Neues aus dem Ausland am Samstag

Neues aus dem Ausland am Samstag

Präsidentenwahl in Belarus: Unternehmer flieht mit Kindern

MOSKAU/MINSK: Der bei der Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) ausgeschlossene Unternehmer Waleri Zepkalo hat nach eigenen Angaben aus Angst um seine Sicherheit das Land verlassen. Er sei von Kontakten in den Sicherheitsorganen über seine bevorstehende Festnahme gewarnt worden, sagte Zepkalo am Freitag dem Internetportal tut.by. Der 55-Jährige ist mit seinen Kindern nun in Moskau.

Nach einem Besuch der Staatsanwaltschaft in der Schule habe die Gefahr bestanden, dass ihm die Kinder weggenommen würden, sagte der Unternehmer. Seine Frau Veronika Zepkalo macht weiter Wahlkampf für die Abstimmung am 9. August. Die Ehefrau kämpft mit der Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowskaja darum, den seit 26 Jahren regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko aus dem Amt zu drängen. Tichanowskaja will im Fall eines Sieges alle politischen Gefangenen freilassen und Neuwahlen ansetzen. Die 37-Jährige, die nach Drohungen ebenfalls ihren Sohn und ihre Tochter ins Ausland bringen ließ, ist als einzige Oppositionelle zur Wahl zugelassen. Ihr Mann, der populäre Blogger Sergej Tichanowski, sitzt ebenfalls im Gefängnis. Auch er erhielt keine Zulassung als Kandidat.

Lukaschenko wird von der Opposition als «letzter Diktator Europas» kritisiert. Er hatte bei Protesten zuletzt Hunderte Aktivisten festnehmen lassen. Die Europäische Union forderte wiederholt die Freilassung der Gefangenen und faire Wahlen. Bisher wurden Präsidentenwahlen in Belarus nicht als demokratisch anerkannt.


20 Tote bei Überfall in Krisenregion Darfur

KHARTUM: In der sudanesischen Krisenregion Darfur sind bei einem Überfall mindestens 20 Menschen getötet worden. Bewaffnete Männer auf Pferden und Kamelen hätten am Freitagabend das Dorf Aboudos angegriffen, sagte Bürgermeister Ahmed Nimer. Darüber hinaus wurden 22 Menschen verletzt. Zudem seien Kühe, Schafe und andere Besitztümer gestohlen worden. Dem Bürgermeister zufolge leben die Angreifer erst seit kurzem in der Region. Sie wollten, dass die derzeitigen Bewohner das Gebiet verlassen, um selbst das Land kultivieren zu können.

In der westlichen Region Darfur brach 2003 ein Konflikt aus zwischen Bevölkerungsgruppen, die mehr politische Mitbestimmung forderten, und der Regierung von Sudans Präsident Omar al-Baschir. Regierungskräfte und die verbündete arabische Miliz Dschandschawid gingen dabei brutal gegen die Bevölkerung vor. Schätzungen zufolge kamen 300.000 Menschen ums Leben. In Zusammenhang mit dem Konflikt wird Al-Baschir vom Internationalen Strafgerichtshof unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht.

Der 76-Jährige wurde im vergangenen Jahr nach 30 Jahren an der Macht vom Militär gestürzt. Die neue Übergangsregierung verhandelt derzeit mit mehreren Rebellengruppen aus Darfur und anderen Unruheregionen über Frieden.


Mexiko-Stadt stellt «Konversionsbehandlungen» unter Strafe

MEXIKO-STADT: In Mexikos Hauptstadt sind Therapien zur vermeintlichen Heilung von Homosexualität verboten und unter Strafe gestellt worden. Der Kongress von Mexiko-Stadt beschloss am Freitag in einer Abstimmung per Videokonferenz mit 51 zu 9 Stimmen eine entsprechende Gesetzesänderung.

Demnach können sogenannte Konversionsbehandlungen zur Änderung der sexuellen Orientierung eines Menschen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. Diese verstießen gegen das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, hieß es zur Begründung. Die Mehrheit im Stadtparlament hat die Partei Morena des linkspopulistischen Präsident Mexikos, Andrés Manuel López Obrador.

In Deutschland wurden die dubiosen Therapien im Juni bei Minderjährigen komplett, bei Volljährigen unter bestimmten Umständen verboten. Mexiko-Stadt hatte im Jahr 2009 als erste Gemeinde in Lateinamerika die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt.


Indigener Häuptling Raoni aus Krankenhaus entlassen

CUIABÁ: Nach einer neuntägigen Behandlung ist der prominente indigene Häuptling Raoni Metuktire aus dem Krankenhaus entlassen worden. «Krankheit kann jeden von uns treffen. Ich will, dass wir darüber nachdenken, uns respektieren und lieben», sagte er am Samstag bei seiner Entlassung aus der Klinik in Sinop im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Der etwa 90-Jährige hatte an einer Darminfektion gelitten. «Es war lebensbedrohlich. Wir haben ihn stabilisiert, rehydriert und zwei Bluttransfusionen durchgeführt», zitierte das Nachrichtenportal G1 den behandelnden Arzt. Metuktires exaktes Alter ist unbekannt.

Er kämpft seit Jahrzehnten für den Schutz des brasilianischen Regenwaldes und die Rechte der indigenen Urbevölkerung. Mit dem britischen Sänger Sting startete der Häuptling des Kayapó-Volkes Ende der 1980er Jahre eine Kampagne, um seine Forderungen in die Welt zu tragen. Der Mann mit der markanten Lippen-Platte besuchte zahlreiche Länder, wurde von Staats- und Regierungschefs empfangen, und drehte einen Dokumentarfilm mit Marlon Brando.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der das Amazonasgebiet stärker wirtschaftlich nutzen will und eine Einmischung von außen ablehnt, warf Metuktire im vergangenen Jahr vor, sich von ausländischen Interessen instrumentalisieren zu lassen. Metuktire sprach Bolsonaro seinerseits Führungsqualitäten ab.


Kirgisischer Menschenrechtler stirbt im Gefängnis

BISCHKEK: In einem Gefängnis in Kirgistan in Zentralasien ist der prominente Menschenrechtler Asimdschan Askarow am Samstag im Alter von 69 Jahre unter nicht ganz geklärten Umständen gestorben. Askarow sei am Vortag in ein Gefängniskrankenhaus gekommen, er habe alle Anzeichen eine schweren Lungenentzündung gehabt, teilte sein Anwalt Walerjan Wachitow Medien in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek mit. Die genaue Todesursache sei unklar. Die Behörden bestätigten den Tod und teilten mit, dass Askarow mehrere Vorerkrankungen gehabt und eine Versorgung mit Sauerstoff zuletzt abgelehnt habe.

Die Vorwürfe galten als erfunden. Das Urteil hatte internationalen Protest hervorgerufen - auch von der Bundesregierung. Die USA verliehen Askarow 2014 eine Auszeichnung als Verteidiger der Menschenrechte, weil er alles für ein friedliches Zusammenleben von Kirgisen und Usbeken getan habe. Das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen hatte Askarow als Folteropfer anerkannt.

Unklar war, ob sich Askarows Zustand zuletzt womöglich wegen der Corona-Pandemie verschlechterte. Kirgistan, das mehr als sechs Millionen Einwohner hat, ist in der Region besonders stark von dem Virus betroffen. Die Zahl der registrierten Corona-Infektionen lag am Samstag bei mehr 32.000, die der Toten bei 1249. Präsident Sooronbaj Dscheenbekow ordnete für den 30. Juli einen nationalen Trauertag zum Gedenken an die Opfer der Pandemie an.


Tausende protestieren nach Bombenexplosion

ISLAMABAD: Nach einer Bombenexplosion mit 18 Verletzten sind im Nordwesten Pakistans Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Bereits in der Nacht auf Freitag protestierten Demonstranten in der Stadt Parachinar in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, wie Anwohner berichteten. Aktivisten werfen den Behörden vor, nicht ausreichend für Sicherheit zu sorgen. Videos in den sozialen Medien zeigten auch Demonstranten, die am Freitag Steine auf Sicherheitskräfte und Fahrzeuge warfen.

Am Donnerstag detonierte laut Polizeiangaben ein Sprengsatz mitten auf einem belebten Markt in einem mehrheitlich schiitischen Viertel der Stadt. Parachinar liegt nur etwa 20 Kilometer von der Grenze zu Afghanistan entfernt und zählte früher zu den teilautonomen Stammesgebieten unter Bundesverwaltung, bis das Gebiet 2018 mit Khyber Pakhtunkhwa zusammengelegt wurde. In der Gegend leben vor allem Paschtunen, einer Minderheit in Pakistan. 

Bereits in der Vergangenheit waren die ehemaligen Stammesgebiete Ziel von Terrorattacken durch Extremisten wie den pakistanischen Taliban oder Al-Kaida. Seit mehreren Jahren haben Pakistans Streitkräfte eine erhöhte militärische Präsenz in den Gebieten.


Slowakischer Regierungschef übersteht Misstrauensvotum

BRATISLAVA: Der erst seit vier Monaten regierende slowakische Ministerpräsident Igor Matovic hat ein erstes Misstrauensvotum im Parlament wie erwartet überstanden. Für seine Abberufung stimmten am Freitag nach einer nächtlichen Marathonsitzung im Nationalrat in Bratislava nur 47 Abgeordnete. 76 Stimmen wären notwendig gewesen.

Die Opposition hatte den Antrag gestellt, nachdem Plagiatsvorwürfe gegen den Gründer der konservativen Protestpartei Gewöhnliche Menschen und unabhängige Persönlichkeiten (Olano) aufgetaucht waren. Matovic entgegnete, seine Diplomarbeit stelle kein so großes Problem dar wie die Korruption der sozialdemokratischen Vorgängerregierung, mit der er aufräumen wolle. Nach den Enthüllungen der Zeitung «Dennik N» hatte der Politiker selbst Fehler eingeräumt. Als Unternehmer habe er nicht genug Zeit für das Studium des Finanzmanagements an der Comenius-Universität in Bratislava gehabt. An die Einzelheiten seiner Abschlussarbeit könne er sich nicht erinnern. «Wenn dem so ist, dann habe ich etwas gestohlen, was mir nicht gehört, bin also de facto in dieser Sache ein Verbrecher», schrieb der 47-Jährige bei Facebook.

Zuvor hatte es bereits Plagiatsvorwürfe gegen Parlamentspräsident Boris Kollar gegeben, der seinen Magistertitel nicht weiter verwenden will.

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Leserkommentare

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