, das viele Menschen trotz der Luftverschmutzung mit Feuerwerk feiern.
Appell von Ärzte ohne Grenzen in Gaza: «Bitte, tun sie was»
GENF/GAZA: Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MsF) hat ihren Appell für eine Waffenruhe im Gazastreifen erneuert. Angesichts weiterer Attacken auf das Schifa-Krankenhaus und andere Gesundheitseinrichtungen sei das die einzige Möglichkeit, Patienten und Personal zu retten, teilte die Organisation am Samstag in Genf mit. «Wir werden hier getötet, bitte tun Sie etwas», habe eine Krankenschwester von MSF aus dem Keller des Schifa-Krankenhauses am Samstag geschrieben. Teams von Ärzte ohne Grenzen und Hunderte von Patienten befänden sich immer noch in der Klinik.
Israels Armee dementierte Vorwürfe über Angriffe. «An dem Krankenhaus wird weder geschossen, noch wird es belagert», sagte ein Sprecher in Tel Aviv. Die Ostseite sei weiter geöffnet. Die israelischen Truppen unterstützten jeden, der das Krankenhaus sicher verlassen wolle. Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die in dem Küstengebiet herrschende Hamas das Schifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Das Krankenhaus ist mit 700 Betten der wichtigste Klinikkomplex im Gazastreifen und bietet Notfall- und chirurgische Versorgung. Derzeit gebe es keine andere Einrichtung in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die so viele Patienten mit komplexen, teilweise lebensbedrohlichen Verletzungen aufnehmen und behandeln könne, berichtete Ärzte ohne Grenzen. Forderungen von israelischer Seite, das Krankenhaus zu räumen, gingen an der Realität vorbei. «Viele Patienten sind bereits operiert und können nicht gehen. Sie können nicht evakuiert werden», wird ein Arzt des Schifa-Krankenhauses zitiert.
Nach Darstellung eines Arztes musste das Krankenhaus den Betrieb weitgehend einstellen. «Es gibt keinen Strom mehr», hatte der Arzt Ghassan Abu Sitta, der Deutschen Presse-Agentur gesagt. «Die Mehrheit des Personals hat das Krankenhaus verlassen.» Die Verletzten, die konnten, seien gegangen. Schwerverletzte werden nach seinen Angaben noch von einem medizinischen Kernteam betreut.
Deutschland stockt humanitäre Palästinenser-Hilfe um 38 Millionen auf
RAMALLAH: Deutschland stockt seine humanitäre Hilfe für die palästinensischen Gebiete angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen um weitere 38 Millionen Euro auf. Das kündigte Außenministerin Annalena Baerbock am Samstag nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Schtaje in Ramallah im Westjordanland an. Damit werde Deutschland im laufenden Jahr insgesamt Gelder von über 160 Millionen Euro für die palästinensischen Gebiete zur Verfügung stellen.
«Jedes Leben ist gleich viel wert. Und jeder Mensch in Israel und jeder Mensch in Palästina hat ein Recht darauf, in Frieden und in Sicherheit zu leben», betonte die Grünen-Politikerin. Ein erster wichtiger Schritt für die Menschen in Gaza seien die humanitären Pausen. «Diese müssen weiter ausgebaut werden», forderte die Bundesaußenministerin. Auch müssten insbesondere die Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens Versorgungssicherheit haben.
Am Abend (Ortszeit) wollte Baerbock in der Küstenmetropole Tel Aviv den israelischen Außenminister Eli Cohen sowie den Oppositionsführer Jair Lapid treffen. Es war auch ein Gespräch mit dem Oppositionspolitiker Benny Gantz war geplant, der dem Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu angehört.
Bei der Reise von Baerbock geht es um die Lage der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas, die humanitäre Situation der Zivilisten im Gazastreifen sowie einen künftigen möglichen Frieden über eine Zwei-Staaten-Lösung. Baerbock hält sich bereits zum dritten Mal seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober in Israel und der Nahost-Region auf.
Hisbollah verlangt mehr Unterstützung der islamischen Welt für Gaza
BEIRUT: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat vom Sondergipfel arabischer und islamischer Staaten zum Gaza-Krieg mehr Unterstützung für die Menschen im Gazastreifen gefordert. «Können nicht 57 arabische und muslimische Länder den Grenzübergang Rafah öffnen?», sagte Nasrallah bei einer Rede am Samstag in Beirut unter Hinweis auf den Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Die Palästinenser hofften auf mehr Hilfslieferungen und den Transport von Verwundeten.
Er forderte die Staaten auch dazu auf, Druck auf die USA zu machen. «Diejenige, die diesen Kampf verwaltet, entscheidet und führt, ist die amerikanische Regierung», sagte Nasrallah. Die Palästinenser fragten nicht nach einer Entsendung internationaler Armeen. «Sie wollen nur, dass die arabische und islamische Welt vereint zusammensteht, den Amerikanern ins Gesicht schreien und ein Ende dieser Aggression fordern.»
Ursprünglich war am Samstag ein Treffen der 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga geplant und am Sonntag eines der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC). Nach Konsultationen zwischen dem Königreich Saudi-Arabien und der OIC wurde beschlossen, stattdessen einen gemeinsamen Sondergipfel abzuhalten. Der OIC gehören 57 muslimisch geprägte Staaten an.
300.000 Menschen bei propalästinensischer Großdemo in London
LONDON: Etwa 300.000 Menschen haben sich in London nach Schätzungen der Polizei an einer propalästinensischen Großdemonstration beteiligt. In Sprechchören und auf Plakaten forderten sie am Samstag «Freiheit für Palästina» und ein Ende der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen. Die Veranstalter hatten mit mehr als 500.000 Menschen gerechnet. Etwa 150 Demonstrationsteilnehmer wurden festgenommen. Sie hätten Feuerwerkskörper geworfen und sich vermummt, hieß es zur Begründung.
Die Menge zog vom zentralen Hyde Park über die Vauxhall-Brücke zur US-Botschaft an der Themse. Auch britische Gewerkschaften und Politiker beteiligten sich an dem Protestmarsch, darunter der frühere Chef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn. Zuletzt hatten mehrere Politiker der traditionell palästinafreundlichen Sozialdemokraten aus Protest gegen die Weigerung des amtierenden Parteichefs, Keir Starmer, eine Waffenruhe im Gazastreifen zu fordern, ihre Ämter abgegeben.
Der Protestmarsch fand am wichtigsten britischen Gedenktag für die Weltkriegstoten statt, dem «Armistice Day». Mit den Feiern am Jahrestag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg 1918 erinnern die Menschen im Vereinigten Königreich an die gefallenen Soldaten. Premierminister Rishi Sunak hatte es «respektlos» genannt, dass die Veranstaltung stattfindet.
In der Nähe der Demonstrationsroute nahm die Polizei mehr als 90 britische Nationalisten und Hooligans fest. Es wurde befürchtet, dass die Rechten versuchen würden, die Kundgebungsteilnehmer anzugreifen. Am Vormittag war es bereits nahe des Kriegsmahnmals Cenotaph zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und nationalistischen Gegendemonstranten gekommen. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan gab Innenministerin Suella Braverman die Schuld an der angespannten Lage. Die konservative Hardlinerin habe die Rechtsradikalen angestachelt, als sie die Kundgebung als «Hassmarsch» bezeichnet hatte, kritisierte der Labour-Politiker Khan.
Syriens Präsident Assad ruft zum Handeln im Gaza-Krieg auf
RIAD: Der syrische Machthaber Baschar Al-Assad hat im Rahmen eines arabisch-islamischen Sondergipfels zum Handeln im Gaza-Krieg aufgerufen. «Wenn wir nicht über echte Druckmittel verfügen, sind all unsere Schritte und Reden bedeutungslos», sagte Assad am Samstag auf dem Treffen in der saudischen Hauptstadt Riad. Er rief zur arabischen Einheit auf, um dem entgegenzuwirken, was er als «zionistische Grausamkeit und Massaker» bezeichnete.
Es war einer seiner ersten Auftritte auf einem internationalen Treffen seit Ausbruch des Bürgerkriegs in seinem Land. Nach rund einem Jahrzehnt der Isolation hatte Assad erst im März wieder an einem Gipfel der Arabischen Liga teilgenommen. Die Arabische Liga hatte Syriens Mitgliedschaft 2011 ausgesetzt, nachdem Assads Regierung Proteste im Land brutal niedergeschlagen hatte. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, der bis heute andauert und bisher über 300.000 zivile Todesopfer zählt.
Zehntausende Nationalisten ziehen durch Warschau
WARSCHAU: Zehntausende Nationalisten sind am polnischen Unabhängigkeitstag durch die Straßen Warschaus marschiert. Der Demonstrationszug unter dem Motto «Noch ist Polen nicht verloren» begann am Samstagnachmittag im Stadtzentrum und sollte am Nationalstadion enden. Viele Teilnehmer hielten weiß-rote-Fahnen hoch, andere trugen Handfackeln. Auf Fernsehbildern waren Menschenmassen zu sehen. Die Stadtverwaltung schätzte die Zahl der Teilnehmer auf mindestens 40.000. Die Veranstalter sprachen gar von der «größten patriotischen Kundgebung in Europa».
Oppositionsführer Donald Tusk rief in einer Videobotschaft zum Unabhängigkeitstag bei X, vormals Twitter, zur Mäßigung auf: «Wer das Wort Nation benutzt, um zu spalten und Hass zu säen, stellt sich gegen die Nation», sagte der 66-Jährige. Tusks Bürgerplattform (PO) verfügt mit zwei weiteren Parteien über eine Mehrheit im am Montag neu zusammenkommenden Sejm, dem Unterhaus des Parlaments. Den ersten Auftrag zur Regierungsbildung erhielt dennoch der bisherige Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Bereits am Vorabend des Nationalfeiertags hatte der PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczynski vor einer angeblichen Dominanz Deutschlands in der Europäischen Union gewarnt. «Wir Polen wollen frei sein, wir wollen unabhängig sein und wir wollen uns nicht den Deutschen unterwerfen», sagte der 74-Jährige nach Angaben der Agentur PAP. Es sei bereits ein «konkreter Plan» ausgearbeitet, der, umgesetzt durch die EU, zum Verlust der Souveränität und zur «Zerstörung des polnischen Staates» führen würde, behauptete Kaczynski.
Der Tag der Unabhängigkeit erinnert daran, dass Staatsgründer Jozef Pilsudski 1918 aus der Festungshaft in Magdeburg nach Warschau zurückgekehrt war und am 11. November den Oberbefehl über die polnischen Truppen übernommen hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte das lange geteilte Polen seine Unabhängigkeit von Preußen, Österreich-Ungarn und Russland.
Irans Präsident wirft Erzfeind Israel «brutalste Verbrechen» vor
RIAD: Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat auf dem Sondergipfel arabischer und islamischer Staaten zum Gaza-Krieg scharfe Kritik an Israel geübt. «Wir sind hier, um über eines der wichtigsten Themen der islamischen Welt und über eines der brutalsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine historische Entscheidung zu treffen», sagte Raisi am Samstag in einer Rede auf dem Gipfel in der saudischen Hauptstadt Riad.
Raisi forderte, die Angriffe auf Gaza müssten umgehend beendet und ein Korridor für Hilfsgüter eröffnet werden, um den Transport von Lebensmitteln und Medikamenten für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen. Außerdem sollten die islamischen Staaten ihre politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit Israel abbrechen.
Der Iran sieht Israel als Erzfeind an. Er steht sowohl hinter der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas wie auch der schiitischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons, die im Zuge des Gaza-Kriegs ihre Angriffe auf Israel verstärkt hat.
Nur sehr schlichte Weihnachten im Heiligen Land wegen Gaza-Krieg
TEL AVIV: Weihnachten und Advent im Heiligen Land sollen wegen des verheerenden Gaza-Krieges in diesem Jahr nur auf sehr schlichte Weise begangen werden. Die Oberhäupter der verschiedenen Kirchen in Jerusalem legten dies in einem gemeinsamen Brief fest, den das griechisch-orthodoxe Patriarchat am Samstag auf seiner Webseite veröffentlichte.
Normalerweise gebe es neben Gottesdiensten in der Vorweihnachtszeit auch «viele öffentliche Feierlichkeiten, eine großräumige Zurschaustellung hell erleuchteter und teurer Dekorationen, um unsere Freude über das kommende Weihnachtsfest auszudrücken», hieß es in dem Brief. «Aber dies sind keine normalen Zeiten. Seit Beginn des Krieges herrscht eine Atmosphäre der Trauer und des Schmerzes.»
«Tausende unschuldiger Zivilisten, einschließlich Frauen und Kinder, sind getötet worden oder haben schwere Verletzungen erlitten», hieß es weiter. Viele mehr trauerten über den Verlust ihrer Heime und ihrer Liebsten oder deren ungewisses Schicksal. Trotz mehrerer Aufrufe zu einer humanitären Waffenruhe und einer Deeskalation gehe der Krieg weiter.
Vor diesem Hintergrund riefen die Kirchenoberhäupter die Gemeinden dazu auf, «stark an der Seite jener zu stehen, die mit solchem Leid konfrontiert sind». In diesem Jahr solle man «auf alle unnötigen festlichen Aktivitäten verzichten». Stattdessen ermutige man dazu, «sich mehr auf die spirituelle Bedeutung von Weihnachten zu konzentrieren» - etwa in Spenden, Gedenken an die Kriegsopfer und «innigen Gebeten für einen gerechten und dauerhaften Frieden für unser geliebtes Heiliges Land».
Ägypten gegen «Zwangsumsiedlung von Palästinensern»
RIAD: Ägypten hat seinen Widerstand gegen eine Vertreibung der Palästinenser in andere Länder bekräftigt. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte am Samstag zum Auftakt des arabisch-islamischen Sondergipfels in Riad, alles, was auf «die Zwangsumsiedlung von Palästinensern» zu Orten «außerhalb ihres Landes» abziele, müsse gestoppt werden.
Er forderte die «die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates» mit «den Grenzen von 1967» und mit «Ostjerusalem als Hauptstadt.» Es müsste zudem ein «sofortiger und nachhaltiger Waffenstillstand» im Gazastreifen eingeführt werden. Die internationale Gemeinschaft müsste ihrer Verantwortung nachkommen, um «die Sicherheit unschuldiger Zivilisten des palästinensischen Volkes zu gewährleisten.»
Aus Sorge vor einer Massenflucht lehnen Ägypten und auch Jordanien die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Gazastreifen ab. Das hat auch mit der Befürchtung zu tun, dass daraus am Ende eine dauerhafte Vertreibung werden könnte.
Baerbock trifft in Ramallah palästinensischen Ministerpräsidenten
RAMALLAH: Außenministerin Annalena Baerbock ist in die Palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland gereist, um ein Zeichen der Solidarität auch an die palästinensische Zivilbevölkerung zu senden. Die Grünen-Politikerin traf am Samstagnachmittag in Ramallah den palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Schtaje. Am Abend wollte die Bundesaußenministerin in Tel Aviv mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen und Oppositionsführer Jair Lapid sprechen.
Es ist Baerbocks dritter Besuch in Israel und dem Nahen Osten, seitdem Terroristen der islamistischen Hamas und weitere extremistische Gruppierungen am 7. Oktober Israel überfallen und im Grenzgebiet ein Massaker angerichtet hatten. Die Ministerin hatte am Freitag zunächst die Vereinigten Arabischen Emirate besucht und in der Hauptstadt Abu Dhabi mit Außenminister Abdullah bin Zayed Al Nahyan gesprochen. Anschließend war sie nach Riad geflogen. Dort traf sie am Samstagvormittag Vertreter Katars und Saudi-Arabiens.
Bei Baerbocks Reise geht es um die Lage der Geiseln in den Händen der Hamas, die humanitäre Situation der Zivilisten im Gazastreifen sowie um einen Weg zum möglichen Frieden über eine Zwei-Staaten-Lösung. Die Hamas hatte bei ihrem Angriff auch etwa 240 Geiseln genommen. Nach Angaben der Familien haben etwa 20 von ihnen auch den deutschen Pass. Saudi-Arabien und die Emirate gelten wie Katar als einflussreiche mögliche Vermittler, etwa wenn es um die Befreiung der Hamas-Geiseln und eine künftige Friedenslösung geht.
Bei dem Massaker der Hamas wurden nach neuen israelischen Angaben rund 1200 Menschen in Israel getötet. Seitdem gehen die Streitkräfte des Landes gegen Terrorgruppen im Gazastreifen vor. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium wurden im Gazastreifen seit Kriegsbeginn mehr als 11.000 Menschen getötet - die meisten davon seien palästinensische Zivilisten. Die Zahl der Verletzten wurde mit rund 27.500 angegeben.
Katar verurteilt Israels Vorgehen in Gaza und fordert Untersuchung
RIAD: Das Golfemirat Katar hat das israelische Vorgehen im Gazastreifen als kriminell verurteilt und die Vereinten Nationen aufgerufen, mutmaßliche Angriffe auf Krankenhäuser zu untersuchen. Die UN sollten Teams entsenden, um israelische Behauptungen, «die zur Rechtfertigung der Angriffe auf Krankenhäuser herangezogen werden», zu überprüfen, sagte Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani am Samstag bei einem arabisch-islamischen Sondergipfels in der saudischen Hauptstadt Riad. Er führte nicht aus, welche Behauptungen er meinte.
Israel wirft der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas aber vor, zivile Einrichtungen für militärische Zwecke zu nutzen. Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die Palästinenserorganisation die Schifa-Klinik als Kommando- und Kontrollzentrum. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.
Das katarische Staatsoberhaupt rief die Teilnehmer des Gipfels dazu auf, die «anhaltende Kriminalität» in Gaza trotz bestehender Unstimmigkeiten bei dem einen oder anderen Thema gemeinsam zu verurteilen.
London gedenkt der Weltkriegstoten - Zusammenstöße mit Nationalisten
LONDON: Mit zwei Gedenkminuten hat Großbritannien an die gefallenen Soldaten der Weltkriege erinnert. Hunderte versammelten sich am Kriegsdenkmal Cenotaph im Zentrum der britischen Hauptstadt. Kurz vor dem Beginn einer propalästinensischen Großdemonstration kam es in der Nähe des Cenotaph zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und britischen Nationalisten. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Knapp 2000 Beamte waren in der Stadt im Einsatz.
Kommentatoren warfen der konservativen Innenministerin Suella Braverman vor, nationalistische Gruppen angestachelt zu haben. Die Rechtsaußen-Politikerin hatte kritisiert, dass die Polizei die geplante propalästinensische Großkundgebung, zu der die Veranstalter etwa 500.000 Teilnehmer erwarteten, nicht verboten hatte. Die Ministerin sprach von einem «Hassmarsch». Der Polizei warf Braverman vor, Straftaten von linken oder propalästinensischen Demonstranten zu ignorieren. Daraufhin kamen auch in ihrer eigenen Partei Forderungen auf, Premierminister Rishi Sunak solle die 43-Jährige entlassen.
Traditionell ist der «Armistice Day» am Jahrestag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg 1918 einer der wichtigsten Gedenktage im Vereinigten Königreich. Sunak hatte die propalästinensische Kundgebung an diesem Tag «respektlos» genannt.
Arzt in Gaza: Schifa-Krankenhaus nicht mehr im Betrieb
TEL AVIV: Die größte Klinik im Gazastreifen ist nach Angaben eines Arztes und dem von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium nicht mehr im Betrieb. «Es gibt keinen Strom mehr», sagte der Arzt des Schifa-Krankenhauses, Ghassan Abu Sitta, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Es seien auch Raketen auf dem Gelände eingeschlagen. «Die Mehrheit des Personals hat das Krankenhaus verlassen.» Die Verletzten, die konnten, seien gegangen. Schwerverletzte werden nach seinen Angaben noch von einem medizinischen Kernteam betreut. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Nach Angaben des Mediziners soll inzwischen nur noch eine Klinik im Gazastreifen, das Al-Ahli-Krankenhaus, im Betrieb sein. Dort sei das Gelände in ein Lazarett umfunktioniert worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Freitag schon mitgeteilt, es seien derzeit 20 der 36 Krankenhäuser in dem Küstengebiet nicht mehr im Einsatz. Die übrigen Kliniken liefen unter anderem wegen Treibstoffmangels nur im Notbetrieb. Die Kliniken brauchen Treibstoff für Generatoren, um Strom zu erzeugen.
In den vergangenen Tagen gab es Berichte über heftige Kämpfe in der Nähe des Schifa-Krankenhauses. Der Direktor der Klinik sprach von «israelischen Angriffen» auf Gebäude der Klinik. Israels Armee machte die Hamas für direkten Beschuss verantwortlich. Demnach soll ein fehlgefeuertes Projektil der Hamas, das auf israelische Truppen in der Nähe gerichtet gewesen sein soll, die Klinik getroffen haben. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die in dem Küstengebiet herrschende Hamas die Schifa-Klinik als Kommando- und Kontrollzentrum. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Europäische Sozialdemokraten wollen Zukunft der Gleichheit aufbauen
MÁLAGA: Die europäischen Sozialdemokraten und Sozialisten haben mit Blick auf die Europawahl 2024 «Fortschrittliche Lösungen für globale Herausforderungen» erarbeitet. Unter dieser Überschrift veröffentlichte die Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) auf ihrem zweitägigen Kongress im südspanischen Málaga in der Nacht auf Samstag eine 25-Punkte-Resolution. Man wolle weiterhin für die Verbesserung des Lebens der Europäer kämpfen und «eine Zukunft der Solidarität, des Zusammenhalts und der Gleichheit aufbauen».
Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und anderen Staats- und Regierungschefs nehmen an dem Treffen in Málaga auch der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil sowie die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, teil. Scholz traf sich am Freitagabend mit dem Gastgeber, dem geschäftsführenden spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez. Dabei sei unter anderem über den Konflikt im Nahen Osten gesprochen und die Notwendigkeit erörtert worden, «die internationale Gemeinschaft einzubeziehen, um eine endgültige Lösung zu finden, die die Koexistenz zweier Staaten, Israel und Palästina, in Frieden und Sicherheit ermöglicht.»
Die SPE bringt nach eigenen Angaben die Sozialistischen, Sozialdemokratischen und Demokratischen Parteien und Arbeiterparteien aus der Europäischen Union und Norwegen zusammen. In der Resolution verpflichtet sie sich zur Aufrechterhaltung der Unterstützung für die Ukraine, zur Verteidigung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sowie zur Stärkung der europäischen Sicherheits- und Verteidigungszusammenarbeit. Daneben will man sich unter anderem für eine koordinierte europäische Migrations- und Asylpolitik einsetzen, Steuergerechtigkeit erreichen sowie für hochwertige Arbeitsplätze, für erschwinglichen Wohnraum sowie für nachhaltige und erschwingliche Energie «für alle» sorgen.
Kroatiens Verteidigungsminister nach tödlichem Unfall entlassen
ZAGREB: In Kroatien hat Ministerpräsident Andrej Plenkovic den Verteidigungsminister Mario Banozic nach einem tödlichen Verkehrsunfall aus dem Amt entlassen. Dies teilte der Regierungschef des Nato-Landes am Samstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Zagreb mit. Banozic war mit seinem Wagen am frühen Samstagmorgen auf einer Landstraße im Osten Kroatiens mit einem Lieferwagen frontal zusammengestoßen. Bei dem Unfall starb der 40-jährige Fahrer des Lieferwagens, der Minister erlitt schwere Verletzungen.
Wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, hat nach derzeitigem Ermittlungsstand Banozic den Unfall verursacht. Er hatte nahe der Kleinstadt Vinkovci, in der er wohnt, mit seinem Wagen einen Lastwagen überholt und war infolgedessen mit dem entgegenkommenden Lieferwagen zusammengestoßen. Wegen Nebels hatten schlechte Sichtverhältnisse geherrscht.
Banozic liege auf der Intensivstation des Klinikums in Osijek, sei aber außer Lebensgefahr, gaben Krankenhausärzte gegenüber Medien bekannt. Ministerpräsident Plenkovic sprach den Angehörigen des Unfallopfers im Namen der Regierung sein tiefstes Beileid aus. Die Amtsgeschäfte von Banozic übernimmt vorübergehend Außenminister Gordan Grlic Radman, fügte Plenkovic hinzu.
31 Verletzte in italienischer Asylbewerber-Unterkunft
ROM: Bei einer Explosion in einer Unterkunft für Asylbewerber in Italien sind mindestens 31 Menschen verletzt worden, 6 von ihnen schwer. Das Gebäude in der mittelitalienischen Gemeinde San Lorenzo Nuovo stürzte nach Angaben der Behörden in der Nacht zum Samstag in sich zusammen. Viele der Menschen, die dort in kleinen Wohnungen untergebracht waren, wurden von Trümmern begraben. Ein Verletzter musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Rom gebracht werden.
Die Ursache der Explosion war auch nach Stunden noch unklar. Die Staatsanwaltschaft nahm nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung auf. Der Betreiber der Unterkunft widersprach Vermutungen, dass Gas ausgeströmt sein könnte. Über Hinweise auf einen möglichen Anschlag war zunächst nichts bekannt.
Das Gebäude liegt in einem Industriegebiet. Bei den Asylbewerbern, die aus verschiedenen Ländern kommen, handelt es sich in der Mehrheit um Männer.
Baerbock wirbt für humanitäre Pausen
RIAD: Außenministerin Annalena Baerbock hat bei ihren Krisengesprächen zum Gaza-Krieg in Saudi-Arabien erneut für humanitäre Feuerpausen zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen geworben. Es habe bei den Gesprächen mit Vertretern Katars und Saudi-Arabiens Einigkeit bestanden, «dass es humanitäre Feuerpausen braucht, die auch Versorgung mit humanitärer Hilfe erlauben», hieß es am Samstag im Anschluss aus Kreisen der Delegation der Außenministerin.
Einig sei man sich auch darüber gewesen, dass es Frieden für Palästinenser und Israelis nur mit einer Perspektive auf eine Zwei-Staaten-Lösung geben könnte, hieß es weiter. Zudem sei die geteilte Sorge deutlich geworden, dass es ein Übergreifen der Gewalt auf das Westjordanland geben könne.
Irans Präsident in Saudi-Arabien - Gipfel islamischer Staaten
TEHERAN: Erstmals seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist der iranische Präsident Ibrahim Raisi in das Königreich gereist. Anlass ist ein außerordentliches Gipfeltreffen arabischer und anderer islamischer Staaten über den Gaza-Krieg an diesem Samstag in Riad. Ursprünglich war ein Treffen der 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga geplant, doch wurde das Treffen zu einem Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) erweitert, einem Zusammenschluss von 57 muslimisch geprägten Staaten, dem die Länder der Arabischen Liga angehören.
Raisi traf am Samstag in Riad ein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Kreis der Mitreisenden erfuhr. Der iranische Nachrichtenkanal «Iran Nuances» veröffentlichte auf der Online-Plattform X ein Video von der Ankunft am Flughafen. Vor seinem Abflug hatte Raisi gesagt, dass die Bombardierung Gazas umgehend eingestellt und der Weg für humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung geöffnet werden müsse. «Was in Gaza derzeit passiert, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Genozid», sagte er laut Nachrichtenagentur Irna am Flughafen in Teheran. «Wir erwarten beim OIC-Gipfel von der islamischen Welt eine klare praktische Entscheidung und keine verbalen Versprechen.»
Das sunnitische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran unterhielten in den vergangenen sieben Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Während der diplomatischen Eiszeit trugen die beiden Staaten ihre Rivalität in diversen Konflikten in der Region aus - etwa in Syrien und im Jemen.
Der Iran hat seine uneingeschränkte Unterstützung für die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas mehrmals bekräftigt, eine direkte Verwicklung in dem Konflikt jedoch bislang vehement bestritten. Die Unterstützung für die Hamas im Iran hält sich jedoch in Grenzen. Viele Iraner sind der Auffassung, dass Raisi und seine Regierung sich angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage im Land mehr um das eigene Volk kümmern sollten.
Hunderte Erdbeben auf Island deuten auf möglichen Vulkanausbruch hin
GRINDAVÍK: Auf Island haben die Behörden seit Mitternacht mehr als 400 Erdbeben registriert. Davon hätten 15 eine Stärke von mehr als 3,0 und zwei von mehr als 4,0 gehabt, berichtete der Rundfunksender RUV am Samstag. Der Experte Bjarki Kaldalóns Friis von der Wetterbehörde sagte aber, die Zahl der Erschütterungen habe im Vergleich zum Vortag abgenommen. Sie seien zudem nicht mehr so schwer. Dennoch würde es nach Angaben von Wissenschaftlern zu einem Vulkanausbruch kommen, falls die Erdbeben andauerten.
Vorsorglich war der Ort Grindavík mit etwa 3700 Einwohnern in der Nacht evakuiert worden. Auch das nahegelegene Geothermalbad Blaue Lagune, eine der größten Touristenattraktionen der Insel im Nordatlantik, wurde geschlossen. Der Flugverkehr zum internationalen Airport Keflavik war aber nicht betroffen.
Der genaue Zeitpunkt eines Vulkanausbruchs auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik könne nicht vorhergesagt werden, sagte Friis. Auch der genaue Ort könne nur geschätzt werden. Der Magmatunnel verlaufe nun unter Grindavík. Es sei aber möglich, dass die Eruption unter dem Meer stattfinden werde.
Der erneute Erdbebenschwarm hatte vor knapp zweieinhalb Wochen begonnen. Seitdem kam es zu Tausenden Beben. Auf der Halbinsel war es bereits 2021, 2022 sowie in diesem Sommer zu Vulkanausbrüchen gekommen. Sie hatten sich jeweils mit längeren Erdbebenserien angekündigt. Eine Gefahr für bevölkerte Gegenden bestand bei allen drei Eruptionen nicht.
Armee: Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen
TEL AVIV: Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Bodeneinsätze im Gazastreifen die Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen. Die Armee habe in dem Küstengebiet in den vergangenen Tagen zudem weitere mutmaßliche Terroristen getötet und deren Tunnel, Raketenwerfer, Waffenlager und Beobachtungsposten zerstört, teilte das Militär weiter mit.
Streitkräfte hätten zudem ein hochrangiges Mitglied der Hamas getötet. Ahmed Siam soll den Angaben nach zuvor rund 1000 Palästinenser im nördlich gelegenen Rantisi-Krankenhaus an der Flucht in den Süden des Gazastreifens gehindert haben. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Extremistische Palästinenser feuerten am Samstag erneut Raketen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels ab. In Grenzorten wurde Armeeangaben zufolge mehrfach Raketenalarm ausgelöst.
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten.
Karnevalsfans treffen in Köln ein
KÖLN: In Köln sind am Samstagmorgen schon viele Partytouristen zum Karnevalsauftakt am 11.11. eingetroffen. Außerirdische, Eisbären und Prinzessinnen zogen am Dom vorbei. Das Wetter war wolkig mit Aufheiterungen. Da der 11.11. dieses Jahr auf einen Samstag fällt, werden in Köln noch mehr Besucher als sonst erwartet. Mit 1000 Polizisten, 180 Ordnungsamtsmitarbeitern und mehr als 1000 privaten Sicherheitskräften will die Stadt den erwarteten Ansturm in geregelte Bahnen lenken, nachdem die Zahl der Feiernden in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen ist. Die meisten Besucher steuern den Bereich um die Zülpicher Straße an, das sogenannte «Kwartier Latäng».
Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn sieht das jecke Treiben in Phasen politischer Krisen als wichtiges Ventil. «Wir erleben immer wieder, dass gerade in schwierigen Zeiten das Bedürfnis nach Karneval-Feiern bei den Menschen sehr groß ist», sagte Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur. «Gemeinsam mit Freunden und Familie Brauchtum zu leben, tut gut, nachdem die Krisen der letzten Jahre sehr belastend sind und waren. Übrigens schließen sich Feiern und Solidarität zeigen auch nicht aus.»