Neues aus dem Ausland am Mittwoch

Neues aus dem Ausland am Mittwoch

Menschenrechtler prangern Polizeigewalt an

BOGOTÁ/WASHINGTON: Mindestens 20 Menschen sind bei den seit Wochen andauernden Protesten in Kolumbien nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten durch Polizeigewalt ums Leben gekommen. Dies berichtete am Mittwoch die Organisation Human Rights Watch (HRW) und warf der Polizei schwere Übergriffe auf Demonstranten vor. Die Regierung ermahnte sie zu einer umfassenden Polizeireform.

«Diese brutalen Übergriffe sind keine Einzelfälle, sondern das Ergebnis von systemischen Mängeln», sagte HRW-Regionalleiter José Miguel Vivanco. Aufgrund der Erfahrungen aus jahrzehntelangen bewaffneten Konflikten ist die Polizei dem Verteidigungsministerium unterstellt - und geht entsprechend hart vor.

Seit Ende April ein Streik ausgerufen wurde, hat es in verschiedenen Städten des südamerikanischen Landes zahlreiche Proteste gegeben, bei denen es auch zu Ausschreitungen kam. Zunächst hatten die Menschen gegen eine umstrittene, inzwischen zurückgenommene Steuerreform demonstriert. Der Widerstand gegen eine - inzwischen ebenfalls verworfene - Gesundheitsreform und der Einsatz für den labilen Friedensprozess waren dann einige der neuen Ziele.

Kolumbien ist nach Brasilien das zweitbevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete der USA in Südamerika. Es erholt sich derzeit von einem mehr als 50 Jahre langen Bürgerkrieg, in dem 220.000 Menschen starben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der Farc-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte - doch der Frieden ist brüchig, die Polizeigewalt ein Rückschlag.


Untersuchung: Auflösung von Demonstration 2020 nicht wegen Trump-Foto

WASHINGTON: Erst lösten Sicherheitskräfte vor einem Jahr eine Anti-Rassismus-Demonstration vor dem Weißen Haus gewaltsam auf, dann posierte der damalige US-Präsident Donald Trump mit einer Bibel für Kameras. Eine interne Untersuchung des US-Innenministeriums hat nun ergeben, dass die umstrittene Räumung des Platzes nicht mit Trumps Foto-Aktion zusammenhing. Stattdessen sei der Platz geräumt worden, um einen Sicherheitszaun zu errichten, nachdem es in den Vortagen zu Sachbeschädigungen und Verletzungen von Beamten gekommen sei, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die für die Auflösung der Demonstration zuständige Polizeieinheit habe zum Zeitpunkt der Einsatzplanung auch nichts von Trumps Vorhaben gewusst.

Wenige Tage nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Festnahme in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota hatten Sicherheitskräfte am 1. Juni 2020 die Demonstration aufgelöst. Kurze Zeit später war Trump mit einem Gefolge für einen Foto-Termin zu einer nahe gelegenen Kirche gegangen und hatte dort mit einer Bibel in der Hand für die Kameras posiert. Sowohl Trumps Machtdemonstration als auch das Vorgehen der Sicherheitskräfte hatten für scharfe Kritik gesorgt. Trump begrüßte in einer Mitteilung am Mittwoch den Bericht des Innenministeriums, der ihn voll und ganz entlaste.


Vor G7-Gipfel: US-Präsident Biden eingetroffen

MILDENHALL: Zwei Tage vor dem Beginn des G7-Gipfels in Cornwall ist US-Präsident Joe Biden am Mittwoch in Großbritannien eingetroffen. Sein Flugzeug landete am Abend auf dem Luftwaffenstützpunkt Mildenhall in Ostengland, der vom US-Militär genutzt wird. Begleitet wird der US-Präsident von First Lady Jill. Es ist die erste Auslandsreise Bidens seit seinem Amtsantritt im Januar.

Am Donnerstag ist ein bilaterales Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson in Cornwall geplant. Von Freitag bis Sonntag tagen die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen in dem Badeort Carbis Bay.

Am Rande des G7-Gipfels will sich Biden auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammensetzen. Zum Abschluss ihres Besuches in Großbritannien werden der US-Präsident und die First Lady am Sonntag von Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor nahe London empfangen.

Am Montag nimmt Biden am Nato-Gipfel in Brüssel teil, wo am Tag darauf ein Spitzentreffen mit EU-Vertretern auf dem Programm steht. Am Mittwoch kommender Woche findet dann ein mit Spannung erwartetes Gipfeltreffen Bidens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Genf statt, bevor der US-Präsident nach Washington zurückkehrt.


US-Präsident Biden von Zikade «erwischt» - Invasion der Insekten

WASHINGTON: Nicht einmal der US-Präsident kann der derzeitigen Zikaden-Invasion in der Region rund um die Hauptstadt Washington entkommen: Eines der Insekten landete am Mittwoch auf dem Hals von Joe Biden, bevor er am Militärstützpunkt Andrews in die Air Force One in Richtung Europa einsteigen wollte. «Passen Sie auf die Zikaden auf», sagte Biden. «Ich habe gerade eine erwischt - sie hat gerade mich erwischt.»

US-Medien berichteten, dass mitreisende Journalisten das Flugzeug wechseln mussten, weil sich Zikaden in die Triebwerke gesetzt hatten. Der neue Flieger sei dann mit sechseinhalb Stunden Verspätung abgehoben.

Washington und andere Landesteile im Osten der USA sind derzeit Schauplatz eines seltenen Naturschauspiels: Dort tummeln sich Milliarden Zikaden der Art Brut X (römisch Zehn), die nur alle 17 Jahre auftauchen. Sie sind für ihren Lärmpegel berüchtigt, der 90 Dezibel und mehr erreichen kann - vergleichbar mit dem eines Benzin-Rasenmähers. Die männlichen Tiere werben mit ohrenbetäubendem Zirpen um eine Partnerin für die Fortpflanzung. Die «Washington Post» berichtete, in der Hauptstadtregion sei die Zikadendichte so hoch, dass die Insekten auf dem Wetterradar auftauchten.

Die Brut-X-Zikaden graben sich als Nymphen (ähnlich der Larven bei anderen Insekten) in die Erde ein, aus der sie erst nach 17 Jahren wieder auftauchen. Sie häuten sich dann und fliegen in der Regel in Bäume, um sich dort zu paaren. Die jetzt erschienenen Tiere wurden also im Frühjahr 2004 gezeugt.


EU-Generalstaatsanwältin: Zu wenig Transparenz bei Fördergeldvergabe

BRÜSSEL: Die neue EU-Generalstaatsanwältin Laura Codruta Kövesi warnt vor Betrugsrisiken wegen laxer Vorschriften bei der Vergabe europäischer Fördergelder im Rahmen des Corona-Wiederaufbaufonds. «Die Regierungen haben jetzt die Möglichkeit, einen Auftrag direkt an ein Unternehmen zu vergeben. Das bedeutet, dass wir ein ernsthaftes Risiko haben, dass mehr Verbrechen begangen werden», sagte die Rumänin dem «Handelsblatt». Aus dem Mangel an Transparenz bei der Vergabe resultiere echte Gefahr.

Dem Bericht zufolge soll Kövesi mit einem Etat von 44 Millionen Euro dafür sorgen, dass mehr als 700 Milliarden Euro aus dem Wiederaufbaufonds und weitere EU-Gelder nicht veruntreut werden. Dazu fordert sie mehr Stellen: «Wir brauchen Finanzermittler, die Immobilien und andere Vermögenswerte aufspüren, die beschlagnahmt werden können. Denn wichtig ist nicht nur, die Betrüger zu fassen, sondern auch das veruntreute Geld zurückzuerlangen.» Geld habe die EU-Kommission zwar freigegeben - aber nicht die Genehmigung, mehr Personal einzustellen.

Beim Betrug mit EU-Geld gehe es nicht nur um ein paar übliche Verdächtige, betonte sie. «Kein Land ist sauber.»

Die neue Ermittlungsbehörde in Luxemburg hatte am 1. Juni nach jahrelangem Vorlauf ihre praktische Arbeit im Kampf gegen Betrug, Unterschlagung und Korruption mit EU-Geldern aufgenommen. Sie ist eine Gemeinschaftseinrichtung von zunächst 22 der 27 EU-Staaten. Ziel ist, Straftaten zulasten des EU-Haushalts und damit der Steuerzahler einzudämmen.


Menschenrechtsbeauftragte: «Feiger Angriff» des IS in Afghanistan

BERLIN/KABUL: Nach dem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat auf Minenräumer in Afghanistan mit zehn Todesopfern hat die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, die Bluttat aufs Schärfste verurteilt. «Unser Mitgefühl gehört den Opfern, ihren Angehörigen, Kolleginnen und Kollegen», erklärte sie am Mittwoch in Berlin. «Diese Tat ist ein feiger Angriff auf Menschen, die täglich ihr Leben dafür einsetzen, das schreckliche Erbe des Kriegs zu beseitigen und ein normales Leben für alle wieder möglich zu machen.» Sie sprach von einem «Angriff auf die Menschlichkeit».

Die Bundesregierung rufe alle Akteure in Afghanistan auf, ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht einzuhalten und humanitäres Personal zu schützen, erklärte Kofler. «Zugleich ist aber auch klar: Die Menschen in Afghanistan brauchen dringend jetzt eine humanitäre Waffenruhe.»

Die Gewalt in dem Krisenstaat, aus dem bis September alle Nato-Truppen abziehen, ist zuletzt eskaliert. Die militant-islamistischen Taliban eroberten am Mittwoch einen weiteren Bezirk in dem Land. Es ist der mittlerweile zwölfte seit Beginn des Abzugs.


Gewalt in Haitis Hauptstadt: Tausende binnen einer Woche vertrieben

PORT-AU-PRINCE: Eskalierende Bandengewalt hat in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince Tausende Menschen in die Flucht getrieben. Es habe zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, insbesondere seit dem 1. Juni, teilte die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) mit Stand vom Dienstag mit. Hunderte Wohnhäuser und kleine Geschäfte seien in Brand geraten. Hintergrund sind demnach Kämpfe zwischen Banden um Kontrolle über Stadtgebiete. Die Polizei sei nicht in der Lage, für Sicherheit und Schutz zu sorgen.

Nach ersten Schätzungen gibt es den Angaben zufolge 5600 Vertriebene. Viele Menschen, darunter Kinder, seien in weniger gefährliche Stadtteile geflüchtet und schliefen nun im Freien auf der Erde oder hätten in behelfsmäßigen Unterkünften - etwa in Kirchen und in einer Sporthalle - Zuflucht gesucht. Sie bräuchten dringend humanitäre Hilfe, auch Essen und Trinkwasser. In den betroffenen Gegenden selbst behinderten Gewalt und Straßenblockaden den Menschen- und Warenverkehr - und auch Hilfslieferungen.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Vor kurzem warnte das UN-Kinderhilfswerk Unicef, dass ohne dringende Hilfe in diesem Jahr voraussichtlich 86.000 Kinder im Alter von weniger als fünf Jahren in dem Karibikstaat an schwerer akuter Unterernährung leiden würden. Auch meldeten zuletzt Krankenhäuser in Port-au-Prince, dessen Großraum nach Schätzungen mehr als 2,5 Millionen Einwohner hat, dass sie angesichts eines Anstiegs der Corona-Fälle voll seien.


Weniger Koka-Anbau - kein Rückgang bei Drogenproduktion

BOGOTÁ: Die Koka-Anbaufläche in Kolumbien ist nach Angaben der Vereinten Nationen zurückgegangen - aber das Potenzial für die Kokainproduktion steigt. Dies geht aus dem vorläufigen Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hervor, den der kolumbianische Präsident Iván Duque in Bogotá am Mittwoch vorstellte.

Demnach nahm die Anbaufläche im dritten Jahr in Folge ab, von 154.000 Hektar im Jahr 2019 auf 143.000 Hektar im Jahr 2020. Dies bedeutet einen Rückgang um sieben Prozent. Zugleich wurde bekannt, dass das Potenzial für die Produktion von Kokainhydrochlorid, der gereinigten Substanz von Kokain, 2020 auf 1228 Tonnen gestiegen ist.

«Die Menge an Blättern, die auf einem Hektar geerntet werden kann, die Menge an Alkaloid, die in den Blättern vorhanden ist, und die Fähigkeit, es zu extrahieren, steigen», schrieb UNODC-Vertreter Pierre Lapaque auf Twitter.

Kolumbien ist vor Peru und Bolivien einer der weltgrößten Produzenten von Kokain, das aus der Kokapflanze hergestellt wird. Weder der Friedensvertrag mit der Guerilla-Organisation Farc, die sich unter anderem mit Drogenhandel finanzierte, noch die Corona-Krise haben den großflächigen Anbau von Koka in Kolumbien stoppen können. Ein großer Teil des Kokains wird in die Vereinigten Staaten geschmuggelt.


Johnson: Brexit-Streit wird G7-Gipfel nicht überschatten

NEWQUAY: Der britische Premierminister Boris Johnson ist nicht besorgt, dass der Streit mit der EU über die Umsetzung des Brexit-Abkommens in Nordirland den G7-Gipfel überschatten könnte. Das sagte der konservative Politiker am Mittwoch in einem Gespräch mit Journalisten in Newquay in Cornwall. Knapp 50 Kilometer weiter westlich, im Badeort Carbis Bay, treffen sich von Freitag an die Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Industrienationen.

Am Mittwochmorgen waren Gespräche zwischen EU-Vertretern und Großbritanniens über die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls ohne Erfolg zu Ende gegangen. Kurz vor Ablauf einer Übergangsfrist für den Handel mit Fleisch- und Wurstwaren, droht London damit, erneut Vereinbarungen einseitig außer Kraft zu setzen. Brexit-Minister David Frost warf Brüssel einen «puristischen» Ansatz bei der Umsetzung des Abkommens vor. EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic drohte hingegen mit Gegenmaßnahmen wie beispielsweise Zöllen. Trotzdem fürchtet Johnson keinen Handelskrieg mit EU, wie er am Mittwoch betonte. «Das ist eine wunderbare Gelegenheit für die Welt. Das ist ein großer Moment», so Johnson über den anstehenden Gipfel.

Die Realität könnte Johnson jedoch bereits am Donnerstag einholen, wenn er sich zu einem bilateralen Gespräch mit US-Präsident Joe Biden trifft. Biden traf am Abend auf einem Stützpunkt der Royal Air Force in Ostengland ein, wie die BBC berichtete. Bei seinem Treffen mit Johnson dürfte auch das Thema Nordirland zur Sprache kommen. Die neue US-Regierung hatte sich immer wieder besorgt gezeigt über die Auswirkungen des Brexits auf den Frieden in Nordirland. Der US-Präsident hat irische Wurzeln und gilt anders als sein Vorgänger Donald Trump als dem Brexit gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Sein Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte der BBC am Mittwoch, Biden halte das Nordirland-Protokoll für «entscheidend, um den Geist und das Versprechen des Karfreitagsabkommens zu schützen».

Mit dem Karfreitagsabkommen endete 1998 der jahrzehntelange Konflikt zwischen mehrheitlich protestantischen Anhängern der Union Nordirlands mit Großbritannien und überwiegend katholischen Befürwortern einer Vereinigung mit der Republik Irland.


Trotz Extremismus-Prozess: Nawalnys Unterstützer wollen nicht aufgeben

MOSKAU: Die Anti-Korruptions-Stiftung FBK des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny will trotz der absehbaren gerichtlichen Einstufung als extremistische Organisation nicht aufgeben. Vor allem die Strategie des «schlauen Abstimmens» werde man mit Blick auf die Parlamentswahl im Herbst weiter bewerben, sagte Stiftungsdirektor Iwan Schdanow dem unabhängigen Internetsender Doschd am Mittwoch. Beim «schlauen Abstimmen» sind die Bürger aufgerufen, für einen beliebigen Kandidaten zu stimmen - nur nicht für jenen der Kremlpartei.

Nawalnys Anhänger selbst dürfen bei der Wahl aller Voraussicht nach nicht selbst kandidieren: Ein neues Gesetz entzieht Unterstützern extremistischer Organisationen das passive Wahlrecht - und als solche will die Staatsanwaltschaft in Moskau die Strukturen des Oppositionellen nun einstufen lassen. Am Mittwoch wurde darüber erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Nawalnys Anwälte waren ursprünglich davon ausgegangen, dass das Gericht noch am Abend eine Entscheidung bekannt geben könnte.

Der 45 Jahre alte Kremlgegner ist seit Monaten in einem Straflager östlich von Moskau inhaftiert. Die russische Justiz wirft ihm vor, gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen zu haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Das Urteil wurde international als politisch motiviert kritisiert.

Bereits vor sechs Wochen war ein vorläufiges Arbeitsverbot gegen Nawalnys Regionalstäbe verhängt und die Tätigkeit seiner Anti-Korruptions-Stiftung massiv eingeschränkt worden. Wenige Tage später setzte die Finanzaufsichtsbehörde die Regionalstäbe auf die Liste extremistischer und terroristischer Organisationen.


Ukraine dringt weiter auf deutsche Waffenlieferungen

BERLIN: Die Ukraine dringt trotz einer klaren Absage der Bundesregierung weiter auf deutsche Waffenlieferungen zum Schutz vor russischen Angriffen. Außenminister Dmitri Kuleba sagte am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas, es gebe weder im internationalen noch im deutschen Recht eine Regelung, die Waffenlieferungen in die Ukraine verbiete. Wenn Russland die Ukraine angreife, müsse die Ukraine sich nun mit dem verteidigen, was sie habe. «Ich hoffe sehr, dass es keiner bereuen wird, der Ukraine nicht geholfen zu haben, ihre Chancen sich zu verteidigen zu erhöhen», sagte Kuleba laut offizieller Übersetzung.

Maas lehnte Waffenlieferungen an die Ukraine erneut ab und begründete das mit der deutschen Vermittlerrolle zwischen der Ukraine und Russland zur Beendigung des Konflikts in der Ostukraine. Er verwies auf ein Telefonat, das er kürzlich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow geführt habe. Wenn er darin deutsche Waffenlieferungen an eine Konfliktpartei angekündigt hätte, «wäre das Telefonat deutlich kürzer ausgefallen», sagte Maas.

Die Ukraine hat Deutschland seit der Vereinnahmung der ukrainischen Krim durch Russland 2014 immer wieder erfolglos um die Lieferung von Waffen und anderer Rüstungsgüter gebeten. Die deutschen Rüstungsexportrichtlinien sehen vor, dass es keine Lieferungen in Krisengebiete geben soll. Dabei handelt es sich aber um politische Grundsätze und nicht um ein Gesetz. Die Regierung hat deswegen auch schon Ausnahmen gemacht, vor allem für Israel, aber auch bei der Ausrüstung kurdischer Peschmerga-Kämpfer für den Kampf gegen die Terrororganisation islamischer Staat im Irak. Grünen-Chef Robert Habeck hatte sich kürzlich während eines Ukraine-Besuchs dafür ausgesprochen, Waffen zur Selbstverteidigung in die Ukraine zu liefern.


Neue «Ehrengalerie» zeigt die besten Fotos der Niederlande

ROTTERDAM: Im Beisein von König Willem-Alexander ist am Mittwoch die neue «Ehrengalerie» der niederländischen Fotografie in Rotterdam eröffnet worden. Die Dauerausstellung gehört zum Niederländischen Fotomuseum und zeigt die 99 besten und prägnantesten Fotos aus 180 Jahren Fotografiegeschichte des Landes.

«Die Niederlande haben eine besonders reiche Fotografiegeschichte», sagte die Direktorin des Museums, Birgit Donker. Eine Jury hatte aus der umfassenden Sammlung des Museums die 99 ausgestellten Bilder gewählt. Sie sollen die Höhepunkte und Entwicklungen seit Erfindung der Fotografie darstellen.

So ist das vermutlich erste Foto des Landes zu sehen aus dem Jahre 1842, es zeigt vermutlich die Tochter des Fotografen. In die Ehrengalerie wurden international bekannte Fotos aufgenommen von Fotografen wie Ed van der Elsken, Rineke Dijkstra oder Erwin Olaf. Aber auch historisch wertvolle Bilder - etwa ein Passfoto des später von den Nazis ermordeten jüdischen Mädchens Anne Frank aus dem Jahre 1939 - bekamen einen Platz.


Johnson empfängt Biden vor G7-Gipfel

CARBIS BAY: Vor dem G7-Gipfel in Großbritannien empfängt der britische Premierminister Boris Johnson den US-Präsidenten Joe Biden zu einem Treffen. Es ist die erste Begegnung der beiden Spitzenpolitiker seit dem Machtwechsel im Weißen Haus. Über das Verhältnis der beiden wird viel spekuliert. Johnson hatte Sympathien für Bidens Vorgänger Donald Trump erkennen lassen, der neue US-Präsident wiederum bezeichnete den britischen Regierungschef einmal als «physischen und emotionalen Klon» seines Vorgängers. Zudem hat Biden Johnsons Brexit-Kurs vor allem in der heiklen Nordirland-Frage kritisiert.

Biden hat angekündigt, dass er die «besondere Beziehung» (special relationship) zwischen den beiden Ländern bestätigen wolle. Der historische Begriff wurde vom damaligen britischen Premier Winston Churchill unter dem Eindruck des gemeinsamen Siegs im Zweiten Weltkrieg geprägt und bezeichnet die enge Verbindung der beiden Verbündeten. Johnson will den Ausdruck allerdings lieber nicht mehr verwenden, wie ein britischer Regierungssprecher bestätigte. Zuvor hatte das US-Magazin «The Atlantic» berichtet, Johnson sei der Meinung, der Ausdruck lasse sein Land «schwach und bedürftig» erscheinen.

Gemeinsam nehmen Johnson und Biden dann ab Freitag am G7-Gipfel im britischen Seeort Carbis Bay teil. Zu der Gruppe sieben wirtschaftsstarker Demokratien zählen außerdem Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Kanada. Biden reist anschließend weiter nach Brüssel zum Nato- sowie zum USA-EU-Gipfel und danach zum Spitzentreffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Genf.


Recherche: Auch Schriftsteller Ziel von mutmaßlichen Nawalny-Tätern

MOSKAU: Die russischen Geheimdienstler, die Kremlkritiker Alexej Nawalny für einen Giftanschlag auf sich verantwortlich macht, hatten es einer Recherche zufolge auch auf einen kremlkritischen Schriftsteller abgesehen. Dmitri Bykow könnte im Jahr 2019 ebenfalls Opfer eines Giftanschlags geworden sein, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Berichten der Investigativplattformen «The Insider» und «Bellingcat» hervorgeht. Bereits ein Jahr zuvor hätten mehrere Agenten des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB begonnen, Bykow zu beschatten, heißt es. Die Journalisten berufen sich dabei auf Reisedaten der Männer.

Bykow, der unter anderem als Kolumnist für die regierungskritische Zeitung «Nowaja Gaseta» schreibt, war vor mehr als zwei Jahren an Bord eines Flugzeugs kollabiert und lag anschließend mehrere Tage im Koma. Einen abschließenden Grund für den Zusammenbruch des heute 53-Jährigen stellten die Ärzte damals nicht fest. Die Investigativjournalisten betonten nun, dass etwa Bykows erste Symptome - Erbrechen und starke Schweißausbrüche - denen Nawalnys geähnelt hätten.

Dessen Sprecherin Kira Jarmysch zeigte sich von den Rechercheergebnissen entsetzt: «Davon gefriert einem buchstäblich das Blut», schrieb sie auf Twitter. «Unser Land wird von Menschen regiert, die ihre Mitbürger töten.» Jeder Andersdenkende könne in Russland zum Opfer eines solchen Anschlags werden - «ob Oppositionspolitiker oder Poet». Nawalny ist bereits seit Monaten in einem Straflager inhaftiert.

Nawalny, der im vergangenen August mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden war, hat mehrfach Präsident Wladimir Putin und den FSB für den Anschlag auf ihn verantwortlich gemacht. Kreml und FSB weisen das zurück. Investigativjournalisten berichteten in den vergangenen Monaten hingegen immer wieder über Attentate auf russische Oppositionelle, in die Geheimdienstler verwickelt gewesen sein sollen.


Ungarn muss sich wegen Aus für Radiosender EU-Verfahren stellen

BRÜSSEL: Ungarn muss sich wegen des Vorgehens gegen den letzten unabhängigen Radiosender des Landes einem Verfahren der EU-Kommission stellen. Die für die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit in der Europäischen Union zuständige Behörde teilte am Mittwoch mit, der Antrag des Senders Klubradio auf Nutzung von Funkfrequenzen sei aus höchst fragwürdigen Gründen abgelehnt worden. Aus Sicht der Kommission stelle der entsprechende Beschluss eine Verstoß gegen EU-Recht dar. Die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit und der Nichtdiskriminierung seien zentrale Elemente der EU-Telekomvorschriften.

Das ungarische Klubradio hatte im Februar begleitet von internationaler Kritik und Besorgnis den UKW-Sendebetrieb einstellen müssen. Die regierungsabhängige Medienbehörde hatte die Sendelizenz nicht verlängert. Seit dem Amtsantritt des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban 2010 war der private Sender regelmäßig Repressionen seitens der Medienbehörde ausgesetzt. Unter anderen durfte er zuletzt nur mehr noch im Großraum Budapest senden.

Sollte Ungarn die Vorwürfe der Kommission in dem Verfahren nicht ausräumen oder seine Position ändern, kann die Behörde den Fall vor den Europäischen Gerichtshof bringen. Dieser würde dann ein abschließendes Urteil sprechen, das bei Nichteinhaltung finanzielle Sanktionen zur Folge haben könnte.

Nach Angaben der Kommission vom Mittwoch könnten gegen Ungarn bereits in wenigen Monaten wegen eines anderen Falles Strafzahlungen beantragt werden. Dort geht es darum, dass die Kommission dem Land vorwirft, ein EuGH-Urteil zum Umgang mit Migranten nicht umzusetzen.


Nach Ohrfeige für Macron Debatte über Hintergründe der Tat

PARIS: Frankreich rätselt nach dem körperlichen Angriff auf Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einer Reise im Land über das Motiv des Täters. Der Präsident habe betont, dass es sich um «eine isolierte Tat eines gewalttätigen Individuums» handele, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Mittwoch nach einer Regierungssitzung unter Vorsitz Macrons. Andere Beobachter sehen in der Tat den Ausdruck einer größeren Wut im Land.

Aufnahmen zeigen, wie Macron am Dienstag bei einem Besuch in Tain-l'Hermitage von einem Mann geohrfeigt wurde. Zwei Männer wurden daraufhin festgenommen - darunter der mutmaßliche Angreifer. Dieser soll «Montjoie Saint Denis» und «Nieder mit der Macronie» gerufen haben. Montjoie Saint Denis ist ein Schlachtruf des früheren Königreichs Frankreich, der heute etwa von Royalisten benutzt wird.

Französische Medien berichteten, dass die Männer nicht vorbestraft und Ende 20 Jahre alt seien. Demnach folgt der mutmaßliche Angreifer im Netz auf verschiedenen Kanälen auch rechten Persönlichkeiten. Den Männern drohen bis zu drei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe. Bei einer Ohrfeige gehe es darum, zu demütigen, sagte der Historiker Nicolas Lebourg dem Sender Franceinfo. Macron habe sich von den Menschen im Land besonders in der «Gelbwesten»-Krise immer wieder anhören müssen, dass er nicht ihr Präsident sei.

Rund ein Jahr vor den Wahlen ist die politische Stimmung im Land aufgeheizt. Ende Juni finden außerdem die Regionalwahlen statt. Mit einer Art «Tour de France» will der 43-jährige Präsident diesen Sommer durchs Land reisen, um Kontakt zu den Menschen zu knüpfen. Dazu zählte auch der Besuch in Tain-l'Hermitage. Fast schon demonstrativ suchte Macron nach dem Vorfall das Bad in der Menge. Zwar sind seine Beliebtheitswerte in der Corona-Krise wieder gestiegen - Macron steht dennoch unter Druck. Beobachter sagen bei den Präsidentschaftswahlen 2022 ein Duell zwischen ihm und der Rechtspopulistin Marine Le Pen voraus.


Albaniens Parlament leitet Amtsenthebung von Präsident Meta ein

TIRANA: Das albanische Parlament hat ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsident Ilir Meta eingeleitet. Für den Antrag einer Untersuchungskommission stimmten am Mittwoch 107 Abgeordnete. Sieben votierten dagegen, drei enthielten sich der Stimme. Das eigentliche Verfahren liegt nun in den Händen des Verfassungsgerichts.

Das noch bis zum Herbst amtierende Parlament und die Untersuchungskommission sind von der Sozialistischen Partei des Ministerpräsidenten Edi Rama dominiert. Die Sozialisten begründeten den Antrag auf Amtsenthebung damit, dass sich Meta in die Parlamentswahlen im April dieses Jahres eingemischt und damit seine Befugnisse als Präsident überschritten habe.

Die meisten Abgeordneten der rechten Opposition hatten 2019 ihre Mandate niedergelegt, um gegen die aus ihrer Sicht autoritäre Politik Ramas zu protestieren. Auf diese Weise kam nun die nötige Zweidrittelmehrheit für die Einleitung des Amtsenthebungsverfahrens gegen Meta zustande.

Im neu gewählten Parlament, das sich erst im Herbst konstituieren wird, haben die Sozialisten zwar eine absolute, aber keine Zweidrittelmehrheit mehr. Meta kommt selbst aus der Sozialistischen Partei, hatte aber schon 2004 mir ihr gebrochen. Danach gründete er eine kleine, sozialliberale Partei, der heute seine Ehefrau vorsteht. Über die letzten Jahre hindurch hat sich eine bittere Feindschaft zwischen Meta und Regierungschef Rama aufgebaut.


Mitglieder der prokurdischen Partei HDP in Istanbul festgenommen

ISTANBUL: Wenige Tage nach der erneuten Verbotsklage gegen die prokurdische Partei HDP in der Türkei sind sechs ihrer Mitglieder in Istanbul festgenommen worden. Darunter sei der Chef des Parteibüros im Stadtteil Beyoglu, sagte die Co-Vorsitzender der HDP Istanbul, Elif Bulut, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Der Grund für die Festnahme sei nicht bekannt.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu fasste den Einsatz als Anti-Terror-Ermittlung gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zusammen. «Das ist zu einem Standardsatz geworden, um die HDP zu terrorisieren», so Bulut. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der HDP vor, der verlängerte Arm der PKK zu sein. Die Partei weist das zurück.

Der HDP droht ein Verbotsverfahren. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte am Montag erneut eine Verbotsklage gegen die zweitgrößte Oppositionspartei beim Verfassungsgericht eingereicht. Eine bereits Mitte März eingereichte erste Verbotsklage war wegen formaler Mängel nicht angenommen worden. Dass die Partei nach Einreichung des Antrags erneut zur Zielscheibe des staatlichen Machtapparats werden würde, habe die HDP bereits erwartet, sagte Bulut.

In einer Stellungnahme der HDP vom Mittwoch hieß es, die Anschuldigungen im Verbotsverfahren basierten hauptsächlich auf Geschehnissen rund um Proteste aus dem Jahr 2014, für die etwa der ehemalige Vorsitzende der Partei, Selahattin Demirtas, und weitere 107 Angeklagte vor Gericht stehen.


Straßen in Mumbai überflutet - Impfzentrum geschlossen

MUMBAI: In der indischen Finanzmetropole Mumbai sind nach heftigen Regenfällen der beginnenden Monsunsaison Straßen überflutet worden. So blieben auch Busse und Züge stecken, wie Fernsehbilder am Mittwoch zeigen. Zudem sei mindestens ein Impfzentrum wegen Überflutung geschlossen worden, teilten örtliche Behörden mit.

Auch für die kommenden Tage sagte der indische Wetterdienst starken Regen voraus. Die Stadt hatte erst diese Woche nach einem wochenlangen Lockdown wegen einer heftigen zweiten Corona-Welle mit Lockerungen begonnen.

Solche Überflutungen sind in der Millionenmetropole während der jährlichen Monsunsaison häufig. Dabei sterben auch immer wieder Menschen - etwa wenn Häuser zusammenstürzen, sie einen Stromschlag erleiden oder ertrinken.


UN-Kritik an der Türkei: Menschenrechtsverteidiger keine Kriminellen

GENF: Eine Expertin der Vereinten Nationen hat die türkische Regierung dazu aufgerufen, Menschenrechtsverteidiger aus den Gefängnissen zu entlassen. Die Behörden müssten aufhören, vage Terrorvorwürfe zu erheben und die Menschen zu Kriminellen zu machen, sagte Mary Lawlor, unabhängige UN-Berichterstatterin zur Lage von Menschenrechtsverteidigern, am Mittwoch.

Im Visier der Behörden seien vor allem Anwälte, die Opfer von «Menschenrechtsverletzungen, Polizeigewalt und Folter» verteidigten. «Die Türkei verletzt damit einige der Säulen des internationalen Menschenrechts», so die Professorin für Wirtschaft und Menschenrechte an der Universität Trinity College Dublin. Sie nannte unter anderem das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Versammlung.

Lawlor hatte der Regierung nach eigenen Angaben ihre Sorge über 14 Inhaftierte übermittelt, die zu zehn und mehr Jahren Gefängnis verurteilt worden waren. Eine davon, Ebru Timtik, sei im August 2020 während eines Hungerstreiks gestorben. Unter anderem würden die Menschenrechtsverteidiger Aytac Ünsal and Fevzi Kayacan medizinisch nicht adäquat versorgt. Oya Aslan sei in Gewahrsam gefoltert worden.


Armeniens Regierungschef will Sohn gegen Kriegsgefangene eintauschen

ERIWAN: Wenige Tage vor der Parlamentswahl in der Südkaukasus-Republik Armenien hat der amtierende Regierungschef Nikol Paschinjan Aserbaidschan seinen Sohn für einen Austausch gegen alle armenischen Kriegsgefangenen angeboten. Er habe die entsprechenden Gremien beauftragt, seinen Vorschlag offiziell zu übermitteln, sagte der 46-Jährige am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt der Agentur Armenpress zufolge. «Verstehen Sie mich nicht falsch: Das ist nicht das einzige Werkzeug, um das Problem zu lösen.» Paschinjans Sohn schrieb bei Facebook, er sei bereit dazu.

Armenien hat mehr als ein halbes Jahr nach dem Ende der Kämpfe um die Konfliktregion Berg-Karabach dem Nachbarland Aserbaidschan mehrfach vorgeworfen, trotz mehrerer Austausche nicht alle Kriegsgefangenen freigelassen zu haben. Aserbaidschan erklärt, seine Verpflichtungen entsprechend einem Abkommen erfüllt zu haben. Allerdings fielen diejenigen nicht unter diese Vereinbarung, die Armenien nach dem Ende der Kämpfe in «Gebiete von Aserbaidschan geschickt» habe, hieß es.

In dem Krieg vom 27. September bis 9. November um Berg-Karabach hatte sich Aserbaidschan weite Teile des Anfang der 1990er Jahre verlorenen Gebiets zurückgeholt. Mehr als 6000 Menschen starben bei den Kämpfen. Der Krieg hatte in Armenien eine politische Krise ausgelöst. Die Opposition hatte bei Massenprotesten Paschinjans Rücktritt und Neuwahlen gefordert. In anderthalb Wochen will sich der 46-Jährige bei einer vorgezogenen Parlamentswahl im Amt bestätigen lassen. Zuletzt gab es an der Grenze zwischen beiden Ländern neue Spannungen.


US-Präsident Biden zu erster Auslandsreise nach Europa aufgebrochen

WASHINGTON: Joe Biden ist zu seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident aufgebrochen. Biden flog am Mittwoch gemeinsam mit seiner Ehefrau Jill vom Militärflugplatz Andrews nahe der US-Hauptstadt Washington Richtung Europa ab. Am Mittwochabend (Ortszeit) wurden der Präsident und die First Lady in Großbritannien erwartet, wo Biden am Donnerstag mit dem britischen Premierminister Boris Johnson zusammenkommen und ab Freitag am G7-Gipfel in Cornwall teilnehmen will. Es ist der erste internationale Trip Bidens seit dem Amtsantritt im Januar. Wegen der Corona-Pandemie hatte der Präsident bislang zunächst nur Reisen innerhalb des Landes unternommen.

Am Rande des G7-Gipfels, der bis Sonntag geht, will sich Biden unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem bilateralen Gespräch zusammensetzen. Zum Abschluss ihres Besuches in Großbritannien werden der US-Präsident und die First Lady am Sonntag von Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor nahe London empfangen.

Am Montag nimmt Biden am Nato-Gipfel in Brüssel teil, wo am Tag darauf ein Spitzentreffen mit EU-Vertretern auf dem Programm steht. Am Mittwoch kommender Woche findet dann ein mit Spannung erwartetes Gipfeltreffen Bidens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Genf statt, bevor der US-Präsident nach Washington zurückkehrt.

Kurz vor seinem Abflug sagte Biden, Ziel der Reise sei unter anderem, China und Russland zu zeigen, wie eng das Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten und Europa sei.


Israelische Terroropfer verklagen katarische Banken auf Millionen

TEL AVIV: Angehörige von israelischen Terroropfern haben Banken und Organisationen aus dem Golfstaat Katar wegen Finanzierung der islamistischen Hamas verklagt. Die 24 Familien fordern insgesamt umgerechnet rund 253 Millionen Euro Schadenersatz, wie die pro-israelische Bürgerrechtsorganisation Schurat Hadin am Mittwoch in Tel Aviv bestätigte. Die Organisation habe eine entsprechende Klage im Namen der Familien beim Jerusalemer Bezirksgericht eingereicht.

Die 130 Kläger werfen den Banken und Wohltätigkeitsorganisationen vor, Geld an Terroristen der militärischen Flügel der Hamas und des Islamischen Dschihad zu zahlen und so Terroranschläge zu finanzieren, wie Schurat Hadin mitteilte. Dabei verwies die Organisation auch auf den massiven Raketenschuss durch die islamistischen Gruppierungen aus dem Gazastreifen auf Israel während des bewaffneten Konflikts im Mai.

Katar pflegt gute Beziehungen zur Hamas, die im Gazastreifen herrscht. Die EU, Israel und die USA stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Katar leistet regelmäßig millionenschwere Zahlungen im Gazastreifen, die armen Familien und UN-Programmen zugute kommen sollen. Allerdings gibt es immer wieder Kritik in Israel an den Zahlungen aus Sorge, sie würden letztlich der Hamas helfen. Israel hat vor mehr als zehn Jahren eine Blockade über das Küstengebiet verhängt, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitsinteressen.

Schurat Hadin hat bereits in einem ähnlichen Fall vor einem israelischen Gericht gewonnen. Ein Sprecher der Organisation zeigte sich optimistisch, dass die Kläger im Falle eines Sieges auch Geld bekommen würden. Es handele sich bei den Beklagten um kommerzielle Einrichtungen, deren Konten und Eigentum gepfändet werden könnten.


London: Kein Durchbruch bei Gesprächen mit Brüssel zu Nordirland

LONDON: Bei Gesprächen zwischen Großbritannien und der EU über die Ausgestaltung der Brexit-Regelungen für Nordirland ist weiterhin kein Durchbruch in Sicht. Der britische Brexit-Minister David Frost, der sich am Mittwochmorgen mit EU-Kommissar Maros Sefcovic in London traf, warf Brüssel vor, einen «extremen und puristischen» Ansatz bei der Umsetzung zu verfolgen.

Die britische Provinz Nordirland folgt dem Abkommen über den EU-Austritt Großbritanniens zufolge weiterhin den Regeln des EU-Binnenmarkts. Damit soll eine Warengrenze zum EU-Mitglied Republik Irland verhindert werden. Notwendig werden dadurch allerdings Kontrollen zwischen den anderen Teilen des Vereinigten Königreichs und Nordirland, die für Schwierigkeiten im Handel sorgen. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. London hatte teilweise Kontrollen eigenhändig ausgesetzt - Brüssel hatte daraufhin Klage eingereicht.

In einem Interview mit der BBC sagte Frost am Mittwoch, die britische Regierung erwäge auch weiterhin «alle Optionen», um weitere Probleme für den innerbritischen Handel zu verhindern. Die EU rief er zu «pragmatischen Lösungen» auf, um die Regelungen des sogenannten Nordirland-Protokolls umzusetzen.


Mindestens zwölf Tote bei Angriff auf Militärstützpunkt in Somalia

MOGADISCHU: Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab hat bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt im Krisenstaat Somalia mindestens zwölf Menschen getötet. Ihre schwerbewaffneten Kämpfer attackierten am Mittwoch einen Stützpunkt außerhalb der Stadt Baidoa, wie Offizier Mahad Ali der Deutschen Presse-Agentur sagte. Einwohner der Stadt sprachen von lauten Explosionen und Artilleriefeuer, das über Stunden zu hören gewesen sei. Äthiopische Soldaten der Friedensmission der Afrikanischen Union seien den somalischen Truppen zu Hilfe gekommen und hätten die Angreifer schließlich zurückgedrängt, berichtete Ali. Al-Shabaab reklamierte die Tat im Radiosender Al-Andalus für sich.

Das ostafrikanische Land befindet sich in einer schweren politischen Krise. Aufgrund verschobener Neuwahlen kam es in den vergangenem Wochen und Monaten wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen politischen Lagern. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben seit dem 25. April zwischen 60.000 und 100.000 Menschen aus Angst vor Gewalt die Hauptstadt verlassen. Al-Shabaab nutzt die Instabilität aus, um den Einfluss der Miliz zu mehren, und verübt im Kampf um die Kontrolle des Landes immer wieder Anschläge.


Neun Tote bei Gebäudeeinsturz

GWANGJU: Beim Einsturz eines mehrstöckigen Gebäudes in Südkorea sind Medienberichten zufolge mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Acht weitere seien schwer verletzt worden, als Trümmer des Hauses in der südwestlichen Stadt Gwangju auf einen parkenden Bus mit Fahrgästen fielen, berichtete der südkoreanische Rundfunksender KBS am Mittwoch.

Das fünfstöckige Gebäude sollte abgerissen werden. Warum es nun unkontrolliert einstürzte, war zunächst nicht bekannt. Wie viele Menschen in dem Bus saßen, war ebenfalls unklar. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Menschen unter den Trümmern lagen.


Mykonos: Geschäftsmann nutzt Strandbar als Hubschrauber-Landeplatz

MYKONOS: Es habe an eine Szene aus dem Action-Film «Mission Impossible» erinnert, beklagen Urlauber: Mitten am Tag ist ein griechischer Geschäftsmann mit seinem Hubschrauber direkt vor einer Strandbar auf der griechischen Jetset- und Party-Insel Mykonos gelandet. Von dem Vorfall, der sich bereits am vergangenen Samstag ereignet hatte, veröffentlichten griechische Medien am Mittwoch eine Videoaufnahme. Sie zeigt, wie der Helikopter unter lautem Geknatter der Rotoren den Sand aufwirbelt und inmitten von Strandliegen aufsetzt. Zuvor hätten die Gäste das Weite gesucht, nachdem der Hubschrauber immer näher kam, berichten Augenzeugen.

Bei dem Piloten soll es sich um einen griechischen Unternehmer handeln. Der Geschäftsmann äußerte sich in dem Boulevardblatt «To Proto Thema» und wies eine Gefährdung der Strandbar-Gäste von sich. Die Situation sei sicher gewesen, sagte er. Ob er wegen der Aktion mit Strafverfolgung rechnen muss, war am Mittwoch noch nicht bekannt.


EU-Gericht kippt Sanktionsbeschluss gegen ukrainischen Ex-Präsidenten

LUXEMBURG: Das Gericht der Europäischen Union hat einen Beschluss zur Verlängerung von EU-Vermögenssperren gegen den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und dessen Sohn aus dem Jahr 2019 für nichtig erklärt. Konkrete Auswirkungen hat das Urteil vom Mittwoch vorerst nicht, da es für dieses Jahr schon wieder einen neuen Beschluss zur Verlängerung der Sanktionen gibt.

Die EU hatte im März 2014 kurz nach der Absetzung Janukowitschs im Unionsgebiet vorhandene Vermögenswerte einfrieren lassen. Grund für die Strafmaßnahmen waren Anhaltspunkte, dass Janukowitsch, sein Sohn und andere Personen öffentliche Gelder veruntreut oder ihre Ämter missbraucht haben. Der russlandfreundliche Präsident war im Februar 2014 im Zuge von Protesten gestürzt worden und in Richtung Moskau geflohen.

Ukrainische Behörden leiteten danach eine strafrechtliche Verfolgung wegen der Veruntreuung öffentlicher Vermögenswerte ein. Dieses Verfahren ist auch Grundlage der EU-Sanktionen.

In seiner Urteilsbegründung monierte das EU-Gericht nun, dass der Rat der EU nicht ausreichend geprüft habe, ob die Verteidigungsrechte und das Recht auf einen wirksamen gerichtlichen Rechtsschutz in der Ukraine beachtet wurden. Bereits die Sanktionsverlängerungen aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 hatte das EU-Gericht aus ähnlichen Gründen für nichtig erklärt. In dem jüngsten Sanktionsbeschluss vom 4. März 2021 hat der Rat der EU Passagen zu den Verteidigungsrechten und dem Recht auf wirksamen gerichtlichen Rechtsschutz ergänzt.


Gericht: London vergab rechtswidrig Auftrag an Berater-Freunde

LONDON: Die britische Regierung hat im vergangenen Jahr rechtswidrig einen Auftrag an die Firma von Freunden des damaligen Johnson-Beraters Dominic Cummings vergeben. Das entschied ein Gericht am Mittwoch in London, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. Geklagt hatte die Initiative Good Law Project, die sich für den verantwortungsvollen Einsatz von öffentlichen Geldern stark macht. Das Marktforschungsunternehmen Public First hätte demnach den Zuschlag für einen Auftrag über 560.000 Pfund (rund 650.000 Euro) nicht ohne Ausschreibung erhalten dürfen. Die Regierung hatte die Entscheidung mit der außergewöhnlichen Situation inmitten der Pandemie gerechtfertigt.

Der umstrittene Ex-Berater Cummings hatte die Regierung Ende vergangenen Jahres im Streit verlassen. Erst kürzlich erhob er schwere Vorwürfe gegen Premierminister Boris Johnson und weitere Regierungsmitglieder wegen deren Umgang mit der Coronavirus-Pandemie und der Finanzierung der luxuriösen Dienstwohnung des Regierungschefs. Johnson wird vorgeworfen, die Umbauarbeiten zeitweise über Parteispenden finanziert zu haben, ohne das ordnungsgemäß anzugeben. Eine internes Gutachten bescheinigte Johnson, dabei nicht gegen den Verhaltenskodex für Regierungsmitglieder verstoßen zu haben. Eine Untersuchung der Wahlkommission dazu läuft noch.


Bulgarisches Kampfflugzeug ins Schwarze Meer gestürzt

SOFIA: Ein bulgarischer Kampfjet ist bei einer Militärübung ins Schwarze Meer gestürzt. Das Flugzeug vom Typ MIG 29 sowjetischer Bauart sei in der Nacht zum Mittwoch vom Radar verschwunden, teilte das Verteidigungsministerium in Sofia mit. Nach dem Piloten werde gesucht. Die taktische Übung sei nach dem Zwischenfall eingestellt worden. Erst wenn der Flugdatenschreiber gefunden sei, werde sich der Vorfall aufklären lassen, sagte Staatschef Rumen Radew. Er war früher Kampfjet-Pilot und Oberbefehlshaber der bulgarischen Luftwaffe gewesen.

Das frühere Ostblockland Bulgarien ist seit 2004 Nato-Mitglied, seine Streitkräfte sind aber noch immer mit recht viel Militärtechnik aus der früheren Sowjetunion ausgerüstet. Die bis 11. Mai regierende bürgerlich-nationalistische Regierung in Sofia hat acht fabrikneue US-Kampfjets des Typs F-16 gekauft, die bis 2024 geliefert werden müssen. Langfristig vorgesehen war die Aufrüstung der Streitkräfte mit neuen Schiffen, Landmilitärtechnik und acht weiteren F-16-Jets. Hinter der Zukunft dieses Vorhabens steht inzwischen angesichts der zweiten Parlamentswahl in diesem Jahr am 11. Juli ein Fragezeichen.


Tichanowskaja fordert internationales Tribunal gegen Lukaschenko

PRAG: Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat zur Bildung eines internationalen Tribunals aufgerufen, um die Staatsführung in Minsk zur Rechenschaft zu ziehen. Die «Verbrechen der Lukaschenko-Diktatur» müssten untersucht werden, forderte die 38-Jährige am Mittwoch in einer Rede vor dem Senat in Prag. Tichanowskaja war bei der Präsidentschaftswahl im August 2020 gegen Machthaber Alexander Lukaschenko angetreten, der sich zum Sieger erklärte.

Der einzige Ausweg aus der Krise in Belarus seien freie Wahlen unter internationaler Aufsicht, betonte die Politikerin vor der zweiten Kammer des tschechischen Parlaments. Sie verurteilte erneut die Festnahme des Bloggers Roman Protassewitsch, dessen Flugzeug vor rund zwei Wochen zur Landung in Minsk gezwungen worden war.

Während ihres mehrtägigen Besuchs in Tschechien traf Tichanowskaja unter anderem mit Regierungschef Andrej Babis und Präsident Milos Zeman zusammen. Zeman habe ihr «einen Sieg im Kampf mit Europas letztem Diktator» gewünscht, teilte ein Sprecher des 76-Jährigen mit. Tichanowskaja setzt sich bei ihren Besuchen in EU-Staaten für einen stärkeren Druck auf Lukaschenkos Machtapparat ein.


Enge Verwandtschaft zwischen zwei Wikingern aus England und Dänemark

KOPENHAGEN: Archäologen haben das Verwandtschaftsverhältnis zweier vor rund 1000 Jahren gestorbener Wikinger geklärt. Mit Hilfe von DNA-Untersuchungen stellten sie fest, dass die vor einigen Jahren in Dänemark und England ausgegrabenen Männer eine Verwandtschaft zweiten Grades zueinander hatten. Sie waren entweder Halbbrüder oder Neffe und Onkel, wie das dänische Nationalmuseum am Mittwoch in Kopenhagen mitteilte. Dort eröffnet am 26. Juni eine Wikinger-Sonderausstellung, die auch die beiden Skelette zeigt.

Gefunden wurden diese Überreste an völlig unterschiedlichen Orten: Bei dem einen handelt es sich dem Museum zufolge um einen jungen dänischen Wikinger aus Otterup auf der Insel Fünen, der in England ermordet und in Oxford in ein Massengrab geworfen wurde. Sein Halbbruder, Neffe oder Onkel, der 2005 von Archäologen in Otterup ausgegraben worden war, lebte dagegen großteils daheim als Bauer.

Ab dem Jahr 850 hatten sich viele Dänen in England als Bauern angesiedelt. Andere dänische Wikinger setzten zur selben Zeit ihre 793 aufgenommenen Beutezüge entlang der englischen Küsten fort. Wie das Museum weiter mitteilte, ordnete Englands König Æthelred II. im Jahr 1002 ein Massaker an den Dänen in seinem Herrschaftsgebiet an, während andere später bei Kämpfen umkamen. Zu den Toten zählte auch der besagte junge Wikinger aus Fünen: Er wurde ermordet und in das Massengrab in Oxford geworfen, wo seine Überreste 2008 gemeinsam mit denen von mindestens 35 weiteren getöteten Männern entdeckt wurden.


Arbeitskräftemangel: Polen wirbt um Rückkehrer aus dem Ausland

WARSCHAU: Polen wirbt wegen Mangels an Arbeitskräften um die Rückkehr von ins Ausland abgewanderten Staatsbürgern. «Das, wovon wir vor zehn oder 15 Jahren nicht einmal träumen konnten, ist plötzlich Realität geworden: Wir sind an einem Moment angekommen, an dem wir nicht ausreichend Arbeitskräfte haben», sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki am Mittwoch bei der virtuellen Jahrestagung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Polen habe trotz der Pandemie die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU, so Morawiecki weiter. Laut Eurostat betrug die Arbeitslosigkeit in Polen im April 3,1 Prozent, im EU-Durchschnitt waren es 7,3 Prozent. Im vergangenen Jahr sei auch die Rezession in Polen mit 2 Prozent vergleichsweise niedrig gewesen, betonte Polens Regierungschef.

Morawiecki sagte, zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels versuche man zum einen, Anreize für Menschen zu schaffen, die derzeit nicht berufstätig seien. «Zum anderen ermutigen wir Polen, die nach Großbritannien, Irland und in viele andere westeuropäische Länder ausgewandert sind, zurückzukehren.» Außerdem werbe man um die polnischen Minderheiten in den Nachbarländern Belarus und Ukraine.

Laut Statistischem Bundesamt lebten in Deutschland Ende 2020 knapp 867.000 polnische Staatsbürger. Die Polen stellen damit nach den türkischen Staatsbürgern (1,46 Millionen) die zweitgrößte Gruppe unter den in Deutschland lebenden Ausländern.


Jüdische Gemeinden beklagen Zunahme an Internet-Hetze

PRAG: Jüdische Vertreter in Tschechien haben eine Zunahme antisemitischer Hetze im Internet beklagt. Im Kontext der Coronavirus-Pandemie seien Verschwörungstheorien gegen Juden auf dem Vormarsch, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der tschechischen Föderation jüdischer Gemeinden. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 866 Blogeinträge, Kommentare, Karikaturen und andere audiovisuelle Einträge mit antisemitischem Inhalt registriert worden. Im Jahr 2019 waren es noch 685 gewesen.

Die Zahl der registrierten Fälle physischer Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen blieb indes im einstelligen Bereich. Tschechien bleibe ein Land, in dem sich die Angehörigen der Minderheit sicher fühlen könnten, auch im Vergleich mit anderen Ländern Mittel- und Westeuropas, hieß es in dem Bericht.

In Tschechien leben nach Schätzungen heute wieder rund 15.000 bis 20.000 Juden. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg sind rund 80.000 tschechische Juden dem Holocaust zum Opfer gefallen.


Mann erschießt im Süden Russlands zwei Gerichtsvollzieher

SOTSCHI: Im Süden Russlands hat ein Mann mit einem Jagdgewehr zwei Gerichtsvollzieher erschossen.

Sie hätten am Mittwoch sein Haus in der Stadt Adler bei Sotschi am Schwarzen Meer beschlagnahmen wollen, teilten die Behörden laut Agentur Interfax mit. Der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Er selbst habe die Polizei gerufen. Berichten zufolge soll das illegal gebaute Haus abgerissen werden - deshalb sollte der Mann auf Beschluss eines Gerichts ausziehen.


Israelische Archäologen finden rund 1000 Jahre altes Hühnerei

TEL AVIV: Israelische Archäologen haben nach eigenen Angaben ein rund 1000 Jahre altes Hühnerei südlich von Tel Aviv entdeckt. Bei Ausgrabungsarbeiten in einer antiken Jauchegrube seien Forscher auf das intakte Ei gestoßen, teilte die Israelische Altertumsbehörde am Mittwoch mit. «Selbst weltweit gesehen, ist dies ein extrem seltener Fund», sagte Lee Perry Gal von der Altertumsbehörde laut Mitteilung. Es würden zwar ab und zu antike Straußeneier entdeckt, diese hätten allerdings eine dickere Schale.

Das Hühnerei wurde demnach durch den weichen menschlichen Abfall in der Jauchegrube geschützt. Es stamme aus der islamischen Zeit. Ausgrabungsdirektorin Alla Nagorsky sprach von einem «erstaunlichen» Fund und sagte: «Selbst heute überleben Eier selten lange in Supermarktkartons.»

Die Haltung von Geflügel begann laut der Altertumsbehörde in Israel vor rund 2300 Jahren. Ab dem 7. Jahrhundert nach Christi Geburt sei ein deutlicher Rückgang an Schweineknochen in der Region zu sehen - als Zeichen für das Verbot von Schweinefleisch in der islamischen Zeit.

Eier und Hühnerfleisch hätten somit als Proteinersatz gedient, sagte Forscher Gal. Leider habe das Ei einen kleinen Sprung gehabt, so dass der größte Teil der Flüssigkeit ausgelaufen sei. Nur etwas Eigelb sei noch vorhanden gewesen und für künftige DNA-Analysen aufbewahrt worden. Die Ausgrabungen fanden in der Stadt Javne statt.


Studierende in Oxford wollen Queen-Porträt abhängen - Minister empört

OXFORD: Studierende der Universität Oxford wollen in ihrem College ein Porträt der Queen wegen ihrer Verbindung zur britischen Kolonialgeschichte abhängen. Ein Ausschuss habe mit klarer Mehrheit für die Entfernung des Fotos aus dem Jahr 1952 gestimmt, wie die «Times» am Mittwoch berichtete. Die Begründung der Studierenden ist demnach, dass «Abbildungen der Monarchin und der britischen Monarchie für manche Studenten die jüngere Kolonialgeschichte repräsentieren.»

In dem Gemeinschaftsraum in dem berühmten Magdalen College, das auch berühmte Autoren wie Oscar Wilde oder C.S. Lewis einst besuchten, soll stattdessen ein anderes, neutraleres Kunstwerk aufgehängt werden. Der britische Bildungsminister Gavin Williamson nannte die Entscheidung dem Bericht zufolge «absurd». Königin Elizabeth II. habe während ihrer langen Zeit auf dem Thron «unermüdlich daran gearbeitet, die britischen Werte von Toleranz, Inklusivität und Respekt auf der ganzen Welt zu fördern».


Rekord-Kokainfund auf Malta - Drogen von Millionenwert beschlagnahmt

VALLETTA: Zoll-Ermittler auf Malta haben Hunderte Kilogramm reinsten Kokains in einem Container mit Bananen entdeckt. Die Behörde stieß nach eigenen Angaben am Dienstag auf den 740 Kilo schweren Rekordfund. Das Koks war demnach in Ein-Kilo-Päckchen in dem Container verstaut, der sich auf dem Weg vom südamerikanischen Ecuador nach Slowenien befand.

Die Ermittler schätzten den Marktwert der Drogen auf 90 bis 100 Millionen Euro. Wegen Unregelmäßigkeiten beim Gewicht der Boxen in dem Container waren sie darauf aufmerksam geworden. Der Fund dürfte der bislang größte in der Geschichte Maltas gewesen sein. 2020 beschlagnahmten die Behörden rund 612 Kilogramm Kokain.


Razzia gegen Computerbetrüger

TRAUNSTEIN/MÜNCHEN: Bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche Computerbetrüger sind in Deutschland am Mittwoch fünf Verdächtige verhaftet worden. Insgesamt waren 350 Beamte an 16 Orten in drei Bundesländern im Einsatz, wie die Bundespolizei mitteilte.

Die insgesamt 20 Beschuldigten, die sich teilweise auch in anderen europäischen Ländern aufhalten, sollen betrügerisch 13.300 Onlinetickets bei der Bahn mit gephishten Kreditkartendaten gebucht haben. Dabei soll ein Schaden von rund 450.000 Euro entstanden sein.

Die so seit mindestes Oktober 2018 gekauften Tickets nutzten die Verdächtigen laut Polizei für sich selbst oder verkauften sie verbilligt an ein Netzwerk von 2500 Kunden. Ausgangspunkt der Ermittlungen bei einer eigens für die Bekämpfung von Computerbetrug eingerichteten Ermittlungsgruppe der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München war ein Hinweis der Bahn. Das Amtsgericht Traunstein erließ 21 Durchsuchungsbeschlüsse und fünf Haftbefehle.

Nähere Angaben zu den durchsuchten Objekten machte die Polizei in Absprache mit der Staatsanwaltschaft nicht.


EU-Parlament will Gesetz zum Artenschutz

STRAßBURG: Das Europaparlament hat verbindlichere Regeln zum Erhalt der Artenvielfalt gefordert. Die Kommission soll dazu im kommenden Jahr einen Gesetzesvorschlag vorlegen, hieß es in einem am Mittwoch angenommenen Bericht. Darin solle der Weg bis zum Jahr 2050 vorgegeben werden. Bis zu dem Jahr will die Europäische Union der Biodiversitätsstrategie zufolge sicherstellen, dass alle Ökosysteme wiederhergestellt, widerstandsfähig und angemessen geschützt sind. Durch den Rechtsrahmen sollten auch konkrete Überwachungsmechanismen unter anderem für Schutzgebiete entstehen.

Die Abgeordneten sprachen sich auch dafür aus, mehr Naturschutzgebiete zu schaffen. 30 Prozent der Meeres- und Landgebiete in der Europäischen Union sollten geschützt werden, 10 Prozent besonders streng. Die Naturschutzgebiete sollten ein vielfältiges Spektrum an Ökosystemen abdecken und etwa Torfmoore, Weideland und Wälder beinhalten. Der Ausbau von Infrastruktur solle in den Schutzgebieten verboten werden.


Erneut Abschiebeflug aus Deutschland eingetroffen

KABUL: In Afghanistan ist erneut ein Abschiebeflug aus Deutschland eingetroffen. Die Maschine sei um 7.48 Uhr (Ortszeit) am Flughafen Kabul gelandet, sagten Behördenvertreter der Deutschen Presse-Agentur. An Bord der Maschine seien 42 abgeschobene Männer gewesen, hieß es weiter. Es war die 39. Sammelabschiebung seit dem ersten derartigen Flug im Dezember 2016. Damit haben Bund und Länder bisher 1077 Männer nach Afghanistan zurückgebracht.

Zuletzt gab es seit Dezember monatlich einen Abschiebeflug von Deutschland nach Afghanistan. Der für den Mai geplante Flug wurde nach Angaben des Bundesinnenministeriums verschoben, weil die afghanischen Behörden rund um den 1. Mai die Notwendigkeit verstärkter Sicherheitsmaßnahmen gesehen hätten. Am 1. Mai haben die USA und andere Nato-Länder offiziell mit dem Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan begonnen.

Abschiebungen in das Krisenland sind umstritten. Trotz der Aufnahme von Friedensgesprächen im September geht der Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban weiter. Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Die militant-islamistischen Taliban haben seither mehrere Offensiven gestartet und mindestens elf Bezirke in dem Land erobert. Dabei kamen Hunderte Sicherheitskräfte ums Leben oder wurden verletzt.

Täglich werden auch Zivilisten Opfer des Konflikts. Neben den Taliban ist auch die Terrormiliz Islamischer Staat in dem Land aktiv. Zuletzt ist zudem die Zahl der Corona-Neuinfektionen in dem Land signifikant gestiegen.


Aktivisten: Acht Tote bei israelischen Angriffen

DAMASKUS: Bei Angriffen israelischer Kampfjets in Syrien sind Aktivisten zufolge mindestens acht Kämpfer der Regierungstruppen getötet worden. Getroffen worden sei auch ein Munitionslager, das der schiitischen Hisbollah-Miliz zugerechnet werde, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch.

Die syrische Staatsagentur Sana meldete, die israelischen Jets hätten vom libanesischen Luftraum aus Ziele im Zentrum und Süden Syriens angegriffen. Die Luftabwehr habe mehrere Raketen abgeschossen. Es habe lediglich Sachschaden gegeben, berichtete Sana weiter.

Von israelischer Seite gab es dazu keinen Kommentar. Das israelische Militär äußert sich nie zu derartigen Berichten.

Israel greift regelmäßig Ziele in Syrien an. Diese Angriffe richten sich häufig gegen pro-iranische Milizen, die wie die Hisbollah aus dem Libanon im syrischen Bürgerkrieg an der Seite der Regierung kämpfen. Israel will im Nachbarland den militärischen Einfluss des Irans zurückdrängen. Teheran sieht in Israel einen Erzfeind.


Neues Kunstprojekt: Drohne über der New Yorker High Line

NEW YORK: Eine große weiße Drohne ist über der New Yorker High Line in den Himmel aufgestiegen: Die Statue auf einem fast acht Meter hohen Mast ist das Werk des US-Künstlers Sam Durant. Es solle bis August 2022 auf der zum Park umgebauten ehemaligen Hochbahntrasse zu sehen sein, teilten die Betreiber mit. Mit der Installation soll Aufmerksamkeit dafür geschaffen werden, dass Drohnen in Kriegen weltweit eingesetzt werden.

«Untitled (Drone)» ist das zweite Kunstwerk auf einer Abzweigung im Norden der High Line über der 10th Avenue in Manhattan - dem letzten Teilstück der Trasse, das 2019 eröffnet worden war. Den Auftakt hatte «Brick House», eine fast fünf Meter hohe Büste einer afro-amerikanischen Frau von US-Künstlerin Simone Leigh, gemacht.

Die rund 2,5 Kilometer lange High Line gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen in New York. Der südliche Teil war 2009 eröffnet worden, der nördliche 2014. Die Schienen der Trasse sind vielerorts geblieben, aber dazwischen blühen Blumen, führen Wege, stehen Bänke - und es eröffnen sich Panoramablicke etwa auf das Empire State Building oder die Freiheitsstatue.


Technologie-Entwicklung: US-Senat billigt Gesetzesentwurf

WASHINGTON: Mit überparteilicher Zustimmung hat der US-Senat einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der unter anderem die Herstellung von Halbleitern fördern soll. Der Entwurf sieht Ausgaben in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar für die technologische Forschung und Entwicklung vor und zielt darauf ab, Chinas Einfluss etwas entgegenzusetzen. Die Welt befinde sich im stärksten Wettbewerb seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, erklärte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, nach der Abstimmung am Dienstag. «Wenn wir nichts tun, könnten unsere Tage als vorherrschende Supermacht gezählt sein.»

US-Präsident Joe Biden begrüßte das Votum des Senats. Der Vorlage fehlt jedoch noch die Zustimmung des Repräsentantenhauses, wo es nach Einschätzung von US-Medien Widerstand geben könnte. Das Gesetz werde die USA in die Lage versetzen, «die wichtigsten Technologien von morgen zu entdecken, herzustellen und zu verbessern - von künstlicher Intelligenz über Computerchips bis hin zu Lithiumbatterien, die in intelligenten Geräten und Elektrofahrzeugen verwendet werden - und zwar genau hier in den Vereinigten Staaten», erklärte Biden.

Nach Angaben des Weißen Hauses ist der Anteil der Produktionskapazitäten für Halbleiter in den USA von 37 Prozent vor 20 Jahren auf etwa 12 Prozent der weltweiten Produktion gesunken. US-Firmen seien auf das Ausland angewiesen, insbesondere auf Länder in Asien, was ein Risiko in der Lieferkette darstelle.

Derzeit kämpfen viele Autobauer und Elektronikhersteller damit, dass nicht genügend Chips auf dem Markt zur Verfügung stehen. Zur Halbleiterknappheit führten unter anderem die sprunghaft gestiegene Nachfrage bei Notebooks und anderer Computer-Technik in der Pandemie.


Wal schwimmt möglichen neuen Streckenrekord von 27.000 Kilometern

JOHANNESBURG: Eine rekordverdächtige Langstrecken-Reise um die halbe Welt hatte ein Grauwal hinter sich, den Umweltschützer vor der Küste des südwestafrikanischen Staates Namibia entdeckt haben. Genetische Analysen deuteten darauf hin, dass der Wal zu einer bedrohten Population im Nord-Pazifik gehört. «Das bedeutet eine Wanderung von bis zu 27.000 Kilometern - was die weiteste jemals bekanntgewordene Migration eines im Wasser lebenden Wirbeltieres wäre», erklärte Rus Hoelzel von der Durham-Universität.

In einer von ihm mitverfassten Studie im Fachjournal «Biology Letters» heißt es, die Entdeckung könnte von Bedeutung sein für den Bestandsschutz der seltenen Wale und ihre Reaktion auf globale Veränderungen. «Wir kennen nicht die Art der Migration, aber es könnte sowohl ein zufälliger Wanderer wie auch eine absichtliche Migration sein, die durch die nun offene Passage in die Arktik ermöglicht wurde», erklärte Hoelzel. Der männliche Grauwal war demnach zwischen dem 4. Mai und dem 11. Juli 2013 vor der Hafenstadt Walvis Bay in relativ ausgezehrtem Zustand entdeckt worden.


Vereinte Nationen verabschieden Erklärung zur Bekämpfung von Aids

NEW YORK: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat nach schwierigen Verhandlungen eine politische Erklärung zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids verabschiedet.

In der nicht bindenden Übereinkunft des UN-Gremiums mit 193 Mitgliedsstaaten ist dabei das Ziel formuliert, HIV/Aids bis 2030 als Gesundheitsgefahr zu eliminieren. Für die entsprechende Resolution stimmten nach einem erfolglosen Änderungsversuch Russlands kurz vor Ende der Verhandlungen am Dienstag 165 Staaten. Moskau empfand Teile des Textes als Eingriff in interne Angelegenheiten. Die Erklärung enthält unter anderem Richtlinien zur Bekämpfung von Aids auf nationaler Ebene.


Syrische Staatsmedien: Israelische Luftangriffe

DAMASKUS: Israelische Kampfjets haben nach Darstellung syrischer Staatsmedien in der Nacht zum Mittwoch Raketenangriffe gegen Ziele in Syrien geflogen. Die Angriffe konzentrierten sich nach Militärangaben auf zentrale und südliche Gebiete im Land, berichtete die Agentur Sana ohne genauere Ortsangaben. Über die Auswirkungen der Angriffe lagen keine Informationen vor.

Von israelischer Seite gab es dazu keinen Kommentar. Das israelische Militär äußert sich nie zu derartigen Berichten.

Israel greift regelmäßig Ziele in Syrien an. Diese Angriffe richten sich häufig gegen pro-iranische Milizen. Israel will in dem benachbarten Bürgerkriegsland den militärischen Einfluss des Irans zurückdrängen, der mit der Regierung in Damaskus verbündet ist. Teheran sieht in Israel einen Erzfeind.


Save the Children: Dutzende Kinder in Mosambiks Nordprovinz entführt

JOHANNESBURG/MAPUTO: In Mosambiks Unruheprovinz Cabo Delgado schrecken die Bewaffneten bei ihren Angriffen auch vor Kindesentführungen nicht zurück. Dutzende Minderjährige - meist junge Mädchen - wurden laut einer am Mittwoch präsentierten Studie der Hilfsorganisation Save the Children allein in den vergangenen zwölf Monaten verschleppt. Insgesamt 51 gemeldete Fälle wurden dokumentiert, doch «die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen», teilte die Organisation mit. Sie wertet die Entführung von Kindern als «neue und alarmierende Taktik» und fordert ihre sofortige Freilassung. Viele der Kinder würden Zeugen grausamer Übergriffe und dann in ganzen Gruppen entführt.

In der Provinz Cabo Delgado verüben islamistische Rebellen seit 2017 immer wieder brutale Attacken. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) sind in der Region fast eine Million Menschen infolge von Terror und Gewalt vom Hunger bedroht. Die bewaffneten Gruppen haben ihre Angriffe seit Ende März deutlich ausgeweitet. Zuletzt überfielen sie am 24. März die nordmosambikanische Stadt Palma. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) übernahm nach eigenen Angaben mehrere Tage lang die Kontrolle über die Stadt.

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