Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

US-Behörde: Tesla ließ Beleidigungen gegen schwarze Arbeiter zu

SAN FRANCISCO: Eine US-Behörde wirft Tesla in einer Klage vor, rassistische Beleidigungen gegen schwarze Arbeiter zugelassen zu haben. Auch sei der Elektroauto-Hersteller gegen einige betroffene Beschäftigte vorgegangen, die sich dagegen gewehrt hätten, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Klageschrift. Von Tesla gab es zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe.

Der Klage der Behörde EEOC zufolge wurden rassistische Beleidigungen offen in Produktionshallen des Tesla-Stammwerks im kalifornischen Fremont ausgesprochen. Vorgesetzte seien nicht eingeschritten, obwohl sie dies mitbekommen hätten. Auch seien unter anderem in Fahrstühlen und Toiletten Schmierereien mit rassistischen Parolen und Hakenkreuzen gefunden worden. Die EEOC (Equal Employment Opportunity Commission) ist dafür zuständig, Gesetze gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz durchzusetzen.

Gegen Tesla war bereits eine kalifornische Behörde mit ähnlichen Vorwürfen vorgegangen. In einem Prozess hatten Geschworene Tesla dazu verurteilt, einem schwarzen Ex-Beschäftigten mehr als drei Millionen Dollar als Wiedergutmachung für rassistische Beleidigungen zu zahlen, denen er im Jahr 2015 ausgesetzt war.


Rückgang im US-Geschäft bremst Nike

BEAVERTON: Ein Rückgang im Heimatmarkt USA hat im vergangenen Quartal das Geschäft des Sportartikel-Riesen Nike gebremst. Die US-Erlöse sanken im Jahresvergleich um zwei Prozent auf gut 5,4 Milliarden Dollar. In anderen Regionen gab es dagegen Zuwächse, so dass der weltweite Umsatz um zwei Prozent auf rund 12,94 Milliarden Dollar (12,25 Mrd Euro) zulegte. Unterm Strich sank der Gewinn um ein Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar, wie Nike nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.

Die Entwicklung des US-Geschäfts von Nike wurde als wichtiger Indikator für die Stimmung der US-Verbraucher gesehen. Mit der hohen Inflation und teurem Sprit wird bei nicht zwingend nötigen Ausgaben gespart - und Sportschuhe und Trainings-Bekleidung wie im Fall von Nike sind nur einige solcher Artikel.

In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika stieg der Nike-Umsatz im Ende August abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal dagegen um acht Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar und in China um fünf Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar.


Soldaten wegen Vergewaltigung von 13-Jähriger gefasst

EL SALVADOR: Sechs Angehörige der Streitkräfte sind in El Salvador wegen der Vergewaltigung einer 13-Jährigen festgenommen worden. Einem Unteroffizier werde die Täterschaft und fünf Soldaten eine Beteiligung vorgeworfen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft des mittelamerikanischen Landes am Donnerstag mit.

Das Mädchen war am Samstag auf dem Heimweg vom Strand mit drei Freunden in der Ortschaft Mizata an der Pazifikküste vergewaltigt worden. Ein weiteres Mädchen der Gruppe sei geschlagen, zwei andere Jugendliche bedroht worden, berichteten Bewohner.

Den Angeklagten werden Vergewaltigung, Freiheitsentzug, sexueller Angriff, Verletzungen und Bedrohungen vorgeworfen. Sie würden für den Schaden, der dem Mädchen und ihrer Familie zugefügt wurde, teuer bezahlen müssen, schrieb Generalstaatsanwalt Rodolfo Delgado auf der Online-Plattform X, ehemals Twitter. «Wir werden mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen Kriminelle vorgehen, egal, wer sie sind.»

Im umstrittenen Kampf gegen die Kriminalität durch den konservativen Präsidenten Nayib Bukele spielt das Militär eine bedeutende Rolle. Seit eineinhalb Jahren herrscht in dem Land mit sechs Millionen Einwohnern der Ausnahmezustand mit Einschränkung von Grundrechten. Mehr als 70.000 mutmaßliche Bandenmitglieder sind festgenommen worden. Während die Sicherheitspolitik des Präsidenten laut Umfragen in der Bevölkerung auf Zustimmung stößt, prangern Aktivisten aber Menschenrechtsverletzungen an.


UN: Über 180.000 Migranten 2023 übers Mittelmeer in Europa angekommen

NEW YORK: Dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge sind in diesem Jahr bereits etwa 186.000 Menschen über das Mittelmeer in Europa angekommen. Von diesen seien mit 130.000 die meisten in Italien registriert worden, was einem Anstieg von 83 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum entspreche. Dies erklärte die Direktorin des UNHCR-Büros in New York, Ruven Menikdiwela, am Donnerstag im UN-Sicherheitsrat.

Die Zahl der Vermissten und Toten im Zeitraum von Anfang Januar bis zum 24. September liege bei über 2500 Menschen, hieß es. Die internationale Migrationsorganisation IOM hatte kürzlich bereits von über 2700 Toten und Vermissten gesprochen.

Laut Vereinten Nationen legten die meisten Migrantinnen und Migranten mit mehr als 100.000 aus Tunesien ab, gefolgt von Libyen mit über 45.000. Neben Italien steuerten die Boote auch Griechenland, Spanien, Zypern und Malta an. Der starke Anstieg der Migrationszahlen hatte zuletzt zu Spannungen innerhalb der EU über Maßnahmen für ihre Begrenzung gesorgt.


Drittes Todesopfer nach Schüssen in Rotterdam: 14-Jährige gestorben

ROTTERDAM: Nach den Angriffen eines 32-Jährigen mit einer Schusswaffe in Rotterdam gibt es ein drittes Todesopfer. Ein 14-jähriges Mädchen erlag am Donnerstagabend seinen schweren Verletzungen, wie die Polizei in der niederländischen Hafenstadt auf X - zuvor Twitter - mitteilte. Ein 32 Jahre alter Student aus Rotterdam hatte nach Angaben der Polizei in einer Wohnung die 39 Jahre alte Mutter des Mädchens erschossen. Wenig später hatte er in der Uniklinik einen 46 Jahre alten Dozenten getötet.

Der Mann sei festgenommen und die Schusswaffe sichergestellt worden, teilte Polizeichef Fred Westerbeke am Donnerstagabend mit. Man sehe dies als «gezielte Tat», doch sei das Motiv noch unklar, hieß es.


Polizei: Student erschießt in Rotterdam zwei Menschen - Motiv unklar

ROTTERDAM: Bei zwei Angriffen mit einer Schusswaffe in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam sind nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet worden. Ein Mensch wurde schwer verletzt, teilte die Polizei am Donnerstagabend mit. Der 32 Jahre alte mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Es handelte sich um eine «gezielte Aktion», doch das Motiv sei unklar.

Der Mann soll nach Angaben der Polizei zunächst in einer Wohnung eine 39 Jahre alte Frau erschossen haben. Ihre 14 Jahre Tochter sei schwer verletzt worden. Später habe der Verdächtige in der Uniklinik einen 46 Jahre alten Dozenten erschossen.

Der Verdächtige, Student an der Erasmus-Universität, soll auch Feuer in der Klinik gelegt haben. Der Brand ist den Angaben zufolge unter Kontrolle.


Iran will Station in Antarktis errichten

TEHERAN: Der Iran will nach Angaben der Marine eine dauerhafte Station in der Antarktis errichten. Das teilte die Nachrichtenagentur Isna am Donnerstag unter Berufung auf den Kommandeur der iranischen Marine, Scharam Irani, mit. Die Aktivitäten sollen demnach vor allem Forschungszwecken dienen. Wann die Basis stehen soll, blieb unklar.

Die Antarktis ist ein staatsfreies Gebiet, dessen Nutzung der internationale Antarktisvertrag regelt. Darin sind die friedliche Nutzung, die Zurückstellung von nationalen Territorialansprüchen, internationale Zusammenarbeit in der Forschung und das Verbot militärischer Aktivitäten verankert. Bis heute ist die Zahl der Vertragsstaaten auf mehr als 50 angewachsen. Der Iran ist dem Vertrag aber bislang nicht beigetreten.


Faeser stiftet Verwirrung um Einigung zu strittiger Krisenverordnung

BRÜSSEL: Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat mit Aussagen zu einem Durchbruch in den Verhandlungen um einen strittigen Teil der geplanten EU-Asylreform für Verwirrung gesorgt. Die SPD-Politikerin sagte am Donnerstagabend nach einem Treffen der EU-Innenminister: «Es gab eine politische Einigung im Rat.»

Der spanische Vorsitz des EU-Innenministerrats äußerte sich allerdings deutlich zurückhaltender. Fernando Grande-Marlaska sagte nach dem Ministertreffen, es habe einen Meinungsaustausch gegeben, der sehr hilfreich gewesen sei, um in den Verhandlungen über die Krisenregulierung voranzukommen. Man sei sehr nahe daran, bald eine Einigung zu erzielen. Es gebe einige Details, die noch ausgearbeitet werden müssten. Man hoffe auf eine Einigung in den nächsten Tagen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sorgte insbesondere Italien dafür, dass die spanische Ratspräsidentschaft keinen Durchbruch verkünden konnte. Hintergrund war nach Angaben von Diplomaten die kritische Haltung Roms zu Einsätzen von Schiffen zur Seenotrettung. Die Zeitung «La Repubblica» berichtete unter Berufung auf mehrere europäische Quellen, Italien habe um mehr Zeit gebeten, um den neuen Kompromiss, der auf Ersuchen Deutschlands zustande gekommen war, zu bewerten.

Deutschland war in den vergangenen Tagen wegen seiner fehlenden Zustimmung für die Krisenverordnung zunehmend unter Druck geraten und hatte am Donnerstag seinen Widerstand aufgegeben. Die Krisenverordnung ist ein zentrales Element der geplanten EU-Asylreform, mit der unter anderem unerwünschte Migration begrenzt werden soll. So soll etwa bei einem besonders starken Anstieg der Migration der Zeitraum verlängert werden können, in dem Menschen unter haftähnlichen Bedingungen festgehalten werden können. Zudem könnte der Kreis der Menschen vergrößert werden, der für die geplanten strengen Grenzverfahren infrage kommt.


Bosnische Serben-Republik: Repressives NGO-Gesetz gebilligt

BANJA LUKA: Das Parlament des serbischen Landesteils in Bosnien-Herzegowina hat in erster Lesung ein Gesetz beschlossen, das das Wirken von unabhängigen Zivilorganisationen einschränken könnte. Der nach russischem Vorbild erstellte Gesetzesentwurf sieht vor, dass sich Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die Unterstützung aus dem Ausland erhalten, als «ausländische Einflussagenten» registrieren lassen müssen.

Bei dem Votum am Donnerstag in Banja Luka stimmten 48 Abgeordnete des Regierungslagers für die Vorlage, 11 dagegen, während sich 6 Parlamentarier der Stimme enthielten, wie bosnische Medien berichteten. Das Gesetz kann nun 30 Tage in der Öffentlichkeit debattiert werden, ehe es dem Parlament zu Schlussabstimmung vorgelegt wird. Menschenrechtler und Oppositionelle befürchten, dass es dazu dienen soll, die Arbeit regierungsunabhängiger Organisationen unmöglich zu machen.

Die Regierungsmehrheit in der Serben-Republik (RS) kontrolliert der Nationalist Milorad Dodik, der Präsident des Landesteils. Er betreibt derzeit die Abspaltung vom bosnischen Staat. Zugleich unterhält er enge Beziehungen zu Russland, das etwa auch bei der Ausrüstung und Ausbildung der RS-Sonderpolizei hilft.

Bosnien war von 1992 bis 1995 Schauplatz eines von Serbien ausgelösten Krieges mit 100.000 Toten, in dem Bosniaken, Kroaten und Serben einander gegenübergestanden hatten. Der Friedensvertrag von Dayton (1995) stellte Bosnien als Staat wieder her. Die Landesteile Bosnisch-kroatische Föderation (FBiH) und die Serben-Republik genießen innerhalb dieses Staates eine weitgehende Autonomie.


Beihilfe zu Mord in Guatemala: Genf lässt ehemaligen Polizeichef frei

GENF: Der in einem Schweizer Gefängnis sitzende ehemalige Polizeichef von Guatemala, Erwin Sperisen, kommt frei. Das beschloss das Straf- und Maßnahmenvollzugsgericht in Genf am Donnerstag. Es reagierte damit auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Das hatte im Juni einer Beschwerde des Verurteilten gut geheißen. Sperisen hatte geltend gemacht, sein Recht auf ein unparteiisches Gericht sei verletzt worden.

Der Ex-Polizeichef war im April 2018 vom Genfer Strafgericht wegen Beihilfe zum siebenfachen Mord bei einer Polizeiaktion 2006 in Guatemala zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Das Schweizer Bundesgericht bestätigte dieses Urteil im November 2019. Sperisen ist schweizerisch-guatemaltekischer Doppelbürger. Er war 2007 in die Schweiz geflohen und wurde dort 2012 festgenommen.

Der Europäische Gerichtshof wertete Äußerungen der Richterin vor dem Prozess als problematisch. Sperisen habe zu Recht befürchten müssen, dass die Richterin eine vorgefasste Meinung zur Frage seiner Schuld gehabt habe.


Polizei: Mehrere Tote bei Schussabgabe in Rotterdam

ROTTERDAM: Bei einer Schussabgabe in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam sind am Donnerstag nach Polizeiangaben mehrere Menschen getötet worden. Das teilte eine Sprecherin der Polizei im Radio mit. Eine genaue Zahl nannte sie nicht. Zunächst war mitgeteilt worden, dass bei den Schüssen in der Uniklinik und einer Wohnung in Rotterdam insgesamt drei Menschen verletzt wurden. Die Polizei hatte einen Tatverdächtigen festgenommen. Er soll auch Feuer in der Klinik gelegt haben. Der Brand ist den Angaben zufolge unter Kontrolle.

Die Behörden wollten noch am Abend (18:45 Uhr) die Medien auf einer Pressekonferenz informieren.


Erste öffentliche Anhörung zu Impeachment-Ermittlungen gegen Biden

WASHINGTON: Monatelang hatten US-Republikaner darauf hingearbeitet, Ermittlungen zu einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Joe Biden einzuleiten: Nun hat es im Kontrollausschuss des US-Repräsentantenhaus eine erste öffentliche Anhörung dazu gegeben. Der republikanische Ausschussvorsitzende James Comer sagte zum Auftakt der Sitzung am Donnerstag, der Ausschuss habe einen «Berg von Beweisen», die zeigten, wie Biden sein öffentliches Amt für den finanziellen Vorteil seiner Familie missbraucht habe. Eindeutige Beweise für ein schweres Fehlverhalten haben die Republikaner bislang nicht vorgelegt. In der Sitzung am Mittwoch sollten auch Finanz- und Verfassungsexperten zu Wort kommen.

Ob nach Ermittlungen am Ende tatsächlich ein Amtsenthebungsverfahren steht, ist fraglich. Denn dazu wäre zunächst eine Mehrheit im Repräsentantenhaus nötig. Die Republikaner haben dort zwar eine knappe Mehrheit, doch die Fraktion ist extrem zersplittert und mehrere moderate Republikaner äußerten sich kritisch zu dem Vorhaben. Selbst bei einem Erfolg im Repräsentantenhaus hätte über eine Amtsenthebung des Präsidenten danach die andere Kongresskammer, der Senat, zu entscheiden. Dort haben Bidens Demokraten eine knappe Mehrheit. Dass der Präsident am Ende schuldig gesprochen und des Amtes enthoben werden könnte, gilt daher bislang als ausgeschlossen.


BBC: Migrantinnen nach Hilferuf aus Kühllaster in Frankreich befreit

LONDON/LYON: Sechs Frauen, die in einem Kühllaster von Frankreich nach Großbritannien geschleust werden sollten, sind nach einem Hilferuf an eine BBC-Reporterin von der französischen Polizei gerettet worden. Die Frauen befürchteten dem Bericht der britischen Rundfunkanstalt zufolge, ihnen könne die Atemluft ausgehen.

Der Vorfall soll sich am Mittwoch abgespielt haben. Demnach meldeten sich die vier Vietnamesinnen und zwei Irakerinnen aus dem Frachtraum des gekühlten und verriegelten Lasters per Handy bei der Reporterin und berichteten über Kälte und mangelnde Atemluft. Der mit Bananenkisten beladene Lastwagen war demnach zunächst auf dem Weg nach Großbritannien, hatte jedoch die Richtung geändert. Die Frauen waren zum Zeitpunkt ihres Hilferufs bereits zehn Stunden unterwegs.

Nachdem es gelungen war, den Standort des Lasters zu orten und das Nummernschild ausfindig zu machen, wurde das Fahrzeug von der französischen Polizei gestoppt und die Frauen befreit. Der Fahrer wurde nach Angaben der BBC festgenommen. Warum der Laster von der ursprünglich geplanten Route abgewichen war, blieb unklar.

Der Fall erinnert an den tragischen Tod von 39 vietnamesischen Migranten, die 2019 in der englischen Grafschaft Essex leblos in einem Kühllaster entdeckt wurden. Die BBC-Reporterin hatte damals berichtet und war deswegen mit vielen Vietnamesen im Kontakt.


Feijóo nimmt zweiten Anlauf für Amt des spanischen Regierungschefs

MADRID: Das Unterhaus des spanischen Parlaments stimmt an diesem Freitag ein zweites Mal über die als chancenlos geltende Kandidatur des konservativen Oppositionsführers Alberto Núñez Feijóo für das Amt des Regierungschefs ab. Anders als in der ersten Runde, in der eine absolute Mehrheit von 176 Stimmen notwendig war, würde Feijóo nun eine einfache Mehrheit reichen. Aber auch die ist nach derzeitigem Stand nicht in Sicht. Im ersten Durchgang am Mittwoch hatten 178 Abgeordnete gegen ihn und 172 für ihn gestimmt.

Die PP hatte bei der Wahl im Juli zwar die meisten Stimmen bekommen, die absolute Mehrheit aber klar verfehlt. Feijóo gelang es seither nicht, neben der rechtspopulistischen Vox genügend kleinere Parteien an seine Seite zu ziehen.

Sollte Feijóo scheitern, könnte der geschäftsführende Regierungschef Pedro Sánchez (PSOE) sein Glück versuchen. Der seit 2018 regierende Sozialist benötigt aber die Stimmen katalanischer Parteien, die dafür unter anderem eine Amnestie für Separatisten fordern, die an dem gescheiterten Abspaltungsversuch von 2017 teilnahmen. Wenn bis zum 27. November keine Regierung steht, muss es eine Neuwahl geben.


Kadaver von «problematischer» Bärin in Norditalien gefunden

SELLA GIUDICARIE: Erneut ist der Kadaver eines Bären im norditalienischen Trentino gefunden worden. Bei dem Tier handele es sich um F36 - eine in der Region bereits auffällig gewordene und als «problematisch» eingestufte Bärin, wie die Provinz Trient am Donnerstag mitteilte. Gegen das Tier lag bereits ein Fang- und Tötungsbefehl vor. Die Bärin F36 soll Ende Juli zwei Männer angegriffen, letztlich aber von ihnen abgelassen haben. Einer der beiden wurde verletzt.

Der Kadaver des Tieres wurde bereits am Mittwochabend nahe der kleinen Gemeinde Sella Giudicarie nördlich des Gardasees gefunden, hieß es weiter. Einsatzkräfte des Trentiner Forstkorps konnten den Kadaver in dem schwer zugänglichen Gebiet am Donnerstagmorgen bergen. Bei einer ersten Untersuchung wurde noch nicht sicher festgestellt, was die genaue Todesursache war.

Den Angaben der Provinz Trient zufolge soll F36 nicht nur die beiden Männer Ende Juli angegriffen haben, sondern zudem ein Paar Anfang August. Im September hatte der Präsident der Region Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti, den Tötungsbefehl erlassen. Dieser wurde von einem Gericht kassiert. «Wir glauben nicht an Zufälle», sagte Massimo Vitturi, Projektleiter des Tierschutzvereins LAV, und forderte eine gründliche Untersuchung der Todesursache.

Seit April des laufenden Jahres hat sich im Trentino die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Damals verletzte die Bärin JJ4, als Gaia bekannt, einen jungen Jogger tödlich. Seither kam es immer wieder zu Zwischenfällen. F36 ist die zweite Bärin nach der Braunbärin Amarena, die binnen weniger Monate tot aufgefunden wurde.


Rotterdam: Schüsse in Wohnung und Uni-Klinik - Drei Verletzte

ROTTERDAM: Ein Unbekannter in Kampfkleidung hat in der Rotterdamer Universitätsklinik das Feuer auf Menschen eröffnet. Mindestens eine Person sei verletzt worden, teilte die Polizei am Donnerstag im Kurznachrichtendienst X - früher Twitter - mit. Auch in einer nahe gelegenen Wohnung sei geschossen worden. Dabei wurden nach Angaben der Polizei zwei Menschen verletzt. Zum Zustand der Verletzten wurden zunächst keine Angaben gemacht.

Der Täter trug nach Angaben der Polizei militärische Kampfkleidung und hatte eine Handfeuerwaffe. Er sei flüchtig. Die Polizei war mit Hubschraubern und Spezialeinheiten im Einsatz. Nach Angaben der Polizei war noch unklar, ob beide Vorfälle zusammenhängen.

Zunächst waren Schüsse in einer Wohnung im Westen der Stadt gemeldet worden. Dort war Feuer ausgebrochen. Wenig später war den Angaben zufolge dann in einem Hörsaal des Erasmus-Krankenhauses geschossen worden - etwa 1,5 Kilometer von der Wohnung entfernt. Auch dort brach Feuer aus, Teile der Klinik wurden evakuiert. Bewaffnete Einheiten würden das Krankenhaus durchsuchen, teilte die Polizei mit.


Neue Suchaktion nach vermisster 15-Jähriger im Elsass

SAINT-BLAISE-LA-ROCHE: Im Elsass suchen Einsatzkräfte erneut nach einer verschwundenen 15-Jährigen. Am Donnerstag durchkämmten etwa 80 Gendarmen zwei Bereiche in der Nähe eines Teiches, wie französische Medien übereinstimmend berichteten. Die 15-Jährige war am Samstag auf dem drei Kilometer langen Fußweg zum Bahnhof von Saint-Blaise-la-Roche verschwunden. Der Teich liegt dem Sender France Info zufolge auf dem Weg.

Die Jugendliche wollte eigentlich nach Straßburg fahren, um ihren Freund zu sehen. Allerdings kam sie dort nicht an. Zwei Zeugen sahen sie noch auf dem Weg zum Bahnhof. Die Ermittler wissen aber, dass die 14-Jährige gar nicht in den Zug eingestiegen ist.

Zu Beginn der Woche hatten sich auch Hunderte Anwohner an der Suche nach Hinweisen auf die Jugendliche beteiligt. Am Mittwoch suchten Taucher der deutsch-französischen Wasserschutzpolizei den Teich ab.


Ein Toter nach Explosion in Istanbuler Wohnhaus

ISTANBUL: Bei einer Explosion in einem Wohnhaus in Istanbul ist ein Mensch ums Leben gekommen. Grund für die Detonation war ersten Erkenntnissen zufolge ein Gasstau, wie das Gouverneursamt der türkischen Metropole am Donnerstag mitteilte. Mindestens vier Menschen seien verletzt worden, zwei davon schwer, hieß es weiter.

Die Explosion habe sich in einer Wohnung im fünften Stock im Stadtteil Bahcelievler ereignet. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlichte ein Foto, auf dem ein mit Schutt übersäter Straßenabschnitt zu sehen war. Einem weiteren Foto nach zu urteilen sprengte die Explosion die Fassade des Gebäudes in dem betroffenen Stockwerk.


Puma feiert mit Sport-Prominenz 75-jähriges Bestehen

HERZOGENAURACH: Der Sportartikelhersteller Puma hat mit internationaler Prominenz sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. «Wir sind gewachsen, aber wir sind immer echt geblieben», sagte Vorstandschef Arne Freundt am Donnerstag in Herzogenaurach vor einem Teil der weltweit 20.000 Mitarbeiter sowie zahlreichen Gästen aus dem Spitzensport. Der Manager verwies auf die wirtschaftlichen Erfolge. Allein in den vergangenen zwölf Jahren sei der Umsatz von drei Milliarden auf 8,5 Milliarden Euro fast verdreifacht worden.

Unter den Gästen waren der frühere Fußball-Bundestrainer Berti Vogts, Ex-Tennisspieler Boris Becker, die jamaikanischen Sprint-Ikonen Merlene Ottey und Usain Bolt sowie Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler und als Lokalmatador Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

Nach einem Streit mit seinem Bruder Adolf Dassler (Adidas) hatte sich Firmengründer Rudolf Dassler mit einer Sportschuhfabrik selbstständig gemacht und am 1. Oktober 1948 unter dem Firmennamen Puma ins Handelsregister eintragen lassen. Aus den Nachkriegsanfängen entwickelte sich ein Weltkonzern.


Medienbericht: Globalfoundries plant Milliardeninvestition in Dresden

BERLIN: Der US-Chiphersteller Globalfoundries plant laut einem Medienbericht eine Milliarden-Investition in Dresden - vorausgesetzt die Subventionen stimmen. In den kommenden Jahren soll demnach die bestehende Fabrik deutlich ausgebaut und die Kapazität ungefähr verdoppelt werden. Rund acht Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) sollen dafür investiert werden, berichtete am Donnerstag das «Handelsblatt».

Ein Sprecher des Unternehmens sagte auf Anfrage: «Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie planen wir, den Globalfoundries-Standort in Dresden zu erweitern, wenn die Marktbedingungen stimmen. Wir wollen dies in Partnerschaft mit unseren Kunden und der deutschen Regierung tun.» Zu Details wollte er sich nicht äußern.

Das Unternehmen hofft laut «Handelsblatt» dabei auf staatliche Unterstützung - ähnlich wie zuletzt beim Konkurrenten TSMC, wo der Staat ungefähr die Hälfte der Kosten für den Bau einer Fabrik in Dresden übernimmt. Das «Handelsblatt» berichtete, dass laut Regierungskreisen Globalfoundries im Bundeswirtschaftsministerium sowie im Kanzleramt vorstellig geworden sei.

TSMC und Infineon hatten erst kürzlich Investitionen in Milliardenhöhe in Dresden angekündigt.


Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen weniger als erwartet

WASHINGTON: In den USA entwickelt sich der Arbeitsmarkt weiter robust. In der vergangenen Woche stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe leicht um 2000 auf 204.000, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem deutlicheren Anstieg auf 215.000 Anträge gerechnet. Die Hilfsanträge bewegen sich damit weiter auf niedrigem Niveau.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Eine niedrige Arbeitslosigkeit stützt die Lohnentwicklung und treibt tendenziell die Inflation. Die Fed versucht seit längerem, die hohe Inflation mit Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen. Zuletzt hatte sie die Zinsen nicht weiter angehoben, die Tür für weitere Erhöhungen aber offen gelassen.


Briten sehen Deutschland positiver als Britinnen

LONDON: Die gute Nachricht vorab: Ein großer Teil der Menschen in Großbritannien sieht Deutschland in einem positiven Licht. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Deltapoll im Auftrag der Deutschen Botschaft in London hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Demnach beantworteten 69 Prozent von mehr als 2000 befragten Erwachsenen die Frage, wie sie ihre Sicht auf Deutschland beschreiben, mit «sehr positiv» (12 Prozent) oder «ziemlich positiv» (57 Prozent). Die Umfrage wurde vom 1. bis 4. September durchgeführt.

Doch die Ansichten sind nicht gleichmäßig verteilt unter den Geschlechtern. Während bei den Männern satte drei Viertel (75 Prozent) einen wohlwollenden Blick auf die Bundesrepublik haben, sind es bei den Frauen nur 62 Prozent. Auch das Interesse von britischen Frauen an Deutschland ist geringer als bei den Männern. Gaben 44 Prozent der Männer im Königreich an, am Tagesgeschehen in Deutschland Interesse zu haben, waren es bei den Frauen nur 29 Prozent.

Die Gründe für den Unterschied bei den Geschlechtern sind nicht ganz klar. Beeinflusst worden sein dürfte das Ergebnis jedenfalls durch die häufigere Tendenz von Frauen, bei Umfragen «weiß nicht» anzukreuzen, hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse in London. Nicht auszuschließen sei jedoch, dass auch eine höhere Affinität von Männern zum Thema Fußball und Technologie, sprich Autos, eine Rolle spielen könnte.

Botschafter Miguel Berger setzt jedenfalls große Hoffnungen darauf, dass die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr, die von Deutschland ausgerichtet wird, einen positiven Schub für das Ansehen Deutschlands bringen wird. Als schon jetzt sehr erfreulich bezeichnete er, dass sich laut der Umfrage drei Jahre nach dem Brexit rund drei Viertel der Briten in Bereichen wie Wissenschaft, Energie, Handel, Klima- und Umweltschutz und im Schüleraustausch eine engere Zusammenarbeit mit Deutschland und der Europäischen Union wünschen.


Frankreich mit geringster Zahl an Geburten seit Zweitem Weltkrieg

PARIS: In Frankreich sind im vergangenen Jahr so wenig Kinder geboren worden wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Mit rund 762.000 Geburten lag die Zahl um 2,2 Prozent unter der des Vorjahres, wie die Statistikbehörde Insee am Donnerstag in Paris mitteilte. Im Vergleich zu 2010 betrage das Minus 12,8 Prozent und verglichen mit dem Höchststand an Geburten nach dem Krieg 1971 sogar 20,8 Prozent. Der Rückgang liege in einem seit 2011 andauernden Trend, der nur 2021 durch einen leichten Anstieg unterbrochen wurde. Lediglich Frauen im Alter von 40 Jahren und älter haben etwas mehr Kinder zur Welt gebracht als im Vorjahr.

Der Geburtenrückgang in Frankreich liege allerdings unter dem EU-weiten Rückgang von 4,9 Prozent, teilte die Statistikbehörde mit. Von dem Rückgang waren in Frankreich nahezu alle Regionen, wenn auch unterschiedlich stark betroffen. Gründe für die sinkende Zahl von Geburten wurden nicht ermittelt.


Pistorius nennt Unterzeichnung von Arrow 3 historischen Tag

BERLIN: Verteidigungsminister Boris Pistorius hat die Vereinbarung zum Kauf des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3 am Donnerstag als sehr wichtigen Schritt begrüßt. «Es ist ohne Übertreibung ein historischer Tag für unsere beiden Nationen», sagte Pistorius nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant in Berlin.

Die russischen Angriffe in der Ukraine zeigten, wie wichtig die Luftabwehr sei. «Flugabwehr ist essenziell und gerade für uns in der Mitte Europas.» Der Kauf von Arrow 3 von Israel bringe «neue Dimensionen in unsere schon einzigartige bilaterale Zusammenarbeit», sagte Pistorius.

Der israelische Verteidigungsminister sagte, beide Länder hätten «mit zwei einfachen Unterschriften heute Geschichte geschrieben». Deutschland habe Israels Sicherheit stark unterstützt, «heute sind wir stolz, dass wir dasselbe für Deutschland tun, unseren strategischen Partner».

Fast 80 Jahre nach dem Holocaust sei «dies ein bewegender Moment für jeden Juden». Als Sohn und Enkel von Holocaust-Überlebenden sei dies für ihn auch persönlich bewegend. Die heutige Beziehung Israels zu Deutschland zeige, «dass Nationen ihren Weg ändern können». Deutschland sei heute ein anderes Deutschland.


Mangelnder Arbeitsschutz: EU-Kommission geht gegen Deutschland vor

BRÜSSEL: Deutschland schützt Arbeitende nach Ansicht der EU-Kommission nur unzureichend vor gefährlichen Chemikalien. Nationale Grenzwerte für Schwefeldioxid und Acrylaldehyd seien bis zu viermal höher als der EU-Richtwert, teilte die Behörde am Donnerstag mit. «Obwohl Deutschland verbindliche Grenzwerte für die beiden Stoffe eingeführt hat, hat es die von der EU festgelegten Richtgrenzwerte und die ihnen zugrundeliegenden wissenschaftlichen Überlegungen nicht beachtet», hieß es in einer Mitteilung. Die Kommission eröffnete deshalb nun ein Verfahren gegen Berlin.

Die EU-Kommission überwacht, ob sich die EU-Staaten an europäisches Recht halten. Ist sie der Auffassung, dass Mitgliedsstaaten gegen EU-Recht verstoßen, kann sie ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten, das mit einem Verfahren vor dem EuGH und einer Geldstrafe enden kann.

Das nun eingeleitete Verfahren begründete die Kommission unter anderem damit, dass Deutschland keine angemessene Erklärung dafür habe liefern können, warum die EU-Grenzwerte in Deutschland nicht umgesetzt werden könnten. Die Bundesrepublik hat nun zwei Monate Zeit, auf die Vorwürfe zu reagieren.

Schwefeldioxid reizt nach Angaben des Umweltbundesamtes die Schleimhäute und kann zu Atemwegsproblemen führen. Acrylaldehyd ist der EU-Chemikalienagentur ECHA zufolge ebenfalls gefährlich. Es verätzt demnach die Haut, schädigt Augen und kann beim Einatmen tödlich sein.


Elsässerin ist «Auslandsdeutsche des Jahres»

BERLIN: Bei einem internationalen Wettbewerb deutschsprachiger Medienmacher ist die Elsässerin Manon Zinck-Dambach zur «Auslandsdeutschen des Jahres 2023» gewählt worden. Sie erhielt 38 Prozent der mehr als 7800 abgegebenen Stimmen aus aller Welt, wie die Internationale Medienhilfe (IMH) am Donnerstag in Berlin mitteilte.

Zinck-Dambach wohnt in Mommenheim nahe Straßburg und ist studierte Deutschlehrerin. Nach fünf Jahren Dienst an zweisprachigen Grundschulen in der Region hat sie sich zuletzt ganz auf das private Unterrichten des Elsässer Dialektes spezialisiert. Um Kindern das Elsässische auf spielerische und lustige Art zu vermitteln, nutzt sie zwei selbst gestaltete regionaltypische Puppenfiguren namens «Hafele und Storichele». Demnächst soll ein zweisprachiges Kinderbuch von ihr mit den beiden inzwischen preisgekrönten Figuren erscheinen.

Seit Anfang August stimmten Deutschsprachige in aller Welt zum vierten Mal über die «Auslandsdeutsche des Jahres» ab. Zinck-Dambach setzte sich dabei gegen drei deutschstämmige Journalistinnen oder Sprachbotschafterinnen aus der Ukraine, Kanada und den USA durch. Ausschlaggebend ist das Engagement für die eigene Kultur.

Die IMH mit Sitz in Berlin ist ein Netzwerk deutschsprachiger Medien im Ausland und fremdsprachiger Medien im Inland.


US-EU-Gipfel im Oktober in Washington

BRÜSSEL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel reisen im Oktober zu einem Gipfeltreffen der Europäischen Union und den USA nach Washington. US-Präsident Joe Biden freue sich darauf, die beiden europäischen Spitzenpolitiker am 20. Oktober im Weißen Haus begrüßen zu dürfen, teilten das Weiße Haus und EU-Ratspräsident Michel am Donnerstag mit.

Bei dem Gipfel solle es um die enge Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union gehen, hieß es in der Mitteilung - «einschließlich unserer gemeinsamen Verpflichtung, die Ukraine bei der Verteidigung ihrer Souveränität zu unterstützen und Russland für seine Aggression zu bestrafen».

Darüber hinaus sollen die Bemühungen der USA und der EU um eine Beschleunigung der globalen, sauberen Energiewirtschaft vorangetrieben werden. Auch die Zusammenarbeit bei kritischen und neu entstehenden Technologien, einschließlich digitaler Infrastrukturen und künstlicher Intelligenz, stehen demnach unter anderem auf der Tagesordnung.

Es ist der zweite Gipfel der Vereinigten Staaten und der EU seit Amtsantritt von US-Präsident Biden. Das erste Treffen dieser Art fand im Juni 2021 in Brüssel statt.


AfD-Politiker Baumann von Wirkung von Grenzkontrollen überzeugt

BERLIN: Stationäre Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien könnten nach Ansicht des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers der AfD-Fraktion, Bernd Baumann, zu einem Rückgang der Asylbewerberzahlen führen. Wenn Deutschland an den Grenzen die Dublin-Verordnung konsequent umsetze, würden alle angrenzenden EU-Staaten ihre Außengrenzen ebenfalls besser schützen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Andernfalls würden sich die Asylbewerber bei ihnen aufstauen. Baumann hatte vor wenigen Tagen auch von einer «Kaskade» gesprochen. «Deutschland lässt sie nicht mehr durch, dann lassen die Transitländer - zuletzt dann Tschechien und Polen - sie auch nicht mehr durch.»

Die Dublin-Verordnung regelt, dass Asylbewerber da registriert werden sollen, wo sie die Europäische Union zuerst betreten haben. Dieses Land ist dann in der Regel auch für den Asylantrag zuständig. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) lehnt stationäre Kontrollen, die es an der deutsch-österreichischen Grenze bereits gibt, an den Grenzen zu Polen und Tschechien bisher als personalintensiv und ineffektiv ab und will dort stattdessen zeitweise und flexible Kontrollen, die nicht bei der EU beantragt werden müssten. Sie hatte Forderungen nach einer Ausweitung der stationären Kontrollen zunächst auch als «reine Symbolpolitik» zurückgewiesen.


Macron stellt Korsika Autonomie in Aussicht

AJACCIO: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist Forderungen nach mehr Eigenständigkeit für die Mittelmeerinsel Korsika entgegengekommen. «Lass uns die Kühnheit haben, eine Autonomie für Korsika in der Republik zu schaffen», sagte Macron am Donnerstag vor dem Inselparlament in Ajaccio. Er betonte, es ginge dabei nicht um eine Autonomie «gegen den Staat, noch ohne den Staat». Innerhalb von sechs Monaten solle eine Einigung gefunden werden, um das Vorhaben voranzubringen. Macron sieht in seinem Vorschlag einen grundlegenden Wandel in der Beziehung zwischen Korsika und dem französischen Staat.

Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemäßigte Nationalisten politisch an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament und fordern einen Autonomiestatus.

Vor anderthalb Jahren waren die Spannungen wieder deutlich zu Tage getreten. Der wegen Mordes an einem französischen Präfekten in Haft sitzende korsische Nationalist Yvan Colonna war nach einem Angriff in einem französischen Gefängnis gestorben. Auf Korsika entfachten Proteste mit teils heftigen Ausschreitungen. Die Regierung sondierte monatelang mit Vertretern der Insel über ein neues Verhältnis.

Macron sagte nun auch, dass er es befürworte, die Spezifitäten der Inselbevölkerung in der französischen Verfassung zu verankern, wie korsische Nationalisten es gefordert hatten. Dazu solle es einen eigenen Artikel geben. Außerdem sollten die Kräfte vor Ort mehr Befugnisse haben, um Normen anzupassen. Auch solle die korsische Sprache besser gelehrt werden können. Die institutionellen Veränderungen sollten Korsika ermöglichen, im Rahmen der Republik seine Seele und seine Identität zu bewahren.


UN-Experten: Rassismus bei US-Polizei und im Strafrechtssystem

GENF: Bei der amerikanischen Polizei und im Strafrechtssystem ist institutioneller oder systemischer Rassismus einem UN-Bericht zufolge weit verbreitet. Betroffen seien Menschen afrikanischer Abstammung, berichteten UN-Expertinnen und -Experten am Donnerstag in Genf. Sie waren in den USA und haben dort Gefängnisse besucht, mit Betroffenen sowie Polizei- und Regierungsbehörden in zahlreichen Städten gesprochen. Den Bericht hatte der UN-Menschenrechtsrat angefordert. Die Experten forderten die US-Regierung auf, ihre Reformbemühungen zu verstärken.

Auch innerhalb der Polizei gebe es Rassismus und Diskriminierung gegen schwarze Kolleginnen und Kollegen, heißt es in dem Bericht. Es gebe in den Polizeibehörden Anhänger einer Theorie der «weißen Vorherrschaft». «Wenn von Strafverfolgungsbeamten erwartet wird, dass sie die Menschenrechte achten und schützen, setzt das auch eine Kultur des Respekts und des Wohlbefindens in den eigenen Reihen voraus», sagte Tracie Keesee, Mitglied der Expertengruppe.

Die Kommission kritisierte, dass minderjährige Schwarze in den USA zu lebenslänglicher Haft verurteilt werden, dass Frauen bei der Geburt im Gefängnis angekettet werden und manche zehn Jahre lang in Einzelhaft festgehalten würden. Manche würden in Gefängnissen zu Arbeiten gezwungen, die an die früheren Plantagen der Sklavenbesitzer erinnerten - «eine zeitgenössische Form der Sklaverei», so der Bericht.


Reinigung des Brandenburger Tors länger und teurer

BERLIN: Die Reinigung des Brandenburger Tors in Berlin nach einer Farbattacke von Klimaaktivisten wird deutlich länger dauern und mehr kosten als zunächst gedacht. Das teilte am Donnerstag die Berliner Immobilienmanagement (BIM) mit.

«Das Farbgemisch ist wegen seines Wasseranteils tiefer in den Sandstein eingedrungen als zunächst angenommen», schilderte eine Sprecherin der BIM. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Arbeiten mehrere Wochen dauern und das Tor dafür eingerüstet werden muss. Es sei noch nicht möglich, die konkreten Kosten zu benennen. Es sei aber von einer sechsstelligen Summe auszugehen.

Die BIM kündigte an, unabhängig vom Strafverfahren gegen die Verursacher zivilrechtliche Schadensersatzansprüche geltend machen zu wollen. Mitglieder der Klimaschutzgruppe Letzte Generation hatten am 17. September alle Säulen des Brandenburger Tors mit oranger Farbe besprüht. Die Polizei nahm damals 14 Klimaaktivisten fest. Sie ermittelt nach eigenen Angaben wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Eine Woche später versuchten sie erfolglos, den Berlin-Marathon zu stören.


Mehr als 160 Verletzte bei schwerer Explosion

TASCHKENT: Bei einer schweren Explosion in einer Lagerhalle in der zentralasiatischen Republik Usbekistan sind offiziellen Angaben nach 163 Menschen verletzt worden. Das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Taschkent bestätigte zudem am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal den Tod eines Minderjährigen. Die Explosion ereignete sich demnach in einem Zolllager in einem Wohnviertel von Taschkent in der Nähe des Flughafens. Die Ursache war zunächst unbekannt. Die Behörden leiteten Ermittlungen wegen Verstoßes gegen die Brandschutzbestimmungen ein.

Die Explosion ließ in Dutzenden benachbarten Wohnhäusern Fensterscheiben herausspringen. Die Detonation sei dabei über viele Kilometer zu hören, die Rauchwolke später kilometerweit zu sehen gewesen, berichteten Anwohner in sozialen Netzwerken. Die Feuerwehr konnte den Brand in den frühen Morgenstunden lokalisieren. Nach offiziellen Angaben mussten 24 Verletzte ins Krankenhaus gebracht werden, die übrigen 138 trugen nur leichte Verletzungen davon und wurden ambulant behandelt.


Wegen Augeninfektion - Tausende Schulen schließen

ISLAMABAD: In der pakistanischen Provinz Punjab müssen seit Donnerstag rund 56.000 Schulen wegen einer Bindehautentzündung bei vielen Kindern vorübergehend schließen. Das bestätigte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Infektionen in der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes sei derweil auf fast 100.000 Fälle gestiegen. Behörden hätten die Bevölkerung aufgefordert, Kontakte zu meiden, im Haus zu bleiben und keine Hände zu schütteln. «Wir fürchten eine Ausbreitung wie beim Coronavirus, obwohl diese Infektion nicht tödlich ist», sagte ein Arzt in einem örtlichen Krankenhaus der dpa.

Punjabs Ministerpräsident Mohsin Naqvi teilte im Fernsehen mit, dass das Bildungsministerium Richtlinien gegen eine Ausbreitung der Infektion festlegen würde, bevor die Schulen am Montag wieder geöffnet würden. Der Grund für die Infektionswelle sei noch nicht bekannt, einige Ärzte tippen jedoch auf die hohe Luftfeuchtigkeit aufgrund der ungewöhnlich langen Monsunzeit. «Das ist etwas, das mit veränderten Wetterzyklen und dem Klimawandel zusammenhängt», sagte der pakistanische Augenspezialist Tahir Farooq.


Streit um EU-Asylreform: Faeser sieht Fortschritte bei Verhandlungen

BRÜSSEL: Bundesinnenministerin Nancy Faeser sieht Fortschritte bei den Diskussionen über eine umstrittene Krisenverordnung für die geplante europäische Asylreform. «Wir sind schon sehr weit gekommen in den Verhandlungen heute Nacht», sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag vor einem Treffen der EU-Innenminister in Brüssel. Über einzelne Aspekte werde noch verhandelt. Sie sei aber sehr zuversichtlich, dass Deutschland bestimmte Punkte noch erreiche. Faeser betonte, dass ein Staat im Krisenfall nicht leichtfertig die Standards für Schutzsuchende herabsenken dürfe.

Die Krisenverordnung ist ein Kernelement der geplanten EU-Asylreform, mit der unter anderem die irreguläre Migration begrenzt werden soll. So soll etwa bei einem besonders starken Anstieg der Migration der Zeitraum verlängert werden können, in dem Menschen unter haftähnlichen Bedingungen festgehalten werden können.

Deutschland ist in den vergangenen Tagen wegen seiner fehlenden Zustimmung für den Teil der Reform zunehmend unter Druck geraten. Am Mittwoch hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Angaben aus Regierungskreisen im Kabinett den Kurs ausgegeben, dass die Krisenverordnung nicht länger blockiert werden dürfe. Insbesondere die Grünen hatten die Verordnung in der Vergangenheit abgelehnt, weil sie befürchteten, dass in Krisensituationen die Schutzstandards für Migranten in inakzeptabler Weise abgesenkt werden könnten.


Militärjunta: Putschversuch in Burkina Faso vereitelt

OUGADOUGOU: Die Militärjunta im westafrikanischen Sahelstaat Burkina Faso hat nach eigenen Angaben einen Putschversuch vereitelt. «Mutmaßliche Akteure, die an diesem Destabilisierungsversuch beteiligt waren», seien festgenommen worden, teilte die Übergangsregierung in der Nacht zum Donnerstag mit. Genauere Angaben zu dem versuchten Staatsstreich und wer dahinter steht, machte die Junta nicht.

Die Junta, geleitet von Übergangspräsident Ibrahim Traoré, kam vor etwa einem Jahr selbst durch einen Putsch an die Macht. Bereits Anfang September hatte die Übergangsregierung inmitten gestiegener Sorge vor Staatsstreichen in Westafrika drei Soldaten wegen des Vorwurfs eines Komplotts verhaftet.

Traoré hat Wahlen bis Juli 2024 angekündigt, die aber auch aufgrund der katastrophalen Sicherheitslage im Land infrage stehen. Islamistische Terroristen kontrollieren nach Schätzungen etwa die Hälfte des Staatsgebiets.

Wie auch die Nachbarn Mali und Niger hat sich die Militärregierung in Burkina Faso von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich und anderen westlichen Partnern abgewendet. Die drei Länder haben sich diesen Monat zu einem Verteidigungsbündnis zusammengeschlossen, der sogenannten Allianz der Sahel-Staaten. Mali und Burkina Faso hatten sich bereits an die Seite des Nigers gestellt, als die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas nach einem Staatsstreich dort im Juli mit einer Militärintervention drohte.


Griechische Hafenstadt Volos nach Unwetter erneut unter Wasser

VOLOS: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ist die griechische Hafenstadt Volos von Starkregen unter Wasser gesetzt worden. Bereits bis zum Mittwochnachmittag gab es dort Niederschlagsmengen von um die 113 Liter pro Quadratmeter, danach regnete es fast ununterbrochen weiter, wie der griechische Wetterdienst Meteo mitteilte. Viele Menschen verbrachten die Nacht ohne Strom, der Autoverkehr wurde untersagt. Bewohner konnten ihre Häuser nicht verlassen, weil die Straßen sich in reißende Ströme verwandelt hatten, die Steine, Äste, Unrat, Mülltonnen und sogar Autos in Richtung Meer trieben.

«Menschenleben sind in Gefahr. Die Welt ist in Gefahr», sagte Bürgermeister Achilleas Beos am Donnerstagmorgen sichtlich geschockt dem Nachrichtensender ERTnews. «80 Prozent der Stadt sind nach wie vor ohne Strom.» Vielerorts stünde das Wasser, die Abflussrohre seien zerstört, die Menschen könnten nicht zur Arbeit gehen. Seit den schweren Überschwemmungen Anfang September habe man unermüdlich daran gearbeitet, die Schäden, den Schlamm und den Müll zu beseitigen, doch so viel Wasser könne einfach nicht abfließen.

Tief «Elias» wütete außerdem auf der Nordhälfte der Insel Euböa und verursachte dort Überschwemmungen und Erdrutsche. Erneut betroffen war auch das Hinterland von Volos, eine große, landwirtschaftlich stark genutzte Ebene, wo das Wasser nach Angaben von Einwohnern wieder meterhoch stand. Feuerwehrleute wurden auch aus anderen Teilen Griechenlands herangezogen, zudem war die Armee mit Booten und Raupenfahrzeugen im Einsatz, um Menschen aus Häusern zu retten.

Vom 4. bis zum 8. September hatte sich über Mittelgriechenland ein schweres Sturmtief festgesetzt. Starkregen überschwemmte vielerorts Dörfer und Städte. Die Niederschlagsmengen erreichten zwischenzeitlich nie gekannte Höhen von teils mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. 17 Menschen kamen ums Leben. Sturmtief «Daniel» zog daraufhin weiter - und verursachte die katastrophalen Überschwemmungen in Libyen mit Tausenden Toten.


Zehntausende Flüchtlinge aus Berg-Karabach eingetroffen

ERIWAN: Mehr als 65.000 ethnische Armenier sind laut offiziellen Angaben bislang aus der Konfliktregion Berg-Karabach nach Armenien geflüchtet. Das sei der Stand gegen 8.00 Uhr (Ortszeit/6.00 MESZ), teilte die Pressesekretärin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan, Naseli Bagdasarjan, am Donnerstag auf Facebook mit. Die armenische Regierung hat versprochen, allen Zwangsumsiedlern eine Unterkunft zu besorgen. Aserbaidschan hatte das im Südkaukasus gelegene Berg-Karabach in der Vorwoche erobert.

Berg-Karabach ist ein Gebiet, das seit Jahrzehnten zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten ist. Die Region liegt auf dem Gebiet Aserbaidschans, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Sie hatte sich in den 1990er Jahren nach einem blutigen Bürgerkrieg losgesagt. In der vergangenen Woche hatte das autoritär geführte Aserbaidschan nach kurzen heftigen Angriffen die Regierung der international nicht anerkannten Republik Arzach (Berg-Karabach) zur Aufgabe gezwungen und das Gebiet erobert. Anschließend hat eine Massenflucht der Armenier eingesetzt, die Gewalt und Verfolgung durch die Sieger befürchten.


Seenotretter unter diesjährigen Alternativen Nobelpreisträgern

STOCKHOLM: Der gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannte Right Livelihood Award geht in diesem Jahr unter anderem an die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée. Die Organisation erhält den renommierten Preis für ihre lebensrettenden Such- und Rettungseinsätze im Mittelmeer, wie die Right-Livelihood-Stiftung am Donnerstag in Stockholm bekanntgab. Außerdem werden in diesem Jahr die Frauenrechtsaktivistin Eunice Brookman-Amissah aus Ghana, die Umweltschützerin Phyllis Omido aus Kenia und die kambodschanische Umweltaktivistengruppe Mother Nature Cambodia ausgezeichnet.

Die diesjährigen Preisträger seien Zeugen unsäglichen Leids und setzten sich dafür ein, Leben zu retten, die Natur zu bewahren sowie die Würde und Existenzgrundlagen von Menschen in aller Welt zu schützen, erklärte die Stiftung. Sie forderten eine lebenswerte Zukunft für alle ein - und trotzten damit gesellschaftlichen Tabus beim Thema Abtreibung in Afrika, der autoritären Führung und korrupten Konzernen in Kambodscha, einer wachsenden humanitären Krise im Mittelmeer und schädlicher Geschäftspraktiken in Kenia.

Die Träger des Right Livelihood Awards werden seit 1980 jeweils kurz vor den Nobelpreisen verkündet. Die Right-Livelihood-Stiftung ehrt damit jährlich mutige Persönlichkeiten und Organisationen, die sich für Menschenrechte, Umwelt und Frieden einsetzen. Die Auszeichnung steht dabei in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen, deren Preisträger ab Montag in Stockholm und Oslo verkündet werden.


Richterin lehnt Trumps Antrag auf Rückzug aus Verfahren ab

WASHINGTON: Der frühere US-Präsident Donald Trump ist mit seiner Forderung gescheitert, dass sich Richterin Tanya Chutkan wegen Befangenheit aus einem Verfahren im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug zurückzieht. Trumps Anwälte hatten argumentiert, die Richterin sei nicht neutral, sondern gehe mit einer Vorfestlegung in das Verfahren. Dazu führten sie frühere Äußerungen Chutkans an. Die Richterin an einem Gericht in der US-Hauptstadt Washington lehnte Trumps Antrag am Mittwoch (Ortszeit) ab, wie aus ihrer zwanzig Seiten langen Entscheidung hervorgeht. Darin heißt es unter anderem, dass ihre Aussagen falsch interpretiert worden seien.

Laut dem Experten für Rechtsethik, Stephen Gillers, kann Chutkan selbst darüber entscheiden, ob sie sich für befangen erklärt, wie er der «Washington Post» sagte.

Trump ist in Washington auf Bundesebene im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug angeklagt. Es geht um seinen Feldzug gegen seine Niederlage bei der Präsidentenwahl 2020, der am 6. Januar 2021 in der gewaltsamen Attacke seiner Anhänger auf das US-Kapitol gipfelte. Dem 77-Jährigen wird unter anderem eine Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten zur Last gelegt. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber für die Wahl 2024 ist mitten im Wahlkampf für eine mögliche zweite Amtszeit mit insgesamt vier verschiedenen Anklagen konfrontiert.

Chutkan hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrere Verfahren gegen Randalierer geleitet, die am Sturm auf das Kapitol beteiligt waren. In einem der Verfahren hatte sie erklärt, die Randalierer hätten nicht im Sinne der Verfassung, sondern eines Mannes gehandelt - «in blinder Loyalität zu einer Person, die übrigens bis heute auf freiem Fuß ist». Unter anderem diesen Verweis auf Trump führten Trumps Anwälte in dem Befangenheitsantrag an. Die Bedeutung dieser Aussage sei klar: Trump sei nach Chutkans Auffassung frei, sollte es aber nicht sein, schrieben sie in dem Antrag Mitte September.


Nordkorea verankert Ausbau der Atomstreitmacht im Grundgesetz

SEOUL: Nordkoreas Führung hat ihre Politik zum Ausbau der Atomstreitmacht in der sozialistischen Verfassung verankern lassen.

Einen entsprechenden Verfassungszusatz beschloss Nordkoreas Parlament bei einer Sitzung in dieser Woche in Pjöngjang, berichteten die Staatsmedien am Donnerstag. Machthaber Kim Jong Un bezeichnete demnach in einer Rede die Stärkung der Nuklearstreitmacht als Grundgedanke der nordkoreanischen Politik. Im Grundgesetz sei sie nun dauerhaft zementiert, «was niemand missachten darf», wurde Kim zitiert. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen. Es hatte sich bereits zuvor in seiner Verfassung als Atommacht bezeichnet.


Ein Pfeil in den Weltraum: Das Raketenabwehrsystem Arrow 3

TEL AVIV: Mit dem Raketenabwehrsystem Arrow 3 will Deutschland sich und seine Nachbarn gegen mögliche Angriffe durch Mittelstreckenraketen schützen. Der «Pfeil» kann feindliche Flugkörper in über 100 Kilometern Höhe und damit außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum durch einen direkten Treffer zerstören. Arrow 3 wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt. Die Kosten für das System belaufen sich nach israelischen Angaben auf fast vier Milliarden Euro.

Das Programm ist für Deutschland einer der Bausteine, um die nach dem Ende des Kalten Krieges weitgehend abgebaute Verteidigung gegen Angriffe aus der Luft wieder zu errichten und um eine Fähigkeit in der Luftabwehr zu erweitern. Militärs sprachen bisher von einer «Fähigkeitslücke bei der Bekämpfung ballistischer Flugkörper in der oberen Abfangschicht». Mit Hilfe von Arrow 3 vergrößert sich die am Boden geschützte Fläche. Laut Hersteller ist das System darauf ausgelegt, «die neuesten Bedrohungen mit größerer Reichweite abzufangen und zu zerstören», insbesondere solche, die Massenvernichtungswaffen tragen. Schädliche Stoffe wie etwa Kampfstoffe sollen in großer Höhe möglichst gefahrlos zerstäuben.

Das komplette System besteht aus dem Gefechtsstand, Radarsensoren, Startgeräten mit je vier Lenkflugkörpern Arrow 3 sowie weiteren Peripherie-Geräten. Etwa 200 deutsche Soldaten sind künftig damit beschäftigt, das Waffensystem zu bedienen.

Für Israel ist Arrow 3 die höchste von mehreren Stufen der Raketenabwehr. Das System «Eisenkuppel» kann etwa Raketen mit kürzerer Reichweite - zum Beispiel aus dem Gazastreifen - abfangen, während «Arrow» weiter reichende Raketen abwehren soll, beispielsweise aus dem Iran. Es wurde bereits mehrfach erfolgreich getestet. Israel und die USA arbeiten schon an der Entwicklung von Arrow 4, das noch fortschrittlichere Funktionen haben soll.


Die deutschen Bundesländer und ihre Regierungschefs

BERLIN: Nach dem jüngsten Regierungswechsel in Berlin stehen an der Spitze der 16 deutschen Bundesländer derzeit 13 Männer und 3 Frauen. Eine Übersicht:

Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann (Grüne) Bayern: Markus Söder (CSU) Berlin: Kai Wegner (CDU) Brandenburg: Dietmar Woidke (SPD) Bremen: Andreas Bovenschulte (SPD) Hamburg: Peter Tschentscher (SPD) Hessen: Boris Rhein (CDU) Mecklenburg-Vorpommern: Manuela Schwesig (SPD) Niedersachsen: Stephan Weil (SPD) Nordrhein-Westfalen: Hendrik Wüst (CDU) Rheinland-Pfalz: Malu Dreyer (SPD) Saarland: Anke Rehlinger (SPD) Sachsen: Michael Kretschmer (CDU) Sachsen-Anhalt: Reiner Haseloff (CDU) Schleswig-Holstein: Daniel Günther (CDU) Thüringen: Bodo Ramelow (Linke)


Debatte: Republikanische Präsidentschafts-Anwärter greifen Biden an

SIMI VALLEY: Mit Attacken auf Amtsinhaber Joe Biden in einer TV-Debatte haben Präsidentschafts-Anwärter der US-Republikaner versucht, zum Spitzenreiter Donald Trump aufzuschließen. Sie machten den demokratischen Präsidenten am Mittwoch (Ortszeit) unter anderem für Preissteigerungen und widerrechtliche Einwanderung verantwortlich. Trump, der laut Umfragen in der Gunst republikanischer Wähler deutlich vorne liegt, blieb auch der zweiten Debatte fern und warb stattdessen um die Unterstützung streikender Auto-Arbeiter in Michigan.

Nur wenige der sieben Politiker erlaubten sich Attacken auf Trump. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, erinnerte daran, dass Trump in seiner Zeit mit hohen Ausgaben die Basis für die spätere Inflation gelegt habe. Der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, kritisierte, dass Trump entgegen aller Versprechen die Grenze zu Mexiko nicht undurchlässig gemacht habe.

In der Debatte rückten vor allen der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und Senator Tim Scott mit vielen Äußerungen ins Rampenlicht - und redeten zum Teil minutenlang gleichzeitig. Ex-Vizepräsident Mike Pence gab sich dagegen staatsmännisch und hielt sich oft zurück. Bei DeSantis dauerte es rund eine Viertelstunde, bis er zum ersten Mal zu Wort kam. Der Gouverneur von Florida gilt noch als aussichtsreichster Widersacher von Trump im Rennen um die Nominierung der Republikaner, doch der deutliche Vorsprung des Ex-Präsidenten machte DeSantis aus Sicht der anderen Anwärter verwundbarer.

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