Neues aus dem Ausland am Montag

Neues aus dem Ausland am Montag

Mord an Aktivistin : 22 Jahre Haft für Unternehmer

TEGUCIGALPA: Einer der Hintermänner des Mordes an der honduranischen Umweltaktivistin Berta Cáceres ist zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das teilte die Justiz des mittelamerikanischen Landes am Montag mit. Das Strafmaß wurde erst jetzt verkündet, nachdem ein Gericht den Unternehmer David Castillo bereits im Juli vergangenen Jahres des Mordes für schuldig befunden hatte. Der Ex-Präsident der Energiefirma Desa wurde als Mittäter eingestuft, der durch den Mord Hindernisse für die Tätigkeiten seiner Firma beseitigen wollte. Cáceres hatte gegen den Bau eines Wasserkraftwerks durch Desa gekämpft.

Die 44-Jährige, die sich für die Rechte der Lenca-Ureinwohner einsetzte, war im März 2016 in ihrem Haus in der Stadt La Esperanza im Westen von Honduras erschossen worden. Bereits im Dezember 2019 wurden sieben Beteiligte zu Haftstrafen zwischen rund 30 und 50 Jahren verurteilt. Der von Cáceres mitgegründete Rat der indigenen Völker Honduras' (COPINH) forderte nach der Urteilsverkündung am Montag, weitere Hintermänner festzunehmen - Castillo sei nur ein Glied in der Befehlskette gewesen. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

Für ihr Engagement war Cáceres mit dem renommierten Goldman-Umweltpreis ausgezeichnet worden. Posthum war sie im Jahr 2020 eine Finalistin für den Sacharow-Menschenrechtspreis des Europaparlaments.


Ausschuss zu Kapitol-Attacke will Druck gegen Beamte nach Wahl zeigen

WASHINGTON: Die Kampagne des damaligen US-Präsidenten Donald Trump und seiner Anhänger gegen Verantwortliche in den Bundesstaaten nach der Präsidentenwahl 2020 stehen im Zentrum der nächsten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke. Die Sitzung des Gremiums an diesem Dienstag (19.00 Uhr MESZ) solle zeigen, dass Trump Druck auf örtliche Beamte ausgeübt habe, um das Wahlergebnis zu kippen, kündigte ein Mitarbeiter des Ausschusses an. Es wird etwa eine Aussage des für die Organisationen von Wahlen im US-Bundesstaat Georgia zuständigen Staatssekretärs Brad Raffensperger erwartet.

Trump hatte Raffensperger in einem Telefonat unverhohlen aufgefordert, genügend Stimmen für seinen Wahlerfolg in dem Bundesstaat zusammenzubringen. Eine Aufnahme des Gesprächs wurde an US-Medien weitergegeben. Darin war unter anderem zu hören, wie Trump sagt: «Ich will nur 11.780 Stimmen finden.» Georgia war einer der Bundesstaaten, in denen sich die Wahl im November zugunsten von Trumps Herausforderer Joe Biden entschied. Während der öffentlichen Anhörung am Donnerstag würden Raffensperger und andere darüber berichten, wie sie diesen Druck erlebt haben, sagte der Ausschuss-Mitarbeiter.

Drohungen gegen Wahlhelfer und anhaltende Bemühungen, das Vertrauen in die demokratischen Institutionen zu untergraben, seien real und anhaltend, hieß es weiter. «Sie sind eine Gefahr für unsere Demokratie», sagte der Mitarbeiter. «Lügen über die Wahl 2020 und Lügen über zukünftige Wahlen gehen weiter.»

Erst am Wochenende hatte die republikanische Partei im US-Bundesstaat Texas erklärt, das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahlen 2020 nicht anzuerkennen. «Wir (...) stellen fest, dass der amtierende Präsident Joseph Robinette Biden Jr. nicht rechtmäßig vom Volk der Vereinigten Staaten gewählt wurde», heißt es in einem Dokument. Gleichzeitig werden darin auch Ängste vor einem Wahlbetrug bei den Kongresswahlen Ende dieses Jahres geschürt.


Regierung: Terroristen töten 132 Zivilisten in Mali

BAMAKO: Mehr als 130 Zivilisten sind nach Angaben der malischen Regierung bei Angriffen extremistischer Milizen in mehreren Orten im Zentrum des westafrikanischen Landes getötet worden. «Die Gesamtzahl der Opfer beläuft sich auf 132 Zivilisten», teilte die Regierung in Bamako am Montag mit. Sie machte Kämpfer einer islamistischen Miliz mit Verbindung zur Terrororganisation Al-Kaida für die Attacken verantwortlich. Sie soll nach UN-Angaben auch für Dutzende Anschläge und Hinterhalte gegen malische Soldaten verantwortlich sein.

Mali mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern hat seit 2012 drei Militärputsche erlebt und gilt als politisch äußerst instabil. Seit dem bisher letzten Putsch im vergangenen Mai wird das Land von einer militärischen Übergangsregierung geführt, die enge Beziehungen zu Russland pflegen soll. Dem Krisenstaat machen seit Jahren islamistische Terrorgruppen zu schaffen. Die Militärjunta hat Wahlen bis Ende März 2024 versprochen. Die Bundeswehr ist weiterhin in Mali präsent. Sie ist an der UN-Friedensmission Minusma beteiligt. Die europäische Ausbildungsmission EUTM wird in Zukunft jedoch weitgehend gestoppt.


Intel verklagt EU-Kommission auf mehr als halbe Milliarde Euro

BRÜSSEL: Der Chiphersteller Intel verklagt die EU-Kommission auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Dabei geht es um Schadenersatz für eine laut dem Gericht der EU zu Unrecht verhängte Wettbewerbsstrafe, wie aus einem am Montag veröffentlichten Eintrag im EU-Amtsblatt hervorgeht. Im Januar hatte das Gericht der EU eine Strafe aus dem Jahr 2009 von 1,06 Milliarden Euro zulasten von Intel für nichtig erklärt (Rechtssache T-286/09). Der Konzern hatte die Geldstrafe vorläufig gezahlt und im Februar dieses Jahres zurückbekommen. Nun fordert er Verzugszinsen auf den Betrag.

Dem Unternehmen war von der EU-Kommission vorgeworfen worden, dass es versucht habe, Konkurrenz rechtswidrig aus dem Markt zu drängen. Eingereicht wurde die Klage von Intel auf Schadenersatz bereits Ende April, wie aus den Unterlagen hervorgeht.


Nach Wahl : ELN-Rebellen bieten Friedensgespräche an

BOGOTÁ: Nach dem Sieg des Linkspolitikers Gustavo Petro bei der Präsidentenwahl in Kolumbien hat die Guerillaorganisation ELN die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen angeboten. «Die ELN hält ihr System des politischen und militärischen Kampfes aufrecht, aber auch ihre Bereitschaft, mit dem Friedensprozess fortzufahren», teilte die Rebellengruppe am Montag mit.

Nach dem Friedensvertrag mit der größeren Guerillaorganisation Farc 2016 nahm die Regierung auch mit der ELN Friedensgespräche auf. Die Verhandlungen wurden allerdings abgebrochen, nachdem die ELN 2019 einen Bombenanschlag auf eine Polizeiakademie in der Hauptstadt Bogotá mit 22 Toten verübt hatte.

Die marxistisch-leninistische Nationale Befreiungsarmee (ELN) hat rund 5000 Kämpfer. Die Organisation orientierte sich zunächst stark am kubanischen Sozialismusmodell, später schlossen sich viele von der Befreiungstheologie geprägte Geistliche der Gruppe an. Sie verübt vor allem im Osten Kolumbiens Anschläge und nimmt Geiseln.

Am Sonntag hatte Petro die Präsidentenwahl in Kolumbien gewonnen. Er war als junger Mann selbst Mitglied der Rebellengruppe M-19 und saß zwei Jahre im Gefängnis. Als Staatschef will er das südamerikanische Land befrieden, die soziale Ungleichheit bekämpfen und die Ausbeutung der Rohstoffvorkommen zurückfahren.


Israels Regierung will Weg zu Neuwahlen ebnen

TEL AVIV: Israels Regierung will das Parlament auflösen und damit den Weg zu Neuwahlen ebnen. Die Koalition will in der nächsten Woche die Knesset über das Vorhaben abstimmen lassen, wie Ministerpräsident Naftali Bennett am Montagabend bei einer Pressekonferenz sagte. Bis zur Vereidigung einer neuen Regierung soll demnach der aktuelle Außenminister Jair Lapid stellvertretend das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.

Die Wahl könnte Medien zufolge Ende Oktober stattfinden - es wäre die fünfte innerhalb von dreieinhalb Jahren.

Bennetts Regierungsbündnis ist seit einem Jahr im Amt und wackelt schon seit längerem. Im April hatte die Acht-Parteien-Koalition ihre hauchdünne Mehrheit von 61 von 120 Sitzen verloren, weil eine Abgeordnete das Bündnis verlassen hatte. Vor einer Woche erklärte ein weiteres Mitglied von Bennetts ultrarechter Jamina-Partei seinen Austritt aus der Koalition. Die Opposition um Ex-Premiermister Benjamin Netanjahu fordert Bennetts Rücktritt.


EuGH urteilt zur Verwendung von Fluggastdaten für Ermittlungen

LUXEMBURG: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilt am Dienstag (9.30 Uhr) darüber, ob ein EU-Gesetz über die Verwendung von Fluggastdaten mit der EU-Grundrechte-Charta vereinbar ist. EU-Recht sieht vor, dass Fluggastdaten in großer Zahl bei der Überschreitung einer Außengrenze der Europäische Union systematisch verarbeitet werden. So sollen terroristische Straftaten und andere schwere Kriminalität verhindert und aufgedeckt werden.

Im konkreten Fall beanstandet eine belgische Menschenrechtsorganisation, wie Belgien das EU-Recht umsetzt. Das dortige PNR-Gesetz verpflichtet etwa Flug-, Bahn- Bus-, Fähr- und Reiseunternehmen, die Daten ihrer Passagiere, die über die Landesgrenzen hinaus unterwegs sind, an eine Zentralstelle weiterzugeben, in der unter anderem Polizei und Geheimdienste vertreten sind. Der Organisation ist das zu weitgehend.

Die sogenannte PNR-Richtlinie beschäftigt den EuGH immer wieder. So legten beispielsweise das Verwaltungsgericht Wiesbaden und das Amtsgericht Köln dem EuGH im Jahr 2020 Fragen zu dem EU-Gesetz vor. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden etwa hat erhebliche Zweifel am Datenschutz des Fluggastdatengesetzes. Nach Klagen zweier Fluggäste soll der EuGH auch in diesem Fall unter anderem klären, inwieweit die Richtlinien mit Grundrechten auf Achtung des Privat- und Familienlebens und dem Schutz personenbezogener Daten vereinbar sind. Auch im Kölner Fall geht es um eine ähnliche Frage. In beiden Verfahren steht ein Urteil noch aus.


Republikaner und Trump-Kritiker warnt vor Chaos bei Wahl 2024

WASHINGTON: Der Republikaner Adam Kinzinger, Mitglied des Untersuchungsausschusses zum Angriff auf das US-Kapitol, geht hart mit seiner Partei ins Gericht. «Leider hat meine Partei das amerikanische Volk mit Blick auf die Wahrheit völlig im Stich gelassen, was mich traurig macht», sagte Kinzinger im US-Fernsehen zu den unbelegten Wahlbetrugsbehauptungen von Ex-Präsident Donald Trump und dessen Anhängern. Er warnte vor Chaos bei der Präsidentenwahl 2024. Man dürfe sich nicht nur auf Washington konzentrieren, sondern auch auf die Wahlhelfer auf regionaler Ebene. Dort gebe es Menschen, die «im Grunde nicht an die Demokratie glauben».

Unter den neun Kongressabgeordneten in dem Untersuchungsausschuss zum 6. Januar 2021 sind sieben Demokraten und nur zwei Republikaner. Bei den beiden republikanischen Abgeordneten Liz Cheney und Kinzinger handelt es sich um ausgewiesene Trump-Kritiker, die von ihrer Partei verstoßen wurden. Kinzinger veröffentlichte am Wochenende auf Twitter auch einen Brief mit Morddrohungen, der seinen Angaben nach an ihn und seine Familie geschickt wurde.

Die republikanische Partei im US-Bundesstaat Texas sorgte am Wochenende für Schlagzeilen, weil sie nach einem Treffen in einer Resolution das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahlen 2020 nicht anerkannte. «Wir (...) stellen fest, dass der amtierende Präsident Joseph Robinette Biden Jr. nicht rechtmäßig vom Volk der Vereinigten Staaten gewählt wurde», heißt es in dem Dokument.

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Der Ausschuss soll die Hintergründe aufklären. Für diese Woche sind weitere öffentliche Anhörungen geplant.


Immer mehr Migranten wollen über Ärmelkanal nach Großbritannien

PARIS: Immer mehr Migranten versuchen den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu überqueren. Seit Jahresbeginn bis zum 13. Juni seien 777 Versuche registriert worden, mit kleinen Booten die Meerenge zu überqueren, teilte das Innenministerium laut der Nachrichtenagentur AFP in Paris mit. Dabei sei es um insgesamt 20.132 Flüchtlinge gegangen, ein Anstieg um 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für 2021 war bereits von Rekordzahlen die Rede gewesen. 52.000 Migranten versuchten über den Ärmelkanal zu gelangen, 28.000 gelang dies nach Angaben des französischen Ministeriums auch.

Seit Jahren wollen Migranten von den nordfranzösischen Hafenstädten aus über den Ärmelkanal nach Großbritannien übersetzen. Großbritannien will dies unterbinden und zahlt Frankreich sogar Geld für einen intensiveren Grenzschutz. Frankreich wiederum hält den Briten vor, sie müssten mehr Möglichkeiten der legalen Einreise schaffen. Zudem werfen französische Politiker Großbritannien auch Heuchelei vor: Einerseits werde vom Kampf gegen die Migration geredet, andererseits machten es die Briten den illegalen Einwanderern sehr leicht, im Land einer Beschäftigung nachzugehen.


Downing Street bestätigt Gespräch mit «Times» über Johnson-Bericht

LONDON: Nach einem kontroversen Bericht über Premierminister Boris Johnson und seine Frau Carrie Johnson hat die britische Regierung bestätigt, mit der «Times» vor und nach der Veröffentlichung des Berichts in Kontakt gewesen zu sein. Die Zeitung hatte am Wochenende in ihrer ersten Print-Ausgabe berichtet, Johnson habe Carrie Symonds - heute Johnson - 2018 als Stabschefin im Außenministerium anstellen wollen, dem er als Minister vorstand. In späteren Auflagen der Print- sowie der Online-Ausgabe der «Times» tauchte der Artikel nicht mehr auf.

In einem Briefing mit Journalisten gab Downing Street am Montag zu, vor und nach der Veröffentlichung mit der Zeitung in Kontakt gewesen zu sein. Wer genau mit wem gesprochen habe, wollte der Sprecher nicht genauer erläutern. Johnson selbst sei jedoch nicht in die Gespräche involviert gewesen. Es sei Sache der Medien und Journalisten, zu entscheiden, worüber sie berichteten. Allerdings sei der Einstellungsversuch bereits zuvor dementiert worden. Mehreren Medien zufolge soll Carrie Johnsons Sprecherin den Einstellungsversuch als unwahr bezeichnet haben.

Der Autor des Berichts, der langjährige britische Journalist Simon Walters, sagte dem «Guardian» hingegen, er stehe noch immer hinter seiner Geschichte. Keiner der Betroffenen habe den Bericht öffentlich dementiert. Auch im Hintergrund habe Downing Street das ihm gegenüber nicht getan. Der Verlag News UK gab zunächst keine Erklärung zum plötzlichen Verschwinden des Artikels ab.

Boris Johnson steht innenpolitisch nach einer Affäre um verbotene Lockdown-Partys in seinem Amtssitz enorm unter Druck. Bei einem Misstrauensvotum sprachen sich kürzlich 148 von 359 konservativen Abgeordneten aus seinen eigenen Reihen gegen ihn aus. Bei anstehenden Nachwahlen drohen der Tory-Partei herbe Niederlagen.


Tochter des Kremlgegners Nawalny besorgt über Verlegung ihres Vaters

WASHINGTON: Die Tochter des Kremlgegners Alexej Nawalny hat sich über die Verlegung ihres Vaters in ein Straflager mit härteren Bedingungen geäußert. «Niemand hat die Anwälte oder die Familie über diese Verlegung informiert», sagte Dascha Nawalnaja am Montag dem US-Sender CNN. Es sei besorgniserregend. Die Bedingungen in dem Gefängnis seien schlecht und weit entfernt von dem, was man sich unter typischen Gefängnissen vorstelle.

«Es handelt sich um eines der gefährlichsten und berüchtigtsten Hochsicherheitsgefängnisse in Russland, das dafür bekannt ist, dass die Insassen gefoltert und ermordet werden», so die Anfang 20-Jährige. Ihr Vater werde dort von «jeglichen Informationen abgeschirmt» - es handle sich um eine Isolation, die für jeden «reine psychologische Folter» sei.

Vergangene Woche hatte Nawalny bekanntgegeben, dass er in ein Straflager verlegt worden sei. Er sei in die Strafkolonie 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow verlegt worden und befinde sich gerade in Quarantäne, teilte der 46-Jährige bei Instagram mit. Das Lager mit besonders harten Haftbedingungen liegt rund 150 Kilometer weiter entfernt von der Strafkolonie Pokrow. Das sind etwa 260 Kilometer nordöstlich von der russischen Hauptstadt Moskau. Im Mai hatte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe gegen Nawalny wegen angeblichen Betrugs bestätigt. Damit wurde die Verlegung in ein Straflager mit härteren Haftregeln rechtskräftig.


Zwei Männer und eine Frau wegen Terrorverdachts angeklagt

KOPENHAGEN: Zwei Männer und eine Frau sind in Dänemark wegen der mutmaßlichen Vorbereitung eines Terrorangriffs angeklagt worden. Wie die dänische Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, wird ihnen versuchter Terrorismus und die Mithilfe dazu vorgeworfen. Sie sollen demnach Waffen mit dazugehöriger Munition sowie Chemikalien und Materialien zum Bau von einer oder mehreren Bomben angeschafft haben, mit denen an einem unbekannten Ort in Dänemark oder im Ausland ein Terroranschlag verübt werden sollte. Ihnen wird auch zur Last gelegt, Geld an eine Person mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat überwiesen und somit Terroraktivitäten finanziert zu haben.

Alle drei - die beiden Männer sind 34 und 36, die Frau 31 Jahre alt - stammen aus dem Raum Holbæk rund 50 Kilometer westlich von Kopenhagen. Sie sind im Februar 2021 festgenommen worden und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen sie wird voraussichtlich am 24. August vor dem Gericht von Holbæk beginnen.

Bisherigen Erkenntnissen zufolge besitzt die angeklagte Frau die doppelte Staatsbürgerschaft, weshalb die Staatsanwaltschaft beantragen will, dass ihr der dänische Pass entzogen und sie dauerhaft aus Dänemark ausgewiesen wird. Für die beiden Männer will die Staatsanwaltschaft die dauerhafte Ausweisung beantragen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau handelt es sich bei ihnen um Brüder aus Syrien. Eine Schuld weisen demnach alle drei von sich.

Bei einem großen Anti-Terror-Einsatz waren an einem Wochenende im Februar 2021 insgesamt 13 Verdächtige mit familiären Verbindungen zueinander festgenommen worden, eine 14. Person zudem nach Angaben des dänischen Inlandsnachrichtendiensts PET in Deutschland. Die meisten davon kamen nach und nach wieder auf freien Fuß.


Konfliktparteien in Libyen streiten weiter um die Macht

KAIRO/TRIPOLIS: Die Konfliktparteien in Libyen streiten weiter darüber, wer das Bürgerkriegsland bis zu einer möglichen landesweiten Wahl regieren soll. In Diskussionen zu dieser Übergangszeit gebe es immer noch «Differenzen», teilte die UN-Sonderberaterin für Libyen, Stephanie Williams, am Montag mit. Vertreter beider Seiten sollten sich nun innerhalb von zehn Tagen treffen, um zu einer Einigung zu kommen, so Williams. Das scheint angesichts der monatelangen Spannungen zwischen den verfeindeten Lagern kaum realistisch.

In dem ölreichen Land ringen derzeit zwei Regierungen um Macht. In der westlich gelegenen Hauptstadt Tripolis sitzt die Regierung von Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba, zugleich beansprucht die Regierung von Ex-Innenminister Fathi Baschaga die Macht für sich. Baschaga ist mit dem Parlament im Osten verbündet. In vergangenen Wochen kam es in Tripolis wieder zu Kämpfen verfeindeter Milizen.

Am Montag endete in Kairo die dritte Runde zu Verhandlungen über eine neue libysche Verfassung. Der Streit darüber war mit ein Grund dafür, warum eine im vergangenen Dezember geplante landesweite Wahl platzte. Die erneuten Verhandlungen über die verfassungsrechtlichen Grundlagen sollen helfen beim neuen Anlauf, die Wahl abzuhalten.

Auch an diesen Gesprächen gibt es Kritik. Die Verhandlungen würden geführt von «Kammern ohne Wählerschaft» unter Schirmherrschaft einer UN-Mission in Libyen, deren Zukunft selbst ungewiss sei, schrieb Experte Emadeddin Badi bei Twitter - dazu in der Hauptstadt Ägyptens, das selbst in den Konflikt in Libyen verwickelt sei und deshalb «alles andere als konstruktiv». Diese Mischung sei der «sichere Weg in eine Katastrophe», schrieb Badi.


Jugendlicher in Washington erschossen - drei Menschen verletzt

WASHINGTON: Ein Jugendlicher ist am Rande eines unangemeldeten Konzerts in der US-Hauptstadt Washington erschossen worden. Drei weitere Menschen, darunter ein Polizist, wurden verletzt, wie die Polizei am Sonntagabend (Ortszeit) mitteile. Der getötete Jugendliche war nach Polizeiangaben «etwa 15 Jahre alt».

Mehrere Hundert Menschen haben sich demnach versammelt, um Musik auf der Straße zu hören. Zunächst kam es nach Angaben der Polizei zu einem Streit. Kurz darauf sei Panik unter den Anwesenden ausgebrochen - viele seien weggelaufen, gestürzt und hätten sich an den Beinen verletzt. Es sei noch unklar, was diese Panik ausgelöst habe, hieß es. Wenig später seien dann Schüsse gefallen.

Die Polizei gab an, mehrere Waffen bei der Veranstaltung entdeckt zu haben. «Das ist inakzeptabel», sagte Polizeichef Robert Contee. Offen war zunächst, wer die Schüsse abgefeuert hatte. «Wir haben ein Kind, das heute mit Waffen bei einer Veranstaltung getötet wurde, die für die Anzahl der Menschen, die hier waren, nicht richtig geplant war», zitierte der Sender CNN die Bürgermeisterin der Stadt, Muriel Bowser. Der Vorfall ereignete sich in einem beliebten Ausgehviertel rund um die U-Street in Washington. In der Stadt kommt es immer wieder zu tödlichen Vorfällen mit Schusswaffen.

Nach einem Massaker in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas im Mai gibt es in den USA wieder eine Debatte über die grassierende Waffengewalt. Ein 18-Jähriger mit einem Sturmgewehr hatte im Mai in einer Grundschule 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. Zahlreiche Menschen demonstrierten daraufhin in Washington und anderen Städten für strengere Waffengesetze. Eine überparteiliche Gruppe im US-Senat einigte zuletzt auf Vorschläge für einen besseren Schutz vor Schusswaffengewalt.


Scholz trifft Biden am Rande des G7-Gipfels - Zeitpunkt noch offen

BERLIN: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz will am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau in Bayern mit allen elf teilnehmenden Staats- und Regierungschefs bilaterale Gespräche führen - darunter auch US-Präsident Joe Biden. Termine dafür wurden am Montag in Regierungskreisen aber noch nicht genannt.

Gut ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist Scholz in dem zum Luxushotel umgebauten Schloss in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen erstmals Gastgeber eines großen internationalen Treffens. Der Gipfel findet vom 26. bis 28. Juni statt und ist eingebettet in die Treffen von Europäischer Union (23./24. Juni) und Nato (28. bis 30. Juni).

Zur G7 wirtschaftsstarker Demokratien zählen die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan. Außerdem hat Scholz fünf Gastländer eingeladen: Indien, Indonesien, Südafrika, Senegal und Argentinien. Er will damit den Zusammenhalt der Demokratien weltweit stärken.


900 Kilogramm Kokain in Kakao-Container entdeckt

ANTWERPEN: Der belgische Zoll hat im Hafen von Antwerpen 900 Kilogramm Kokain gefunden. Die Drogen wurden in einem Container mit Kakao aus Kolumbien versteckt, wie der föderale öffentliche Dienst Finanzen am Montag mitteilte. Der Marktwert des am Donnerstag entdeckten Kokains belaufe sich auf rund 45 Millionen Euro.

In Europa werde inzwischen mehr Kokain angeboten als je zuvor, teilten Europol und die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zuletzt mit. Im vergangenen Jahr stellten die Fahnder nach vorläufigen Daten mindestens 240 Tonnen Kokain sicher. An der Spitze stand der Hafen von Antwerpen, gefolgt von Rotterdam. In Deutschland sei vor allem der Hamburger Hafen zu einem Umschlagplatz der Droge geworden.


Nach Andrews Skandal: Beflaggung nur noch für Queen und Prinz Charles

LONDON: Nach seinen Verstrickungen in einen Missbrauchsskandal werden für den britischen Queen-Sohn Prinz Andrew zum Geburtstag keine Flaggen mehr auf britischen Regierungsgebäuden wehen. Allerdings wurden auch die anderen Kinder der Queen - mit Ausnahme von Prinz Charles sowie Prinz William und Kate - von der Liste derer genommen, für die an ihren Ehrentagen die Union-Jack-Beflaggung angeordnet ist, wie die Nachrichtenagentur PA am Montag meldete.

Die «Sun» hatte zuvor berichtet, die Änderung sei ohne offizielle Ankündigung im Februar gemacht worden, als der millionenschwere Vergleich mit der US-Klägerin Virginia Giuffre im Missbrauchsskandal Andrew erneut negative Schlagzeilen bescherte. Um den Herzog von York, wie Andrew mit offiziellem Titel heißt, nicht bloßzustellen, seien auch die anderen Royals von der Liste genommen werden, wie die «Sun» unter Berufung auf Insider-Quellen schrieb.

Ob Prinz Andrew nun in der Öffentlichkeit auftreten oder gewürdigt werden sollte, ist ein kontroverses Thema, das die Royals immer wieder umtreibt. Für Unverständnis sorgte bei manchen, dass sich Queen Elizabeth II. beim offiziellen Gedenkgottesdienst im Frühjahr von Andrew zu ihrem Platz begleiten ließ. Beim Auftritt auf dem Balkon nach der «Trooping the Colour»-Parade zum Thronjubiläum Anfang Juni durfte der zweitälteste Queen-Sohn (62) jedoch nicht dabei sein. Seine öffentlichen Aufgaben und Schirmherrschaften musste er ebenfalls niederlegen.


Klimaaktivisten kleben sich an Eingangstüren der EU-Kommission

BRÜSSEL: Klimaaktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben am Montag den Haupteingang der EU-Kommission in Brüssel blockiert. Nach Angaben der Organisation klebten zehn Aktivistinnen und Aktivisten am Morgen ihre Hände an die Eingangstüren. Die Polizei sprach im Nachhinein von fünf festgeklebten Menschen, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die Protestierenden forderten die Einführung eines Ökozid-Gesetzes, wie Extinction Rebellion mitteilte.

«Die Zerstörung der Umwelt und unserer Lebensgrundlagen muss strafrechtlich angemessen belangt werden», erklärte ein Sprecher. Unter einem Ökozid wird eine massive Zerstörung der Umwelt verstanden. Die Klimaaktivisten fordern, den Ökozid ins Völkerstrafrecht aufzunehmen und so auf eine Stufe mit etwa Kriegsverbrechen und Genoziden zu stellen.

Am späten Morgen war der Eingang wieder frei zugänglich, wie eine dpa-Reporterin vor Ort beobachtete. Videos in sozialen Medien zeigen, wie Polizisten die angeklebten Hände der Demonstrierenden ablösen.


Ab Mitte der Woche Hitzewelle erwartet

ATHEN: Nach starken und für die Jahreszeit unüblichen Regenfällen in Teilen Griechenlands kündigen Meteorologen nun eine Hitzewelle an.

Ab Mittwoch steigen die Temperaturen im ganzen Land auf bis zu 40 Grad. Die Hitze soll demnach mindestens bis zum Wochenende andauern. Ärzte empfehlen, helle, leichte Kleidung zu tragen und viel Wasser zu trinken, Alkohol hingegen zu meiden. Die Feuerwehr wiederum mahnt zur Vorsicht: Die Waldbrandgefahr steige.


Zimmermädchen wird Abgeordnete

PARIS: Ein Zimmermädchen wird in Frankreich erstmals Abgeordnete der Nationalversammlung. Rachel Keke, die für das neue Linksbündnis bei der Parlamentswahl antrat, setzte sich am Sonntag in einem Wahlkreis im Pariser Umland gegen eine Ex-Ministerin durch. In Frankreich erlangte die fünffache Mutter zuvor bereits landesweite Bekanntheit, weil sie sich an die Spitze eines beispiellosen Protests gegen die Arbeitsbedingungen der Zimmermädchen in einer großen Hotelkette stellte - mit Erfolg. Nach monatelangem Protest gab es eine Lohnerhöhung, eine Senkung der Zimmerzahl, die die Frauen pro Schicht zu reinigen haben und eine Gratis-Mahlzeit.

«Seitdem können wir morgens mit erhobenem Haupt zur Arbeit gehen», meinte die 48-Jährige, die als junge Frau von der Elfenbeinküste nach Frankreich gekommen war. Mit ihrem Einzug ins Parlament wolle sie weiter «die Stimme der Stimmenlosen» sein, sagte sie der Zeitung «Le Monde». «Mein Sieg ist historisch», fuhr sie fort. «Die Nationalversammlung gehört uns, sie ist nicht nur für die Reichen da.»


Waldbrände in Nordspanien weiter außer Kontrolle - 1000 Evakuierte

MADRID: Im Norden Spaniens haben Feuerwehren am Montag weiter gegen Waldbrände gekämpft, die zunächst noch nicht eingedämmt werden konnten. Insgesamt etwa 1000 Bewohner zwölf kleinerer Ortschaften in der autonomen Gemeinschaft Navarra mussten ihre Häuser wegen näher rückender Flammen und starker Rauchbildung verlassen. Sie kamen in Notunterkünften unter, wie die Zeitung «Noticias de Navarra» unter Berufung auf die Behörden berichtete.

Am schwierigsten sei die Lage wegen ständig wechselnder Winde im Höhenzug der Sierra de El Perdón und in Gallipienzo rund 20 Kilometer südlich von Pamplona. Die Lage verbessere sich jedoch langsam, da die Hitzewelle der vergangenen Tage vorbei und die Temperaturen vielerorts unter 30 Grad gefallen seien.

Der schlimmste Brand im Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal im Nordwesten des Landes konnte den Angaben zufolge jedoch gelöscht werden. Allerdings blieben 25.000 Hektar verkohlter Waldflächen zurück. Für die ohnehin dünn besiedelte Region sind die wirtschaftlichen Folgen immens.

Hitzeperioden werden in Spanien häufiger, früher und intensiver. Der absolute Rekord wurde im vergangenen August in Montoro in Andalusien gemessen: 47,4 Grad. Experten führen diese Entwicklung auf den menschengemachten Klimawandel zurück und erwarten künftig auch noch höhere Temperaturen.


Deutscher Urlauber beim Baden auf Mallorca tödlich verunglückt

PALMA: Ein deutscher Urlauber ist beim Baden auf Mallorca tödlich verunglückt. Das bestätigte die Guardia Civil am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Medienberichten zufolge soll es sich um einen Mann Mitte 70 handeln, der mit seiner Frau Ferien auf der Insel gemacht hatte. Woher aus Deutschland der Urlauber kam, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Der Mann sei am Montag bei Santa Ponça im Meer geschwommen. Wie die Ermittler vermuten, wurde der Deutsche wegen eines Hitzschlags ohnmächtig. Eine Welle habe ihn dann in die Nähe von Felsen gespült, wo er mit dem Kopf hart aufgeschlagen sei. Badegäste versuchten vergeblich, den Deutschen aus dem Wasser zu holen, und riefen den Rettungsdienst. Der Zivilschutz habe den Mann mit einem Boot bergen können. Versuche, ihn wiederzubeleben, seien aber gescheitert.

Die bei Touristen beliebte Insel war in den vergangenen Tagen wie weite Teile Spaniens von einer Hitzewelle heimgesucht worden. Am Montag lagen die Höchsttemperaturen noch bei etwa 30 Grad. Erst ab Mittwoch soll es wieder etwas kühler werden.


Zahlreiche Tote bei IS-Angriff auf syrische Regierungstruppen

DAMASKUS: Bei einem Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf syrische Regierungstruppen sind im Osten des Bürgerkriegslandes zahlreiche Menschen getötet worden. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete am Montag, elf Soldaten und zwei Zivilisten seien ums Leben gekommen. Terroristen hätten am Morgen südlich der Stadt Al-Rakka einen Bus angegriffen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, 15 Soldaten seien getötet worden. Zudem gebe es Schwerverletzte. Die Beobachtungsstelle hat ihren Sitz in England, stützt sich bei ihren Berichten aber auf Angaben von Informanten in Syrien.

Die Terrormiliz reklamierte den Angriff für sich. Kämpfer des Islamischen Staates hätten einen mit Soldaten besetzten Bus aus dem Hinterhalt überfallen, berichtete das IS-Sprachrohr Amak. Die Meldung wurde über die üblichen Kanäle der Extremisten im den sozialen Medien verbreitet.

Der IS hatte über Jahre große Gebiete in Syrien und im benachbarten Irak unter seiner Kontrolle. Dort riefen die Extremisten ein selbst ernanntes «Kalifat» aus. Im Frühjahr 2019 verloren sie aber ihre letzte Bastion im Osten Syriens. Zellen des IS sind jedoch weiter aktiv. Vor allem in den Wüstengebieten im Zentrum und Osten Syriens kommt es immer wieder zu Angriffen. In diesem Januar wurden Dutzende Menschen getötet, als die Terrormiliz versuchte, Anhänger aus einem Gefängnis in der Stadt Al-Hassaka im Nordosten Syriens zu befreien.


Nach Bootsunglück vor Mykonos weiterhin acht Migranten vermisst

ATHEN: Nach dem schweren Bootsunglück mit 116 Menschen am Sonntag westlich der griechischen Insel Mykonos werden weiterhin acht Menschen vermisst. Es soll sich um fünf Erwachsene und drei Kinder handeln, wie griechische Medien am Montag unter Berufung auf die Küstenwache berichteten. Zunächst war von vier Vermissten die Rede. Gegen sechs der 108 geretteten Passagiere wird ermittelt - es soll sich bei ihnen um Schleuser handeln.

Die Menschen befanden sich auf einem überfüllten, rund 16 Meter langen Segelboot, das in der Nacht zum Sonntag bei schwerem Wind leckschlug. Es blieb nicht das einzige Unglück: Am Sonntagnachmittag strandete ein weiteres Segelboot im Südwesten der Insel Rhodos. An Bord seien 28 Männer, zwölf Frauen und 16 Minderjährige gewesen, niemand sei verletzt worden, teilte die Küstenwache mit.

Das Phänomen verunglückter Segelboote mit Migranten an Bord ist vergleichsweise neu; offenbar versuchen Schmuggler mittlerweile, die Menschen von der türkischen Westküste aus direkt nach Italien zu schleusen. Die im Vergleich sehr kurze Überfahrt zu den griechischen Inseln per Schlauchboot hingegen ist kaum mehr möglich, weil die griechische Küstenwache das Meer in der Region streng kontrolliert.


Wahlschlappe trifft Ministerinnen und Vertraute von Präsident Macron

PARIS: Die herbe Wahlschlappe für Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat unmittelbare Folgen für dessen Regierung. Zwei Ministerinnen des gerade erst neu formierten Kabinetts werden ihre Posten räumen müssen, da sie bei der Parlamentswahl am Sonntag die Mehrheit in ihren Wahlkreisen verfehlten. Macron hatte diese Regel vor der Wahl aufgestellt. Betroffen sind Umweltministerin Amélie de Montchalin und Gesundheitsministerin Brigitte Bourguignon. Außerdem muss die Staatssekretärin für Meeresangelegenheiten, Justine Benin, gehen.

Auch weitere Vertraute des Präsidenten scheiterten in ihren Wahlkreisen, so etwa Ex-Innenminister Christophe Castaner und der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand. Aus der Opposition gab es den Ruf, die erst im Mai ernannte Premierministerin Élisabeth Borne müsse wegen des schlechten Ergebnisses des Regierungslagers zurücktreten. Wie Regierungssprecherin Olivia Grégoire dem Sender France Inter am Montag sagte, habe sich diese Frage noch nicht gestellt, man werde in den kommenden Stunden weitersehen.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kam das Macron-Lager am Sonntag auf 245 der 577 Sitze und verfehlte damit die absolute Mehrheit. Das neue linke Bündnis angeführt von Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon erzielte 131 Sitze. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National von Marine Le Pen legte massiv zu auf 89 Sitze. Die traditionelle Volkspartei der Republikaner kam samt Verbündeten auf 74 Sitze, ein kräftiger Verlust.

Das Macron-Lager, das im Parlament nur noch mit einfacher Mehrheit ausgestattet ist, muss sich nun Unterstützung bei anderen Gruppen im Parlament suchen. Koalitionsregierungen sind in Frankreich unüblich. Erstmals seit mehr als 30 Jahren hat der Staatschef nicht mehr die absolute Mehrheit im Parlament.


Historischer Wahlsieg der Konservativen in Andalusien - Vox gebremst

SEVILLA: Die konservative Volkspartei PP hat die Regionalwahl im südspanischen Andalusien überraschend klar gewonnen. Mit ihrem Spitzenkandidaten Juanma Moreno (52) holte sie am Sonntag in einem als historisch bezeichneten Erfolg die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament in Sevilla. «Heute haben wir in Andalusien Geschichte geschrieben», sagte Moreno in seiner Siegesrede in der Nacht zu Montag. Dies sei auch eine Botschaft an den Rest Spaniens, wo die PP bei den nächsten landesweiten Wahlen in rund eineinhalb Jahren die Sozialisten von Ministerpräsident Pedro Sánchez aus der Regierung drängen will.

Zugleich konnte die PP den weiteren Aufstieg der rechtspopulistischen Vox bremsen. Umfragen zufolge hatte es so ausgesehen, als ob die PP die absolute Mehrheit nicht erreichen würde und auf die Rechtsaußen angewiesen sein würde. Die sozialistische PSOE erlitt in ihrer jahrzehntelangen Hochburg das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Und der bisherige Koalitionspartner der PP, die liberalen Ciudadanos, flogen aus dem Parlament.

Der Erfolg in der bevölkerungsreichsten Gemeinschaft Spaniens bedeutet starken Rückenwind für den erst im April gewählten PP-Vorsitzenden Alberto Núñez Feijóo. Wie Moreno gilt er als gemäßigter Konservativer, der weniger auf persönliche Angriffe als auf Argumente setzt. Wenn sich Sánchez mit seiner wackeligen Minderheitsregierung bis zum Ende der Legislaturperiode überhaupt im Amt halten kann, dürfte Feijoo ein gefährlicher Gegner sein.

Im Regionalparlament in Sevilla stellt die PP künftig 58 der 109 Sitze, 32 mehr als bisher. 43,1 Prozent der Wähler entschieden sich laut zentraler Wahlkommission für die Konservativen. Die PSOE landete mit 30 Sitzen (-3) und 24,1 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei. Vox konnte zwar auf 14 Sitze (+2) und 13,5 Prozent zulegen, verfehlte aber ihr Ziel von 20 Sitzen klar. Die Ciudadanos kamen auf nur noch 3,29 Prozent und verloren ihre bisher 21 Sitze. Zwei Wahlbündnisse links von der PSOE, die 2018 noch als ein Block angetreten waren, kamen zusammen auf 7 Sitze (-10) und 12,26 Prozent.


Britische Bahn-Beschäftigte wollen mehrere Tage lang streiken

LONDON: Zugpendler und andere Bahn-Reisende in Großbritannien müssen in den kommenden Tagen weitgehend auf andere Fortbewegungsmittel ausweichen. Die Gewerkschaft der Bahnbeschäftigten RMT hat für mehrere Tage großflächige Bahnstreiks angekündigt, die am Dienstag beginnen sollen. Auch am Donnerstag und Samstag wollen die rund 40.000 Mitglieder Gewerkschaft ihre Arbeit niederlegen, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

An den Tagen dazwischen wird mit Verzögerungen oder Ausfällen gerechnet. Der Streik gilt als größter seit Jahrzehnten, nur rund ein Fünftel der Verbindungen soll wie üblich fahren. Am Dienstag streiken zudem die Beschäftigten der Londoner U-Bahn.

Man sei absolut daran interessiert, eine Lösung in dem Konflikt zu finden, sagte Tim Shoveller vom Zugbetreiber Network Rail im Interview mit der BBC. John Leach von der Gewerkschaft RMT kündigte in der BBC an, solange wie nötig an Streiks festhalten zu wollen. Beobachter fürchten, dass dies Monate dauern könnte.

Leach kritisierte die konservative britische Regierung für finanzielle Kürzungen im Verkehrssektor und forderte eine stärkere Unterstützung durch die oppositionelle Labour-Partei. Die anstehenden Streiks haben sich in den vergangenen Wochen zum politischen Streitthema zwischen den Parteien entwickelt, bei dem sich beide Seiten gegenseitig die Schuld zuschieben.


Afghane im Iran wegen Mordes an Geistlichen hingerichtet

TEHERAN: Im Iran ist ein afghanischer Flüchtling nach dem Mord an zwei schiitischen Geistlichen hingerichtet worden. Der 21-Jährige wurde am Montag im Wakil-Abad Gefängnis in Maschhad erhängt, wie der Leiter der örtlichen Justizbehörde laut Nachrichtenportal Misan bekannt gab.

Medienberichten zufolge hatte der Mann die Tat im April in der Pilgerstadt Maschhad im Heiligtum des schiitischen Imams Resa mit sechs weiteren Komplizen begangen. Bei dem Attentat wurde ein drittes Opfer schwer verletzt. Die Attacke soll religiös motiviert gewesen sein. Im Iran ist der schiitsche Islam Staatsreligion.

Im Islam gibt es eine Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten, immer wieder gibt es Konflikte. Im Iran leben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR knapp zwei Millionen unregistrierte Flüchtlinge aus Afghanistan. Laut dem Iran liegt die Zahl deutlich höher.


«El País»: Macron prekär

MADRID: Die spanische Zeitung «El País» kommentiert am Montag die Wahlniederlage von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron:

«In den vergangenen fünf Jahren hat die Konzentration der Macht im Elysée-Palast die Rolle des Parlaments konterkariert. Aber die allgemeine Unzufriedenheit hat Ventile auf der Straße oder in den Parteien und Kandidaten gefunden, die das System vom rechten und linken Rand aus herausfordern. Macron muss sich nun mit anderen Kräften abstimmen und aus dem Elysée herauskommen, weniger vertikal regieren und mehr auf die Bürger hören.

Es besteht jedoch das Risiko, dass die neue Nationalversammlung die Demokratie blockiert, wenn sie zu einem bloßen Resonanzboden für sozialen Zorn und zur Plattform systemfeindlicher Agitation wird. Die euroskeptische und antikapitalistische Linke von Jean-Luc Mélenchon hat bereits angekündigt, den Kampf gegen Macron auch auf der Straße zu führen. Die extreme Rechte von Marine Le Pen wird erstmals seit 1986 eine eigene Fraktion bilden können.

Macron wird angesichts gigantischer Herausforderungen wie Inflation, Rentenreform oder der, Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen Bündnisse mit der Linken als auch mit der gemäßigten Rechten knüpfen müssen. Und wegen der größten Herausforderung: dem Klimawandel.»


Erdbeben der Stärke 6,0 erschüttert Taiwan

TAIPEH: Ein Erdbeben der Stärke 6,0 hat am Montagmorgen Taiwan erschüttert.

Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von 6,8 Kilometern, wie das nationale Wetterbüro mitteilte. Das Zentrum lag demnach im Osten Taiwans, in der Nähe der Stadt Hualien. Das Beben war aber auf der gesamten Insel zu spüren. Kurz nach der ersten Erschütterung folgten vier kleinere Nachbeben. Berichte über größere Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht. In der Nähe von Taiwan treffen zwei tektonische Platten aufeinander, auf der Insel bebt deshalb immer wieder die Erde.


Katzen bedrohen letzte Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmäuse

ADELAIDE: Wilde Katzen bedrohen die letzten Bestände der vom Aussterben bedrohten Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmaus in Australien. Die kleinen Beutelsäuger kommen nur auf der Känguru-Insel vor der Südküste vor. Schätzungen zufolge gibt es nur noch rund 500 Exemplare. Durch die verheerenden Buschfeuer 2019-2020 waren bereits 98 Prozent des Lebensraums der Tiere schwer verbrannt. Eine Studie der Universität Adelaide ergab kürzlich, dass nun streunende Katzen ein weiteres erhebliches Risiko für das Überleben der Spezies darstellen.

Louis Lignereux und sein Team hatten den Mageninhalt und den Verdauungstrakt von 86 wilden Katzen untersucht, die zwischen Februar und August 2020 in speziell ausgewiesenen Schutzgebieten auf der Insel gefangen wurden. Alle Katzen wurden im Rahmen des nationalen Wildkatzenkontrollprogramms und gemäß der südaustralischen Tierschutzgesetze eingeschläfert.

Die Forscher identifizierten die Überreste von acht Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmäusen (Sminthopsis aitkeni) im Verdauungssystem von sieben verschiedenen Katzen - das waren mehr als acht Prozent aller untersuchten Tiere. Damit sei erstmals bestätigt worden, dass Katzen effiziente Jäger der endemischen Raubbeutler sind, heißt es im Fachmagazin «Scientific Reports».

«Weil hier eine geringe Anzahl von Exemplaren auf ein kleines geografisches Gebiet beschränkt lebt, sind Känguru-Insel-Schmalfußbeutelmäuse außergewöhnlich anfällig für stochastische Ereignisse», heißt es in der Studie. Die Jagd durch wilde Katzen (Felis catus), die während der europäischen Besiedelung nach Australien eingeführt wurden, erhöhe den Druck auf die Tiere - und könne möglicherweise zu deren Aussterben führen. Es sei deshalb dringend notwendig, die Populationen von streunenden Katzen in Gebieten, in denen bedrohte Arten leben, unter Kontrolle zu halten.

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