Boliviens Oppositionschef wegen Staatsstreichsvorwürfen festgenommen
SANTA CRUZ: Wegen seiner Beteiligung an einem mutmaßlichen Staatsstreich hat die Polizei den bolivianischen Oppositionsführer Luis Fernando Camacho verhaftet. Der Gouverneur des Bundesstaates Santa Cruz sei am Mittwoch auf Grundlage eines Haftbefehls festgesetzt worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft fest. Dem Rechtspolitiker wird vorgeworfen, 2019 eine wichtige Rolle bei den Protesten gegen den damaligen Staatschef Evo Morales gespielt zu haben. Morales musste schließlich zurücktreten, die aktuelle Linksregierung wertet die damaligen Proteste als Staatsstreich.
Die Regierung des wirtschaftsstarken Bundesstaates Santa Cruz bezeichnete die Festnahme ihres Gouverneurs als Entführung. Der 43-Jährige sei bei einem irregulären Polizeieinsatz festgesetzt und an einen unbekannten Ort gebracht worden, teilte die Provinzregierung mit. Sie machte Präsident Luis Arce für die Sicherheit von Camacho verantwortlich.
Nach dem Rücktritt und der Flucht ins Ausland von Ex-Präsident Morales war Camacho 2020 als Präsidentschaftskandidat angetreten. Zuletzt führte er einen Generalstreik in seinem Departement an, um eine vorgezogene Volkszählung zu erzwingen. Davon erhofft sich die Regierung von Santa Cruz mehr Steuermittel und mehr Abgeordnetensitze im Parlament.
WWF-Bilanz: Oder-Fische große Verlierer des Jahres im Tierreich
BERLIN: Fische in der Oder zählen für die Umweltstiftung WWF zu den großen Verlierern des Jahres im Tierreich. Das Fischsterben sei als «menschengemachte Katastrophe» auch ein herber Rückschlag für die Wiederansiedlung des Baltischen Störs in der Oder gewesen, teilte der WWF in seiner Jahresendbilanz zu Gewinnern und Verlierern in der Tierwelt mit. Tausende Jungfische seien verendet. Daneben listet der WWF unter anderem das Rentier, das Breitmaulnashorn und den Kaiserpinguin als Verlierer des Jahres 2022.
Mit rückläufigen Beständen und wachsenden Bedrohungen hätten insgesamt Tausende Arten zu kämpfen: «Die Internationale Rote Liste verbucht mittlerweile mehr als 42.100 Tier- und Pflanzenarten als bedroht», hieß es. Es gibt jedoch auch Beispiele, die zeigen, dass sich stark dezimierte Bestände etwa dank Schutzvorkehrungen wieder erholen können: Als Gewinner des Jahres sieht der WWF zum Beispiel Tiger in Nepal und Buckelwale in Australien.
Eine Umweltkatastrophe hatte im August in der Oder zu einem großen Fischsterben geführt. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.
USA führen wegen Corona-Welle Testpflicht für Reisende aus China ein
WASHINGTON: Angesichts einer hohen Zahl von Corona-Infektionen in China führen die USA neue Beschränkungen für Reisende aus dem asiatischen Land ein. Die US-Gesundheitsbehörde CDC kündigte am Mittwoch (Ortszeit) an, ab dem 5. Januar müssten Flugreisende, die aus China in die USA kämen, vor dem Abflug einen negativen Corona-Test vorweisen. Das gelte unabhängig von der Nationalität der Reisenden und von ihrem Impfstatus. Der Test dürfe nicht älter als zwei Tage sein. Die Testpflicht sei auch vorgeschrieben für Reisende aus den chinesischen Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau.
Dies neue Vorschrift gelte ebenso für Personen, die aus China über ein Drittland in die USA kämen, sowie für Fluggäste, die über die Vereinigten Staaten zu anderen Zielen weiterreisen wollten, hieß es weiter. Es gehe darum, eine Ausbreitung des Coronavirus angesichts des Anstiegs der Covid-Fälle in China einzudämmen, da von chinesischer Seite keine ausreichenden Daten geliefert würden.
China hat derzeit mit einem rasanten Anstieg von Corona-Fällen zu kämpfen. Allein in den ersten drei Dezember-Wochen steckten sich laut Schätzungen 248 Millionen Menschen in China mit dem Virus an. Wissenschaftler warnen, die Corona-Welle könnte neue Varianten hervorbringen, die dann ihren Weg in andere Länder finden würden.
Nach fast drei Jahren strikter Vorkehrungen hatte Chinas Führung am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner umstrittenen Null-Corona-Politik verkündet. Seit dem Beginn der Pandemie sah Chinas Strategie vor, das Virus so gut es geht einzudämmen und selbst kleinste Ausbrüche mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantänen zu bekämpfen. Doch konnten die Maßnahmen am Ende gegen die leichter übertragbare Omikron-Variante nicht mehr viel ausrichten. Nun kommen fast alle Chinesen erstmals mit dem Virus in Kontakt.
Brasilien setzt Recht auf Waffen-Tragen rund um Lulas Amtsantritt aus
BRASÍLIA: Nach Drohungen gegen den künftigen brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva wird das Recht auf das Tragen von Waffen um dessen Amtseinführung am Neujahrstag vorübergehend ausgesetzt. Bis zum 2. Januar dürfen Zivilpersonen im Bundesdistrikt rund um die Hauptstadt Brasília keine Waffen tragen, wie der Oberste Gerichtshof am Mittwoch mitteilte. Wer der Entscheidung zuwiderhandele, mache sich des illegalen Waffenbesitzes schuldig.
Lula wird am 1. Januar in Brasília vereidigt. Der Ex-Präsident (2003-2010) hatte sich im Oktober in einer Stichwahl gegen den rechten Amtsinhaber Jair Bolsonaro durchgesetzt. Zuletzt wurden der künftige Staatschef und seine Unterstützer mehrfach von Bolsonaro-Anhängern bedroht. Die Polizei nahm vor wenigen Tagen einen Mann fest, der in der Nähe des Flughafens von Brasília einen Sprengsatz an einem Tankwagen angebracht hatte. Mitte des Monats griffen Bolsonaro-Anhänger eine Polizeiwache in Brasília an und und lieferten sich Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften.
Bolsonaro hatte das Waffenrecht im größten Land Lateinamerikas liberalisiert. Kurz nach seinem Amtsantritt erlaubte er den Brasilianern per Dekret, bis zu vier Schusswaffen zu kaufen und zuhause oder am Arbeitsplatz aufzubewahren. Zudem dürfen Waffenbesitzer nun bis zu 5000 Schuss Munition pro Waffe und Jahr erwerben.
Mehr als 19 Jahre Haft wegen geplanter Entführung von US-Gouverneurin
WASHINGTON: Ein Gericht in den USA hat den zweiten führenden Kopf hinter der geplanten Entführung von US-Gouverneurin Gretchen Whitmer zu mehr als 19 Jahren Haft verurteilt. Das teilte das US-Justizministerium am Mittwoch in Washington mit. Der andere führende Kopf hinter dem Komplott war am Dienstag zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.
Die beiden Männer waren im August schuldig gesprochen worden. Das Gericht sah es damals als erwiesen an, dass sie im Jahr 2020 eine Entführung der Gouverneurin des Bundesstaats Michigan geplant hatten. Um das Sicherheitspersonal der Politikerin außer Gefecht zu setzen, sei auch der Einsatz einer Bombe in Erwägung gezogen worden.
In dem Fall waren insgesamt 14 Verdächtige festgenommen worden. Gegen mehrere ergingen Schuldsprüche. Die beiden zuletzt festgesetzten Haftstrafen sind jedoch die höchsten im Zusammenhang mit den Plänen.
Zu Beginn des Jahres 2020 waren Ermittler der US-Bundespolizei FBI in sozialen Netzwerken auf das Komplott der Gruppe aufmerksam geworden. Mithilfe von Informanten, verdeckten Ermittlern und geheimen Aufnahmen von Gesprächen wurden die Entführungspläne im Herbst 2020 schließlich aufgedeckt. Die Demokratin Whitmer wurde Anfang November als Gouverneurin von Michigan wiedergewählt.
Präsidentschaftswahlkampf beginnt
PRAG: In Tschechien hat am Mittwoch die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs begonnen. Ab diesem Tag durften die neun zugelassenen Kandidaten im Rahmen reservierter Sendezeiten ihre Werbespots im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen veröffentlichen. Auch Plakatflächen im öffentlichen Besitz durften ab diesem Tag für Wahlwerbung verwendet werden. Auf ihren eigenen Internetseiten hatten die Kandidaten aber schon früher begonnen, auf sich aufmerksam zu machen.
Die Direktwahl des Staatsoberhaupts findet am 13. und 14. Januar statt. Falls erwartungsgemäß kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, gibt es zwei Wochen später eine Stichwahl zwischen den beiden Stimmenstärksten. Für den 8. März ist die Amtsübergabe des nach seinen maximal zwei erlaubten Amtsperioden ausscheidenden Präsidenten Milos Zeman an seinen Nachfolger geplant.
Die drei Wahl-Favoriten sind nach den Umfragen der letzten Monate der ehemalige tschechische Nato-General Petr Pavel, die ehemalige Rektorin der Universität Brünn, Danuse Nerudova, sowie der populistische Ex-Ministerpräsident Andrej Babis. Der ehemalige Regierungschef galt zeitweise als Hauptfavorit, fiel aber in den letzten Umfragen leicht zurück. Alle anderen Kandidaten liegen in den Umfragen deutlich hinter dem Führungstrio.
Zwei 17-jährige Deutsche sterben in Österreich neben der Ski-Piste
WAIDRING: Zwei 17-jährige Skifahrer aus dem Raum Berchtesgaden und aus der Oberpfalz sind beim Skifahren in Österreich ums Leben gekommen.
Die beiden waren am Mittwoch im Skigebiet Steinplatte im Tiroler Bezirk Kitzbühel über den rechten Rand der Piste geraten, wie die Polizei berichtete. Anschließend stürzten sie über teils mit Steinen durchsetztes und kaum mit Schnee bedecktes Alm- und Wiesengelände ab. Sie starben trotz Reanimationsmaßnahmen noch an der Unfallstelle. Laut Zeugen waren die beiden Jugendlichen auf der roten Piste mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Ein Polizeisprecher warnte noch einmal vor den möglichen Folgen zu schnellen Fahrens. «Es liegt neben der Piste einfach sehr wenig Schnee.».
Südsudan: EU und UN fordern sofortiges Ende der Gewalt
JUBA: Die Europäische Union und die Mission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) haben ein sofortiges Ende der Gewalt in dem ostafrikanischen Land gefordert. Alle Konfliktbeteiligten müssten zur Rechenschaft gezogen werden, einschließlich derjenigen, die zur Gewalt anstifteten und aufhetzten, hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Bei Auseinandersetzungen kamen zuletzt im Verwaltungsgebiet Greater Pibor im Bundesstaat Jonglei nach Behördenangaben mindestens 60 Menschen ums Leben, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Verantwortlich dafür sollen Kämpfer einer Jugendmiliz sein. Die UN-Mission bot an, die südsudanesische Übergangsregierung beim Schutz der Zivilbevölkerung zu unterstützen.
Der Südsudan ist seit 2011 unabhängig. 2013 brach in dem ölreichen und von Konflikten gebeutelten Land ein Bürgerkrieg aus, in dem Tausende Menschen starben und Millionen flohen. Trotz eines Friedensabkommens vor fünf Jahren kämpfen verschiedene bewaffnete Gruppen weiter um mehr Einfluss. Seit gut zwei Jahren wird das Land von einer fragilen Übergangsregierung von Präsident Salva Kiir und dem ehemaligen Rebellenführer Riek Machar geführt.
Netanjahus rechts-religiöse Regierung wird vereidigt
JERUSALEM: Fast zwei Monate nach der Parlamentswahl in Israel wird die rechts-religiöse Regierung des Siegers Benjamin Netanjahu am Donnerstag in Jerusalem vereidigt. Es ist die am weitesten rechts stehende Regierung, die Israel je hatte. Erstmals sind auch rechtsextreme Politiker in der Koalition vertreten.
Der frühere Langzeit-Ministerpräsident Netanjahu kehrt damit nach anderthalb Jahren zurück an die Macht. In Israels Geschichte war niemand länger im Amt als der 73-Jährige. Es ist bereits die sechste Regierung, die der rechtskonservative Likud-Vorsitzende bildet.
Die neue Regierung will tiefgreifende politische Veränderungen durchsetzen und unter anderem das Justizsystem gezielt schwächen. Die Änderungen könnten laut Experten auch die Aufhebung des aktuell laufenden Korruptionsprozesses gegen Netanjahu bewirken.
Noch vor der Vereidigung wurden mehrere umstrittene Gesetzesänderungen im Parlament durchgesetzt. Diese galten als Voraussetzung für einen gemeinsamen Koalitionsvertrag.
Bosniens Parlament bestimmt Kroatin zur Regierungschefin
SARAJEVO: Das Balkanland Bosnien-Herzegowina wird nach Medienberichten künftig von einer ethnischen Kroatin regiert. Die Abgeordnetenkammer des Parlaments in Sarajevo bestimmte Borjana Kristo, eine Politikerin der kroatischen Nationalpartei HDZ, zur Ministerpräsidentin. Für Kristo stimmten 23 der 42 Abgeordneten, 15 gegen sie, wie führende bosnische Medien berichteten.
Kristo obliegt es nun, eine neue Regierung zu bilden. Die Kabinettsmitglieder müssen dann noch vom Parlament bestätigt werden. Bereits im Vorfeld hatten sich die HDZ, die serbisch-nationalistische SNSD sowie acht Parteien mit sozialdemokratischer, grüner oder zivilgesellschaftlicher Ausrichtung auf die Bildung einer Koalitionsregierung geeinigt. Die unter Bosniaken dominierende Nationalpartei SDA wird erstmals seit 2012 nicht mehr an der Regierung beteiligt sein. Das Parlament ging aus den Wahlen im Oktober hervor.
Kristo (61) war von 2007 bis 2011 bereits Präsidentin der bosnisch-kroatischen Föderation (FBiH), einem der beiden Landesteile Bosniens. In Bosnien leben Bosniaken, Serben und Kroaten sowie kleinere Minderheiten wie Juden und Roma. Von 1992 bis 1995 war das Land Opfer eines von Serbien gestarteten Krieges mit 100.000 Toten. Das Abkommen von Dayton (1995) schuf die Grundlagen für den heutigen bosnischen Staat, der aus der Föderation FBiH und der Serbischen Republik (RS) besteht. Die beiden Landesteile genießen eine beträchtliche Autonomie.
«Zurückhaltung üben»: EU und USA besorgt wegen Lage im Kosovo
BRÜSSEL: Die USA und die EU sind besorgt wegen der angespannten Lage im Kosovo. «Wir rufen alle Beteiligten auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben», teilten der Auswärtige Dienst der EU (EEAS) sowie das US-Außenministerium am Mittwoch mit. Es sollten unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu deeskalieren und von Provokationen, Drohungen oder Einschüchterungen sollte Abstand genommen werden, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung.
Die Führung in Pristina hatte am Mittwoch den wichtigsten Grenzübergang nach Serbien nahe der Stadt Podujevo gesperrt. Der Schritt erfolgte, nachdem serbische Militante zuvor die Zufahrt auf der serbischen Seite der Grenze blockiert hatten. Die jüngsten Spannungen hatten sich ursprünglich daran entzündet, dass die Regierung in Pristina die alten serbischen Kfz-Kennzeichen für ungültig erklärte.
In der EU-US-Stellungnahme wurde begrüßt, dass die Führung des Kosovo zugesichert habe, dass es keine Listen von kosovo-serbischen Bürgern gebe, die wegen friedlicher Proteste beziehungsweise Barrikaden verhaftet oder strafrechtlich verfolgt würden. Im Rahmen des Mandats der EU-Mission Eulex werde man Ermittlungen und anschließende Verfahren genau überwachen, um die Achtung der Menschenrechte zu fördern.
Erste Metro soll Stauproblem in Megametropole bekämpfen
DHAKA: Ein Metrosystem soll helfen, das große Stauproblem in einer der am dichtesten bevölkerten Hauptstädte zu bekämpfen. Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina weihte am Mittwoch das erste Metrosystem ihres Landes in der Millionenmetropole Dhaka ein. «Diese Metro wird Dynamik in die nationale Wirtschaft bringen», sagte die 75-Jährige dabei. «Sie wird helfen, Zeit und Geld einzusparen, die sonst im täglichen Verkehr verloren gehen.»
In der Hauptstadt Dhaka leben mehr als 20 Millionen Menschen. Die Stadt ist für ihre schlimmen Staus bekannt. Nach Angaben der Weltbank von 2018 sank dort die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von 21 km/h im Jahr 1980 auf 7 km/h. Rund 3,2 Millionen Arbeitsstunden gingen demnach in der Stadt täglich wegen Staus verloren.
Nun soll die teils von Japan finanzierte Metro am Donnerstag für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Bislang seien die Schienen knapp zwölf Kilometer lang, hieß es. Im kommenden Jahr sollten rund zehn weitere Kilometer dazukommen und später weitere Metrolinien folgen.
Britische Regierung trotz Streikwellen gegen hohe Lohnsteigerungen
LONDON: Die britische Regierung bleibt trotz der jüngsten Streikwelle bei Bahnen, Grenzbeamten und Klinikpersonal hart. «Wir wollen, dass die Streiks enden, wir wollen, dass man sich auf eine faire Gehaltslösung einigt», sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch. Aber es könne keine Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich geben, weil diese die Inflation noch weiter anheizen würden. Der Sprecher forderte die Bahngewerkschaft RMT auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Es habe ein faires Angebot der Arbeitgeber vorgelegen, sagte er.
RMT-Mitglieder beim Streckenbetreiber Network Rail hatten über die Weihnachtstage gestreikt. Am Mittwoch legten dann Mitglieder einer anderen Bahngewerkschaft die Arbeit bei einem Bahnanbieter nieder. Zudem hat RMT bereits für Januar mehrere Streiks angekündigt. Die Arbeitnehmer verlangen eine Lohnerhöhung, die über der aktuellen Inflation von rund 10 Prozent liegt.
An mehreren Flughäfen, darunter den Londoner Airports Heathrow und Gatwick, begannen Grenzbeamte am Mittwoch einen neuen Streik, der bis Silvester dauern soll. Bei einem ersten Ausstand kurz vor Weihnachten hatten Soldaten die Einreisekontrollen übernommen.
Wetteramt: 2022 wärmstes Jahr der Geschichte
EXETER: Großbritannien hat 2022 nach Schätzungen des nationalen Wetteramts Met Office das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1884 erlebt. Die durchschnittliche Temperatur werde den Rekord von 9,88 Grad Celsius aus dem Jahr 2014 übertreffen, teilte das Met Office am Mittwoch unter Berufung auf vorläufige Daten mit. Alle Monate mit Ausnahme des Dezember seien wärmer gewesen als der historische Durchschnitt, sagte Mark McCarthy vom Met Office.
«Das warme Jahr steht im Einklang mit den tatsächlichen Auswirkungen, die wir als Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels erwarten», sagte McCarthy. Der Klimawandel erhöhe weiterhin die Wahrscheinlichkeit für immer wärmere Jahre in den kommenden Jahrzehnten. Im Sommer waren in Großbritannien erstmals mehr als 40 Grad Celsius gemessen worden.
Auch in der Schweiz war 2022 das wärmste Jahr seit Messbeginn 1864, in Frankreich gab es in mehr als 100 Jahren noch nie ein so warmes Jahr wie 2022.
Jesus-Statue in indischer Kirche beschädigt
NEU DELHI: Kurz nach Weihnachten ist in einer Kirche in Indien eine Jesus-Statue beschädigt und eine Spendenbox geklaut worden. Auch Gegenstände beim Altar des christlichen Gotteshauses in der Stadt Piriyapatna im Bundesstaat Karnataka seien geplündert worden, berichtete die «Times of India» am Mittwoch unter Berufung auf die Polizei. Die Polizei ermittle im Zusammenhang einer vorsätzlichen Tat zur Empörung religiöser Gefühle. Der Vorfall am Dienstag - zwei Tage nach Heiligabend - sei passiert, als der Priester außerhalb der Stadt gewesen sei.
Indien ist ein mehrheitlich hinduistisches Land, in dem Religion für viele Menschen sehr wichtig ist. Es leben auch Christen und Muslime als religiöse Minderheiten im Land. Immer wieder gibt es Angriffe auf sie durch radikale Hindus. Radikale Hindus werfen Christen unter anderem vor, Anlässe wie Weihnachten zu nutzen, um Hindus zum Christentum zu konvertieren.
Rund um Weihnachten gab es dieses Jahr weitere Vorfälle. So schlug etwa ein Mob radikaler Hindus einen als Weihnachtsmann verkleideten Mann, der in der Stadt Vadodara im Bundesstaat Gujarat Schokolade verteilte und den Menschen «frohe Weihnachten» wünschte, zusammen, wie «Outlook India» berichtete. Auf einem Video, das sich in den sozialen Medien verbreitete, war demnach auch zu sehen, wie Männer mit Flaggen mit Hindu-Symbolen eine Weihnachtmann-Figur verbrannten.
Berufungsgericht bestätigt Urteil gegen türkischen Kulturförderer
ISTANBUL: Ein Berufungsgericht in der Türkei hat ein Urteil gegen den inhaftierten Kulturförderer Osman Kavala zu lebenslanger Haft bestätigt. Die Strafe gegen Kavala sowie die Verurteilung von sieben weiteren Angeklagten zu 18 Jahren Haft seien rechtens gewesen, entschied das Gericht in Istanbul am Mittwoch nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Kavala (65) sitzt seit 2017 im Gefängnis. Im April war er zu lebenslanger Haft wegen Umsturzversuchs im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten 2013 verurteilt worden. Sieben weitere Personen, darunter die bekannte Architektin Mücella Yapici und der Anwalt Can Atalay, erhielten 18 Jahre wegen Beihilfe.
Das Urteil hatte international scharfe Kritik hervorgerufen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte es als «verheerendes Signal für die türkische Zivilgesellschaft» bezeichnet.
Kavala stammt aus einer Unternehmerfamilie und förderte zahlreiche zivilgesellschaftliche Projekte in der Türkei. Er ist Gründer der Organisation Anadolu Kültür.
Schüsse in Paris: Eltern des mutmaßlichen Täters fassungslos
PARIS: Die Eltern des mutmaßlichen Attentäters von Paris haben sich fassungslos angesichts der Schüsse auf Migranten vor Weihnachten gezeigt. «Kaum zu glauben, dass wir am Abend zuvor noch Scrabble gespielt haben, als wäre nichts», sagte seine Mutter der Zeitung «Le Parisien» (Mittwoch). Es sei eine unverzeihliche Tat und eine unverhältnismäßige Rache, die seit einem Einbruch in das Haus des Sohnes in diesem gereift sei, sagte sein Vater. Während der Zeit, die er wegen eines früheren Angriffs auf Ausländer in Haft verbrachte, habe er sich verändert, so die Eltern.
Am Freitag hatte ein Mann bei einem kurdischen Gemeindezentrum mehrere Schüsse abgefeuert und drei Menschen getötet. Drei weitere Menschen wurden bei dem Angriff im zehnten Pariser Arrondissement verletzt. Der mutmaßliche Täter hatte sich am Sonntag laut Staatsanwaltschaft zu einem «pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer» bekannt. Der 68-Jährige habe demnach seit einem Einbruch vor sechs Jahren immer den Wunsch gehabt, Ausländer zu töten.
Er sei immer ein Einzelgänger gewesen, habe nicht geraucht, nicht getrunken und nie einen Freund oder eine Freundin vorgestellt, so die Eltern. Ihnen gegenüber habe er immer gesagt, er sei asexuell. Er sei von klein auf immer sehr schweigsam gewesen.
Erst wenige Tage vor der Tat war der Verdächtige aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.
Todesschütze von Perm zu lebenslanger Haft verurteilt
PERM: Nach tödlichen Schüssen auf Studenten in einer Universität der russischen Millionenstadt Perm hat ein Gericht den Schützen zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass der Mann vor einem Jahr bei dem bewaffneten Überfall 6 Studenten tötete und 47 Menschen verletzte. Er werde in ein Straflager für Schwerverbrecher eingewiesen, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax.
Der Mann hatte im September 2021 mit einem Jagdgewehr auf dem Gelände der Staatlichen Universität in der 1200 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Stadt Perm um sich geschossen. Der Täter hat kein Motiv für die Schüsse genannt.
Solche Gewalttaten häufen sich inzwischen in Russland. Vor drei Monaten richtete ein 34 Jahre alter Mann in der russischen Teilrepublik Udmurtien an der Wolga ein Blutbad in einer Schule an. Er tötete insgesamt 15 Menschen, darunter 11 Kinder, und verletzte mehr als 20 Personen.
Maskenpflicht? In vielen Staaten längst Geschichte
LONDON/PARIS/BERLIN: Deutschlands Politiker diskutieren leidenschaftlich darüber, ob nach drei Jahren Pandemie die letzten staatlichen Corona-Beschränkungen fallen können. Im Fokus steht dabei die Maskenpflicht - die in vielen Staaten Europas längst Geschichte ist. Keinerlei staatliche Corona-Auflagen gibt es etwa in ganz Skandinavien, Großbritannien, Frankreich sowie in Tschechien, der Türkei und Rumänien, wie eine dpa-Umfrage am Mittwoch ergab. Eine Maskenpflicht in Bussen und Bahnen gibt es dagegen noch in Spanien, Griechenland, Zypern sowie regional in einigen Großstädten wie Wien und Sofia. Nur noch in Gesundheitseinrichtungen gilt eine Maskenpflicht unter anderem in Israel, Polen, Ungarn, Österreich, Serbien, dem Baltikum sowie in Portugal, Spanien und der Slowakei.
In Deutschland hatte die FDP als Teil der Regierungskoalition die zuständigen Bundesländer aufgefordert, die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen des Nahverkehrs sofort abzuschaffen. Für Fernzüge und Fernbusse bundesweit ist bis zum 7. April eine FFP2-Maskenpflicht festgeschrieben.
Die Debatte über die Abschaffung aller Corona-Beschränkungen war neu aufgeflammt, nachdem der Virologe Christian Drosten in einem Interview mit dem «Tagesspiegel» unter anderem gesagt hatte, nach seiner Einschätzung sei die Pandemie vorbei. Als Reaktion hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) gefordert, «die letzten Corona-Schutzmaßnahmen» zu beenden.
Todeszahl nach Explosion von Gastankwagen steigt weiter
JOHANNESBURG: Nach der Explosion eines Gastankwagens am 24. Dezember in Südafrika ist die Zahl der Todesopfer auf 26 gestiegen. Das bestätigten die Provinzbehörden in Gauteng am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
In den frühen Morgenstunden des Heiligen Abends war der Gastankwagen in der Stadt Boksburg unweit von Johannesburg explodiert und hinterließ zahlreiche Verletzte sowie erhebliche Schäden an nahe gelegenen Häusern und einem örtlichen Krankenhaus. Laut Gesundheitsbehörden belaufen sich allein die Kosten für die Reparatur der Schäden am Krankenhaus auf 18 Millionen Rand (knapp eine Million Euro).
Den vorläufigen Ermittlungen zufolge sei der Wagen beim Versuch, eine niedrige Brücke in der Gegend zu passieren, stecken geblieben. Die dadurch entstandene Reibung zwischen dem Lkw und der Brücke habe nach Polizeiangaben zu der Explosion geführt. Auf eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung wurde aus Mangel an Beweisen verzichtet, obwohl der 32-jährige Tankwagenfahrer nicht beim Gerichtstermin erschienen war.
Ansa: Benedikt XVI. leidet seit Tagen an Atemproblemen
ROM: Der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat sich laut einer Meldung der italienischen Nachrichtenagentur Ansa schon vor Weihnachten verschlechtert. Wie Ansa am Mittwoch unter Berufung auf qualifizierte Kreise berichtete, haben beim 95-Jährigen schon in den Tagen vor Weihnachten Atemprobleme eingesetzt.
Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Der Heilige Stuhl hatte am Mittwoch lediglich mitgeteilt, dass sich der Zustand des emeritierten Papstes altersbedingt verschlechtert habe. Die Situation sei aber für den Augenblick «unter Kontrolle». Der Deutsche werde im vatikanischen Kloster Mater Ecclesiae, wo er seit seinem Rücktritt 2013 wohnt, von Ärzten kontinuierlich überwacht.
Erdstoß erschüttert Mittelgriechenland und versetzt Menschen in Angst
ATHEN: Ein Beben der Stärke 4,9 hat am Mittwoch Mittelgriechenland erschüttert und die Menschen in Angst versetzt. «Das Beben wurde als stark empfunden, weil es sich nur rund 13 Kilometer unter dem Boden ereignete», sagte im Staatsfernsehen der Seismologe Kostas Papazachos. Das Epizentrum des Bebens lag nach weiteren Angaben des geodynamischen Instituts von Athen in der Nähe der Kleinstadt Chalkida auf der Insel Euböa, rund 50 Kilometer in gerader Linie nördlich von Athen.
«Wir haben bislang keine Informationen über Verletzte oder schwere Schäden», sagte Giorgos Psathas, Bürgermeister der betroffenen Region von Chalkida, dem Nachrichtensender Skai. Zahlreiche Menschen seien nach Augenzeugenberichten nach dem Beben auf die Straßen gerannt. In der Region der Insel Euböa gibt es tiefe tektonische Gräben, die immer wieder Erdbeben dieser Stärke auslösen.
Nordkorea will Verteidigungsfähigkeit ausbauen
SEOUL/PJÖNGJANG: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will im nächsten Jahr den Ausbau der militärischen Schlagkraft seines Landes vorantreiben. Bei einer mehrtägigen Plenarsitzung des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang zum Jahresende habe Kim von einer «herausfordernden Situation» auf der koreanischen Halbinsel und im internationalen Umfeld gesprochen, berichteten die staatlich kontrollierten Medien am Mittwoch. Kim habe «neue Kernziele für die Stärkung der eigenständigen Verteidigungsfähigkeit» ausgegeben, die 2023 durchgesetzt werden sollten.
Details wurden nicht genannt. Beobachter im benachbarten Südkorea gehen davon aus, dass sich Kim auf die Ziele bezogen habe, die das weithin isolierte Land bei einem Parteikongress Anfang 2021 formuliert hatte. Damals ging Kim auf eine Reihe von Projekten ein, mit denen die Streitkräfte gestärkt und das Atomwaffenarsenal des Landes einschließlich «Erstschlags-» und «Vergeltungskapazitäten» erweitert werden sollten. Das Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen.
In diesem Jahr hatten sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel spürbar verschärft. Nordkorea erhöhte deutlich das Tempo und den Umfang seiner Tests von atomwaffenfähigen Raketen. Die USA und ihr Verbündeter Südkorea nahmen gleichzeitig ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf.
Das jetzige Parteitreffen hatte Nordkorea Anfang Dezember angekündigt, um die politische Strategie für das nächste Jahr festzulegen. Das Zentralkomitee gehört zu den Führungsgremien der Partei, deren Chef Kim ist.
Kosovo schließt Hauptgrenzübergang nach Serbien wegen Blockade
PRISTINA/BELGRAD: Das Kosovo hat am Mittwoch den wichtigsten Grenzübergang nach Serbien nahe der Stadt Podujevo gesperrt. Der Schritt erfolgte, nachdem serbische Militante die Zufahrt auf der serbischen Seite der Grenze blockiert hatten. Wie Medien in Belgrad berichteten, wurden nahe der serbischen Ortschaft Merdare Lastwagen auf der Straße quergestellt, die zum Grenzübergang führt.
Zwei weitere Grenzübergänge zwischen dem Kosovo und Serbien sind bereits seit fast drei Wochen gesperrt. Serbische Militante hatten im Norden des Kosovos an den Straßen zu den Übergängen Brnjak und Jarinje Barrikaden errichtet. Auch an anderen Stellen in dem mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Nord-Kosovo haben Militante inzwischen Straßen blockiert.
Damit protestieren sie gegen die Verhaftung eines serbischstämmigen ehemaligen Beamten der Kosovo-Polizei, der nach Darstellung der kosovarischen Behörden Angriffe auf Beamte der Wahlkommission angeführt hatte. Ein Gericht in Pristina entließ den Mann am Mittwoch in den Hausarrest, wie das kosovarische Nachrichtenportal «koha.net» berichtete. Die Militanten werden von der Regierung in Belgrad unterstützt und zum Teil auch angeleitet.
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo gehörte früher zu Serbien und ist seit 2008 unabhängig. Serbien findet sich damit nicht ab und beansprucht das Territorium des Landes für sich. Das Auswärtige Amt rät indes von nicht unbedingt notwendigen Reisen in die vier Gemeinden des Nord-Kosovos ab.
Neuer Nachtzug zwischen Berlin und Brüssel soll am 25. Mai starten
BERLIN/BRÜSSEL: Das junge belgisch-niederländische Bahnunternehmen European Sleeper will ab Mai einen Nachtzug zwischen Berlin und Brüssel anbieten. Die Fahrt ab dem Berliner Hauptbahnhof werde sonntags, dienstags und donnerstags angeboten und dauere etwa zehneinhalb Stunden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die erste Verbindung sei für den 25. Mai geplant, der Ticketverkauf solle bereits am 20. Februar beginnen.
Auf dem Weg nach Brüssel sind außer Hannover weitere Halte unter anderem in Hannover, Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Antwerpen vorgesehen. Sitzplätze sollen ab 49 Euro zu haben sein, eine Liege im Sechserabteil ab 79 Euro. Mit Reservierung für 24 Euro würden auch Fahrräder mitgenommen.
European Sleeper wurde nach eigenen Angaben 2021 gegründet. Die Route Berlin-Brüssel ist laut Homepage die erste Strecke des Unternehmens. Für den Jahreswechsel 2023/2024 wurde eine Verlängerung über Dresden bis Prag angekündigt - ein Start in Prag war demnach der Ursprungsplan.
Der Start der ersten Nachtzug-Verbindung von European Sleeper war mehrfach bereits für 2022 in Aussicht gestellt worden, musste aber stets wieder abgesagt werden. Wo European Sleeper die Wagen für den Mai 2023 mietet, wurde bisher nicht bekannt. «Wir sind noch mit mehreren Unternehmen im Gespräch, um zusätzliche Wagen zu bekommen», zitierte die «Berliner Zeitung» Mitgründer Chris Engelsman. Demnach sei auch noch unklar, wer die Lok und das Fahrpersonal stellt.
Istanbuler Bürgermeister rechnet mit zunehmendem politischen Druck
ISTANBUL: Der Bürgermeister der türkischen Metropole Istanbul Ekrem Imamoglu rechnet nach seiner Verurteilung wegen Beamtenbeleidigung mit zunehmendem politischen Druck auf seine Gemeindeverwaltung. Er bereite sich etwa darauf vor, dass noch vor den Wahlen im Juni 2023 «politisch motivierte» Ermittlungen wegen angeblicher Terrorverbindungen seiner Mitarbeiter eingeleitet werden, sagte Imamoglu am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Istanbul. Eine dementsprechende Akte mit mehr als 1650 Verdächtigen werde zurzeit vom Staatsanwalt geprüft.
Er schließe nicht aus, dass er noch vor den Wahlen aufgrund solcher Ermittlungen als Bürgermeister abgesetzt werde, sagte Imamoglu. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan werde «in den nächsten drei, vier, fünf Monaten vor nichts zurückschrecken.» Ziel der Regierung sei, mit Istanbul das politische und wirtschaftliche Machtzentrum der Türkei zu kontrollieren, um Einfluss auf die Wahlen nehmen zu können.
Innenminister Süleyman Soylu hatte den Istanbuler Bürgermeister zuvor beschuldigt, Terrorverdächtige eingestellt zu haben und angekündigt, er werde Imamoglu absetzen, sollte es deswegen zu Ermittlungen kommen.
Imamoglu ist Politiker der landesweit stärksten Oppositionspartei CHP und galt bisher als chancenreicher Kandidat für die Präsidentenwahl im kommenden Jahr. Er war bereits am 14. Dezember wegen Beamtenbeleidigung zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren und einem Politikverbot verurteilt worden - das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Erst dann müsste er seinen Posten als Bürgermeister aufgeben und könnte auch nicht kandidieren. Menschenrechtler sehen das Urteil als politisch motiviert, Erdogan hatte das zurückgewiesen.
Ratzinger-Biograf: Lage «sicherlich sehr besorgniserregend»
MÜNCHEN: Die Meldungen um den Gesundheitszustand des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sind aus Sicht seines Biografen Peter Seewald «sicherlich sehr besorgniserregend». Er habe ihn im Oktober zuletzt gesehen, sagte der Autor der Deutschen Presse-Agentur. Ein letzter Brief habe gezeigt, dass er geistig völlig klar war. Benedikt selbst sehne sich seit langem nach seinem «Heimgang».
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Er lebt seit seinem Rücktritt 2013 relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan. Zuletzt hieß es seit Monaten, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne.
Schwere Regenfälle in Teilen der arabischen Welt
KAIRO: Am Golf und in anderen Teilen der arabischen Welt haben schwere Regenfälle zu Überschwemmungen geführt. In Jordanien mussten Medienberichten zufolge wegen Sturzfluten Hunderte Touristen von der berühmten Felsenstadt Petra evakuiert werden. Berichte über Opfer gab es nicht. Die Rettungsorganisation Weißhelme meldete schweren Regen in Flüchtlingslagern im Norden Syriens.
In Kuwait, wo zuvor einige der höchsten Temperaturen weltweit gemessen wurden, kam es nach Regenfällen zu seltenem Hagel. Im Oman im Osten der Arabischen Halbinsel blieben die Schulen am Mittwoch in der Hauptstadt Maskat wegen Unwetters geschlossen.
In den vergangenen Tagen hatte es auch in Saudi-Arabien stark geregnet. In der für Muslime heiligen Stadt Mekka wurden Autos teilweise von Wassermassen davongetragen. Die meteorologische Behörde des Landes sagte weitere Regenfälle ab Donnerstag und bis in die kommende Woche voraus. Dabei könne es auch zu Überschwemmungen kommen.
In Israel gab es mehrere Tage lang ungewöhnlich heftigen Regen mit Gewittern, auf dem Hermon-Berg im Norden fiel sogar Schnee. In der Negev-Wüste im Süden des Landes wurde ein junger Mann am zweiten Weihnachtstag von einer Sturzflut mitgerissen und später bewusstlos geborgen.
Papst Franziskus: Betet für Benedikt, «er ist sehr krank»
ROM: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus «sehr krank». Der aktuelle Pontifex bat am Mittwoch zum Ende der Generalaudienz im Vatikan die Gläubigen um ein «spezielles Gebet» für den 95-jährigen Benedikt. «Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche, bis zum Ende», sagte Franziskus. Weitere Details nannten Franziskus und der Heilige Stuhl zunächst nicht.
Der gebürtige Bayer, der vor seiner Wahl zum Papst Joseph Ratzinger hieß, lebt seit seinem Rücktritt 2013 relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan. Zuletzt hieß es seit Monaten, dass Benedikt körperlich schwach sei und kaum noch sprechen könne. Geistig aber sei er den Umständen entsprechend fit. In unregelmäßigen Abständen empfing Benedikt, der von seinem langjährigen Wegbegleiter Georg Gänswein sowie Ordensschwestern betreut wird, auch noch Besuch.
Rheinmetall erhält Großauftrag für Kältemittelverdichter
DÜSSELDORF: Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall hat einen Großauftrag im Geschäft mit Kältemittelverdichter an Land gezogen. Die langfristige Bestellung habe ein Volumen von mehr als 770 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mit. Es handele sich dabei um den größten Einzelauftrag, den der nicht-militärische Bereich Rheinmetalls außerhalb des klassischen Automobilgeschäfts bisher erhalten habe.
Der industrielle Kunde habe ein Kältemittelverdichter-Modell mit Gleichspannungselektronik bestellt, für das ein langfristiger Liefervertrag abgeschlossen worden sei, teilte der Rüstungskonzern weiter mit. Angaben zur Laufzeit wurden nicht gemacht. Der Verdichter-Typ ähnele in seinem Aufbau jenen, die auch in Kraftfahrzeugen verwendet würden.
China stellt eigenen Landsleuten wieder Reisepässe aus
PEKING: Nach dem abrupten Ende der Null-Corona-Politik können Chinesen bald wieder Urlaub im Ausland machen. Wie die Nationale Einwanderungsbehörde am Dienstag mitteilte, sollen Chinesen, die ins Ausland reisen wollen, ab dem 8. Januar wieder Pässe beantragen können. China hatte die Ausgabe neuer Pässe für touristische Reisen kurz nach dem Beginn der Pandemie eingestellt. In der Regel wurden nur noch dringende Geschäftsreisen und Auslandsaufenthalte zu Studienzwecken genehmigt.
Die Pekinger Gesundheitskommission hatte bereits am Montag mitgeteilt, dass die Gefahrenstufe des Coronavirus ab dem 8. Januar abgesenkt und damit auch die Quarantäne bei der Einreise nach China entfallen werde. Zuletzt wurden Reisende noch für mindestens fünf Tage in einem Hotelzimmer isoliert und streng überwacht. Zeitweise war sogar eine Einreise-Quarantäne von 21 Tagen vorgeschrieben.
Das Virus verbreitet sich nach dem Ende der Null-Covid-Politik Anfang Dezember aktuell rasend schnell. Nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen haben sich allein in den ersten drei Dezemberwochen 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Krankenhäuser sind überfüllt und viele Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern.
Spannungen ums Kosovo: Serbiens Präsident besucht Kaserne nahe Grenze
RASKA/MITROVICA: Vor dem Hintergrund neuer Spannungen ums Kosovo hat der serbische Präsident Aleksandar Vucic eine Armeekaserne in der grenznahen Stadt Raska besucht. Auf seiner Instagram-Seite veröffentlichte er in der Nacht zum Mittwoch ein Foto, das ihn mit dem serbischen Generalstabschef Milan Mojsilovic zeigt. Er danke allen Angehörigen der Sicherheitskräfte, die alles tun würden, um die Serben im Kosovo zu schützen, schrieb Vucic dazu.
Vor knapp drei Wochen hatten militante Serben im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden des Kosovos Barrikaden errichtet, die vor allem die Straßen zu den Grenzübergängen nach Serbien blockieren. Damit protestieren sie gegen die Verhaftung eines serbischstämmigen ehemaligen Beamten der Kosovo-Polizei, der nach Darstellung der kosovarischen Behörden Angriffe auf Beamte der Wahlkommission angeführt hatte. Die Militanten werden von der Regierung in Belgrad unterstützt und zum Teil auch angeleitet.
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und ist seit 2008 unabhängig. 1999 hatte die Nato Serbien bombardiert, nachdem serbische Sicherheitskräfte albanische Zivilisten getötet und vertrieben hatten. Bis 2008 hatte die UN-Mission Unmik das Kosovo verwaltet. Mit der Unabhängigkeit findet sich Serbien nicht ab und beansprucht das Territorium des Landes für sich.
Raska liegt etwa zehn Kilometer von der Grenze zum Kosovo entfernt. Die von Vucic besuchte Kaserne liegt unweit einer fünf Kilometer breiten Pufferzone entlang der Kosovo-Grenze, in die serbische Sicherheitskräfte nur mit Erlaubnis der im Kosovo stationierten Nato-geführten Schutztruppe KFOR vordringen dürfen. Dies ist Teil der Vereinbarungen, die nach den Nato-Luftangriffen 1999 getroffen worden waren und die zum vollständigen Abzug der serbischen Sicherheitskräfte und Verwaltung aus dem Kosovo geführt hatten.
«Ocean Viking» darf mit 113 Flüchtlingen an Bord in Ravenna anlegen
RAVENNA: Das von der Hilfsorganisation SOS Méditerranée betriebene Schiff «Ocean Viking» darf mit 113 geretteten Flüchtlingen im Adria-Hafen der italienschen Stadt Ravenna anlegen. Die Behörden hätten dem Schiff diesen Ort im Nordosten des Landes zugewiesen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Die Hilfsorganisation schrieb am Dienstag auf Twitter, es werde wohl weitere «vier lange Tage» dauern, um den knapp 1700 Kilometer entfernten Hafen zu erreichen.
Die 113 Menschen seien in der Nacht zu Dienstag aus einem überfüllten Schlauchboot «in völliger Dunkelheit» gerettet worden, schrieb die Organisation. Darunter seien 23 Frauen, einige schwanger, etwa 30 unbegleitete Minderjährige sowie drei Babys, das jüngste drei Wochen alt. Zwar sei man erleichtert, aber auch besorgt, weil die «Ocean Viking» derzeit das einzige Rettungsschiff einer Nichtregierungsorganisation im zentralen Mittelmeer sei, hieß es weiter. Man befürchte, dass weitere Menschen in Seenot geraten könnten, denen dann nicht geholfen werden könne, wenn man auf dem Weg in den Norden sei.
Medienberichten zufolge will die rechte Regierung Italiens demnächst neue Regelungen für die zivilen Seenotretter auf den Weg bringen, deren Einsätze sie immer wieder kritisiert. Im November war es zu diplomatischen Verstimmungen mit Paris gekommen, weil Italien dem Schiff «Ocean Viking» nicht erlaubte hatte, in einen Hafen zu kommen, so dass es nach Frankreich weiterfuhr.
Von Nordafrika legen Migranten in meist seeuntauglichen Booten ab, um über das Meer in die EU zu gelangen. Gerade im Winter ist die Überfahrt wegen der Gefahr durch schlechtes Wetter und raue Seebedingungen riskant. Der Großteil erreicht Italien, wo laut Innenministerium 2022 bislang mehr als 98.700 Bootsmigranten ankamen und damit deutlich mehr als im selben Vorjahreszeitraum (rund 63.400). Immer wieder kentern Boote und Menschen ertrinken. Im zentralen Mittelmeer gelten in diesem Jahr nach UN-Zahlen bislang mehr als 1360 Menschen als tot oder vermisst.