Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Biden: Bin kein «Fan» von Ausweitung des Supreme Court

PHILADELPHIA/MIAMI: Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat sich nicht völlig gegen eine Ausweitung der Richterstellen am Obersten Gericht ausgeschlossen. «Ich war kein Fan von der Ausweitung des Gerichts» und er sei es auch heute nicht, sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Fragestunde von Wählern des Senders ABC. Er sei aber offen, darüber nachzudenken, sollten die Republikaner mit der Nachbesetzung eines freigewordenen Richterpostens vor der Wahl am 3. November voranschreiten.

Am Obersten Gericht der USA sind neun auf Lebenszeit ernannte Richter. Nach dem Tod der liberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg treiben die Republikaner im US-Senat die Bestätigung der konservativen Kandidatin Amy Coney Barrett voran. Sie war von US-Präsident Donald Trump für die Nachfolge vorgeschlagen worden. Es wird erwartet, dass Barrett noch vor der Wahl bestätigt wird - zum Ärger der Demokraten, die gefordert hatten, dass die Nachbesetzung durch den Wahlsieger geregelt wird. Im Streit über die Nachbesetzung reifte bei einigen Demokraten die Idee, mit einer Ausweitung des Gerichts um zwei oder vier Sitze die konservative Mehrheit einzuschränken. Biden war nun mehrfach nach seiner Haltung zu dieser Idee gefragt worden, wollte sich aber nicht dazu äußern.

Trump hielt parallel zu Biden eine vom Fernsehsender NBC veranstaltete Fragestunde mit Wählern in Miami (Florida) ab. Eigentlich sollten sich die Kandidaten an diesem Donnerstag in einer gemeinsamen Fernsehdebatte den Fragen von Wählern stellen. Die Planungen für das zweite TV-Duell vor der Wahl am 3. November waren aber durcheinandergeraten, nachdem sich Trump Anfang Oktober mit dem Coronavirus infiziert hatte. Er hatte sich geweigert, die Debatte online abzuhalten, um Ansteckungen auszuschließen. Biden kündigte daraufhin eine eigene TV-Veranstaltung an, Trump zog nach. Die erste Debatte der beiden Ende September war ins Chaos abgeglitten.


Zwei neue Frauen-Statuen sorgen in New York für Wirbel

NEW YORK: Zwei neue und völlig unterschiedliche Frauen-Statuen - eine Nonne und eine nackte Frau - haben auf ebenfalls völlig unterschiedliche Art und Weise in New York für Wirbel gesorgt. Vor dem Gerichtsgebäude im südlichen Manhattan, in dem unter anderem der frühere Hollywood-Mogul Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen verurteilt wurde, steht seit kurzem eine Medusa-Statue - nackt, mit Schwert in der einen und abgeschnittenem Kopf in der anderen Hand. Die Skulptur sei als Symbol der #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Gewalt ausgewählt worden, sagte ihr Erschaffer, der argentinische Künstler Luciano Garbati.

Im Internet ließ die Kritik an dem Kunstwerk nicht lange auf sich warten: Warum ausgerechnet eine von einem Mann erschaffene Skulptur, die außerdem schon 2008 lange vor dem Beginn der #MeToo-Bewegung entstanden sei, ausgewählt worden sei, fragten zahlreiche Menschen. Andere wunderten sich, warum die Figur aus der griechischen Mythologie den abgetrennten Kopf des Perseus und nicht den des Poseidon - der Sage nach ihr Vergewaltiger - in der Hand halte.

Einige Straßenblocks weiter südlich sorgte eine ganz andere neue Skulptur aus ganz anderen Gründen für Wirbel: Die Statue der Nonne Franziska Xaviera Cabrini, die im 19. Jahrhundert aus Italien in die USA ausgewandert war, sich zeit ihres Lebens vor allem für Einwanderer einsetzte und 1946 als erste US-Amerikanerin heilig gesprochen wurde, wurde von Gouverneur Andrew Cuomo der Öffentlichkeit übergeben. Damit widersetzte sich Cuomo einer Initiative von Bürgermeister Bill de Blasio, mit dem er seit Jahren im Streit liegt. Diese setzt sich zwar für mehr Statuen von Frauen in der Millionenmetropole ein, hatte Cabrini aber nicht auf der Liste.


Weiterer Landungssteg in New York zum Park verwandelt

NEW YORK: Ein weiterer Landungssteg ist in New York zum Park verwandelt worden - diesmal mit einem Fokus auf der Ökologie des Hudson River. Auf dem für rund 40 Millionen Dollar (etwa 35 Millionen Euro) umgebauten und vor kurzem neu eröffneten «Pier 26» im Hudson River Park im Südwesten Manhattans befinden sich ein Sportplatz, hölzerne Schaukeln und Liegestühle sowie zahlreiche einheimische Pflanzen und Bäume. An der Spitze des Stegs wurde zudem eine Sumpflandschaft angelegt, die nur bei Ebbe im Hudson River zu sehen ist.

Die Landungsstege an den Küsten New Yorks wurden früher industriell genutzt. Inzwischen sind zahlreiche davon zu viel genutzten und beliebten Parks am Wasser umgebaut worden.


Erster Tag des EU-Gipfels vorbei

BRÜSSEL: Die EU-Staats- und Regierungschefs haben den ersten Tag ihres Brüsseler Gipfels am späten Donnerstagabend beendet.

Dies teilte ein Ratssprecher mit. Themen waren das Verhältnis der Europäischen Union zu Großbritannien, der Klimaschutz und die engere Abstimmung in der Corona-Krise. Am Freitag soll das Treffen um 9.30 Uhr mit einer Debatte über die Beziehungen zu Afrika fortgesetzt werden.


EU will Klimaziel 2030 erhöhen - Beschluss erst im Dezember

BRÜSSEL: Die EU-Staaten haben sich grundsätzlich darauf geeinigt, das Klimaziel für 2030 zu verschärfen. «Um das Ziel einer klimaneutralen EU bis 2050 in Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen zu erreichen, muss die EU ihre Ambition für die nächsten zehn Jahre erhöhen und ihre Klima- und Energiepolitik anpassen», heißt es im Beschluss des EU-Gipfels vom Donnerstagabend. In dem Zusammenhang sei der Vorschlag der EU-Kommission diskutiert worden, die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Ein Beschluss solle bis Ende des Jahres fallen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich zu Beginn des Gipfels hinter das 55-Prozent-Ziel gestellt. Die CDU-Politikerin sagte, es wäre wichtig, wenn sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis Dezember in einer Vereinbarung gemeinsam zu diesem Ziel bekennen würden. «Deutschland wird das jedenfalls tun.» Bisher gilt als Ziel minus 40 Prozent.


Trump: Habe mehr Vermögen als Schulden

MIAMI: US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben Schulden, die aber von seinem Vermögen mehr als aufgewogen werden. «Es ist ein winziger Prozentsatz meines Nettovermögens», sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einer Fragestunde mit Wählern des Senders NBC in Miami im Bundesstaat Florida. Trump schien die von der «New York Times» kürzlich berichtete persönliche Schuldenhöhe von 421 Millionen Dollar in etwa zu bestätigen. Er wollte sich zunächst zwar auf Nachfrage der Moderatorin nicht festlegen, sprach dann aber selber von «400 Millionen Dollar».

Bei diesen Schulden handele es sich um eine kleine Sache, sagte Trump. Auf die Frage, ob er auch bei ausländischen Organisationen in der Kreide stehe, sagte er: «Nicht, dass ich wüsste.» Er schulde keinen «finsteren Leuten» Geld.

Trump begründete die Nicht-Veröffentlichung seiner Steuererklärungen erneut damit, dass die Steuerbehörden seine Bücher prüften. Er versprach - wie seit Jahren - dass er die Steuererklärungen «sehr gerne» veröffentlichen werde, sobald diese Prüfung abgeschlossen sei. Normalerweise veröffentlichen Präsidentschaftskandidaten bereits im Wahlkampf ihre Steuererklärungen. Der Republikaner Trump wehrt sich seit langem gegen Bestrebungen der Demokraten, Zugang zu erhalten.


Über 600 syrische IS-Gefangene von Kurdenmiliz entlassen

Beirut (dpa)- Die kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) im Nordosten Syriens haben mehr als 600 syrische Gefangene freigelassen, die wegen ihrer Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Haft waren. Alle 631 Entlassenen seien syrische Staatsbürger ohne «Blut an ihren Händen», sagte der Sprecher des Syrischen Demokratischen Rates (SDC), Amdschad Osman, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Ausländer mit Verbindungen zum IS seien bisher nicht freigelassen worden.

Die Freilassungen aus den Gefangenenlagern bei Kamischli nahe der Grenze zur Türkei am Donnerstag seien die ersten nach einem Amnestie-Abkommen mit arabischen Stämmen in Ostsyrien, sagte Osman. Weitere sollen folgen.

Syrische Kurden haben eine wichtige Rolle im Kampf gegen den IS im Bürgerkriegsland Syrien gespielt. Die von der Kurdenmiliz YPG dominierte SDF bewacht in den 2016 in Nordsyrien eingerichteten Lagern Tausende IS-Gefangene, unter ihnen auch viele Ausländer und deren Familien. Sie fordern die internationale Gemeinschaft seit Langem auf, eine Lösung für die gefangenen IS-Leute zu finden. Mehrere europäische Staaten haben es bisher jedoch abgelehnt, die IS-Anhänger zurückzuholen.


EU-Chefunterhändler Barnier bietet Briten intensive Verhandlungen an

BRÜSSEL: EU-Chefunterhändler Michel Barnier hat Großbritannien vorgeschlagen, die Verhandlungen über einen Handelspakt für die Zeit nach der Brexit-Übergangsperiode noch einmal deutlich zu intensivieren. «Ich habe dem britischen Team angeboten, in der wenigen noch verbleibenden Zeit intensiv zu verhandeln, um gegen Ende Oktober die von uns gewünschte Vereinbarung zu erzielen», sagte Barnier nach Beratungen mit den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel. Er wolle die kommende Woche komplett in London sein und wenn nötig auch das Wochenende über. Dann seien Verhandlungen in Brüssel vorgesehen. «Wir bleiben bis zum letzten (...) Tag verfügbar», betonte Barnier.

Großbritannien hat die EU Ende Januar verlassen, ist aber noch bis Jahresende Mitglied des europäischen Binnenmarkts und der Zollunion. Sollte es bis dahin keine Einigung über die künftigen Handelsbeziehungen geben, könnte dies schwerwiegende Konsequenzen für Unternehmen und zum Beispiel das EU-Fischereigewerbe haben. Die EU-Seite hält einen Abschluss der Verhandlungen bis Ende Oktober für nötig, damit ein etwaiger Vertrag noch ratifiziert werden kann.


Britischer Brexit-Verhandler Frost enttäuscht über harte Linie der EU

LONDON: Der britische Chef-Unterhändler David Frost hat sich enttäuscht über die Position der EU zu einem Handelspakt mit Großbritannien für die Zeit nach dem Brexit gezeigt. Er sei «enttäuscht» über die Linie der EU-Staaten und «überrascht», dass die EU sich «nicht mehr dazu bekennt, intensiv an einer zukünftigen Partnerschaft zu arbeiten», schrieb Frost am Donnerstagabend auf Twitter während des ersten EU-Gipfeltages in Brüssel.

Die EU-Staatschefs und Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatten zuvor erneut zwar das Interesse an einem Abkommen bekundet, aber auch klar gemacht, nicht von ihren Prinzipien abrücken zu wollen. Er sei «auch überrascht über den Vorschlag, dass nur Großbritannien auf die EU zukommen soll, um ein Abkommen zu erreichen. Das ist ein ungewöhnliches Vorgehen in Verhandlungen», schrieb Frost weiter. Premierminister Boris Johnson wolle sich am Freitag dazu äußern.

Derzeit ringen Großbritannien und die EU weiter um einen Handelspakt für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase, die zum Jahreswechsel ausläuft. Ohne Einigung drohen Zölle und hohe Handelshürden. Die Zeit wird knapp, doch bei mehreren strittigen Punkten stocken die Verhandlungen seit Monaten.


Tausende Indigene ziehen gegen Gewalt in die Hauptstadt

BOGOTÁ: Angesichts eskalierender Gewalt haben sich Tausende Indigene in Kolumbien auf einen Demonstrationszug in die Hauptstadt Bogotá gemacht, um Druck auf die Regierung auszuüben. Der als «minga» bekannte Protest - ein indigenes Wort, das sich auf eine gemeinsame Anstrengung für das Gemeinwohl bezieht - richte sich gegen Morde an sozialen Anführern und Massaker in ländlichen Gebieten, sagte Rubiel Lis von dem «Regionalen Indigenen Rat von Cauca» (CRIC) der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die Zahlen in kolumbianischen Medien und von Indigenen-Organisationen variierten zwischen 5000 und 12.000 Teilnehmern.

Nachdem ein Treffen mit Innenministerin Alicia Arango in Cali nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatte, streben die indigenen Demonstranten, die in Bussen reisen, ein Treffen mit Präsident Iván Duque an. Etwa 1000 soziale Anführer, Menschenrechts- und Umweltaktivisten sind in Kolumbien nach Angaben der Nichtregierungsorganisation «Indepaz» getötet worden, seit die Regierung 2016 ein Friedensabkommen mit der Guerilla-Organisation Farc unterzeichnete. Unter den Opfern sind laut «Indepaz» mehr als 240 Indigene, die meisten aus dem Department Cauca im Südwesten des Landes. In diesem Jahr hat es auch bereits mehr als 65 Massaker mit mehr als drei Toten gegeben, wobei Cauca ebenfalls eine der am meisten betroffenen Gegenden des südamerikanischen Landes ist.

Etwa 1,9 Millionen Menschen in Kolumbien, einem Staat mit 50 Millionen Einwohnern, bezeichnen sich selbst als indigen. Die Regierung schreibt die Gewalt bewaffneten Gruppen zu, die immer noch aktiv sind. Tausende Farc-Dissidenten kämpfen immer noch gegen die Regierung und um Anteile am Drogenhandel. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN ist weiter aktiv. Zudem stoßen andere Verbrechersyndikate in die früheren Einflussgebiete der Farc vor.


Vorwurf Menschenhandel: Ehemaliger Kommandeur festgenommen

TRIPOLIS: In Libyen ist ein berüchtigter mutmaßlicher Menschenhändler des Landes festgenommen worden. Der ehemalige Küstenwachen-Kommandeur Abd al-Rahman al-Milad soll Migranten sowie Treibstoff geschmuggelt haben, teilte das Innenministerium in Tripolis mit. Er stand seit 2018 auf der Sanktionsliste des UN-Sicherheitsrats.

Al-Milad, auch bekannt unter dem Namen «Bidscha», leitete westlich von Tripolis eine Einheit der Küstenwache. Von hier planen viele Migranten, das Mittelmeer Richtung Europa zu überqueren. «Bidschas» Einheit steht den Vereinten Nationen zufolge «durchgehend in Verbindung mit Gewalt gegen Migranten und anderen Menschenschmugglern». So sollen er und weitere Mitglieder der Küstenwache Boote voller Migranten durch Beschuss zum Sinken gebracht haben. Der UN-Sanktionsausschuss forderte seine Festnahme, die nun nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erfolgte.

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Bürgerkrieg und Chaos. Der nordafrikanische Staat hat sich seitdem zum zentralen Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa entwickelt.


Senats-Ausschuss stimmt am 22. Oktober über Barrett ab

WASHINGTON: Der Justiz-Ausschuss des US-Senats wird am 22. Oktober über Amy Coney Barrett als Kandidatin für das Oberste Gericht der USA abstimmen. Das ist ein Zwischenschritt, bevor der gesamte Senat über die von Präsident Donald Trump nominierte konservative Juristin entscheidet. Die republikanische Mehrheit in dem Ausschuss setzte den Termin am Donnerstag gegen die Stimmen der Demokraten durch. Trump hatte das Ziel ausgegeben, Barrett noch vor der Präsidentenwahl am 3. November ans Oberste Gericht zu bringen.

Die Richter werden vom Präsidenten nominiert und vom Senat ernannt. Barrett soll nach dem Willen Trumps die im September verstorbene liberale Justiz-Ikone Ruth Bader Ginsburg ersetzen. Die Konservativen würden mit Barretts Ernennung die dominierende Mehrheit von sechs der neun Sitze am Obersten Gericht bekommen.

Die Demokraten fordern, dass erst der Sieger der Präsidentenwahl über die Ginsburg-Nachfolge entscheiden sollte. Im Ausschuss appellierte am Donnerstag der demokratische Senator Cory Booker an die Republikaner, nicht mit Barretts Bestätigung fortzufahren, um die Spaltung im Senat und im Kongress nicht zu vertiefen.


Schwesig bekräftigt in Lubmin Unterstützung für Nord Stream 2

LUBMIN: Mit einem Besuch der Gas-Anlandestation der Ostseepipeline Nord Stream 2 in Lubmin hat Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ihre Unterstützung für das umstrittene Projekt bekräftigt. «Die Landesregierung hält weiter fest an der Fertigstellung der Ostseepipeline», sagte sie im Gespräch mit Unternehmern des Wirtschaftsstandortes Lubmin. «Wir brauchen das Gas.» Es werde immer viel über die Verlässlichkeit von Russland geredet. «Aber auch wir müssen verlässlich sein», sagte Schwesig.

Zusammen mit Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann und Energieminister Christian Pegel (beide SPD) besichtigte sie außerdem den benachbarten Industriehafen Lubmin. Schwesig gehört zu den entschiedensten Befürwortern der umstrittenen Pipeline, die russisches Gas über mehr als 1200 Kilometer durch die Ostsee nach Deutschland bringen soll.

Trotz der US-Sanktionen gegen Unternehmen, die am Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligt sind, ist in den vergangenen Monaten an dem Projekt weitergearbeitet worden. Die Gas-Anlandestation in Lubmin ist seit Ende vorigen Jahres technisch betriebsbereit, wie ein Unternehmenssprecher sagte.


Trump und Biden treten bei konkurrierenden TV-Fragestunden auf

PHILADELPHIA/MIAMI: US-Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden sind zeitgleich bei konkurrierenden TV-Fragestunden mit Wählern aufgetreten.

Biden stellte sich in der Nacht auf Freitag (MESZ) Fragen von Wählern in Philadelphia, Trump war in Miami. Eigentlich sollten die Kandidaten in einer gemeinsamen Fernsehdebatte befragt werden. Die Planungen für das zweite Duell vor der Wahl am 3. November gerieten aber durcheinander, nachdem sich Trump mit dem Coronavirus infiziert hatte. Trump hatte sich geweigert, aus Sicherheitsgründen die Debatte online abzuhalten. Biden kündigte daraufhin eine eigene TV-Veranstaltung an, Trump zog nach.


Prinz aus Bahrain steht als Erster im Jahr auf Himalaya-Achttausender

KATHMANDU: Ein Prinz aus dem Königreich Bahrain, ein Dutzend weitere Abenteurer und ihr Sherpa-Team sind als erste Bergsteiger dieses Jahres auf der Spitze eines Achttausender-Bergs im Himalaya angekommen. Sie standen am Donnerstag oben auf dem Manaslu, sagte die Chefin der nepalesischen Tourismus-Behörde. Wegen der Corona-Pandemie hatte Nepal den Mount Everest und andere Himalaya-Berge kurz vor der Hauptsaison im Frühling zeitweise dicht gemacht. Die Gruppe von Prinz Mohammed Hamad al-Chalifa hatte als erste eine Bewilligung erhalten, die für die Besteigung nötig ist. Die Expedition werde von der Royal Guard Bahrains organisiert, einer Einheit der Streitkräfte.

Die Einnahmen durch Alpinisten sind wichtig für das südasiatische Land, das nach UN-Angaben zu den am wenigsten entwickelten der Welt gehört. Im Land sind 8 der 14 Achttausender der Welt. Das Königreich am Persischen Golf ist auch aus anderen Gründen wichtig für Nepal. Nach Behördenangaben arbeiten dort rund 40.000 Nepalesen in Niedriglohn-Jobs, etwa als Bauarbeiter, Hausangestellte oder Kamelhüter.

Laut der Trekking-Firma Seven Summit Treks, die die Expedition des Prinzen und 14 seiner Landsleute sowie drei Briten in Nepal durchführt, sollen rund 80 Sherpa-Helfer mitkommen. Diese tragen Gepäck und führen die Ausländer zum Gipfel.


Betrugsvorwürfe: Polens früherer Vize-Regierungschef festgenommen

WARSCHAU: Sicherheitskräfte von Polens Antikorruptionsbehörde CBA haben den Rechtsanwalt und früheren Vize-Regierungschef Roman Giertych festgenommen. Die Ermittler werfen dem einstigen Verbündeten und jetzigen Gegner von Polens Vize-Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski (PiS) und einem ebenfalls festgenommenen prominenten polnischen Geschäftsmann Betrug zulasten eines Unternehmens sowie Geldwäsche vor, teilte die Staatsanwaltschaft in Posen (Poznan) am Donnerstag mit.

Kaczynskis nationalkonservative PiS und Giertychs anti-europäische Liga polnischer Familien regierte bis 2007 zusammen. Der 49-Jährige konzentrierte sich seitdem auf seine Anwaltskanzlei, zuletzt vertrat er Mandanten in mehreren politisch relevanten Prozessen. Die Politik der derzeitigen Regierungspartei PiS kritisierte er lautstark.

Die PiS pflegt das Image einer Law-and-Order-Partei, die hart gegen Kriminalität, Korruption und undurchsichtige Netzwerke der Geschäftswelt vorgeht. Politische Gegner werfen der Partei vor, die Antikorruptionsbehörde CBA vornehmlich gegen Vertreter der Opposition einzusetzen, während bei Politikern und Geschäftsleuten aus den eigenen Reihen nicht so genau hingesehen werde.


Mindestens zehn Migranten vor der Küste von Dschibuti gestorben

DSCHIBUTI: Vor der Küste von Dschibuti am Horn von Afrika sind mindestens zehn Migranten gestorben. Die Afrikaner seien auf dem Weg zurück aus dem Konfliktland Jemen gewesen, teilte die UN-Organisation für Migration (IOM) am Donnerstag mit. Die Leichen seien an Land geschwemmt worden. Es werde dringend Such- und Rettungshilfe benötigt, hieß es in einem Tweet.

Auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben reisen viele Menschen aus afrikanischen Ländern nicht nur nach Nordafrika und Europa, sondern auch über den Jemen in die Staaten der Golf-Region, etwa Saudi-Arabien. Im vergangenen Jahr kamen der IOM zufolge 138.000 Menschen vom Horn von Afrika per Boot an der jemenitischen Küste an. Zum Vergleich: Über das Mittelmeer seien in diesem Zeitraum 110.000 Migranten nach Europa gereist.

Die meisten Migranten, die im Jemen ankommen, sind aus Äthiopien sowie aus Eritrea und Somalia. Jedes Jahr sterben etliche Menschen bei der Überfahrt nach Europa sowie in den Jemen.


Bangladesch verurteilt fünf Gruppenvergewaltiger zum Tode

DHAKA: Nur Tage nach der Einführung der Todesstrafe für Vergewaltiger in Bangladesch hat ein Gericht erstmals Täter zum Tode verteilt. Die fünf Männer sollen vor acht Jahren eine 15-jährige Schülerin einer religiösen Schule in der Nähe eines Dschungels vergewaltigt haben, hieß es von dem Gericht am Donnerstag. Jeder Täter wurde außerdem zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 1000 Euro (100.000 Taka) verurteilt. Drei der fünf Verurteilten seien allerdings während des Gerichtsprozesses gegen Kaution freigekommen und zurzeit flüchtig, sagte ein Polizeisprecher.

Vor der Gesetzesänderung diese Woche hatten Leute im ganzen Land mehrere Tag lang gegen sexuelle Gewalt und für schnellere und härtere Strafen für Vergewaltiger protestiert. Aktivisten kritisierten, dass Sexualstraftäter in Bangladesch nur selten verurteilt und viele Taten nie angezeigt würden, da sich die Opfer vor sozialer Stigmatisierung fürchteten. Auslöser der Proteste war ein viral gegangenes Video eines sexuellen Missbrauchs an einer Frau durch mehrere Männer. Vor der Gesetzesänderung war die Höchststrafe für Vergewaltigungen lebenslange Haft.


Mann lässt Koffer mit drei Kilogramm Drogen auf Bahnsteig stehen

BREMEN: Einen Koffer mit drei Kilogramm Marihuana hat ein unbekannter Mann in Deutschland am Hauptbahnhof Bremen stehen lassen.

Wie die deutsche Bundespolizei am Donnerstag mitteilte, wurde der herrenlose Koffer auf dem Bahnsteig am Vortag zunächst als möglicherweise gefährlicher Fund behandelt. Ein Blick auf die Überwachungsvideos zeigte der Polizei, wie der Mann den blauen Hartschalenkoffer abstellte und den Bahnhof nach etwa zehn Minuten wieder verließ.

Nach näherer Untersuchung durch Spezialisten wurde der Koffer geöffnet. Er enthielt Kleidung und drei Plastiktüten mit Marihuana. Wegen des Einsatzes mussten mehrere Gleise für zwei Stunden gesperrt werden, 18 Züge verspäteten sich.


EU-Gipfel zum Brexit und Klimaschutz in Brüssel gestartet

BRÜSSEL: Bundeskanzlerin Angela Merkel und die übrigen EU-Staats- und Regierungschefs sind am Donnerstagnachmittag in ihren zweitägigen Gipfel in Brüssel gestartet. Zu Beginn tauschten sie sich mit EU-Parlamentspräsident David Sassoli aus, wie ein Sprecher auf Twitter mitteilte.

Themen des Gipfels sind der Streit über einen Handelspakt mit Großbritannien nach dem Brexit und die Erhöhung des EU-Klimaziels für 2030. Auch die stark steigenden Corona-Zahlen beschäftigen den zweitägigen Gipfel. Am Freitag soll es auch um die EU-Afrika-Beziehungen sowie um weitere außenpolitische Themen gehen.


Nach Missbrauchsvorwürfen: WHO setzt Untersuchungskommission ein

GENF: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lässt die Missbrauchsvorwürfe zahlreicher Frauen gegen internationale Helfer während der Ebola-Krise in Afrika untersuchen. Die frühere Außenministerin von Niger, Aïchatou Mindaoudou, und die Menschenrechtsaktivistin Julienne Lusenge aus dem Kongo wurden am Donnerstag als Leiterinnen einer Untersuchungskommission bestellt, wie die WHO in Genf mitteilte.

Zahlreiche Frauen in den Provinzen Nordkivu und Ituri im Kongo hatten berichtet, sie seien von Mitarbeitern internationaler Organisationen, darunter auch der WHO, sexuell missbraucht worden. So hätten Mitarbeiter unter anderem Jobs nur vergeben, wenn die Frauen sich zu Sex bereiterklärten. Die Kommission soll die Fakten prüfen, Hilfen für Betroffene bereitstellen und dafür sorgen, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

In der Region im Kongo waren zwischen 2018 und 2020 rund 2300 Menschen an Ebola gestorben. Der Ausbruch wurde im Juni 2020 für beendet erklärt. Die Nachrichtenseite «The New Humanitarian» hatte zusammen mit der Thomson Reuters Foundation berichtet, 51 Frauen hätten ähnliche Vorwürfe erhoben. Auch die Hilfsorganisationen World Vision, Médecins Sans Frontières sowie die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef haben Überprüfungen angekündigt.


Merkel unterstützt Klimaziel der EU-Kommission

BRÜSSEL: Zum Auftakt des EU-Gipfels hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel hinter den Vorschlag gestellt, den Ausstoß der Klimagase bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu bringen. Es wäre wichtig, wenn sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis Dezember in einer Vereinbarung gemeinsam zu diesem Ziel bekennen würden. «Deutschland wird das jedenfalls tun.»

Der Vorschlag der EU-Kommission für das neue 55-Prozent-Ziel ist am Donnerstag Thema beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Eine Entscheidung soll aber der EU-Gipfel im Dezember treffen. Bisher gilt als Ziel minus 40 Prozent.


Maas findet Verhalten der Türkei im Mittelmeer «mehr als ärgerlich»

PARIS: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat erneut das Verhalten der Türkei im Konflikt im östlichen Mittelmeer kritisiert. Die erneute Entsendung des türkischen Forschungsschiffes «Oruc Reis» sei «mehr als ärgerlich - auch für uns in unserer Vermittlerrolle», sagte Maas am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian und dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau in Paris.

Dennoch glaube man, so Maas weiter, dass dieser Konflikt nicht mit Kriegsschiffen zu lösen sei, sondern nur durch direkte Gespräche. Man erwarte nun, dass es bald Fortschritte gebe. «Und wenn es die nicht gibt, wird sich die Europäische Union Fragen stellen müssen - wie man damit umgeht und welche Konsequenzen das hat.» Frankreichs Außenminister Le Drian monierte auch mit Blick auf den Konflikt in der Region Berg-Karabach im Südkaukasus, dass die Türkei pausenlos provoziere.

Die EU hat wiederholt der Türkei mit Sanktionen gedroht, sollten die Erkundungsfahrten des türkischen Forschungsschiffes «Oruc Reis» in dem Gebiet im östlichen Mittelmeer andauern. Maas hatte sich bereits am Dienstag in Athen enttäuscht über die Haltung der Türkei gezeigt. Griechenland und die Türkei hatten unter Vermittlung Berlins Sondierungsgespräche zu diesem Streit vereinbart.


Al-Shabaab greift Soldaten in Somalia an - Mindestens 17 Tote

MOGADISCHU: Bei einem Überfall der Terrormiliz Al-Shabaab sind in Somalia mindestens 17 Soldaten getötet worden. Rund 30 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Mogadischu sei am Mittwoch ein Militärfahrzeug von einem Sprengsatz getroffen worden, sagte ein hochrangiger Militärvertreter am Donnerstag. Daraufhin habe es Kämpfe zwischen den Angreifern und den somalischen Soldaten gegeben. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Die Terrorgruppe Al-Shabaab beanspruchte die Tat im Radiosender Al-Andalus für sich und sprach von 30 getöteten somalischen Soldaten.

Die Terrorgruppe hat ihre Angriffe zuletzt verstärkt. Von Dezember bis Februar stehen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an. Sie sollten eigentlich die ersten direkten Wahlen seit 1969 werden - ein wichtiger Schritt in dem Krisenland, in dem nach Jahrzehnten der Konflikte nun mühsam ein funktionierender Staat aufgebaut wird. Allerdings wurde nach politischem Druck doch beschlossen, das seit Jahren genutzte Clan-System einzusetzen. Dabei werden Parlamentsabgeordneten von Delegierten der Clans gewählt werden, die wiederum von Ältesten der Gemeinden ausgesucht werden.

Al-Shabaab kämpft seit Jahren in dem Land am Horn von Afrika um die Vorherrschaft. Die Terrorgruppe kontrolliert weite Teile des Südens und des Zentrums und verübt immer wieder Anschläge auf Zivilisten und Sicherheitskräfte. Die nationale Regierung, die in Teilen Somalias wenig Macht hat, wird im Kampf gegen die Fundamentalisten vom US-Militär und einer Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt.


Mindestens 20 Sicherheitskräfte getötet

ISLAMABAD: Bei Angriffen in zwei pakistanischen Provinzen sind mindestens 20 Sicherheitskräfte getötet worden. Im Gwadar-Bezirk der Provinz Balochistan eröffneten Unbekannte das Feuer auf mehrere Fahrzeuge paramilitärischer Einheiten und töteten mindestens 14 Sicherheitskräfte, wie ein Polizeisprecher am Donnerstag sagte. Der Konvoi sei auf dem Weg in die Provinzhauptstadt Quetta gewesen. In der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa wurden in Nordwasiristan laut Militär zudem sechs Soldaten durch eine Sprengfalle getötet.

Baluchistan gilt als Unruheprovinz Pakistans, sie grenzt an Afghanistan und den Iran. Zuletzt kam es vor allem dort zu Anschlägen und Gewalt seitens islamistischer Gruppen sowie Rebellen. Insgesamt hat die Gewalt in den vergangenen Jahren in Pakistan erheblich abgenommen, nachdem die Armee des Landes seit 2014 militante Islamisten in einer Reihe von Offensiven zurückgedrängt hatte.


Lettland begrüßt EU-Sanktionen und fordert Stopp von Nord Stream 2

RIGA: Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics hat die Sanktionen begrüßt, die die EU wegen des Giftanschlags auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny gegen Gefolgsleute des russischen Präsidenten Wladimir Putin verhängt hat. «Dies ist ein klares Signal dafür, dass die EU Verstöße gegen das Völkerrecht und den Einsatz chemischer Waffen nicht tolerieren wird», schrieb er am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Rinkevics forderte zudem einen Baustopp für die umstrittene deutsch-russische Ostseepipeline Nord Stream 2. Dies sei «auch ein «Muss»», schrieb der Chefdiplomat des baltischen EU- und Nato-Landes weiter. Die Regierung in Riga ist seit langem gegen den Ausbau der Gasleitung von Russland nach Deutschland - sie befürchtet, dass sich damit die Abhängigkeit Europas von russischen Gaslieferungen erhöht.


Papst ernennt neue Spitzenleute im Vatikan - Kardinal Marx bestätigt

ROM: Papst Franziskus hat in seinem Umfeld mehrere Positionen neu besetzt und einen Nachfolger für den geschassten Kardinal Angelo Becciu ernannt. Dessen Posten als Präfekt der Kongregation für die Heilig- und Seligsprechungen übernimmt der italienische Bischof Marcello Semeraro. Im Kardinalsrat des Kirchenoberhaupts gibt es ebenfalls neue Namen. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, wurde aber als Mitglied dieses Gremiums bestätigt. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit.

Der katholische Kirchenstaat hatte am 24. September den Rückzug des Italieners Becciu von seinen Ämtern bekannt gegeben. Hintergrund soll ein Verdacht über finanzielle Unregelmäßigkeiten gewesen sein. Becciu bestritt ein Fehlverhalten. Sein Nachfolger Semeraro war bisher Bischof von Albano südöstlich von Rom sowie Sekretär des Kardinalsrats. Dieses Gremium soll eine Reform der Kurie, also der vatikanischen Bürokratie, vorantreiben. Der 83-jährige Papst bestätigte mehrere Mitglieder, darunter Marx, und besetzte zwei Posten neu.


Terrorzelle in Südrussland ausgeschaltet - Weltkriegsstatue als Ziel

WOLGOGRAD: Zum dritten Mal innerhalb einer Woche haben die russischen Behörden nach eigener Darstellung eine Terrorzelle in Südrussland ausgeschaltet. Der Anführer einer Dschihadisten-Gruppe und ein Komplize seien bei einem Spezialeinsatz getötet worden, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Donnerstag mit. Die Männer hielten sich in einem Versteck auf und hätten auf die FSB-Mitarbeiter geschossen, hieß es. Weitere Helfer sollen in Moskau, St. Petersburg und anderen Städten festgenommen worden sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die mutmaßlichen Terroristen sollen aus Zentralasien stammen und Anschläge auf zahlreiche Regierungsgebäude und Militäreinrichtungen geplant haben. Unter anderem hatten sie nach FSB-Angaben auch die sogenannte Mutter-Heimat-Statue in der Millionenstadt Wolgograd, dem einstigen Stalingrad, im Visier. Das Monument ist eines der größten Denkmäler der Welt und erinnert an die Schlacht von Stalingrad, bei der Hunderttausende Menschen getötet wurden. Die Betonstatue ist insgesamt 85 Meter groß und wiegt 8000 Tonnen.

In den Unruheregionen Tschetschenien und Dagestan im Nordkaukasus kam es in dieser Woche bereits zu zwei Anti-Terror-Einsätzen, bei denen insgesamt sechs Verdächtige und zwei Sicherheitskräfte getötet wurden. In den vergangenen Monaten vermeldete der FSB immer wieder Erfolge im Kampf gegen mutmaßliche Terrorverdächtige. Diese sollen Anschläge in russischen Großstädten geplant haben.


Flammen und Rauch: Bergsteiger versuchen Abstieg vom Kilimandscharo

MOSHI/JOHANNESBURG: An dem seit Tagen in Flammen stehenden Kilimandscharo hat ein verzweifelter Abstieg der Bergsteiger-Gruppen begonnen. «Hier ist zu viel Rauch, wir haben Angst vor einer Kohlenmonoxid-Vergiftung», berichtete die Bergführerin Debbie Bachmann, die am Donnerstag den Aufstieg mit einer Gruppe von Deutschen, Österreichern und Schweizern abbrach. Auf einem Foto war eine dichte Rauchwolke zu sehen, die den Weg versperrte. Sie habe zunächst die Anweisung der Parkbehörde erhalten, sich mit ihrer Gruppe im 4673 Meter hoch gelegenen Barafu Camp in Sicherheit zu bringen, sei dann aber zum Horombo-Lager hinabgeschickt worden.

Ein Camp mit Bergsteigern aus der Schweiz und anderen Ländern war in der Nacht bereits wegen heranziehender Flammen geräumt werden, wie Tour-Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag sagten. «Außer meiner Schweizer Gruppe gab es da noch fünf bis sechs andere Gruppen, die um Mitternacht ihre Zelten abbrechen mussten», erklärte der seit 15 Jahren an Afrikas höchstem Gebirgsmassiv lebende deutsche Bergführer Henning Schmidt. Das Mweka-Camp befindet sich an der Baumgrenze und ist beim Abstieg über die diversen Routen das letzte Lager vor dem Verlassen der Gebirgsmassivs. Viele Bergtouristen erreichen es erschöpft vom beschwerlichen Abstieg.


Staatsrundfunk: Türkei schikaniert griechischen Außenminister

ATHEN: Die Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei nehmen immer größere Dimensionen an. Der griechische Staatsrundfunk (ERT) berichtete am Donnerstag, die türkischen Behörden hätten den Piloten eines Flugzeuges mit Außenminister Nikos Dendias an Bord gezwungen, etwa 20 Minuten lang Runden über der Grenze zwischen dem Irak und der Türkei zu drehen. Erst nachdem der Pilot mitgeteilt habe, er werde bald nicht mehr genug Treibstoff haben, um nach Athen zurückzukehren, habe Ankara den Weiterflug durch den türkischen Luftraum genehmigt. Dendias sei auf dem Rückflug von Bagdad nach Griechenland gewesen.

Hintergrund der Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei ist ein Streit über Hoheitsrechte und Energievorkommen unter dem Meeresboden im östlichen Mittelmeer. Die meisten griechischen Medien und Kreise des Verteidigungsministeriums bezeichneten den Zwischenfall als «Schikane Ankaras».

Im östlichen Mittelmeer war in den vergangenen Monaten der Streit zwischen der Türkei und Griechenland wegen möglicher Erdgasvorkommen unter dem Meeresboden eskaliert. Athen und Ankara hatten sich nach einer Vermittlung Deutschlands geeinigt, Sondierungsgespräche zur Problemlösung aufzunehmen. Die Türkei hat aber erneut ein Forschungsschiff in die Gebiete entsendet, über die gestritten wird. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte sich bei einem Besuch in Athen am Dienstag enttäuscht über diese Entwicklung geäußert.


Eine Million Dollar für Hinweise zu getöteter Unterfränkin

WÜRZBURG: 15 Jahre nach der Tötung einer unterfränkischen Touristin in Australien haben die Ermittler eine Million australische Dollar für Hinweise ausgelobt. Die umgerechnet etwa 600.000 Euro gebe es für Informationen, mit denen die Verantwortlichen für die Tat verhaftet und verurteilt werden könnten, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Unterfranken am Donnerstag mit.

Die australischen Ermittler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass es sowohl in Australien als auch in Deutschland Menschen gibt, die wichtige Informationen zurückhalten.

Die damals 25-jährige Touristin aus dem Landkreis Würzburg wurde im Februar des Jahres 2005 zuletzt lebend auf einem Campingplatz im australischen Lismore gesehen. Sie hatte den Abend mit ihrem Partner und Freunden verbracht. Wenige Tage später wurde ihre Leiche nahe des Campingplatzes unter Palmwedeln gefunden.


US-Behörde beschlagnahmt fast eine Tonne Meth in Kalifornien

LOS ANGELES: Die US-Antidrogenbehörde DEA hat nach eigenen Angaben die größte Menge an Methamphetamin in ihrer Geschichte sichergestellt. Einsatzkräfte beschlagnahmten im kalifornischen Bezirk Riverside neben rund 998 Kilogramm Meth auch etwa 408 Kilogramm Kokain und knapp sechs Kilogramm Heroin, wie die Behörde am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte. Medienberichten zufolge hat der Fund von Anfang Oktober einen Verkaufswert von rund 18 Millionen Dollar (etwa 15,3 Millionen Euro).

In der vergangenen Woche war der US-Zollbehörde ein ähnlich großer Schlag im Kampf gegen den Drogenhandel an der Grenze zu Mexiko gelungen. Im kalifornischen San Diego stellten Beamte am Freitag mehr als 1360 Kilogramm Methamphetamin sicher. Es handelte sich offiziellen Angaben zufolge um den zweitgrößten Meth-Fund entlang der Südwestgrenze in der Geschichte der Zollbehörde.

«Das ist genug Rauschgift, um eine Dosis Meth für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den Vereinigten Staaten und Mexiko bereitzustellen. Es ist eine gewaltige Menge», sagte der kommissarische dEA-Chef Timothy Shea bei einer Pressekonferenz am Mittwoch unter Verweis auf beide Funde. Meth - eigentlich Methamphetamin - wird im Drogenmilieu auch Ice oder Crystal Meth genannt.


31 Jahre Haft für Eigentümerin eingestürzter Schule

MEXIKO-STADT: Gut drei Jahre nach dem Einsturz einer Schule mit 26 Toten bei einem Erdbeben in Mexiko-Stadt ist die Eigentümerin und Leiterin der Schule zu 31 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in der mexikanischen Hauptstadt hatte die Frau knapp einen Monat zuvor der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden. Die Schulleiterin hatte im vierstöckigen Gebäude der Privatschule «Enrique Rébsamen» im Süden der Stadt, das ihr gehörte, eine Wohnung für sich bauen lassen und dabei Bauvorschriften nicht eingehalten. Sie war bis Mai dieses Jahres auf der Flucht gewesen.

Am Mittwoch wurde nun das Strafmaß verkündet, wie die Generalstaatsanwältin der Stadt, Ernestina Godoy Ramos, bei Twitter mitteilte. «Wir haben Gerechtigkeit für die Opfer erreicht!», schrieb sie. Die Staatsanwaltschaft hatte 57 Jahre gefordert. Die Verurteilte muss auch 400.000 Peso (knapp 16.000 Euro) pro Todesopfer sowie weitere Geldstrafen zahlen. Ihre Anwältin sagte örtlichen Medien, ihre Mandantin beteuere weiter ihre Unschuld und werde Berufung einlegen.

Bei dem Erdstoß der Stärke 7,1 am 19. September 2017 waren 369 Menschen ums Leben gekommen, 228 davon in Mexiko-Stadt. In der eingestürzten Schule, zu der sowohl eine Grundschule als auch eine Oberstufe gehörten, starben 19 Kinder und sieben Erwachsene. Die Schule sorgte zeitweise auch deshalb für Schlagzeilen, weil dort nach dem verschütteten zwölfjährigen Mädchen «Frida Sofía» gesucht wurde, dessen Stimme Helfer gehört haben wollten. Das Kind wurde Tage nach dem Beben zum Symbol, noch Überlebende zu finden. Schließlich stellte sich heraus, dass es «Frida Sofía» gar nicht gab.


Human Rights Watch spricht von «Kriegsverbrechen»

DAMASKUS: Bei den Angriffen der syrischen Regierung und Russlands auf zivile Gegenden im Nordwesten Syriens handelt es sich nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) um «offensichtliche Kriegsverbrechen». Zu diesem Schluss kommt HRW in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Auf 167 Seiten werden 46 Luft- und Bodenangriffe dokumentiert, die nach Einschätzung der Organisation direkt auf zivile Einrichtungen in der syrischen Rebellenhochburg Idlib abzielten.

«Das Argument der syrischen und russischen Armee, dass sie nur militärische Ziele ins Visier nehmen, ist offenkundig falsch», sagte HRW-Expertin Belkis Wille. «Wir konnten bei keinem der von uns dokumentierten Angriffe Militärpersonal, Ausrüstung oder Waffen in unmittelbarer Nähe feststellen.» Sie zeigten «eine gefühllose Missachtung des zivilen Lebens», sagte HRW-Geschäftsführer Kenneth Roth. Vermutlich sollten zivile Einrichtungen zerstört und die Bevölkerung damit vertrieben werden.

Die untersuchten Fälle seien nur ein Bruchteil der Angriffe, die in dieser Zeit in der Region verübt wurden, heißt es im Bericht. Bei Angriffen auf Krankenhäuser, Schulen und Märkte von April 2019 bis März 2020 seien mehr als 220 Zivilisten getötet und rund 560 weitere verletzt worden.

Im Mai hatte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) bereits einen Bericht über gezielte Angriffe syrischer und russischer Truppen auf Krankenhäuser und Schulen vorgelegt. Auch darin war von Kriegsverbrechen sowie «ernsthaften Verstößen gegen humanitäres Völkerrecht» und Verbrechen gegen die Menschlichkeit die Rede. Sie seien Teil einer «etablierten Methode» der Regierung von Präsident Baschar al-Assad im Bürgerkrieg.

Syrische Regierungstruppen hatten im Frühjahr 2019 mit russischer Unterstützung eine Offensive begonnen, um die letzte Rebellenhochburg Idlib und umliegende Gebiete zurückzuerobern. Vorwürfe über angebliche Angriffe auf zivile Einrichtungen wiesen die beiden Verbündeten stets zurück und erklärten, sie würden Rebellen und «Terroristen» angreifen. Seit Anfang 2019 wurden 1,4 Millionen Menschen durch die Kämpfe in Idlib vertrieben.


Kuba größtenteils wieder für Urlauber offen

HAVANNA: Der Großteil Kubas ist nach fast sieben Monaten wieder für ausländische Besucher offen. Internationale Flüge sind seit Donnerstag an den Flughäfen des Karibikstaates - mit Ausnahme von Havanna - wieder zugelassen. Nach Angaben des kubanischen Gesundheitsministeriums werden Besucher bei Ankunft auf das Coronavirus getestet. In jedem Hotel werde es ein Ärzteteam geben, alles werde bargeldlos bezahlt. Der deutsche Ferienflieger Condor will ab dem 31. Oktober je drei Flüge pro Woche aus Frankfurt und Düsseldorf zu Kubas beliebtestem Touristenziel, der Halbinsel Varadero, anbieten.

Kuba hatte im März wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen geschlossen. Im Juli gab es zwar eine erste Wiederöffnung für ausländische Touristen; erlaubt waren aber nur Charter-Flüge und Aufenthalte in All-Inclusive-Resorts auf fünf bestimmten Inseln, ohne Kontakt zur Lokalbevölkerung. Nun steht die Hauptsaison - etwa zwischen November und April - vor der Tür.

Der Tourismus ist die zweitwichtigste Einnahmequelle des sozialistischen Inselstaates. Rund eine halbe Million der etwa elf Millionen Kubaner arbeiten in der staatlichen Tourismusindustrie, die zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Durch das Fehlen dieser Einnahmen leidet Kuba stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Der Tourismus hatte schon 2019, unter anderem wegen verschärfter US-Sanktionen, einen Rückgang erlebt. Deutschland war im vergangenen Jahr mit rund 175.000 Besuchern das viertwichtigste Herkunftsland von Kuba-Touristen.

Kuba hat bisher etwas mehr als 6000 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 und 123 Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit Covid-19 offiziell registriert. Deutschland verzeichnete allein von Mittwoch auf Donnerstag mehr Corona-Fälle.

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Leserkommentare

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