Neues aus dem Ausland am Mittwoch

Neues aus dem Ausland am Mittwoch

US-Präsident Biden eröffnet Amerika-Gipfel in Los Angeles

LOS ANGELES: Nach wochenlangem Gezerre um die Teilnehmerliste hat US-Präsident Joe Biden das IX. Gipfeltreffen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mit einem Plädoyer für demokratische Werte eröffnet. «Demokratie ist ein Kennzeichen unserer Region», sagte Biden am Mittwoch bei der Eröffnungszeremonie in Los Angeles. «Wenn wir heute zusammenkommen, in einer Zeit, in der die Demokratie in der ganzen Welt angegriffen wird, sollten wir uns vereinen und unsere Überzeugung erneuern, dass die Demokratie nicht nur das bestimmende Merkmal der amerikanischen Geschichte ist, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil der Zukunft Amerikas.»

Biden will das bis Freitag dauernde Treffen dazu nutzen, den Beziehungen zwischen Nord-, Mittel- und Südamerika einen neuen Impuls zu geben. Auf dem Gipfel sollen eine Reihe von Initiativen zu Migration, Energie und Klimawandel angestoßen werden. Die USA kündigten unter anderem bereits die Ausbildung von 500.000 Ärzten und Pflegern in Lateinamerika und der Karibik an. Zudem sollen über eine «Amerikanische Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand» die Lieferketten in der Region gestärkt, Investitionen vereinfacht und Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien geschaffen werden.

Überschattet wurde der Gipfel allerdings von einem wochenlangen Gezerre um die Teilnehmerliste. Die US-Regierung lud die Präsidenten der autoritär geführten Staaten Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht zu dem Gipfel ein. Daraufhin erklärten sich mehrere linke Regierungschefs wie Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador, Boliviens Staatschef Luis Arce und die honduranische Präsidentin Xiomara Castro solidarisch mit den nicht eingeladenen Politikern und sagten ihrerseits ihre Teilnahme ab. Auch die Staats- und Regierungschefs aus El Salvador, Guatemala, Uruguay und zwei kleinen Karibikstaaten kamen nicht zu dem Treffen.

Angesichts der Bedeutung von Mexiko und Mittelamerika für die Lösung der Migrationskrise an der Südgrenze der USA ist der Boykott der Präsidenten aus der Region eine diplomatische Schlappe für Biden. Erst am Montag brachen im Süden von Mexiko wieder Tausende Flüchtlinge Richtung Norden auf.


Biden sagt Venezuelas Oppositionsführer Guaidó Unterstützung zu

LOS ANGELES: Kurz vor Beginn des IX. Gipfels der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Los Angeles hat US-Präsident Joe Biden dem venezolanischen Oppositionsführer und selbst ernannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó den Rücken gestärkt. Die USA würden ihn weiterhin als demokratisch gewählten Präsidenten der Nationalversammlung und Übergangsstaatschef anerkennen, teilte das Weiße Haus am Mittwoch (Ortszeit) nach einem Telefongespräch zwischen Biden und Guaidó mit. Die US-Regierung unterstütze Verhandlungen zwischen der Opposition und der autoritären Regierung von Präsident Nicolás Maduro über den Wiederaufbau demokratischer Institutionen, die Ausrichtung freier Wahlen und den Schutz der Menschenrechte. Sollte der Dialog Früchte tragen, seien die USA dazu bereit, ihre Sanktionen gegen Venezuela zu überdenken.

Die US-Regierung hatte die Präsidenten der autoritär regierten Länder Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht zu dem Amerika-Gipfel eingeladen. Obwohl die USA Guaidó weiterhin als Interimspräsidenten anerkennen, bekam auch der Oppositionsführer keine Einladung. Er hatte sich Anfang 2019 zum Interimspräsidenten erklärt und versucht seitdem, Maduro aus dem Amt zu drängen. Zwar erhielt er zunächst viel Unterstützung aus dem westlichen Ausland, konnte sich aber in Venezuela selbst nie durchsetzen. Zuletzt verlor er auch in seiner Heimat deutlich an Unterstützung. Angesichts von Armut und Gewalt haben rund sechs Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen.

Maduro hingegen sitzt in Venezuela wieder fest im Sattel. Bei einer seiner wenigen Auslandsreisen traf er sich am Mittwoch in Ankara mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und unterzeichnete drei Abkommen über Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Landwirtschaft und Finanzen. Angesichts der Energieknappheit aufgrund des Ukrainekriegs hatten selbst die USA zuletzt die Sanktionen gegen den venezolanischen Ölsektor leicht gelockert.


Scholz nach «Amoktat» in Berlin tief betroffen

BERLIN: Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach dem tödlichen Vorfall mit einem Auto nahe der Berliner Gedächtniskirche von einer Amoktat gesprochen. «Die grausame Amoktat an der Tauentzienstraße macht mich tief betroffen», schrieb der SPD-Politiker am Mittwochabend bei Twitter. «Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum. Wir denken an die Angehörigen der Toten und an die Verletzten, darunter viele Kinder. Ihnen allen wünsche ich eine schnelle Genesung.»

Die Schülergruppe war in der Nähe der Gedächtniskirche von einem Autofahrer erfasst worden, ihre Lehrerin wurde in den Tod gerissen. 14 Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt. Ein Verdächtiger - ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier - wurde gefasst und in ein Krankenhaus gebracht. Die Hintergründe des Vorfalls blieben zunächst unklar.

Der Unfallort befindet sich unweit des Ortes, an dem im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt gefahren war. Dabei und an den Spätfolgen starben insgesamt 13 Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.


Giffey zu Vorfall nahe Gedächtniskirche: Gibt kein Bekennerschreiben

BERLIN: Nach dem tödlichen Vorfall mit einem Auto nahe der Berliner Gedächtniskirche hat die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey bekräftigt, dass in dem Wagen kein Bekennerschreiben gefunden wurde. «Es gibt entgegen der Aussagen, die zwischendurch mal kamen, kein Bekennerschreiben», sagte die SPD-Politikerin am Mittwochabend im ZDF-«heute journal». Es seien auf der Rückbank des Wagens lediglich zwei Plakate gefunden worden. Es sei noch nicht geklärt, ob diese im Zusammenhang mit dem Vorfall stünden, wem sie gehörten und ob dahinter eine politische Aussage stehe. «Wir haben in den ersten Vernehmungen da auch noch keine klaren Aussagen bekommen.» Die Polizei ermittelt nach Giffeys Worten in alle Richtungen.

Eine Schülergruppe aus Hessen war in der Nähe der Gedächtniskirche von einem Autofahrer erfasst worden, ihre Lehrerin wurde in den Tod gerissen. 14 Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt. Ein Verdächtiger - ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier - wurde gefasst und in ein Krankenhaus gebracht.


Erster Fall von Affenpocken bestätigt

ATHEN: In Griechenland ist ein erster Fall von Affenpocken diagnostiziert worden.

Dies berichtete am Mittwoch der staatliche griechische Rundfunk unter Berufung auf die zuständige Gesundheitsbehörde (EODY). Der Patient sei ein Mann, der in den vergangenen Tagen aus Portugal nach Griechenland geflogen war. Er werde in einem Krankenhaus der griechischen Hauptstadt behandelt. Der Zustand des Patienten sei stabil, hieß es in dem Bericht weiter.


Woidke zeigt Betroffenheit und Anteilnahme nach Berliner Auto-Vorfall

POTSDAM: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat nach dem tödlichen Auto-Vorfall in Berlin seine Betroffenheit und Anteilnahme geäußert. «Meine Gedanken sind bei den Schwerverletzten und bei der getöteten Frau, die auf schreckliche Weise aus dem Leben gerissen wurde. Den Hinterbliebenen gilt mein tiefes Mitgefühl und meine Hoffnung allen Opfern, die noch um ihr Leben ringen», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend. Die Bilder aus Berlin seien bestürzend.

Ein 29-Jähriger war am Vormittag am Berliner Ku'damm in eine Menschengruppe auf dem Bürgersteig gefahren und dann 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße in ein Schaufenster gekracht. Eine Lehrerin aus Hessen starb, viele Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt.


Polizeipräsidentin: Mordkommission ermittelt in alle Richtungen

BERLIN: Nach dem Auto-Vorfall mit einer Toten nahe der Berliner Gedächtniskirche hat die Präsidentin der Hauptstadt-Polizei die Offenheit der Ermittlungen betont. Man ermittele wirklich in alle Richtungen, sagte Barbara Slowik am Mittwochabend im RBB. Psychische Beeinträchtigungen des 29 Jahre alten Fahrers seien zwar nicht auszuschließen, aber alle anderen Hintergründe ebenso wenig. Die Polizei schließe im Moment «gar nichts» aus.

Die Ermittlungen würden von einer Mordkommission geführt, sagte Slowik. «Hinweise auf eine politische Tat haben wir derzeit so nicht, dass wir jetzt den Staatsschutz sozusagen die Ermittlungen übernehmen lassen würden.» Die Polizei werde etwa das Auto des Fahrers noch kriminaltechnisch untersuchen. Ermittler setzen Slowik zufolge auch auf Fotos und Videos, die von Zeugen auf einer Hinweisplattform hochgeladen werden könnten. Dies helfe immens für eine schnelle Auswertung.


Auto-Vorfall: Tote Lehrerin und vierzehn Verletzte aus Schülergruppe

BERLIN: Bei dem tödlichen Auto-Vorfall nahe der Berliner Gedächtniskirche sind nach derzeitigem Kenntnisstand der Polizei neben der getöteten Lehrerin 14 Menschen verletzt worden. Bei den Verletzten handele es sich ausschließlich um Menschen aus der Schülergruppe, mit der die Lehrerin aus Hessen in Berlin unterwegs gewesen war, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend. Fünf oder sechs Menschen davon seien lebensbedrohlich verletzt worden, drei weitere schwer verletzt. Wegen der dynamischen Lage schwankten die Angaben noch, hieß es.

Die hessische Landesregierung hatte am Nachmittag mitgeteilt, dass unter den vielen Verletzten zahlreiche Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse aus Bad Arolsen waren. Ein Lehrer wurde nach derzeitigem Stand schwer verletzt. Die Gruppe war demnach auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt unterwegs.

Ein 29-Jähriger war am Vormittag am Ku'damm in eine Menschengruppe auf dem Bürgersteig gefahren und dann 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße in ein Schaufenster gekracht.


Nach tödlichem Vorfall: Andacht in Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

BERLIN: Nach dem tödlichen Auto-Vorfall in Berlin haben zahlreiche Menschen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche der Toten und Verletzten gedacht. Unter den Gästen waren unter anderem Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (beide SPD), aber auch Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei. Auch viele Bürgerinnen und Bürger drückten bei der Andacht ihre tiefe Anteilnahme aus.

Auf arglose Menschen sei bei dem Vorfall am Mittwoch «brutale Gewalt» eingebrochen, sagte die Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein bei der Andacht. «Eine solche Situation verschlägt uns die Sprache.» Viele Zeugen und Betroffene hätten noch die Schreie der Menschen in den Ohren, sagte Trautwein.

Auf der beliebten Einkaufsmeile nahe der Berliner Gedächtniskirche war am Mittwoch ein Auto in eine Menschengruppe gefahren - eine Lehrerin starb, viele weitere Menschen wurden verletzt.

«Das war eine sehr berührende Andacht, die ja auch nochmal für viele Menschen die Möglichkeit war, diesen Tag heute irgendwie zu verarbeiten», sagte Giffey. Unter den Besuchern des Gottesdienstes seien auch einige gewesen, die schon im Dezember 2016 in der Nähe der Gedächtniskirche unterwegs waren. Dort war damals ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. «Es war gut, dass wir hier zusammengekommen sind. Aber es ist schwer, an so einem Tag auch Trost zu finden», sagte Giffey.


Autofahrt in Menschengruppe: SEK-Einsatz in Wohnung des Fahrers

BERLIN: Nach dem tödlichen Auto-Vorfall nahe der Berliner Gedächtniskirche hat die Polizei mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos die Wohnung des Fahrers durchsucht. Den Einsatz im Stadtteil Charlottenburg, über den zuvor die «Bild»-Zeitung berichtet hatte, bestätigte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Zudem habe die Polizei Kontakt zur Schwester des Fahrers gehabt, hieß es. Weitere Einzelheiten gab es zunächst nicht.

Ein 29-Jähriger war am Vormittag am Ku'damm in eine Menschengruppe auf dem Bürgersteig gefahren und dann 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße in ein Schaufenster gekracht. Unter den Verletzten waren zahlreiche Schüler einer 10. Klasse aus Bad Arolsen in Nordhessen. Eine Lehrerin wurde getötet, ein Lehrer schwer verletzt, wie die hessische Landesregierung mitteilte. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr wurden sechs Menschen lebensgefährlich und drei Menschen schwer verletzt.

Nach dpa-Informationen aus Polizeikreisen soll der Verdächtige psychisch auffällig sein. In dem Wagen, den der 29-Jährige, in Berlin lebende Deutsch-Armenier fuhr, waren neben Schriftstücken auch Plakate mit Aufschriften gefunden worden.


Umwelthilfe: Verbrenner-Aus müsste schon 2030 kommen

BERLIN: Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Forderung des EU-Parlaments nach einem Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 als unzureichend im Kampf gegen die Klimakrise. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch erklärte am Mittwoch, das Abstimmungsergebnis sei ein herber Rückschlag für den Klimaschutz im Verkehr und torpediere alle Bemühungen, Europa schneller von fossilem Öl unabhängig zu machen. Zwar sei der Verbrennerausstieg der richtige Schritt, komme 2035 aber viel zu spät, sagte er. «Die eskalierende Klimakrise lässt uns nicht die Zeit, noch weitere 13 Jahre Millionen neue Verbrenner-Autos auf Europas Straßen zu spülen, die dann wiederum 15 Jahre oder noch länger auf klimaschädlichen Sprit angewiesen sind.»

Er forderte, die Mitgliedstaaten müssten jetzt im EU-Rat umso mehr auf eine deutliche Verschärfung der Vorgaben drängen. So müsse der CO2-Ausstoß bei Neuwagen bis 2025 um 45 Prozent sinken, und es brauche ein festes Zwischenziel in 2027. «Und ab 2030 dürfen in Europa keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden.»

Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup erklärte: «Das EU-Parlament hat den Verbrennungsmotor heute offiziell beerdigt. Es ist gut, dass nun auch utopische Hoffnungen beendet wurden, synthetische Kraftstoffe könnten sein Siechtum verlängern.» Doch die Bundesregierung habe sich vorgenommen, in Deutschland weit früher keine neuen Diesel und Benziner mehr auf die Straße zu lassen. Dafür müsse Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) rasch eine Neuzulassungssteuer einführen, die den Hochlauf der Elektromobilität beschleunige.


Gewerkschaften kündigen großen Bahnstreik an

LONDON: Im Streit um geplante Stellenstreichungen, Geld und Arbeitsbedingungen haben Gewerkschaften in Großbritannien einen landesweiten Bahnstreik angekündigt.

Wie die BBC am Mittwoch berichtete, wollen Mitarbeiter von 13 Unternehmen sowie des Streckennetzbetreibers Network Rail am 21., 23. und 25. Juni in den Ausstand treten. Betroffen sind die Landesteile England, Schottland und Wales. Gleichzeitig wollen auch die Angestellten der Londoner U-Bahn am 21. Juni die Arbeit niederlegen. Der Nachrichtenagentur PA zufolge dürfte es sich um einen der größten Bahnstreiks der vergangenen 25 bis 30 Jahre handeln, sofern es nicht doch noch zu einer Einigung kommen sollte.


Mehr als hundert Migranten auf Mallorca und Formentera angekommen

PALMA: Die Urlaubsinseln der Balearen im Mittelmeer werden immer mehr zum Ziel von Bootsflüchtlingen aus Afrika. Auf Mallorca und Formentera seien am Mittwoch innerhalb weniger Stunden sechs Boote mit insgesamt mindestens 113 Migranten an Bord angekommen, teilte die spanische Polizeieinheit Guardia Civil in Mallorcas Hauptstadt Palma mit. Bei den Migranten handele es sich mehrheitlich um junge Männer, die vorwiegend aus Ländern Nordafrikas stammten, hieß es. Ihnen allen gehe es den Umständen entsprechend gut. Die Polizei warnte vor einem «heißen Sommer» auf den Inseln.

Im Rekordjahr 2021 waren auf den Balearen nach amtlichen Angaben 164 Boote mit insgesamt 2402 Migranten eingetroffen. Im Vergleich zu 2020 lag diese Zahl um etwa 62 Prozent höher. Der Anstieg gegenüber 2019, dem Jahr vor dem Pandemieausbruch, betrug sogar fast 500 Prozent.

Im laufenden Jahr liegt die Gesamtzahl der eingetroffenen Migranten mit 467 zwar weiterhin unter dem Schnitt des Vorjahres. Doch die Polizei teilte mit, man erwarte einen «heißen Sommer» mit «Massenankünften», wie die Zeitung «ABC» berichtete. Man müsse darauf vorbereitet sein und Aufnahmezentren mit ausreichender Kapazität bereitstellen, hieß es. Im Sommer machen die relativ ruhige See und die warmen Temperaturen Überfahrten deutlich leichter als im Winter.


ADAC bedauert Beschluss des EU-Parlaments zu Verbrenner-Aus ab 2035

MÜNCHEN/BERLIN: Der ADAC bedauert die Forderung des EU-Parlaments nach einem Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035. «Allein mit der Elektromobilität werden sich im Verkehr die ambitionierten Klimaschutzziele nicht erreichen lassen», teilte der Automobilclub am Mittwochabend mit. «Deshalb wäre es notwendig gewesen, auch eine Perspektive für den klimaneutral betankten Verbrennungsmotor zu öffnen.» Aus Sicht von ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze ist der Europäische Rat, in dem die Regierungen der Mitgliedstaaten sitzen, nun gefordert, «eine klare Haltung zugunsten von Technologieoffenheit und effizienter CO2-Reduktion zu ergreifen, um in den Trilogverhandlungen zu einem tragfähigen Kompromiss zu kommen. Deutschland als wichtige Stimme in Europa sollte in diesem Sinne seine Verhandlungsposition überdenken.»

Im Kampf für mehr Klimaschutz will das EU-Parlament den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch in Straßburg dafür, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss das Parlament noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln.

Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik beim BUND, sagte laut Mitteilung: «Heute wurde vom Europäischen Parlament ein klares Signal Richtung Antriebswechsel gesetzt.» Der Verbrennungsmotor sei ein Auslaufmodell, das müsse nun allen Beteiligten klar sein.


Hochtief beschafft sich Geld für Cimic-Übernahme

ESSEN: Der Baukonzern Hochtief will sich im Zuge der vollständigen Übernahme der australischen Tochter Cimic neues Geld besorgen. Dazu sollen gut sieben Millionen neue Aktien verkauft werden, wie das Unternehmen am frühen Mittwochabend mitteilte. Beim Schlusskurs von 60,48 Euro im Xetra-Hauptgeschäft ergäbe das rein rechnerisch gut 400 Millionen Euro. Allerdings sackte der Aktienkurs in einer ersten Reaktion auf der Handelsplattform Tradegate bereits um viereinhalb Prozent ab. Zudem ist in vergleichbaren Fällen ein Verkauf der Aktien unterhalb des Marktkurses üblich.

Die Titel sollen in einer Privatplatzierung ausschließlich Unternehmen und institutionellen Investoren angeboten werden. Der Nettoerlös der Kapitalerhöhung soll zur Stärkung der Eigenkapitalbasis verwendet werden, indem ein Teil der für die vollständige Übernahme von Cimic aufgenommenen Finanzierung zurückgeführt wird. Der spanische Baukonzern ACS, der etwas über die Hälfte der Anteile an dem SDax-Konzern hält, nimmt den Angaben zufolge in vollem Umfang an der Kapitalerhöhung teil.

Hochtief hatte die vollständige Übernahme von Cimic Ende Februar bekanntgegeben. Für die restlichen gut 20 Prozent bieten die Deutschen 22 australische Dollar je Anteilschein. Umgerechnet ist das Paket knapp eine Milliarde Euro schwer.


Vor Parlamentswahl : Macron-Lager bangt um Mehrheit

PARIS: Vor der Parlamentswahl in Frankreich an den kommenden beiden Sonntagen schrumpft nach einer neuen Umfrage die Unterstützung für das Lager des frisch wiedergewählten liberalen Präsidenten Emmanuel Macron. Das linke Lager gewinnt dagegen an Zuspruch, wie die am Mittwoch veröffentlichte Ifop-Umfrage ergab. Demnach könnte das Mitte-Lager des Präsidenten im zweiten Wahlgang auf 250 bis 290 der 577 Sitze im Parlament kommen. Eine absolute Mehrheit wäre damit unwahrscheinlich. Das neue linke Bündnis mit Linkspartei, Sozialisten und Grünen käme demnach auf 195 bis 230 Sitze.

Wohl keine große Rolle spielen werden die konservativ-bürgerlichen Républicains sowie Parteien am rechten Rand. Die Républicains kommen nach der Umfrage auf 40 bis 55 Sitze, das rechte Rassemblement National auf 20 bis 45 Sitze.

Bei der Wahlbeteiligung steuert Frankreich möglicherweise auf einen Negativrekord zu, wie eine ebenfalls am Mittwoch vorgelegte Ipsos-Umfrage ergibt. Demnach wollen nur 44 bis 48 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben. Insbesondere jüngere Menschen wollen den Wahllokalen fernbleiben. Die Ipsos-Umfrage sieht das Macron-Lager bei 275 bis 315 Sitzen und das linke Bündnis bei 160 bis 200 Sitzen.

Die Franzosen wählen ihr Parlament in zwei Wahlgängen am 12. und 19. Juni neu. Für Macron geht es nach seiner Wiederwahl darum, ob er weiterhin eine Parlamentsmehrheit hinter sich hat.


Gespräche über neue Regierungskoalition angelaufen

TALLINN: In Estland sind wenige Tage nach dem Bruch der Regierungskoalition von Ministerpräsidentin Kaja Kallas die Gespräche über ein neues Koalitionsbündnis angelaufen. Kallas und ihre wirtschaftsliberale Reformpartei kamen am Mittwoch mit Vertretern der Sozialdemokraten und der konservativen Partei Isamaa zusammen. «Das Treffen verlief in guter Stimmung», sagte die Regierungschefin des baltischen EU- und Nato-Landes einem Rundfunkbericht zufolge in Tallinn. «Ich bin verhalten optimistisch aber am Ende ist es immer noch die Entscheidung von Isamaa.»

Auch Sozialdemokraten-Chef Lauri Läänemets sprach von einem positiven Treffen und stellte viele Gemeinsamkeiten fest, während sich von Isamaa zunächst niemand äußerte. Die Oppositionspartei spricht auch noch mit Kallas' bisherigem Bündnispartner Zentrumspartei und der rechtspopulistischen Partei EKRE über die Bildung einer Koalition. Die drei Kräfte hatten nach den letzten Parlamentswahlen bereits ein äußerst umstrittenes Dreierbündnis gebildet. Isamaa will sich nach eigenen Angaben bis Samstag festlegen, ob und mit wem es eine Koalition eingeht.

In Estland war das Regierungsbündnis aus Reformpartei und der linksgerichteten Zentrumspartei Ende vergangener Woche zerbrochen. Dem vorausgegangen waren Streit, Machtkämpfe und eine wochenlange politische Blockade. Kallas hatte deshalb die seit Januar 2021 bestehende Zweierkoalition aufgekündigt und die sieben Minister der Zentrumspartei entlassen. Seitdem regiert sie ohne parlamentarische Mehrheit.


Anzeige von deutscher Kapitänin Rackete: Prozessbeginn gegen Salvini

MAILAND: In Mailand beginnt am Donnerstag eine Verhandlung gegen den früheren italienischen Innenminister Matteo Salvini wegen dem Vorwurf der üblen Nachrede. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete hatte den Politiker angezeigt, weil er sie infolge eines Einsatzes als Seenotretterin beschimpft habe. Die Aktivistin wirft dem Chef der rechten Lega vor, sie rufschädigend angegriffen zu haben.

Rackete selbst will am Donnerstag nicht im Gericht sein. Sie habe kein Interesse, ihre Zeit «mit Herrn Salvini zu verschwenden», teilte sie zuletzt der Deutschen Presse-Agentur mit.

Salvini hatte Rackete nach einem Einsatz Ende Juni 2019 mit unterschiedlichen Beschreibungen betitelt. Die Deutsche war damals Kapitänin des Seenotrettungsschiffes «Sea-Watch 3» und war nach tagelangem Warten auf dem Meer ohne Erlaubnis der Behörden mit etwa 40 geretteten Menschen in den Hafen von Lampedusa gefahren. Danach wurde sie für kurze Zeit festgenommen. Der damalige Innenminister Salvini setzte auf eine harte Linie gegen Migranten und ging Rackete vor allem in den Sozialen Medien immer wieder hart an.


Behörde: 15 Tote durch vergiftetes Wasser im Südsudan

BOMA: Mindestens 15 Menschen sind nach Behördenangaben im ostafrikanischen Südsudan gestorben, nachdem sie von einer vergifteten Wasserquelle tranken. Vermutlich sei ein hochgiftiges Lösungsmittel aus einer örtlichen Goldmine in einen Teich in der Nähe der Stadt Boma gelangt, sagte ein Beamter der städtischen Lokalverwaltung der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Etwa 20 Menschen seien demnach mit Vergiftungen ins Krankenhaus eingewiesen worden.

Die Stadt Boma liegt nur wenige Kilometer von der äthiopischen Grenze entfernt. Im südsudanesisch-äthiopischen Grenzgebiet wird an mehreren Orten Gold abgebaut. Um das Edelmetall aus Gestein zu lösen, kommen giftige Chemikalien wie Cyanid und Schwefelsäure zum Einsatz.


Nach Mohammed-Kritik: Al-Kaida droht mit Anschlägen

NEU DELHI: Ein regionaler Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida hat Medienberichten zufolge wegen beleidigenden Äußerungen über den Propheten Mohammed mit mehreren Selbstmordanschlägen in Indien gedroht. Al-Kaida habe in einem Brief erklärt, dass sie sich für die Äußerungen rächen würden, berichteten indische Medien am Mittwoch.

Eine Sprecherin der hindunationalistischen Regierungspartei Indiens machte kürzlich beleidigende Aussagen über den Propheten Mohammed im örtlichen Fernsehen, ein anderer Sprecher beleidigte den Propheten anschließend auf Twitter. Damit lösten sie viel Wut in mehreren muslimischen Ländern aus. Teils bestellten diese Länder indische Diplomaten ein und forderten eine öffentliche Entschuldigung.

Die hindunationalistische Regierungspartei hat die Sprecherin und den Sprecher inzwischen beurlaubt beziehungsweise aus der Partei entlassen. Indische Diplomaten sowie das Außenministerium haben sich von den Äußerungen distanziert.

Indien ist die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern. Die meisten von ihnen sind Hindus. Es leben aber auch mehr als 200 Millionen muslimische Menschen im Land. Kritiker der hindunationalistischen Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi werfen ihr vor, muslimische Menschen zunehmend zu Bürgerinnen und Bürgern zweiter Klasse zu degradieren.


Volkswagen eröffnet Batterielabor am US-Werk Chattanooga

CHATTANOOGA/WOLFSBURG: Der VW-Konzern hat am Mittwoch ein Batterielabor an seinem US-Werk Chattanooga (Tennessee) eröffnet. Dort sollen Systeme für Elektroautos getestet und weiterentwickelt werden, wie Regionalchef Scott Keogh ankündigte. Ein ähnliches spezialisiertes Zentrum betreibt Volkswagen beispielsweise schon in Braunschweig. In Salzgitter werden außerdem die Aktivitäten rund um die E-Auto-Akkus gebündelt - im Juli ist dort auch der Baubeginn für eine Fabrik geplant, die eigene Batteriezellen fertigen soll.

In den Vereinigten Staaten will VW-Vorstandschef Herbert Diess den Marktanteil in den kommenden Jahren deutlich ausbauen. Dabei soll auch ein höherer Anteil an Fahrzeugen mit Elektroantrieben helfen.

Voraussichtlich vom Herbst an wird in Chattanooga der Kompakt-SUV ID.4 gebaut - das Modell entsteht bisher in Zwickau und Emden sowie an zwei Standorten in China. Ziel ist eine möglichst lokal verankerte Produktion in den drei großen Regionen Nordamerika, Ostasien und Europa. Nach Angaben des Unternehmens fließen 22 Millionen US-Dollar (20,6 Mio Euro) in das Batterielabor in Chattanooga. Teile der Fabrik dort sollen schrittweise auf die E-Auto-Produktion umgestellt werden.


China und Russland verteidigen erstmals Vetos vor UN-Vollversammlung

NEW YORK: China und Russland haben vor den UN-Mitgliedsstaaten erstmals ihre Vetos im Weltsicherheitsrat verteidigt. Chinas Botschafter Zhang Jun sagte am Mittwoch vor der UN-Vollversammlung bezüglich der Blockade einer US-Resolution gegen Nordkorea, dass die von den Vereinigten Staaten verfolgte Erhöhung des Drucks auf Pjöngjang nicht zielführend sei. Vielmehr könne Washington überlegen, Sanktionen teilweise zu lockern. Eine Vertreterin Russlands sagte, dass Gesprächsbereitschaft Nordkoreas nicht mit einer Verschärfung der Restriktionen erreicht werden könne.

Nach einer neuen Regelung, die von der Vollversammlung im April beschlossen wurden, müssen die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates künftig jedes Veto vor allen Mitgliedsstaaten erklären. Damit soll der Druck für eine konstruktive Zusammenarbeit im oft blockierten mächtigsten UN-Gremium erhöht werden. Nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien haben in dem 15-köpfigen Rat ein Vetorecht - London und Paris haben es seit Jahrzehnten nicht benutzt.

Die Vereinigten Staaten hatten Ende Mai nach erneuten nordkoreanischen Tests mit atomwaffenfähigen Raketen versucht, die internationalen Sanktionen gegen Pjöngjang zu verschärfen. Eine entsprechende Resolution scheiterte aber an einem doppelten Veto von China und Russland im Sicherheitsrat.


Tausende Bauern protestieren in Prag gegen Agrarreform

PRAG: Rund 2000 Bauern haben in Prag gegen die Landwirtschaftspolitik des liberalkonservativen Kabinetts demonstriert. Der Protestzug durch die Innenstadt bis zum Regierungssitz führte zeitweise zu Verkehrsbeeinträchtigungen, wie die tschechische Polizei am Mittwoch mitteilte. Die Landwirte trugen Spruchbänder wie «Lieber Delikatessen aus Tschechien als teure Importware» oder «Nehmt uns nicht das Geld weg».

Hintergrund sind Pläne der Regierung, kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe stärker zu unterstützen - zulasten der Großbetriebe. Die Reform soll ab 2023 in Kraft treten. Der Großteil der Agrarsubventionen in Tschechien wird aus dem EU-Haushalt finanziert. Umweltschützern gehen die Änderungen nicht weit genug. Sie fordern eine stärkere Förderung der ökologischen Landwirtschaft.

Einer der größten Nutznießer der Agrarsubventionen in Tschechien ist der von Ex-Ministerpräsident Andrej Babis gegründete Agrofert-Konzern. Es wird damit gerechnet, dass der 67-Jährige im nächsten Jahr für das Präsidentenamt kandidiert, wenn die zweite Amtszeit des derzeitigen Staatsoberhaupts Milos Zeman endet.


Britische Staatsanwaltschaft lässt Anklage gegen Harvey Weinstein zu

LONDON: Die britische Staatsanwaltschaft hat eine Anklage gegen den früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein zugelassen. Dem verurteilten Sexualstraftäter werden demnach zwei unsittliche Übergriffe auf eine Frau in London im Jahr 1996 vorgeworfen. «Die Anlage gegen Harvey Weinstein, 70, wurde nach einer Überprüfung der Beweise, die von der Metropolitan Police bei ihren Ermittlungen gesammelt wurden, zugelassen», hieß es in einer Mitteilung des Crown Prosecution Service (CPS) am Mittwoch.

Die Vorwürfe gegen Weinstein von mehr als 80 Frauen, die ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigten, lösten im Jahr 2017 die weltweite MeToo-Bewegung aus. Der Produzent von Filmen wie «Der englische Patient», «Pulp Fiction», «Good Will Hunting» oder «Gangs of New York» wurde schließlich in New York zu einer Haftstrafe von 23 Jahren verurteilt. Derzeit sitzt Weinstein in einem Gefängnis in Los Angeles ein und wartet auf einen weiteren Prozess.


Im Pariser Terrorprozess haben Plädoyers der Anklage begonnen

PARIS: Der aufwendige Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris mit 130 Toten geht auf die Zielgerade. Neun Monate nach Start des Verfahrens haben am Mittwoch die Plädoyers der Anklage begonnen. Zum Strafmaß für die 20 Angeklagten wollen die drei Staatsanwälte sich zum Abschluss der Plädoyers voraussichtlich am Freitag äußern. Die Urteile könnten Ende Juni fallen. In dem Prozess wurde inzwischen an über 130 Tagen verhandelt. Zuletzt hatten die Anwälte der vielen Hundert Nebenkläger das Wort, die unter anderem auf das Leid der Opfer und Überlebenden eingingen.

Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten insgesamt 130 Menschen getötet. Drei Angreifer verübten ein Massaker im Konzertsaal «Bataclan», andere griffen Bars und Restaurants an. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten, die Frankreich ins Mark trafen, für sich.

Der Mehrheit der Angeklagten drohen 20 oder mehr Jahre Haft, darunter auch dem einzigen Überlebenden des Terrorkommandos, Salah Abdeslam. Dieser hatte seine Beteiligung an den Anschlägen vor Gericht zwar eingeräumt und umfangreich ausgesagt. Allerdings ließ er sämtliche wichtigen Fragen unbeantwortet. Wer die Anschlagserie plante, finanzierte und koordinierte, die Ziele festsetzte und wo ursprünglich weitere Attacken geplant waren, sagte der Franzose nicht. Auch die übrigen Angeklagten trugen nicht nennenswert zur Aufklärung dieser Kernfragen bei, die Frankreich weiterhin umtreiben.

Gegen sechs Angeklagte wird der Prozess in Abwesenheit geführt. Fünf von ihnen kamen vermutlich in der Zwischenzeit in Syrien ums Leben, einer ist wegen Terrorvorwürfen in der Türkei inhaftiert.


Russischer Lada-Hersteller nimmt Produktion wieder auf

TOLJATTI: Nach mehrmonatiger Pause hat der russische Automobilbauer Avtovaz die Lada-Produktion eingeschränkt wieder aufgenommen. «Am 8. Juni 2022 hat die Avtovaz AG wieder mit der Auslieferung von Fahrzeugen begonnen - die ersten Lada Granta Classic 2022 sind vom Fließband gelaufen», schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Vorläufig solle die Belegschaft nur vier Tage in der Woche arbeiten. Auch das Sortiment sei wegen der Sanktionen beschränkt.

Avtovaz gehörte bis vor kurzem zur Gruppe des französischen Automobilkonzerns Renault, wurde aber nun wieder von Russland verstaatlicht. Wegen der westlichen Sanktionen sind viele zuvor importierte Ersatzteile nicht mehr verfügbar. Daher sind die Autos auch nur mit einer begrenzten Ausstattung zu haben. Medienberichten zufolge werden die Ladas künftig etwa ohne ABS und Airbags und dem elektronischen Notrufsystem «Era Glonass» ausgeliefert.

Die wegen des Kriegs verhängten Sanktionen haben praktisch alle in Russland tätigen Autofabriken lahmgelegt. Viele westliche Autobauer erwägen die vollständige Stilllegung der Produktion in Russland. Der Verkauf von Neuwagen ist seit dem Kriegsbeginn massiv eingebrochen. So wurden im Mai gut 80 Prozent weniger Neuwagen verkauft als im Vorjahresmonat.


Premier Boris Johnson im Parlament: «Werde meinen Job behalten»

LONDON: Bei der ersten Fragestunde im britischen Parlament nach dem Misstrauensvotum gegen Premier Boris Johnson hat dieser erneut bekräftigt, im Amt bleiben zu wollen. «Im Hinblick auf Jobs, ich werde meinen behalten», sagte Johnson am Mittwoch im Parlament.

Johnson hatte am Montag ein Misstrauensvotum seiner konservativen Fraktion zwar überstanden, aber eine heftige Rebellion erlebt. 148 Parteikollegen entzogen ihm das Vertrauen. Die Fragestunde am Mittwoch wurde von Buhrufen und Zwischenrufen begleitet, immer wieder musste der Parlamentspräsident Lindsay Hoyle für Ruhe sorgen. Ian Blackford, der Fraktionschef der Schottischen Nationalpartei (SNP), verglich Johnson mit dem Schwarzen Ritter aus dem Monty-Python-Film «Ritter der Kokosnuss», der obwohl er im Duell beide Arme und Beine verloren hat, mit den Worten «Das ist doch nur 'ne Fleischwunde!» weiterkämpfen will.

Eine Kabinettsumbildung ist nach den Worten einer Sprecherin Johnsons nicht zu erwarten. Spekulationen, Johnsons aussichtsreichster innerparteilicher Rivale, Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt, könnte bald zum Finanzminister berufen werden, dementierte sie. Es sei nun wichtig, dass die Partei zusammenstehe und das ambitionierte politische Programm der Regierung umsetze, so die Sprecherin weiter. Hunt hatte die Fragestunde im Parlament und Johnsons Auftritt aufmerksam aus der zweiten Reihe verfolgt.

Auch in den Reihen seines Kabinetts steht der angeschlagene Premier unter Druck. Mehrere Minister forderten öffentlich Steuersenkungen. «Ich würde es befürworten, wenn wir Steuern senken», sagte Gesundheitsminister Sajid Javid am Mittwoch in einem Interview. Auch Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng will «so bald wie möglich» eine Senkung der Steuerlast sehen. Dem «Guardian» zufolge sollen einige der Rebellen, die am Montag gegen Boris Johnson stimmten, bereits Pläne schmieden, gegen die Fraktionsdisziplin zu verstoßen.


«Think different»: EU-Gericht weist Apple-Klage um Werbeslogan ab

LUXEMBURG: Apple hat im Streit um den Werbeslogan «Think different» mit dem Uhrenhersteller Swatch eine Niederlage vor dem EU-Gericht kassiert. Das Gericht in Luxemburg lehnte am Mittwoch eine Klage des iPhone-Konzerns gegen eine vorherige Entscheidung des EU-Amtes für geistiges Eigentum (EUIPO) ab. Dieses hatte entschieden, dass der Schweizer Uhrenhersteller den Slogan «Tick different» als Marke schützen dürfe.

Apple sah in dem Slogan eine zu starke Ähnlichkeit zum eigenen Spruch «Think different». Diesen benutzte das US-Unternehmen erstmals 1997 in einer Werbekampagne. Auf Antrag des Schweizer Unternehmens erklärte EUIPO vor sechs Jahren den Werbespruch jedoch mangels ernsthafter Benutzung für verfallen.


EU-Parlament lehnt geplante Ausweitung des CO2-Handels ab

STRAßBURG: Das Europaparlament konnte sich nicht auf eine vorgeschlagene Reform des EU-Emissionshandels (ETS) einigen. Eine Mehrheit der Abgeordneten hat eine geplante Ausweitung des Systems auf Gebäude und Verkehr am Mittwoch abgelehnt. Das Gesetz wurde zurück an den Umweltausschuss verwiesen, um einen neuen Kompromiss zu finden, der von einer Mehrheit getragen werden kann.

«Ich halte das für eine Schande», sagte der Abgeordnete Peter Liese (CDU), der für die Verhandlung des Dossiers im EU-Parlament zuständig ist. «Wie bei vielen anderen Gelegenheiten in diesem Bericht haben die extreme Rechte, die Sozialdemokraten und die Grünen zusammen gestimmt.» Für die Grünen und Sozialdemokraten war der Vorschlag teilweise nicht ehrgeizig genug.

Im Emissionshandel müssen etwa Teile der Industrie oder Stromproduzenten für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid (CO2) bezahlen. Geplant war unter anderem die Ausweitung des Systems auf weitere Branchen - mit Ausnahmen für private Haushalte - sowie eine schnellere Reduktion von den vom ETS abgedeckten Emissionen.

Die Abstimmung ist eine von mehreren in Straßburg über wichtige Teile des «Fit for 55»-Klimapakets der EU-Kommission. Es zielt darauf ab, klimaschädliche Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden. Damit die Gesetze des Pakets in Kraft treten können, müssen sowohl das Parlament als auch die EU-Länder zustimmen.


Niederländischer Ex-Minister schwer verletzt - Frau festgenommen

DEN HAAG: Ein ehemaliger niederländischer Minister ist laut Medienberichten nach einem Sturz von seinem Rennrad schwer verletzt worden, weil eine Frau ihn zu Fall gebracht hatte. Eine 42-jährige Frau sei vorläufig festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur ANP. Der frühere rechtsliberale Minister für Rechtsschutz, Sander Dekker (47), wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Er soll nicht in Lebensgefahr sein.

Der Vorfall hatte sich der Polizei zufolge bereits am Dienstagabend im Dorf Monster an der Nordseeküste bei Den Haag ereignet. Die Polizei machte keine weiteren Angaben zum Vorgang.


Autofahrt in Menschengruppe: Polizei sichert bis in den Abend Beweise

BERLIN: Auch Stunden nach dem tödlichen Auto-Vorfall nahe der Berliner Gedächtniskirche sichert die Polizei noch vor Ort Beweise. Nach Angaben der Beamten dort soll die Beweissicherung bis in den späten Mittwochabend laufen. Ziel sei es, die Straße wieder freizugeben. Die Untersuchungen vor Ort werden den Ermittlern zufolge am Donnerstag weitergehen.

Die Polizei ging am Abend von insgesamt etwa 20 Verletzten aus. Eine konkrete Zahl könne wegen der dynamischen Lage aber weiter nicht genannt werden, hieß es. Neben der getöteten Lehrerin aus Hessen gebe es derzeit kein weiteres Todesopfer. Viele Menschen seien in psychologischer Betreuung.

Ein 29-Jähriger war am Vormittag am Ku'damm in eine Menschengruppe auf dem Bürgersteig gefahren und dann 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße in ein Schaufenster gekracht. Unter den Verletzten waren zahlreiche Schüler einer 10. Klasse aus Bad Arolsen in Nordhessen. Eine Lehrerin wurde getötet, ein Lehrer schwer verletzt, wie die hessische Landesregierung mitteilte. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr wurden sechs Menschen lebensgefährlich und drei Menschen schwer verletzt.


Iran will zwei Kameras zur Überwachung der Nuklearanlagen abstellen

TEHERAN: Iran will zwei weitere Kameras zur Überwachung seiner Nuklearanlagen abstellen. Dies kündigte die iranische Atomorganisation am Mittwoch an, wie der Staatssender Irib berichtete. Bei den Geräten soll es sich demnach um Messkameras für Anreicherungsprozesse handeln. Damit reagiert Iran auf eine geplante Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde. Bereits in den vergangen Tagen hatte das Land mit Maßnahmen gedroht.

Um welche Anlagen es genau ging, wurde nicht gesagt. Derzeit wird im Iran nach offiziellen Angaben in Natans Uran angereichert. Die Kameras waren zuletzt aktiv, die Daten wurden jedoch nicht an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) weitergeleitet. 80 Prozent der IAEA-Kameras sollen laut dem Iran noch aktiv sein.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA wollen bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien über eine Resolution abstimmen lassen, in der Teheran zur vollen Kooperation mit einer IAEA-Untersuchung aufgerufen wird. Eigentlich hätte der Iran nämlich bis Anfang Juni Antworten zu möglichen geheimen Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit liefern sollen. Laut IAEA-Chef Rafael Grossi hat die Islamische Republik noch immer keine technisch glaubwürdigen Erklärungen abgegeben.

Über Beschränkungen des iranischen Atomprogramms wird seit Monaten in Wien unter Vermittlung von China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland verhandelt. Der diplomatische Prozess zur Rettung des Atompaktes mit dem Iran aus dem Jahr 2015 ist seit Monaten jedoch festgefahren. Die neuerliche Beschränkung des iranischen Atomprogramms ist fast ausverhandelt, doch Washington und Teheran sind noch uneins über die Aufhebung von US-Sanktionen.


Unbekannte Substanz: 36 Hausbewohner verletzt

JABLONEC NAD NISOU: Eine unbekannte Substanz hat im tschechischen Jablonec nad Nisou für einen Großeinsatz der Rettungskräfte gesorgt. Die Bewohner eines Plattenbaus klagten in der Nacht zu Mittwoch über Atemwegsreizungen, wie die Nachrichtenagentur CTK berichtete. 36 Menschen mussten demnach in umliegende Krankenhäuser gebracht werden. Davon wurde eine Person auf der Intensivstation behandelt.

Die Feuerwehr führt in dem Haus umfangreiche Messungen durch, die aber bisher ohne Ergebnis geblieben sind. Zur Unterstützung traf eine Spezialeinheit mit einem mobilen Chemielabor ein. Der Bereich um das Haus wurde abgesperrt. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der sächsischen Grenzstadt Zittau und hat rund 45.000 Einwohner.


Polizei nach Vorfall in Berlin: Fahrer wurde festgenommen

BERLIN: Nachdem ein Auto in eine Menschenmenge in Berlin gefahren ist, hat die Polizei den Fahrer festgenommen.

Das sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Mittwochvormittag vor Ort. Der Mann sei zunächst von Passanten festgehalten worden. Er soll gegen 10.30 Uhr in eine Personengruppe gefahren sein. Mehr als ein Dutzend Menschen seien verletzt worden, teils schwer. Ein Mensch kam ums Leben. Details zum Fahrer nannte der Polizeisprecher zunächst nicht. Er werde vernommen und es werde geprüft, ob es sich um eine vorsätzliche Tat oder einen Verkehrsunfall handle, oder ob auch ein medizinischer Notfall in Betracht komme.


Auto fährt in Menschenmenge: Polizei sperrt Areal ab

BERLIN: Nachdem ein Auto im Berliner Westen in eine Menschenmenge gefahren ist, hat die Polizei das Areal großflächig abgesperrt.

Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort, wie eine dpa-Reporterin am Mittwochvormittag berichtete. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der Gedächtniskirche. Dort war ein Auto in eine Personengruppe und ein Geschäft gefahren. Dabei wurden nach Angaben der Feuerwehr ein Mensch getötet und mindestens acht verletzt.


Razzia gegen Drogenschmuggler in Berlin

BERLIN: Mit einer größeren Razzia ist die deutsche Polizei in Berlin gegen den organisierten Drogenhandel vorgegangen. Seit dem frühen Mittwochmorgen durchsuchten Polizisten in mehreren Stadtteilen Wohnungen Verdächtiger, wie Polizeisprecher mitteilten.

Es sollten auch mutmaßliche Täter verhaftet werden. Dazu gab es zunächst noch keine Informationen. Es gehe um den Verdacht des bandenmäßigen illegalen Schmuggels von Rauschgift. Rund 200 uniformierte Polizisten sowie zivile Drogenfahnder und Staatsanwälte waren im Einsatz.

Auf die Spur der Drogenschmuggler kam das Landeskriminalamt (LKA) bei einer Auswertung von Nachrichten aus dem verschlüsselten Chatprogramm Encrochat, das vor Jahren besonders bei Kriminellen sehr beliebt war. Der Einsatz dauere am Vormittag noch an, sagte ein Sprecher.

Der Krypto-Messenger Encrochat galt zunächst als nicht entschlüsselbar und war deshalb in der kriminellen Szene sehr verbreitet. Die Polizei in Frankreich und den Niederlanden konnte die Software aber im Frühjahr 2020 knacken. Mehr als 20 Millionen geheime Chat-Nachrichten wurden abgeschöpft. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa, viele davon in Deutschland. Meist geht es um Drogenhandel.


Waggons entgleist - viele Tote nach Zugunglück im Iran

TEHERAN: Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Dutzend weitere Passagiere seien bei dem Unfall nahe der Stadt Tabas verletzt worden, teilte die iranische Nachrichtenagentur Isna am Mittwoch unter Berufung auf den Roten Halbmond mit. Demnach war der Zug auf der Strecke zwischen der Pilgerstadt Maschhad und der Wüstenstadt Jasd entgleist. Es werde eine höhere Opferzahl befürchtet, hieß es. Die genaue Ursache war zunächst unklar.

Bilder der Nachrichtenagentur Isna zeigten entgleiste Waggons inmitten von Staub. Rettungskräfte eilten zu dem Unglücksort etwa 50 Kilometer außerhalb von Tabas. Auch Hubschrauber waren im Einsatz, um Schwerverletzte zu retten. Mehrere Hundert Passagiere sollen im Zug gewesen sein. Fünf der sieben Waggons sprangen nach Angaben der nationalen Hilfs- und Rettungsorganisation aus dem Gleis.

Das Unglück erinnert an eine schwere Zugkatastrophe 2016, als im Nordosten Irans Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Damals wurden die Rettungsarbeiten auch dadurch erschwert, dass der Unglücksort in einer abgelegenen Region lag. Der schwerste Bahnunfall im Iran ereignete sich 2004, als ein mit Chemikalien beladener Güterzug bei Nischabur explodierte und mehr als 300 Menschen in den Tod riss.


Waggons entgleist - viele Tote nach Zugunglück im Iran

TEHERAN: Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Dutzend weitere Passagiere seien bei dem Unfall nahe der Stadt Tabas verletzt worden, teilte die iranische Nachrichtenagentur Isna am Mittwoch unter Berufung auf den Roten Halbmond mit. Demnach war der Zug auf der Strecke zwischen der Pilgerstadt Maschhad und der Wüstenstadt Jasd entgleist. Es werde eine höhere Opferzahl befürchtet, hieß es. Die genaue Ursache war zunächst unklar.

Bilder der Nachrichtenagentur Isna zeigten entgleiste Waggons inmitten von Staub. Rettungskräfte eilten zu dem Unglücksort etwa 50 Kilometer außerhalb von Tabas. Auch Hubschrauber waren im Einsatz, um Schwerverletzte zu retten. Mehrere Hundert Passagiere sollen im Zug gewesen sein. Fünf der sieben Waggons sprangen nach Angaben der nationalen Hilfs- und Rettungsorganisation aus dem Gleis.

Das Unglück erinnert an eine schwere Zugkatastrophe 2016, als im Nordosten Irans Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Damals wurden die Rettungsarbeiten auch dadurch erschwert, dass der Unglücksort in einer abgelegenen Region lag. Der schwerste Bahnunfall im Iran ereignete sich 2004, als ein mit Chemikalien beladener Güterzug bei Nischabur explodierte und mehr als 300 Menschen in den Tod riss.


Mehr als 1000 Affenpockenfälle in früher nicht betroffenen Ländern

GENF: Die Zahl der gemeldeten Affenpocken-Fälle in bislang nicht betroffenen Ländern ist seit Mai auf mehr als 1000 gestiegen. Das sagte der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch in Genf. Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) Mittwoch 113 Ansteckungen.

Nach Angaben der WHO ist nicht klar, ob eine Infektion - anders als bei den 1980 ausgerotteten Pocken - lebenslange Immunität gibt. Es seien aus Afrika Fälle bekannt, in denen sich Menschen nach einer Genesung erneut infiziert hätten, sagte die Affenpocken-Expertin Rosamund Lewis. Inzwischen würden einzelne Infektionen bei Frauen gemeldet, die Mehrzahl betreffe aber Männer, die Sex mit Männern haben. Wichtig sei, dass sich Betroffene bei Anzeichen von Symptomen isolieren und auch Kontakt zu Familienmitgliedern meiden. Das Virus wird meist durch Körperkontakt übertragen.

Die WHO prüft zur Zeit, wie viel Impfstoff gegen Pocken weltweit vorhanden ist. Länder hätten immer Vorräte gehabt, um sich gegen einen möglichen neuen Ausbruch zu wappnen. Weil es sich um dieselbe Virenfamilie handelt, ist dieser Impfstoff nach WHO-Angaben auch gegen Affenpocken effektiv. Die Organisation geht davon aus, dass genügend Impfstoff vorhanden ist, um die jetzigen Ausbrüche einzudämmen. Mehr Impfstoff sei aber nötig, sollte die Zahl der Fälle stark steigen, sagte WHO-Expertin Sylvie Briand. Die WHO sei mit Impfstoffherstellern im Gespräch über Kapazitäten. Affenpocken gelten als weniger schwere Erkrankung als Pocken.

WHO-Chef Tedros erinnerte daran, dass der erste Fall von Affenpocken bei einem Menschen bereits 1970 in Afrika nachgewiesen wurde und die Erreger dort schon lange zirkulieren. Auf dem Kontinent hätten sich seit Anfang des Jahres mehr als 1400 Menschen infiziert und 66 seien gestorben. «Es ist bedauerliches Spiegelbild der Welt, in der wir leben, dass die internationale Gemeinschaft den Affenpocken erst jetzt Aufmerksamkeit schenkt, weil sie in Ländern mit hohem Einkommen aufgetreten sind», sagte Tedros.


SAF-Holland bietet für schwedischen Bremsenhersteller Haldex

BESSENBACH: Der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland will erneut den schwedischen Bremsenhersteller Haldex übernehmen. SAF-Holland biete 66 Kronen je Aktie, teilten die Franken am Mittwoch mit. Das Übernahmeangebot entspreche einem Aufschlag von 46,5 Prozent auf den Vortagesschlusskurs der Haldex-Aktien. Der Gesamtwert des Angebots liegt bei umgerechnet 307 Millionen Euro.

SAF-Holland wollte bereits vor sechs Jahren das schwedische Unternehmen für rund 450 Millionen Euro übernehmen. Damals stieg das Unternehmen aus einem Bieterwettbewerb aus. Das Haldex-Verwaltungsrat empfehle den Aktionären einstimmig, das Angebot anzunehmen, teilte SAF-Holland weiter mit. Die Annahmefrist soll voraussichtlich um den 4. Juli beginnen und bis 16. August laufen.

Haldex bietet Bremsen und Luftfederungen an. Zu den Kunden gehören große Hersteller von Lkw, Bussen und Aufliegern in Nordamerika, Europa und Asien. Das Unternehmen erzielte 2021 einen Umsatz von etwa 455 Millionen Euro.


Waggons entgleist - viele Tote nach Zugunglück im Iran

TEHERAN: Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Etwa ein Dutzend weitere Passagiere seien bei dem Unfall nahe der Stadt Tabas verletzt worden, sagte ein Eisenbahnsprecher dem Staatsrundfunk Irib am Mittwoch. Demnach war der Zug auf der Strecke zwischen der Pilgerstadt Maschhad und der Wüstenstadt Jasd entgleist. Es werde eine höhere Opferzahl befürchtet, hieß es. Die genaue Ursache war zunächst unklar.

Bilder der iranischen Nachrichtenagentur Isna zeigten entgleiste Waggons inmitten von Staub. Rettungskräfte eilten zu dem Unglücksort etwa 50 Kilometer außerhalb von Tabas. Auch Hubschrauber waren im Einsatz, um Schwerverletzte zu retten. Mehrere Hundert Passagiere sollen im Zug gewesen sein. Fünf der sieben Waggons sprangen nach Angaben der nationalen Hilfs- und Rettungsorganisation aus dem Gleis.

Das Unglück erinnert an eine schwere Zugkatastrophe 2016, als im Nordosten Irans Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Damals wurden die Rettungsarbeiten auch dadurch erschwert, dass der Unglücksort in einer abgelegenen Region lag. Der schwerste Bahnunfall im Iran ereignete sich 2004, als ein mit Chemikalien beladener Güterzug bei Nischabur explodierte und mehr als 300 Menschen in den Tod riss.


Lächeln und wirbeln: Pizzamacher suchen in Buenos Aires ihre Meister

BUENOS AIRES: Rund 200 Pizzamacher aus Argentinien und anderen Ländern Süd-, Mittel- und Nordamerikas nehmen in Buenos Aires an der argentinischen sowie der panamerikanischen Pizzameisterschaft teil, die dort derzeit parallel stattfinden. Freiwillige Helfer lieferten dabei am Dienstag (Ortszeit) lächelnd Pizzastücke aus, Pizzamacher wirbelten Teig durch die Luft, wie auf Fotos zu sehen war. Sie bereiteten etwa Pizza ohne Gluten oder landestypische Pizza zu.

Der argentinische Meister bekommt laut Organisatoren mehr als eine Million Pesos (rund 8250 Euro) und ist Teil der Auswahl Argentiniens, die bei der Pizza-Weltmeisterschaft in Parma in Italien 2023 antritt. Das südamerikanische Land hat im 19. und 20. Jahrhundert selbst viele italienische Einwanderer aufgenommen, die seine Kultur prägten.


Mindestens acht Tote nach Zugunglück im Iran

TEHERAN: Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.

Etwa ein Dutzend weitere Passagiere seien bei dem Unfall nahe der Stadt Tabas verletzt worden, sagte ein Eisenbahnsprecher dem Staatsrundfunk Irib am Mittwoch. Demnach war der Zug auf der Strecke zwischen der Pilgerstadt Maschhad und der Wüstenstadt Jasd entgleist. Es werde eine höhere Opferzahl befürchtet, hieß es. Die genaue Ursache war zunächst unklar.


Erstmals Mikroplastik im Schnee der Antarktis nachgewiesen

WELLINGTON: Forscher haben im Schnee der Antarktis erstmals Mikroplastik entdeckt. «Es ist unglaublich traurig, aber Mikroplastik im frischen Schnee der Antarktis zu finden, unterstreicht das Ausmaß der Plastikverschmutzung selbst in den entlegensten Regionen der Welt», sagte die Studentin Alex Aves von der neuseeländischen Canterbury University, die die Studie zusammen mit mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchgeführt hat.

Aves und ihre Kollegen hatten im Jahr 2019 an 19 Stellen des Ross-Schelfeises, das die südliche Hälfte des antarktischen Rossmeeres bedeckt, Proben entnommen. Das Ergebnis schockierte sie: Jede einzelne Probe enthielt Mikroplastik. Damit werden biologisch nicht abbaubare, synthetische Polymere in einem Größenbereich von weniger als fünf Millimetern bezeichnet. Der Forschungsartikel wurde am Mittwoch im Wissenschaftsjournal «The Cryosphere» veröffentlicht.

Durchschnittlich entdeckten die Forscher 29 Mikroplastik-Partikel pro geschmolzenem Liter Schnee. Dabei wurden 13 verschiedene Arten von Plastik entdeckt, vorwiegend jedoch PET (Polyethylenterephthalat), das vor allem für die Herstellung von Kunststoffflaschen und Textilfasern verwendet wird. In Proben, die in der Nähe von Forschungsstationen entnommen wurden, war die Dichte an Mikroplastik fast dreimal höher als bei Proben aus entlegeneren Gebieten.

Die Partikel könnten Tausende von Kilometern durch die Luft gereist sein, aber es sei ebenso wahrscheinlich, dass die Anwesenheit von Menschen in der Antarktis einen Mikroplastik-«Fußabdruck» hinterlassen habe, teilten die Forscher mit. Die Auswirkungen seien in jedem Fall enorm, hieß es in dem Papier. «Antarktische Organismen haben sich über viele Millionen Jahre an extreme Umweltbedingungen angepasst, und die schnellen Umweltveränderungen durch anthropogenen Einfluss bedrohen die einzigartigen Ökosysteme der Polarregionen.»


U-Haft nach Mord an paraguayischem Mafia-Ermittler

BOGOTÁ: Die fünf nach dem Mord an einem prominenten Mafia-Ermittler aus Paraguay in Kolumbien festgenommenen Verdächtigen kommen in einem Hochsicherheitsgefängnis in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá in Untersuchungshaft. Dies ging aus einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Kolumbiens am Dienstag (Ortszeit) hervor. Demnach räumten vier der Verdächtigen die Vorwürfe ein. Ein mutmaßlicher Geldgeber wies die Anschuldigungen zurück.

Der paraguayische Mafia-Ermittler Marcelo Pecci war im Mai während seiner Flitterwochen auf der Halbinsel Barú nahe der Hafenstadt Cartagena in Kolumbien erschossen worden. Die Angreifer näherten sich Pecci und seiner Frau auf Jetskis und feuerten mindestens drei Schüsse auf den Staatsanwalt ab. Die Verdächtigen sagten der Staatsanwaltschaft zufolge, dass sie Pecci dank Veröffentlichungen in sozialen Netzwerke ausfindig machen konnten.

Pecci war einer der leitenden Staatsanwälte in einem Großverfahren wegen Drogenhandels und Geldwäsche gegen Verbrechersyndikate in dem südamerikanischen Land. In Paraguay sind eine Reihe von kriminellen Organisationen aktiv. Auch bei dem Rekordfund im Februar vergangenen Jahres im Hamburger Hafen gab es eine Verbindung nach Paraguay. Die rund 16 Tonnen Kokain waren in Containern aus Paraguay nach Deutschland verschifft worden.

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