Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

Nach Zyklon «Mocha» brauchen 800.000 Menschen Nahrungsmittelhilfe

GENF: Mindestens 800.000 Menschen in Myanmar sind laut UN-Helfern infolge des Zyklons «Mocha» auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Das Welterernährungsprogramm (WFP) plant, in den kommenden drei Monaten diese Zahl an Betroffenen im Bundesstaat Rakhine und anderen Regionen zu unterstützen, sagte WFP-Vertreterin Anthea Webb am Freitag.

Die Hälfte dieser Menschen seien Binnenvertriebene, die im Zuge der Konflikte in dem südostasiatischen Staat fliehen mussten, sagte sie in einer Videoschalte aus Bangkok. Das WFP darf jedoch derzeit noch nicht in allen betroffenen Gebieten des Landes tätig sein, das von einer Militärjunta regiert wird. «Wir haben Zugang zu einigen Gebieten erhalten und verhandeln gerade darüber, dies auszubauen», sagte Webb.

Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Geschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Stundenkilometern in Myanmar und dem benachbarten Bangladesch auf Land getroffen. Laut der «Nationalen Einheitsregierung» Myanmars sind in Rakhine an der Westküste mindestens 400 Menschen ums Leben gekommen. Bereits vor der Ankunft von «Mocha» hatte das WFP in Bangladesch 28.000 Menschen finanziell unterstützt, damit sie Vorbereitungen für den Sturm treffen konnten.


US-Senator Scott will bei Wahl 2024 Kandidat der Republikaner werden

WASHINGTON: In den USA wächst das Bewerberfeld für die Kandidatur der republikanischen Partei bei der Präsidentenwahl 2024. US-Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina reichte am Freitag seine schriftlichen Bewerbungsunterlagen für eine Kandidatur ein. Es wird erwartet, dass der 57 Jahre alte Republikaner am Montag seine Bewerbung bei einem Auftritt an einer Universität in Charleston, an der er einst studierte, offiziell verkündet. Seine Erfolgschancen werden als gering eingeschätzt.

Im US-Senat ist Scott der einzige schwarze Vertreter seiner Partei. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift er als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.

Scott ist nicht der einzige Bewerber aus South Carolina. Auch die frühere US-amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley (51), die sich bereits im Februar bewarb, kommt hierher. Im Bewerberfeld vorne liegt derzeit der frühere US-Präsident Donald Trump (76), der bereits seit im November im Rennen ist. Es wird erwartet, dass in der kommenden Woche auch der prominente US-Republikaner und Gouverneur von Florida, Ron DeSantis (44), seine Bewerbung offiziell ankündigen wird. Er gilt als größter parteiinterner Konkurrent Trumps.

Die Präsidentschaftswahl steht am 5. November 2024 an. Bei den Republikanern wird anders als bei den Demokraten ein breites Bewerberfeld erwartet. Wer am Ende tatsächlich offizieller Kandidat der Partei werden will, muss sich vorher in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Bei den Demokraten bewirbt sich US-Präsident Joe Biden um eine Wiederwahl und dürfte als Amtsinhaber parteiintern kaum ernstzunehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.


Selenskyj begrüßt «historische Entscheidung» der USA zu Kampfjets

DSCHIDDA/KIEW: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Unterstützung der USA für die sogenannte Kampfjet-Koalition als «historische Entscheidung» begrüßt. «Dies wird unsere Armee am Himmel erheblich stärken», twitterte Selenskyj am frühen Freitagabend. «Ich freue mich darauf, die praktische Umsetzung dieser Entscheidung während des #G7-Gipfels in Hiroshima zu erörtern.» Dieser Satz ließ zunächst keine Schlussfolgerung zu, ob Selenskyj tatsächlich zu dem Gipfeltreffen der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte nach Hiroshima fliegen wollte.

US-Präsident Joe Biden hatte die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten bei den Beratungen am Freitag informiert, dass die Vereinigten Staaten die Ausbildung ukrainischer Piloten an Kampfflugzeugen der vierten Generation, einschließlich der F-16, unterstützen werden, wie ein ranghoher US-Beamter mitteilte.

Zunächst sollten Piloten ausgebildet werden. Dann werde man entscheiden, wann und wie viele Flugzeuge geliefert werden und wer sie zur Verfügung stellt, sagte er. Mit der Zusage erfüllt US-Präsident Joe Biden seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj einen bereits vor Monaten vorgebrachten Wunsch.

Bisher unterstützen Großbritannien und die Niederlande diese Kampfjet-Koalition. Auch Frankreich wird dazugerechnet, obwohl das Land keine F-16-Jets besitzt.


Gewaltsamer Tod in New Yorker U-Bahn - Mann beigesetzt

NEW YORK: Rund drei Wochen nach seinem gewaltsamen Tod in der New Yorker U-Bahn ist der obdachlose Straßenkünstler Jordan Neely beigesetzt worden. «Jordan hat niemanden belästigt in der U-Bahn», sagte der Bürgerrechtler Al Sharpton bei der Trauerfeier am Freitag im New Yorker Stadtteil Harlem US-Medienberichten zufolge. «Jordan hat um Hilfe geschrien. Immer wieder kriminalisieren wir psychisch kranke Menschen.»

Zeugenaussagen zufolge hatte sich der 30 Jahre alte Neely Anfang Mai in der U-Bahn lautstark darüber beklagt, hungrig und durstig zu sein, aber offenbar niemanden tätlich angegriffen. Ein 24-jähriger weißer Mann nahm den schwarzen Neely daraufhin so lange in einen Würgegriff, bis dieser bewusstlos wurde und später in einem Krankenhaus starb. Der 24-Jährige wurde einige Tage später wegen Totschlags angeklagt.

Der Tod Neelys, der einigen Menschen am Broadway als Michael-Jackson-Imitator bekannt war, hat in den USA erneut eine Debatte über systemischen Rassismus ausgelöst. Beobachter ziehen Parallelen zum gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, der 2020 von einem weißen Polizisten getötet worden war.


Ausgabenskandal: Litauens Regierungspartei will vorgezogene Neuwahlen

VILNIUS: In Litauen hat sich die regierende Vaterlandsunion angesichts eines Skandals über die Verwendung von Kommunalgeldern für vorgezogene Neuwahlen ausgesprochen. Das Präsidium der konservativen Partei, die die Mitte-Rechts-Dreierkoalition in dem baltischen EU- und Nato-Land anführt, beschloss am Freitag, eine entsprechende Initiative ins Parlament einzubringen. Sollte der Antrag für die Anberaumung von Neuwahlen, für die 85 der 141 Abgeordneten stimmen müssen, abgelehnt werden, werde der Rücktritt des Kabinetts von Regierungschefin Ingrida Simonyte in Betracht gezogen, teilte die Partei mit.

Der Vorschlag folgt auf Medienberichte, wonach mehreren litauischen Politikern - darunter drei Kabinettsmitglieder - während ihrer Tätigkeit als Gemeinderäte unrechtmäßig Auslagen zurückerstattet worden waren. Demnach sollten die Minister für Bildung, Kultur und Finanzen als Mitglieder des Stadtrats von Kaunas Tausende von Euro erhalten haben - ohne Belege vorgelegt zu haben. Bildungsministerin Jurgita Siugzdiniene hatte deshalb ihren Rücktritt eingereicht - an die Vaterlandsunions-Politikerin sollen 2019 bis 2020 Zahlungen von über 13.000 Euro gegangen sein für Ausgaben, die sie nicht nachweisen konnte.

Die Entscheidung der Vaterlandsunion stieß auf Unverständnis. Die Parlamentspräsidentin Viktorija Cmilyte-Nielsen bezeichnete sie als emotionsbasiert. «Wenn ein Neustart erforderlich ist, schlage ich vor, dass wir dies nach dem Nato-Gipfel in Vilnius tun», sagte die Chefin der mitregierenden Liberalen Bewegung. Das Spitzentreffen des westlichen Verteidigungsbündnisses findet am 11. und 12. Juli in Vilnius statt. Auch das Büro von Staatspräsident Gitanas Nauseda erklärte, es sei nicht richtig, das Problem der drei Minister zu einem Problem des Parlaments zu machen. Die Angelegenheit könne durch deren Rücktritt gelöst werden.


Sechs Menschen wegen Seilbahn-Absturz 2021 am Lago Maggiore angeklagt

VERBANIA: Kurz vor dem zweiten Jahrestag des Seilbahnabsturzes am Lago Maggiore in Norditalien hat die Staatsanwaltschaft gegen sechs Menschen Anklage erhoben. Die Strafverfolger in der Stadt Verbania schlossen ihre Ermittlungen ab und beantragten einen Strafprozess gegen die mutmaßlich Verantwortlichen, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Bei dem Unglück kamen am 23. Mai 2021 am Monte Mottarone in der norditalienischen Region Piemont 14 Passagiere der Gondel ums Leben; nur ein kleiner Junge aus Israel überlebte.

Die Ermittler erhoben nun Anklage gegen den Eigentümer des Seilbahnbetreibers, den Betriebsleiter, den technischen Leiter sowie den Vorstandschef und zwei weitere Mitarbeiter jenes Unternehmens, das die Seilbahn gebaut hatte. Ihnen wird unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung, schwerste fahrlässige Körperverletzung sowie Gefährdung der Verkehrssicherheit vorgeworfen. Gegen sechs weitere Verdächtige wurde ebenfalls ermittelt, aber keine Anklage erhoben.

Sachverständige machten zwei Hauptgründe für den Unfall aus: Das Zugseil der Gondel sei deshalb gerissen, weil es spröde war und dieser Missstand wegen unzureichender Wartung unentdeckt blieb, hieß es. Als die Gondel nach dem Riss dann in Richtung Tal raste, hätte ein automatisches Bremssystem aktiviert werden und die Kabine stoppen sollen. Dieses wurde aber mit Klemmen vorsätzlich blockiert, weil die Seilbahn vor dem Unglück immer wieder wegen einer fälschlicherweise ausgelösten Bremsautomatik ausgefallen war.


Bande in Marseille stiehlt Autos für Straftaten - hinterher verbrannt

MARSEILLE: Kriminelle Autowerkstätten haben im französischen Marseille die Unterwelt mit Fahrzeugen zum einmaligen Gebrauch für Straftaten versorgt, bevor die Autos dann angezündet wurden. Mindestens 51 Autos soll eine von der Polizei festgesetzte Bande zur Verwendung bei Straftaten gestohlen haben, berichtete die Zeitung «Le Parisien» am Freitag unter Verweis auf die Ermittler. Besonders beliebt waren kompakte Wagen wie der Renault Clio und der Peugeot 308. Diese wurden von den kriminellen Monteuren durch den Austausch von Teilen verändert, um bei einer im Anschluss geplanten Straftat nicht aufzufallen. Die Wagen wurden oft auf Vorrat gestohlen, umgebaut und auf einem Parkplatz oder in einer Garage bereitgehalten.

Bei den mutmaßlichen Tätern fanden die Fahnder Hunderte Geräte zum gewaltfreien Öffnen fremder Autos. Ein Techniker verfügte außerdem über eine Maschine zum Kopieren von Autoschlüsseln, mit denen Diebstähle ohne das Aufbrechen von Türen oder Schlössern möglich waren. Bei den Verdächtigen wurden außerdem ein Arsenal an Waffen und 180.000 Euro in bar entdeckt. Frankreichs zweitgrößte Stadt ist unter anderem ein Brennpunkt der Drogenkriminalität.


Mann in England von Hund getötet - Halter festgenommen

LEIGH: Erneut ist ein Mensch in Großbritannien von einem Hund getötet worden. Der 37-Jährige sei in der Stadt Leigh nahe Manchester von einem Tier attackiert worden und in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, teilte die Polizei am Freitag mit. Der Hund sei wegen des erheblichen Risikos für die Öffentlichkeit von Beamten getötet und der 24 Jahre alte Halter festgenommen worden. Einsatzkräfte hatten das schwer verletzte Opfer am Donnerstagabend gefunden. Über die Hintergründe des Vorfalls sowie die Hunderasse machte die Polizei zunächst keine Angaben.

Die Zahl der Hundeangriffe in England und Wales stieg in den vergangenen fünf Jahren um gut ein Drittel. 2022 nahm die Polizei der BBC zufolge fast 22.000 Fälle auf, in denen außer Kontrolle geratene Hunde Verletzungen verursachten.

Erst am Donnerstag wurde ein Baby attackiert, vor gut einer Woche verletzte ein American Staffordshire Terrier einen Sechsjährigen lebensgefährlich. Im Januar wurden eine Hundesitterin von einem ihrer Tiere getötet sowie eine Vierjährige in ihrem Garten von einem Hund zu Tode gebissen.


Slowakisches Gericht spricht Millionär nach Journalistenmord frei

BRATISLAVA: Mehr als fünf Jahre nach dem Doppelmord an einem slowakischen Enthüllungsjournalisten und dessen Verlobter ist der Millionär Marian Kocner freigesprochen worden. Ein Sondergericht in der Nähe von Bratislava kam am Freitag zum Schluss, dass dem Unternehmer nicht nachgewiesen werden könne, dass er die Ermordung des Journalisten Jan Kuciak und dessen Freundin in Auftrag gab. Dagegen wurde die Mitangeklagte Alena Z. zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Fall hatte international Schlagzeilen gemacht. Allgemein war mit Kocners Verurteilung gerechnet worden. Der Millionär verbüßt wegen anderer Delikte derzeit eine mehrjährige Haftstrafe. Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova (beide 27) waren im Februar 2018 in ihrem Haus im Dorf Velka Maca erschossen worden. Der Journalist hatte über kriminelle Verstrickungen von Politik und Unternehmern wie Kocner berichtet.

Die Staatsanwaltschaft hatte Kocner als eigentlichen Drahtzieher und Z. nur als Komplizin angeklagt. Das Spezialgericht für organisierte Kriminalität in Pezinok, östlich der Hauptstadt Bratislava, befand hingegen die Beweise gegen Kocner für unzureichend. Dagegen sah es als erwiesen an, dass Z. den Doppelmord organisierte und auch weitere Morde plante. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.


Taliban nehmen erneut Journalisten fest

KABUL: Die in Afghanistan regierenden Taliban haben erneut einen Journalisten festgenommen. Der Bruder des ehemaligen afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani, der Politiker Haschmat Ghani, schrieb am Freitag auf Twitter über die Festnahme des afghanisch-amerikanischen Journalisten Ali Latifi. Die Taliban hätten Latifi nach Verlassen seines (Ghanis) Hauses festgenommen und ihn fälschlicherweise beschuldigt, getrunken zu haben. Dabei wisse die gesamte Journalistengemeinschaft, dass Latifi keinen Alkohol berühre.

Chalid Sadran, Sprecher der Polizei in Kabul, schrieb am Freitag auf Twitter, Latifi sei aufgrund «eines Verdachts» festgenommen worden. Um welchen Verdacht es sich handele, sagte er nicht. Nach erstem Eindruck, leide Latifi an einer «bestimmten Krankheit» und werde von einem Arzt untersucht.

Der in Afghanistan geborene Latifi wuchs in Kalifornien auf. Er kehrte als Journalist noch vor der erneuten Machtübernahme der Taliban im August 2021 in sein Geburtsland zurück. Dort berichtete er für internationale Medien wie CNN, die «New York Times» und Deutsche Welle.

Erst im Februar dieses Jahres sorgte die Festnahme des französisch-afghanischen Journalisten Mortaza Behboudi international für Empörung. Die Taliban hatten ihm Spionage vorgeworfen. Im Mai hatten die Vereinten Nationen eine massive Einschränkung der Pressefreiheit in Afghanistan seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban beklagt.


Urteil gegen Ex-Audi-Chef Stadler Ende Juni erwartet

MÜNCHEN: Nach dem Geständnis des früheren Audi-Chefs Rupert Stadler könnte der Betrugsprozess gegen ihn im Zusammenhang mit dem Dieselskandal Ende Juni zu Ende gehen. Nachdem die noch zwei Mitangeklagten im Verfahren ebenfalls gestanden haben, plane das Landgericht München I nun mit einer Urteilsverkündung am 27. Juni, teilte das Gericht am Freitag mit. Demnach soll am 13. Juni die Staatsanwaltschaft plädieren, am 14. und 20. Juni die Verteidigung der drei Angeklagten. Darüber hinaus sind noch ein Termin zur Beweisaufnahme und ein Reservetag eingeplant.

Das Strafmaß beim Urteil dürfte aber wenig überraschend ausfallen. Nach Stadlers Geständnis am Dienstag und einer Verständigung mit Gericht und Staatsanwaltschaft wird das Verfahren voraussichtlich mit einer Bewährungsstrafe zu Ende gehen. Die Wirtschaftsstrafkammer hatte dem 60-Jährigen bei einem umfassenden Geständnis und Zahlung von 1,1 Millionen Euro eineinhalb bis zwei Jahre Haft auf Bewährung in Aussicht gestellt.

Auch die beiden Mitangeklagten können nach Zusagen des Gerichts mit Bewährung rechnen. Das Verfahren gegen einen vierten Anklagten, einen Ingenieur, wurde bereits gegen eine Geldauflage eingestellt.


Neue deutsche Sahel-Strategie gegen Ausbreiten der Westafrika-Krise

BERLIN: Deutschland will angesichts sich zuspitzender Krisen im westafrikanischen Mali und in Burkina Faso die Zusammenarbeit mit vergleichsweise stabilen und verlässlichen Staaten in der Sahel-Region vertiefen. Mauretanien sei als stabilstes Land in der Region und einziger Nato-Partner im Sahel ein weiterer vielversprechender Partner für eine engere Zusammenarbeit, heißt es in einem Strategiepapier der Bundesregierung, das der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Freitag vorlag. So soll verhindert werden, dass die Krise ganz Westafrika destabilisiert. «Insbesondere in Niger wird die Bundesregierung ihr Engagement daher ausbauen».

Deutschland werde sich im Rahmen der Europäischen Union und gemeinsam mit weiteren Partnern wie den USA und Großbritannien dort verstärkt engagieren, «wo die Unterstützung Aussicht auf positive Veränderung verspricht», heißt es in dem zehnseitigen Konzept. Wo eine Förderung zentralstaatlicher Strukturen wegen Menschenrechtsverletzungen oder autoritären Regierungen keine positiven Effekte verspreche, werde man verstärkt auf die Zusammenarbeit mit regionalen oder kommunalen Strukturen sowie mit zivilgesellschaftlichen und nichtstaatlichen Akteuren setzen. Dies gelte derzeit vor allem im Tschad und in Mali.

Man wolle zudem «zum Aufbau eines zusätzlichen Stabilitätsbogens um Mali und Burkina Faso beitragen», heißt es weiter. Das Konzept unter dem Titel «Neubestimmung und Anpassung des Sahel-Engagements der Bundesregierung» war am Mittwoch von den Ministerinnen und Ministern Annalena Baerbock (Auswärtiges Amt, Grüne), Boris Pistorius (Verteidigung, SPD) und Svenja Schulze (Entwicklung, SPD) den Obleuten der Fraktionen in den Bundestagsausschüssen für Auswärtiges, Verteidigung und Entwicklung zugeleitet worden. Der Bundestag muss nicht über die neue Strategie beraten und abstimmen.


G7-Gruppe bekräftigt erstmals gemeinsam Willen zu atomarer Abrüstung

HIROSHIMA: Die führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) haben sich beim Gipfeltreffen im japanischen Hiroshima erstmals in einer gemeinsamen Erklärung zur atomaren Abrüstung verpflichtet. In der sogenannten «Hiroshima-Vision» zur nuklearen Abrüstung übten die Staats- und Regierungschefs scharfe Kritik an Russlands unverhohlener Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen im Krieg gegen die Ukraine und drückten ihre Sorge über Chinas atomare Aufrüstung aus.

Hiroshima wurde 1945 von einer Atombombe der USA zerstört. Drei Tage später traf eine weitere Bombe Nagasaki. Hunderttausende kamen ums Leben. Es waren die ersten und bislang letzten im Krieg eingesetzten Atombombe.

Man habe sich zu einem «historischen Zeitpunkt» in Hiroshima getroffen, das zusammen mit Nagasaki «an die beispiellose Zerstörung und das unermessliche menschliche Leid erinnert», heißt es in der Erklärung. «Wir unterstreichen die Bedeutung des seit 77 Jahren bestehenden Verzichts auf den Einsatz von Kernwaffen», so die G7. «Russlands unverantwortliche nukleare Rhetorik, die Untergrabung von Rüstungskontrollregimen und die erklärte Absicht, Atomwaffen in Belarus zu stationieren, sind gefährlich und inakzeptabel», heißt es. Ein Atomkrieg könne nicht gewonnen «und darf niemals geführt werden».

Auch Chinas «beschleunigter Aufbau seines Atomwaffenarsenals ohne Transparenz und sinnvollen Dialog» stelle eine «Gefahr für die globale und regionale Stabilität» dar, heißt es in der Erklärung. Der Vertrag zur Nichtverbreitung von Kernwaffen müsse als Grundlage für das Streben nach nuklearer Abrüstung und der friedlichen Nutzung der Kernenergie aufrechterhalten werden, hieß es. Das Ziel einer «Welt ohne Atomwaffen» müsse durch einen «realistischen, pragmatischen und verantwortungsvollen Ansatz» erreicht werden, erklärten die G7.


USA untersuchen möglichen Tod von Zivilisten nach Angriff in Syrien

WASHINGTON: Das US-Militär prüft, ob bei einem amerikanischen Angriff in Syrien statt eines ranghohen Al-Kaida-Mitglieds ein Zivilist getötet wurde. Das zuständige Regionalkommando untersuche, «ob unabsichtlich Zivilisten zu Schaden gekommen» seien, sagte ein Sprecher dem Nachrichtensender CNN am Freitag. Zuvor hatte die «Washington Post» berichtet, das US-Militär sei nicht mehr sicher, dass bei dem Angriff im Nordwesten des Landes am 3. Mai tatsächlich ein wichtiges Mitglied des Terrornetzwerks getötet wurde.

Die «Washington Post» berichtete, der von einer Rakete getötete 56-jährige Vater von zehn Kindern habe nach Angaben der Familie keine Verbindungen zu Al Kaida gehabt. Er habe sich im Moment der Attacke um seine Schafe gekümmert. Das US-Militär ist in Syrien in Gebieten im Einsatz, die von der kurdischen Miliz YPG und deren Verbündeten kontrolliert werden. Die US-Streitkräfte unterstützen dort deren Kampf gegen verschiedene Terrornetzwerke.


Russland stuft Greenpeace als «unerwünscht» ein

MOSKAU: Russland hat die Umweltorganisation Greenpeace als «unerwünscht» eingestuft. Das kommt einem Verbot gleich. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) gefährde durch Einmischung in Russlands Angelegenheiten die nationale Sicherheit, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau am Freitag. Greenpeace setzt sich in Russland etwa für Reformen ein, um die jedes Jahr verheerenden Waldbrände zu verhindern. Zahlreiche NGO, die sich für die Zivilgesellschaft oder die Umwelt engagieren, beklagen politische Verfolgung durch die Behörden.

So sieht die Generalstaatsanwaltschaft der Mitteilung zufolge etwa die Kritik an Infrastruktur- oder Energieprojekten als schädlich an. Die politischen Positionen von Greenpeace zielten auf eine «Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen» Russlands, hieß es weiter. Informationskampagnen oder nicht erlaubte Protestaktionen seien darauf gerichtet, eine negative gesellschaftliche Stimmung zu schüren und Projekte zu verhindern.

Mit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine hätten Greenpeace-Aktivisten zudem zur wirtschaftlichen Isolierung «unseres Landes und zur Verschärfung der Sanktionen» aufgerufen. «Die Bemühungen zielen darauf ab, die gesellschaftspolitische Lage zu destabilisieren und einen Machtwechsel im Land auf verfassungswidrige Weise herbeizuführen.» Greenpeace erklärt stets, sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen einzusetzen.

Die russische Regierung hat zudem bereits Dutzende NGO, unabhängige Medien und Menschen mit dem Etikett «ausländischer Agent» gebrandmarkt. Es sind zahlreiche Klagen anhängig gegen die Entscheidung des Justizministeriums.


Scholz: G7-Staaten wollen keine Abkopplung von China

HIROSHIMA: Die G7-Staaten sind nach den Worten von Kanzler Olaf Scholz geschlossen gegen eine Abkopplung von China. Beim Gipfel der sieben führenden demokratischen Industrienationen (G7) in Hiroshima in Japan sagte der Kanzler am Freitag nach den Beratungen über China, es habe eine «ganz klare Verständigung» gegeben. «Niemand redet hier dem Decoupling das Wort», sagte Scholz. «Das wird von niemandem verfolgt.»

Die G7-Staaten seien der Ansicht, dass China eine gute Entwicklung nehmen solle. Aber es müsse geschaut werden, «dass das eingebettet ist in die internationale Ordnung». Dazu gehöre, dass alle Staaten die internationalen Regeln beachten müssten. Auch müsse Sicherheit für alle bestehen. So hätten sich die Staats- und Regierungschefs auch ausführlich über die Lage im indopazifischen Raum unterhalten.

In der Diskussion über wirtschaftliche Fragen sei es zudem darum gegangen, wie es gelingen könne, mehr Resilienz herzustellen in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen. So solle dafür gesorgt werden, «dass keine einseitigen Abhängigkeiten bestehen und dort, wo sie heute noch da sind, abgebaut werden». Ein wichtiger Teil davon sei auch die Zusammenarbeit mit vielen Ländern im Süden Amerikas, in Afrika und Asien, die Rohstoffe haben.


Treffen von USA, Japan, Indien und Australien am Rande des G7-Gipfels

HIROSHIMA: US-Präsident Joe Biden will am Samstag am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima zu einem Treffen mit den Regierungschefs von Japan, Indien und Australien zusammenkommen. Das Weiße Haus kündigte die Runde des sogenannten Quad-Formats am Freitag an. Biden werde sich am Samstagabend (Ortszeit) mit den Premierministern der drei Länder - Fumio Kishida, Narendra Modi und Anthony Albanese - zu der Vierer-Runde treffen. In Hiroshima halten die sieben führenden demokratischen Industrienationen noch bis Sonntag ihren diesjährigen Gipfel ab. Die USA und Japan gehören zur G7-Gruppe, Indien und Australien dagegen nicht - sie sind aber als Gäste dort vertreten.

Biden hatte ursprünglich vorgehabt, vom G7-Gipfel aus mit einem Zwischenstopp in Papua-Neuguinea nach Australien weiterzureisen und dort in der kommenden Woche an einem Quad-Gipfeltreffen teilzunehmen. Wegen einer innenpolitischen Haushaltskrise hatte Biden den Besuch in Papua-Neuguinea und Australien aber abgesagt und angekündigt, direkt von Japan aus nach Washington zurückzukehren, um einen drohenden Zahlungsausfall der US-Regierung abzuwenden.

Das Weiße Haus teilte nun mit, die Staats- und Regierungschefs der Quad-Staaten hätten sich daher darauf verständigt, ihren Gipfel in Hiroshima abzuhalten. Biden sei dankbar für die Flexibilität seiner Kollegen und freue sich darauf, die Australien-Reise zu einem anderen Zeitpunkt nachzuholen. Biden hat in der Außenpolitik seiner Regierung seit dem Amtsantritt einen besonderen Fokus auf den Indopazifik gelegt - unter anderem, um Chinas Machtstreben in der Region etwas entgegenzusetzen.

Hintergrund seiner geänderten Reisepläne ist, dass Anfang Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung droht, falls sich Bidens Team bis dahin nicht mit den Republikanern im Kongress auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze verständigt. In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine solche Grenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen darf. Diesmal ist das Prozedere ausgeartet in erbittertes Gezerre, das große Gefahren birgt: Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft könnte eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen.


700 Menschen wegen Waldbrand evakuiert

CÁCERES: In der spanischen Region Extremadura ist ein größerer Waldbrand außer Kontrolle geraten. Rund 700 Menschen aus drei Dörfern der Gemeinde Las Hurdes in der Provinz Cáceres mussten vorsorglich ihre Häuser verlassen und wurden in Notunterkünfte gebracht, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Das Feuer sei am Mittwoch 220 Kilometer westlich von der Hauptstadt Madrid vermutlich durch Brandstiftung ausgebrochen und habe bereits etwa 7500 Hektar Wald vernichtet.

Die Flammen bewegten sich am Freitag angefacht durch starken Wind in Richtung des Gebirgszuges Sierra de Gata, dessen höchste Gipfel fast 1500 Meter hoch sind. Acht Löschflugzeuge, sechs Hubschrauber und mehrere Hundert Brandbekämpfer seien im Einsatz, wie die Polizei weiter mitteilte. Mit schwerem Gerät wurden Schneisen in die Vegetation geschlagen, um das Feuer so zu stoppen.

Eine langanhaltende Dürre und steigende Temperaturen haben die Waldbrandgefahr stark erhöht. Nach Schätzungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS wurden seit Jahresbeginn in Spanien bis Mai schon fast 63.000 Hektar Wald- und Buschland bei insgesamt 320 Bränden vernichtet. Die eigentliche Waldbrandsaison steht in den Monaten Juli bis September noch bevor. Experten gehen davon aus, dass der Klimawandel Hitzeperioden wahrscheinlicher macht. Zudem haben im Mittelmeerraum die Schwere und Wahrscheinlichkeit von Dürren mit hoher Gewissheit zugenommen.


Überfall auf US-Konvoi in Nigeria: Zwei Konsulatsmitarbeiter gerettet

LAGOS: Wenige Tage nach einem Überfall auf einen Konvoi des US-Konsulats in Nigeria sind zwei der entführten Konsulatsmitarbeiter befreit worden. Sie seien unverletzt gerettet worden, teilte ein Polizeisprecher am Freitag mit. Drei weitere Konsulatsmitarbeiter sowie vier Polizisten starben nach Polizeiangaben bei dem Angriff am Dienstag im nigerianischen Bundesstaat Anambra. Nähere Angaben zum Rettungseinsatz machten die Behörden zunächst nicht.

Am Donnerstag hatte der Polizeichef mitgeteilt, dass es sich bei den Angreifern mutmaßlich um Mitglieder der separatistischen Bewegung Indigene Menschen von Biafra (IPOB) handeln könnte. Der Gruppe wurden in der Vergangenheit ähnliche Anschläge vorgeworfen. Die Separatisten fordern einen von Nigeria unabhängigen Staat Biafra, der aus dem südöstlichen Teil des Landes entstehen soll.

Überfälle dieser Art sind im Südosten des bevölkerungsreichsten Land Afrikas nicht selten. Ziele sind in der Regel Geschäftsleute oder Politiker, die aufgrund der Sicherheitslage in Konvois unterwegs sind. Anders als in anderen nigerianischen Bundesstaaten geht es bei Gewalttaten in Anambra meist nicht darum, mit Entführungen Lösegeld zu erpressen. Viel mehr zielten Angriffe in letzter Zeit darauf ab, hochrangige Personen aus Politik und Wirtschaft zu töten.


Sechs Verletzte bei Anschlag auf Parteichef

ISLAMABAD: In Pakistan sind bei einem Anschlag auf den Vorsitzenden der konservativ-muslimischen Partei Jamaat-e-Islami, Sirajul Sharif, sechs Menschen verletzt worden. Der Parteichef nahm am Freitag an einem Marsch in der Unruheprovinz Baluchistan teil, bei dem sich ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Haq selbst blieb nach Angaben der Polizei unverletzt. Die Oppositionspartei sitzt mit mehreren Abgeordneten im nationalen Parlament in Islamabad.

Zunächst bezichtigte sich niemand des Anschlags bekannt. Sowohl militante Islamisten als auch Separatisten haben in Baluchistan bereits Anschläge verübt. Die Provinz gehört zu den ärmsten Regionen des Landes, ist aber reich an natürlichen Ressourcen. Separatisten fürchten eine Ausbeutung der Ressourcen durch China.


Gefechtskopf russischer Rakete war aus Beton

WARSCHAU: Nach dem Fund von Trümmern einer Rakete in Polen ist nach Angaben des Präsidialamtes auch der dazugehörige Gefechtskopf entdeckt worden. «Der ist ziemlich speziell, denn er ist aus Beton», sagte der Kabinettschef von Präsident Andrzej Duda, Pawel Szrot, am Freitag dem Sender Rmf.fm. «Diese Rakete kann ohne das Gewicht des Gefechtskopfs nicht fliegen. Also hat jemand dieses Spitzenprodukt russischer Technologe dort eingebaut.» Der Gefechtskopf habe keinen Sprengstoff enthalten.

Die Trümmer waren nach Medienberichten am 24. April in einem Wald bei Zamosc entdeckt worden, einem kleinen Ort in der Nähe der zentralpolnischen Stadt Bydgoszcz. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak musste einräumen, dass schon am 16. Dezember ein militärisches Flugobjekt, «möglicherweise eine Rakete», in den polnischen Luftraum eingedrungen sei. Die Luftraumkontrolle habe diese Information jedoch nicht sofort weitergegeben.

Nach offiziell nicht bestätigten Berichten soll es sich um die Überreste eines russischen CH-55 Luft-Boden-Marschflugkörpers gehandelt haben, der auch mit einem nuklearen Gefechtskopf ausgerüstet werden kann. Die Trümmer würden nun weiter untersucht, sagte Szrot. Das russische Militär setze diesen älteren Raketentyp mit einem Beton-Gefechtskopf ein, um die ukrainische Luftabwehr zu verwirren.


Deutsche Regierung verständigt sich bei erleichterten Einbürgerungen

BERLIN: Die deutsche Regierung hat sich auf weitere Grundzüge eines neuen Staatsbürgerschaftsrechts mit leichteren Einbürgerungen nach bereits fünf Jahren geeinigt. Voraussetzung für Einbürgerungen soll sein, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie grundsätzlich ohne Sozialleistungen zu bestreiten. Ausnahmen sollen geregelt werden. Das sieht ein neuer Entwurf des Innenministeriums vor, der unter anderem mit dem Justizressort abgestimmt wurde und am Freitag der Deutschen Presse-Agentur sowie anderen Medien vorlag.

Ausdrücklich von einer Einbürgerung ausgeschlossen sein sollen Menschen, die aus antisemitischen, rassistischen, fremdenfeindlichen oder sonstigen menschenverachtenden Beweggründen Straftaten begangen haben.

Kern der Gesetzespläne, zu denen bereits ein erster Entwurf vorgelegt worden war, ist eine Verkürzung der Mindestaufenthaltszeit für Einbürgerungen von acht auf fünf Jahre. Bei besonderen Integrationsleistungen sollen auch drei Jahre genügen. Der neue Entwurf soll nun zur Abstimmung an Länder und Verbände gehen.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Wer deutscher Staatsbürger wird, der bekennt sich zum Leben in unserer freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft.» Daher gelte, dass Rassismus, Antisemitismus oder jede andere Form von Menschenfeindlichkeit einer Einbürgerung entgegen stünden. «Da gibt es keinerlei Toleranz. Wer unsere Werte nicht teilt, kann nicht Deutscher werden.» Sie betonte zugleich: «Wir wollen, dass Menschen, die Teil unserer Gesellschaft geworden sind, unser Land auch demokratisch mitgestalten können.» Gute Beispiele wie Kanada zeigten, dass diese Perspektive auch entscheidend sei, um dringend gebrauchte Fachkräfte zu gewinnen.


Tod durch Vernachlässigung: Längere Haft für Eltern von junger Britin

LONDON: Das Strafmaß gegen die Eltern einer 16-jährigen Britin, die schwer übergewichtig und pflegebedürftig unter haarsträubenden Verhältnissen ums Leben kam, ist deutlich erhöht worden. Wie das Berufungsgericht in London am Freitag entschied, muss der 45-jährige Vater für zehn Jahre in Haft und die 40 Jahre alte Mutter für acht Jahre. Das Paar war ursprünglich wegen Totschlags durch grobe Fahrlässigkeit zu siebeneinhalb beziehungsweise sechs Jahren Haft verurteilt worden.

«Die Umstände können nur als extrem eingestuft werden, Kaylea lebte in unvorstellbarem Elend», sagte Richter Andrew Popplewell nun. Zuvor hatte die Anklage die ursprünglichen Urteile als «unangemessen mild» kritisiert. Sie spiegelten «die Schuld, die Schwere der Straftat und die Schwere der erschwerenden Umstände» nicht wider, sagte Staatsanwalt William Emlyn Jones. Dem folgte das Berufungsgericht.

Das Mädchen war im Oktober 2020 tot in einem verdreckten und mit Exkrementen beschmutzten Zimmer in der walisischen Stadt Newtown gefunden worden. Wegen einer Behinderung und ihres starken Übergewichts war die 16-Jährige nicht in der Lage, ihr Bett zu verlassen. Sie soll monatelang nicht geduscht worden sein und auch keinen Zugang zu einer Toilette gehabt haben. Sie wog zum Todeszeitpunkt mehr als 140 Kilogramm. Die Verhältnisse waren nach den Worten der Staatsanwältin «ungeeignet für jedes Tier».

Der Vater hatte ausgesagt, er sei zu faul gewesen, um sich zu kümmern. Die Mutter war alleine mit der Pflege überfordert. Das Gericht führte aber an, sie habe Hilfe, die verfügbar gewesen wäre, nicht in Anspruch genommen.


Sudans De-Facto-Präsident entlässt verfeindeten Vizepräsidenten

KHARTUM: Mehr als einen Monat nach dem Ausbruch schwerer Gefechte im Sudan hat Machthaber Abdel Fattah al-Burhan seinen Kontrahenten Mohammed Hamdan Daglo als Vizepräsidenten entlassen. Al-Burhan erließ dazu ein Verfassungsdekret, wie der Regierungsrat am Freitag mitteilte. Der lange schwelende Machtkampf zwischen Al-Burhan und Daglo, der eine paramilitärische Gruppe namens Rapid Support Forces kontrolliert, war Mitte April eskaliert und hat den Sudan in eine schwere Krise gestürzt. Zuvor hatten die Anführer der zwei mächtigsten Militärverbände des Landes in einer Zweckgemeinschaft gemeinsam regiert.

Der Souveränitätsrat, dessen Vorsitzender Al-Burhan ist, hält seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir 2019 die Macht in dem nordostafrikanischen Land. Als Vorsitzender des Rats ist Al-Burhan De-Facto-Präsident des Sudans und Oberbefehlshaber der Armee. Daglo war bislang sein Vize. Direkte Auswirkungen auf die Kampfhandlungen hat die Entlassung vorerst allerdings nicht.

Neben der Hauptstadt Khartum kommt es insbesondere in der Region Darfur zu schweren Kämpfen. Nach Angaben des sudanesischen Ärztekomitees wurden mittlerweile mindestens 830 Menschen in dem Konflikt getötet. Die Vereinten Nationen geht davon aus, dass rund 250.000 Sudanesen in die Nachbarländer geflohen sind. Mehr als 840.000 Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.


Simbabwe begnadigt Tausende Gefängnisinsassen kurz vor Wahlen

HARARE: Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa hat wenige Wochen vor Wahlen in dem südafrikanischen Land Tausende Gefängnisinsassen begnadigt. Die Entlassung der 4270 Häftlinge aus 55 Gefängnissen habe am Freitag begonnen und solle bis Montag abgeschlossen sein, sagte Justizminister Ziyambi Ziyambi der Deutschen Presse-Agentur. Das Land mit 16 Millionen Einwohnern will Regierungsangaben zufolge im Juli oder August Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abhalten. Ein Datum steht noch nicht fest.

Der regierenden Zanu-PF, der einst der verstorbene autokratische Präsident Robert Mugabe vorsaß, sind in vergangenen Jahrzehnten immer wieder Wahlmanipulation und der Kauf von Stimmen im Vorfeld von Wahlen mithilfe von Lebensmittelspenden und Versprechungen von öffentlichen Dienstleistungen vorgehalten worden. Ziyambi betonte am Freitag jedoch, die Begnadigung habe nichts mit der bevorstehenden Abstimmung tun, sondern sei «lediglich eine edle Geste des Präsidenten». Mnangagwa strebt eine zweite fünfjährige Amtszeit an.


Assad trifft Tunesiens Präsident Saied

DSCHIDDA: Mehr als zehn Jahre nach dem Abbruch der Beziehungen ihrer Länder hat sich Syriens Präsident Baschar al-Assad mit Tunesiens Präsident Kais Saied getroffen. Die Begegnung fand am Freitag am Rande des Gipfels der Arabischen Liga im saudischen Dschidda statt. Saied sprach nach einem Bericht der tunesischen Staatsagentur TAP von einem «historischen Treffen». Assad begrüßte die Rückkehr zu normalen Beziehungen, wie die syrische Staatsagentur Sana berichtete. Saied sagte demzufolge zu Assad: «Ihr seid unsere Brüder. Und was immer euch verletzt, verletzt uns.»

Im Zuge des brutalen Vorgehens der autoritären syrischen Regierung gegen die Aufstände im Land 2011 hatte Tunesien die Beziehungen abgebrochen. Der Schritt hatte Symbolwirkung: Tunesien galt lange Zeit als einziges Land, dem nach den Aufständen in der arabischen Welt von 2011 der Übergang zur Demokratie gelang. Saied treibt Kritikern zufolge nun aber selbst einen Coup voran und sichert sich in Tunesien immer mehr Macht. Auch seinen Stil beschreiben Beobachter als zunehmend autoritär.

Ob Assad in Dschidda auch andere Staatschefs oder Monarchen der Region zu Gesprächen treffen sollte, blieb zunächst unklar. Zum Gipfel reisten auch Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani. Syrien war 2011 aus der Arabischen Liga ausgeschlossen worden. Anfang Mai beschlossen die Mitglieder die Wiederaufnahme. Assad selbst war international mehr als zehn Jahre stark isoliert. Für die EU und die USA sind Gespräche mit Assad weiterhin tabu.


Hunderte Migranten leben auf der Straße

DUBLIN: Weil staatliche Unterkünfte knapp sind, leben im EU-Land Irland mehrere Hundert Asylbewerber auf der Straße. Mehr als 500 Menschen - doppelt so viele wie noch im März - könnten derzeit nicht untergebracht werden, berichtete die Zeitung «Irish Times» am Freitag. Das liegt auch daran, dass Anwohner im westirischen Inch ein ehemaliges Hotel blockieren, das als Unterkunft dienen soll. Zudem hätten einige Hotels ihre Verträge mit der Regierung gekündigt.

Irland kennt kaum irreguläre Migration wie im benachbarten Großbritannien, wo Tausende Migrantinnen und Migranten mit kleinen Booten über den Ärmelkanal ankommen. Das Land nimmt Asylbewerber im Rahmen von EU-Verträgen auf. Nach EU-Angaben stellten 2021 insgesamt 2650 Menschen einen Asylantrag in Irland.

Die irische Regierung steht von mehreren Seiten unter Druck. So kritisierte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, Dublin komme seinen Verpflichtungen nicht nach. Anwohner und rechtskonservative Kreise weisen ihrerseits darauf hin, dass es für Irinnen und Iren selbst nicht ausreichend Wohnraum gebe und diese zuerst bedacht werden müssten. Seit Monaten kommt es landesweit immer wieder zu Protesten gegen Migranten, vor einigen Tagen wurde ein Zeltlager in Brand gesetzt.

Regierungschef Leo Varadkar kritisierte die Blockade in Inch scharf. Zugleich kündigte Integrationsminister Joe O'Brien Gespräche mit den Anwohnern an. Die örtlichen Vertreter fühlten sich schlecht informiert und seien verärgert, dass sie in Medien als Rechtsextreme porträtiert worden seien, sagte O'Brien. Als Angebot schlug er vor, die Blockade solle für vier Wochen aufgehoben werden und im Gegenzug würden vorerst keine neuen Migranten in dem Hotel untergebracht.


Tansania: Drei Tote bei Absturz eines Flugzeug in Nationalpark

MATAMBWE/FRANKFURT: Drei Menschen sind beim Absturz eines Kleinflugzeugs der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft in Tansania ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern seien zwei tansanische Mitarbeiter der Gesellschaft - der Pilot sowie ein junger Kollege, sagte eine Sprecherin am Freitag in Frankfurt. Auch das Tourismusministerium des Landes bestätigte drei Todesopfer.

Laut Zoologischer Gesellschaft hätten sich neben ihren Mitarbeitern zwei Park-Ranger aus Tansania an Bord befunden. Einer von ihnen sei nach dem Unfall am Donnerstag im Krankenhaus gestorben. Der andere befinde sich in einem kritischen Zustand. Man arbeite jetzt eng mit den Behörden zusammen, um die Ursachen des tragischen Unfalls aufzuklären.

Einem Bericht der tansanischen Zivilluftfahrtbehörde zufolge verunglückte das Flugzeug im Nyerere-Nationalpark unmittelbar nach dem Start von der Matambwe Startbahn. Die Behörde kündigte eine Untersuchung des Unfalls an.


Nach Millionen-Coup von Emmerich: Prozessauftakt in Polen verschoben

JELENIA GORA/EMMERICH: Ein Gericht in Polen hat den Auftakt des Prozesses gegen die mutmaßlichen Täter des spektakulären Millionen-Einbruchs in das Zollamt Emmerich am Niederrhein verschoben. Einer der sieben Angeklagten habe vor dem Bezirksgericht in Jelenia Gora eine ärztliche Bescheinigung vorgelegt, wonach er erkrankt sei und bis Anfang Juni nicht an dem Prozess teilnehmen könne, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur PAP am Freitag. Ein neuer Termin für den Prozessauftakt steht demnach noch nicht fest.

Laut den Ermittlungen sollen drei Täter am Allerheiligen-Feiertag 2020 in das zu diesem Zeitpunkt unbewachte Amt am Niederrhein eingebrochen und mit knapp 6,5 Millionen Euro Beute verschwunden sein. Mitangeklagt ist unter anderem ein mutmaßlicher Tippgeber, der laut Anklage deutscher Zoll-Mitarbeiter war und auch die polnische Staatsangehörigkeit hat.

Im Mai 2022 waren nach aufwendigen Ermittlungen vier Verdächtige in Görlitz festgenommen worden. Gut vier Wochen später folgten drei weitere Festnahmen. Die sieben Angeklagten müssen bei dem Prozess in Jelenia Gora nach polnischem Recht mit harten Strafen von bis zu 15 Jahren Haft rechnen, wie die polnische Landesstaatsanwaltschaft bereits Mitte April mitgeteilt hatte.

Nach Auskunft der in Deutschland zuständigen Staatsanwaltschaft Kleve hatten die polnischen Behörden in dem Fall im engen Austausch mit den deutschen ein eigenes Verfahren eröffnet. Offensichtlich sei die Tat von Polen aus vorbereitet worden, so die deutsche Staatsanwaltschaft.


Opferzahl nach Überschwemmungen steigt auf 14

FAENZA: Die Zahl der Todesopfer durch die heftigen Hochwasser in Norditalien ist auf 14 gestiegen. Der Leichnahm eines älteren Mannes wurde am Freitag in der Stadt Faenza gefunden, wie die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos berichteten.

Unterdessen werden weiter Menschen in gefährdeten Zonen der Region Emilia-Romagna aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Behörden evakuierten Einwohner vor allem in Teilen der Provinzhauptstadt Ravenna.

Zudem begann es wieder zu regnen, was die Sorge vieler Menschen erhöhte. Allerdings dürften die Niederschläge «nicht vergleichbar» sein mit jenen, die Anfang der Woche historische Ausmaße annahmen und zu den katastrophalen Folgen führten, sagte Irene Priolo, die Vizepräsidentin der Region, im italienischen Fernsehen. Der Regen könne aber vor allem zu weiteren Erdrutschen führen, fürchtete sie.


Pakistan streicht Selbstbestimmungsgesetz für Transmenschen

ISLAMABAD: In Pakistan dürfen transgeschlechtliche Menschen ihr offizielles Geschlecht künftig nicht mehr selbst wählen. Das entschied ein Gericht in dem südasiatischen Land am Freitag. Das bisher geltende Gesetz sei nicht vereinbar mit den Empfehlungen des Islam, sagte ein Sprecher am Gericht der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2018 durften Transmenschen in Pakistan selbst bestimmen, ob sie sich offiziell als männlich, weiblich oder als sogenanntes drittes Geschlecht eintragen lassen.

Das 2018 eingeführte Gesetz hatte für viel Gegenwind aus der konservativ-muslimischen Gesellschaft gesorgt. Die Transgender-Gemeinschaft wolle nun wiederum gegen seine Streichung vorgehen und Berufung beim Obersten Gericht einlegen. «Wir lehnen die heutige Entscheidung ab», sagte Aktivistin Nayyab Ali der dpa.

Als Transmenschen werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. In Pakistan werden dazu auch jene Menschen gezählt, die mit einem Körper geboren wurden, der nicht eindeutig männlich oder weiblich ist. Das Gesetz verbietet ihre Diskriminierung - dennoch leben Transgender in Pakistan oft am Rande der Gesellschaft. Neben Belästigung kommt es auch immer wieder zu Fällen von Tötung und Verschleppung.

Im Januar dieses Jahres führte Sindh als erste Provinz Pakistans eine Quote für transgeschlechtliche Menschen in Lokalregierungen ein. Im September vergangenen Jahres rief Pakistan eine Telefon-Hotline ins Leben, bei der sich transgeschlechtliche Menschen im Falle einer Belästigung melden können.


«Thomas, der Überlebenskünstler»: Bär ausgewildert

ATHEN: Im äußersten Nordwesten Griechenlands haben Tierschützer einen etwa 15 Monate alten Bären freigelassen. «Das Tier konnte damals wie durch ein Wunder überleben und kann sich nun in der Wildnis selbst versorgen», sagte der Sprecher der Bärenschutzorganisation Arcturos, Panos Stefanou, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Einwohner eines Dorfes in der Region Florina hatten im Mai 2022 das Leben des damals etwa drei Monate alten verwaisten Braunbären gerettet. In dieser Phase ihres Lebens sind Bären vollständig von der Mutter und ihrer Milch abhängig. Die Mutter wurde aber nicht gefunden, wie die Tierschutzorganisation damals mitgeteilt hatte. «Thomas, der Überlebenskünstler», wie ihn Retter nennen, habe überlebt, indem er einige Tage lang Gras und Beeren fraß.

Die Wildtier-Schutzorganisation veröffentlichte am Freitag ein Video und Fotos vom Werdegang des Lebens des kleinen Thomas bis zu seiner Freilassung. Die Tierschützer hatten - soweit es möglich war - den Kontakt mit dem Bären gemieden, damit er nicht abhängig vom Menschen wird. Die Arcturos Wildtier-Schutzorganisation hat in den vergangenen Jahrzehnten Dutzenden Bären das Leben gerettet. Zurzeit leben insgesamt 20 unter dem Schutz der Organisation. Die Zahl der bislang ausgewilderten Bären stieg durch Thomas auf zwölf, sagte Stefanou.


Proteste gegen Assads Teilnahme an Gipfel der Arabischen Liga

DAMASKUS: Im Nordwesten Syriens haben Aktivisten zufolge Hunderte Menschen gegen die Wiederaufnahme ihres Landes in die Arabische Liga und die Teilnahme von Präsident Baschar al-Assad beim Liga-Gipfel protestiert. «Der Kriminelle Assad repräsentiert Syrien nicht», lautete der Slogan der Proteste, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London am Freitag berichtete. Proteste gab es in Al-Bab und Afrin im Norden Aleppos sowie in Idlib.

Die Teilnehmer riefen demnach Parolen der Aufstände von 2011. Die Annäherung zu Assad gehe «auf Kosten des Blutes des syrischen Volks». Auf Schildern war zu lesen, dass die Anführer der anderen arabischen Länder «ihr Gewissen verkauft» hätten. Auf anderen wurde Assad als «Kriegsverbrecher» und «Kindstöter» bezeichnet. Assads Regierung ging gegen Proteste 2011 und im darauffolgenden Bürgerkrieg mit äußerster Härte gegen die Bevölkerung vor. Dem Machthaber werden Kriegsverbrechen wie der Einsatz von Giftgas und Folter vorgeworfen.

Syriens Mitgliedschaft in der Arabischen Liga wurde 2011 ausgesetzt. Seit 2018 treiben etwa die Vereinigten Arabischen Emirate und zuletzt auch das mächtige Saudi-Arabien eine Normalisierung voran. Assad nahm am Freitag erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder an einem Gipfeltreffen teil.


Erdogan ruft Auslandstürken zur Stimmabgabe bei Stichwahl auf

ISTANBUL: Vor der zweiten Runde der türkischen Präsidentschaftswahl hat Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan Türken im Ausland zur Stimmabgabe aufgefordert. «Ich erwarte von Ihnen, den Vertretern unserer Nation im Ausland, dass Sie noch einmal stark für Ihren Willen eintreten», schrieb Erdogan am Freitag auf Twitter. «Ich bitte Sie, Ihr demokratisches Recht unbedingt wahrzunehmen.»

Erdogan dürfte erneut auf eine deutliche Mehrheit der Stimmen aus dem Ausland hoffen: Die Stimmberechtigten im Ausland hatten in der Wahl am 14. Mai laut vorläufigen Ergebnissen mit 57,5 Prozent für Erdogan gestimmt. In Deutschland kam er vorläufig auf 65 Prozent der Stimmen. Erdogan schrieb an die Wähler gewandt: «Jeder von Ihnen hat seinen Namen bereits mit goldenen Buchstaben in unsere politische Geschichte eingraviert.»

Insgesamt erhielt Erdogan zwar ebenfalls die meisten Stimmen, verpasste aber knapp die für einen Sieg in der ersten Runde notwendige 50-Prozent-Marke. Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP erhielt vorläufigen Zahlen nach 45 Prozent der Stimmen.

Ab dem 20. Mai kann im Ausland und an Grenzübergängen, Häfen und Flughäfen der Türkei abgestimmt werden.


China und zentralasiatische Staaten wollen Zusammenarbeit ausbauen

XI'AN: China und fünf zentralasiatische Staaten haben einen Ausbau ihrer Zusammenarbeit vereinbart. Zum Abschluss eines zweitägigen China-Zentralasien-Gipfels in der ostchinesischen Metropole Xi'an vereinbarten die Länder am Freitag, ihre Kooperation «auf ganzer Linie» zu fördern. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, geht es dabei etwa um die Bereiche Wirtschaft und Handel, Investitionen und Industrie sowie Landwirtschaft und Energie.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte die Präsidenten Kasachstans, Kirgisistans, Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans am Donnerstag mit einer Zeremonie und einem gemeinsamen Abendessen begrüßt. Laut Xinhua wurde vereinbart, dass Treffen in diesem Format künftig regelmäßig stattfinden sollen. Der nächste China-Zentralasien-Gipfel ist demnach für 2025 in Kasachstan geplant.

Der China-Zentralasien-Gipfel fand fast gleichzeitig mit dem Gipfel der Gruppe der führenden demokratischen Industrieländer (G7) statt, der am Freitag im japanischen Hiroshima begann. Neben Russland und dem Krieg in der Ukraine dürfte auch dort China ein zentrales Thema sein. Einige Beobachter sehen das Treffen in Xi'an als Gegenveranstaltung zum G7-Gipfel.


WHO: Pandemie vernichtete mehr als 300 Millionen Lebensjahre

GENF: Durch die Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gingen laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 336,8 Millionen Lebensjahre verloren. Diese Schätzung mache das wahre Ausmaß der Pandemie ersichtlich, heißt es im statistischen Jahrbuch der UN-Gesundheitsbehörde, das am Freitag in Genf veröffentlicht wurde.

Die WHO führt allein in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt rund 14,9 Millionen Todesfälle auf das Coronavirus zurück. Durchschnittlich sei dadurch jedes Mal ein Leben um etwa 22 Jahre verkürzt worden, berechnet die Organisation.

Die Pandemie wirkte sich laut der WHO-Statistik auch negativ auf den globalen Kampf gegen übertragbare Krankheiten aus, weil Impf- und Gesundheitsdienstleistungen zeitweise nicht mehr angeboten wurden. Dadurch seien Impfungen gegen Masern, Tetanus und andere Krankheiten zurückgegangen, während Malaria und Tuberkulose häufiger aufgetreten seien.

Abseits von Corona zeigte sich die WHO besorgt, dass die jährliche Zahl der Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten gegen Mitte dieses Jahrhunderts auf etwa 77 Millionen pro Jahr ansteigen wird - fast 90 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Auch schon vor 2019 verzeichnete die WHO deutliche Zuwächse bei tödlichen Herz-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Dieser Trend wurde vor allem durch den Anstieg der Weltbevölkerung und der Lebenserwartung angetrieben. Die Wahrscheinlichkeit, an solchen Krankheiten zu sterben, sei jedoch für Menschen auf der ganzen Welt in den vergangenen Jahrzehnten gesunken, betont die WHO.


Autofahrer in Berlin treten Aktivisten der Letzten Generation

BERLIN: Autofahrer in Deutschlands Hauptstadt Berlin sind gewaltsam gegen Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation vorgegangen. Nach Beobachtung eines dpa-Fotografen zerrten sie am Freitagmorgen auf der Autobahn 100 nahe einer Ausfahrt an Protestierenden.

Sie hätten auf die Aktivisten eingeschlagen und eingetreten, um sie daran zu hindern, sich auf dem Asphalt festzukleben, so der Augenzeuge. Insgesamt blockierten Aktivisten der Letzten Generation am Morgen an elf Standorten in Berlin den Verkehr, wie die Polizei mitteilte. Diese Art des Protestes mit Festkleben auf dem Straßenbelag hat in der Politik bereits zu Unverständnis geführt. Einige Stimmen fordern, die Polizei müsse härter gegen sie durchgreifen und auch Strafen müssten härter ausfallen.

Am Donnerstag hatten Aktivisten der Letzten Generation bereits an 14 Standorten in Berlin für stärkere Maßnahmen der Politik gegen den Klimawandel protestiert. Nach Angaben der Klimagruppe zielten die Blockaden bewusst darauf ab, den Urlaubsverkehr aus der Stadt hinaus zu behindern. «Es macht uns wahrlich keine Freude, von Autofahrern angeschrien und weggezerrt zu werden», schrieb die Gruppe am Freitag auf Twitter. «Aber die Fahrlässigkeit der Regierung im Angesicht drohender Ernteausfälle, Kriege und sozialen Verwerfungen zwingt uns, auf die Straße zu gehen.»


Heftiges Erdbeben nahe Neukaledonien - Warnung vor meterhohem Tsunami

NOUMÉA: In der Nähe der Inselgruppe Neukaledonien im Pazifischen Ozean hat es ein heftiges Erdbeben gegeben. Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte die Stärke am Freitag auf 7,7. Das Frühwarnsystem in den USA gab eine Tsunami-Warnung aus - unter anderem für Neukaledonien, Vanuatu und Fidschi. Bis zu drei Meter hohe Wellen seien in Vanuatu möglich, an den Küsten Neuseelands sowie der Pazifikstaaten Fidschi und Kiribati würden bis zu ein Meter hohe Wellen erwartet, hieß es.

«Ein Erdbeben dieser Stärke kann einen zerstörerischen Tsunami auslösen, der innerhalb von Minuten Küsten in der Nähe des Epizentrums und innerhalb von Stunden weiter entfernte Küsten treffen kann», teilten die Behörden in Vanuatu mit. Den Bewohnern der gesamten Inselgruppe wurde geraten, sofort Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und sich von Küstengebieten in höher gelegene Regionen zu begeben.

Auch in Neukaledonien wurden die Menschen aufgefordert, Küstengebiete zu verlassen. Die Notfallagentur in Neuseeland twitterte, sie verfolge die Situation genau. «Wenn ein Tsunami ausgelöst wurde, ist es wahrscheinlich, dass er Neuseeland erst nach mindestens einer Stunde erreicht.»

Jüngsten Angaben zufolge ereignete sich das Beben in 37 Kilometern Tiefe südöstlich der Loyalitätsinseln, die ein Teil des französischen Überseegebiets Neukaledonien sind. Auf den Inseln des Archipels leben rund 18.000 Menschen. Neukaledonien mit 270.000 Einwohnern befindet sich im südlichen Pazifik, westlich von Australien und nördlich von Neuseeland.


Sieben Tote bei Verkehrsunfall in US-Bundesstaat Oregon

WASHINGTON/MARION COUNTY: Bei einem schweren Unfall auf einer Fernstraße im US-Bundesstaat Oregon sind sieben Menschen ums Leben gekommen und mehrere verletzt worden.

Ersten Erkenntnissen zufolge seien zwei Lastwagen und ein Auto an dem Unfall am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) auf der Interstate 5 in Marion County beteiligt gewesen, teilte die Polizei mit. Die Unfallursache werde noch untersucht. Die Interstate 5 ist eine wichtige Verbindungsstraße an der US-Westküste und führt dort von der nördlichen Grenze der Vereinigten Staaten bis ganz in den Süden nach Mexiko. Der Bundesstaat Oregon liegt im Nordwesten der USA und hat etwas mehr als 4 Millionen Einwohner.


Forscher: Küssen war schon vor mindestens 4500 Jahren verbreitet

KOPENHAGEN: Küssen war schon vor mindestens 4500 Jahren eine verbreitete Geste der menschlichen Zuneigung im Nahen Osten. Das berichten Wissenschaftler der Universitäten Kopenhagen und Oxford im Fachblatt «Science» nach der Untersuchung von Inschriften auf Tontafeln aus Mesopotamien. «Sie enthalten klare Beispiele dafür, dass Küssen im Altertum ein Teil von romantischer Intimität war, genau wie es ein Teil von Freundschaften und Beziehungen zu Familienmitgliedern sein konnte», wird Autor Troels Pank Arbøll von der Universität Kopenhagen in einer Mitteilung der Hochschule zitiert.

Küssen sei nicht in einer einzelnen Region entstanden und habe sich von dort aus verbreitet: «Es scheint vielmehr in mehreren alten Kulturen über mehrere tausend Jahre hinweg praktiziert worden zu sein.» Damit widerspricht Arbøll Studien, denen zufolge das Küssen vor 3500 Jahren an einem bestimmten Ort in Südasien entstanden sein soll, von wo es sich auf andere Regionen ausgebreitet habe.

Die Wissenschaftler schreiben in «Science», ein älteres Beleg für Küssen finde sich bereits in einem 4500 Jahre alten Text aus Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Zudem verweisen sie auf eine 3800 Jahre alte Lehmtafel aus der Region, die ein Paar beim Küssen zeigt.

«Tatsächlich hat die Forschung zu Bonobos und Schimpansen, den nächsten lebenden Verwandten des Menschen, gezeigt, dass beide Arten das Küssen praktizieren, was darauf hindeuten könnte, dass Küssen ein grundlegendes Verhalten des Menschen ist. Das erklärt, weshalb es in allen Kulturen zu finden ist», sagt Ko-Autorin Sophie Lund Rasmussen von der Universität Oxford.


Australischer Arzt nach sieben Jahren Geiselhaft in Westafrika frei

PERTH: Ein australischer Arzt ist nach sieben Jahren Geiselhaft im westafrikanischen Burkina Faso wieder in Freiheit und in die Heimat zurückgekehrt. «Ich freue mich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass Dr. Kenneth Elliott nach mehr als sieben Jahren Gefangenschaft in Westafrika freigelassen wurde», sagte die australische Außenministerin Penny Wong am Freitag. Er sei «sicher und wohlauf» und bereits mit seiner Familie wiedervereint.

Der heute 88-Jährige war 2016 zusammen mit seiner Ehefrau von einer militanten Gruppe verschleppt worden, die Verbindungen zur islamistischen Terrororganisation Al-Kaida haben soll. Seine Frau wurde nach einem Jahr freigelassen. Das Paar lebte damals bereits seit 40 Jahren in Burkina Faso und führte dort eine Klinik.

Details zu der Freilassung des Mannes wurden nicht bekannt. Die Familie dankte in einer Mitteilung «der australischen Regierung und allen, die sich im Laufe der Zeit für seine Freilassung eingesetzt haben». Elliott brauche nun «Zeit und Privatsphäre, um sich auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen».


G7-Gipfel beginnt mit Erinnerung an Atombombenopfer von Hiroshima

HIROSHIMA: Die sieben großen demokratischen Industrienationen haben am Freitag im japanischen Hiroshima ihr diesjähriges Gipfeltreffen begonnen. Zum Auftakt empfing der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida die anderen Staats- und Regierungschefs der G7 zu einem Besuch im Friedensmuseum, das an den US-Atombombenangriff auf die Stadt am 6. August 1945 erinnert. Die Bombe hatte auf einen Schlag 70.000 Menschen getötet, Zehntausende weitere starben später. Drei Tage später folgte ein weiterer Atombombenabwurf auf die japanische Stadt Nagasaki.

Zur G7 gehören neben Gastgeber Japan auch Deutschland, die USA, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada sowie die Europäische Union.

Hiroshima sei ein «Mahnmal, dass wir eine Verantwortung haben für Frieden und Sicherheit in der Welt», hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag nach seiner Ankunft gesagt.

Im Mittelpunkt des dreitägigen Treffens stehen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, eine Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau, aber auch der Umgang mit China und seinen Machtansprüchen sowie die schwierige Lage der Weltwirtschaft.


Ascheregen rund um Vulkan: Etwa 900 Schulen geschlossen

PUEBLA: Wegen eines vom Vulkan Popocatépetl verursachten Ascheregens ist in Zentralmexiko der Unterricht an rund 900 Schulen ausgefallen. Betroffen seien 125.000 Schüler und Studenten sowie 6000 Lehrer in 22 Gemeinden rund um den Vulkan, teilten die Bildungsbehörden des Bundesstaates Puebla am Donnerstag (Ortszeit) mit.

Der Vulkan liegt etwa 85 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt und hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Asche, Dampf und Gas ausgestoßen. Die nationale Behörde zur Katastrophenprävention (Cenapred) empfahl den Menschen in der Region, Nase, Mund und Augen zu schützen, Fenster zu schließen und möglichst in geschlossenen Räumen zu bleiben.

Der Popocatépetl ist einer der aktivsten Vulkane Mexikos. Er liegt an der Grenze der Bundesstaaten México, Puebla und Morelos und ist mehr als 5400 Meter hoch. Rund um den Vulkan gilt eine Sperrzone von zwölf Kilometern. In einem Umkreis von 100 Kilometern leben rund 25 Millionen Menschen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.