Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

Wiener Terroranschlag: Acht Verdächtige in Untersuchungshaft

WIEN: Nach dem Terroranschlag von Wien sind acht Verdächtige in Österreich in Untersuchungshaft. Das Landgericht Wien stimmte einem entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft am Freitag zu. Die zwischen 16 und 24 Jahre alten Männer stünden im Verdacht, durch Unterstützung des Attentäters im Vorfeld des Anschlags «einen Beitrag zu den Verbrechen des Mordes, der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und einer kriminellen Organisation geleistet zu haben», hieß es. In allen Fällen bestehe Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr.

Zwei der Verdächtigen sind wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft, darunter ein 22-Jähriger, der 2018 mit dem Attentäter zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Syrien reisen wollte, wie das Landgericht auf Anfrage bestätigte. Ein dritter Mann war zum Zeitpunkt des Anschlags wegen eines entsprechenden Verdachts angeklagt. Die acht Männer stammen den Angaben nach aus Österreich, dem Kosovo, Bangladesch, Nordmazedonien und der Russischen Föderation.

Insgesamt waren nach dem Anschlag 16 Personen festgenommen worden. Sechs von ihnen seien freigelassen worden, weil sich der Verdacht nicht erhärtet habe, berichtete die Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Bei zwei weiteren Festgenommenen stand am Freitagabend eine Entscheidung über eine mögliche Untersuchungshaft noch aus.

Bei dem islamistischen Anschlag am Montagabend in einem Ausgehviertel der österreichischen Hauptstadt hatte ein 20 Jahre alter Angreifer vier Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt. Der Attentäter wurde anschließend von der Polizei erschossen.


Neuseelands Regierungschefin Ardern für zweite Amtszeit vereidigt

WELLINGTON: Knapp drei Wochen nach ihrem deutlichen Wahlsieg ist Neuseelands Ministerpräsidentin Jacinda Ardern am Freitag für eine zweite Amtszeit vereidigt worden. Kurz zuvor hatte die 40-Jährige erklärt, die wichtigsten Ziele ihrer Regierung seien es jetzt, die Wirtschaft wiederzubeleben und die Neuseeländer vor der Corona-Pandemie zu schützen. Der erfolgreiche Kampf Arderns gegen das Virus hatte unter anderem zu ihrem klaren Wahlerfolg beigetragen.

Der Inselstaat im Südpazifik ist bisher dank strikter Maßnahmen sehr glimpflich durch die Krise gekommen und hat bis heute weniger als 2000 Infektionen registriert. 25 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Im Oktober hatte Neuseeland das Virus bereits zum zweiten Mal für besiegt erklärt. Mittlerweile ist das Land zu einer relativen Normalität zurückgekehrt. Sogar Sportveranstaltungen in voll besetzten Stadien sind wieder möglich.

Damit das so bleibt, gibt es in Arderns Regierung ein neues Ressort: Chris Hipkins ist jetzt Minister für Covid-19-Bekämpfung. Das 20-köpfige Kabinett beinhaltet acht Frauen, fünf Maori und drei LGBT (Schwule, Bisexuelle und Transgender). Außenministerin ist die Maori Nanaia Mahuta, die als erste Frau dieses Amt bekleidet.


Justiz ermittelt gegen drei weitere Verdächtige nach Mord an Lehrer

PARIS: Drei Wochen nach der brutalen Ermordung eines Lehrers nahe Paris hat die Justiz Ermittlungsverfahren gegen drei neue Verdächtige eingeleitet. Gegen sie wird wegen des Vorwurfs der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung ermittelt, wie es am Freitagabend aus Justizkreisen hieß. Zwei Erwachsene säßen in Untersuchungshaft, eine Minderjährige sei unter Justizaufsicht gestellt worden.

Der Lehrer Samuel Paty war Mitte Oktober von einem 18 Jahre alten Angreifer brutal ermordet worden. Das von Ermittlern als islamistisch motivierter Terrorakt eingestufte Verbrechen löste im ganzen Land riesiges Entsetzen aus. Paty hatte das Thema Meinungsfreiheit gelehrt und dabei Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt. Der 18-Jährige, der von der Polizei getötet wurde, hatte dies etwa in sozialen Netzwerken als Motiv für seine Tat angegeben.

Gegen sieben Verdächtige wurde bereits kurz nach der Tat ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Sechs von ihnen wird dabei Beihilfe zu einem Mord mit Terrorhintergrund vorgeworfen. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass es sich bei den drei neuen Verdächtigen um zwei 18-jährige Männer und eine 17-Jährige handele. Einer oder mehrere von ihnen sollen mit dem Angreifer, der in Moskau geboren wurde und tschetschenische Wurzeln hat, Kontakt gehabt haben.


Guatemala befürchtet etwa 150 Tote nach Erdrutsch wegen Unwetters

GUATEMALA-STADT: In dem von schweren Unwettern getroffenen Guatemala werden Dutzende Todesopfer befürchtet - darunter allein 100 in einem Dorf, das von einem Erdrutsch begraben wurde. «In diesem Moment rechnen wir (...) nach nicht offiziellen Zahlen damit, dass mehr oder weniger 150 Tote zu verzeichnen sind», sagte der Präsident des mittelamerikanischen Landes, Alejandro Giammattei, in einer Pressekonferenz am Freitag.

Das Militär habe große Probleme gehabt, in einige abgeschnittene Gebiete des Landes vorzudringen. Dennoch seien schon Rettungskräfte in Quejá, einem Teil der Ortschaft San Cristóbal Verapaz, angekommen, um nach Opfern des Erdrutsches zu suchen. Das Militär schätzte, dass dort rund 150 Häuser verschüttet wurden.

«Die Umstände in dieser Gegend sind schwierig», sagte Präsident Giammattei. Wegen zahlreicher abgerutschter Hänge auf dem Weg seien die ersten Helfer nur zu Fuß zu dem Dorf gelangt. Nach offiziellen Angaben der Nationalen Koordinationsstelle für Katastrophenvorsorge in Guatemala sind wegen des heftigen Regens durch das Tiefdruckgebiet «Eta» bislang acht Menschen ums Leben gekommen, 18 werden vermisst, mehr als 80.000 sind von Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen.


Gespräche über Brexit-Handelspakt auf höchster Ebene

LONDON/BRÜSSEL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson ziehen am Samstag eine Bilanz der bisherigen Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt. Es sei ein Telefonat am Nachmittag geplant, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in London. Britische Medien werteten dem Gespräch auf höchster Ebene eine besondere Bedeutung zu.

Beendet sind die schwierigen Verhandlungen zwischen London und Brüssel damit den Plänen zufolge aber noch nicht. Für die kommende Woche sind weitere Gespräche zwischen dem britischen Unterhändler David Frost und EU-Unterhändler Michel Barnier vorgesehen.

In weniger als zwei Monaten endet die Brexit-Übergangsfrist. Dann scheidet Großbritannien aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aus. Doch eine Einigung auf ein Handelsabkommen ist noch nicht in Sicht. Beide Seiten beklagten zuletzt noch erhebliche Differenzen bei den Themen Wettbewerbsbedingungen, Schlichtungsregeln und Fischerei. Ohne Vertrag drohen Zölle und andere Handelshemmnisse.

Die Europäische Union hatte ursprünglich erklärt, eine Einigung müsse bis Ende Oktober stehen, damit das Abkommen noch ratifiziert werden könne. Die Frist ist verstrichen, doch die Verhandlungen wurden fortgesetzt. Bei einem No Deal fürchtet die ohnehin stark von der Corona-Krise betroffene Wirtschaft weitere starke Verwerfungen.


WTO verschiebt Entscheidung über neue Generaldirektorin

GENF: Die Welthandelsorganisation (WTO) hat die für Montag geplante Entscheidung über ihre neue Generaldirektorin vertagt. Die Sitzung des Allgemeinen Rats, in der eine der zwei verbliebenen Kandidatinnen ausgewählt werden sollte, werde bis auf Weiteres verschoben, teilte die WTO am Freitagabend mit. Als Gründe nannte der neuseeländische WTO-Botschafter und Ratsvorsitz David Walker «die Gesundheitslage und aktuelle Ereignisse».

Der bisherige WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo hatte sein Amt Ende August nach sieben Jahren an der Spitze der WTO aus familiären Gründen vorzeitig abgegeben. Als aussichtsreichste der zwei verbliebenen Bewerberinnen gilt die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala, die auch von der EU unterstützt wird. Die USA hatten sich dagegen hinter ihre Mitbewerberin Yoo Myung Hee aus Südkorea gestellt.

Die Organisation, die die Regeln für den freien Welthandel überwacht, steckt derzeit in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung 1995. Sowohl die Differenzen zwischen den großen Handelsblöcken USA, China, EU als auch zwischen Industrie- und Entwicklungsländern wachsen. Die USA blockieren zudem das zentrale Organ der Streitschlichtung bei Handelsdisputen.


Vatikan kündigt Bericht im Fall des Ex-Kardinals McCarrick an

ROM: Im Fall um den aus dem Priesteramt entlassenen US-Kardinals Theodore McCarrick will der Vatikan am Dienstag seinen lang erwarteten Untersuchungsbericht veröffentlichen. Das teilte der Heilige Stuhl am Freitag in Rom mit. Franziskus hatte den heute 90-Jährigen im vergangenen Jahr nach einem Missbrauchsskandal aus dem Priesteramt entlassen, nachdem er in einer Untersuchung der Glaubenskongregation des sexuellen Fehlverhaltens im Umgang mit Minderjährigen und Erwachsenen schuldig befunden worden war.

Zudem soll McCarrick einflussreichen Geistlichen über Jahre hinweg Geld im Gesamtwert von mehr als 600.000 US-Dollar überwiesen haben, wie die «Washington Post» im vergangenen Jahr berichtet hatte. Unklar war, ob McCarrick mit dem Geld Entscheidungen zu seinen Gunsten beeinflussen wollte und dies auch erreicht hatte.


Vatikan bestraft Kardinal : Keine öffentlichen Auftritte mehr

WARSCHAU: Der Vatikan hat gegen den polnischen Kardinal Hendryk Gulbinowicz «nach der Analyse von Anschuldigungen in Bezug auf die Vergangenheit» des Geistlichen Disziplinarstrafen verhängt. Der 97-jährige emeritierte Erzbischof von Wroclaw (Breslau) dürfe nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten und keine Gottesdienste mehr abhalten, heißt es in einer am Freitag von der päpstlichen Nuntiatur veröffentlichten Erklärung. Außerdem verliert er sein Recht auf Nutzung der Bischofsinsignien sowie auf eine Bestattung im Dom.

Das Statement sagt nicht ausdrücklich, was dem Kardinal zur Last gelegt wird. Nach der Anordnung des Vatikans muss Gulbinowicz aber eine «angemessene Summe Geld» an die Sankt-Josef-Stiftung zahlen, die von der polnischen Bischofskonferenz zur Unterstützung von Opfern sexuellen Missbrauchs gegründet wurde. Sie bietet psychologische Hilfe an und engagiert sich in der Prävention.

Gulbinowicz spielt auch eine Rolle in dem 2019 veröffentlichten Dokumentarfilm «Sag es niemandem» des inzwischen landesweit bekannten Journalisten Tomasz Sekielski und seines Bruders. Der Film hatte in Polen die Debatte über Pädophilie in der katholischen Kirche befeuert.

In einer Stellungnahme der Erzdiözese Wroclaw hieß es zur Bestrafung des Kardinals: «Das Statement der päpstlichen Nuntiatur (...) ist für uns sehr schmerzlich, denn es zeigt, dass in der Vergangenheit bestimmte Menschen ernsthaft geschädigt wurden durch den Geistlichen, der unsere Gemeinde geführt hat.» Die Strafe sei berechtigt.


Weiteres Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Spaniens Altkönig

MADRID: Die spanische Generalstaatsanwältin Dolores Delgado hat mitgeteilt, dass ein drittes Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Altkönig Juan Carlos I. eingeleitet worden ist. Eine entsprechende Mitteilung wurde am Freitag auf der Internetseite der Generalstaatsanwaltschaft veröffentlicht. Das staatliche Fernsehen RTVE berichtete, Delgado habe im Gespräch mit Journalisten keine Details des Verfahrens genannt, das sich noch in einem Anfangsstadium befinde. Es sei wegen eines Geheimdienstberichts über Geldwäsche eingeleitet worden. Auch die Zeitungen «El País», «La Vanguardia» und andere Medien berichteten entsprechend.

In einem anderen Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit der «Wüsten-Zug-Affäre» habe sich der Verdacht gegen den Altkönig aber bisher nicht bestätigt, berichtete RTVE unter Berufung auf Delgado. Der Verdacht lautete, Juan Carlos habe 2008 als «Vermittler» zwischen Saudi-Arabien und spanischen Firmen 100 Millionen Dollar erhalten.

Erst am Dienstag hatte Delgado ein weiteres Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Vater des jetzigen Königs Felipe VI. bestätigt. Medienberichten zufolge geht es dabei um den Verdacht der Steuerhinterziehung durch die Benutzung von Kreditkarten.

Als König war Juan Carlos I. früher wegen seiner Rolle beim Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie und seines Widerstandes gegen einen Putsch 1981 beliebt. Inzwischen hat sich das jedoch wegen vieler Skandale geändert. Anfang August verließ der Altkönig heimlich sein Land. Erst nach zwei Wochen teilte das Königshaus mit, Juan Carlos sei in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist, wo er sich mutmaßlich bis heute aufhält.


Bangladesch eröffnet erste Islam-Schule für Transgender-Frauen

DHAKA: Bangladesch eröffnet seine erste Islam-Schule für Transgender-Frauen jeden Alters. Die Schule solle ihren Schülerinnen helfen, besser in die Gesellschaft im mehrheitlich muslimischen und konservativen Land integriert zu werden, sagte Schulgründer Abdur Rahman Azad bei der Eröffnung in der Hauptstadt Dhaka am Freitag.

Transgender-Frauen, also Frauen, die als Jungen geboren worden sind, heißen in Bangladesch und anderen Ländern Südasiens Hijras. Sie sind offiziell als drittes Geschlecht anerkannt, leben aber am Rande der Gesellschaft. Ihre Familien verstoßen sie oft, sie erhalten seltener Bildung und können meist nur wenige Jobs ausüben - etwa als Tänzerin bei Junggesellinnenabschieden, als Prostituierte oder als Bettlerin.

Die Geschichte der Hijras in der Region ist lang. Vor einigen Hundert Jahren wurden Hijras im Mogulreich zum Schutz von Harems eingesetzt, weil man annahm, dass sie von Frauen nicht sexuell angezogen würden.

In der Islam-Schule werden die Schülerinnen den Koran lesen und über den Islam lernen. Auch Bengalisch, Englisch und Mathe stehen auf dem Stundenplan. Zudem sollen sie eine Berufsbildung erhalten. Einer der zehn Lehrer der Schule, Abdul Aziz Hossaini, sagt: «Hijras sind auch ein Teil der Schöpfung Allahs, und wir haben eine moralische Pflicht, sie zu bilden.» Die Schule wird für die Schülerinnen kostenlos sein.


Mutmaßlicher Attentäter von Nizza wird in Paris weiterbehandelt

PARIS: Der mutmaßliche Attentäter von Nizza wird rund eine Woche nach dem Anschlag mit drei Toten dpa-Informationen zufolge in einem Krankenhaus in Paris weiterbehandelt. Französische Medien berichteten, dass der 21-jährige Tunesier am Freitagnachmittag mit einem Flugzeug in die Hauptstadt geflogen worden sei.

Der Mann war bei dem Anschlag am vergangenen Donnerstag in der südfranzösischen Metropole von Sicherheitskräften schwer verletzt worden und lag seitdem in Nizza im Krankenhaus. Medien berichteten außerdem, dass der 21-Jährige positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Die brutale Attacke war den Ermittlern zufolge islamistisch motiviert. Der Mann tötete demnach am frühen Donnerstagmorgen in einer Kirche im Zentrum der Stadt mit einem Messer zwei Frauen und einen Mann. Der mutmaßliche Angreifer war mit anderen Migranten über die italienische Insel Lampedusa nach Frankreich gekommen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte daraufhin verschärfte Grenzkontrollen an.


Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist in der EU leicht gesunken

BRÜSSEL: Die Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen in der EU ist leicht gesunken. Während dieser «Gender-Pay-Gap», also der Unterschied zwischen dem Brutto-Stundenlohn von Männern und Frauen, 2017 noch bei 14,5 Prozent lag, ist er 2018 auf 14,1 Prozent gesunken, wie die EU-Kommission am Freitag mitteilte.

«Bei diesem Tempo würde es Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, um Geschlechtergleichheit zu erreichen», kritisierte Kommissionsvize Vera Jourova in einer gemeinsamen Mitteilung mit den EU-Kommissaren Nicolas Schmit und Helena Dalli anlässlich des Europäischen Tags der Lohngleichheit am 10. November. Für jeden Euro, den ein Mann stündlich verdiene, erhalte eine Frau durchschnittlich nur 86 Cent. Das sei nicht akzeptabel.

Im vergangenen Jahr lag in Deutschland der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Frauen mit 17,72 Euro 20 Prozent unter dem von Männern mit 22,61 Euro, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Damit hat Deutschland einen der höchsten Gender-Pay-Gaps der EU. 2018 hatte der Unterschied 21 Prozent betragen, und 2014 waren es 22 Prozent.


Aktivist in Moskau bindet sich aus Protest ans Kreuz

MOSKAU: Zur Unterstützung politischer Gefangener in Russland hat ein Aktivist nahe dem Hauptgebäude des Inlandsgeheimdienstes FSB in Moskau mit einer ungewöhnlichen Aktion für Aufsehen gesorgt - und muss dafür 15 Tage ins Gefängnis. In Anlehnung an die Kreuzigung Jesu ließ sich Pawel Krissewitsch in der Nacht zum Freitag an ein Kreuz binden. Der Aktionskünstler selbst stand auf einem Hocker. Vor seinen Füßen wurden Bücher in Brand gesetzt, wie Fotos zeigten, die in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden.

Dabei habe es sich um eine harmlose, bei niedriger Temperatur brennende Flüssigkeit gehandelt, sagten seine Mitarbeiter. Auf einem der Bücher stand demnach «Der Fall von Boris Nemzow». Der Regierungskritiker war 2015 in der Nähe des Kremls erschossen worden. Menschenrechtler in Russland beklagen seit langem ein immer härteres Vorgehen des Machtapparats gegen Aktivisten und Oppositionelle.

Der Aktivist Krissewitsch muss in Ordnungshaft, wie das Portal Owd-Info am Freitag berichtete. Er ist bereits mehrfach mit umstrittenen Aktionen aufgefallen.


Äthiopien: Offensive gegen Führung in Tigray hat «beschränkte» Ziele

ADDIS ABEBA: Eine Militäroffensive der Regierung von Äthiopien gegen die Regierungspartei der Region Tigray hat nach Angaben des Premierministers Abiy Ahmed «klare, beschränkte und realisierbare» Ziele. Man wolle etwa die Verfassungsordnung wiederherstellen und das Recht aller Äthiopier, ein friedliches Leben zu leben, schützen, twitterte Abiy am Freitag. Die Militäroperationen in der Region Tigray im Norden des Landes dauerten demnach noch an. Die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) habe in den vergangenen Tagen Mitglieder der Bundespolizei in der Region mehrmals angegriffen und es sei in Tigray zu Plünderungen gekommen, sagte der Chef der Bundespolizei, Endeshaw Tassew, Staatsmedien.

Bundesaußenminister Heiko Maas zeigte sich besorgt über die Kämpfe. «Die Parteien müssen jetzt sofort handeln, die Kämpfe einstellen und Gespräche einleiten», erklärte der SPD-Politiker in Berlin. Die Vermittlungsangebote vor allem seitens der Afrikanischen Union (AU) müssten genutzt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass der Konflikt weitere Kreise auch über die Grenzen Äthiopiens hinaus ziehe.

Nach Monaten der Spannungen zwischen der äthiopischen Regierung und der TPLF hatte Addis Abeba am Mittwoch eine Militäroperation gegen die Rebellengruppe und Regierungspartei von Tigray begonnen. Nach eigenen Angaben war dies eine Reaktion auf einen Angriff der TPLF auf äthiopische Truppen. Die Regierung Äthiopiens habe mehrere Monate lang versucht, die Differenzen zwischen der TPLF-Führung friedlich zu lösen, twitterte Abiy. Doch «alles scheiterte wegen der kriminellen Selbstüberschätzung und Unnachgiebigkeit der TPLF». Der Präsident der Region Tigray, Debretsion Gebremichael, sprach am Donnerstag von «Feinden, die gegen die Region Tigray Krieg führen» und sagte, man werde die Angriffe «abwehren und diesen Krieg gewinnen».

Die TPLF war die dominante Partei in der Parteienkoalition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Dies änderte sich, als Abiy 2018 an die Macht kam: Er brachte Reformen auf den Weg, entfernte Funktionäre der alten Garde und gründete eine neue Partei, der die zuvor in der Parteienkoalition vertretene TPLF nicht beitrat. Die TPLF und viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und wünschen sich größere Autonomie. Unter Abiy - der im vergangenen Jahr den Friedensnobelpreis erhielt - sind die ethnischen Spannungen und Konflikte in dem Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern angestiegen.


EU-Innenkommissarin betont auf Kanaren Kampf gegen Menschenschmuggler

LAS PALMAS DE GRAN CANARIA: EU-Innenkommissarin Ylva Johansson und Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska haben bei einem Besuch auf den Kanarischen Inseln die Bedeutung des Kampfes gegen kriminelle Menschenschmuggler betont. Angesichts von immer mehr Menschen, die von afrikanischen Staaten aus die gefährliche Überfahrt zu der spanischen Inselgruppe im Atlantik wagen, riefen beide am Freitag zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern auf. Johansson betonte, dieser Herausforderung müssten sich alle EU-Staaten solidarisch stellen.

Es müsse verhindert werden, dass sich die Menschen in kleinen Booten auf «die gefährlichste Fluchtroute» begeben, betonte Johansson. Grande-Marlaska betonte, spanische Polizisten und Experten arbeiteten in den Herkunftsländern mit den dortigen Behörden zusammen, um Bootsflüchtlinge frühzeitig zu entdecken und aufzuhalten, bevor sie sich in Gefahr bringen könnten. Johansson betonte, dass es wichtig sei, jedem, der des Schutzes bedürfe, diesen auch zu gewähren. Wer jedoch nicht verfolgt werde, müsse in sein Herkunftsland zurückgebracht werden, sagte die Schwedin. Zudem müsse Europa dazu beitragen, die Lebensmöglichkeiten der Menschen in Ländern wie Marokko, dem Senegal oder Mauretanien zu verbessern.

Die Zahl der Flüchtlinge auf den Kanaren ist in diesem Jahr stark angestiegen. Seit Jahresbeginn kamen mehr als 12.000 Menschen in rund 470 kleinen offenen Holzbooten auf den Inseln an. Wie viele Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen sind, ist unbekannt. Nur selten werden die Dramen, die sich auf See abspielen, bekannt. Ende Oktober teilte die UN-Migrationsorganisation (IOM) mit, mindestens 140 Migranten seien kurz nach dem Start vom Senegal aus Richtung Kanaren ertrunken, als ihr Boot Feuer fing.

Die Kanaren liegen nur etwa 100 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Die Überfahrt über den offenen Atlantik ist jedoch noch gefährlicher als die über das Mittelmeer.


Zwei Männer wegen Badevideo in Milchfabrik festgenommen

ISTANBUL: Ein mutmaßliches Bad in einer Wanne voller Milch ist zwei Männern in der Türkei zum Verhängnis geworden. Beide seien festgenommen worden, nachdem sie ein in einer Milchfabrik in Konya gedrehtes Video über Social Media verbreitet hatten, berichtete das Onlineportal Gazete Duvar am Freitag.

Das Video zeigt einen der beiden, wie er oben ohne in einer Wanne neben Milchtanks sitzt und sich eine weiße Flüssigkeit über den Kopf gießt. Der andere Festgenommene habe das Video aufgenommen. Die Firma musste nach Erscheinen des Videos schließen, hieß es. In den sozialen Medien löste das Video nicht nur Spott aus, sondern auch Ekel und die Sorge, der Mann könne in Milch baden, die später tatsächlich verkauft werde.

Beide Männer hätten die Aktion noch zu verteidigen versucht und gesagt, bei der weißen Badeflüssigkeit handele es sich nicht um Milch, sondern um Waschmittel. Auch der Chef der Firma habe bestritten, dass es sich um echte Milch gehandelt habe.


Schriftzug «nicht mehr zu sehen» erinnert an einziges Berliner KZ

BERLIN: Ein knapp 42 Meter langer Schriftzug vor dem von den Nazis errichteten Gebäude des Flughafens Tempelhof soll an das einzige Konzentrationslager in Berlin erinnern. Mit den Worten «nicht mehr zu sehen» sollen Passanten und Vorbeifahrende zu den bereits dort installierten Informationsstelen gelockt werden.

Der Entwurf des Berliner Architekten Marin Bennis wurde am Freitag in Berlin als Sieger eines Wettbewerbs präsentiert. Bis Mitte kommenden Jahres soll das knapp 100.000 Euro teure Projekt realisiert werden. In unmittelbarer Nähe des markante Radarturmes soll der Schriftzug auf einer ansteigenden Böschung installiert werden. Die aus einem Stahlrahmen bestehenden Buchstaben werden mit Schuttmaterial aus Backstein gefüllt werden, was an das frühere Backsteingebäude erinnern soll.

Das ehemalige Columbia-Haus war von 1933 an zunächst ein Gefängnis der Geheimen Staatspolizei Gestapo. Von 1934 bis 1936 diente es als «Konzentrationslager Columbia» der SS und war damit das einzige KZ in Berlin. Die 156 Einzelzellen waren mit durchschnittlich 400 bis 450 Insassen überbelegt. Insgesamt waren nach den Angaben etwa 8000 Männer im KZ Columbia inhaftiert, überwiegend politische Gegner der Nazis, aber auch Juden, Geistliche, Künstler, Homosexuelle und als sogenannte Berufsverbrecher titulierte Menschen. Nach Schließung des KZ Columbia wurden die Gefangenen ins KZ Sachsenhausen in Oranienburg transportiert.

Andrea Riedle, Direktorin der Stiftung Topographie des Terrors, sprach von einem besonderen Ort innerhalb der Berliner Haftanstalten. Die Wichtigkeit des Ortes werde bisher nicht deutlich. Die zunächst temporär gedachte Gestaltung ist für zwei bis zehn Jahre konzipiert. Jutta Hein-Wenzler, Geschäftsführerin des Tempelhof Projekt GmbH, begründete dies mit den möglicherweise sehr umfangreichen Sanierungsarbeiten, die am rund 80 Jahre alten Flughafengebäude in den kommenden Jahren anstehen.


Handelsgespräche der EU mit China sind in entscheidender Phase

BRÜSSEL: In der EU werden Chancen auf einen schnellen Abschluss der mit China laufenden Verhandlungen über ein Investitionsabkommen gesehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es noch in diesem Jahr eine Einigung gebe, liege bei 50 Prozent, sagte ein ranghoher EU-Diplomat am Freitag in Brüssel. Voraussetzung für einen Deal sei, dass China weitere Zugeständnisse beim Thema Marktzugang mache - dann müsse man sehen, was im Gegenzug gefordert werde. Die Verhandlungen seien derzeit in einer entscheidenden Phase, sagte der Diplomat.

Über das geplante Investitionsabkommen wird bereits seit mehr als sechs Jahren verhandelt. Es soll vor allem den Zugang europäischer Firmen zum chinesischen Markt verbessern. Für die EU gilt es als Voraussetzung für die Aufnahme von Gesprächen über ein Freihandelsabkommen.

Der europäische Kurs für die Endphase der Verhandlungen soll am Montag bei einer Videokonferenz der EU-Handelsminister besprochen werden. Die Gespräche werden von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geleitet, da Deutschland derzeit die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehat.


Morawiecki: Polen könnte Veto gegen EU-Haushalt einlegen

WARSCHAU: Nach der EU-Einigung auf ein Verfahren zur Kürzung von Mitteln bei bestimmten Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit hat Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki ein mögliches Veto gegen den EU-Haushalt in Aussicht gestellt. «Wir werden ganz bestimmt von unserem Recht des Widerspruchs Gebrauch machen, wenn es keine Einigung gibt und wenn die Formulierungen, die sich da finden, nicht unseren Erwartungen entsprechen», sagte Morawiecki am Freitag in Warschau, ohne den EU-Haushalt explizit zu erwähnen.

Es sei inakzeptabel, die Zahlung von EU-Mitteln davon abhängig zu machen, welche Vorstellung die EU-Kommission oder andere Mitgliedstaaten davon hätten, «wie der polnische Staat und unabhängige polnische Institutionen funktionieren», so Morawiecki weiter.

Regierungsvertreter aus EU-Staaten und das Europaparlament hatten sich am Donnerstag auf ein Verfahren zur Kürzung von EU-Mitteln bei bestimmten Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit geeinigt. Mit dem neuen Mechanismus könnte es erstmals in der Geschichte der Europäischen Union möglich werden, die Missachtung von grundlegenden EU-Werten im großen Stil finanziell zu ahnden. Konkret soll dies zum Beispiel dann der Fall sein, wenn eine mangelnde Unabhängigkeit von Gerichten in einem Empfängerstaat den Missbrauch von EU-Mitteln ermöglicht oder ganz klar fördert. Vor allem Ungarn und Polen wurde zuletzt immer wieder vorgeworfen, den Einfluss der Regierung auf die Justiz auszubauen.


Schengen: EU-Kommission will mehr Zusammenarbeit nationaler Behörden

BRÜSSEL: Zur Stärkung des Schengen-Raums setzt die EU-Kommission unter anderem auf bessere Zusammenarbeit nationaler Behörden sowie auf verstärkte Kontrollen an den Außengrenzen. Dies sei Teil der Schengen-Strategie, die die Brüsseler Behörde 2021 präsentieren will, sagte ein Sprecher am Freitag.

Am Vortag hatte der französische Präsident Emmanuel Macron unter anderem gefordert, den Schengen-Raum insbesondere mit Blick auf den Schutz der europäischen Außengrenzen grundlegend zu überarbeiten. Zudem kündigte er nach den jüngsten Terroranschlägen in Frankreich schärfere Kontrollen an den eigenen Grenzen an. Der Sprecher der EU-Kommission betonte nun, dass der Schengen-Raum zu den größten Errungenschaften der EU gehöre. «Es ist in unserem gemeinsamen Interesse, die Integrität und das Funktionieren des Schengenraums ohne interne Grenzkontrollen zu schützen.»

Dem Schengenraum gehören 26 europäische Länder an. Eigentlich gibt es an ihren Grenzen keine stationären Grenzkontrollen. Unter anderem Frankreich und Deutschland nutzen jedoch seit Jahren eine Ausnahme und begründen dies meist damit, dass Terrorgefahr bestehe oder Asylbewerber ansonsten unerlaubt von einem Land ins nächste ziehen könnten. Die EU-Kommission betont stets, diese Kontrollen sollten zeitlich begrenzt sein und es müsse sich um Ausnahmen handeln.

Während der Krisen der vergangenen Jahre sei Schengen immer stärker unter Druck geraten, sagte der Kommissionssprecher am Freitag. «Eine Schengen-Reform ist eindeutig erforderlich.» Neben der besseren Zusammenarbeit insbesondere nationaler Polizeibehörden und stärkeren Kontrollen der Außengrenzen nannte der Sprecher mit Blick auf die Schengen-Strategie mehr Unterstützung durch die EU-Agenturen. Bis Dezember solle ein erstes «Schengen-Forum» mit Innenministern, Vertretern des Europaparlaments sowie nationaler Behörden veranstaltet werden.


Geflügelpest bei totem Wanderfalken nachgewiesen

KOPENHAGEN: Nach mindestens einem ähnlichen Fall in Deutschland ist das Geflügelpest-Virus H5N5 auch in Dänemark aufgetreten. Es sei bei einem toten Wanderfalken auf der Ostsee-Insel Lolland festgestellt worden, teilte die dänische Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen am Freitag mit. Angesichts der Nachweise von Geflügelpest bei Wildvögeln in Norddeutschland komme der Fall nicht überraschend. Alle Vogel- und Geflügelzüchter im nördlichsten deutschen Nachbarland werden nun aufgerufen, ihre Tiere vor dem Kontakt mit Wildvögeln zu schützen.

In den vergangenen Wochen hatten die Behörden in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien vor allem Nachweise des Virus-Typs H5N8 gemeldet. Infektionen mit beiden Geflügelpestviren bei Menschen gibt es dem Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems bei Greifswald zufolge nicht.


Netzwerkstörung sorgt in ganz Syrien für Stromausfall

DAMASKUS: Wegen einer Netzwerkstörung ist in Syrien landesweit der Strom ausgefallen. Elektrizitätsminister Ghassan al-Samil sagte am Freitag im Staatsfernsehen, es werde an der Wiederherstellung der Stromversorgung aller Kraftwerke gearbeitet. Der Strom solle nach und nach in allen Provinzen wieder fließen.

In dem Bürgerkriegsland kommt es regelmäßig zu Stromausfällen. Wegen einer schweren Wirtschaftskrise und internationaler Sanktionen herrscht Treibstoffmangel. Die meisten Ölfelder sowie eine für die Stromerzeugung wichtige Talsperre am Fluss Euphrat werden von kurdisch-dominierten Kräften kontrolliert.

Kraftwerke in den von der Regierung beherrschten Gebieten erzeugen Strom mit Gas. Die Strom-Infrastruktur wird immer wieder Ziel von Angriffen in Syrien. So wurden bereits mehrere Male Gaspipelines in Gebieten unter Regierungskontrolle attackiert.


USA verhängen Sanktionen gegen Hisbollah-Verbündeten im Libanon

WASHINGTON/BEIRUT: Wegen Korruption haben die USA Sanktionen gegen einen der einflussreichsten libanesischen Politiker und Verbündeten der schiitischen Hisbollah verhängt. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen Ex-Außenminister Dschubran Bassil, wie das Finanzministerium in Washington am Freitag mitteilte. Der christliche Politiker ist auch Schwiegersohn von Staatspräsident Michel Aoun.

Bassil stehe beispielhaft für die «systematische Korruption» im Libanon, die dazu beigetragen habe, die Grundlagen einer erfolgreichen Regierung zu untergraben, erklärte das Finanzministerium weiter. Mit den Sanktionen wird unter anderem Bassils Vermögen in den USA eingefroren. Der 50-Jährige erklärte über Twitter, die Strafmaßnahmen flößten ihm keine Angst ein.

Bassil hatte zuletzt zusammen mit der Hisbollah die libanesische Regierung gestützt. Die Hisbollah steht in den USA auf der Terrorliste und ist eng mit dem schiitischen Iran verbündet, gegen den die USA zahlreiche Sanktionen verhängt haben.

Der Libanon erlebt seit Monaten eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Die Corona-Pandemie und die verheerende Explosion im Hafen von Beirut Anfang August haben die Lage weiter verschärft. Vor mehr als einem Jahr hatten in dem Land am Mittelmeer Anti-Regierungs-Proteste begonnen. Im Zentrum der Kritik stand immer wieder Bassil, dem Gegner seit langem Korruption vorwerfen.


Koalition uneins über Kurs gegenüber den USA

BERLIN: In der schwarz-roten Koalition bahnt sich ein Streit über den künftigen Regierungskurs gegenüber den USA an. Der für Außenpolitik zuständige Unionsfraktionsvize Johann Wadephul kritisierte am Freitag die Forderung von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich nach einer stärkeren Abkoppelung von den USA scharf. Die Äußerung sei «unverantwortlich», «abenteuerlich» und «undurchdacht», sagte der CDU-Politiker in Berlin. «Wir müssen mehr tun, europäischer werden, aber transatlantisch bleiben.»

Konkret forderte Wadephul vor allem eine weitere Erhöhung der Verteidigungsausgaben. «Es wird deswegen im Bundestagswahlkampf (...) eine klare Auseinandersetzung zu dieser Frage geben: Wie stellen wir uns das transatlantische Verhältnis vor.»

Mützenich hatte kurz nach der US-Wahl am Mittwoch gesagt: «Es gibt ernstzunehmende Stimmen auch in Europa, dass wir uns stärker abkoppeln müssen, auch von dem, was in den USA passiert. Und zu diesen Stimmen gehöre ich auch.»


26 Lehrer in Diyarbakir im Südosten der Türkei festgenommen

ISTANBUL: Türkische Einsatzkräfte haben in der Stadt Diyarbakir im Südosten des Landes 26 Lehrer festgenommen. Den Pädagogen würden Verbindungen zu der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zur Last gelegt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Die oppositionelle Gewerkschaft Egitim Sen teilte nach Angaben des Onlineportals Gazete Duvar mit, Gewerkschaftsmitglieder seien zu unrecht und rechtswidrig festgenommen worden.

Über die genauen Hintergrund war zunächst nichts bekannt. Insgesamt wurden Anadolu zufolge die Festnahmen von 29 Lehrern und Lehrerinnen angeordnet.

Die Türkei sieht die PKK als terroristische Organisation an. Seit Jahrzehnten bekämpfen sich türkische Regierungstruppen und die PKK. Im Sommer 2015 war ein Waffenstillstand gescheitert. Seitdem fliegt das türkische Militär wieder regelmäßig Angriffe gegen die PKK im Nordirak und in der Südosttürkei.


Ostukraine: Tote nach neuen Gefechten im Donezker Gebiet

DONEZK/KIEW: Drei Monate nach Beginn einer Waffenruhe sind bei Gefechten in der Ostukraine mindestens zwei Separatisten getötet worden. Die Armee habe am Freitagmorgen Stellungen im Gebiet Donezk mit Mörsern und Granatwerfern beschossen, teilten die Separatisten mit. Die Angriffe seien bei der Stadt Jassynuwata etwas nördlich von Donezk erfolgt. Die Armee warf ihrerseits den Aufständischen Angriffe vor. Dabei sei bei Popasna im Luhansker Gebiet ein Soldat verletzt worden. Die Luhansker Aufständischen wiesen die Vorwürfe zurück.

Erst am Vortag hatte das Präsidentenbüro in der Hauptstadt Kiew mitgeteilt, dass nach Inkrafttreten eines neuen Waffenstillstandes die Zahl der Verstöße auf ein Fünftel gesunken sei. Zwischen dem 27. Juli und dem 3. November habe die Regierungsseite dennoch drei Tote und elf Verwundete verzeichnet. Im Vorjahreszeitraum waren es den Angaben nach noch 29 Tote und 98 Verletzte gewesen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in der Nacht zum Freitag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron auch über die Situation in der Ostukraine. Selenskyj betonte, dass es seit Juli keine zivilen Opfer bei den Kämpfen mehr gegeben habe. Zudem reiste er am Freitag ins Luhansker Gebiet an die Frontlinie. Dabei inspizierte er mit Stahlhelm und schusssicherer Weste auch einen von zwei neuen Übergängen ins Separatistengebiet in der Ortschaft Schtschastja. Die Eröffnung auch für den Autoverkehr ist für den kommenden Dienstag geplant. Bisher durften dort keine Fahrzeuge die Straße passieren.

UN-Schätzungen zufolge sind seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im Jahr 2014 mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Teile der Gebiete Luhansk und Donezk stehen seitdem unter Kontrolle von durch Russland unterstützten Separatisten. Die Umsetzung eines 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung vereinbarten Friedensplans kommt nur zögerlich voran.


Lehrer bedroht - Junge Frau festgenommen

ROTTERDAM: Nach der Bedrohung eines Lehrers in Rotterdam wegen des Aufhängens einer Karikatur zum Thema islamistischer Terror ist eine junge Frau festgenommen worden. Das teilte die Polizei am Freitag in Rotterdam mit. Die 18-Jährige stehe unter dem Verdacht, auf sozialen Medien zu «Straftaten gegen die Schule und den Lehrer» aufgerufen zu haben. Der Lehrer war wegen der Bedrohungen untergetaucht.

Der Lehrer hatte im Klassenraum eine Karikatur zum Anschlag von Islamisten auf das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo» aufgehängt. Auf der war ein enthaupteter Mann zu sehen, der dem Dschihadisten, der ihm grade den Kopf abgeschlagen hatte, noch die Zunge herausstreckt. Nach der Ermordung eines Lehrers bei Paris durch einen Islamisten hatten Schüler in Rotterdam gefordert, dass die Karikatur entfernt werde, weil sie den Islam beleidige. Nachdem ein Foto der Zeichnung auf sozialen Medien verbreitet worden war, war der Lehrer ernsthaft bedroht worden.

Politiker hatten entsetzt reagiert und von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit gesprochen.


Brisante Literatur - Zöllner finden Kokain in Kinderbüchern

FRANKFURT/MAIN: In zwei Bilderbüchern für Kinder haben Zöllner am Frankfurter Flughafen rund 400 Gramm Kokain gefunden. Das Rauschgift war in Beutelchen verpackt zwischen die Seiten gelegt worden.

Nach Angaben des Hauptzollamts Frankfurt vom Freitag waren die Bücher Teil einer Kuriersendung aus Brasilien, die Dokumente enthalten sollte.

«Oft werden harmlose und unscheinbare Gegenstände als Verstecke genutzt», sagte eine Sprecherin der deutschen Behörde. Den Schwarzmarktwert der Droge bezifferte sie auf rund 14.000 Euro. Die Zöllner waren Anfang Oktober auf das Paket aufmerksam geworden - weil es außergewöhnlich schwer war.


Irans Außenminister kritisiert die USA

CARACAS: Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hat bei seinem Besuch im Venezuela Kritik an den USA geübt. «Die US-Regierung und die industrialisierte Welt haben Angst vor dem Aufstreben neuer Mächte und greifen daher auf Terrorismus zurück», sagte Sarif am Donnerstag (Ortszeit) in Caracas nach Angaben des staatlichen Senders VTV. Die USA versuchten mit militärischer Macht, Änderungen der Weltordnung zu verhindern. Außer dem Iran und Venezuela seien auch Kuba, China, Russland und Syrien betroffen. Der Iran und Venezuela sind von den USA und der Europäischen Union mit Sanktionen belegt.

US-Präsident Donald Trump hat mit dem Ausstieg aus dem Wiener Atomabkommen und der Verhängung neuer Sanktionen den ölreichen Iran in die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte gestürzt. Venezuela steckt in einer tiefen Verfassungs- und Wirtschaftskrise. Parlamentspräsident Juan Guaidó versucht mit Unterstützung der USA, Präsident Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen. Zahlreiche Staaten - darunter Deutschland und die USA - erkennen Guaidó als Interimspräsidenten an. Trotz harter Sanktionen der USA gegen Land und Regierung konnte Guaidó sich bisher nicht gegen Maduro durchsetzen, der das Militär auf seiner Seite hat.

Der Iran gehört mittlerweile zu den engsten Verbündeten der Regierung Maduros. Im Sommer hatten die USA vier Tanker mit iranischem Öl für Venezuela konfisziert. Zuletzt hatte die Islamische Republik mehrere Öltanker und Frachter mit Lebensmitteln in das südamerikanische Land geschickt. Der Iran habe Venezuela in schwierigen Zeiten geholfen, sagte der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza.

Sarif kam während seines Besuchs in Caracas mit Maduro zusammen. Die Länder wollten ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Corona-Pandemie verstärken, wie die staatliche venezolanische Nachrichtenagentur AVN berichtete. Im Anschluss reist Sarif zur Amtseinführung des neuen bolivianischen Präsidenten Luis Arce sowie nach Kuba.


US-Polizei nimmt zwei Männer mit Waffen nahe Stimmauszählung fest

PHILADELPHIA: Die Polizei in Philadelphia hat in der Nähe des Kongresszentrums, wo Stimmen der US-Präsidentenwahl ausgezählt werden, zwei Männer mit Waffen in ihrem Fahrzeug festgenommen. Die Behörden äußerten sich zunächst nicht zu den Hintergründen. Der Lokalsender WPVI berichtete in der Nacht zum Freitag (Ortszeit), die Polizei habe einen Hinweis bekommen, wonach ein Angriff auf das Kongresszentrum geplant worden sein könnte. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie einer der Männer abgeführt wurde.

In Philadelphia sind die Regeln zum Mitführen von Waffen etwas strenger als im Rest des Bundesstaates Pennsylvania - dafür ist eine Erlaubnis erforderlich. Der Sender Fox News berichtete, die Bundespolizei FBI habe die Ermittlungen übernommen.

Am Vortag waren bereits im Bundesstaat Arizona bewaffnete Personen bei einer Demonstration von Trump-Anhängern vor einem Gebäude für die Stimmauszählung dabei. In Arizona ist das offene Tragen von Waffen erlaubt.


Lambsdorff: Trumps Familie enttäuscht über scheiternde Dynastie-Pläne

BERLIN: FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff vermutet auch persönliche Gründe hinter den Twitter-Tiraden des Präsidentensohns Donald Trump Jr. nach der US-Präsidentschaftswahl. Trumps Familie habe wahrscheinlich eine politische Dynastie begründen wollen, sagte Lambsdorff im ZDF-«Morgenmagazin». «Offensichtlich ist die Familie von Donald Trump so enttäuscht, weil die wahrscheinlich geplant haben, das zu tun, was den Kennedys, den Clintons oder den Bushs gelungen ist.»

Donald Trump Jr. hatte auf Twitter seinen Vater dazu aufgerufen, einen «totalen Krieg» rund um die Wahl zu eröffnen. Er müsse «all den Betrug und Schummeleien offenlegen». Bisher wurden keine nennenswerten Fälle von Wahlbetrug in den USA bekannt. Wenn es bei nur einer Amtszeit für Trump bliebe, würden die Chancen etwa für Ivanka Trump und Donald Trump Jr. sinken, in der Zukunft eine entscheidende Rolle in der republikanischen Partei zu spielen, sagte Lambsdorff. Den Frust darüber könne man mit Händen greifen.


GBA: Wien-Attentäter traf sich mit zwei Kontakten aus Deutschland

KARLSRUHE: Zwei der vier Personen, deren Wohnungen am Freitagmorgen durchsucht wurden, sollen den Attentäter von Wien vor wenigen Monaten in der österreichischen Hauptstadt getroffen haben. Das Treffen soll im Juli stattgefunden haben, wie der Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Die dritte Person soll demnach übers Internet mit dem Attentäter in Kontakt gestanden haben. Die vierte Person soll mit den Kontaktpersonen des Attentäters über das Internet kommuniziert haben. Alle vier seien nicht tatverdächtig. Die Durchsuchungen dienten lediglich der Sicherstellung möglicher Beweismittel. Festnahmen habe es keine gegeben.

Ein 20 Jahre alter Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Montag in Wien vier Menschen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil schwer verletzt, bevor er selbst durch Polizeischüsse starb. Durchsuchungen in Deutschland laufen seit dem Morgen in Osnabrück, Kassel und im Kreis Pinneberg.



Junge Erwachsene auf pazifischen Inseln weltweit am dicksten

LONDON: In pazifischen Inselstaaten leben die im Schnitt dicksten jungen Erwachsenen weltweit. Das geht aus einer internationalen Untersuchung hervor, die im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht wurde. Forscher hatten Daten von 65 Millionen Kindern im Alter von fünf bis 19 Jahren aus rund 200 Ländern ausgewertet. Die 19-jährigen Männer und Frauen mit dem höchsten Bodymaß-Index (BMI) leben demnach in kleineren Inselstaaten wie Nauru, Tonga und den Cookinseln. Der BMI gibt das Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße an und wird als Maßstab für Übergewicht verwendet.

Bei den jungen Männern führen die Cookinseln die weltweite Rangliste mit einem BMI von 29,6 kg/m^2 an. Zum Vergleich: Die 19-Jährigen in Deutschland haben durchschnittlich einen BMI von 23,3 kg/m^2 und belegen auf der Liste Platz 68. Bei den jungen Frauen liegt Tonga an der Spitze (29,0). In Deutschland kommen 19-jährige Frauen auf einen durchschnittlichen BMI von 22,6 kg/m^2 (Platz 98).

Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge haben die Inseln auch deshalb mit Übergewicht zu kämpfen, weil dort die traditionelle Ernährungsweise mit importierten, ungesünderen Lebensmitteln ersetzt wurde. Eine Studie der Uni Oxford aus dem Jahr 2014 führt die Ursachen des verbreiteten Übergewichts auf die Kolonialisierung zurück, in deren Zuge sich die Ernährungsgewohnheiten zum Schlechten entwickelten.


Gespräche über Mitte-Rechts-Regierung auf Zielgeraden

VILNIUS: Knapp zwei Wochen nach der Parlamentswahl in Litauen sind die Koalitionsgespräche zwischen der siegreichen konservativen Vaterlandsunion und zwei liberalen Parteien über eine Mitte-Rechts-Regierung auf der Zielgeraden.

«Die Vereinbarung könnte wahrscheinlich am Montag unterzeichnet werden», sagte die designierte neue Regierungschefin Ingrida Simonyte der Agentur BNS zufolge nach einem Treffen der Parteispitzen in Vilnius am Donnerstagabend. Demnach haben alle drei Zugeständnisse für das «fast auf den Wortlaut» ausgehandelte Abkommen gemacht, das nun noch von den Gremien der drei Parteien gebilligt werden müsse. Über die Vergabe der Ministerposten soll es eine gesonderte Vereinbarung geben.

«Die Einigung, die wir erzielt haben und die meiner Meinung nach ein wirklich guter Kompromiss zwischen den verschiedenen Positionen der Koalitionspartner zu sein scheint, ist eine gute und sehr gute Grundlage, um voranzukommen», sagte Viktorija Cmilyte-Nielsen, Vorsitzende der Liberalen Bewegung. Auch Freiheitspartei-Chefin Ausrine Armonaite zeigte sich mit dem Ausgang der Gepräche zufrieden.

Das Dreierbündnis kommt im neu gewählten Parlament des baltischen EU- und Nato-Landes auf eine knappe Mehrheit von 74 der insgesamt 141 Sitze. Neue Regierungschefin soll die parteilose Vaterlandsunion-Spitzenkandidatin Ingrida Simonyte werden. Darauf hatten sich die Parteien bereits in der Nacht nach der Wahl am 25. Oktober verständigt, bei der das Regierungsbündnis von Ministerpräsident Saulius Skvernelis eine Niederlage einstecken musste.

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Leserkommentare

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