Neues aus dem Ausland am Montag

Neues aus dem Ausland am Montag

Präsidentenmord in Haiti: Dritte Anklage in den USA

MIAMI: Rund zehn Monate nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse ist ein dritter mutmaßlich Beteiligter in den USA angeklagt worden. Dem 51 Jahre alten Haitianer würden Verschwörung zum Mord oder zur Entführung außerhalb der USA sowie das Leisten materieller Unterstützung mit Todesfolge vorgeworfen, teilte das US-Justizministerium am Montag mit. Der Mann sei am Freitag aus Jamaika an die USA ausgeliefert worden und habe am Montag einen ersten Gerichtstermin in Miami wahrgenommen. Er soll für die Aktion gegen den Präsidenten Fahrzeuge organisiert und Schusswaffen zu beschaffen versucht haben. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Moïse war in der Nacht zum 7. Juli vergangenen Jahres in seiner Residenz in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince mit zwölf Schüssen getötet worden. Rund 20 kolumbianische Söldner und mehrere haitianisch-US-amerikanische Doppelbürger sollen daran beteiligt gewesen sein. Die Ermittler in den USA gehen davon aus, dass der Plan ursprünglich lautete, Moïse zu entführen. Die Hintergründe der Tat sind noch immer unklar.

In Haiti wurden Dutzende Verdächtige festgenommen, darunter 18 Kolumbianer. Weitere drei Kolumbianer wurden direkt nach der Tat getötet. Keiner kam bislang in dem armen Karibikstaat in Zusammenhang mit dem Fall vor Gericht. In Miami wurden allerdings bereits im Januar zwei ausgelieferte Verdächtige - ein Kolumbianer und ein haitianisch-chilenischer Doppelbürger - nach ihren Festnahmen in Jamaika und der Dominikanischen Republik unter anderem wegen Verschwörung zum Mord oder zur Entführung angeklagt.


Polizei fasst Mordverdächtigen und Justizbeamtin nach Flucht

WASHINGTON: Nach eineinhalbwöchiger Fahndung hat die Polizei in den USA einen Mordverdächtigen und eine Justizvollzugsbeamtin festgenommen, die ihm bei der Flucht aus der Haft geholfen haben soll. Der Sheriff im Bezirk Lauderdale (Alabama), Rick Singleton, sagte, Casey White (38) und Vicky White (56) - die nicht miteinander verwandt sind - seien am Montag im Bundesstaat Indiana nach einer Verfolgungsjagd gefasst worden. An deren Ende sei es zu einem Unfall gekommen. Vicky White sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf frühere Angaben des Sheriffs von einer möglichen romantischen Beziehung zwischen Casey White und Vicky White, die sich 2020 kennengelernt haben sollen.

Singleton sagte am Montag: «Wir haben heute einen gefährlichen Mann von der Straße geholt. Er wird nie wieder das Licht der Welt erblicken.» Nach Angaben der Polizei verbüßte Casey White bei seiner Flucht aus dem Bezirksgefängnis in Lauderdale eine 75-jährige Haftstrafe für eine ganze Reihe von Straftaten. Er war außerdem wegen des Mordes an einer 58-Jährigen angeklagt. Vicky White wird Fluchthilfe vorgeworfen, worauf bis zu zehn Jahre Haft stehen. Singleton sagte: «Sie hat uns einige Antworten zu geben.»

Nach Angaben des Sheriffs führte ein Tipp aus der Bevölkerung zur Festnahme. Auf Casey White war ein Kopfgeld von 10.000 Dollar (9470 Euro) ausgesetzt, auf Vicky White 5000 Dollar. Nach ihnen war seit dem 29. April landesweit gefahndet worden. Die Polizei warnte, sie seien gefährlich und womöglich bewaffnet. CNN berichtete, Vicky White habe vor der Flucht angegeben, sie bringe Casey White vom Gefängnis zum Gericht - dort seien die beiden nie angekommen. Kurz zuvor habe die 58-Jährige ihr Haus weit unter Marktwert verkauft.


Zwei Journalistinnen getötet - elf Tötungen dieses Jahr

COSOLEACAQUE: In Mexiko sind zwei Journalistinnen getötet worden - die zehnte und elfte Tötung von Medienschaffenden in diesem Jahr. Nach einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft des ostmexikanischen Bundesstaates Veracruz vom Montag kamen in der Gemeinde Cosoleacaque die Direktorin des lokalen Nachrichtenportals El Veraz, Yessenia Mollinedo, und eine Reporterin vom selben Medium, Sheila García, ums Leben. Nähere Informationen gab es von der Behörde zunächst nicht, sie sprach in der Mitteilung auf Twitter lediglich von bedauernswerten Vorfällen, die untersucht würden.

Nach örtlichen Medienberichten wurden die beiden Kolleginnen am Montagnachmittag (Ortszeit) von Unbekannten erschossen, als sie ein Geschäft verließen und auf ein Auto zugingen. Erst am vergangenen Donnerstag war nahe der westmexikanischen Stadt Culiacán die Leiche des bekannten Kolumnisten Luis Enrique Ramírez - des neunten getöteten Journalisten in diesem Jahr in Mexiko - gefunden worden.

Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der Organisation «Reporter ohne Grenzen» sieben Journalisten in Mexiko im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Der nordamerikanische Staat war demnach damit zum dritten Jahr in Folge das gefährlichste Land für Journalisten. Oft sind es Drogenkartelle und korrupte Lokalpolitiker, die gegen die Presse vorgehen. Insgesamt wurden in Mexiko 2021 im Schnitt 94 Morde pro Tag registriert. Fast 100.000 Menschen gelten als verschwunden.


Prinz Harry lässt sich für Video als Tourist bewerten

SANTA BARBARA: Gute Noten beim Verbrauch von Handtüchern, Punktabzug wegen eines weggeworfenes Lolli-Papiers: In einem satirischen Youtube-Video lässt sich Prinz Harry von zwei fiktiven Rating-Agenten darin bewerten, wie umweltfreundlich er sich in einem vergangenen Neuseeland-Urlaub verhalten hat. Der am Montag veröffentlichte Clip ist Teil einer Kampagne der vor einigen Jahren von Harry gegründete Organisation Travalyst, die sich für nachhaltigeres Reisen einsetzt.

Die zwei Kontrolleure - verkörpert von den Schauspielern Rhys Darby and Dave Fane - stoppen den Herzog von Sussex beim Lauf durch den Wald und bringen ihn mit ihrem Konzept ins Nachdenken, dass man nicht nur als Tourist seinen Urlaub bewertet, sondern auch der Urlaub die Touristen. Die Klimabilanz der für die meisten Reisenden langen Flugreise nach Neuseeland spielt darin jedoch keine Rolle.


Inzwischen 40 Tote nach Hotelexplosion in Havanna

HAVANNA: Nach der Gasexplosion in einem Luxushotel der kubanischen Hauptstadt Havanna ist die Zahl der Todesopfer auf 40 gestiegen. Von insgesamt 94 Verletzten wurden drei Tage nach dem Vorfall noch 18 in Krankenhäusern behandelt, darunter fünf Minderjährige. Dies teilte am Montag das Gesundheitsministerium des sozialistischen Karibikstaates mit.

Sechs Menschen waren demnach in kritischem Zustand. Unter den Toten waren den Angaben zufolge vier Minderjährige, eine schwangere Frau und eine Ausländerin - bei letzterer handelte es sich um eine spanische Touristin.

Am Freitag hatte eine starke Explosion das Hotel Saratoga in Havannas Altstadt großteils zerstört. Nach ersten Erkenntnissen war ein Gastank explodiert, als gerade Flüssiggas angeliefert wurde. Wegen der Coronavirus-Pandemie war das bekannte Fünf-Sterne-Hotel, wenige Schritte vom Kapitol entfernt, seit etwa zwei Jahren geschlossen. An diesem Dienstag sollte es wiedereröffnet werden.

Die unteren drei Etagen des neoklassizistischen Gebäudes waren völlig verwüstet, wie auf Bildern zu sehen war. Die Wucht der Explosion riss die Fassade weg, von der Straße aus waren die zerstörten Zimmer zu sehen.


Frankreichs Ex-Premier Fillon erneut wegen Jobaffäre verurteilt

PARIS: Frankreichs ehemaliger Premierminister François Fillon ist von einem Berufungsgericht in Paris erneut für die Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope verurteilt worden. Er erhielt am Montag vier Jahre Haft, wovon drei auf Bewährung ausgesetzt wurden. Nach der Haftordnung käme für den 68-jährigen Ex-Premier statt der Inhaftierung auch eine elektronische Fußfessel in Betracht. Seine Frau wurde zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Zudem sollen die Eheleute beide jeweils 375.000 Euro Strafe zahlen. Fillons Anwälte kündigten allerdings bereits den Gang in die höchste Instanz vor das Kassationsgericht an, wie der Sender BFMTV berichtete.

Fillons Frau war jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin in der Nationalversammlung angestellt - zunächst für Fillon und dann für dessen Nachfolger Marc Joulaud. Bereits in erster Instanz waren die Richter von einer Scheinbeschäftigung ausgegangen. Penelope Fillons Vergütung habe in keinem Verhältnis zu ihren Aktivitäten gestanden. Die Fillons hatten die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

Fillon war von 2007 bis 2012 unter dem damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy Premier. 2017 kandidierte er für die konservativen Republikaner bei der Präsidentschaftswahl. Kurz vor der Abstimmung enthüllten Medien Penelopes jahrelange Anstellung auf Parlamentskosten. Die Vorwürfe belasteten Fillons letztlich erfolglose Kandidatur schwer.


Polens Präsident: Können Ansprüche gegen Russland wegen Katyn stellen

WARSCHAU: Polen kann nach Auffassung von Präsident Andrzej Duda Ansprüche gegen Russland wegen des 1940 vom sowjetischen Geheimdienst verübten Massakers von Katyn stellen. Das Verbrechen sei begangen worden von einem organisierten Apparat der Sowjetmacht, als deren Fortbestand sich die heutige russische Führung sehe, sagte Duda am Montag im Katyn-Museum in Warschau vor Nachfahren der Opfer. Somit trage der heutige russische Staat die «vererbte» Verantwortung für das Massaker. «Wenn wir heute irgendwelche Ansprüche gegen jemanden erheben können, dann können wir das tatsächlich gegen den russischen Staat tun. Und ich glaube, dass man diesen Weg gehen sollte.»

Der Name Katyn steht für eines der größten Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Der sowjetische Geheimdienst ermordete dort und an zwei anderen Orten im Frühjahr 1940 fast 22.000 polnische Offiziere sowie Vertreter der bürgerlichen Elite. Das Massaker an den Polen war von Sowjetdiktator Josef Stalin angeordnet worden. Moskau hatte erst 1990 seine Schuld eingeräumt.

Duda erläuterte nicht, in welcher Weise Polen seine Ansprüche für Katyn geltend machen wolle. Der Präsident räumte lediglich ein, dass die formalen Möglichkeiten dazu derzeit sehr begrenzt seien. «Dies ist das Grundproblem», sagte er.


Mindestens zwei Tote bei Kämpfen in Gefängnis in Ecuador

SANTO DOMINGO: Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in einem Gefängnis in Ecuador sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Fünf weitere Menschen seien bei den Kämpfen in der Haftanstalt von Santo Domingo im Nordwesten des Landes verletzt worden, sagte Innenminister Patricio Carrillo am Montag. Die Polizei bemühe sich, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Zuvor hatten Dutzende Häftlinge versucht, aus dem Gefängnis zu fliehen. 40 Gefangene seien wieder festgesetzt worden, sagte Polizeichef Fausto Salinas im Fernsehen.

In Ecuador kommt es immer wieder zu Gefangenenmeutereien und Kämpfen zwischen verfeindeten Banden. Im vergangenen Jahr kamen dabei über 200 Menschen ums Leben. Daraufhin übernahmen Bundespolizei und Streitkräfte die Kontrolle über die Haftanstalten des südamerikanischen Landes. Wie fast überall in Lateinamerika sind die Gefängnisse in Ecuador überfüllt. Viele Haftanstalten werden von Verbrechersyndikaten kontrolliert. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.


Südkoreas neuer Präsident Yoon Suk Yeol wird vereidigt

SEOUL: In Südkorea wird am Dienstag der frühere Generalstaatsanwalt Yoon Suk Yeol als neuer Präsident vereidigt.

Zur Zeremonie im Parlament der Hauptstadt Seoul werden Gäste aus dem In- und Ausland erwartet, darunter Chinas Vizepräsident Wang Qishan and Singapurs Präsidentin Halimah Yacob. Der 61-Jährige hatte die Wahl im März als Kandidat der konservativen Opposition mit hauchdünnem Vorsprung vor dem Bewerber der Regierungspartei gewonnen. Yoon tritt die Nachfolge des linksliberalen Präsidenten Moon Jae In an. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre.


Druck auf Israels Regierung steigt - Opposition will Sturz bewirken

JERUSALEM: Israels Parlament ist am Montag erstmals nach wochenlanger Pause wieder zusammengekommen. Mit Beginn der neuen Sitzungsperiode will die Opposition ihre Bemühungen um einen Sturz der Regierung verstärken. Die Koalition von Ministerpräsident Naftali Bennett hatte im vergangenen Monat ihre hauchdünne Mehrheit in der Knesset verloren, weil eine Abgeordnete seiner Regierungspartei Jamina aus dem Bündnis austrat. Damit herrscht nun ein Patt mit der von Ex-Regierungschef Benjamin Netanjahu angeführten Opposition.

Es ist noch unklar, ob Bennetts Bündnis weiter bestehen kann. Netanjahus rechtsorientierte Likud-Partei wollte mit Sitzungsbeginn der Knesset ein Misstrauensvotum initiieren, das allerdings als aussichtslos und eher symbolisch gilt. Am Mittwoch könnte die Opposition dann ein Gesetz zur Auflösung des Parlaments einbringen. Sollte sie bei einer vorläufigen Abstimmung scheitern, wäre der Vorstoß allerdings für ein halbes Jahr blockiert. Auch wenn sie Erfolg hätte, wären noch drei weitere Lesungen notwendig, bei denen die Opposition die Stimmen von mindestens 61 der 120 Abgeordneten bräuchte.

Die Regierung Bennetts war Mitte Juni vergangenen Jahres vereidigt worden. Damit fand die politische Dauerkrise in Israel mit vier Wahlen binnen zwei Jahren ihr vorläufiges Ende. Die Koalition wurde von insgesamt acht Parteien vom rechten bis zum linken Spektrum getragen - darunter ist erstmals eine arabische Partei.

Wegen der Konfronationen israelischer Sicherheitskräfte mit Palästinensern auf dem Tempelberg hatte die arabische Raam-Partei ihre Mitgliedschaft in der Koalition im vergangenen Monat vorerst ausgesetzt. Es ist unklar, ob die Partei die auch wegen der jüngsten Terrorwelle in Bedrängnis geratene Regierung weiter stützen wird.


Präsident: Keine Ultimaten an Bulgarien für EU-Gespräche mit Skopje

SOFIA: Bulgariens Präsident Rumen Radew beharrt auf die Vorbedingungen des EU-Landes für einen Beginn von Beitrittsgesprächen Nordmazedoniens mit Brüssel. Radew lehnte am Montag jegliche Ultimaten an Bulgarien in diesem Zusammenhang ab. «Es ist äußerst unangebracht und nicht wohltuend, Bulgarien Ultimaten zu stellen», kommentierte Radew am Montag vor Journalisten in Sofia eine Äußerung des nordmazedonischen Außenministers Bujar Osmani.

Radew sprach von «Druck von außen» auf Bulgarien. Er warf Nordmazedonien «Verletzung der Menschenrechte (ethnischer Bulgaren), Verstoß gegen die Kriterien von Kopenhagen und Hasssprache» vor. Dies sei mit den europäischen Prinzipien und Werten unvereinbar. Nach den «Kopenhagener Kriterien» müssen Staaten bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wenn sie der Europäischen Union beitreten wollen.

Bulgarien hat Ende 2020 ein Veto gegen die Aufnahme von EU-Aufnahmegespräche mit Nordmazedonien eingelegt, da das Land einen bilateralen Vertrag aus dem Jahr 2017 nicht umsetze. Von dem Veto ist auch der Beginn von EU-Gesprächen mit Albanien betroffen, die ebenso blockiert sind.

Kritiker des bulgarischen Regierungschefs Kiril Petkow sowie Nationalisten werfen dem Premier vor, Bulgariens Veto im Alleingang und wegen des «Drucks von außen» noch bis Jahresmitte aufheben zu wollen - also noch vor Ende der französischen EU-Ratspräsidentschaft.


Erdogan: Türkei bleibt weiter Gastgeber für syrische Flüchtlinge

ISTANBUL: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich deutlich gegen die zunehmend feindselige Stimmung gegen die Millionen syrische Flüchtlinge in seinem Land gestellt. «Sie können in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie es selbst wünschen. Aber wir würden und werden sie niemals von diesem Boden vertreiben», sagte Erdogan am Montag auf einer Veranstaltung in Istanbul.

An den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu gerichtet sagte er: «Wir werden bis zuletzt für unsere Brüder eintreten, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind und in unserem Land Zuflucht gesucht haben, Herr Kemal!» Man werde weiter Gastgeber sein und die Syrer nicht «den Mördern» übergeben, so Erdogan.

Der Präsident reagierte damit auf die Ankündigung des Oppositionsführers und anderer Politiker, bei einem Sieg bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen im kommenden Jahr, Syrer zurückschicken zu wollen. Zurzeit wird die Debatte um Flüchtlinge und Migranten aber vor allem von der kleinen rechtspopulistischen Sieges-Partei befeuert. Angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise hat sich in der Türkei die Stimmung vor allem gegen Syrer und Afghanen zuletzt weiter verschärft.

In der Türkei leben nach offiziellen Angaben zurzeit mehr als 3,7 Millionen syrische Flüchtlinge. Knapp 300.000 Syrer haben demnach seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 die türkische Staatsbürgerschaft erhalten. Rund eine halbe Millionen Syrer sind wieder freiwillig in ihr Land zurückgekehrt. Erdogan hatte vergangene Woche gesagt, er wolle weitere eine Millionen Syrer zu einer freiwilligen Rückkehr bewegen. Dabei geht es vor allem um Regionen in Nordsyrien, wo die Türkei Grenzgebiete besetzt hält.


Deutsche Schiffe retten 122 Menschen aus Seenot im Mittelmeer

ROM: Deutsche Handelsschiffe und deutsche Seenotretter haben am Wochenende insgesamt 122 Migranten im Mittelmeer gerettet. In einer aufwendigen Aktion von Freitagabend bis Sonntagabend konnten zwei Hamburger Containerschiffe und sowie das Seenotrettungsschiff «Sea-Eye 4» die Rettung von 34 Menschen von einem kleinen Holzboot durchführen, wie die Organisation Sea-Eye aus Regensburg am Montag mitteilte. Das Rettungsschiff «Sea-Watch 4» holte indes am Sonntagabend 88 Menschen von einem überfüllten Schlauchboot an Bord, wo sich schon 57 Migranten aus einer ersten Rettung befanden.

Nach Angaben der Retter hatte das Containerschiff «Berlin Express» aus Hamburg am Freitag das Holzboot entdeckt und einen Notruf abgesetzt. Die Menschen konnten wegen des schlechten Wetters und der Schiffsbegebenheiten aber nicht an Bord geholt werden. Die «Berlin Express» ließ also eine Rettungsinsel ins Wasser und blieb bei dem Boot, bis die «BSG Bahamas» ebenfalls aus Hamburg eintraf. Diese konnte die Geflüchteten aufnehmen und erstversorgen, bis sie am Sonntagabend dem Rettungsschiff «Sea-Eye 4» übergeben wurden.

«Ohne die Besatzungen der «Berlin Express» und der «BSG Bahamas» hätten die Menschen keine Chance gehabt, zu überleben. Sie wären verdurstet oder ertrunken", sagte Gorden Isler von Sea-Eye.

Die «Sea-Watch 4» ist indes auf einer der letzten Missionen für die Berliner Organisation Sea-Watch im Einsatz. Das Schiff wird im August an SOS Humanity übergeben, die es dann als «Humanity 1» einsetzt, wie am Montag bekanntgegeben wurden. Der Verein war aus dem deutschen Teil des europäischen Netzwerkes SOS Mediterranee hervorgegangen.


Erdbeben erschüttert Taiwan - Seismologen beunruhigt über Häufigkeit

HUALIEN: Ein Erdbeben der Stärke 6,1 hat Taiwan erschüttert. Das Epizentrum lag 90 Kilometer östlich der Küstenstadt Hualien im Meer, wie das seismologische Zentrum in Taipeh berichtete. Die Erdstöße waren auf der ganzen Insel zu spüren. Auch der Bahnverkehr war betroffen: 17 Züge mit 2680 Insassen wurden gestoppt oder verlangsamt, berichtete die Nachrichtenagentur CNA.

Schäden oder Verletzte wurden nicht bekannt, doch zeigten sich Seismologen beunruhigt über die Häufigkeit starker Erdstöße. Es sei schon das fünfte Beben mit einer Stärke von mehr als 6 in diesem Jahr gewesen. «Es gibt mehr Erdbeben in diesem Jahr als gewöhnlich», sagte Chen Kuo-chang vom Analysezentrum des Erdbeben-Zentrums.

Die Produktion der beiden größten taiwanischen Halbleiter-Hersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Limited (TSMC) und United Microelectronics Corporation (UMC) im Industriepark in Hsinchu konnte allerdings ohne Unterbrechung weiterlaufen.


Ministerpräsidenten sehen Rückenwind für Wahl in Nordrhein-Westfalen

BERLIN: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Sieger der Landtagswahl in Schleswig-Holstein, Daniel Günther (beide CDU), sehen im Erfolg ihrer Partei im Norden Deutschlands Rückenwind für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am kommenden Sonntag.

«Die Volkspartei CDU ist voll da. Und eine gute Regierungsarbeit, die für mehr Sicherheit sorgt, für moderne Wirtschaft und sichere Arbeitsplätze, wird von den Menschen auch honoriert», sagte Wüst beim gemeinsamen Eintreffen mit Günther zu Sitzungen der CDU-Spitze am Montag in Berlin.

Günther sagte, ihm sei bewusst gewesen, «dass es eine hohe Bedeutung hat, diese Landtagswahl auch insgesamt, auch in Deutschland und natürlich eine Woche vor Nordrhein Westfalen». Mit Blick auf Wüst sagte er: «Und wenn es ein bisschen Rückenwind auch für euch gibt, dann glaube ich, ist das nicht zum Schaden der CDU.»

Die CDU hatte die Landtagswahl in Schleswig-Holstein am Sonntag klar mit 43,4 Prozent der Stimmen und einem Plus von 11,4 Punkten gewonnen. Die SPD rutschte mit 16,0 Prozent auf ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in dem Bundesland ab (minus 11,3 Punkte) und fiel hinter die Grünen zurück. Die erreichten mit 18,3 Prozent ihr bislang bestes Wahlergebnis in Schleswig-Holstein (plus 5,4 Punkte). Die FDP, bislang Teil der «Jamaika»-Koalition mit CDU und Grünen, fiel auf 6,4 Prozent ab (minus 5,1 Punkte).


Palästinenser bei eigenem Anschlag und Grenzübertritt getötet

RAMALLAH/TEL AVIV: Zwei Palästinenser sind bei zwei Sicherheitsvorfällen im Westjordanland getötet worden - einer bei dem Versuch eines illegalen Grenzübertritts nach Israel und einer bei seinem eigenen Anschlagsversuch in einer Siedlung. Den Tod der Männer bestätigte das Gesundheitsministerium in Ramallah am Sonntagabend.

Wie die Armee mitteilte, war einer der Männer mit einem Messer in die Siedlung Tekoa eingedrungen. Ein Zivilist habe auf den Palästinenser geschossen. Der zweite Mann habe versucht, vom nördlichen Westjordanland aus den Sicherheitszaun nach Israel illegal zu überwinden. Soldaten hätten auf ihn geschossen.

Die Polizei teilte zudem mit, dass ein 19-jähriger Palästinenser einen israelischen Polizisten am Rande der Jerusalemer Altstadt angegriffen und diesen verletzt habe. Polizisten hätten auf ihn geschossen. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, der Palästinenser sei in kritischem Zustand.

Bei einer Terrorwelle in Israel sind seit Ende März 17 Menschen getötet worden, außerdem wurde ein israelischer Wachmann im Westjordanland von Palästinensern erschossen. Zuletzt hatten am Donnerstag mutmaßlich zwei Palästinenser drei Menschen in der strengreligiösen Stadt Elad östlich von Tel Aviv getötet. Die Sicherheitsbehörden nahmen die Verdächtigen am Sonntag fest.


Britischer Minister fordert rasche Regierungsbildung in Nordirland

BELFAST: Nach dem historischen Erfolg der pro-irischen Partei Sinn Fein bei der Parlamentswahl in der britischen Provinz Nordirland hat die Regierung in London eine rasche Regierungsbildung angemahnt. Der britische Nordirland-Minister Brandon Lewis wollte am Montag in Belfast mit den wichtigsten Parteien in Belfast sprechen. Bei der Abstimmung am Donnerstag war erstmals in der nordirischen Geschichte eine Partei stärkste Kraft geworden, die sich für die Loslösung von Großbritannien und die Vereinigung mit der Republik Irland einsetzt.

Eine schnelle Regierungsbildung ist allerdings nicht in Sicht. Nach dem als Karfreitagsabkommen bekannten Friedensschluss von 1998 müssen sich die jeweils stärksten Parteien beider konfessioneller Lager auf eine Einheitsregierung einigen. Hier aber hakt es, denn es gibt Streit um den Brexit-Sonderstatus des Landesteils. Die wichtigste protestantisch-unionistische Partei DUP will einer Einheitsregierung mit der katholisch-republikanischen Sinn Fein nur zustimmen, falls die als Nordirland-Protokoll bezeichnete Vereinbarung im Brexit-Abkommen außer Kraft gesetzt wird.

Das Nordirland-Protokoll soll Kontrollen an der Grenze zum EU-Mitglied Republik Irland vermeiden und so neue Konflikte verhindern. Dafür müssen nun aber Waren kontrolliert werden, wenn sie von Großbritannien nach Nordirland gebracht werden. Anhänger der Union fürchten, dass dies zu einer Entfremdung führt.

Die Menschen in dem Landesteil verdienten eine stabile Regierung, sagte Nordirland-Minister Lewis. Er betonte: «Wir müssen die offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Nordirland-Protokoll angehen, und wir wollen das im Einvernehmen mit der EU tun.» Zugleich drohte Lewis erneut damit, London könne die Abmachung aussetzen.


2000 Hektar zum Schutz der Koalas: Buschland wird zu Nationalparks

SYDNEY: Um Koalas und andere seltene Tiere besser zu schützen, will die Regierung von New South Wales an Australiens Ostküste weitere 2000 Hektar Buschland in Nationalparks integrieren. Zu diesem Zweck hätten die Behörden drei Gebiete in Monaro im Süden der Region, nahe Yamba im Norden und bei Taree im Osten gekauft, berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP am Montag. Die Umwandlung in geschützte Gebiete käme dabei unter anderem auch anderen bedrohten Arten wie Langschnauzen-Kaninchenkängurus und Eulen zugute, hieß es.

«Die Sicherung des Lebensraums der Koalas ist Teil unserer Strategie, die Koalapopulation bis 2050 zu verdoppeln», sagte der Umweltminister der Region, James Griffin. «Neben den Koalas werden diese Nationalparkerweiterungen eine unglaubliche Vielfalt an bedrohten Arten schützen.»

Die australische Regierung hatte den Gefährdungsstatus der drolligen Beuteltiere schon im Februar in den Bundesstaaten New South Wales und Queensland sowie im Australian Capital Territory mit der Hauptstadt Canberra offiziell von «vulnerable» (gefährdet) auf «endangered» (stark gefährdet) hochgesetzt. So können die Behörden die Tiere besser schützen. Dürren, Buschbrände, Krankheiten und der Verlust des Lebensraums haben in den vergangenen 20 Jahren zu einem starken Rückgang der Koala-Zahlen geführt.

Besonders die gewaltigen Buschfeuer von August 2019 bis März 2020 haben den niedlichen Beutelsäugern schwer zugesetzt. Nach Schätzungen der Umweltorganisation WWF wurden dabei mehr als 60.000 der nur in Down Under heimischen Koalas getötet, verletzt, vertrieben oder traumatisiert. Bilder von Tieren mit angesengtem Fell und verbrannten Pfoten gingen um die Welt.

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Jürgen Franke 10.05.22 13:50
Es ist voraussehbar, dass Merz
den Scholz krzfristig ablösen wird, wenn Scholz den Mut hat, die Vertrauensfrage zu stellen.
Derk Mielig 10.05.22 13:30
Das Wahlergebnis im Norden Deutschlands
zeigt m.M.n. vor allem, dass viele auf einen wie Merz gewartet haben. Und dass einigen eine bewegliche Umweltpartei lieber ist als radikale Strömungen von links/rechts oder der Blumenwiese.
Jürgen Franke 10.05.22 13:10
Das Wahlergebnis im Norden Deutschlands
machte deutlich, dass die Bürger von der SPD offensichtlich nicht viel, mit Scholz an der Spitze, halten. Das beste Ergebnis der Grünen sagt aus, dass nun endlich Deutschland, wie 1940, in das Kriegsgeschehen aktiv eingreifen sollte. Dieser Grüne Hofreiter hat schon richtig Schaum vor dem Mund, wenn er über die Waffen redet, die wir noch liefern müssen.