Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Trump will vor Anhängern am Weißen Haus sprechen

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump versammelt am Samstag Anhänger vor dem Weißen Haus für seinen ersten öffentlichen Auftritt nach der Covid-19-Erkrankung. Trump werde bei einem «friedlichen Protest für Recht und Ordnung» auf der Südwiese seiner Residenz sprechen, teilte das Weiße Haus am Freitagabend (Ortszeit) mit. US-Medien hatten zuvor berichtet, rund 2000 Personen seien eingeladen worden. Trump wolle sich vom Balkon des Weißen Hauses an sie wenden.

Nach wie vor ist unklar, ob der Präsident nicht mehr ansteckend ist. Trump sagte in einem am Freitagabend ausgestrahlten TV-Interview, er sei getestet worden, habe die Werte aber noch nicht bekommen. Sein Leibarzt hatte am Donnerstag mitgeteilt, Trump werde ab Samstag wieder öffentliche Termine absolvieren dürfen. Er war nach offiziellen Angaben am Donnerstag vergangener Woche positiv getestet worden.

Trump hatte zuvor für Samstagabend einen Wahlkampfauftritt in Florida in Aussicht gestellt - zugleich aber eingeräumt, es sei noch unklar, ob das so kurzfristig organisiert werden könne. Jetzt wurde die Reise nach Florida für den Montag angekündigt. Florida zählt zu den wichtigen Bundesstaaten für die Präsidentenwahl am 3. November. Trump liegt dort in Umfragen hinter Herausforderer Joe Biden zurück.


Landkonflikt: Sechs Tote bei Angriff im Westen von Mexiko

TONALÁ: Bei einem Angriff mit Schusswaffen und Granaten sind im Westen von Mexiko sechs Menschen ums Leben gekommen. Zwei weitere Personen wurden verletzt, als die Täter am Freitag in der Ortschaft Tonalá im Bundesstaat Jalisco das Feuer auf ein Haus eröffneten, wie Staatsanwalt Gerardo Solís sagte.

Der Überfall stand ersten Ermittlungen zufolge im Zusammenhang mit Landkonflikten. In dem Haus seien große Mengen Bargeld und gepanzerte Fahrzeuge sichergestellt worden. Die Ermittler fanden am Tatort mindestens 200 Patronenhülsen sowie mehrere nicht detonierte Granaten. Bei dem Angriff geriet das Haus in Brand, möglicherweise wurde ein Gastank von Schüssen getroffen.

Mexiko bekommt sein Gewaltproblem nicht in den Griff: In der ersten Jahreshälfte 2020 wurden in dem Land nach offizieller Statistik 98,8 Mordopfer pro Tag gezählt - noch etwas mehr als im Vorjahr. Die Gewalt geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Banden, die teilweise Verbindungen zu Sicherheitskräften haben. Die meisten Verbrechen werden nie aufgeklärt.


Zwei britische IS-Mitglieder bekennen sich «nicht schuldig»

WASHINGTON: Zwei aus Großbritannien stammende Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat, die in den USA vor Gericht kommen sollen, haben sich «nicht schuldig» bekannt. Alexanda Kotey und El Schafi Elscheich wird vorgeworfen, Teil einer IS-Terrorzelle gewesen zu sein, die mehr als zwei Dutzend Geiseln enthauptet hat. Zu den Opfern zählen Amerikaner wie der Journalist James Foley und die Entwicklungshelferin Kayla Mueller. Videos der Enthauptungen, bei denen die Gefangenen in orangefarbene Overalls gekleidet waren, hatten 2014 weltweit Entsetzen ausgelöst.

Die Angeklagten waren am Mittwoch aus dem Irak in die USA gebracht worden. Sie werden nicht von ihrem Recht auf ein beschleunigtes Verfahren Gebrauch machen, wie aus Gerichtsunterlagen von Freitag hervorgeht. Die nächste Anhörung wurde nun auf den 15. Januar angesetzt. Den Angeklagten drohen lange Haftstrafen. Großbritannien hatte ihnen nach Medienberichten bereits 2018 die Staatsbürgerschaft aberkannt.


Zweite TV-Debatte zur US-Präsidentenwahl offiziell abgesagt

WASHINGTON: Die für kommende Woche geplante zweite TV-Debatte von Donald Trump und Joe Biden zur US-Präsidentenwahl ist offiziell abgesagt worden. Die Kontrahenten werden aber wie geplant am 22. Oktober aufeinandertreffen, wie die Veranstalter am Freitag mitteilten. Beide Seiten hätten für diesen Termin zugesagt.

Die Planungen für die Debatte am 15. Oktober gerieten durcheinander, als Präsident Trump an Covid-19 erkrankte. Die Kommission gab am Donnerstag bekannt, dass sie die Debatte online abhalten wolle, statt die Kandidaten in einem Raum zusammenzubringen. Trump sagte daraufhin seine Teilnahme ab. Herausforderer Joe Biden setzte daraufhin für den Tag eine Fragestunde mit Wählern an, die im Fernsehen übertragen werden soll. Die Kommission, die die TV-Debatten veranstaltet, verwies nun darauf, dass die Kandidaten andere Pläne hätten.

Trumps Leibarzt Sean Conley teilte am Donnerstag mit, dass der Präsident zum Samstag wieder öffentliche Termine absolvieren dürfe. Das Weiße Haus machte bisher keine Angaben dazu, ob es belegen wird, dass Trump nicht mehr ansteckend ist.


Schulze hält Mercosur-Abkommen derzeit nicht für zustimmungsfähig

BERLIN: Bundesumweltministerin Svenja Schulze fordert deutliche Nachbesserungen am geplanten Vertrag mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten für die Schaffung einer geplanten Freihandelszone mit der EU. «So wie das Abkommen derzeit vorliegt, kann ich eine Ratifizierung nicht unterstützen», sagte die SPD-Politikerin der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag). «Eine Schwachstelle des Abkommens ist, dass Verstöße gegen die Umweltregeln nicht so streng sanktioniert werden wie Verstöße gegen die Handelsregeln.» Dieses Ungleichgewicht müsse behoben werden. Sie setze sich für eine Vereinbarung entsprechender Regeln ein. Umweltregeln dürften im Handelsrecht «nicht länger nur Regeln zweiter Klasse sein», forderte Schulze.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte zuvor eine Arbeitsversion des Assoziierungsabkommens zwischen den beiden Handelsblöcken publik gemacht, die ihr nach eigenen Angaben von einer Quelle aus dem Umfeld der Verhandlungen zugespielt worden sei. Dem Papier zufolge «begrüßen» die Vertragsparteien etwa das Pariser Klimaschutzabkommen und fordern dessen «zügige Umsetzung». Auch wird «die globale Bedrohung durch den Klimawandel» anerkannt, weshalb die Staaten bei dem Thema «so weit wie möglich» zusammenarbeiten müssten. Greenpeace betonte jedoch, das Abkommen enthalte keine wirksamen Instrumente, um Verletzungen von Vereinbarungen zur CO2-Reduktion zu ahnden.

Mit dem Abkommen wollen die EU und südamerikanische Länder die größte Freihandelszone der Welt aufbauen. Angesichts der anhaltenden Abholzung des Regenwaldes hatte sich aber auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) skeptisch zu einer Unterzeichnung des Handelsabkommens geäußert.


Schweizerin in Mali von islamistischen Terroristen getötet

GENF: Eine vor vier Jahren in Mali entführte Schweizerin ist von ihren Entführern umgebracht worden. Das teilte das Außenministerium der Schweiz am Freitagabend mit. «Sie wurde offenbar von Entführern der islamistischen Terrororganisation Jama'at Nasr al-Islam wal Muslimin (JNIM) vor rund einem Monat umgebracht», hieß es in der Mitteilung. «Ich verurteile diese grausame Tat und spreche den Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus», sagte Außenminister Ignazio Cassis demnach.

Die Frau, die seit Jahren in Timbuktu als Missionarin tätig war, war Anfang 2016 bereits zum zweiten Mal entführt worden. Die Frau aus Basel war bereits im April 2012 ein erstes Mal von Islamisten verschleppt worden, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtete.

Erst am Donnerstag waren die vor vier Jahren entführte Französin Sophie Pétronin, zwei Italiener und der prominente malische Oppositionspolitiker Soumaila Cisse freigelassen worden.


Trump fliegt am Montag zu Wahlkampfauftritt nach Florida

WASHINGTON: Der an Covid-19 erkrankte US-Präsident Donald Trump wird am Montag zu einem Wahlkampfauftritt nach Florida fliegen. Das kündigte sein Wahlkampfteam am Freitag an. Trump hatte am Vortag einen Auftritt in Florida bereits am Samstag in Aussicht gestellt - zugleich aber eingeräumt, es sei noch unklar, ob das so kurzfristig organisiert werden könne.

Nach Informationen des Senders ABC sowie der «New York Times» und der «Washington Post» will Trump nun am Samstag zu seinen Anhängern vom Balkon auf der Südseite des Weißen Hauses aus sprechen.

Den Angaben seines Leibarztes zufolge wird Trump ab Samstag wieder öffentliche Termine wahrnehmen dürfen. Unklar ist bisher, ob das Weiße Haus belegen wird, dass der Präsident nicht mehr ansteckend ist. Er war nach offiziellen Angaben am Donnerstag vergangener Woche positiv getestet worden.


Verdächtiger Vater drei Jahre nach Tod von Tochter gefasst

ASCHAFFENBURG: Drei Jahre nach der Tötung eines syrischen Mädchens in Aschaffenburg ist der international gesuchte Vater in der Türkei gefasst und nach Deutschland ausgeliefert worden. Der 45 Jahre alte Mann sitzt in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg und das Polizeipräsidium Würzburg am Freitag mitteilten.

Das junge Mädchen war Anfang Mai 2017 spurlos verschwunden, erst im Dezember 2018 hatten Spaziergänger die skelettierte Leiche in einem Wald gefunden. Dass der Mann gewalttätig war und seine Familie gequält hatte, war bekannt: Er wurde ebenfalls noch im Mai 2017 wegen gefährlicher Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen, vorsätzlicher Körperverletzung und Bedrohung zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Im Juni 2017 soll der 45-Jährige versucht haben, den Freund seiner Tochter mit einem Messerstich in den Hals umzubringen. Die Haftstrafe trat er nicht an, sondern floh.

Die Justiz ließ anschließend mit internationalen Haftbefehlen nach ihm fahnden - sowohl wegen des Mordverdachts als auch wegen seiner Flucht. Gefasst hätten ihn schließlich die türkischen Behörden auf ein deutsches Rechtshilfeersuchen hin, sagte Behördenleiter Otto Heyder am Abend auf Anfrage.


Premierminister: Kanada auf «Störungen» nach US-Wahl vorbereiten

OTTAWA: Kanada muss sich nach Angaben von Premierminister Justin Trudeau auf mögliche «Störungen» nach der Präsidentschaftswahl im Nachbarland USA Anfang November vorbereiten. «Ich denke, dass wir alle auf einen reibungslosen Übergang hoffen oder ein deutliches Ergebnis der Wahl, wie viele Menschen überall auf der Welt», sagte Trudeau kanadischen Medienberichten vom Freitag zufolge. «Wenn es weniger deutlich ist, könnte es einige Störungen geben, und wir müssen auf alle Ausgänge vorbereitet sein.» Wie diese Störungen seiner Einschätzung nach aussehen könnten, präzisierte Trudeau nicht.

Bei den US-Präsidentenwahlen Anfang November tritt Amtsinhaber Donald Trump gegen den demokratischen Herausforderer Joe Biden an. Der Republikaner Trump ließ zuletzt offen, ob es im Fall seiner Niederlage eine friedliche Machtübergabe geben werde.

Was in den USA nach den Wahlen passiere, werde auch einen Einfluss auf Kanada haben, sagte Trudeau. Zum politischen Geschehen in den USA wolle er sich aber nicht im Detail äußern. Die Beziehung zwischen Trump und dem liberalen Trudeau gilt als angespannt.


Stichwahl zum Senat geht zu Ende

PRAG: In Tschechien werden die zweitägigen Stichwahlen um die verbleibenden 26 Sitze im Senat fortgesetzt. Die Bürger können ihre Stimme am Samstag noch von 8.00 bis 14.00 Uhr abgeben. Mit dem Ergebnis wird bis zum Abend gerechnet. Hochrechnungen und Prognosen gibt es nicht. Angesichts massiv steigender Corona-Zahlen in Tschechien gelten strenge Hygienevorschriften. Maskenverweigerern droht ein Bußgeld.

Die konservativen Oppositionsparteien haben derzeit die Mehrheit im Oberhaus des Parlaments. Der Senat hat ein Mitspracherecht bei der Gesetzgebung und kann Verfassungsänderungen verhindern. Wie alle zwei Jahre wird nur ein Drittel der 81 Sitze im Senat neu vergeben.

Ein Bewerber hatte bereits in der ersten Runde vor einer Woche die absolute Mehrheit erreicht: Der parteilose Zbynek Linhart siegte im nordböhmischen Decin (Tetschen) an der Grenze zu Sachsen. Er gilt als Mitbegründer des Nationalparks Böhmische Schweiz im Elbsandsteingebirge, dem Gegenstück zur Sächsischen Schweiz.


Nordkorea feiert Gründungstag der Arbeiterpartei - Militärparade?

SEOUL: Nordkorea feiert an diesem Samstag den 75. Gründungstag der im Land herrschenden Arbeiterpartei. In Südkorea wird erwartet, dass das abgeschottete Nachbarland eine große Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang abhält. In diesem Zusammenhang wird auch spekuliert, dass Nordkorea zudem eine neue Interkontinentalrakete vorführen könnte. Die Führung in Pjöngjang nimmt häufig wichtige Gedenk- oder Feiertage zum Anlass, Stärke zu demonstrieren.

Machthaber Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine «neue strategische Waffe» seines Landes erleben. Kim erklärte damals außerdem, dass sich Pjöngjang grundsätzlich nicht mehr an sein Moratorium für Tests von Atombomben und Interkontinentalraketen gebunden sehe. Hintergrund sind die stockenden Nuklearverhandlungen der kommunistischen Führung mit den USA. Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen der beiden Länder im Februar 2019 in Vietnam kommen die Gespräche nicht mehr voran.


US-Demokraten wollen Amtsfähigkeit von Präsidenten prüfen lassen

WASHINGTON: Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus wollen eine Kommission zur Beurteilung des Gesundheitszustands von Präsidenten einrichten. Das Gremium solle künftig in Extremfällen die Amtsfähigkeit des Präsidenten prüfen, erklärte die Vorsitzende der Parlamentskammer, Nancy Pelosi, am Freitag in Washington. Dabei gehe es nicht um Amtsinhaber Donald Trump, sondern darum, in Zukunft einen solchen Mechanismus zu haben. Die Kommission soll erst nach der Wahl am 3. November auf den Weg gebracht werden.

Der Abgeordnete Jamie Raskin erläuterte, die Kommission solle von Vertretern beider Parteien gleichmäßig besetzt werden. Sie soll aus 16 medizinischen Experten und früheren ranghohen Regierungsmitarbeitern bestehen, darunter möglicherweise auch Ex-Präsidenten. Die Mitglieder sollten dann selbst einen 17. Vertreter für die Kommission benennen. Rechtsgrundlage sei der 25. Verfassungszusatz. Er sieht Regelungen für Fälle vor, in denen der Präsident sein Amt nicht mehr ausüben kann.

Die Demokraten haben im Repräsentantenhaus, das am 3. November neu gewählt wird, die Mehrheit. Trumps Republikaner kontrollieren bislang allerdings den Senat, der nur zum Teil neu bestimmt wird. Ob das Gesetz Chancen hat, nach der Wahl von beiden Kammern beschlossen und vom Präsident ratifiziert zu werden, ist daher unklar.


Erstmals wieder direkte Gespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan

MOSKAU: Zum ersten Mal seit Beginn neuer Kämpfe in der Kaukasus-Region Berg-Karabach sind die Außenminister der verfeindeten Nachbarn Armenien und Aserbaidschan zu Gesprächen zusammengekommen. An dem Treffen am Freitag in Moskau nahm auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow teil, wie das dortige Ministerium mitteilte. Kremlchef Wladimir Putin hatte beide Länder zuvor zu einer Waffenruhe aufgerufen.

Seit knapp zwei Wochen gibt es in Berg-Karabach neue Kämpfe mit Hunderten Toten. Auch am Freitag dauerten die Gefechte an. Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev nannte das Treffen in Moskau die «letzte Chance» auf eine friedliche Lösung. Der Konflikt solle jedoch zuerst militärisch beendet werden. Erst später könne man über eine dauerhafte politische Lösung sprechen. Armenien müsse Berg-Karabach aufgeben.

In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Berg-Karabach wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Russland, die USA und Frankreich vermitteln in dem Konflikt mit der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).


Zwei Tote bei schweren Waldbränden - Mehrere Orte bedroht

DAMASKUS: Bei schweren Waldbränden im Nordwesten Syriens sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Freitag. Dutzende Feuer bedrohten in der Region um die Küstenstädte Latakia und Tartus mehrere Orte, wie syrische Medien weiter meldeten. Nach Angaben von Sana zerstörten sie auch große Flächen an Feldern und Bäumen.

Ein Reporter des TV-Senders Al-Ikhbaria meldete, mehrere Orte seien evakuiert worden. Auf Bildern waren dichte Rauchwolken zu sehen. Aus Behördenkreisen der Provinz Latakia hieß es, Dutzende Menschen hätten Rauchvergiftungen erlitten. Demnach fachen Winde die Feuer an.

Das Gebiet ist eine Hochburg der Anhänger von Präsident Baschar al-Assad. In diesem Jahr waren in Syrien bereits in anderen Regionen Waldbrände ausgebrochen. Im September zerstörten Feuer riesige Gebiete in der benachbarten Provinz Idlib, die von Rebellen kontrolliert wird.


Langjähriger Chef der tschechischen Kommunisten tritt zurück

PRAG: Nach dem schlechten Abschneiden der tschechischen Kommunisten bei den Regionalwahlen vor einer Woche zieht sich der langjährige Parteichef Vojtech Filip zurück. Filip kündigte am Freitag an, nach 15 Jahren bei einem Parteitag Ende November nicht mehr anzutreten. Noch ist unklar, wer die Nachfolge übernehmen soll. Die Minderheitsregierung aus der populistischen ANO des Ministerpräsidenten Andrej Babis und den Sozialdemokraten ist auf die Tolerierung durch die kommunistische KSCM angewiesen.

Bei den Regionalwahlen hatte die KSCM insgesamt knapp 4,8 Prozent der Stimmen bekommen. Vier Jahre zuvor waren es noch 10,5 Prozent. Die Partei ist Nachfolgerin der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSC), die von 1948 bis 1989 allein herrschte.


Lambrecht: EU will strenger gegen Antisemitismus vorgehen

BRÜSSEL: Die EU-Staaten wollen nach Angaben von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) mit größerer Entschlossenheit gegen Antisemitismus vorgehen. «In vielen Mitgliedsstaaten der EU fühlen sich Jüdinnen und Juden nicht überall sicher», sagte Lambrecht am Freitag nach Beratungen mit ihren Kollegen aus den anderen Mitgliedstaaten. «Sie werden bespuckt, bedroht und beleidigt, im Internet begegnen uns alltäglich antisemitische Hetze und Verschwörungsmythen.» Man sei sich einig, dass Rechtsstaaten alles tun müssten, um dem entgegenzutreten.

Lambrecht äußerte sich ein Jahr nach dem Terroranschlag von Halle. Ein schwer bewaffneter Attentäter versuchte damals, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur in die Synagoge einzudringen. Als ihm das nicht gelang, erschoss er zwei Menschen außerhalb. Auch mit Blick auf den Angriff auf einen Studenten vor einer Synagoge in Hamburg am Sonntag sagte sie: «Der Hass gegen Jüdinnen und Juden ist eine Schande für unser Land.» Deutschland hat noch bis Ende des Jahres innerhalb der EU die Ratspräsidentschaft.


Jemenitischer Kolumnist und Anwalt erhält Raif Badawi Award

FRANKFURT/MAIN: Der jemenitische Kolumnist und Menschenrechtsanwalt Abdul-Rahman Al-Zbib erhält in diesem Jahr den Raif Badawi Award für herausragende, mutige Journalisten. Die Auszeichnung der Friedrich Naumann-Stiftung für die Freiheit gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels wird am kommenden Mittwoch (14. Oktober) vergeben, wie ein Sprecher der Stiftung am Freitag mitteilte. Wegen der Corona-Pandemie kann der nicht dotierte Preis in diesem Jahr nicht wie üblich auf der Frankfurter Buchmesse, sondern nur virtuell vergeben werden. Die Laudatio hält die UN Sonderberichterstatterin für außergerichtliche und willkürliche Erschießungen, Agnes Callamard.

Al-Zbib halte die Unabhängigkeit des Journalismus hoch und sehe sich selbst als eine Stimme der Menschen, die für Menschenrechte eintritt, hieß es in der Begründung der Jury. In seinen Kolumnen greife der 39-Jährige gesellschaftliche Themen auf und stoße als Jurist gesetzliche Änderungen an. Trotz Armut und Krieg habe der Jemen eine erstaunlich vitale Zivilgesellschaft. «Darin nimmt Abdul-Rahman Al-Zbib eine sehr wichtige Scharnierfunktion zwischen Medien und Nichtregierungsorganisationen ein», hieß es.

Der Journalistenpreis ist nach dem inhaftierten saudischen Blogger Raif Badawi benannt, der wegen seiner islamkritischen Texte zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt wurde.


WFP: So lange es Hunger gibt, gibt es keinen Frieden

GENF: Das Welternährungsprogramm (WFP) hat den Gewinn des Friedensnobelpreises in einer Stellungnahme als «bewegende Anerkennung» für die Mitarbeiter bezeichnet. Sie riskierten jeden Tag ihr Leben, um fast 100 Millionen hungrigen Menschen zu helfen, deren Leben oft durch Instabilität, Unsicherheit und Konflikte brutal auf den Kopf gestellt worden sei.

«Jeder der 690 Millionen Hungernden auf der Welt hat das Recht, in Frieden und ohne Hunger zu leben. Heute hat das Norwegische Nobelpreiskomitee diese Menschen und die zerstörerischen Folgen von Konflikten in den Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit gerückt. Klimaschocks und wirtschaftliche Probleme haben das Leid dieser Menschen weiter verschlimmert. Und jetzt drängt eine globale Pandemie mit brutalen Auswirkungen auf die Wirtschaft und Gemeinschaften Millionen weitere an den Rand des Hungertods.»

«Wo es Konflikt gibt, gibt es Hunger. Und dort, wo Menschen Hunger leiden, herrscht oft Konflikt. Der heutige Tag ist eine Erinnerung daran, dass gesicherte Ernährung, Frieden und Stabilität Hand in Hand gehen. Ohne Frieden können wir eine Welt ohne Hunger nicht erreichen. Solange Hunger existiert, gibt es keinen Frieden auf der Welt.»


USA verhängen neue Zölle für Import von Alu-Blechen aus Deutschland

WASHINGTON: Die US-Regierung führt vorübergehend neue Strafzölle für die Einfuhr von Blechen bestimmter Aluminiumlegierungen aus Deutschland und 17 weiteren Staaten ein. Aus der Bundesrepublik wurden 2019 solche Produkte im Wert von rund 290 Millionen US-Dollar eingeführt - deutlich mehr als aus den anderen betroffenen Ländern. Das US-Handelsministerium wirft Importeuren aus diesen Staaten Preisdumping vor. Insgesamt geht es demnach um Einfuhren im Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar.

Die neuen Zölle sollen sich nach der Höhe der angeblich künstlich niedrigen Einfuhrpreise richten. Im Fall von Deutschland könnten das dem Ministerium zufolge zwischen 51 Prozent und 353 Prozent des Warenwerts sein. Der Zoll werde angewiesen, die vorläufige Gebühr bei der Einfuhr in bar zu erheben, hieß es. Die Entscheidung ist noch nicht endgültig. Alle Parteien können sich nun dazu äußern, am 5. April nächsten Jahres soll final über die Zölle entschieden werden.


Gudzineviciute bleibt NOK-Präsidentin

VILNIUS: Die frühere Olympiasiegerin Daina Gudzineviciute bleibt für weitere vier Jahre an der Spitze des Nationalen Olympischen Komitees Litauens (LTOK). Die seit 2012 amtierende Gudzineviciute wurde am Freitag zum zweiten Mal als Präsidentin wiedergewählt, wie das LTOK in Vilnius mitteilte.

Für die 54-Jährige, die 2000 in Sydney die Goldmedaille im Trapschießen gewonnen hatte, stimmten 49 Delegierte. Für ihren Gegenkandidaten Emilis Vaitkaitis, den Präsidenten des litauischen Schwimmverbandes, votierten 17 Delegierte.

Gudzineviciute gehört seit 2018 auch dem Internationalen Olympischen Komitee an - sie ist das einzige IOC-Mitglied aus den baltischen Staaten.


Lukaschenko droht vor neuen Protesten mit hartem Vorgehen

MINSK: Vor neuen Massenprotesten in Belarus (Weißrussland) hat Staatschef Alexander Lukaschenko den Demonstranten mit einem harten Vorgehen gedroht. «Die Menschen in Belarus haben für Frieden und Ordnung gestimmt, und wir sind verpflichtet, diesen Volkswillen zu erfüllen», sagte der 66-Jährige am Freitag der Staatsagentur Belta zufolge in Minsk. «Die Kriminalität darf nicht überhandnehmen.» Seit der umstrittenen Präsidentenwahl vor rund zwei Monaten gehen die Menschen regelmäßig gegen Lukaschenko auf die Straße.

Für diesen Samstag hat die Opposition erneut Frauen zu Aktionen aufgerufen. Sie sollen in möglichst kleinen Gruppen durch die Hauptstadt Minsk spazieren. Mit dieser Strategie wollen die Organisatorinnen massenhafte Festnahmen verhindern. Vor einer Woche hatte das funktioniert. Den größten Zulauf haben die Demonstrationen an Sonntagen. Zuletzt versammelten sich rund 100.000 Menschen. An diesen Sonntag soll mit Blick auf die seit neun Wochen dauernden Proteste ein «Marsch des Stolzes» stattfinden.

Die Menschen fordern Lukaschenkos Rücktritt, Neuwahlen und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Der seit mehr als einem Vierteljahrhundert regierende Machthaber reklamiert die Wahlen mit einem Ergebnis von mehr als 80 Prozent für sich. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin. Unterdessen rief das Parlament die Bevölkerung zu Vorschlägen für Änderungen der Verfassung auf. Lukaschenko hatte Reformen in Aussicht gestellt. Die Opposition warnt davor, ihm zu glauben.


Kirgisischer Präsident verhängt Ausnahmezustand über Hauptstadt

BISCHKEK: Im zentralasiatischen Kirgistan hat Präsident Sooronbaj Dscheenbekow am Freitag nach tagelangen Protesten den Ausnahmezustand über die Hauptstadt Bischkek verhängt. Die Sicherheitsmaßnahmen sollten in der Stadt mit etwa einer Million Einwohnern verschärft werden, hieß es in einem Dekret. Es gelten Ausgangssperren. Zudem sollen Soldaten stationiert werden. Die neuen Regelungen gelten vorerst bis 21. Oktober.

Seit Wochenbeginn gibt es in der Ex-Sowjetrepublik täglich Proteste. Es kam auch zu Ausschreitungen, bei denen Demonstranten das Regierungsgebäude stürmten. Hintergrund sind massive Manipulationen bei der Parlamentswahl am Sonntag. Die Wahlkommission annullierte daraufhin die Abstimmung. Ein neuer Termin soll bis Anfang November festgelegt werden.

Auch am Freitag versammelten sich in der Hauptstadt wieder Tausende. Die Demonstranten fordern auch den Rücktritt des Präsidenten, der seit 2017 im Amt ist.


EU-Spitzen begrüßen Nobelpreis für Welternährungsprogramm

BRÜSSEL: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm begrüßt.

«Es ist unsere moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass kein Kind hungrig zu Bett geht», schrieb von der Leyen am Freitag auf Twitter. Die EU werde das UN-Programm weiter unterstützen. EU-Ratschef Charles Michel wertete die Preisvergabe als Zeichen dafür, wie wichtig die multilaterale Zusammenarbeit sei.


Viele Flüchtlingszelte auf Lesbos nach Regen überschwemmt

LESBOS: Auf der griechischen Insel Lesbos sind in einem provisorischen Flüchtlingslager bei starkem Regen rund 80 der 1100 Zelte von Matsch und Wasser überschwemmt worden. In Teilen des Lagers Kara Tepe stehe das Wasser, berichteten griechische Medien am Freitag. Helfer seien im Einsatz, um die Schäden zu beheben. Die Zeltbewohner würden in Gebäuden der Gemeinde untergebracht. Das Lager war errichtet worden, nachdem das ursprüngliche Lager Moria vor einem Monat bei einem Großbrand fast völlig zerstört wurde.

Ein Sprecher der EU-Kommission erinnerte daran, dass es sich bei Kara Tepe um eine vorläufige Einrichtung handele und die Bedingungen nicht annähernd perfekt sein könnten. Eine Arbeitsgruppe aus EU-Kommission und griechischen Behörden arbeite an besseren Unterkünften. Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis seien sich einig, dass dringend mehr getan werden müsse.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk mahnte zu Eile: Die Bedingungen würden im Winter noch schlimmer. Nach wie vor gebe es in vielen Bereichen erhebliche Mängel. Helfer verteilten zusätzliche Planen für die betroffenen Zelte und schütteten Kies auf. In Kara Tepe leben nach UN-Angaben etwa 7800 Menschen.


Brandstifter legen Feuer in chilenischem Holzarbeiter-Camp

ANGOL: In Chile haben Brandstifter in einem Lager von Holzarbeitern Feuer gelegt. Bei dem Anschlag in der Region Araucanía im Süden des Landes seien 15 Lastwagen ausgebrannt, berichtete der Radiosender Bío Bío am Freitag. Die Angreifer hätten die Arbeiter bedroht und in die Luft geschossen, sagte der Forstunternehmer Gerardo Cerda. Die Täter hinterließen Transparente, auf denen sie die Freilassung inhaftierter Anführer vom indigenen Volk der Mapuche forderten. Verletzt wurde niemand.

Im Süden Chiles kommt es immer wieder zu Brandanschlägen auf Häuser und Fahrzeuge. Hinter den Angriffen sollen teilweise radikale Mapuche-Gruppen stecken, die seit Jahrzehnten für die Rückgabe ihrer Ländereien kämpfen. Vor einem Monat erschossen Brandstifter einen jungen Mann. Ende August streikten Fernfahrer, um auf die Sicherheitslage aufmerksam zu machen. Zuvor war eine Neunjährige bei einem Angriff auf den Lastwagen ihres Vaters angeschossen worden.


Starfotograf Jimmy Nelson zeigt in Paris letzte indigene Völker

PARIS: Von den Dani in Indonesien über die Himba-Hirten in Namibia bis zu den Dolganen Sibiriens: Der britische Starfotograf Jimmy Nelson ist rund um den Globus gereist, um die letzten indigenen Völker zu dokumentieren. Rund 100 seiner einzigartigen Aufnahmen werden nun in Paris im «Atelier des Lumières» auf zehn Meter hohen Wänden projiziert - Maskenmänner aus Papua-Neuguinea posieren stolz und Tsaatan-Nomaden ziehen mit ihren Rentieren durch die karge Bergtundra.

«The Last Sentinels» (etwa: Die letzten Wächter) heißt die Multimedia-Schau. Sie taucht in die Bräuche und das Leben der Ureinwohner ein, die Nelson seit 2009 mit seiner Plattenkamera einfängt. Ziel der Ausstellung im Pariser Zentrum für digitale Kunst ist es, die Besucher für das ebenso beeindruckende wie zerbrechliche Ökosystem zu sensibilisieren, in dem der Mensch noch in Harmonie mit der Natur lebe, so die Organisatoren.

Nelson setzt seine Protagonisten stark in Szene - weshalb manche ihm vorwerfen, er mache Modefotos. Wie der 53-Jährige in seinen Interviews erklärt, geht es ihm aber darum, Stolz und Identität zu zeigen. Die Multimedia-Schau wird bis zum 31. Oktober gezeigt und findet im Rahmen des zweijährigen Ausstellungszyklus' «Rettet den Planeten» statt. 2018 waren spektakuläre Luftbildaufnahmen von Yann Arthus-Bertrand gezeigt worden.


Aufschrei nach gewaltsamem Tod von Kleinkind

ISLAMABAD: Im Nordwesten Pakistans hat der gewaltsame Tod eines Kleinkinds zu einem Aufschrei geführt. Mehrere Verdächtige seien bereits festgenommen worden, teilte die Polizei in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa am Freitag mit. Ein Obduktionsbericht habe ergeben, dass das zweieinhalb Jahre alte Mädchen aus der Stadt Charsadda vergewaltigt und mit Messerstichen getötet worden sein. Das Kleinkind war am Dienstag verschwunden und wurde am Tag darauf gefunden.

Bereits im August hatte ein Gewaltverbrechen in der Provinz für Entsetzen gesorgt. Damals vergewaltigte und tötete ein 18-Jähriger eine sechs Jahre alte Nachbarstochter.

Vor zwei Jahren hatten in dem südasiatischen Land die Vergewaltigung und der Mord an einer Siebenjährigen in der Nähe der östlichen Stadt Lahore einen landesweiten Aufschrei des Entsetzens verursacht. Politiker, Aktivisten und Prominente forderten damals von der Regierung mehr Schutz für Kinder.


Welternährungsprogramm: «Tiefster Dank» für Nobelpreis

ROM: Das Welternährungsprogramm (WFP) hat die Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis als Mahnung zu verstärktem Einsatz für Frieden und gegen Hunger in der Welt bezeichnet.

«Dies ist eine eindringliche Mahnung an die Welt, dass Frieden und Null-Hunger Hand in Hand gehen», schrieb die UN-Organisation am Freitag auf Twitter. «Tiefster Dank». Der Friedensnobelpreis war kurz zuvor dem WFP mit Sitz in Rom zugesprochen worden. Das Programm versorgt Hungernde in aller Welt mit Nahrungsmitteln.


Sprecherin: WFP-Chef ist in Afrika im Feld unterwegs

ROM/BERLIN: Die deutsche Chefsprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Bettina Lüscher, freute sich am Freitag riesig über den Friedensnobelpreis für die UN-Organisation.

Der Direktor des WFP, der US-Amerikaner David Beasley, sei gerade in Afrika: «Er ist im Feld unterwegs und schwer zu erreichen. Aber er weiß es», sagte sie der dpa am Telefon zur Zuerkennung des Friedensnobelpreises an die Organisation, die Hungernde in aller Welt mit Nahrungsmitteln versorgt.


WFP twittert auf deutsch: «Wir sind sprachlos»

GENF: «Wir sind sprachlos» - das war die erste Reaktion des Welternährungsprogramms (WFP) auf deutsch nach dem Gewinn des Friedensnobelpreises.

«Danke @NobelPrize für die Ehrung des UN World Food Programme (@WFP) mit dem #Friedensnobelpreis 2020», twittere die Organisation, die Hungernde in aller Welt mit überlebenswichtigen Nahrungsmitteln versorgt.


Frankreich sieht Fortschritte für Waffenstillstand in Berg-Karabach

PARIS: Frankreich sieht Fortschritte in Richtung einer baldigen Waffenruhe für die Konfliktregion Berg-Karabach im Süden des Kaukasus. «Wir bewegen uns bald auf einen Waffenstillstand zu, auch wenn die Lage immer noch fragil ist», hieß es am Freitag aus Kreisen des Élysée-Palasts. Präsident Emmanuel Macron habe erneut mit Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev beraten. Man arbeite an der Wiederaufnahme von Verhandlungen. Seit Anfang der Woche sei auch Russlands Präsident Wladimir Putin eingeschaltet.

In der umkämpften Region leben etwa 145.000 Menschen. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Berg-Karabach wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Russland, die USA und Frankreich vermitteln in dem Konflikt mit der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Am Freitag wollten sich die Außenminister von Armenien und Aserbaidschan zu Gesprächen in Moskau treffen. Das bestätigte das russische Außenministerium. Putin sowie weitere Staats- und Regierungschefs hatten zuvor beide Länder dazu aufgerufen, sofort die Kämpfe zu beenden.


WFP-Sprecher zum Friedensnobelpreis: Ein stolzer Moment

GENF: «Dies ist ein stolzer Moment», sagte der Sprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Genf, Tomson Phiri, nach der Zuerkennung des Friedensnobelpreises an das WFP. Phiri war in einer Pressekonferenz gerade dabei, über die Arbeit des WFP im Sudan berichten, als der Preisgewinn bekannt wurde.

Der Preis sei eine Anerkennung sowohl für die Mitarbeiter als auch die vielen freiwilligen Helfer und Helferinnen in aller Welt. «Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt», sagte er. Das WFP habe trotz der weltweiten Reisebeschränkungen Hungrige versorgt. «Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt», sagte er. Das WFP hat Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für das WFP befördern, nicht mehr geflogen waren.


Ehe-Streit wegen fehlenden Alkohols - Frau bittet Polizei um Bier

KAISHEIM: Dass Polizisten nach einem handfesten Streit nicht auch noch Bier liefern, hat ein Ehepaar in Deutschland feststellen müssen.

Wie die Polizei am Freitag mitteilte, war eine 67-Jährige in Kaisheim (Bayern) am Donnerstag mit ihrem Mann in Streit geraten, weil dieser kein Bier, sondern nur Mineralwasser gekauft hatte. Die Auseinandersetzung endete für beide mit Kratzwunden und Hämatomen.

Erst danach alarmierte die Frau die Polizei - und bat die Beamten, gleich noch ein paar Flaschen Bier mitzubringen. Weil die Polizisten ihrem Wunsch nicht nachkamen, wählte die Frau vom frühen Freitagmorgen an noch sechs Mal den Notruf - jedoch ohne Erfolg: «Eine Bierlieferung durch die Beamten unterblieb», teilte die Polizei mit. Stattdessen wurde das Ehepaar wegen Körperverletzungsdelikten angezeigt. Die Polizei prüft zudem, die Frau wegen missbräuchlicher Verwendung des Notrufs anzuzeigen.


Japan berät über Zulassung der «Pille danach» - Sinkende Geburtenrate

TOKIO: Auch in Japan könnte in naher Zukunft die «Pille danach» rezeptfrei erhältlich sein. Man werde über eine Lockerung der Vorschriften gründlich beraten, kündigte Gesundheitsminister Norihisa Tamura am Freitag an. Anders als in Deutschland und vielen anderen Ländern ist die «Pille danach» in Japan bislang nicht ohne vorheriges ärztliches Rezept zu bekommen. Frauen, einschließlich Opfer sexueller Gewalt, müssen in Japan zuerst in eine Klinik oder ein Krankenhaus, um sich das Medikament von einem Arzt verschreiben zu lassen. In Deutschland kann die Pille rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden.

Aktivisten in Japan fordern seit langem, dass das Medikament frei zugänglich sein sollte, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Abtreibungen sind in Japan legal. Im vergangenen Fiskaljahr, das am 31. März endete, waren rund 160.000 Abtreibungen amtlich gezählt worden. In 13.588 Fällen waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums Frauen im Alter von unter 20 Jahren betroffen. Man werde das Thema «Pille danach» gründlich beraten, wurde Minister Tamura zitiert.

Kein anderes Industrieland der Welt altert angesichts sinkender Geburtenraten so schnell wie Japan. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung des asiatischen Landes ist inzwischen älter als 65 Jahre. Im vergangenen Jahr lag die Geburtenrate bei nur 1,36. Die Zahl der Geburten in dem Jahr sank auf ein Rekordtief von 865.234 Babys. Die Regierung will die Geburtenrate auf 1,8 anheben. Zu diesem Zweck will der kürzlich neu gewählte Regierungschef Yoshihide Suga die Behandlung von Unfruchtbarkeit staatlich stärker unterstützen. So soll für die hohen Kosten hierfür künftig die staatliche Krankenkasse herangezogen werden können. Experten bezweifeln jedoch, ob damit allein der Trend sinkender Geburtenraten umgekehrt werden kann.


Drei Schwerverletzte bei Hochhausbrand

SEOUL/ULSAN: Bei dem Brand in einem 33-stöckigen Hochhaus in der südkoreanischen Küstenstadt Ulsan hat es drei Schwerverletzte gegeben. Insgesamt seien 93 Menschen einschließlich eines Feuerwehrmanns mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, berichteten am Freitag der südkoreanische Rundfunksender KBS und die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Die meisten seien nach dem Einatmen von Brandrauch und wegen leichter Verletzungen behandelt worden. Doch der Zustand von drei Verletzten sei kritisch.

Der Hochhausbrand in der Millionenstadt im Südosten des Landes wurde den Berichten zufolge nach mehr als 15-stündigem Einsatz vollständig gelöscht. Zuvor seien an mehreren Stellen durch die starken Winde immer wieder neue Flammen entfacht worden. Auch hätten Rettungskräfte in dem Gewerbe- und Wohngebäude weiter nach möglichen Opfern gesucht. Berichte über Vermisste lagen jedoch nicht vor.

Es wurde angenommen, dass das Feuer kurz nach 23.00 Uhr am Donnerstag (Ortszeit) im unteren Teil des Gebäudes ausgebrochen war. Die Brandursache war zunächst ungeklärt. Das Feuer breitete sich über die Außenseite schnell nach oben aus. Bilder zeigten, wie eine Seite des Hochhauses hell in Flammen stand. In dem Haus wohnten Hunderte von Menschen. Wie viele von ihnen sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Gebäude befanden, war unklar. Zahlreiche Personen konnten rechtzeitig aus ihren Wohnungen flüchten und den Flammen entkommen.


Machtkampf : Präsident entlässt die Regierung

BISCHKEK: Im Machtkampf im zentralasiatischen Kirgistan hat Präsident Sooronbaj Dscheenbekow die Regierung entlassen. Das geht aus einem am Freitag in der Hauptstadt Bischkek veröffentlichten Dekret hervor. Das Staatsoberhaupt akzeptierte damit den Rücktritt von Ministerpräsident Kubatbek Boronow. Der Regierungschef hatte nach den Ausschreitungen zu Wochenbeginn als Reaktion auf die von Fälschungen überschattete Parlamentswahl seinen Posten geräumt. Mehrere Oppositionsgruppen beanspruchen nun die Macht für sich. Die Lage in dem Land an der Grenze zu China ist unübersichtlich.

Die Demonstranten fordern seit Tagen eine Neuwahl und den Rücktritt des Präsidenten. Dscheenbekow signalisierte nach drei Jahren im Amt, nach der Bildung einer neuen Regierung zurückzutreten. «Ich fordere alle politischen Kräfte auf, den Frieden und die Ruhe im Land aufrechtzuerhalten und das Volk nicht zu spalten», sagte er. Das Parlament will ein Amtsenthebungsverfahren anstreben.

Die Wahlkommission hatte das Ergebnis der Abstimmung vom Sonntag für ungültig erklärt. Es soll nun eine Neuwahl geben. Am Freitag war die Lage in dem Hochgebirgsland nach Angaben der Behörden zunächst ruhig. Bei den Protesten gab es bislang Hunderte Verletzte.


Thunberg: Nobelpreis für Klimakämpfer «ziemlich unwahrscheinlich»

STOCKHOLM: Klimaaktivistin Greta Thunberg glaubt nicht, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an eine Klimaorganisation gehen wird. «Das ist ja ziemlich unwahrscheinlich», sagte die junge Schwedin am Freitagmorgen während ihres allwöchentlichen Klimaprotests vor dem Parlament in Stockholm zu einem Reporter der Zeitung «Aftonbladet». Auf die Frage, wem sie den Preis geben würde, sagte sie: «Oh, da gibt es ziemlich viele. Deshalb ist das unmöglich zu sagen.»

Der diesjährige Friedensnobelpreisträger sollte am Vormittag (um 11.00 Uhr) in Oslo bekanntgegeben werden. Thunberg zählte vorab zum Favoritenkreis.


Surfer nach Hai-Attacke in Westaustralien vermisst

SYDNEY: In Westaustralien wird nach einer Hai-Attacke ein Surfer vermisst. Der Mann sei am Freitagvormittag (Ortszeit) vor Kelp Beds Beach in der Nähe der Stadt Esperance von dem Raubfisch angegriffen worden, teilten die örtlichen Behörden mit. Trotz einer sofort eingeleiteten Bergungsaktion sei aber zunächst nur das Surfbrett des Opfers gefunden worden. Rettungsschwimmer suchten mit Jet-Skis das Meer ab.

Augenzeugen hätten gesagt, ein riesiger Hai habe den Mann angegriffen und in die Luft geschleudert, berichtete der Sender 7News. Freunde, die sich in der Nähe aufhielten, versuchten in seine Nähe zu paddeln, hätten ihm aber nicht helfen können. «Seine Überlebenschancen sind offensichtlich ziemlich gering, wenn man bedenkt, was uns erzählt worden ist», zitierte der Sender Polizeisprecher Justin Tarasinski. Bei Einbruch der Dunkelheit sei die Suche zunächst unterbrochen worden, sie werde aber am Samstag wiederaufgenommen, hieß es.

Der abgelegene Strand wurde geschlossen. Das Gebiet ist berühmt-berüchtigt für solche Angriffe: Vor drei Jahren war in der Gegend eine 17-Jährige von einem Hai gebissen worden und später an ihren schweren Verletzungen gestorben. 2014 wurde ein 23-jähriger Surfer attackiert. Er verlor einen Arm und die andere Hand. Allein in diesem Jahr gab es in Down Under schon sechs tödliche Hai-Angriffe.


Japan erwägt digitale Eheschließungen

TOKIO: Japan denkt über die Digitalisierung von Eheschließungen und Scheidungsanträgen nach. Wie japanische Medien am Freitag unter Berufung auf Justizministerin Yoko Kamikawa berichteten, prüft ihre Regierung zu diesem Zweck, die bislang nötigen Stempel unter solchen Anträgen abzuschaffen. Japans traditionelle Stempel-Kultur erwies sich im Zuge der Corona-Krise in der staatlichen Bürokratie wie auch in den Unternehmen als großes Hindernis. Als Lehre daraus will die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft der Welt jetzt die Digitalisierung vorantreiben. Denn ungeachtet seines Rufes als Hightechnation hinkt Japan in diesem Bereich hinter anderen Ländern hinterher. Das soll sich nun ändern.

So will die Regierung die Effizienz in den Ministerien und Behörden steigern und zu diesem Zweck ein einheitliches Computernetzwerk aufbauen, wie die führende Wirtschaftszeitung «Nikkei» kürzlich berichtete. Bislang verfügten die Ministerien und Behörden über jeweils eigene LAN-Netzwerke mit unterschiedlichen Sicherheitsstandards. Um künftig Video-Konferenzen zum Beispiel mit anderen Behörden oder auch Privatgesellschaften zu erleichtern, sollen die einzelnen Netzwerke in den nächsten Jahren abgeschafft werden. Laut Volkswirten ist Japan nun dabei, einen Riesensprung in Richtung einer Digitalisierung und neuer Arbeitsstile zu machen.


Ein Jahr im arktischen Eis - «Polarstern» kommt zurück

BREMERHAVEN: Ende eines Abenteuers: Nach einem Jahr in der Arktis kehrt das Forschungsschiff «Polarstern» am Montag (12. Oktober) zurück in seinen Heimathafen Bremerhaven. In der zentralen Arktis war das Schiff mit einer riesigen Scholle mitgedriftet, damit die Wissenschaftler an Bord umfangreiche Messungen im Wasser, im Eis und in der Atmosphäre vornehmen konnten.

Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über das Klimasystem der Erde. Nach Angaben des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) war die Expedition mit 140 Millionen Euro Budget die bisher teuerste und logistisch aufwendigste im Nordpolarmeer. Beteiligt waren über 70 wissenschaftliche Institute aus fast 20 Ländern mit über 300 Forschern.

Während der letzten Seemeilen wird die «Polarstern» von einer Flotte von Schiffen begleitet. In Bremerhaven wollten Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und AWI-Direktorin Antje Boetius die Expeditionsmannschaft in Empfang nehmen.


Marktforscher: Rund 58 Millionen sahen TV-Duell von Pence und Harris

WASHINGTON: Das einzige TV-Duell der Vize-Kandidaten vor der anstehenden US-Präsidentenwahl ist in den USA auf großes Interesse gestoßen. Die Debatte von Vizepräsident Mike Pence und Herausforderin Kamala Harris hätten sich knapp 58 Millionen Menschen angesehen, teilte die Marktforschungsfirma Nielsen am Donnerstag mit. Vor vier Jahren seien es beim Aufeinandertreffen von Pence und Senator Tim Kaine als Vize der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton rund 37 Millionen gewesen.

Die erste TV-Debatte des Präsidenten Donald Trump mit Herausforderer Joe Biden hatten sich in der Vorwoche laut Nielsen-Zahlen rund 73 Millionen Menschen angesehen.

Debatten der Vize-Kandidaten stoßen meist auf weniger Interesse als die ihrer Chefs. Es gab allerdings eine Ausnahme: 2008 schalteten bei dem Duell des damaligen Vize-Anwärters Biden mit der Republikanerin Sarah Palin rund 70 Millionen Menschen ein. Der spätere Präsident Barack Obama und Gegenkandidat John McCain kamen in ihren drei Debatten auf maximal gut 63 Millionen Zuschauer.


Guaidós Bürochef reist von Venezuela nach Mexiko aus

CARACAS: Roberto Marrero, Büroleiter des venezolanischen Oppositionsführers und selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó, hat den südamerikanischen Krisenstaat Venezuela in Richtung Mexiko verlassen. «Ich danke dem Volke Mexikos, dem Präsidenten (Andrés Manuel) López Obrador und Außenminister Marcelo Ebrard für ihre Haltung zugunsten einer demokratischen Lösung und für ihre bedingungslose Unterstützung, damit ich über Mexiko reisen und meine Familie wieder treffen kann», schrieb Marrero auf Twitter am Donnerstag. Seine Familie lebt in Florida. Spanischen Medienberichten zufolge wurde er von einem mexikanischen Diplomaten begleitet.

Fünf Tage zuvor war nach den Berichten ein erster Ausreiseversuch nach Spanien gescheitert. Marrero ist einer der 110 Politiker oder Aktivisten, die der venezolanische Präsident Nicolás Maduro Anfang September begnadigte, und kam nach fast eineinhalb Jahren aus dem Gefängnis des venezolanischen Geheimdienstes Sebin in Caracas frei.


Guaidós Bürochef reist von Venezuela nach Mexiko aus

CARACAS: Roberto Marrero, Büroleiter des venezolanischen Oppositionsführers und selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó, hat den südamerikanischen Krisenstaat Venezuela in Richtung Mexiko verlassen. «Ich danke dem Volke Mexikos, dem Präsidenten (Andrés Manuel) López Obroador und Außenminister Manuel Ebrard für ihre Haltung zugunsten einer demokratischen Lösung und für ihre bedingungslose Unterstützung, damit ich über Mexiko reisen und meine Familie wieder treffen kann», schrieb Marrero auf Twitter am Donnerstag. Seine Familie lebt in Florida. Spanischen Medienberichten zufolge wurde er von einem mexikanischen Diplomaten begleitet.

Fünf Tage zuvor war nach den Berichten ein erster Ausreiseversuch nach Spanien gescheitert. Marrero ist er einer der 110 Politiker oder Aktivisten, die der venezolanische Präsident Nicolás Maduro Anfang September begnadigte, und kam nach fast eineinhalb Jahren aus dem Gefängnis des venezolanischen Geheimdienstes Sebin in Caracas frei.


Hurrikan «Delta» trifft auf Land in Louisiana

CREOLE: Der Hurrikan «Delta» ist mit Windgeschwindigkeiten von gut 150 Kilometern pro Stunde auf die Küste des US-Bundesstaates Louisiana getroffen. Das Auge des Sturms befand sich am Freitagabend (Ortszeit) in der Nähe des Orts Creole, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum mitteilte. Der Hurrikan schwächte sich über dem Golf von Mexiko zuvor von Stufe drei auf Stufe zwei ab.

Die Behörden warnten vor heftigen Regenfällen und Sturmfluten. Außerdem betonten sie die Gefahr, dass der Wind zum Teil immer noch herumliegende Trümmerteile des vorherigen Hurrikans «Laura» durch die Gegend wirbeln könnte.

In der diesjährigen Wirbelsturm-Saison im Atlantik, die von Juni bis November dauert, haben sich bereits so viele starke Stürme gebildet, dass die 21 Namen, die in alphabetischer Reihenfolge dafür vorgesehen waren, aufgebraucht sind. Die Meteorologen haben deshalb auf das griechische Alphabet zurückgegriffen, was zuletzt 2005 passiert war.


In Mali entführte Französin und Italiener wieder frei

PARIS/ROM: Vier Jahre nach ihrer Entführung im westafrikanischen Krisenstaat Mali ist eine französische Entwicklungshelferin wieder frei. Die 75-jährige Sophie Pétronin kehrte am Freitag mit einer Sondermaschine in ihre Heimat zurück. Auf dem Flughafen wurde sie von Präsident Emmanuel Macron empfangen. Der Elysée-Palast machte keine Angaben zu den Umständen der Freilassung. Auch der prominente malische Oppositionspolitiker Soumaila Cisse sowie zwei entführte Italiener wurden freigelassen. Die beiden Italiener trafen am Freitag in Rom ein, ebenfalls per Flugzeug.

Pétronin hatte bis zu ihrer Entführung 2016 in Mali eine Nichtregierungsorganisation geleitet. Cisse war im Frühjahr während des Wahlkampfs für die Parlamentswahl verschleppt worden. Vermutet wird, dass beiden von islamistischen Terroristen festgehalten wurden. Der italienische Pater Pier Luigi Maccalli war 2018 im Niger entführt worden. Sein Landsmann Nicola Chiacchio war als Fahrradtourist unterwegs, als er 2019 verschleppt wurde.

Frankreich kämpft im riesigen Sahel-Gebiet mit rund 5100 Soldaten gegen Terrorgruppen. Einige dieser Gruppen haben dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida die Treue geschworen. Macron dankte nach Élysée-Angaben den malischen Behörden für die Freilassung. Er versicherte, Frankreich werde den Kampf gegen den Terrorismus in der Sahelzone weiter unterstützen.


USA verhängen Sanktionen gegen iranische Banken

WASHINGTON: Die US-Regierung hat in einem Schlag gegen das Finanzsystem des Iran Sanktionen gegen 18 Banken der Islamischen Republik verhängt. Ein Ziel sei, den Zugang der Kreditinstitute zur amerikanischen Währung zu unterbinden, betonte Finanzminister Steven Mnuchin am Donnerstag. Das Vorgehen dürfte den Iran weiter isolieren, weil auch Unternehmen aus anderen Ländern US-Sanktionen drohen, wenn sie weiter mit den betroffenen Banken Geschäfte machen. Unmittelbar verbieten die Maßnahmen von Donnerstag alle Geschäfte der Banken in den USA.

Von den Banken wurden 16 dafür sanktioniert, dass sie im Finanzsystem des Landes aktiv sind. Eine weitere wurde bestraft, weil sie einem der iranischen Kreditinstitute gehört und eine weitere wegen ihrer Verbindung zum iranischen Militär. Humanitäre Transaktionen seien weiterhin erlaubt, betonte Mnuchin. Die Sanktionen würden weitergehen, bis Iran sein Atomprogramm beende und die Unterstützung von Terroristen einstelle, sagte der Minister.

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif kritisierte die Sanktionen scharf und sprach von einem «Verbrechen gegen die Menschlichkeit». «Mitten in der Covid-19-Pandemie will die US-Regierung unsere verbleibenden Kanäle zur Bezahlung von Lebensmitteln und Medizin sprengen», schrieb er bei Twitter.


Prozess um «Tiergartenmord»: Moskau rechnet nicht mit Aufklärung

MOSKAU: Im Prozess um einen mutmaßlichen Auftragsmord staatlicher russischer Stellen in Berlin rechnet das Außenministerium in Moskau nicht mit einer objektiven Aufklärung der Tat. «Man gewinnt die Überzeugung, dass in Berlin schon eine gewisse politische Entscheidung bezüglich des Urteils getroffen wurde», sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Donnerstag laut Agentur Interfax. Es sei naiv, auf die Objektivität und Unabhängigkeit der deutschen Justiz zu hoffen. Es gebe keine Zweifel, dass am Ende des Verfahrens die Schuld für die tödliche Attacke russischen staatlichen Strukturen zugeschrieben werde, wie dies bereits in der Presse geschrieben worden sei.

Am 23. August 2019 war in der Berliner Parkanlage ein 40-jähriger Georgier tschetschenischer Abstammung mit einer Schalldämpfer-Pistole am helllichten Tag erschossen worden. Am Mittwoch hatte am Berliner Kammergericht der Prozess gegen einen angeklagten Russen begonnen.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass er von russischen Stellen einen Auftrag zum Töten bekam. Das Opfer sei aus Sicht der russischen Regierung ein Staatsfeind gewesen, weil er im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft habe, hatte Bundesanwalt Ronald Georg gesagt. Die höchste deutsche Anklagebehörde wirft dem Russen Mord und illegalen Waffenbesitz vor.


Abzug aus Afghanistan gemeinsam entscheiden

BRÜSSEL: Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump für einen Truppenabzug aus Afghanistan bis Weihnachten für eine gemeinsame Entscheidung der Allianz geworben. «Wir werden gemeinsam Entscheidungen über zukünftige Anpassungen treffen und wenn die Zeit reif ist, gemeinsam gehen», sagte Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel.

Die Nato wolle verhindern, dass das Land wieder zu einem sicheren Ort für internationale Terroristen werde. «Wir werden Entscheidungen auf Grundlage der Bedingungen vor Ort treffen, weil wir es für äußerst wichtig halten, uns weiterhin für die Zukunft Afghanistans zu engagieren», so Stoltenberg.

Die USA hatten mit den Taliban Ende Februar ein Abkommen unterzeichnet, das einen schrittweisen Abzug innerhalb von 14 Monaten aus Afghanistan vorsieht und an Bedingungen geknüpft ist. Im Gegenzug verpflichteten sich die Islamisten, Beziehungen zu anderen Terrororganisationen zu beenden. Seit vergangenem Monat laufen auch Friedensgespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban.


In Tschechien beginnen Stichwahlen zum Senat

PRAG: In Tschechien beginnt am Freitag die zweite Runde der Teilsenatswahlen. In 26 Wahlbezirken treffen Stichwahl-Kandidaten aufeinander. Nur ein Bewerber hatte bereits in der ersten Runde vor einer Woche die absolute Mehrheit erreicht. Die Wahllokale öffnen um 14.00 Uhr. Die Bürger können ihre Stimme auch noch am Samstag abgeben. Überschattet werden die Abstimmungen von rapide steigenden Corona-Infektionszahlen. Menschen, die sich in Quarantäne befinden, konnten ihre Stimme bereits am Mittwoch in besonderen «Drive-in-Wahllokalen» aus dem Auto abgeben.

Alle zwei Jahre wird ein Drittel der insgesamt 81 Sitze im Oberhaus des Parlaments neu bestimmt. Die Kammer hat ein Mitspracherecht bei der Gesetzgebung und kann Verfassungsänderungen verhindern. Derzeit haben mehrere konservative Oppositionsparteien zusammen die Mehrheit im Senat. Der Senatsvorsitzende Milos Vystrcil hatte jüngst mit einer Reise nach Taiwan Aufsehen erregt und Unmut in China hervorgerufen, das den Inselstaat als eine abtrünnige Provinz betrachtet.


Bulgariens Parlament kippt Veto gegen Stimmzettelwahl

SOFIA: Die Menschen in Bulgarien dürfen auch weiterhin mit Wahlzetteln statt nur mit Hilfe eines Wahlautomaten ihre Stimmen abgeben. Staatschef Rumen Radew hatte zunächst ein Veto gegen die Wahlmöglichkeit mit Stimmzetteln eingelegt - das bulgarische Parlament kippte dieses aber am Donnerstag. 124 Abgeordnete stimmten gegen das Veto, 89 dafür. Damit bleibt die umstrittene Änderung in Kraft.

Staatschef Radew hatte sein Veto vom Ende September damit begründet, dass mit den beiden parallel zugelassenen Abstimmungsweisen die Regierung aus seiner Sicht beabsichtige, «Möglichkeiten für Chaos und Wahlmanipulation zu schaffen». Die Sozialisten (BSP) und die Türkenpartei DPS lehnten die Wiedereinführung von Stimmzetteln wegen möglicher Fälschung der Wahlergebnisse auch am Donnerstag erneut ab. Auch die Demonstranten, die seit drei Monaten Neuwahlen fordern, bestehen darauf, dass künftig nur mit Wahlautomaten gewählt werden soll, um Wahlfälschung zu vermeiden. Briefwahl gibt es in dem EU-Land nicht.

Die nächste reguläre Parlamentswahl in Bulgarien wäre im März 2021. Es zeichnet sich Meinungsumfragen zufolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der jetzt regierenden bürgerlichen Partei GERB und den Sozialisten ab. Demonstranten werfen bei allabendlichen Aktionen der Regierung in Sofia Korruption vor.


Irischer Premier zu Brexit-Handelspakt: «Es muss Bewegung geben»

DUBLIN: Der irische Premierminister Micheál Martin hat die EU und Großbritannien zu Fortschritten in den Verhandlungen über einen Handelspakt aufgefordert. «Es muss Bewegung geben, so dass die Verhandlungen in die Endphase gehen können», sagte Martin am Donnerstag bei einem Treffen mit EU-Ratspräsident Charles Michel in Dublin. Michel verlangte erneut, Großbritannien müsse nun «alle Karten auf den Tisch» legen und Vertrauen wieder herstellen. Die EU wolle einen Deal - aber nicht um jeden Preis. Es sei nun der «Moment der Wahrheit», schrieb Michel auf Twitter.

Während die Zeit abläuft, ringen Großbritannien und die EU derzeit weiter um einen Handelspakt für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase. Damit sollen Zölle, Staus und andere Handelshürden verhindert werden. Bislang stocken die Verhandlungen. Mit einem umstrittenen Gesetz für den eigenen Binnenmarkt erhöhte der britische Premierminister Boris Johnson die Spannungen zusätzlich.


Pakistans Oppositionsparteien wollen Druck auf Regierung verschärfen

ISLAMABAD: Pakistans Oppositionsparteien wollen ihren Druck auf die Regierung von Premierminister Imran Khan verschärfen. Nach Ankündigung von Protesten ab Herbst wandte sich Ex-Premierminister Nawaz Sharif aus London direkt an die Regierung. «Ich habe Imran Khan gewarnt, zurückzutreten, bevor er hinausgeworfen wird», sagte Sharif in einer Videobotschaft am Donnerstag. Sharif flog für medizinische Behandlungen 2019 nach London. Pakistan fordert die Auslieferung des 70-Jährigen für ein Korruptionsverfahren in seinem Heimatland.

Ein breites, im September geformtes Bündnis pakistanischer Oppositionsparteien plant landesweite Proteste gegen die Regierung. Die Politiker fordern unter anderem eine Neuwahl und Imran Khans Rücktritt. Für Oktober hatte die neu gegründete Demokratische Bewegung Pakistan (PDM) zu Protesten aufgerufen. Im Januar 2021 ist ein Marsch auf die Hauptstadt Islamabad geplant.

Am Sonntag wurde Maulana Fazalur Rehman, Präsident der konservativ-islamischen Partei Jamiat Ulema-e Islam, zum Anführer der Oppositionsbewegung gewählt. In der Provinz Punjab plant die PDM zum Auftakt der Proteste Kundgebungen. Die Oppositionspolitiker fordern, den Einfluss des mächtigen Militärs in dem südasiatischen Land einzuschränken. Pakistan ist Atommacht und wurde lange Jahre von Militärmachthabern geführt.


Hochzeitsfeier wie im Autokino trotz Corona-Krise

CHELMSFORD: Not macht erfinderisch: Ein hinduistisches Brautpaar hat in Großbritannien seine Hochzeit trotz Corona-Pandemie mit Hunderten Gästen gefeiert - und zwar in Autos. Die Besucher verfolgten wie in einem Autokino im Wagen sitzend die vierstündige Zeremonie. Normalerweise wären nur 15 Gäste erlaubt gewesen.

Nur die engsten Familienmitglieder durften in der Nähe des Brautpaares im Braxted Park, einem großen Anwesen in Chelmsford (Grafschaft Essex), sein. Etwa 200 Besucher verfolgten die Hochzeit auf großen Bildschirmen von Autos aus. Weitere 300 schalteten sich per Video aus aller Welt hinzu, wie die Zeitung «The Guardian» am Donnerstag berichtete. Zur Begrüßung winkten die 30-jährige Braut und ihr gleichaltriger Bräutigam aus einem dekorierten Golfbuggy. Die Gäste reagierten mit lautem Hupen. Online konnten Freunde und Familie sich vom Auto aus das Essen bestellen.

«Es bedeutete uns so viel, dass alle dabei waren», sagte die Braut. «Diesen Tag werden wir nie vergessen.» Eigentlich wollte das Paar aus dem Norden Londons schon im April heiraten, doch der Lockdown hatte den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht.


Entschuldigung für Polizeigewalt bei Protesten 2019

BOGOTÁ: Kolumbiens Verteidigungsminister Carlos Holmes Trujillo hat sich für die Polizeigewalt bei den Demonstrationen im November 2019 entschuldigt. Bei den Protesten gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Iván Duque waren mehrere Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen der 18-jährige Schüler Dilan Cruz. Er wurde mutmaßlich von einem von der Polizei abgefeuerten Geschoss am Kopf getroffen und starb drei Tage später. «Ich erlaube mir zu wiederholen, dass ich mich für die Exzesse der Sicherheitskräfte, besonders die der Polizeieinheit Esmad, bei den Protesten ab 21. November entschuldige», sagte Holmes in einer Debatte über einen Misstrauensantrag gegen ihn, wie kolumbianische Medien am Mittwochabend (Ortszeit) berichteten.

Der Minister kam damit der Aufforderung des Obersten Gerichts in einem historischen Urteil nach. Voraussichtlich am kommenden Dienstag soll über den Misstrauensantrag abgestimmt werden.

Die Polizei ist in Kolumbien aufgrund der Erfahrungen aus Konflikten etwa mit linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs dem Verteidigungs-, nicht dem Innenministerium unterstellt.


60 Festnahmen bei Razzia wegen Kinderpornografie

PARIS: Bei einer großangelegten Razzia haben französische Ermittler rund 60 Menschen festgenommen, die kinderpornografische Bilder und Videos heruntergeladen und angesehen haben sollen. Mindestens vier Verdächtigen werde auch die Vergewaltigung von Minderjährigen vorgeworfen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag unter Berufung auf eine Spezialeinheit der Polizei.

Die Festnahmen in rund 30 französischen Départements begannen bereits am Montag, wie die Agentur berichtete. «Es gibt kein einheitliches Profil», sagte der Polizist Éric Bérot mit Blick auf die Verdächtigen. «Alle sozialen Schichten sind betroffen.»

Unter den Verdächtigen im Alter von 28 bis 75 Jahren seien Arbeitslose und leitende Angestellte, sagte der Chef der Polizeieinheit, die bei Gewalt gegen Menschen ermittelt. «Es handelt sich zu 99 Prozent um Männer.» Es gebe nur ein Paar, das mutmaßlich die Missbrauchsabbildungen gemeinsam ansah.


Junqueras darf EU-Parlament-Sitz auch vorläufig nicht antreten

LUXEMBURG: Der katalanische Separatistenführer Oriol Junqueras darf seinen Sitz im Europaparlament nach einem Beschluss des Europäischen Gerichtshofs weiterhin nicht antreten - auch vorläufig nicht. Die Vizepräsidentin des Gerichts in Luxemburg lehnte am Donnerstag Rechtsmittel gegen eine vorherige Entscheidung ab (Rechtssache C-201/20 P(R)). Das Hauptverfahren, ob das Parlament den Sitz aberkennen darf, läuft jedoch noch. Einen Termin für das Urteil gibt es noch nicht.

Junqueras war nach dem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum 2017 wegen Rebellion zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Im Mai 2019 errang er einen Sitz im Europaparlament, den er aber wegen der spanischen Rechtslage nicht antreten konnte. Daraufhin erkannte ihm das Parlament das Mandat ab. Junqueras klagte dagegen und beantragte eine einstweilige Verfügung, um seine Rechte als Abgeordneter zumindest vorläufig wahrnehmen zu können.


Empörung über gewaltsame Attacke auf zwei Polizisten

PARIS: Ein gewalttätiger Angriff auf zwei Polizisten empört Frankreich. Die beiden Männer seien massakriert worden, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagmorgen. Der Angriff geschah am späten Mittwochabend im Pariser Vorort Herblay. Die Polizisten, die in Zivil unterwegs waren, sind offiziellen Angaben nach von drei Angreifern attackiert worden. Diese nahmen den beiden Polizisten die Dienstwaffen ab und schossen wiederholt mit ihnen auf sie. Die Angreifer flüchteten.

Die Polizisten kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes. «Eine Untersuchung ist im Gange, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Leute wussten, dass es Polizisten waren. Es waren Polizisten in Zivil, die verdeckt arbeiteten», sagte der Bürgermeister von Herblay, Philippe Rouleau, dem Sender Franceinfo.

Premierminister Jean Castex verurteilte den Angriff und nannte die Täter «feige Individuen», die auch die Republik ins Visier genommen hätten. Angriffe auf Polizei, Rettungskräfte oder Busfahrer hatten in den vergangenen Monaten in Frankreich bereits eine Debatte ausgelöst. Castex hatte in seiner Regierungserklärung im Sommer gewaltsame Übergriffe auf Ordnungskräfte verurteilt und der Polizei Unterstützung versprochen.


EU-Bürger brauchen bald Reisepass für Großbritannien

LONDON: EU-Bürger brauchen von Oktober 2021 an für die Einreise nach Großbritannien einen Reisepass. Das geht aus einem Modell der britischen Regierung für die künftigen Abläufe im europäischen Grenzverkehr hervor, das am Donnerstag in London veröffentlicht wurde. Personalausweise sollen nicht mehr akzeptiert werden. Die Neuregelung gilt auch für Besucher aus der Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein.

Personalausweise gehörten zu den «am wenigsten sicheren Dokumenten», hieß es zur Begründung. Mit der Pflicht zum Reisepass werde die Sicherheit Großbritanniens gestärkt. Umgekehrt brauchen Briten bereits heute einen Pass, um in die EU zu kommen - zumal es in Großbritannien keine Personalausweise gibt. Vom 1. Januar an gilt, dass der Pass noch mindestens sechs Monate Gültigkeit haben muss und nicht älter als zehn Jahre sein darf.

Großbritannien Land hat die Europäische Union Ende Januar verlassen. Bis Ende Dezember gilt jedoch noch eine Übergangsphase, in der sich praktisch nichts ändert. Zum Jahreswechsel droht ohne eine Einigung auf einen Handelspakt ein harter wirtschaftlicher Bruch mit Zöllen und anderen Hürden.


Etwa 23.000 Küken auf dem Flughafen von Madrid verendet

MADRID: Rund 23.000 Küken sind auf dem Flughafen von Madrid verendet. Die in Kisten dicht verpackten Tiere waren am Sonntag von Beamten im Frachtterminal des Aeropuerto Adolfo Suárez der spanischen Hauptstadt entdeckt worden, wie Medien am Donnerstag unter Berufung auf Polizei und Tierschützer berichteten. Etwa 6000 der Tiere seien tot gefunden worden, weitere 17.000 seien trotz sofortiger Betreuung und Behandlung innerhalb weniger Stunden gestorben. Etwas 3200 Küken habe man retten können, hieß es.

«Mir standen die Haare zu Berge», wurde die von der Polizei nach der Entdeckung herbeigerufene Präsidentin der Tierschutzorganisation ALBA, Carolina Corral, von der Zeitung «El País» zitiert. So etwas habe sie nie zuvor gesehen. «Das war erschütternd. Wir hatten weder die Erfahrung noch die geeigneten Mittel, um so vielen Küken auf einmal zu helfen.»

Die Küken waren den Erkenntnissen der Polizei zufolge nach dem Eintreffen der Luftfracht in Madrid aus bisher noch unbekannten Gründen drei Tage lang ohne Nahrung und Wasser gelassen worden. Die Beamten, die die Küken entdeckten, hätten von einem starken Verwesungsgeruch gesprochen. Es werde wegen des Verdachts der Tierquälerei ermittelt.


Viele Verletzte bei Explosionen auf früherem Schießplatz

RJASAN: Bei einem Feuer mit mehreren Explosionen auf einem ehemaligen Schießplatz in Russland sind 16 Menschen verletzt worden. Sie seien in Krankenhäuser gebracht worden, sagte Zivilschutzminister Jewgeni Sinitschew am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mehr als 20 Gebäude im Gebiet Rjasan etwa 250 Kilometer südöstlich von Moskau wurden demnach beschädigt. An den Löscharbeiten beteiligten sich mehr als 1500 Einsatzkräfte, darunter auch Minenräumer.

Auf Fotos und Videos waren riesige Rauchwolken und mehrere Explosionen zu sehen. Das Feuer auf dem früheren Schießplatz mit einem Munitionsdepot war am Mittwoch ausgebrochen. Vermutet wird, dass trockenes Gras in Brand gerietr. Mehr als 2300 Bewohner von 14 Dörfern in der Umgebung seien in Sicherheit gebracht worden, sagte der Minister. Sie wurden in Schulen und Krankenhäusern untergebracht.


Mindestens acht Tote bei Gasexplosion in Nigeria

LAGOS: Bei der Explosion einer Gasanlage sind in der nigerianischen Großstadt Lagos mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück geschah am frühen Donnerstagmorgen, teilte der Rettungsdienst Nema mit. Er geht davon aus, dass sich die Opferzahl im Laufe des Tages noch erhöhen könnte. Nach einer ersten Bilanz wurden mindestens 25 Gebäude, mehrere Geschäfte sowie eine Grundschule zerstört.

Laut Nema-Sprecher Ibrahim Farinloye hatten Funken eines defekten Generators bei einem Gas-Lastzug eine Explosion ausgelöst, der Laster wurde von der Wucht über die Straße geschleudert. Der Lastwagen hatte gerade mit dem Entladen begonnen.

Es ist bereits die zweite schwere Explosion in Lagos innerhalb weniger Wochen. Am 23. September hatte es ein ähnliches Unglück gegeben. Der westafrikanische Staat Nigeria ist einer der wichtigsten Erdöl- und Gasproduzenten des Kontinents.


Nawalny: Russland muss Ermittlung ernsthaft vorantreiben

BERLIN/MOSKAU: Nach seiner Vergiftung hat der Kremlgegner Alexej Nawalny die russischen Behörden per Video aufgefordert, Ermittlungen ernsthaft voranzutreiben. «Warum gibt es in meinem Fall noch kein Strafverfahren, keine Ermittlungen? Ich weiß nicht, wo meine Bekleidung ist und bekomme keinen Einblick in meine eigene medizinische Dokumentation», sagte Nawalny in einem dreiminütigen Videoclip, der am Donnerstag in seinem Blog veröffentlicht wurde.

Die Fristen für Ermittlungen seien längst abgelaufen, so der Oppositionspolitiker. Die russische Regierung verweise ständig auf Deutschland. Er sei aber ein russischer Staatsbürger, auf den in Sibirien ein Mordanschlag verübt worden sei. «Ich fordere, dass die Ermittlungen in Russland aufgenommen werden, auch die Rechtsprechung muss in Russland erfolgen.» Dass das alles nicht passiere, zeuge davon, dass das Entscheidungszentrum im Kreml liege.


Nächstes TV-Duell von Trump und Biden wegen Corona nur virtuell

WASHINGTON: Das zweite TV-Duell von US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden in der kommenden Woche soll aus Gründen des Gesundheitsschutzes nur virtuell stattfinden. Die beiden Kandidaten sollen an unterschiedlichen Orten auftreten und online zusammengeschaltet werden, wie die zuständige Kommission CPD am Donnerstag erklärte. Moderator und Gäste hingegen sollen wie geplant in Miami im Bundesstaat Florida zusammenkommen.

Das TV-Duell am Donnerstagabend (Ortszeit) kommender Woche war zuletzt zunehmend umstritten, weil Trump sich noch von einer Covid-19-Erkrankung erholt und bei dem Termin noch ansteckend sein könnte. Der Republikaner hatte das zurückgewiesen und erklärt, er freue sich auf das Duell. Der Demokrat Biden hingegen hatte erklärt, dass Duell solle nicht stattfinden, falls Trump noch erkrankt beziehungsweise infektiös sei. Das dritte und letzte TV-Duell vor der Wahl am 3. November ist für den 22. Oktober geplant


Lesbos- Aufnahmelager nicht mehr restlos überfüllt

ATHEN/LESBOS: Gut einen Monat nach der vollständigen Zerstörung des Registrierlagers von Moria auf der griechischen Insel Lesbos müssen die Menschen nicht mehr in einem überfüllten Camp leben. Im neuen Zeltlager bei Kara Tepe an der Küste von Lesbos mit einer Kapazität für 10.000 Menschen leben zurzeit knapp 7800 Migranten. Dies teilte am Donnerstag eine Sprecherin des Migrationsministeriums mit. Zeitweise harrten in den Jahren 2018 und 2019 in und um das nun zerstörte Lager von Moria mit einer Kapazität für 2757 Menschen bis zu 20.000 Migranten aus.

In den vergangenen Tagen durften knapp 2000 anerkannte Flüchtlinge, die Asyl in Griechenland bekommen haben, die Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos verlassen. Schwierig bleibt die Lage noch in den Registrierlagern der Inseln Chios und Samos. Im Lager Vial von Chios mit einer Kapazität für 1000 Menschen harren zurzeit knapp 3300 Migranten aus. Auf Samos ist die Lage noch schlimmer. In Vathy leben knapp 4400 Menschen in und um ein Lager, das regulär 650 Menschen aufnehmen kann.

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis hatte bereits in den vergangenen Tagen wiederholt erklärt, Plan der Regierung sei, alle Migranten, die Asyl bekommen, so schnell wie möglich zum Festland zu bringen. Die griechische Regierung hat das Asylverfahren beschleunigt und zusätzliches Personal eingestellt. Zudem werden die Seegrenzen zur Türkei scharf überwacht. Humanitäre Organisationen werfen Athen vor, illegale Zurückweisungen in die Türkei (Pushbacks) zu erlauben. Dies bestreitet Athen.


Menschenrechtlerin Mohammadi freigelassen

TEHERAN: Die iranische Menschenrechtlerin Nargess Mohammadi ist freigelassen worden.

Ein Sprecher der Justizbehörde in Sandschan im Nordwesten des Iran bestätigte am Donnerstag die Haftentlassung der 48-Jährigen. Mohammadi war wegen Propaganda gegen das islamische Regime im Iran zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, kam jedoch bereits nach achteinhalb Jahren frei, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Tasnim. Mohammadi gehört zu den renommierten Menschenrechtlern im Iran und ist eine Gegnerin der Todesstrafe. Sie hatte sich im August mit dem Coronavirus infiziert.


Polens Außenminister Rau: Baustopp von Nord Stream 2 möglich

WARSCHAU: Ein Baustopp für die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 ist nach Ansicht des polnischen Außenministers Zbigniew Rau möglich. Es gäbe zu dem Projekt eine «verspätete Debatte unter der deutschen Elite», sagte Rau am Donnerstag dem Radiosender «Jedynka». Er bezog sich dabei auf die Äußerung des CDU-Politikers Norbert Röttgen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hatte sich nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny für einen Stopp des Pipeline-Baus ausgesprochen.

«Man muss mit Zufriedenheit feststellen, dass in dieser Diskussion endlich rationale, vernünftige Argumente zu hören sind. Die Einstellung Polens war von Beginn des Pipeline-Baus eindeutig», sagte Rau. Wichtig sei, dass die Debatte zu der Einsicht führe, dass Russland bei Fragen fundamentaler europäischer Werte wie Menschenrechte und Zivilgesellschaft kein glaubwürdiger Partner sei und daher auch kein glaubwürdiger Partner für Wirtschaftsprojekts sein könne, so Polens Chefdiplomat weiter.

Die Pipeline Nord Stream 2 wird durch die Ostsee gebaut und soll Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren - unter Umgehung von Transitländern wie Polen und der Ukraine. Die Regierung in Warschau ist seit Langem gegen dieses Projekt. Sie befürchtet, dass Russland damit die Abhängigkeit Europas von seinen Gaslieferungen erhöhen und die bisherigen Transitländer unter Druck setzen könnte.


Schutz für Babys vor Acrylamid: EU-Parlament stoppt Grenzwerte

BRÜSSEL: Neue EU-Grenzwerte für gesundheitsschädliches Acrylamid in Baby- und Kleinkindnahrung liegen erstmal auf Eis. Das Europaparlament lehnte den Vorschlag der EU-Kommission mit großer Mehrheit ab: Die vorgeschlagenen Grenzwerte seien zu hoch. Die Ergebnisse der für die EU-Kommission bindenden Abstimmung wurden am Donnerstag bekanntgegeben. Das EU-Parlament pocht damit auf einen nachgebesserten, strengeren Vorschlag.

Der von der EU-Kommission vorgeschlagene Grenzwert werde von den meisten Produkten auf dem Markt bereits leicht erreicht, hieß es in der Entschließung des Parlaments. Niedrigere Werte seien machbar. Acrylamid entsteht beim Backen, Braten und Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln und kann nicht nur in Pommes frites, sondern auch in Keksen, Waffeln und Babyreis enthalten sein. Der Stoff gilt als krebserregend und erbgutschädigend.

Grünen-Europapolitiker Sven Giegold betonte, die EU müsse das Vorsorgeprinzip gerade gegenüber Kindern ernst nehmen. «Krebserregende Substanzen und andere Schadstoffe müssen auf das technisch mögliche Minimum begrenzt werden.» Die EU-Kommission müsse nun zügig einen neuen Vorschlag vorlegen, der die Acrylamid-Grenzwerte auf den Stand von Technik und Wissenschaft bringe, so Giegold.


Australien nominiert Finanzminister Cormann für OECD-Chefposten

SYDNEY: Australien hat seinen Finanzminister Mathias Cormann für den Posten des Generalsekretärs der OECD nominiert. Das teilte der australische Premierminister Scott Morrison am Donnerstag mit. Der 50-jährige Cormann, der im belgischen Eupen geboren wurde, steht seit sieben Jahren dem Finanzressort des Landes vor und wird den Posten Ende Oktober verlassen. Der derzeitige Leiter der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit Sitz in Paris, der Mexikaner Angel Gurría, hatte zuletzt angekündigt, im kommenden Jahr nach 14 Jahren aufhören zu wollen.

Cormann, der der konservativen Liberalen Partei angehört, war 1996 nach Down Under ausgewandert und hat seit 2000 die australische Staatsbürgerschaft. Der Politiker könne der OECD eine besondere Perspektive verleihen, weil er die Hälfte seines Lebens in Europa und die Hälfte im Indopazifik verbracht habe, so Morrison. «Cormann hat nicht nur die Kulturen, wirtschaftlichen Stärken und die politische Dynamik beider Regionen verstanden, sondern ist auch deutschsprachig aufgewachsen, bevor er sein Abitur und seine Universitätsausbildung in Französisch, Flämisch und Englisch absolvierte.»

Der neue OECD-Chef wird im Juni 2021 von den 37 Mitgliedstaaten für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Nominierungen können bis Ende Oktober eingereicht werden.


Warnung vor Überschwemmungen und Erdrutschen

TOKIO: Ein Taifun namens «Chan-hom» droht Japan mit heftigen Regenfällen und Sturmböen zu überziehen.

Die Meteorologische Behörde warnte am Donnerstag vor Überschwemmungen, Erdrutschen und hohem Wellengang in weiten Gebieten des Landes. Der sich vom Süden her langsam über das Meer bewegende Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Kilometern in der Stunde nahe seinem Zentrum könnte sich bis Samstagabend (Ortszeit) dem Großraum Tokio nähern, hieß es. Im Juli hatten sintflutartige Regenfälle Japans südwestliche Hauptinsel Kyushu und andere Landesteile heimgesucht. Rund 80 Menschen starben.


Europäer wünschen sich Niederlage von Trump

KÖLN: Bei der Präsidentschaftswahl am 3. November in den USA wünscht sich eine große Mehrheit in Deutschland und sechs anderen europäischen Ländern eine Niederlage von Amtsinhaber Donald Trump. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach hoffen in Deutschland 71 Prozent auf einen Sieg des demokratischen Herausforderers Joe Biden. Nur elf Prozent der Bundesbürger wünschen sich, dass der Republikaner Trump vier weitere Jahre im Amt bleibt.

In Dänemark sind der Umfrage zufolge sogar 80 Prozent für Biden und nur sechs Prozent für Trump. Am besten schneidet der amtierende US-Präsident in Italien ab, wo ihn 20 Prozent wiedergewählt sehen wollen. Gefragt wurde auch in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Schweden.

Die meisten von insgesamt mehr als 9000 Befragten sind der Ansicht, dass Trumps bisherige Amtszeit negative Auswirkungen auf ihr Land hatte. Deutsche und Spanier sagen dies mit jeweils 69 Prozent am häufigsten, Italiener am seltensten (50 Prozent). Nur wenige sind der Meinung, dass Trump ein guter Präsident ist: 5 bis 15 Prozent, je nach Land. Eine große Mehrheit hält ihn für einen schlechten Präsidenten - in Deutschland 76 Prozent.


Fall Nawalny: Europäische Grüne fordern EU-Sanktionen

BERLIN: Die Grünen im Europarlament haben EU-Sanktionen gegen die Verantwortlichen für den Mordversuch am russischen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny gefordert. Weil das Ergebnis der Untersuchung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) vorliege, «sind jetzt die Konsequenzen an der Reihe», sagte der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). «Es muss Einreisebeschränkungen für korrupte Beamte und Geschäftsleute aus Russland geben.» Zudem müsse geprüft werden, ob der Sanktionsmechanismus gegen Menschenrechtsverletzer, den die EU derzeit vorbereite, auch im Falle der Vergiftung Nawalnys gelte.

Am Dienstag hatte die OPCW die Vergiftung mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe nachgewiesen - und damit Ergebnisse in Laboren der Bundeswehr sowie von Frankreich und Schweden bestätigt. Für die Täterschaft gibt es aber bisher keine öffentlich zugänglichen Beweise. Das Thema Nawalny dürfte den EU-Gipfel in der kommenden Woche beschäftigen.

Indirekt forderte Lagodinsky ein Ende der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2. «Es wird schwer zu begründen sein, warum wir weiter an Nord Stream 2 festhalten, wo es doch klar ist, dass dieses Projekt nicht rein wirtschaftlich, sondern fest mit politischen Interessen verbunden ist», sagte er dem RND. Der Druck auf Deutschland, das Gasprojekt zu beenden, werde steigen. Die EU brauche eine neue Strategie für wirtschaftliche Großprojekte mit Russland und anderen Staaten, mahnte der Grünen-Politiker. «Wir sollten kritisch überprüfen, inwiefern solche Projekte auf Kosten der Menschenrechte gehen, zur innereuropäischen Solidarität passen und die Korruption fördern.»


Geisenberger vor Comeback: «Ist eine Herausforderung»

DÜSSELDORF: Deutschlands beste Rennrodlerin, Natalie Geisenberger, steht nach der Geburt ihres Sohnes im Mai vor dem Comeback. Am nächsten Montag steigt die Olympiasiegerin und mehrmalige Weltmeisterin erstmals wieder in einen Rennschlitten. «Ich bin schon gespannt. Es ist eine Herausforderung, das Training um ein Kind zu bauen. Es haut aber gut hin, weil alle an einem Strang ziehen», sagte die 32-Jährige, die schon früh wieder mit dem Sport angefangen hat. «Mittlerweile kann ich mein Training komplett durchziehen», sagte die Münchnerin dem «Münchner Merkur» und der «tz» (Donnerstag).

Ein Vorteil sei für sie auch, dass viele Weltcup-Rennen und sogar die wegen der Corona-Krise verlegte Weltmeisterschaft in Deutschland stattfinden. Die WM am Königssee liegt quasi vor der Haustür. «Für mich ist das genial. Es gibt nur zwei Weltcups, die nicht wirklich in Autonähe sind. Einer ist auf der Olympiabahn in Peking. Den muss ich fahren», sagte Geisenberger. Die Olympischen Winterspiele 2022 seien ihr «großes Ziel».


Kirche, UN und EU rufen zu friedlichen Wahlen in Bolivien auf

LA PAZ: Angesichts der Gewalt vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Bolivien am 18. Oktober haben die Bolivianische Bischofskonferenz, die Europäische Union und die Vereinten Nationen zu einer friedlichen Stimmabgabe aufgefordert. «Wir richten einen Appell an alle politischen Akteure, zu einem Klima des Friedens und der Toleranz beizutragen, das in diesem wichtigen Moment für das demokratische Leben des Landes vorherrschen sollte», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung in sozialen Netzwerken am Mittwoch (Ortszeit). Dialogbereitschaft sollte das Instrument sein, um die politische Polarisierung zu überwinden.

In den vergangenen Wochen hatte es Berichte über gewaltsame Zwischenfälle im Wahlkampf wie Angriffe auf Kandidaten und Auseinandersetzungen zwischen Anhängern in verschiedenen Regionen des Andenstaates gegeben. Bolivien ist seit der Präsidentschaftswahl im Oktober 2019, nach der bei Protesten 35 Menschen starben, im Aufruhr. Der damalige Präsident Evo Morales musste auf Druck des Militärs zurücktreten. Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Daraufhin übernahm eine Interimsregierung, die konservative Übergangspräsidentin Jeanine Áñez sollte die Wahlen organisieren. Ursprünglich für Mai angesetzt, wurden diese wegen der Corona-Krise mehrmals verschoben.

Die Anhänger des linksgerichteten Ex-Präsidenten Morales sowie seine Verbündeten in der Region sprechen von einem Putsch. Der langjährige Staatschef lebt derzeit im Exil in Argentinien. Weil er keinen ständigen Wohnsitz in Bolivien hat, wurde ihm die Kandidatur für einen Sitz im bolivianischen Senat gerichtlich untersagt. Áñez zog ihre Kandidatur aus wahltaktischen Gründen zurück.


Friedensnobelpreisträger wird bekanntgegeben

OSLO: Das norwegische Nobelkomitee in Oslo lüftet am Freitag (11.00 Uhr) das Geheimnis, wer in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Im Rennen sind 318 nominierte Kandidaten, darunter 211 Persönlichkeiten und 107 Organisationen. Wettanbieter rechnen unter anderen die Weltgesundheitsorganisation WHO und Klimaaktivistin Greta Thunberg zu den Favoriten. Experten mutmaßen, dass der Preis diesmal auch an Journalistenorganisationen oder an junge Aktivisten etwa in Hongkong gehen könnte.

Der Friedensnobelpreis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Erde. Er ist diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert, das ist eine Million Kronen mehr als 2019. Damals war der Preis an Äthiopiens Ministerpräsidenten Abiy Ahmed gegangen, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war.

Der Friedensnobelpreisträger wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisträgern nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, eigentlich auch überreicht. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist in diesem Jahr aber unklar, ob der Preisträger nach Norwegen reisen kann oder digital zur Preisvergabe zugeschaltet wird. Die Preiszeremonien sollen diesmal generell in anderem und deutlich kleinerem Rahmen stattfinden.


Mordfall Nicky: Staatsanwalt fordert 15 Jahre Haft für Angeklagten

MAASTRICHT: Im Prozess zur Tötung des 11-jährigen Jungen Nicky Verstappen hat die niederländische Staatsanwaltschaft mindestens 15 Jahre Gefängnis für den Angeklagten gefordert. Die Schuld des 57-jährigen Jos B. sei «unumstößlich erwiesen», erklärten die Staatsanwälte am Donnerstag vor dem Gericht in Maastricht. Der Angeklagte soll den Jungen vor 22 Jahren entführt, sexuell missbraucht und dann getötet haben.

Nicky war 1998 in der Brunssumerheide in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze bei Aachen tot gefunden worden. Der Fall hatte die Niederlande tief erschüttert und auch in Deutschland Bestürzung ausgelöst.

Der Angeklagte Jos B. hatte vor Gericht ausgesagt, dass der Junge schon tot gewesen sei, als er ihn gefunden habe - er habe mit dem Verbrechen nichts zu tun. Die Mutter und Schwester von Nicky hatten in einem emotionalen Aufruf im Gericht B. aufgefordert, seine Schuld zu bekennen.

Trotz intensiver Ermittlungen gab es lange keine Spur von einem Täter. Erst 2018 wurde Jos B. in Spanien festgenommen und in die Niederlande ausgeliefert. Die Ermittler waren ihm nach einem Massen-Gentest auf die Spur gekommen. An der Leiche von Nicky waren 27 Spuren entdeckt worden, die alle mit der DNA des Angeklagten übereinstimmen sollen.

Wann das Urteil gesprochen wird, ist noch nicht bekannt.

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