Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

Aufstand von Gefangenen in russischem Straflager

WLADIKAWKAS: In einem Straflager im Süden Russlands ist es zu einem Aufstand von Gefangenen gekommen. Bei Durchsuchungen von Zellen hätten am Freitag zwei Häftlinge Aufforderungen des Wachpersonals ignoriert, teilte der Strafvollzug der Agentur Interfax zufolge mit. Sie hätten daraufhin andere Gefangene zu dem Aufstand aufgerufen, die randaliert und etwa Überwachungskameras zerstört hätten. Der Staatsagentur Tass zufolge sollen darin rund 200 Menschen in der Haftanstalt in Wladikawkas in der Teilrepublik Nordossetien-Alanien verwickelt gewesen sein.

Videos in sozialen Netzwerken zeigten, wie ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften zu dem Gefängnis fuhr. Angehörige warteten vor dem abgesperrten Gelände verzweifelt auf Nachrichten. Zu sehen war, wie Frauen weinten. Rettungswagen waren vor Ort. Ob es Verletzte gab, war zunächst unklar. Die Sicherheitskräfte gaben am Abend an, die Lage sei unter Kontrolle. In dem Straflager sind demnach 600 Menschen inhaftiert.

Lokale Medien schrieben, dass sich zuletzt die Haftbedingungen in dem Straflager verschlechtert hätten. Nachdem Aufseher Gefangene geschlagen hätten, seien einige in einen Hungerstreik getreten. Offizielle Angaben dazu lagen zunächst nicht vor. Angehörige hätten sich bereits an Menschenrechtsorganisationen gewandt, hieß es weiter.

Die russischen Straflager stehen international in der Kritik. Zuletzt hatten Menschenrechtler Foltervideos aus einem Gefängniskrankenhaus in der Stadt Saratow veröffentlicht. Auf den Filmaufnahmen aus der Einrichtung rund 900 Kilometer südöstlich von Moskau waren Szenen schwerer Misshandlungen von Männern zu sehen.


William und Kate «schockiert und traurig» über tödliche Messerattacke

LONDON: Die tödliche Messerattacke an dem Tory-Abgeordneten David Amess hat bis ins Königshaus in Großbritannien für Entsetzen gesorgt. «Wir sind schockiert und traurig über den Mord an Sir David Amess, der 40 Jahre seines Lebens dem Dienst an der Gemeinschaft geopfert hat», teilten Prinz William und Herzogin Kate am Freitagabend per Twitter mit. Ihre Gedanken und Gebete seien bei der Familie, den Freunden und Kollegen des getöteten Abgeordneten, so das Paar weiter. Die Nachricht endete mit den Initialen W und C (William und Catherine). Die beiden geben damit zu erkennen, dass sie selbst die Autoren sind.

Der 69 Jahre alte konservative Abgeordnete David Amess wurde am Freitag in seinem Wahlkreis in der englischen Grafschaft Essex während einer Bürgersprechstunde zum Opfer einer Messerattacke. Ein 25 Jahre alter Mann wurde wegen Mordverdachts festgenommen. Amess erlag noch am Tatort seinen Verletzungen. Über die Hintergründe der Tat war zunächst nichts bekannt. Die Ermittlungen übernahm die Anti-Terror-Einheit.


FDA-Gremium empfiehlt auch Corona-Booster mit Johnson & Johnson

WASHINGTON: Nach Empfehlungen für die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna hat sich ein Expertengremium der US-Arzneimittelbehörde FDA auch für Corona-Auffrischungsimpfungen von Johnson & Johnson ausgesprochen. Mit Johnson & Johnson geimpfte Menschen sollten mindestens zwei Monate nach ihrer bisherigen Impfdosis eine Auffrischungsimpfung bekommen können, entschied das Gremium am Freitag.

Die Empfehlungen des Gremiums sind nicht bindend, typischerweise folgt die FDA ihnen aber. In diesem Fall soll auch noch geprüft werden, ob mit Johnson & Johnson geimpfte Menschen möglicherweise eine Auffrischungsimpfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna bekommen könnten.

Zuvor hatte das Gremium bereits Auffrischungsimpfungen für ältere Menschen und Risikogruppen mit den Mitteln von Biontech/Pfizer und Moderna empfohlen. Die Booster-Impfungen mit dem Mittel von Biontech/Pfizer sind in den USA auch schon offiziell genehmigt und angelaufen.

Rund 170 Millionen Menschen in den USA sind bislang mit den Mitteln von Biontech/Pfizer oder Moderna geimpft, rund 15 Millionen mit dem von Johnson & Johnson.


Nach vielen Unfällen: Italien will mehr Arbeitssicherheit per Dekret

ROM: Italiens Regierung will mit einem Gesetzesdekret die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöhen. Die neuen Regeln beträfen Unternehmen, die sich nicht an Schutzvorschriften hielten oder Menschen schwarz beschäftigten, teilte die Regierung im Anschluss an ein Ministerratstreffen am Freitag in Rom mit. «In den vergangenen Monaten haben wir eine inakzeptable Zahl an Toten bei der Arbeit erlebt», erklärte Ministerpräsident Mario Draghi. Die Arbeitsaufsicht sowie Sanktionen gegen Firmen, die sich nicht an die Regeln hielten, würden erhöht.

Hintergrund sind viele Arbeitsunfälle in Italien, die teilweise tödlich enden. Am Freitag berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Feuerwehr von einem Arbeiter, der nordwestlichen der Metropole Mailand von einem Stromschlag getötet wurde. Auf Sardinien starb laut Ansa ein Mann, nachdem er von einem Gabelstapler eingequetscht wurde.

Die Regierung will nach eigenen Angaben mit den Maßnahmen leichter die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz überwachen können. Bei schwerwiegenden Verstößen gegen den Arbeitsschutz, soll der Betrieb unterbrochen werden, so lange bis die Mängel behoben seien. Zusätzlich drohten Geldstrafen. Beim Thema Schwarzarbeit soll ein Betrieb schon dann geschlossen werden können, wenn 10 Prozent statt wie zuvor 20 Prozent des Personals vor Ort schwarz beschäftigt ist.


Tödlicher Angriff auf Abgeordneten: Anti-Terror-Einheit ermittelt

SOUTHEND-ON-SEA: Im Fall des tödlichen Messerangriffs auf den britischen Tory-Abgeordneten David Amess werden die Ermittlungen von der Anti-Terror-Einheit geleitet. «Die Ermittlung ist noch in einem frühen Stadium und wird von der Anti-Terror-Einheit geleitet. Es ist den Ermittlern überlassen, festzustellen, ob es sich um einen terroristischen Vorfall handelt oder nicht», sagte der Chef der Polizei in der Grafschaft Essex, Ben-Julian Harrington, bei einer Pressekonferenz am Freitagabend in Southend-on-Sea.

Amess war um die Mittagszeit am Freitag bei einer Bürgersprechstunde in einem Wahlkreis in der englischen Grafschaft Essex von einem Angreifer niedergestochen worden. Er starb noch am Tatort. Die Polizei nahm einen 25 Jahre alten Mann wegen Mordverdachts fest. Auch ein Messer wurde sichergestellt. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus.

Der Fall erinnert an den Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox 2016. Cox wurde ebenfalls bei einer Bürgersprechstunde in ihrem Wahlkreis von einem Rechtsextremisten mit einer Schusswaffe und einem Messer angegriffen. Sie starb kurz darauf an ihren Verletzungen. Der Mord an Cox ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum.


Johnson zum Tod von Tory-Abgeordneten: «Schock und Traurigkeit»

LONDON: Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich tief betroffen von dem tödlichen Angriff auf den Abgeordneten David Amess gezeigt. Die Herzen aller seien erfüllt von «Schock und Traurigkeit» über den Tod seines 69-Jährigen Parteifreunds, so Johnson am Freitag zu Reportern. Amess sei einer der «liebenswertesten und freundlichsten Menschen in der Politik» gewesen, so der Premier weiter.

Zu den möglichen Hintergründen der Tat äußerte sich Johnson nicht. «Unsere Gedanken sind sehr mit seiner Familie, seiner Frau und seinen Kindern und für alles Weitere müssen wir die Polizei ihre Ermittlungen machen lassen», fuhr Johnson fort.

Amess war um die Mittagszeit am Freitag bei einer Bürgersprechstunde in einem Wahlkreis in der englischen Grafschaft Essex von einem Angreifer niedergestochen worden. Er starb noch am Tatort. Die Polizei nahm einen 25 Jahre alten Mann wegen Mordverdachts fest.

Der Fall erinnert an den Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox 2016. Cox wurde ebenfalls bei einer Bürgersprechstunde in ihrem Wahlkreis von einem Rechtsextremisten mit einer Schusswaffe und einem Messer angegriffen. Sie starb kurz darauf an ihren Verletzungen. Der Mord an Cox ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum.


Bransons Raumfahrtfirma muss Starts verschieben

LAS CRUCES: Die Raumfahrtfirma Virgin Galactic schiebt den Start ihrer regulären Flüge für Weltraumtouristen bis zum Schlussquartal 2022 auf. Labortests hätten gezeigt, dass die Robustheit einiger verwendeter Materialien möglicherweise abnehme, teilte das Unternehmen des Milliardärs Richard Branson mit. Deswegen seien weitere Untersuchungen notwendig. Die Aktie reagierte mit einem Einbruch von rund 15 Prozent im frühen US-Handel am Freitag.

Virgin Galactic betonte zugleich, dass sein Raumschiff «SpaceShipTwo» und sein Trägerflugzeug mit Reserven für höhere Belastungen als bei gewöhnlichem Einsatz entworfen worden seien. Bei dem nun begonnenen Verbesserungsprogramm gehe es darum, sie mit Blick auf reguläre Flüge noch langlebiger zu machen. Der für nächste Zeit geplante nächste Testflug mit Angehörigen der italienischen Luftwaffe wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Mit dem Beginn der regulären Touristen-Starts wurde bisher für das dritte Quartal 2022 gerechnet.

Virgin Galactic hat aktuell ein «SpaceShipTwo»-Raumschiff mit dem Namen «VSS Unity» im Einsatz. Ein weiteres war bei einem schiefgelaufenen Testflug im Jahr 2014 zerstört worden. Im Juli war der 71-jährige Branson selbst mit seinem Raumschiff ins All geflogen. Er will mit Virgin Galactic ins Geschäft mit dem Weltraumtourismus einsteigen. Dabei hat der britische Unternehmer Konkurrenz von anderen Milliardären: Amazon-Gründer Jeff Bezos mit der Firma Blue Origin und Tesla-Chef Elon Musk mit SpaceX.

Die US-Luftfahrtbehörde hatte erst vor kurzem die Flüge von Virgin Galactic nach einer Sperre wieder erlaubt. Im Juli war das Raumschiff zeitweise außerhalb des zugewiesenen Luftraum-Korridors unterwegs. Hinzu kam, dass Virgin Galactic die FAA nicht sofort über das Problem unterrichtet hatte. Das Unternehmen verpflichtete sich, mehr potenzielle Flugbahnen zu berechnen und die Flugsicherung in Echtzeit über den Verlauf der Flüge zu informieren.


Norwegens Ministerpräsident besucht Kongsberg nach Gewalttat

OSLO: Der neue Ministerpräsident Norwegens, Jonas Gahr Støre, hat an seinem zweiten Tag im Amt die Stadt Kongsberg besucht. Am Mittwoch hatte hier ein Mann mit Pfeil und Bogen und anderen Waffen fünf Menschen getötet. Støre und Justizministerin Emilie Enger Mehl legten auf dem Platz vor dem Supermarkt, wo sich ein Teil des Dramas abspielte, Blumen nieder.

Støre sagte, dass die Menschen im ganzen Land stark geprägt seien von dem schrecklichen Ereignis, bei dem so viele Leben brutal und sinnlos verloren gegangen sein. «Wir müssen zusammenstehen und füreinander da sein, wenn wir wie heute hier in Kongsberg in eine Krise geraten», sagte Støre, «aber auch um vorzubeugen, dass so etwas wieder geschieht.»

Am Mittwoch waren im Zentrum von Kongsberg fünf Menschen getötet und drei verletzt worden. Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter festnehmen. Sie vermutet, dass er psychisch krank ist. Ein Terrormotiv kann aber nicht ausgeschlossen werden. Der Sozialdemokrat Støre hatte am Donnerstag sein Amt von der Konservativen Erna Solberg übernommen, die das Land acht Jahre regiert hatte.


JU-Chef Kuban zum CDU-Parteivorsitz: Mitglieder befragen

MÜNSTER: Die Spitze der Junge Union (JU) spricht sich für eine Mitgliederbefragung bei der Suche nach einem neuen CDU-Parteivorsitzenden aus, falls es mehrere Kandidaten geben sollte. Eine entsprechende Forderung will der JU-Bundesvorstand beim Deutschlandtag der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU zur Abstimmung stellen. Das sagte der Bundesvorsitzende Tilman Kuban am Freitag vor Beginn des dreitägigen Treffens in Münster.

Vom Deutschlandtag soll nach Kubans Wunsch ein «klares Signal des Aufbruchs» ausgehen. Der Wahlkampf müsse klar aufgearbeitet werden. «Wir müssen mit neuen Köpfen, neuer Programmatik und neuem Zusammenhalt zwischen CDU und CSU vorangehen», sagte Kuban.

Die Union hatte bei der Bundestagswahl vor knapp drei Wochen ihr historisch schlechtestes Ergebnis eingefahren und war hinter die SPD zurückgefallen.


«Kluge Beobachtungen»: Autor Geert Mak erhält Karlsmedaille

AACHEN: Der niederländische Journalist Geert Mak hat in Aachen die Karlsmedaille 2021 für europäische Medien erhalten. Der 74-Jährige wurde am Freitag im Krönungssaal des Aachener Rathauses für seine Arbeit als Publizist ausgezeichnet. In seinen Büchern leiste er einen wesentlichen Beitrag zu der Diskussion über die Rolle Europas in der Welt, so die Begründung. Gleichzeitig trage er «dazu bei, den Menschen die Idee eines vereinigten europäischen Kontinents näher zu bringen».

Mit der Vergabe der 20. Karlsmedaille würdigte das Kuratorium des Vereins Médaille Charlemagne die «klugen Beobachtungen des europäischen Kontinents» die Mak vor allem in seinen Büchern «In Europa» und «Große Erwartungen - Auf den Spuren des europäischen Traums» dargelegt habe.

Der undotierte Medienpreis wird seit dem Jahr 2000 im zeitlichen Umfeld der Karlspreis-Feierlichkeiten verliehen. Er geht an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in Medien um die europäische Einigung und um die Herausbildung einer europäischen Identität verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören «Reporter ohne Grenzen», der Musiker André Rieu, der Eurovision Song Contest und der ehemalige Leiter des ARD-Studios in Brüssel, Rolf-Dieter Krause.

Verliehen wird die Auszeichnung vom Verein «Médaille Charlemagne pour les Médias Européens». Mitglieder sind unter anderem die Städte Aachen und Maastricht, der Fernsehsender Arte, BBC World News, die Landesanstalt für Medien NRW und der Zeitungsverleger Verband NRW.


Zwei Tote nach Messerstichen im belgischen Eupen

EUPEN: Bei einem Streit in einem Café in der belgischen Stadt Eupen sind zwei Menschen tödlich verletzt worden. Fünf weitere wurden am frühen Freitagmorgen teilweise schwer verletzt, wie die Polizei laut Nachrichtenagentur Belga mitteilte. Bei den Verletzten handelt es sich demnach um weitere Gäste sowie Angestellte. Den Angaben zufolge wurde bei dem Streit auch ein Messer eingesetzt und ein 52-jähriger Tatverdächtiger aus der belgischen Gemeinde Baelen festgenommen.

Die Hintergründe und das Motiv der Tat waren zunächst unklar, wie Belaga berichtete. Ein Untersuchungsrichter ermittle wegen Mordes und vorsätzlicher Körperverletzung. Eupen liegt nahe der deutsch-belgischen Grenze, rund 15 Kilometer Luftlinie von Aachen entfernt.


Nikosia: Flüchtlingszustrom nach Zypern nimmt zu

NIKOSIA: Zypern will mit mehr Kontrollen gegen illegale Migration vorgehen. Dies teilte der zyprische Migrationsminister Nikos Nouris am Freitag im zyprischen Rundfunk mit. Demnach sind in den vergangenen Tagen mehr als 800 Migranten in das EU-Land gegkommen. Welche Maßnahmen das sein sollen, sagte Nouris nicht.

Der Inselstaat hat bereits eine elf Kilometer lange Absperrung entlang der Trennungslinie zwischen dem Südteil der Insel und dem von türkischen Truppen besetzten Nordzypern gebaut. Der Stacheldrahtzaun steht im Westen der geteilten Hauptstadt Nikosia. Er soll verhindern, dass Migranten über die Türkei in den türkisch-zyprischen Norden kommen und dann in den Süden der Inselrepublik - und damit in EU-kontrolliertes Gebiet - gelangen.

Die Flüchtlingscamps in der kleinen Inselrepublik seien überfüllt, betont die Regierung in Nikosia immer wieder und fordert Hilfe von der EU. Im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße gingen laut EU-Statistik 2020 die meisten Asyl-Anträge in der EU in Zypern ein.


US-Kriegsschiff im Japanischen Meer abgedrängt

WLADIWOSTOK: Im Japanischen Meer ist es nach russischen Angaben zu einem Zwischenfall mit einem US-Kriegsschiff gekommen. Es habe während einer russisch-chinesischen Militärübung versucht, in Russlands Hoheitsgebiet einzudringen, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag in Moskau mit. Es veröffentlichte ein Video, das den US-Zerstörer «USS Chafee» unweit des russischen Marineschiffs «Admiral Tributs» zeigte.

Die US-Seite sei über Funk gewarnt und das Schiff abgedrängt worden, hieß es weiter. Wegen des Manövers sei das nicht näher genannte Gebiet zudem für die Schifffahrt gesperrt, teilte das Ministerium weiter mit. In dem Video ist zu sehen, wie das US-Schiff schließlich abdrehte.

Erst im Juni war es zu einem Zwischenfall vor der Halbinsel Krim gekommen. Ein britischer Zerstörer drang nach Angaben Moskaus im Schwarzen Meer in ein Gebiet nahe der Krim ein. Die 2014 von Russland einverleibte Region wird international einschließlich der umliegenden Seegebiete weiterhin als ukrainisch angesehen. Daraufhin hatten ein russisches Kriegsschiff Warnschüsse abgegeben und ein Kampfjet Bomben in den Weg des britischen Zerstörers abgeworfen.

Die Beziehungen zwischen Russland und den USA sind gespannt. Beide Länder führen derzeit Gespräche über eine atomare Rüstungskontrolle.


Lava ergießt sich wie ein «Tsunami» aus dem Vulkan auf La Palma

LA PALMA: Der Lavafluss aus dem Vulkan auf der Kanareninsel La Palma ist am Freitag heftiger und wesentlich schneller geworden. Das vulkanologische Institut der Kanaren, Involcan, sprach angesichts beeindruckender Videoaufnahmen in einem Tweet sogar von einem «Lava-Tsunami». Der Geologe José Mangas, Professor an der Universität Las Palmas de Gran Canaria, betonte jedoch, dieses Bild sei etwas schief. «In diesem Fall kann nicht von einem Tsunami gesprochen werden, sondern von mehr als 1200 Grad heißen Lavaströmen, die wegen des steil abfallenden Geländes sehr schnell werden», sagte er im staatlichen TV-Sender RTVE.

Der Vulkanologe Juan Carlos Carracedo vermutete sogar, dass sich der seit fast vier Wochen andauernde Vulkanausbruch auf La Palma stabilisiert habe, indem das Magma nun ohne Hindernisse aus dem Vulkan laufe, bis der Druck nachlasse. Wann das so weit sei, lasse sich aber nicht sagen. Zahlreiche leichte Erdbeben mit einer Stärke von bis zu 4,5 erschütterten weiter die Insel mit rund 85.000 Einwohnern.

Seit dem Beginn des Vulkanausbruchs in der Cumbre Vieja im Süden von La Palma mussten schon mehr als 7000 Menschen ihre Häuser unterhalb des Vulkans verlassen und sich in Sicherheit bringen. Die Auswertung der Daten des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus ergab, dass bisher 1548 Gebäude von der Lava zerstört und eine Fläche von 700 Hektar von Lava und Asche bedeckt ist. Das entspricht etwa 980 Fußballfeldern. Ernsthaft verletzt wurde bisher niemand. Teilweise lag die Asche so hoch, dass von Häusern nur noch die Schornsteinspitze herausragte.

Der Flughafen der Insel war nach Angaben des Betreibers Aena weiter betriebsbereit. Im Internet waren Flüge von und zu Nachbarinseln angezeigt. Der Flugverkehr auf den anderen großen Touristeninseln der Kanaren - Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria oder Lanzarote - lief normal.


Polizei löst Demo gegen Entweihung des Korans auf

DHAKA: Die Polizei in Bangladesch hat eine Demonstration Hunderter Muslime mit Tränengas aufgelöst. Die Menschen hatten am Freitag in der Hauptstadt Dhaka gegen die angebliche Entweihung des Korans auf einem Hindu-Fest protestiert und eine Bestrafung der Verantwortlichen gefordert. In Auseinandersetzungen mit Polizisten hätten einige Demonstranten mit Steinen geworfen, sagte ein Augenzeuge. Die Beamten hätten daraufhin Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. Vier Teilnehmer wurden festgenommen.

Gewalt war am Mittwochabend ausgebrochen, als die Polizei im Bezirk Chandpur südlich von Dhaka eine Gruppe von Muslimen davon abhalten wollte, Hindu-Tempel anzugreifen. Dabei kamen vier Menschen unter noch unklaren Umständen ums Leben.

Die Muslime hatten sich über Bilder empört, auf denen bei einem Hindu-Fest ein Koran auf dem Knie einer Statue des Affengottes Hanuman zu sehen war. Im Islam wird der Koran als Wort Gottes angesehen, und Muslime müssen sich waschen, bevor sie das heilige Buch anfassen dürfen. Es gibt Dutzende Handlungen, die Muslime als Entweihung des Korans ansehen könnten - und der Koran auf einem nicht-islamischen Schrein kann dazuzählen. Von den Festveranstaltern hieß es, dass sie den Koran schnell von der Statue entfernten, nachdem sie von seiner Präsenz erfahren hätten.

In der Region der ehemaligen Kolonie British India, zu der auch das vorwiegend muslimisch geprägte Bangladesch zählt, gibt es seit Jahrhunderten immer wieder Spannungen zwischen Hindus und Muslimen. Meist leben die religiösen Gruppen zwar friedlich nebeneinander, aber manchmal kommt es zu gewalttätigen Eskalationen.


Endlagerung von Giftmüll in Deponie im Elsass vorerst gestoppt

NANCY: Ein französisches Gericht hat die Endlagerung von giftigem Müll in der umstrittenen elsässischen Untertagedeponie Stocamine vorerst gestoppt. Das Berufungsgericht Nancy erklärte am Freitag die Entscheidung der zuständigen Präfektur, die Abfälle auf Dauer in der ehemaligen Mine zu belassen, für nichtig. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Innerhalb von zwei Monaten können die Prozessparteien laut einer Gerichtssprecherin dagegen vor den Staatsrat, das oberste französische Verwaltungsgericht, ziehen.

In der Deponie Stocamine in Wittelsheim nahe Mulhouse wurde seit 1999 gegen den Protest von Umweltschützern und Bürgerinitiativen Giftmüll wie Zyankali, Arsen und Quecksilber gelagert. Am 10. September 2002 brach in 535 Metern Tiefe ein Feuer aus, das erst nach Tagen gelöscht werden konnte. Seither ist die Anlage geschlossen. Die Deponie war auf bis zu 320.000 Tonnen giftigen Mülls ausgelegt. Zuletzt befanden sich knapp 42.000 Tonnen Müll darin, gelagert in großen Säcken und Tonnen, wie aus einem Lagebericht hervorgeht, den die Region Grand Est veröffentlicht hat.

Gegen die Endlagerung des Mülls geklagt hatten die europäische Körperschaft Elsass und Umweltschutzorganisationen. Das Berufungsgericht stützte sich in seiner Entscheidung auf finanzielle Argumente. Es sei nicht sichergestellt, dass die staatliche Betreibergesellschaft MDPA auf Dauer über genügend Geld verfüge, um das Projekt gut zu Ende zu bringen und die Anforderungen, die möglicherweise erst in Zukunft anfielen, bewältigen zu können. Der Präfekt hätte vor der Erlaubnis zur Endlagerung zudem eine neue Prüfung der finanziellen Situation der Gesellschaft veranlassen müssen, was aber nicht geschehen sei.

Umweltschützer fürchten, dass aus der Mine Giftstoffe ins Grundwasser gelangen könnten. Die Präfektur hatte stets argumentiert, es sei riskanter, die Abfälle zu bergen, als sie unterirdisch abzuschirmen.


Außenamt: Litauerin unter Verletzten bei Gewalttat in Norwegen

VILNIUS: Bei dem tödlichen Angriff in Norwegen mit fünf Toten ist nach Angaben des litauischen Außenministeriums in Vilnius auch eine Litauerin verletzt worden. Dabei handle es sich um eine Staatsbürgerin des baltischen EU-Landes, die seit 14 Jahren in Norwegen lebe. Dies habe die norwegische Polizei der litauischen Botschaft in Oslo mitgeteilt. Die Frau habe nach einer ärztlichen Behandlung inzwischen das Krankenhaus verlassen, sagte die Sprecherin von Außenminister Gabrielius Landsbergis am Freitag der Agentur BNS.

Ein in Norwegen lebender Däne hatte nach Polizeiangaben am Mittwochabend in der Kleinstadt Kongsberg mehrere Menschen mit Pfeil und Bogen und zwei weiteren Waffen angegriffen. Fünf Menschen starben, drei wurden verletzt. Litauischen Medienberichten zufolge soll die Litauerin beim Betreten eines Lebenmittelgeschäfts vom Täter am Arm verletzt worden sein.


EU-Minister wollen stärkeren Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit

BRÜSSEL: Die EU-Staaten wollen Geschlechtergerechtigkeit in der Europäischen Union stärker in den Fokus nehmen. Die Arbeits- und Sozialminister forderten bei einem Treffen am Freitag in Brüssel die EU-Kommission dazu auf, gemeinsam mit den nationalen Regierungen Gesetze und andere politische Maßnahmen künftig schrittweise stärker daraufhin zu untersuchen, welche Auswirkungen sie auf die Gleichstellung der Geschlechter haben können. Auch die Corona-Aufbauhilfen der EU sollten dahingehend analysiert werden.

Zudem sollten Schulungsangebote zur Geschlechtergerechtigkeit im Haushalt etwa für zuständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten werden. Der zuständige EU-Kommissar Nicolas Schmit begrüßte den Vorstoß. Er betonte, dass die Gleichstellung der Geschlechter einer der Hauptwerte der Europäischen Union sei.


Welttag der Armen: Papst reist zu privatem Besuch nach Assisi

ROM: Papst Franziskus will im Vorfeld des 5. Welttages der Armen nach Assisi reisen. Das 84 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche wolle am 12. November privat in die mittelitalienische Stadt reisen, teilte der Heilige Stuhl am Freitag mit. Geplant sei dort auch ein Treffen mit etwa 500 bedürftigen Menschen aus verschiedenen Teilen Europas.

Der Welttag der Armen steht zwei Tage später am 14. November an. Franziskus hatte ihn 2016 selbst eingeführt, um die Lage der Armen in ein stärkeres Blickfeld zu rücken. Assisi ist der Geburtsort des Heiligen Franz von Assisi und Gründers des Franziskaner-Ordens. Der amtierende Papst, mit bürgerlichem Namen Jorge Bergoglio, benannte sich nach ihm. Es ist sein fünfter Besuch als Papst in Assisi.


Deutsche Polizei löst linkes Wagencamp «Köpi» in Berlin auf

BERLIN: Es war eines der letzten Symbolprojekte der linksautonomen Szene in der deutschen Hauptstadt Berlin: Hunderte Polizisten haben am Freitag das Wagencamp «Köpi-Platz» geräumt.

Die Bewohner der Bauwagen neben einem 1990 besetzten Altbau hatten Widerstand angekündigt und sich hinter einem hohen Zaun verbarrikadiert. Auf der Straße und auf Twitter wiederholten Unterstützer trotzig «Köpi bleibt». Mit gepanzerten Räumfahrzeugen schafften es die Beamten aber dann doch auf das Gelände und führten die rund 40 Bewohner schließlich einen nach dem anderen hinaus.

Auf hohen Bäumen auf dem sogenannten Köpi-Platz waren vor der Räumung Personen zu sehen. Eine Sprecherin des Projekts rief vor Beginn der Polizeiaktion per Megaphon, ein Vormarsch auf das Gelände würde Menschenleben gefährden. Man lasse sich «das nicht gefallen», sagte sie und beschimpfte die Polizei. Vom Gelände stieg auch Rauch auf.

Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Auf dem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem 1990 besetzten Haus am ehemaligen Berliner Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwagen. Der Grundstückseigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab.


Schütze bislang nicht unter konkretem Terrorverdacht

OSLO: Nach der Vernehmung des mutmaßlichen Todesschützen im norwegischen Kongsberg hält die Polizei es für wahrscheinlich, dass der Mann psychisch krank ist. «Unsere Hypothese ist, dass der Hintergrund eine Erkrankung ist», sagte Polizeiinspektor Thomas Omholt am Freitag bei einer Pressekonferenz. Bislang werde ihm keine Terrortat, sondern fünffacher Mord vorgeworfen. Das werde allerdings fortlaufend neu bewertet.

Der 37-jährige Däne hat eingeräumt, am Mittwochabend in der Innenstadt von Kongsberg fünf Menschen getötet zu haben. Er erkenne aber keine Strafschuld, sondern nur die faktischen Vorfälle, sagte der Polizeisprecher. Der Mann hatte unter anderem mit Pfeil und Bogen auf zahlreiche Menschen geschossen.

Ein Gericht in Buskerud hat vier Wochen Untersuchungshaft angeordnet. Aufgrund seines Gesundheitszustandes sei er aber nicht im Gefängnis, sondern in einer geschlossen medizinischen Einrichtung untergebracht, so die Polizei. Mindestens zwei Rechtspsychiater sollen nun beurteilen, ob der Mann zurechnungsfähig ist.


Britischer Tory-Abgeordneter stirbt nach Messerangriff

LEIGH-ON-SEA: Ein Abgeordneter der konservativen Regierungspartei in Großbritannien ist nach einem Messerangriff am Freitag ums Leben gekommen. Es handelt sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dabei um den Tory-Abgeordneten David Amess. Die Polizei hatte zuvor den Tod eines Mannes bei dem Vorfall bestätigt, ohne jedoch die Identität des Toten zu nennen.

Zuvor hatten Medien berichtet, ein Angreifer habe mehrfach auf Amess eingestochen. Der Vorfall soll sich während einer Bürgersprechstunde in der Grafschaft Essex abgespielt haben. Die Polizei bestätigte, dass ein 25 Jahre alter Mann wegen des Verdachts auf Mord festgenommen wurde. Am Tatort wurde zudem ein Messer sichergestellt.

Von mehreren Seiten kamen bereits Beileidsbekundungen für Amess. Die Frau von Premierminister Boris Johnson, Carrie Johnson, schrieb auf Twitter: «Absolut schreckliche Neuigkeiten über Sir David Amess. Er war enorm freundlich und gut. Ein riesiger Tierliebhaber und ein echter Gentleman. Das ist so ungerecht. Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.»

Der Fall erinnert an den Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox 2016. Cox wurde ebenfalls bei einer Bürgersprechstunde in ihrem Wahlkreis von einem Rechtsextremisten mit einer Schusswaffe und einem Messer angegriffen. Sie starb kurz darauf an ihren Verletzungen. Der Mord an Cox ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum.


Kanzlerin Merkel erhält höchsten Orden des belgischen Königshauses

BRÜSSEL: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den höchsten vom belgischen Königshaus vergebenen Verdienstorden erhalten. Das Großkreuz des Leopold-Ordens («Grand Cordon de l'Ordre de Léopold») wurde ihr am Freitag von König Philippe verliehen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter mitteilte. Der Monarch hatte Merkel zusammen mit dem belgischen Premierminister Alexander De Croo auf das Schloss zu Laeken im Norden Brüssels zu einem Mittagessen eingeladen.

Der Orden wurde ihr «für ihre wichtige Rolle in den letzten 16 Jahren» verliehen, schrieb de Croo auf Twitter. «Ich empfinde es als eine sehr große Ehre», sagte Merkel dazu bei einer Pressekonferenz am Nachmittag.

Nach der Verleihung trafen sich Merkel und De Croo im Egmont-Palast im Zentrum der Stadt, um über die internationalen und europäischen Bemühungen zur Begrenzung des Klimawandels und den Ende kommender Woche anstehenden EU-Gipfel zu reden. Bei dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten am Donnerstag und Freitag sollen insbesondere die jüngst stark angestiegenen Energiepreise ein Thema sein. Anschließend soll Merkel an einem Konzert und einem Abendessen teilnehmen, bevor sie in die Türkei weiterreist.


Russen bei Fragen zu Homosexualität zunehmend gespalten

MOSKAU: Die russische Gesellschaft ist bei Fragen zu Homosexualität einer Umfrage zufolge zunehmend gespalten. In der am Freitag veröffentlichten Erhebung des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Levada bejahten 25 Prozent der Befragten die Frage, ob Erwachsene das Recht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen hätten. Im Jahr 2015 waren es nur 19 Prozent. Im selben Zeitraum stieg allerdings auch der Anteil derer, die sich gegen ein Recht auf lesbische und schwule Liebe aussprachen, von 58 Prozent auf 69 Prozent.

Der Gruppe derer, die sich mit einer klaren Antwort schwertaten, verkleinerte sich merklich von 23 auf 7 Prozent. Auch bei der Frage, ob Homosexuelle in Russland dieselben Rechte haben sollten wie Heterosexuelle, zeigten sich weniger Menschen unentschlossen als in den Vorjahren. 38 Prozent der Befragten erklärten, «Ekel oder Angst» gegenüber Lesben und Schwulen zu empfinden.

Gleichgeschlechtliche Liebe ist in Russland zwar nicht verboten, wird aber weitgehend tabuisiert. Gegen ein seit 2013 geltendes Verbot von «Homo-Propaganda» gibt es seit langem internationalen Protest. Menschenrechtler beklagen immer wieder Anfeindungen und Gewalt gegen homosexuelle Menschen im größten Land der Erde.

Erst im Sommer hatte eine russische Supermarktkette mit einem lesbischen Paar für ihre Produkte geworben und dafür viel Kritik geerntet. Nach kurzer Zeit zog das Unternehmen die Reklame zurück. Die Anfeindungen gegen die beiden Protagonistinnen wurden schlussendlich so stark, dass sie Russland verließen.


Nach Chip-Krise: Industrie fürchtet Lieferengpässe bei Magnesium

BERLIN: Zusätzlich zu den durch den weltweiten Chipmangel ausgelösten Produktionsproblemen befürchtet die deutsche Industrie nun auch noch Lieferengpässe bei dem für den Automobil- und Flugzeugbau dringend benötigten Magnesium. «Es wird erwartet, dass die jetzigen Magnesiumvorräte in Deutschland, bzw. in ganz Europa, spätestens in einigen Wochen Ende November 2021 erschöpft sein werden», warnte die Wirtschaftsvereinigung Metalle in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier.

Der Verband appellierte an die Bundesregierung, «dringend diplomatische Gespräche mit China einzuleiten», um die Versorgung der deutschen Industrie sicherzustellen. Bei einem Versorgungsengpass des befürchteten Ausmaßes drohten ansonsten «massive Produktionsausfälle».

Aktuell werden nach Verbandsangaben 95 Prozent des europäischen Magnesiumbedarfs durch chinesische Ausfuhren gedeckt. China habe jedoch im Zuge seiner Bemühungen, den eigenen Energieverbrauch zu drosseln, die Produktion von Magnesium zuletzt drastisch reduziert. «Anhand unterschiedlicher Quellen kann angenommen werden, dass bis jetzt mindestens 31 Magnesiumwerke in den weltweit wichtigsten Magnesium-Produktionszentren der Welt, den Provinzen Shaanxi und Shanxi, entweder stillgelegt wurden oder ihre Produktion um 50 Prozent senken mussten», berichtete die Wirtschaftsvereinigung.

Das Metall wird in der gesamten Aluminium-Wertschöpfungskette benötigt: in der Automobil-, Flugzeug-, Bau- oder Verpackungsindustrie ebenso wie im Maschinenbau und bei der Stahlproduktion.


Erster Gerichtstermin drei Jahre nach Brückeneinsturz von Genua

GENUA: Mehr als drei Jahre nach dem Brückeneinsturz von Genua mit 43 Toten stehen die möglichen Verantwortlichen erstmals vor Gericht. Am Freitag fand in der italienischen Hafenstadt die erste Vorverhandlung statt. 59 Personen und zwei Firmen sind angeklagt - unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verstoßes gegen die Sicherheit im Straßenverkehr, Falschaussage und Unterlassung von Amtshandlungen. In diesem umfangreichen Fall hat das Gericht bis Ende Dezember jeweils drei Anhörungstage pro Woche anberaumt.

Am 14. August 2018 war während eines Unwetters einer der drei Pylone des Polcevera-Viadukts, bekannt auch als Morandi-Brücke, eingestürzt und hatte ein Teilstück der Fahrbahn mit in die Tiefe gerissen. 43 Menschen starben. Die Autobahnbrücke war ein wichtiger Abschnitt der A10 von Norditalien zur französischen Grenze. Den beschuldigten Managern und Ingenieuren wird unter anderem vorgeworfen, Mängel an dem Bauwerk und Warnsignale ignoriert zu haben. Anfang August 2020 wurde ein Neubau mit dem Namen San-Giorgio-Brücke eingeweiht.

Laut Nachrichtenagentur Ansa wollen 300 Nebenkläger, darunter die Angehörigen der Opfer und auch die Stadt Genua, die Region Ligurien und Ministerien in Rom, in den Prozess eintreten. In den nächsten Wochen muss die Vorermittlungsrichterin Paola Faggioni entscheiden, wer zugelassen wird. Einige Hinterbliebene haben sich etwa mit der Autobahngesellschaft bereits außergerichtlich auf die Zahlung einer Entschädigung geeinigt. Darüber hinaus wird Faggioni entscheiden, wer von den Angeklagten sich im Hauptsacheverfahren verantworten muss.

Einige Verteidiger reichten am Freitag bei der nächsthöheren Instanz einen Antrag ein, die Richterin auszutauschen, weil sie voreingenommen sei. Faggioni selbst hatte in der Ermittlungsphase die Untersuchungshaft gegen sechs Verdächtige angeordnet.


Spanischer Zoll bringt Jacht mit zwei Tonnen Kokain vor Azoren auf

VIGO: Der spanische Zoll hat in Zusammenarbeit mit der Polizei auf einer Jacht zwei Tonnen Kokain gefunden. Das teilte der Zoll am Freitag auf Twitter mit. Das Segelboot mit der Fracht, die einen Straßenverkaufswert von etwa 200 Millionen Euro hat, sei schon vor einer Woche bei den Azoren gestoppt und am Freitag bis in den Hafen der 1500 Kilometer entfernten Stadt Vigo im Nordwesten Spaniens geschleppt worden, berichtete die Zeitung «La Voz de Galicia». Es sei einer der größten Funde von Kokain auf einem Segelboot gewesen, auf denen normalerweise nicht mehr als 700 bis 1000 Kilogramm transportiert würden, schrieb die Zeitung «Diario de Pontevedra».

Nach Angaben der Behörden wurden an Bord des Schiffes zwei Personen festgenommen - und in der Region Malaga in Südspanien, wo das Ziel der Jacht gelegen habe, drei weitere Verdächtige. Bei allen handele es sich um Ausländer unterschiedlicher Nationalitäten.

Der Einsatz von Hochseejachten für den Schmuggel von Kokain aus Südamerika über den Atlantik nach Spanien hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Von Spanien transportieren die Banden die Drogen dann in andere Länder Europas.


Menschenrechtler werfen Türkei Pushbacks von Afghanen in den Iran vor

ISTANBUL: Menschenrechtler werfen türkischen Grenzschützern vor, Flüchtlinge aus Afghanistan an der türkisch-iranischen Grenze rechtswidrig zurück in den Iran zu drängen. Türkische Soldaten hätten Migranten zudem «brutal misshandelt», hieß es in einer Mitteilung der Organisation Human Rights Watch von Freitag unter Berufung auf Zeugenaussagen. Einige der Migranten hätten Knochenbrüche erlitten, hieß es. Andere Migranten berichteten demnach, Soldaten hätten ihnen ihr Hab und Gut abgenommen, bevor sie sie zurück über die Grenze gebracht hätten. Ausweisungen ohne vorige Prüfung etwa einer Bitte um Asyl, sogenannte Pushbacks, sind nach internationalem Recht illegal.

Human Rights Watch forderte unter anderem die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf, die Türkei nicht weiter als sicheren Drittstaat für afghanische Flüchtlinge zu betrachten und deren Abschiebungen auszusetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel solle die türkische Regierung bei ihrem für Samstag geplanten Besuch in Istanbul zudem dazu drängen, die rechtswidrigen Ausweisungen zu unterlassen.

In der Türkei leben neben rund 3,7 Millionen geflüchteten Syrern bereits jetzt Hunderttausende Afghanen sowie Migranten aus anderen Ländern. Erdogan hat zuletzt mehrmals deutlich gemacht, dass er nicht dazu bereit sei, weiter Flüchtlinge aufzunehmen. Die Türkei sei nicht das Flüchtlingslager Europas, hatte er gesagt. Zu den Vorwürfen von Human Rights Watch hat sich die Regierung zunächst nicht geäußert.


Polens Grenzschutz: Bau von Barriere nur an Landgrenze zu Belarus

WARSCHAU: Polen will seine geplante Barriere zum Nachbarland Belarus entlang der Landgrenze errichten. Dort, wo der Fluss Bug die beiden Länder trenne, reiche dies als Sperre aus, sagte die Sprecherin des polnischen Grenzschutzes am Freitag. Sie hoffe auf einen Baustart noch in diesem Jahr. Hintergrund ist der wachsende Andrang von Migranten aus Krisengebieten, die über Belarus illegal in die EU einreisen wollen.

Die Regierung in Warschau beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Lukaschenko hatte Ende Mai angekündigt, sein Land werde Migranten nicht mehr an der Weiterreise in die EU hindern - als Reaktion auf verschärfte westliche Sanktionen.

Polens Parlament hat am Donnerstag das Vorhaben der Regierung gebilligt, die Grenze für umgerechnet 336 Millionen Euro dauerhaft zu befestigen. Innenminister Mariusz Kaminski sprach von einer «soliden, hohen Barriere, die mit einem Überwachungssystem und Bewegungsmeldern» ausgerüstet sein solle.


Reporter ohne Grenzen fürchtet schwindende Pressefreiheit

TUNIS: Die Organisation Reporter ohne Grenzen sieht in Tunesien vor allem seit Präsident Kais Saieds politischem Umbau zunehmende Probleme in der freien Berichterstattung. Nach der Entmachtung des früheren Regierungschefs sowie des Parlaments durch Saied sei es etwa mehrfach zu Übergriffen auf Journalisten durch die Polizei und Demonstranten gekommen, sagte ein Sprecher der Organisation der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Auch die Stürmung des Büros des Fernsehsender Al-Dschasira sieht Reporter ohne Grenzen demnach als Beispiel für einen problematischen Trend.

Der von der Regierung Katars finanzierte Nachrichtenkanal bietet laut Kritikern Islamisten zu viel Raum. In Tunesien hatte sich Präsident Saied einen Machtkampf mit der islamisch-konservativen Ennahda-Partei geliefert, ehe er Ende Juli die Arbeit des Parlaments einfror und damit auch die Macht der Islamisten beschnitt. Die Ennahda war stärkste Kraft im Parlament.

Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Zine El Abidine Ben Ali nach Massenprotesten im Jahr 2011 gab es Reporter ohne Grenzen zufolge zunächst große Fortschritte für die Pressefreiheit in Tunesien. Das nordafrikanische Land belegt in der Rangliste der Pressefreiheit Platz 73 von 180 und ist damit Vorreiter in der arabischen Welt. Das Klima für Journalisten verschlechtere sich aber seit Saieds Wahl zum Präsidenten vor zwei Jahren stetig. Für eine belastbare Einschätzung, in welche Richtung sich das Land entwickle, sei es aber noch zu früh.

Auch die tunesische Journalistengewerkschaft SNJT beklagte jüngst eine Zunahme von Angriffen auf Reporter. Vergangenes Wochenende etwa attackierten Gegner des Präsidenten bei einem Protest mehrere Journalisten. Mindestens zwei von ihnen wurden dabei schwer verletzt.


UN: Mindestens 30 Tote bei Selbstmordanschlag auf afghanische Moschee

KABUL: Mindestens 30 Menschen sind bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee in der südafghanischen Stadt Kandahar getötet worden. Das teilte die UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Freitag auf Twitter mit. Zudem sei eine nicht genannte Anzahl Menschen verletzt worden. Unama verurteilte den Vorfall, der sich während des Freitagsgebets in der größten schiitischen Moschee der Provinz Kandahar ereignet hatte.

Die seit Mitte August in Afghanistan herrschenden Taliban sprachen von einem «großen Verbrechen» und verurteilten den Anschlag ebenfalls. Zunächst hatten sie von einer Explosion gesprochen worden, deren Natur noch untersucht werden müsse. Die Urheber würden zur Rechenschaft gezogen, sagten sie.

Ein Sprecher der Gesundheitsbehörde der Stadt Kandahar hatte am Freitag zunächst von 20 Toten und 30 Verletzten gesprochen. Die Zahl sei aber geschätzt und könne sich noch erhöhen, sagte er.

Erst am vergangenen Freitag wurden bei einem Selbstmordanschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt. Die mit den sunnitischen Taliban verfeindete, aber ebenfalls sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Sunnitische Extremisten werfen schiitischen Muslimen vor, sie seien vom rechten Glauben abgefallen.


SPD beschließt Aufnahme von Koalitionsgesprächen

BERLIN: Beim Ringen um eine Regierungsbildung in Deutschland hat der Parteivorstand der SPD der Aufnahme von Koalitionsgesprächen mit Grünen und FDP zugestimmt.

Der Beschluss fiel am Freitagnachmittag einstimmig, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Die Grünen und die liberale FDP wollen ihre Entscheidungen am Sonntag und Montag treffen.


Vier Wochen Untersuchungshaft für Tatverdächtigen

OSLO: Der Mann, der im norwegischen Kongsberg fünf Menschen getötet haben soll, muss für vier Wochen in Untersuchungshaft. Das hat das Gericht in Buskerud am Freitag entschieden. Die ersten zwei Wochen muss er isoliert verbringen. Außerdem verhängte das Gericht ein Besuchs-, Medien- und Briefverbot.

Es ist nicht davon auszugehen, dass der 37-Jährige die Untersuchungshaft im Gefängnis verbringen wird. Die Staatsanwältin sagte der norwegischen Zeitung «Verdens Gang» am Freitag, der Mann werde nun von Ärzten betreut.

Der Däne hat eingeräumt, am Mittwochabend in der Kleinstadt Kongsberg mehrere Menschen mit Pfeil und Bogen und anderen Waffen angegriffen zu haben. Fünf Menschen starben, drei wurden verletzt. Der Sicherheitsdienst der norwegischen Polizei stufte die Tat zunächst als Terrorhandlung eingestuft, schwächte den Verdacht später aber ab. Nach den Verhören mit der Polizei kamen Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit auf.


Als Waffen-Kurier unterwegs - Niederländer angeklagt

DRESDEN: Wegen des Transports von Kriegswaffen sowie unerlaubter Einfuhr von Schusswaffen und Munition nach Deutschland ist Anklage gegen einen Mann aus den Niederlanden erhoben worden.

Der 55-Jährige soll am 8. Juni in Tschechien Behältnisse mit Waffen, Waffenteilen und Munition übernommen und in ein Wohnmobil verladen haben, um sie in sein Heimatland zu bringen, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Freitag mitteilte.

Bei der Einreise über Polen konnte er gestoppt werden, nachdem die niederländischen Behörden die Kollegen informiert hatten über den vermuteten Waffentransport. Bei der Kontrolle waren in Taschen, Tüten und Pappkartons unter anderem 65 Pistolen oder Maschinenpistolen, 1000 Patronen, Waffenteile und Zubehör gefunden worden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass diese für die Organisierte Kriminalität in europäischen Staaten bestimmt waren. Für den Transport sollte der Kurier den Angaben nach 1500 Euro erhalten. Er ist in Untersuchungshaft.


Tschechiens Präsident Zeman bekommt verbotenen Besuch am Krankenbett

PRAG: In Tschechien hat ein unerlaubter Besuch des Parlamentspräsidenten Radek Vondracek beim schwerkranken Präsidenten Milos Zeman für Empörung gesorgt. Dies sei ohne die Zustimmung der Ärzte geschehen, teilte das Zentrale Militärkrankenhaus in Prag mit. Ministerpräsident Andrej Babis warf seinem Parteikollegen am Freitag vor, einen Fehler begangen zu haben. Vondracek berichtete, Zeman sei guter Laune gewesen und habe eine Passage aus einem deutschen Literaturklassiker zitiert. Der 77-Jährige liegt seit knapp einer Woche auf der Intensivstation.

Die Polizei kündigte an, dass die Personenschützer des Präsidenten nur noch Besucher zu ihm lassen werden, welche die Zustimmung der Ärzte haben. Zemans Ehefrau Ivana sagte am Donnerstag in einer emotionalen Fernsehansprache aus der Prager Burg, dass die Behandlung Zeit brauche. Jegliche Spekulationen über Diagnose und Prognose nannte sie «sehr unethisch».

Die Informationspolitik des Präsidialamts gerät immer mehr in die Kritik. Oppositionspolitiker fordern Klarheit darüber, ob Zeman sein Amt überhaupt noch ausüben kann. Zwei Oppositionsbündnisse hatten bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus vor einer Woche eine klare Mehrheit von 108 der 200 Sitze errungen. Dem Präsidenten kommt es unter anderem zu, den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen. Die neugewählte Parlamentskammer tritt erstmals am 8. November zusammen.


Deutsche Regierung erschüttert von Gewalttat in Norwegen

BERLIN: Die deutsche Regierung hat sich bestürzt über den tödlichen Angriff mit fünf Toten in Norwegen gezeigt. «Die Bundeskanzlerin (Angela Merkel) und mit ihr die gesamte Bundesregierung ist schockiert über die brutale Gewalttat in der südnorwegischen Stadt Kongsberg», erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag in Berlin.

«Deutschland trauert mit dem norwegischen Volk um die fünf getöteten Menschen, die jäh aus dem Leben gerissen wurden. Unsere tief empfundene Anteilnahme gilt besonders den Hinterbliebenen der Opfer. Den Verletzten wünschen wir rasche und vollständige Genesung», sagte Fietz weiter.

Ein 37-jähriger Däne hat eingeräumt, am Mittwochabend in Kongsberg mehrere Menschen mit Pfeil und Bogen und anderen Waffen angegriffen zu haben. Fünf Menschen starben, drei wurden verletzt. Bei seiner Flucht vor der Polizei drang der mutmaßliche Täter auch in Wohnungen ein, wo er Menschen tötete. Eine halbe Stunde nach dem ersten Notruf konnte die Polizei den Mann festnehmen.


Griechenland und Malta wollen Pushbacks von Migranten fortsetzen

ATHEN: Griechenland und Malta behalten sich das Recht vor, weiterhin Boote mit Migranten abzuweisen. Dies erklärten die für die Migration zuständigen Minister der beiden EU-Mittelmeerländer, Notis Mitarakis und Byron Camilleri, nach einem Treffen auf Malta am Freitag. Die beiden Minister fordern, dass das neue EU-Migrationsgesetz, das zurzeit ausgehandelt wird, die gleichmäßige Verteilung der in der EU ankommenden Migranten sichert, wie das griechische Migrationsministerium weiter mitteilte.

Zahlreiche Menschen versuchen immer wieder, vor allem aus der Türkei oder Libyen mit Booten über das Mittelmeer überzusetzen. Athen hat in den vergangenen Monaten die Patrouillen seiner Küstenwache in den Meerengen mit der Türkei erhöht. Immer wieder werden Boote mit Migranten an Bord zurück in die Türkei gedrängt. Ausweisungen ohne vorige Prüfung etwa einer Bitte um Asyl, sogenannte Pushbacks, gelten nach internationalem Recht als illegal. Die griechische Regierung verweist auf den Schutz der Landesgrenzen, die auch EU-Grenzen sind.


Schweinestau : Visa für 800 ausländische Schlachter

LONDON: Hunderte Schlachter aus dem Ausland sollen den Schweinestau auf britischen Bauernhöfen lindern. Bis Jahresende können sich bis zu 800 Fachkräfte für vorübergehende Arbeitsvisa bewerben, wie die Regierung in London in der Nacht zum Freitag mitteilte. Sie dürfen dann bis zu sechs Monate im Land bleiben. Zuvor hatte die Regierung bereits eine ähnliche Regelung für maximal 5500 Arbeiter für die geflügelverarbeitende Industrie angekündigt.

Britische Schweinebauern warnen, dass rund 120.000 gesunde Tiere auf den Höfen getötet und in den Müll geworfen werden müssten, wenn sich die Situation nicht entspannt. Den Schlachthöfen fehlt es an Beschäftigten, die Höfe haben nicht genügend Platz. Ein Grund für den Schlachtermangel ist, dass die strengen Brexit-Einwanderungsregeln den Zuzug von Fachkräften aus der EU hemmen. Das wirkt sich auch auf andere Branchen aus, vor allem Lastwagenfahrer sind rar.

Die Regierung will nun zudem eine Schlachtabgabe aussetzen sowie zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für schlachtreife Schweine fördern. Zugleich betonte die Regierung, sie erwarte, dass die Schweinefleischbranche bessere Ausbildung und Karrierechancen sowie Gehaltserhöhungen biete, um mehr einheimische Arbeitskräfte anzulocken. «Temporäre Visa sind keine langfristige Lösung, und Unternehmen müssen langfristig in die einheimischen Arbeitskräfte des Vereinigten Königreichs investieren, um eine hochbezahlte und hochqualifizierte Wirtschaft aufzubauen, anstatt sich auf ausländische Arbeitskräfte zu verlassen», hieß es.


UNHCR will schnelleren Familiennachzug bei afghanischen Flüchtlingen

GENF: In Afghanistan und Nachbarländern warten Tausende Menschen dringend auf eine Familienzusammenführung mit bereits geflüchteten und anderswo aufgenommenen Angehörigen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR appellierte am Freitag an alle Länder, die Ausstellung von Visa für Familienangehörige von Flüchtlingen aus Afghanistan zu beschleunigen.

Das ARD-Politik-Magazin «Kontraste» berichtete am Donnerstag, Flüchtlinge in Deutschland müssten generell teils jahrelang auf Genehmigungen für den Nachzug ihrer Familienmitglieder warten. In Deutschland würden im Jahr rund 100.000 Visa für den Familiennachzug erteilt, rund 20.000 Anträge würden abgelehnt. Seit 2007 hätten mehr als 20.000 Flüchtlinge gegen ablehnende Bescheide geklagt. Fast jeder dritte sei erfolgreich gewesen. Die Menschen müssten aber im Gegenzug für Visa oft ihre Klage zurückziehen und die Kosten des Verfahrens tragen. Die Informationen recherchierten «Kontraste», die Gruppe Ippen Investigativ und die Transparenzplattform FragDenStaat.

«Das UNHCR ruft Staaten auf, das Prozedere zur Familienzusammenführung zu vereinfachen und solche Anträge mit Vorrang zu behandeln», sagte UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo. Oft würden Dokumente verlangt, die die Menschen nicht hätten, die Wartezeiten auf Termine seien sehr lang und die Kosten für die Anträge teils in anderen Ländern immens. Aufnahmeländer sollten pragmatischer agieren, Befragungen auch online durchführen, weniger strikte Richtlinien anlegen und auch entferntere Verwandte für den Nachzug akzeptieren, wenn ein enges Verhältnis nachgewiesen wird.

Mantoo erinnerte daran, dass Familien unter internationalem Recht einen Anspruch auf Zusammenführung haben.


Explosion in Moschee - Opfer befürchtet

KABUL: In einer Moschee im Süden Afghanistans hat es örtlichen Medienberichten zufolge eine Explosion gegeben. Die Detonation in der Stadt Kandahar habe sich während des Freitagsgebets ereignet, hieß es. Es sei zu befürchten, dass es Opfer gebe. Bislang habe sich keine Gruppierung zu der Explosion bekannt.

Erst am vergangenen Freitag waren bei einem Anschlag auf eine Moschee der schiitischen Minderheit in der Stadt Kundus im Norden Afghanistans mehr als 40 Menschen getötet und mehr als 140 verletzt worden. Die mit den herrschenden Taliban verfeindete sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich.

Mitte August haben die Taliban die Macht in Afghanistan militärisch übernommen. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der Regierung flohen. Die Islamisten riefen eine Regierung aus. Diese sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, darunter, für Sicherheit im Land zu sorgen.


Taliban: Zurschaustellen von Getöteten nur noch mit Richterentscheid

KABUL: Die Taliban-Regierung in Afghanistan hat das öffentliche Zurschaustellen und das Aufhängen der Leichen von Verbrechern ohne richterliche Empfehlung verboten. Das geht aus einer Anordnung der militant-islamistischen Machthaber vom späten Donnerstagabend hervor. Im islamischen Recht gibt es einige Verbrechen, bei denen eine öffentliche Zurschaustellung der Täter empfohlen werden könnte, etwa Diebstahl, Mithilfe zum Ehebruch oder zum außerehelichem Sex, Verleumdung oder Falschaussagen.

Seit ihrer Machtübernahme Mitte August hatten die Taliban in einigen Provinzen die Leichen von Menschen, die der Entführung oder des Mordes beschuldigt wurden, öffentlich aufgehängt. Dieses Vorgehen wurde sowohl im Inland als auch im Ausland stark kritisiert. Es bestätigte bei vielen zudem den Eindruck, dass sich die Taliban seit ihrer ersten Herrschaft (1996-2001) nicht verändert hätten. Damals waren öffentliche Hinrichtungen mutmaßlicher Verbrecher, das Aufhängen von Leichen oder Zerstückeln ihrer Körper gängige Praxis.

In einer Reihe neuer Anordnungen wiesen die Taliban ihre Sicherheitsbehörden außerdem an, der Sicherheit «wichtiger Experten» und «berühmter Fachleute» im Lande große Aufmerksamkeit zu schenken. Unklar war zunächst, was genau damit gemeint ist.

Nach der Machtübernahme der Taliban im August haben viele Akademiker und hochgebildete Menschen das Land verlassen, weil sie nicht unter der Taliban-Herrschaft leben wollten. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Viele gebildete Afghanen, insbesondere diejenigen, die in den Städten leben, suchen nach einem Weg aus dem Land.


Seenotretter mit rund 60 Menschen an Bord dürfen in Sizilien anlegen

ROM: Nach tagelangem Warten auf dem Mittelmeer hat das Schiff der privaten Seenotretter der italienischen Organisation ResQ mit knapp 60 Bootsmigranten an Bord in Sizilien angelegt. Die «ResQ People» habe im Hafen von Pozzallo festgemacht, schrieb die Organisation am Freitagmorgen auf Twitter. Die Geretteten sollen demnach dort von Bord gehen und müssen einen Corona-Test machen. Die Crew hatte die Menschen nach eigenen Angaben in der Nacht zum Sonntag aus Seenot gerettet. Eine Person wurde zwischenzeitlich von der italienischen Küstenwache aus gesundheitlichen Gründen von Bord geholt.

Viele Menschen wählen auf ihrer Flucht oder mit der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen die Route über das Mittelmeer. Sie wollen die EU erreichen und steuern dafür oft Italien an. Die Überfahrt von den Küsten Nordafrikas ist gefährlich, die Boote sind oft überfüllt. Immer wieder sterben Menschen. In 2021 verloren nach UN-Angaben bislang rund 1180 Migranten ihr Leben im zentralen Mittelmeer oder gelten als vermisst.


VW verkauft auch im September weniger Autos - Plus zum Quartalsende

WOLFSBURG: Der Autoverkauf der Volkswagen-Konzernmarken ist auch im September verglichen mit dem Vorjahresniveau spürbar gesunken. Die Wolfsburger lieferten weltweit insgesamt 626.200 Fahrzeuge aus - fast ein Drittel (32,9 Prozent) weniger als im gleichen Monat 2020. Laut der am Freitag veröffentlichten Statistik liegt Europas größte Autogruppe bei der Betrachtung des bisherigen Jahresverlaufs aber noch im Plus: Bis zum Ende des dritten Quartals erhielten die Kunden knapp 7 Millionen Wagen, eine Steigerung um 6,9 Prozent.

Damit verschärft sich der Gesamttrend aus dem August, als ein konzernweites Minus von 22,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verbucht wurde. Die Autoindustrie produziert derzeit weit unter ihren Möglichkeiten, weil überall Mikrochips fehlen. Ganze Schichtwochen fallen aus, Kurzarbeit ist die Folge. Oft werden halb fertige Autos zwischengelagert, bis sie sich nachrüsten und ausliefern lassen.

Bei den Marken des VW-Konzerns hielten die Absatzprobleme in sämtlichen Regionen an. Am deutlichsten war der Rückgang im wichtigsten Markt China, wo die Auslieferungen um 41,8 Prozent sanken. Die Volksrepublik inklusive Hongkong ist zudem die einzige Region, in der der Konzern auch über die ersten drei Quartale bisher keinen Zuwachs gegenüber dem schon schwierigen Corona-Jahr 2020 schaffte. Westeuropa lag im September mit minus 32,3 Prozent in etwa im Gesamttrend, Nordamerika mit den USA kam auf minus 11,2 Prozent.

Außer beim Lkw-Hersteller MAN und bei den kleinen Luxusmarken Bentley, Lamborghini und Bugatti zusammengenommen gab es auch in allen VW-Konzernmarken im zurückliegenden Monat teils erhebliche Verkaufsrückgänge. Auf den Jahresverlauf seit Januar gerechnet, sieht es - abgesehen vom abnehmenden Geschäft bei Skoda - besser aus. Der Konzern betonte zudem, dass man beim Markthochlauf von E-Autos weiter vorankomme. Die weltweite Auslieferung reiner Batteriefahrzeuge legte demzufolge nach neun Monaten um 138 Prozent auf 293.100 Stück zu.


«Die größte Leistung»: Darts-Neuling Hempel nach Sensation ganz cool

SALZBURG: Nach einem kurzen Moment des Jubels wirkte Florian Hempel so, als wolle er sich direkt bei Ex-Weltmeister Peter Wright entschuldigen. Der deutsche Darts-Neuling gewinnt tatsächlich gegen den routinierten Weltklassespieler und Paradiesvogel aus Schottland? Das wirkte im ersten Moment total surreal. «Das war die größte Leistung in meiner Karriere bisher. Und es wird mir ganz viel Selbstvertrauen geben», sagte der 31-Jährige nach dem 6:3-Coup in der ersten Runde der Europameisterschaft von Salzburg.

Titelverteidiger «Snakebite» Wright gratulierte dem früheren Handball-Torwart am Donnerstag voller Anerkennung. Auf der großen Bühne vor internationalen TV-Kameras hatte der gebürtige Dessauer, der jetzt in Köln lebt, bis dato noch keine großen Erfahrungen gemacht. «Ich bin extrem glücklich. Er ist die Nummer zwei der Welt und ihn geschlagen zu haben, ist ein unglaubliches Gefühl.»

Am Samstagabend geht es für Hempel weiter, dann trifft er auf Österreichs Lokalmatador Mensur Suljovic. «Ich werde weiter versuchen, meine besten Darts zu spielen», kommentierte Hempel. Das Preisgeld von 10.000 Pfund (knapp 12.000 Euro) hilft dem Deutschen auch finanziell weiter. Im Dezember könnte er bei der WM im Alexandra Palace in London debütieren.


Terror-Vorwürfe - Türkische Behörden gehen gegen Verdächtige vor

ISTANBUL: Türkische Sicherheitskräfte haben Einsätze gegen Vereinigungen begonnen, die in dem Land als Terrororganisationen gelten. Polizei und Gendarmerie seien unter anderem in Istanbul in einer großangelegten Operation gegen mutmaßliche Mitglieder der linksextremen Organisation DHKP-C vorgegangen, berichtete der staatliche Nachrichtensender TRT am Freitag. Bisher seien 54 Menschen in zahlreichen Provinzen gefasst worden, insgesamt seien 126 Festnahmen angeordnet worden.

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete zudem, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft im westtürkischen Balikesir seien 15 mutmaßliche Anhänger der sogenannten Gülen-Bewegung gefasst worden. Die Staatsanwaltschaft in Ankara habe ihrerseits die Festnahme von 98 mutmaßlichen Gülen-Anhängern angeordnet. Ihnen werde vorgeworfen, die Zentrale der Gendarmerie infiltriert haben zu wollen. 46 Menschen seien bisher gefasst worden.

Die linksextreme Organisation DHKP-C und auch die Gülen-Bewegung - benannt nach dem in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen - gelten in der Türkei als Terrorgruppen. Die Türkei geht regelmäßig gegen mutmaßliche Mitglieder und Anhänger beider Gruppierungen vor. Der DHKP-C wird unter anderem zur Last gelegt, in der Vergangenheit mehreren Anschläge in der Türkei verübt zu haben. Der Gülen-Bewegung wirft die Regierung vor, hinter dem Putschversuch von 2016 zu stecken. Gülen bestreitet das immer wieder.


Schwere Regenfälle verursachen erhebliche Probleme

ATHEN: Unwetter mit schweren Regenfällen haben in Griechenland erhebliche Behinderungen im Verkehr sowie Überschwemmungen verursacht. Hunderte Menschen mussten sich auf Dächer retten, um nicht in ihren überschwemmten Häusern zu ertrinken. Allein in Athen musste die Feuerwehr am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag mehr als 1400 Mal ausrücken, um Menschen zu retten und Wasser aus überschwemmten Häusern zu pumpen, teilte der Zivilschutz mit. Hunderte Fahrzeuge blieben in überschwemmten Straßen stecken. Opfer gab es bis Freitagmorgen nicht, teilten die Behörden mit.

Der Zivilschutz schloss aus diesem Grund in der Nacht zum Freitag und bis 8.00 Uhr morgens die zwei wichtigsten Verkehrsadern Athens an der Küste und die Autobahn in den Norden Griechenlands. «Wir müssen vorsichtig sein, die Gefahr ist groß», sagte der für den Zivilschutz zuständige Minister Christos Stylianides im Staatsfernsehen. Die meisten Schulen und alle Behörden, die nicht mit Rettungsdiensten zu tun haben, blieben am Freitag geschlossen.

Vielerorts sei «so viel Wasser heruntergekommen, wie es im ganzen Jahr im Durchschnitt regnet», sagte ein Meteorologe im Staatsfernsehen. Schwere Regenfälle gab es am Freitagmorgen auch auf der Ferieninseln Rhodos, Kos, Santorin, Mykonos und in Teilen Kretas. Mit einer Wetterbesserung rechnet das Wetteramt erst am Sonntag.


Äthiopien bestätigt Militäroffensive gegen Rebellen in Tigray

NAIROBI: Die äthiopische Armee hat Berichte über eine neue Militäroffensive gegen Rebellen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) bestätigt. Seit Anfang der Woche habe es schwere Kämpfe zwischen Sicherheitskräften der Zentralregierung und Rebellen in Tigray gegeben, gab das Verteidigungsministerium in Addis Abeba am Donnerstagabend bekannt. «Der Feind» habe schwere Verluste erlitten. Bereits Anfang der Woche hatte ein Sprecher der TPLF von Angriffen mit Artillerie, Drohnen und Kampfflugzeugen berichtet.

Der Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed hatte im November eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin dort an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und sie verdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet.

Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt. Die Versorgung der Notleidenden vor allem in Tigray ist stark eingeschränkt, Hilfsorganisationen werfen der Zentralregierung eine Blockade der Krisenregion vor. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) ist die Auslieferung lebensrettender Medikamente und Impfstoffe gegen Polio und Masern nach Tigray nicht möglich. Auch die Versorgung von mehr als 5,2 Millionen Menschen mit Lebensmitteln und Wasser soll nach UN-Angaben unzureichend sein.


Toyota kürzt Produktion auch im November wegen Chipmangels

NAGOYA: Der japanische Autoriese Toyota wird wegen des Chipmangels weiterhin weniger produzieren als ursprünglich geplant. Der Konzern geht nun für November von der Herstellung von 850.000 bis 900.000 Autos weltweit aus, wie er am Freitag in Nagoya mitteilte. Eigentlich hatten die Japaner für den Monat eine Produktion von einer Million Fahrzeugen eingeplant, auch um den Rückstand aus den vom Chipmangel belasteten Monaten September und Oktober etwas aufzuholen. Zuvor hatte die japanische Wirtschaftszeitung «Nikkei» über die Kürzungen im November berichtet.

Allerdings fallen September und Oktober nun wohl nicht ganz so schlimm aus wie zuletzt befürchtet. Hier liege die Produktion rund 100.000 bis 150.000 Autos unter dem ursprünglichen Plan, hieß es von den Japanern. Zuletzt hatte Toyota mit einem Ausfall von 40 Prozent der Produktion gerechnet, weil in asiatischen Ländern wie Malaysia und Vietnam Corona-Lockdowns einen Ausfall von Chipfabriken ausgelöst hatten und die Teile daher fehlten.

An seinem derzeitigen Produktionsziel für das Geschäftsjahr 2021/22 (bis Ende März) mit 9 Millionen Fahrzeugen will Toyota festhalten. Aus dem Unternehmen heiße es aber, dass dies weiterhin unsicher bleibe, schrieb «Nikkei» am Morgen.


Israelische Soldaten erschießen palästinensischen Angreifer

TEL AVIV/RAMALLAH: Israelische Soldaten haben nach Armeeangaben einen Palästinenser erschossen, der Brandflaschen auf eine Straße im Westjordanland warf. Er habe gemeinsam mit einem zweiten Verdächtigen das Leben von vorbeifahrenden Personen gefährdet, teilte die Armee am Freitag mit. Deswegen hätten die Soldaten in der Nähe von Bethlehem auf die beiden Verdächtigen gefeuert.

Einer der beiden sei getroffen worden. Die Soldaten hätten noch Erste Hilfe geleistet, doch der Palästinenser sei gestorben, hieß es. Der zweite Verdächtige sei festgenommen worden. Palästinensische Behörden bestätigten den Tod des jungen Mannes. Nach israelischen Medienberichten war er 16 Jahre alt.


EU-Automarkt schwächelt weiter - Neuzulassungen stark unter Vorjahr

BRÜSSEL: Die Auto-Neuzulassungen in der Europäischen Union haben ihre Talfahrt im September fortgesetzt. Nach dem Einbruch in den Sommermonaten lag das Minus im Vergleich zum Vorjahr nun bei 23,1 Prozent und bei 718.598 Pkw, wie der europäische Herstellerverband Acea am Freitag in Brüssel mitteilte. Über die ersten neun Monate liegt der EU-Automarkt aber wegen des coronabedingten Einbruchs im Frühjahr 2020 noch über dem Vorjahreszeitraum, 7,5 Millionen Autos bedeuten ein Plus von 6,6 Prozent.

Die größten Automärkte in der EU - Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien - verzeichneten allesamt im September prozentual zweistellige Rückgänge. Zum einen hatte sich im vergangenen Jahr nach dem harten Lockdown im Frühling in vielen Ländern Nachfrage aufgestaut, zum anderen stützten viele Staaten die Pkw-Nachfrage auch durch Förderprogramme. In Deutschland war im Juli 2020 die zwischenzeitliche Mehrwertsteuersenkung in Kraft getreten, die insbesondere beim Kauf teurer Güter wie Autos Einsparungen möglich machte.


EU-Kommissar: Europäische Arbeitsbehörde «muss noch besser werden»

BRÜSSEL: Die für den Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping gegründete Europäische Arbeitsbehörde (ELA) ist nach Ansicht des zuständigen EU-Kommissars Nicolas Schmit noch nicht schlagkräftig genug. «Ich glaube, sie muss noch besser werden. Aber das ist natürlich auch ein Lernprozess», sagte Schmit der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Freitag vor zwei Jahren hatte die neue EU-Behörde mit Sitz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava offiziell ihre Arbeit aufgenommen.

Bislang sind eigenen Angaben zufolge 80 von 144 Stellen der Behörde vergeben worden. Die Behörde war in der Vergangenheit nicht untätig, die Zwischenbilanz ist aber überschaubar: In diesem Jahr gab es vier Inspektionen in landwirtschaftlichen Betrieben gemeinsam mit EU-Ländern, eine weitere im Personen- und Güterverkehr auf der Straße ist für diesen Freitag vorgesehen. Zudem läuft derzeit eine Kampagne, bei der Saisonarbeiter über Arbeitsrechte aufgeklärt werden. Eine weitere Aufklärungskampagne gab es 2020. Angestrebt ist, dass die Behörde 2024 voll besetzt ist.

Der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radkte bezeichnet die Wortwahl Schmits zur Zwischenbilanz der ELA als «diplomatisch». «Es ist höchste Zeit, dass die ELA richtig arbeitsfähig wird. Unsere Aufgabe als Parlament ist es, da Druck zu machen», sagte er der dpa. Es sei Zeit «verplempert» worden, «indem wir monatelang über Quatsch geredet haben», betonte der Sozialpolitiker etwa mit Blick auf Debatten, ob rechtmäßig entschieden wurde, dass die Behörde in Bratislava angesiedelt wurde. Zudem wünsche er sich, dass die Behörde untersuche, in welchen Ländern es Missstände bei der Kontrolle des Arbeitsschutzes gebe.

Der Europäische Gewerkschaftsbund ETUC kritisiert ein «immer noch ein sehr kleines Team und ein sehr kleines Budget» der ELA für deren große Aufgaben. Dennoch sei man darüber erfreut, dass die Behörde nach einem langsamen Start mit Inspektionen und Aufklärungskampagnen ihre Aktivitäten verstärkt habe. Die ELA sei von entscheidender Bedeutung, um skandalöse Arbeitsbedingungen, wie sie etwa in deutschen Schlachthöfen während der Corona-Pandemie deutlich geworden seien, zu beenden und Ausbeutung zu stoppen.


Nach brutalen Militäreinsatz: Soldaten in Rio verurteilt

RIO DE JANEIRO: Rund zweieinhalb Jahre nach einem brutalen Militäreinsatz in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro hat ein Militärgericht acht Soldaten wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes zu Strafen von 28 Jahren Haft und mehr verurteilt. Dies ging aus einer Mitteilung des Militärgerichts mit Sitz in Rio am Donnerstag (Ortszeit) hervor. Demnach bekam ein Leutnant eine Strafe von 31 Jahren und sechs Monaten Haft, weitere sieben Soldaten je 28 Jahre. Vier weitere wurden freigesprochen.

Im April 2019 hatte eine Militärpatrouille in Guadalupe in der Nordzone Rios das Feuer auf ein Auto eröffnet. Dabei kam ein Mann ums Leben, zwei weitere Menschen wurden verletzt. Einer von ihnen starb später im Krankenhaus. In ihrem Votum hob die Richterin laut der Mitteilung die Anzahl der abgefeuerten Schüsse hervor: 82 Hülsen wurden demnach am Tatort in der Nähe des Militärfahrzeugs gefunden; im Sachverständigenbericht zum Fahrzeug hieß es, dass das Auto der Opfer von 62 Schüssen getroffen worden sei. Ermittlern der Polizei zufolge hatten die Soldaten das Auto mit dem Fahrzeug von mutmaßlichen Verbrechern verwechselt.

«Sie haben keine Ahnung, wie sie meiner Seele Frieden bringen. Ich weiß, dass es meinen Mann nicht zurückbringen wird, aber es wäre nicht fair, wenn ich ohne eine positive Antwort von hier weggehen würde», zitierte das Nachrichtenportal «G1» die Witwe des getöteten Insassen, einem Musiker, nach dem Urteil des Gerichts in Rio. «Ich denke, ich werde heute schlafen können.» Die Verteidigung kündigte laut «G1» an, in Berufung zu gehen. Die Soldaten bleiben demnach so lange auf freiem Fuß, bis alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind.


Hidalgo kandidiert für Frankreichs Sozialisten für Präsidentenwahl

PARIS: Die französischen Sozialisten schicken die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (62) ins Rennen für die Präsidentschaftswahl im April 2022. Bei einem Mitgliederentscheid setzte sich Hidalgo am Donnerstag mit rund drei Viertel der Stimmen klar gegen den Ex-Landwirtschaftsminister und Bürgermeister von Le Mans, Stéphane Le Foll, durch, wie Parteichef Olivier Faure am späten Abend in Paris bekannt gab.

Hidalgo betonte in einer kurzen Rede, ihr gehe es um die Idee des Fortschritts, der sozialen Gerechtigkeit und des Rechtsstaats sowie um das Versprechen der Gleichheit. Sie wolle als Frau die Stimme aller französischen Frauen transportieren. Als einen weiteren wichtigen Punkt nannte sie den Umweltschutz und den Kampf gegen den Klimawandel, zwei Anliegen, denen sie sich bereits als Pariser Bürgermeisterin verschrieben hat.

Hidalgo, Tochter eines Arbeiters und einer Näherin, wurde in Spanien geboren. Seit 2014 ist sie Bürgermeisterin der Hauptstadt. In Umfragen zur Präsidentschaftswahl liegt sie bei einem Zustimmungswert von etwa fünf bis sieben Prozent. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten derzeit Präsident Emmanuel Macron sowie die Rechtspopulistin Marine Le Pen. In einigen Umfragen liegt der extreme Rechte Éric Zemmour inzwischen sogar vor Le Pen, er hat sich aber noch nicht offiziell zu einer Kandidatur erklärt.


Debütant Hempel schafft Darts-Coup - 6:3-Sieg über Peter Wright

SALZBURG: Debütant Florian Hempel hat bei der Darts-Europameisterschaft in Salzburg für eine große Überraschung gesorgt. Der 31-Jährige schlug am Donnerstagabend in der ersten Runde Titelverteidiger und Ex-Weltmeister Peter Wright aus Schottland mit 6:3 und feierte damit einen idealen Einstand in das Turnier.

Hempel spielte von Beginn an stark, führte schnell mit 4:1 und ließ sich von dem auch für seine bunten Klamotten und Frisuren berühmten Wright nicht verunsichern. Der zweite deutsche Starter, Gabriel Clemens, greift am Freitagabend ins Geschehen ein. Hempel ist im Achtelfinale am Samstag wieder gefordert.

«Ich bin sehr glücklich. Das ist ein großartiger Start», kommentierte Hempel. Er sei vor dem Duell mit dem schottischen Weltklassemann «überhaupt nicht nervös» gewesen. «Das war die größte Leistung in meiner Karriere bisher», fügte der deutsche Sieger an.


Seniorin in Südfrankreich geköpft - Tatverdächtiger gefasst

AGDE: Im Süden Frankreichs ist eine 77 Jahre alte Frau enthauptet worden. Sicherheitskräfte fanden die Leiche der Frau in ihrer Wohnung in Agde, wie die Polizei der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mitteilte. Ihr Sohn hatte die Behörden alarmiert, da er sie trotz des üblichen täglichen Kontakts nicht erreichen konnte. In der Wohnung in der Küstenstadt fanden die Beamten Kampfspuren. Hinweise auf einen Einbruch habe es nicht gegeben, hieß es. Die genauen Umstände der Tat waren zunächst unklar.

Am Abend berichtete der Sender France Info von der Festnahme eines Tatverdächtigen. Es handele sich um einen Mann um die fünfzig, der bei der Rentnerin kleinere Arbeiten verrichtete. Die pensionierte Grundschullehrerin lebte seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren alleine, so der Sender. Zu den näheren Umständen der Tat wurde nichts bekannt. Nach Informationen des Senders BFMTV entwendete der Tatverdächtige eine Bankkarte der Seniorin und hob damit 1000 Euro ab.

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