Neues aus dem Ausland am Freitag

Neues aus dem Ausland am Freitag

Pariser Terrorprozess: Hauptangeklagter entschuldigt sich bei Opfern

PARIS: Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris mit 130 Toten hat sich der Hauptangeklagte bei den Opfern entschuldigt. «Ich möchte allen Opfern mein Beileid und meine Entschuldigung aussprechen», sagte Salah Abdeslam am Freitag vor Gericht in Paris, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. «Ich weiß, dass der Hass andauert (...), ich bitte Sie heute, mich in Maßen zu hassen.» Es war das erste Mal während der sieben Monate langen Prozessdauer, dass der einzige Überlebende des Terrorkommandos Worte des Mitgefühls für die Opfer äußerte.

Abdeslam hatte seine Beteiligung an den Anschlägen vor Gericht eingeräumt, seine Sprengstoffweste aber nach eigener Darstellung bewusst nicht gezündet, weil er sich anders entschieden hatte. Da seine Sprengstoffweste nach Feststellung eines Sachverständigen defekt war, gibt es Zweifel an seiner Aussage. Obwohl Abdeslam im Prozessverlauf umfangreich aussagte, ließ er sämtliche wichtigen Fragen unbeantwortet. Wer die Anschlagserie plante, finanzierte und koordinierte, die Ziele festsetzte und wo ursprünglich weitere Attacken geplant waren, sagte der Franzose nicht.

Vielmehr betonte er seine anhaltende Sympathie für die Terrormiliz Islamischer Staat. Die Anschlagserie bezeichnete er als eine Verteidigungsaktion des IS wegen angeblicher französischer Angriffe gegen Islamisten in Syrien mit zivilen Opfern. Die Verantwortung dafür gab er Frankreichs damaligem Präsidenten François Hollande. Angehörige und Überlebende reagierten empört auf diese Worte.

Bei der Anschlagsserie am 13. November 2015 hatten Extremisten insgesamt 130 Menschen getötet. Drei Angreifer verübten ein Massaker im Konzertsaal «Bataclan», andere griffen Bars und Restaurants an. Am Stade de France sprengten sich zudem während eines Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich drei Selbstmordattentäter in die Luft. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten, die Frankreich ins Mark trafen, für sich. Angeklagt sind insgesamt 20 mutmaßliche Islamisten.


Frankreichs Sozialisten rufen mit markigen Plakaten zu Macronwahl auf

PARIS: Mit markigen Sprüchen will Frankreichs Sozialistische Partei zur Wahl des liberalen Präsidenten Emmanuel Macrons in der Stichwahl gegen die Rechte Marine Le Pen mobilisieren. «Wir haben alle Lust, scheiße zu sagen, aber gegenüber der Rechtsextremen - wählen wir «Macron»», heißt es auf einem der am Freitag veröffentlichten Kampagnenplakate.

In einer Mitteilung von Parteichef Olivier Faure hieß es, die Gefahr, dass die Rechte an die Macht kommen könne, sei echt. Um dies verhindern, müsse Macron gewählt werden. Die veröffentlichten Plakate in Weiß, Rot und Grau nutzen Wortspiele und sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Zunächst geht es um die Wut und Enttäuschung der Wählerschaft, dann kämpferisch um ein Verhalten gegenüber der extremen Rechten. Die Wahl für Macron folgt am Ende in kleinerer Schrift eher als Nachgedanke.

Macron und Le Pen hatten sich am vergangenen Sonntag in der ersten Wahlrunde beide für die Stichwahl am 24. April qualifiziert. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo kam auf nicht einmal zwei Prozent der Stimmen.


Nordkorea feiert «Tag der Sonne» mit Massentänzen und Feuerwerk

SEOUL/PJÖNGJANG: Nach einem Dutzend Raketentests in diesem Jahr hat Nordkorea seinen wichtigsten Nationalfeiertag ohne Säbelrasseln gefeiert. Das Staatsfernsehen zeigte am Freitagabend (Ortszeit) zum 110. Geburtstag des «ewigen Präsidenten» Kim Il Sung eine Massenveranstaltung in der Hauptstadt Pjöngjang. Tausende junger Menschen tanzten demnach auf dem nach dem früheren Staatschef benannten Platz. Frauen trugen bunte traditionelle Kostüme. Im Anschluss sollte zum «Tag der Sonne» auch ein großes Feuerwerk stattfinden. Ob auch Machthaber Kim Jong Un als Zuschauer anwesend war, blieb unklar.

In Südkorea war zuvor befürchtet worden, Nordkorea könnte vor oder am Geburtstag erneut Raketen starten oder eventuell sogar einen neuen Atomtest durchführen, um Stärke zu demonstrieren. Nordkorea nimmt dazu oft wichtige Feier- oder Gedenktage zum Anlass. Doch neue Waffentests blieben diesmal aus. Auch gab es keine Anzeichen für eine größere Militärparade. Experten hatten in den vergangenen Wochen auf Satellitenbildern entsprechende Vorbereitungen auf einem Übungsplatz in der Hauptstadt ausmachen können.

Nordkorea hat in diesem Jahr bereits mehrfach Raketen getestet. Zuletzt wurden die Nachbarländer durch den neuen Test einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete alarmiert. UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang den Test von Raketen jeglicher Reichweite, die einen Atomsprengkopf tragen können. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist das Land harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Über den als Staatsgründer verehrten Kim Il Sung, seinen Sohn Kim Jong Il sowie seinen Enkel Kim Jong Un wird ein intensiver Personenkult betrieben. Die runden Geburtstage von Kim Il Sung werden pompös gefeiert. Zu seinem 110. Geburtstag gab es den Berichten zufolge in den vergangenen Tagen bereits größere Versammlungen und Ausstellungen. Die Leichen des 1994 gestorbenen Kim Il Sung sowie seines Sohnes Kin Jong Il, der Ende 2011 starb, liegen einbalsamiert in einem Mausoleum in Pjöngjang und können dort von den Nordkoreanern angeschaut werden.


Bus in Simbabwe auf Weg zur Ostermesse verunglückt: 35 Tote

HARARE: Mindestens 35 Menschen sind bei einem Busunglück im südafrikanischen Simbabwe auf dem Weg zu einer Osterveranstaltung ums Leben gekommen. Rund 71 weitere Passagiere seien verletzt worden, 13 davon schwer, sagte Polizeisprecher Paul Nyathi der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Der Bus, der mehr als 100 Mitglieder einer zionistischen Kirchengemeinde zu einem Gottesdienst fuhr, sei in den frühen Morgenstunden in der südöstlichen Stadt Chipinge von der Straße abgekommen und einen Abhang hinuntergestürzt, so Nyathi. Der Bus mit etwa 60 Sitzplätzen sei überladen gewesen.

In Simbabwe und anderen afrikanischen Ländern kommt es oft zu schweren Verkehrsunfällen. Grund dafür sind schlechte Straßen, schlecht gewartete Fahrzeuge und Geschwindigkeitsüberschreitungen.


Rund 60 Verletzte nach Zusammenstößen auf dem Tempelberg

JERUSALEM: Zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern ist es am Freitagmorgen auf den für Juden und Muslimen heiligen Tempelberg in Jerusalem zu Zusammenstößen gekommen. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdiensts Roter Halbmond wurden rund 60 Palästinenser verletzt, nachdem israelische Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt hätten, wie die «Jerusalem Post» berichtete. Nach Angaben der Polizei war es nach dem Ende der Morgengebete zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung auf dem Tempelberg bei der Al-Aksa-Moschee gekommen, bei der Randalierer Steine geworfen und Feuerwerkskörper abgefeuert hätten. Unter rund 12.000 Gläubigen hätten sich etwa 100 Randalierer befunden.

Zum Freitagsgebet wurden Zehntausende Muslime in der Jerusalemer Altstadt erwartet, um während des muslimischen Fastenmonats Ramadan auf und um den Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) zu beten. Am Freitagabend beginnt auch das jüdische Pessachfest, das zusätzlich Gläubige und Besucher anziehen wird. Das Tourismusministerium erwartet insgesamt 30.000 ausländische Touristen allein in dieser Woche. Die Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam.

Darüber hinaus wollen trotz einer blutigen Terrorwelle in Israel Tausende Christen am Karfreitag den Kreuzweg Jesu in Jerusalem nachstellen. Es wird ein massives Polizeiaufgebot vor allem in der Altstadt erwartet. Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist dabei extrem angespannt: In den vergangenen Wochen sind bei vier Anschlägen in Israel 14 Menschen getötet worden.


Prozess um Enthauptungen: Britisches IS-Mitglied schuldig gesprochen

WASHINGTON: Ein aus Großbritannien stammendes berüchtigtes Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist in den USA wegen der Beteiligung an Geiselnahmen und Tötungen von US-Bürgern schuldig gesprochen worden. US-Medien berichteten am Donnerstag übereinstimmend, dass die Geschworenen an einem Bundesgericht im US-Staat Virginia den Angeklagten El Schafi Elscheich wegen vier Geiselnahmen und der Verschwörung zur Tötung jener amerikanischen Geiseln schuldig sprachen. Ihm droht lebenslange Haft. Das Strafmaß soll vom Gericht zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Der inzwischen 33-Jährige gehörte der Anklage zufolge zu einer IS-Terrorzelle, die wegen der Herkunft und des Akzents der Mitglieder als «The Beatles» bekannt wurde. Die Zelle hatte nach Angaben des US-Außenministeriums mehr als zwei Dutzend Geiseln enthauptet und viele weitere gefoltert. Zu ihren Opfern zählten demnach auch die US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie die Entwicklungshelfer Peter Kassig und Kayla Mueller. Videos von Enthauptungen, bei denen Gefangene in orangefarbene Overalls gekleidet waren, lösten 2014 weltweit Entsetzen aus.

Elscheich war zusammen mit einem weiteren mutmaßlichen Mitglied der Zelle, Alexanda Kotey, von Großbritannien ausgeliefert worden - unter der Bedingung, dass ihm in den USA keine Todesstrafe drohen würde. Kotey plädierte im vergangenen Jahr vor einem US-Gericht auf schuldig. Das Strafmaß in seinem Fall wurde noch nicht verkündet.

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