Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Neues aus dem Ausland am Donnerstag

Bringen Kompromissbereitschaft zu G20-Gipfel mit

WASHINGTON: Die US-Regierung hat vor dem G20-Gipfel in Indien deutlich gemacht, eine gemeinsame Abschlusserklärung anzustreben. «Wir bringen Kompromissbereitschaft bei vielen strittigen Fragen mit, damit wir uns auf einen Text einigen können, mit dem alle leben können», sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, vor Journalisten an Bord der «Air Force One» auf dem Weg nach Neu-Delhi. Von Seiten der USA sei in den vergangenen Tagen «Tag und Nacht» an einer gemeinsamen Erklärung gearbeitet worden. Man zeige einen großen Willen, Konsens zu erzielen. Bis zu einem endgültigen Kommuniqué sei es aber «noch ein weiter Weg» und man müsse abwarten, was passiere.

Ob es am Ende wie üblich eine gemeinsame Abschlusserklärung gibt, ist offen. Hintergrund ist der Streit zwischen dem Westen und Russland über den seit mehr als eineinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Am Samstag kommen die Staats- und Regierungschefs führender Wirtschaftsmächte zum zweitägigen G20-Gipfel zusammen.

Die Frage, ob das Fernbleiben des chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping die Dynamik des Gipfels ändern und eine Einigung auf ein gemeinsame Kommuniqué einfacher mache, verneinte Sullivan. Auch wenn Xi nicht anwesend sein werde, so seien doch Ministerpräsident Li Qiang und eine chinesische Delegation vor Ort. «Ich kann nicht sagen, dass ich persönlich eine grundlegende Änderung ihrer Haltung mitbekommen habe, nur weil Präsident Xi nicht da ist», sagte Sullivan.


Mali: Islamisten töten bei Anschlägen mehr als 60 Menschen

BAMAKO: Bei zwei Terroranschlägen islamistischer Kämpfer in Mali sind nach Angaben der Militärregierung mindestens 64 Zivilisten und Soldaten ums Leben gekommen. Die Regierung teilte in der Nacht zu Freitag auf Facebook mit, Terroristen hätten am Donnerstag im Nordosten des Landes ein Schiff und ein Armeelager in Bamba in der Region Gao angegriffen. Insgesamt seien mindestens 49 Zivilisten und 15 Soldaten getötet worden. 50 Islamisten kamen laut Medienberichten ums Leben gekommen. Es habe auch Verletzte gegeben. Die Regierung des westafrikanischen Staats rief den Angaben zufolge eine dreitägige Staatstrauer aus.

Die UN-Mission zur Stabilisierung Malis (Minusma), die seit 2013 im Land ist, zieht planmäßig bis Jahresende auf Aufforderung der Militärregierung ab und übergibt ihre Basen an die malischen Sicherheitskräfte. Die sich Russland immer stärker zuwendende Militärregierung hatte Mitte Juni vehement den Abzug aller rund 12.000 UN-Blauhelme bis Ende des Jahres gefordert. Deutschland hatte ein Ende der Beteiligung seiner noch etwa 1100 Soldatinnen und Soldaten an dem Einsatz bereits vorher beschlossen.

Die UN-Mission wurde ins Leben gerufen, nachdem islamistische Terroristen in Folge des Zusammenbruchs des angrenzenden Libyen und einer Rebellion der nomadischen Tuareg 2012 den Norden des Landes überrannt hatten. Eine Militärintervention der früheren Kolonialmacht Frankreich drängte die teils mit den Terrormilizen IS und Al-Kaida verbündeten Islamisten nur vorübergehend zurück. Die Terrorgruppen breiten sich seitdem im Norden und Zentrum Malis und in seinen Nachbarstaaten aus.


Trump-Berater Navarro wegen Missachtung des Kongresses verurteilt

WASHINGTON: Der einstige Berater von Ex-US-Präsident Donald Trump, Peter Navarro, ist vor einem Bundesgericht in Washington wegen Missachtung des Kongresses verurteilt worden. Das meldeten US-Medien am Donnerstag übereinstimmend. Die Geschworenen befanden den 74-Jährigen demnach für schuldig, weil er sich weigerte, Dokumente herauszugeben und vor einem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zum Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 auszusagen. Ein Strafmaß soll erst zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden. In beiden Punkten drohen ihm jeweils zwischen 30 Tage und einem Jahr Haft.

«Peter Navarro hat eine Entscheidung getroffen», zitierte unter anderem die «Washington Post» aus dem Schlussplädoyer von Staatsanwältin Elizabeth Aloi. «Er hat sich entschieden, einer Vorladung des Kongresses nicht Folge zu leisten. Unsere Regierung funktioniert nur, wenn die Menschen sich an die Regeln halten. Und sie funktioniert nur, wenn sie zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie es nicht tun.» Navarro hatte argumentiert, er sei der Vorladung nicht nachgekommen, weil Trump ihn angewiesen habe, zu sagen, er sei aufgrund des Exekutivprivilegs davon befreit.

Navarro ist der zweite Trump-Berater, der wegen mangelnder Zusammenarbeit mit dem Ausschuss verurteilt wurde. Der einstige Chefstratege Trumps, Steve Bannon, war im vergangenen Herbst wegen Missachtung des Kongresses zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt worden, legte aber Berufung gegen die Entscheidung ein und bleibt in Erwartung des Ergebnisses auf freiem Fuß. Auch Navarro kündigte an, gegen die Entscheidung vorzugehen.

Der Untersuchungsausschuss arbeitete die Ereignisse des 6. Januar 2021 auf: An dem Tag hatten Trumps Anhänger gewaltsam das Parlamentsgebäude in Washington erstürmt, wo gerade der Sieg von Joe Biden bei der Präsidentenwahl bestätigt werden sollte.


Zugverkehr in München rollt wieder an - erste Gleise freigegeben

MÜNCHEN: Nach der massiven Beschädigung der Oberleitungs-Anlage am Münchner Hauptbahnhof rollt der Zugverkehr dort langsam wieder an. Das teilte die Deutsche Bahn am späten Abend mit. «Züge des Fern- und Regionalverkehrs können den Hauptbahnhof wieder anfahren.» Die Reparaturarbeiten seien schneller vorangekommen als geplant. Es komme allerdings am Abend weiterhin zu großen Beeinträchtigungen mit Verspätungen und Zugausfällen, hieß es.

Am Freitag soll der Fern- und Regionalverkehr mit Betriebsbeginn wieder weitestgehend normal rollen. Es könnten jedoch am Morgen noch vereinzelt Züge ausfallen. «Der S-Bahn-Verkehr auf der Stammstrecke bleibt noch bis in die Nachtstunden stark eingeschränkt», teilte die Deutsche Bahn weiter mit. Zum Betriebsstart sollen auch die S-Bahnen wieder regulär auf der Stammstrecke unterwegs sein.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte ein Bagger bei Bauarbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke im Bereich München-Laim ein komplettes Quertragwerk, das die Oberleitungen über alle Gleise der Strecke spannt, beschädigt. Dadurch war die wichtige Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und München-Pasing stillgelegt. Der Fern- und Regionalverkehr sowie der Verkehr auf der S-Bahn-Stammstrecke der Landeshauptstadt wurden mit wenigen Ausnahmen komplett eingestellt. Der Münchner Hauptbahnhof konnte lange nicht angefahren werden. «Die DB entschuldigt sich ausdrücklich für die Unannehmlichkeiten bei ihren Fahrgästen», hieß es.


Wegen Corona: Spaniens Regierungschef sagt Teilnahme an G20-Gipfel ab

MADRID: Spaniens geschäftsführender Regierungschef Pedro Sánchez ist positiv auf das Coronavirus getestet worden und kann deshalb nicht am G20-Gipfel in der indischen Hauptstadt Neu Delhi teilnehmen. «Heute Nachmittag bin ich positiv auf Covid getestet worden und werde nicht nach Neu Delhi reisen können, um am Gipfel der G20 teilzunehmen», schrieb der 51-Jährige am Donnerstagabend auf der früher als Twitter bekannten Plattform X. «Es geht mir gut», fügte er hinzu. Spanien werde bei dem Gipfel am Samstag und Sonntag von der ersten Vize-Regierungschefin und Wirtschaftsministerin, Nadia Calviño, und Außenminister José Manuel Albares vertreten werden.

Die Corona-Zahlen steigen auch in Spanien wieder leicht an, allerdings auf niedrigem Niveau. Verlässliche Zahlen gibt es kaum, da die meisten Infektionen dank einer hohen Impfrate glimpflich verlaufen und daher vermutlich oft unentdeckt bleiben.


52-Jährige bei Absturz in Dolomiten getötet

CORTINA D'AMPEZZO: In den italienischen Alpen ist eine Bergsteigerin aus Deutschland zu Tode gestürzt. Die 52-Jährige verunglückte am Donnerstag auf einer Klettertour am Lagazuoi, einem 2778 Meter hohen Berg in den Dolomiten, wie die Bergwacht am Abend in Cortina d'Ampezzo mitteilte. Demnach verlor die Frau an einem Felsvorsprung das Gleichgewicht und stürzte etwa 70 Meter in die Tiefe.

Die getötete Bergsteigerin war mit zwei Kletterpartnern unterwegs. Nach dem Unglück brachte die Bergwacht die beiden anderen Kletterer sowie die Leiche mit dem Hubschrauber nach unten. Zu den Herkunftsorten der drei machte sie keine Angaben.


Oberleitungsschaden in München: Beeinträchtigungen bis Ende des Tages

MÜNCHEN: Wegen einer beschädigten Oberleitung bei München ist dort der Fern- und Nahverkehr am Donnerstag noch bis Tagesende beeinträchtigt. Das teilte die Deutsche Bahn am Abend mit. Allerdings seien mehrere der betroffenen Gleise wieder freigegeben, so dass in den kommenden Stunden der Betrieb von und nach Landshut, Ingolstadt und Buchloe sowie von und nach München Hauptbahnhof allmählich wieder aufgenommen werden könne, hieß es gegen 20.35 Uhr. Züge aus dem Werdenfels wenden bis Betriebsschluss in Starnberg.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatte ein Bagger bei Bauarbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke im Bereich München-Laim ein komplettes Quertragwerk, das die Oberleitungen über alle Gleise der Strecke spannt, beschädigt. Dadurch war die wichtige Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und München-Pasing stillgelegt. Der Fern- und Regionalverkehr sowie der Verkehr auf der S-Bahn-Stammstrecke der Landeshauptstadt wurden mit wenigen Ausnahmen komplett eingestellt. Der Münchner Hauptbahnhof konnte lange nicht angefahren werden.


Nach Putsch in Gabun: Neuer Machthaber ernennt Premierminister

LIBREVILLE: Drei Tage nach seiner Vereidigung als Übergangspräsident in Gabun hat Militärmachthaber Brice Oligui Nguema einen Premierminister ernannt. Das Amt übernimmt Raymond Ndong Sima, ein Kritiker des durch einen Militärputsch am 30. August abgesetzten Präsidenten Ali Bongo Ondimba. Die Ernennung ging am Donnerstag aus einem Dekret hervor, das im Staatsfernsehen verlesen wurde. Der in Paris studierte Ökonom war von 2012 bis 2014 Teil Bongos Regierung. Er trat jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten zurück und schloss sich der Opposition an.

Am Wochenende hatte Nguema, zuvor Chef der Präsidentengarde, versprochen, das zentralafrikanische Land nach dem Staatsstreich zu mehr Demokratie führen zu wollen. Kurz vor dem Putsch war Präsident Bongo offiziellen Ergebnissen zufolge für eine dritte Amtszeit gewählt worden. Es gibt aber erhebliche Zweifel, ob die Wahl frei und fair abgelaufen ist.

Der mehr als 50 Jahre lang autokratisch regierenden Bongo-Familie wird seit langem Korruption vorgeworfen. Die rund 2,3 Millionen Einwohner Gabuns leben trotz des Öl-Reichtums des Landes größtenteils in Armut. Der Putsch war von vielen Gabunern als «Befreiung» von einer Kleptokratie gefeiert worden.


Weltbank und IWF fordern vor G20-Gipfel stärkere globale Kooperation

WASHINGTON: Kurz vor dem G20-Gipfel im indischen Neu-Delhi haben die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) zu einer stärkeren Zusammenarbeit internationaler Akteure aufgerufen. Insbesondere mit Blick auf den Klimawandel, die erhöhte Schuldenanfälligkeit vieler Länder und den digitalen Wandel seien gut durchdachte und aufeinander abgestimmte politische Maßnahmen notwendig, heißt es in einer am Donnerstag in Washington veröffentlichten gemeinsamen Erklärung beider Institutionen. «Die Herausforderungen sind zu groß, als dass sie von einzelnen Akteuren bewältigt werden könnten.» Internationale Finanzinstitutionen, Regierungen, Stiftungen und der Privatsektor müssten stärker zusammenarbeiten.

Die Weltbank und der IWF spielten «bei der Unterstützung der Länder in diesen schwierigen Zeiten des Wandels» eine wichtige Rolle, heißt es in der Erklärung weiter. Weltbankpräsident Ajay Banga und IWF-Chefin Kristalina Georgieva kündigten an, die Zusammenarbeit der beiden Institutionen in den Bereichen Klimawandel, Schulden und digitaler Wandel ausbauen zu wollen.


US-Justiz geht gegen russische Hintermänner von Cyber-Netzwerk vor

WASHINGTON: Die US-Justiz geht gegen diverse russische Hintermänner des kriminellen Computernetzes «Trickbot» vor. In den US-Bundesstaaten Ohio, Tennessee und Kalifornien seien Anklagen gegen mehrere mutmaßliche russische Cyberkriminelle erhoben worden, teilte das US-Justizministerium am Donnerstag in Washington mit. Ihnen werde vorgeworfen, an den Machenschaften rund um die Schadsoftware-Tools «Trickbot» beteiligt gewesen zu sein. Diese seien darauf ausgelegt gewesen, Geld zu stehlen und die Installation von Erpressungssoftware zu ermöglichen. Krankenhäuser, Schulen und Unternehmen - auch in verschiedenen Teilen der USA - hätten zu den Opfern gehört, die Verluste in Millionenhöhe erlitten hätten.

US-Justizminister Merrick Garland mahnte, das Vorgehen solle «Cyberkriminellen, die es auf die kritische Infrastruktur Amerikas abgesehen haben, als Warnung dienen, dass sie sich nicht vor dem Justizministerium der Vereinigten Staaten verstecken können».

Microsoft und Vertreter der IT-Sicherheitsindustrie hatten 2020 in einer Gemeinschaftsaktion das technische Rückgrat des Computernetzes «Trickbot» zerstört, das in den Jahren zuvor demnach weltweit über eine Million Computergeräte infiziert hatte. Über das Netzwerk wurden vor allem Erpressungstrojaner verbreitet, die die Festplatten der Opfer verschlüsseln und zur Freigabe der Daten ein Lösegeld verlangen.


Irischer Premier: Rechne mit irischer Einheit zu meinen Lebzeiten

DUBLIN: Der irische Premierminister Leo Varadkar rechnet mit der Vereinigung seines Landes und dem britischen Nordirland noch zu seinen Lebzeiten. Das sagte der 44-Jährige am Donnerstag in einem Interview des irischen Rundfunksenders RTÉ. «Ich glaube, wir sind auf dem Weg zur Vereinigung, ich glaube, dass es ein vereintes Irland zu meinen Lebzeiten geben wird», sagte der konservative Politiker.

Varadkar fügte hinzu, es werde in einem vereinten Irland eine Minderheit von ungefähr einer Million Menschen geben, die britisch seien. «Man bewertet den Erfolg und die Qualität eines Landes daran, wie es seine Minderheiten behandelt und das ist etwas, über das wir nachdenken müssen», sagte Varadkar weiter.

Noch zu Anfang des Jahres hatte sich Varadkar geweigert, eine Prognose über den Zeitrahmen für eine Vereinigung Irlands abzugeben. Die irische Insel ist seit gut 100 Jahren politisch in zwei Teile geteilt. Der überwiegend katholische Süden erlangte damals die Unabhängigkeit und wurde zur Republik Irland. Mehrere Provinzen im Nordosten der Insel mit einer protestantischen Bevölkerungsmehrheit blieben weiterhin Teil des Vereinigten Königreichs als Nordirland.

Ein blutiger, drei Jahrzehnte dauernder Bürgerkrieg um die Vereinigung Nordirlands mit der Republik endete 1998 mit dem Karfreitagsabkommen und vorläufigen Beibehalten des Status quo. Inzwischen stellen die Katholiken jedoch auch in Nordirland die größte Bevölkerungsgruppe. Eine Vereinigung per Volksabstimmung, wie es im Karfreitagsabkommen vorgesehen ist, scheint daher mittelfristig möglich.


16-Jähriger nach Polizeieinsatz in Paris hirntot - Krawall befürchtet

PARIS: Gut zwei Monate nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris mit anschließenden schweren Unruhen bewegt Frankreich erneut ein fataler Polizeieinsatz. Ein vor einer Polizeistreife fliehender 16-Jähriger stieß am Mittwochabend im Pariser Vorort Elancourt mit seiner Motocross-Maschine mit einem anderen Streifenwagen zusammen. Wie die Staatsanwaltschaft in Versailles am Donnerstag mitteilte, ist er hirntot. Die Polizeiaufsicht ermittele in dem Fall. Die Fahrer der beiden beteiligten Streifenwagen seien am Mittwochabend in Polizeigewahrsam gekommen, aber am Donnerstag wieder auf freien Fuß gekommen.

Zum genauen Hergang des Polizeieinsatzes und des Zusammenstoßes machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben. Nach Medienberichten hatte der erste Streifenwagen einen Funkspruch erhalten, den jugendlichen Motorradfahrer zu stoppen, möglicherweise weil er ohne Helm fuhr. Ob die Streife dann versuchte, den 16-Jährigen zum Anhalten zu bringen oder ob dieser bereits beim Erblicken des Polizeiautos die Flucht ergriff, ist unklar. Etwas weiter an einer Kreuzung kollidierte er dann mit dem zweiten Streifenwagen, der auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz war. Dabei fuhr der Jugendliche dem Polizeiauto, wie auch Fotos nahelegen, in die Seite.

Um mögliche Ausschreitungen zu verhindern, soll in Elancourt am Donnerstagabend eine Eliteeinheit der Bereitschaftspolizei (CRS 8) zum Einsatz kommen, berichtete der Sender BFMTV unter Verweis auf Polizeiquellen. Bei der 200 Mann starken Einheit handelt es sich um Beamte, die besonders für den Einsatz bei urbanen Konflikten trainiert sind.

Nach dem Tod eines 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle Ende Juni war Frankreich von schweren Krawallen und Protesten gegen Polizeigewalt erschüttert worden. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Über 3000 Menschen wurden festgenommen.


Rassistische Chats: Ex-Beamte von Scotland Yard gestehen Schuld ein

LONDON: Scotland Yard kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen: Fünf frühere Polizisten der Londoner Metropolitan Police haben sich schuldig bekannt, rassistische Nachrichten in einem Chat ausgetauscht zu haben. Das meldete die Nachrichtenagentur PA am Donnerstag aus dem Gerichtssaal in London. In den WhatsApp-Nachrichten soll es unter anderem auch um Herzogin Meghan (42) und Premierminister Rishi Sunak gegangen sein.

Die zum Tatzeitpunkt bereits pensionierten Beamten sind der Meldung zufolge zwischen 62 und 67 Jahre alt. Ihr Strafmaß sollen sie am 6. November erhalten. Ebenfalls am Donnerstag begann der Strafprozess gegen einen Londoner Polizisten, dem in sechs Fällen Vergewaltigung vorgeworfen wird. Der 23-Jährige äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

Die Metropolitan Police wird seit Jahren immer wieder von Skandalen über rassistische und sexistische Vorfälle erschüttert. Einen bislang traurigen Höhepunkt erreichte das, als 2021 die 33-jährige Londonerin Sarah Everard von einem Polizisten unter einem Vorwand festgenommen, vergewaltigt und ermordet wurde. Der Täter wurde überführt und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Eine unabhängige Untersuchung bescheinigte der Behörde im März «institutionell rassistisch, sexistisch und homophob» zu sein. Ein Wechsel an der Spitze sollte die Wende bringen. Der neue Scotland-Yard-Chef, Mark Rowley, kündigte eine radikale Reform an.


Hurrikan «Lee» gewinnt Kraft und zieht auf Karibikinseln zu

MIAMI: Hurrikan «Lee» gewinnt über dem Atlantik weiter an Kraft und bedroht mehrere Karibikinseln. Der Wirbelsturm erreichte am Donnerstag (Ortszeit) anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte. Der Sturm der Stärke vier von fünf gewinne schnell an Kraft. In den kommenden Tagen sei mit gefährlichen Strömungen und Brandung auf der Inselkette der Kleinen Antillen, Puerto Rico, den Bahamas und entlang der US-Ostküste zu rechnen.

«Lee» befand sich nach Angaben des NHC rund 1260 Kilometer östlich des nördlichen Teils der Kleinen Antillen, wo unter anderem Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis sowie Montserrat liegen. Die Meteorologen gingen davon aus, dass «Lee» sich auf seinem Weg über das Meer nördlich der Inseln zu einem «sehr starken, großen Hurrikan» entwickeln werde. Von einem Hurrikan spricht man bei Windgeschwindigkeiten ab 119 Kilometern pro Stunde.

Die Hurrikan-Saison beginnt im Pazifik am 15. Mai und im Atlantik am 1. Juni. Sie endet in beiden Regionen am 30. November. Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderhitzung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme.


Spaniens Konservative schmieden weiteres Bündnis mit rechter Partei

CARTAGENA: Spaniens konservative Volkspartei PP, die sich zurzeit um die Bildung einer Regierung in Madrid bemüht, ist in der Region Murcia ein weiteres Bündnis mit der rechtspopulistischen Vox eingegangen. Der geschäftsführende PP-Regionalregierungschef Fernando López Miras wurde am Donnerstag im Parlament in Cartagena mit den Stimmen von Vox für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Anderenfalls hätte die Wahl vom 28. Mai in der im Südosten des Landes gelegenen Mittelmeerregion wiederholt werden müssen.

Auch auf nationaler Ebene versucht PP-Chef Alberto Núñez Feijóo zurzeit, nach der vorgezogenen Parlamentswahl vom 23. Juli zusammen mit Vox eine Regierung zu bilden. Ihm werden aber nur geringe Chancen eingeräumt, weil der PP auch zusammen mit Vox noch vier Stimmen im Parlament in Madrid für eine Mehrheit fehlen. Diese Stimmen könnten von kleineren Regionalparteien kommen, die aber nicht mit Vox zusammenarbeiten wollen. Sollte Feijóo scheitern, könnte der geschäftsführende sozialistische Amtsinhaber Pedro Sánchez einen Auftrag zur Regierungsbildung erhalten und hätte dann bessere Chancen.

López Miras hatte bis zum Schluss versucht, eine Minderheitsregierung unter Tolerierung durch Vox zu bilden. Die Rechtspopulisten bestanden aber auf einer Regierungsbeteiligung und besetzen künftig die Ministerien für Inneres und Planung. Vox stehe Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen oder zum Schutz der durch die Landwirtschaft gefährdeten Salzwasserlagune Mar Menor kritisch gegenüber, schrieb die Zeitung «El País».

Anders als in Deutschland gibt es in Spanien keine strikte Abgrenzung der PP, die in etwa der CDU entspricht, zu Vox, die ähnlich wie die AfD agiert. In der viertgrößten EU-Volkswirtschaft regieren PP und Vox außer in Murcia auch schon gemeinsam in den Autonomen Gemeinschaften Kastilien und León, Extremadura, Aragón und Valencia. In Andalusien und auf den Balearen mit der Urlauberinsel Mallorca lassen sich PP-Regierungen von Vox tolerieren. Auch in zahlreichen Kommunen arbeiten beide Parteien schon zusammen.


Neuer Job: Marin zieht sich aus finnischer Politik zurück

HELSINKI: Die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin will sich von ihrem Amt als Parlamentarierin zurückziehen, um eine neue Stelle beim Tony Blair Institute anzutreten. Das sagte Marin am Donnerstag in einer Pressekonferenz, die der Rundfunksender Yle übertrug. Das Tony Blair Institute for Global Change ist eine gemeinnützige Organisation mit Hauptsitz in London, die Regierungen in der ganzen Welt berät.

Marin sagte, sie werde vorerst nicht nach London ziehen. Jedoch sei der neue Job als strategische Beraterin mit vielen Reisen verbunden und mit ihrer Arbeit als Parlamentarierin nicht zu vereinbaren. Deshalb habe sie am Donnerstag ihr Rücktrittsgesuch eingereicht, teilte Marin mit.

Die Sozialdemokratin Marin war 2019 zur Ministerpräsidentin Finnlands gewählt worden. Mit ihren damals 34 Jahren war sie eine Zeit lang die jüngste Regierungschefin der Welt und erfreute sich großer Beliebtheit im In- und Ausland. Die finnische Parlamentswahl im April hatten sie und ihre Sozialdemokraten trotz Zugewinnen verloren.


Erkrankter US-Höhlenforscher sitzt in 1000 Meter Tiefe fest

ISTANBUL: Einsatzkräfte in der Türkei versuchen den fünften Tag in Folge, einen schwer erkrankten US-Höhlenforscher aus rund 1000 Meter Tiefe zu befreien. Seit Sonntag arbeiteten rund 150 Helfer daran, den Mann aus der Morca-Höhle in der Südtürkei zu bergen, sagte Yaman Özakin, Sprecher des türkischen Verbandes der Höhlenforscher, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Der etwa 40 Jahre alte Mann sei Teil eines internationalen Forschungsteams, das die dritttiefste Höhle der Türkei erkunde. Während der Expedition habe er in 1250 Metern Tiefe eine Magenblutung erlitten. Seine Kollegen hätten es geschafft, ihn in das Lager in 1000 Metern Tiefe zu bringen, eine Bergung gestalte sich aber als äußerst schwierig. Er müsse mit einer speziellen Vorrichtung herausgebracht werden, die aber nicht durch die engen Höhlengänge passe. Derzeit sprengten Einsatzkräfte die engen Stellen auf.

Dem Höhlenverband zufolge sind inzwischen Ärzte zu dem US-Amerikaner vorgedrungen und es bestehe telefonischer Kontakt. Er habe bislang eine Bluttransfusion erhalten. An der Rettung seien unter anderem Teams aus Ungarn und Italien beteiligt, deutsche Helfer in Alarmbereitschaft. Nach Einschätzung von Özakin wird es aber noch etwa zwei Wochen dauern, bis der Höhlenforscher herausgebracht werden kann.

In Deutschland hatte 2014 eine Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle, der längsten und tiefsten Höhle Deutschlands, für Aufregung gesorgt. Damals war ein Speläologe von einem Steinschlag am Kopf getroffen worden und in einer elf Tage dauernden Rettungsaktion aus 1000 Metern Tiefe wieder ans Tageslicht gebracht worden.


Franzosen nutzen Bahn im Sommer so häufig wie nie

PARIS: In Frankreich sind in diesem Sommer so viele Reisen mit der Bahn zurückgelegt worden wie nie zuvor. In den Fernzügen im Inland wurden im Juli und August 24 Millionen und in den internationalen Zügen 6 Millionen Reisende gezählt. Das sei ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum vergangenen Sommer, teilte das Bahnunternehmen SNCF am Donnerstag mit. Besonders gefragt waren Züge an die Küsten, in die Alpen sowie nach Großbritannien und Spanien. Auch der Verkehr nach Deutschland legte zu. Die Nutzung der Nachtzüge stieg um 15 Prozent. Im Regionalverkehr stieg die Zahl der Reisenden um zehn Prozent.

Hunderte zusätzliche Züge seien für den Sommer bereitgestellt worden, sagte der beigeordnete Verkehrsminister Clément Beaune dem Sender France Info. «Das hat es erlaubt, den absoluten Fahrgastrekord in der Geschichte der Eisenbahn in Frankreich zu brechen - nachdem es 2022 bereits einen Rekordsommer gab.» Wie die SNCF mitteilte, buchten die Fahrgäste ihre Reisen früher. Die Hälfte der Fernverkehrstickets sei für weniger als 45 Euro verkauft worden. 40 Prozent der TGV-Züge seien ausgebucht gewesen.

Wie in Deutschland richtet sich auch die französische Bahn auf eine erheblich steigende Nachfrage ein. Laut SNCF soll die Zahl der Sitzplätze im Fernverkehr ab Anfang 2025 schrittweise steigen. Einerseits gehen dann die ersten der 115 von der SNCF bestellten neuen TGV-M-Züge in Dienst, die ein Fünftel mehr Plätze als die bisherigen Züge haben. Außerdem soll die Einsatzdauer einiger der heutigen TGV-Züge durch eine Modernisierung um drei bis zehn Jahre verlängert werden.


Senegal: Binnen zweier Wochen 1015 Bootsmigranten an Land gebracht

DAKAR: Die Marine im westafrikanischen Senegal hat innerhalb von zwei Wochen mehr als 1000 Migranten aus dem Atlantik an Land gebracht. Aus dem Senegal und seinen Nachbarstaaten legen immer wieder Migrantenboote in Richtung der Kanarischen Inseln ab, die zu Spanien gehören. «Die Bilanz der letzten zwei Wochen zeigt, dass insgesamt 1015 Personen von den Einheiten der Marine an Land gebracht wurden, was einen deutlichen Anstieg der irregulären Auswanderungsversuche in diesem Zeitraum belegt», teilten die Streitkräfte laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur APS am Donnerstag mit. Angaben zu den Herkunftsländern, den Ablegehäfen der Flüchtlingsboote und zu den Umständen der Rettung oder der Ergreifung der Migranten machte die Marine nicht.

Der Atlantik mit seinen starken Strömungen und hohem Wellengang gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten in Richtung Europa. Erst im August war vor dem mehr als 500 Kilometer entfernten Inselstaat Kap Verde ein Boot in Seenot gerettet worden, das im Senegal abgelegt hatte. Rund 60 der 101 Passagiere kamen ums Leben. Nach Angaben der UN-Migrationsorganisation IOM wurden in der ersten Jahreshälfte auf den Kanaren mehr als 7000 Migranten aus Afrika gezählt.


Deutschland hofft auf G20-Beitritt der Afrikanischen Union

BERLIN: Die Bundesregierung hofft auf eine Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die einflussreiche G20-Staatengruppe schon beim bevorstehenden Gipfel in Indien am kommenden Wochenende. Geklärt werden müsse aber noch, wie man mit anderen Regionalorganisationen wie der Asean-Gruppe asiatischer Staaten oder der Celac lateinamerikanischer und karibischer Staaten umgehen wolle, hieß es am Donnerstag aus der deutschen Delegation. Vorstellbar sei eine Zusage, auch mit diesen Organisationen Gespräche aufzunehmen.

Es gebe aber grundsätzlich Einigkeit in der G20 über die Aufnahme der AU. «Es tritt keiner auf und sagt: Wir wollen das nicht.» Die mächtigen G20-Mitglieder China, Russland und die USA haben sich bereits wie Deutschland klar für einen AU-Beitritt ausgesprochen.

Bisher ist die Europäische Union mit ihren 27 Mitgliedstaaten die einzige Regionalorganisation, die Mitglied der G20 wichtiger Wirtschaftsmächte ist. Der AU gehören alle international allgemein anerkannten afrikanischen Länder sowie das völkerrechtlich umstrittene Land Westsahara an. Insgesamt sind es 55 Staaten. Damit vertritt die AU die Interessen von rund 1,4 Milliarden Menschen. Zum Vergleich: In der Europäischen Union leben lediglich 447,7 Millionen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich bereits im Mai bei einer Afrika-Reise klar für die Aufnahme der AU in die G20 ausgesprochen. «Das gebietet der Respekt vor dem Kontinent und seinen vielen Staaten und auch seiner wachsenden Bevölkerung», sagte er. Afrika müsse in der internationalen Politik eine größere Rolle spielen, die seiner wachsenden Bedeutung auch gerecht wird.


Katholische Kirche versteckte in Rom mehr als 3000 Juden

ROM: Während des Zweiten Weltkriegs hat die katholische Kirche in Rom nach bislang unveröffentlichten Dokumenten mehr als 3000 Juden versteckt. Die Akten aus dem Biblischen Institut des Vatikans wurden am Donnerstag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Insgesamt finden sich darauf die Namen von 3600 Menschen, die damals mit Hilfe von katholischen Frauen- und Männerorden Zuflucht fanden. Aus dem Abgleich mit Dokumenten aus dem Archiv von Roms jüdischer Gemeinde ergibt sich, dass 3200 davon jüdischen Glaubens waren.

Die Dokumente wurden nach der Befreiung der italienischen Hauptstadt im Juni 1944 von einem Jesuitenpartner erstellt. Sie waren dann auch Grundlage für eine Studie des italienischen Historikers Renzo de Felice 1961, galten seit Jahrzehnten aber als verschollen. Insgesamt ist darin von 4300 Versteckten die Rede, von denen mehrere Hundert bislang jedoch nicht namentlich identifiziert werden konnten. Mit Rücksicht auf die betroffenen Familien wurden am Donnerstag auch von den anderen keinerlei Namen genannt.

Die Rolle des Vatikans während der Zeit der Nazidiktatur und des faschistischen Regimes von Benito Mussolini in Italien ist bis heute umstritten. Insbesondere geht es dabei um die Verantwortung von Papst Pius XII., dessen Pontifikat von 1939 bis 1958 dauerte. Der Italiener - mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli - stand schon zu Lebzeiten wegen seines Umgangs mit Nazi-Deutschland in der Kritik. Ihm wird zudem vorgeworfen, beim Thema Holocaust geschwiegen zu haben. Allerdings gibt es auch Historiker, die ihn in Schutz nehmen.

Der heutige Papst Franziskus ordnete die Offenlegung aller Akten an. Seit 2020 sind die Archive zugänglich. In Rom lebten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zwischen 10.000 und 15.000 Juden. Mehr als 2000 wurden von Nazi-Truppen ermordet. Die Stadt war neun Monate lang durch deutsche Truppen besetzt, bis zur Befreiung durch die Alliierten im Juni 1944.


China schickt Delegation nach Nordkorea zum Staatsgründungstag

SEOUL: China schickt zum 75. Jahrestag der Staatsgründung Nordkoreas in dieser Woche eine Delegation in das weithin isolierte Nachbarland. Eine chinesische Delegation von Partei- und Regierungsvertretern unter Leitung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Liu Guozhong werde an den Feierlichkeiten teilnehmen, berichteten nordkoreanische Staatsmedien am Donnerstag. Der Feiertag fällt auf den Samstag.

Unklar war, ob auch Russland eine Abordnung nach Pjöngjang entsendet. Zuletzt hatten Medien in den USA unter Berufung auf US-Beamte berichtet, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un plane eine Reise nach Russland, um dort mit Staatschef Wladimir Putin über Waffenlieferungen zu verhandeln. Moskau gehe es darum, sich Nachschub an Waffen und Munition für den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu sichern.

Südkoreanische Medien berichteten, Nordkorea plane für den Staatsgründungstag eine weitere Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang. Das Land, das wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen ist, nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage, um militärische Stärke zu zeigen. Ende Juli hatten Delegationen aus China und Russland im Rahmen eines Besuchs in Nordkorea auch eine Militärparade in Pjöngjang verfolgt. Anlass der Heerschau war damals der 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags zur Beendigung des Korea-Kriegs.


Mord an Frau - Leichenteile in Stausee versenkt

PRAG: Rund sieben Monate nach dem Mord an einer Frau in Tschechien ist der Sohn ihres Lebensgefährten als mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Der 39-Jährige habe die Frau aus Habgier umgebracht, die Leiche zerstückelt und die Körperteile in einem Stausee versenkt, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Prag mit. Bei einer Verurteilung drohe dem Beschuldigten eine Haftstrafe von 15 bis 20 Jahren.

Die Frau war im Februar zunächst als vermisst gemeldet worden. Ermittler der Kriminalpolizei hätten aufgrund widersprüchlicher Aussagen des Sohnes ihres Partners Verdacht geschöpft. Zudem seien umgerechnet mehr als 60.000 Euro vom Konto der Frau verschwunden. Doch die Suche nach der Leiche gestaltete sich den Angaben zufolge schwierig. Den Durchbruch brachte nun erst ein Hinweis, dass sie im Stausee Slapy bei Prag versenkt sein könnte.

Leichenspürhunde hätten den genauen Ort von einem Boot aus durch Bellen angezeigt, sagte der Polizeisprecher. Nach der Bestätigung durch ein Sonar und eine Unterwasserdrohne habe ein Taucher die Körperteile aus einer Tiefe von 44 Metern geborgen. Sie hätten sich in beschwerten Plastiktüten befunden.

Die Talsperre Slapy staut die Moldau rund 30 Kilometer südlich von Prag auf. Der Stausee erstreckt sich über eine Fläche von mehr als elf Quadratkilometern. Die größte Tiefe beträgt 58 Meter. Der See ist ein beliebtes Erholungsgebiet, das auch zum Angeln, Bootfahren und Baden genutzt wird.


Mögliche Drohnen-Reste in Rumänien: Nato geht nicht von Absicht aus

BRÜSSEL: Bei in Rumänien nahe der ukrainischen Grenze gefundenen Trümmerteilen geht die Nato nicht von einem absichtlichen russischem Angriff aus. «Uns liegen keine Informationen vor, die auf einen absichtlichen Angriff Russlands hindeuten, und wir warten auf das Ergebnis der laufenden Ermittlungen», sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel bei einer Befragung von EU-Abgeordneten.

Am Mittwoch hatte das rumänische Verteidigungsministerium den Fund der Teile, die möglicherweise von einer Drohne stammen könnten, bestätigt. Sie waren nach Angriffen Russlands gegen ukrainische Donau-Häfen auf rumänischem Territorium entdeckt worden. Die rumänischen Behörden hätten die Nato am Mittwoch über den Fund informiert, und die Untersuchungen liefen, sagte Stoltenberg.

Unabhängig von diesem Ergebnis habe man viele Kämpfe und auch Luftangriffe in der Nähe der Nato-Grenzen gesehen, deshalb habe die Nato ihre Wachsamkeit erhöht, sagte Stoltenberg.


Hindus feiern den Geburtstag von Gott Krishna

NEU DELHI/KATHMANDU: In Südasien haben viele Hindus die Geburt des Gottes Krishna in Tempeln mit vielen Gebeten und Liedern gefeiert.

Der Gott hat gerade in den hinduistisch geprägten Ländern Indien und Nepal viele Anhänger. Sein Geburtstag wurde am Mittwoch und Donnerstag im Rahmen des Krishna-Janmasthami-Festes zelebriert. Lord Krishna ist eine Reinkarnation des beliebten Hindu-Gotts Vishnu. Mehrere Schulen in der Region feierten den Geburtstag und Kinder zogen sich bunt an. Im Rahmen der International Society for Krishna Consciousness (ISKCON), bekannt als Hare-Krishna-Bewegung, hat Krishna inzwischen auch mehr Anhänger in westlichen Ländern.


Erneute Bergtragödie

ISLAMABAD: Rund einen Monat nach dem dramatischen Tod eines Bergträgers am K2 ist es in Pakistan erneut zu einer Tragödie an einem Berg gekommen. Ein russische Bergsteiger verunglückte tödlich bei der Besteigung des Gasherbrum IV in der Provinz Gilgit-Baltistan im Norden des Landes, wie Behörden und der zuständige Touranbieter am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Dieser habe zusammen mit einem Landsmann versucht, den Gipfel des fast achttausend Meter hohen Bergs ohne Sauerstoff, Bergträger und Fixseil zu erreichen.

Der Mann war nach Angaben des pakistanischen Alpinclubs am Mittwoch während eines Schneesturms durch einen Sturz ums Leben gekommen. Sein Begleiter schaffte es mit Erfrierungen dritten Grades zurück ins Basislager, hieß es weiter.

Nach Angaben der pakistanischen Zeitung «Dawn» waren die beiden Männer für ihre Leistungen im Bergsport zuvor mit dem renommierten Piolet d'Or ausgezeichnet worden. Der Leichnam befindet sich laut Behörden bisher noch auf dem Berg. Ein Spezialteam bereite sich für die Bergung am kommenden Wochenende vor.

Immer wieder kommt es im pakistanischen Gebirge und den angrenzenden Ländern im Himalaya zu tödlichen Unfällen. Vor rund einem Monat löste der Tod des pakistanischen Bergträgers Mohammed Hassan am Achttausender K2 in Pakistan einen Aufschrei in der Branche aus. Nachdem Videos bekannt wurden, die ihn am Unglücksort noch am Leben zeigten, hagelte es vor allem gegen Bergsteiger Vorwürfe wegen unterlassener Hilfeleistung.


Journalist im Putschland Myanmar zu 20 Jahren Haft verurteilt

NAYPYIDAW/JAKARTA: Im Krisenland Myanmar hat ein Militärgericht einen Journalisten zu 20 Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt - die bisher höchste Strafe für einen Medienvertreter seit dem Militärputsch von 2021. Sai Zaw Thaike war wegen angeblicher Falschinformation und Aufwiegelung angeklagt, nachdem er im Mai über die Folgen des verheerenden Zyklons Mocha im schwer betroffenen Rakhine-Staat an der Westküste berichtet hatte. Dies bestätigte die Nachrichtenseite Myanmar Now, für die der Reporter arbeitete.

Seinem Arbeitgeber zufolge hatte der 40-Jährige während seiner Inhaftierung keinen Rechtsbeistand, und seine Familie durfte ihn seit seiner Festnahme nicht besuchen. Die Gefängnisbehörden verboten demnach auch die Zustellung von Paketen oder Briefen. Der Chefredakteur von Myanmar Now, Swe Win, sagte: «Diese Verurteilung ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Pressefreiheit unter der Herrschaft der Militärjunta komplett unterdrückt wird, und sie zeigt, welch hohen Preis unabhängige Journalisten in Myanmar für ihre professionelle Arbeit zahlen müssen.»

Seit dem Putsch und der Entmachtung der früheren Regierungschefin Aung San Suu Kyi regiert die Junta im früheren Birma mit eiserner Faust. Jeder Widerstand wird brutal unterdrückt. Gegner, darunter auch viele Journalisten, werden willkürlich festgenommen. Die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi wurde in einem Schauprozess ebenfalls zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst besorgt über die sich verschlechternde politische, humanitäre und menschenrechtliche Situation in Myanmar». Viele Menschen lebten unter «verzweifelten Bedingungen», sagte er am Donnerstag beim Gipfeltreffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean im indonesischen Jakarta. Er forderte die Generäle auf, alle politischen Gefangenen freizulassen und zur Demokratie zurückzukehren. Die Krise in Myanmar war eines der Hauptthemen auf der Agenda des Gipfels.


Deutsche Bundesländer wollen mehr EU-Mittel auch für starke Regionen

BRÜSSEL: Die 16 deutschen Bundesländer setzen sich bei der EU-Kommission für eine bessere Förderung auch stärker entwickelter Regionen ein.

Starke Regionen seien die «Wachstums- und Innovationslokomotiven der EU», heißt es in einer «Brüsseler Erklärung», die die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen der Länder am Donnerstag am Sitz der EU-Kommission verabschiedet haben. «Es gilt vorhandene Stärken zu stärken, um so den europäischen Anschluss an den globalen Wettbewerb zu behalten», heißt es darin.

Die Länder forderten im Rahmen der Kohäsionspolitik für die kommende Förderperiode «eine angemessene Mittelausstattung und attraktive Kofinanzierungssätze» sowohl für Übergangsregionen als auch für starke Regionen. Die vielfältigen Herausforderungen der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Transformation träfen alle Regionen unabhängig von ihrem Entwicklungsstand. Ziel der sogenannten Kohäsionspolitik der Europäischen Union ist es, die wirtschaftliche Angleichung der Mitgliedsstaaten zu fördern.

«Bisher geht es eigentlich darum, schwache Regionen stark zu machen», hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Morgen in Brüssel mit Blick auf die EU-Finanzierung gesagt. Aber auch starke Industrieregionen wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen stünden vor Transformationsherausforderungen. Auch sie brauchten Hilfe, um industriell und sozial stark zu bleiben. Auch andere starke Standorte in Europa stünden vor dieser Transformationsaufgabe.


Oxfam: Reiche G20-Länder müssen deutlich mehr gegen Klimakrise tun

NEU DELHI/BERLIN: Die Entwicklungsorganisation Oxfam hat die reichen Länder der G20-Runde der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer aufgefordert, ihre Treibhausgas-Emissionen deutlich stärker als geplant zu reduzieren. Zudem forderte sie mehr Unterstützung für einkommensschwache Länder bei der Bewältigung der Klimakrise. «Unter der Klimakrise leiden aktuell Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen am meisten», kritisierte Nafkote Dabi, die Leiterin der Oxfam-Klima-Kampagne, in einer am Donnerstag in Berlin verbreiteten Mitteilung. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird zum G20-Gipfel an diesem Wochenende in der indischen Hauptstadt Neu Delhi erwartet.

«Die G20-Länder mit den höchsten Einkommen behaupten, dass ihre eigenen Pläne ausreichen und die Länder mit mittlerem Einkommen in der Pflicht sind, Emissionen zu reduzieren», sagte Dabi. Eine neue Oxfam-Studie entlarve dies als falsch. Zur G20-Runde gehören neben Deutschland, Frankreich und den USA unter anderem auch Russland und China.

Nach der Oxfam-Studie würden die weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2010 um rund elf Prozent steigen, statt um 45 Prozent zu sinken, teilte die Organisation mit. Ein Minus von 45 Prozent sei nötig, um die globale Überhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Pro-Kopf-Treibhausgasemissionen der G20-Länder würden bis 2030 gegenüber heute kaum sinken und damit ungefähr doppelt so hoch sein, wie mit der 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens vereinbar. Die G20-Länder seien für 78 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, mit Pro-Kopf-Emissionen von im Durchschnitt 7,4 bis 7,7 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr.


Auto rollt in Tschechien bergab und tötet Fahrer

JANOV NAD NISOU: Einem Autofahrer in Tschechien ist zum Verhängnis geworden, dass er sein Fahrzeug beim Parken nicht richtig gegen Wegrollen gesichert hatte.

Der Geländewagen habe sich im abschüssigen Gelände von selbst in Bewegung gesetzt, teilte eine Polizeisprecherin am Donnerstag mit. Das Auto sei auf einen Hang aufgefahren und zur Seite umgekippt. Dabei habe es den Fahrer erschlagen, der sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Nähe befunden habe. Der Mann sei aufgrund der schweren Verletzungen noch an der Unfallstelle gestorben. Zu dem Unglück kam es demnach bereits am Mittwoch in der Gemeinde Janov nad Nisou, rund acht Kilometer östlich von Liberec in Nordböhmen.


Klimaschützer: G20 sollen sich zum Aus für Kohle, Öl und Gas bekennen

BERLIN: Die großen G20-Wirtschaftsmächte sollten sich auf ihrem Gipfel in Indien aus Sicht von Klimaschützern klar zu einem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bekennen. Das Aus für diese fossilen Energieträger dürfe nicht verzögert oder verwässert werden, sagte der Politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, am Donnerstag in Berlin. «Auch China muss sich bewegen.» Die G20 seien hauptverantwortlich dafür, die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 43 Prozent zu reduzieren. Denn nur so könnten die Klimaziele von Paris aus dem Jahr 2015 eingehalten werden, sagte er.

Bals forderte mehr Ehrgeiz der G20: «Bis Mitte des Jahrhunderts sollten die G20-Staaten treibhausgasneutral sein. Um diese Ziele zu erreichen, müssen sie auch ihre etwa 1,2 Billionen Euro an fossilen Subventionen so schnell wie möglich abbauen und bis spätestens 2030 ganz beenden.»

Weiter sollten die G20-Staaten aus Sicht von Germanwatch ankündigen, dass sie bis 2030 ihre Erneuerbaren-Energien-Kapazitäten verdreifachen - und auch den jährlichen Zuwachs von Wind- und Solarenergie bis dahin auf dann 1500 Gigawatt verdreifachen. Das würde eine Einigung auf der Weltklimakonferenz im Dezember in Dubai viel wahrscheinlicher machen, hieß es.

Staats- und Regierungschefs führender Wirtschaftsmächte kommen am kommenden Samstag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi zum zweitägigen G20-Gipfel zusammen. Angesichts der globalen Rekordtemperaturen in diesem Jahr hatte UN-Generalsekretär António Guterres zuvor am Donnerstag deutlich mehr Ehrgeiz im Kampf gegen den Klimawandel gefordert.


Zahl der Todesopfer nach Überschwemmungen steigt auf acht

ISTANBUL: Nach den Überschwemmungen in der Westtürkei ist die Zahl der Todesopfer auf acht gestiegen. In der Provinz Kirklareli nahe der Grenze zu Griechenland und Bulgarien sei die Leiche eines 53-jährigen Mannes geborgen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Der Mann sei tot in seinem Auto aufgefunden worden. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter), die Suche nach Vermissten sei damit abgeschlossen.

Am Dienstag war es nach Starkregen zu Überschwemmungen in der griechischen Grenzregion sowie in der Millionenmetropole Istanbul gekommen. In der Provinz Kirklareli kamen insgesamt sechs Menschen ums Leben, in Istanbul zwei. Die Wetterbehörde warnte, am Donnerstagabend könne es zu weiterem Starkregen in der Westtürkei und am Schwarzen Meer kommen.


Nach Grapsch-Skandal: Britischer Abgeordneter kündigt Rücktritt an

LONDON: Der britische Abgeordnete Chris Pincher, der betrunken zwei Männer begrapscht haben soll und deswegen suspendiert wurde, will sein Mandat nun abgeben. Das meldete die Nachrichtenagentur PA am Donnerstag. Der 53-Jährige war zuvor mit einer Beschwerde gegen seine achtwöchige Suspendierung gescheitert. «Ich möchte nicht, dass die Menschen in meinem Wahlkreis weiterer Unsicherheit ausgesetzt sind, und habe deswegen Vorbereitungen getroffen, um zurückzutreten und das Unterhaus zu verlassen», teilte Pincher demnach mit.

Dem Politiker der regierenden Konservativen Partei wird Belästigung vorgeworfen. Die Affäre um Pincher war vor rund einem Jahr der Grund für den Rücktritt von Premierminister Boris Johnson. Der damalige Regierungschef hatte seinen Parteifreund in ein wichtiges Fraktionsamt gehievt, obwohl er von älteren, ähnlichen Anschuldigungen gegen Pincher wusste. Johnson ließ das mehrmals abstreiten, musste es dann aber doch einräumen.

Pincher hat zuletzt als unabhängiger Abgeordneter im Unterhaus gesessen. Ein Parlamentsausschuss hatte im Juli entschieden, er habe sich völlig unangemessen verhalten, sein Amt missbraucht und dem Ansehen des Parlaments schwer geschadet. Pincher versuchte danach, gegen seine Suspendierung vorzugehen und eine Nachwahl in seinem Wahlkreis zu vermeiden, allerdings ohne Erfolg. Den Konservativen von Premierminister Rishi Sunak steht damit nun in einem weiteren Wahlkreis eine Bewährungsprobe bevor.


Ukrainische Polizei korrigiert Angaben zum Angriff auf Kostjantyniwka

KOSTJANTYNIWKA: Beim russischen Angriff auf einen Markt in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka am Mittwoch hat es laut Behörden doch weniger Todesopfer gegeben als zuerst berichtet. «Nach offiziellen Angaben gibt es derzeit 16 Tote und 33 Verwundete», sagte die Sprecherin der Polizei, Olexandra Hawrylko, ukrainischen Medien. Am Vortag war noch von 17 Toten die Rede.

Am Mittwoch schlug ein Geschoss auf einer belebten Marktstraße von Kostjantyniwka ein. Videos im Internet, zeigten den Einschlag und einen riesigen Feuerball. Trümmer flogen durch die Luft, Brände brachen aus. Zu sehen waren Tote auf den Straßen und Menschen, die um ihr Leben rannten. Es war einer der verheerendsten Angriffe seit Wochen. Ukrainische Regierungsvertreter sowie Repräsentanten der UN und der EU sprachen den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme aus und verurteilten den russischen Angriff auf Schärfste.

Welches Geschoss am Mittwoch am Markt von Kostjantyniwka einschlug, ist noch nicht eindeutig geklärt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner ersten Reaktion zunächst von einem Artillerieschlag. Diese Version schließt die Polizei nach eigenen Angaben inzwischen aus. Einige lokale Medien gingen von einer S-300-Rakete aus.

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der von russischen Truppen besetzten Stadt Bachmut und wurde schon wiederholt zum Ziel russischer Angriffe.


Baerbock mahnt Autobauer auf der IAA: «Abhängigkeiten reduzieren»

MÜNCHEN: Nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat am Donnerstag auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Automesse IAA in München besucht. Dabei mahnte sie, «Abhängigkeiten von einzelnen Märkten zu reduzieren».

Die deutsche Autoindustrie verkauft annähernd ein Drittel ihrer Autos in China und bezieht auch viele Rohstoffe und Bauteile, etwa für Batterien, von dort. Zu Chinas Drohungen mit einer Invasion der demokratischen Inselrepublik Taiwan und den möglichen Folgen äußert sich die deutschen Autobranche nur sehr zurückhaltend.

Baerbock sagte, die Karten auf dem Automobilmarkt würden derzeit neu gemischt. «Das ist auch eine Chance, aus alten Fehlern zu lernen und Abhängigkeiten von einzelnen Märkten zu reduzieren und bei klimaneutraler Mobilität führend zu werden. Für unser Land, wo die Automobilindustrie einen großen Teil der Wertschöpfung ausmacht, ist das nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine Frage der Sicherheit.»

Auf der Messe besichtigte die Ministerin die Stände von VW und Bosch, ließ sich bei Siemens Ladesäulen erklären und setzte sich im Beisein von BMW-Chef Oliver Zipse in das neueste Fahrzeug der Münchner Autobauer.


WWF: Grund für Wassermangel in Europa ist vor allem Missmanagement

BRÜSSEL: Die Wasserknappheit in Europa ist einer Untersuchung des WWF zufolge größtenteils auf «jahrzehntelanges Wassermissmanagement» zurückzuführen - und nicht vor allem auf den Klimawandel. Praktisch überall auf dem Kontinent seien Feuchtgebiete trockengelegt, Flüsse begradigt, kanalisiert und aufgestaut, Grundwasserneubildungsgebiete zerstört worden, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation. «Hinzu kommen illegaler Wasserraubbau für die Landwirtschaft und unverantwortliche Praktiken beim Bau von Wasserkraftwerken.» Die Klimakrise mit unter anderem häufigeren Dürreperioden erhöht nach Einschätzung der Autoren das Wasserrisiko für Europa weiter.

Der Bericht zeigt unterschiedliche Beispiele von Wassermissmanagement und -raubbau in Europa auf. So werde in Spanien und den Niederlanden illegal und übermäßig sowie teilweise unkontrolliert Wasser für die Landwirtschaft entnommen. In Frankreich werden den Angaben zufolge Wasserreservoirs für die Landwirtschaft illegal befüllt und betrieben. In Bulgarien sei der illegale Bau und der unregelmäßige Betrieb von Wasserkraftwerken ohne Berücksichtigung der für die Natur und den Menschen notwendigen Wasserströme ein Beispiel für Wassermissmanagement. Diese Fallstudien seien nur eine Momentaufnahme der tiefgreifenden und weit verbreiteten Bewirtschaftungsprobleme auf dem gesamten Kontinent.

Auch Deutschland habe mit dem Voranschreiten der Klimakrise zunehmende Wassersorgen, sagte Theresa Schiller, WWF-Referentin für Internationale Wasserressourcen. «Langzeitfehler im Flussgebietsmanagement und in der Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen schlagen nun voll durch.» Anstatt nachhaltigen Wassermanagements gebe es in Deutschland ein regelrechtes «Entwässerungsmanagement», kritisierte Schiller: «Wir tun alles dafür, das Wasser möglichst schnell aus der Landschaft abzuleiten - und wundern uns dann im Sommer, wenn es zu Ernteausfällen wegen Trockenheit und Dürre kommt.»

Bestehende, zielgerichtete EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie würden in den Mitgliedsstaaten, wie etwa in Deutschland, nach wie vor nicht hinreichend umgesetzt, so die Expertin. «Die EU muss eine zukunftsfähige Wasser- und Klimaanpassungsagenda vorantreiben und bestehende gesetzliche Instrumente nutzen, um eine nachhaltiges Flussgebiets- und Wasserressourcenmanagement in Europa dauerhaft sicherzustellen.»


Schwere Überschwemmungen: Griechische Dörfer senden SOS

VOLOS: Unwetter und starker Regen haben in Mittelgriechenland weitere Orte unter Wasser gesetzt. Besonders betroffen sind die Stadt und die Gemeinde Karditsa sowie die umliegenden Gemeinden. Dort reichte das Wasser vielerorts bis zu den Dächern der Häuser, so dass sich die Bewohner auf die Dächer retten mussten. «Das Wasser ist an manchen Stellen bis zu vier Meter hoch», sagte ein Anwohner dem Sender Mega.

«Thessaliens Flachland ist ein riesiger See», sagte Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios dem Sender ERTnews. Mittlerweile sei auch das Militär mit Schlauchbooten im Einsatz. In der gesamten Region Thessalien leben rund 700.000 Menschen - so gut wie alle seien von der Flut betroffen, heißt es in griechischen Medien.

Ihr Dorf sei unzugänglich, die ganze Ebene überflutet, Rettungskräfte könnten nicht kommen, berichteten die Bewohner Karditsas in griechischen Medien. «Vielleicht mit Hubschraubern, aber wo sollen sie landen? Es gibt kein Land!», sagte ein Mann.

In Mittelgriechenland regnete und gewitterte es am Donnerstag den vierten Tag Folge. Vor allem die große Tiefebene in der Region Thessalien, die «Kornkammer» Griechenlands, steht unter Wasser. Die Infrastruktur ist schwer getroffen, in weiten Teilen der Region gibt es keinen Strom und kein Wasser.


Armenien warnt vor Ausbruch neuer schwerer Kämpfe im Kaukasus

ERIWAN: Die Lage zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan hat sich nach Einschätzung Eriwans stark zugespitzt und droht, militärisch zu eskalieren. «Aserbaidschan hat im Verlauf der letzten Tage Streitkräfte entlang der Kontaktlinie mit Berg-Karabach und an der Grenze zu Armenien zusammengezogen», sagte Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan am Donnerstag örtlichen Medien zufolge. Die antiarmenische Rhetorik habe weiter zugenommen, Baku erhebe immer weitere Ansprüche auf armenisches Territorium.

«Aserbaidschan demonstriert Absichten einer neuen militärischen Provokation gegen Berg-Karabach und Armenien.» Paschinjan forderte rasches Handeln der Vereinten Nationen und der Internationalen Gemeinschaft, um den Ausbruch eines neuen Kriegs zu verhindern.

Die beiden Kaukasusstaaten Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach, die auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Anfang der 1990er Jahre löste sich die Konfliktregion mit der Unterstützung Eriwans nach einem blutigen Bürgerkrieg von Baku. 2020 gelang den dank fließender Öleinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschanern mithilfe der Türkei die Revanche. In einem Waffenstillstandsabkommen mussten die Armenier mehr als 70 Prozent der zuvor von ihnen kontrollierten Gebiete in Berg-Karabach abtreten. Trotz des von russischen Truppen überwachten Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Gefechten. Aserbaidschaner blockieren zudem seit Monaten den Latschin-Korridor, der Armeniens einziger Zugang zu Berg-Karabach ist.

Beobachter beschreiben die Lage in Berg-Karabach als katastrophal. Es fehlt demnach etwa an Lebensmitteln und Medikamenten. Seit Mittwoch wird Brot nur noch gegen Bezugsscheine ausgegeben.


Analyse: Mehrheit europäischer Städte mit Klimagefahren konfrontiert

BERLIN: Etwa vier von fünf europäischen Städten sahen sich einer Analyse zufolge 2022 mit Klimagefahren konfrontiert. Mehr als drei Viertel der Städte erwarten, dass die Bedrohungen im Zuge der Erderwärmung noch intensiver werden, wie die Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) am Mittwoch mitteilte. Demnach ist extreme Hitze die am häufigsten gemeldete Gefahr bei den mit dem CDP kooperierenden Städten. 76 Prozent der Städte in Europa seien davon 2022 betroffen gewesen.

Von den Städten, die angaben, signifikanten Klimabedrohungen gegenüberzustehen, seien 70 Prozent bereits von diesen betroffen, hieß es weiter. Neben extremer Hitze sind die Hauptgefahren Überschwemmungen (73 Prozent der Städte) sowie starke Niederschläge (60 Prozent).

2022 sei der heißeste Sommer in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen, in Südeuropa habe es zudem die höchste Anzahl an Hitzetagen gegeben. Laut CDP sind aber nicht nur südeuropäische Städte wie Barcelona, Athen, Lissabon oder Neapel betroffen - auch nördlichere Städte wie Stockholm, Kopenhagen, Berlin und Warschau berichteten von zunehmenden Hitzesorgen. Am stärksten betroffen von Hitze seien ältere Menschen, Haushalte mit niedrigen Einkommen sowie Kinder, Jugendliche und marginalisierte Gemeinschaften.

Das CDP ist eine in London gegründete Non-Profit-Organisation, die Umweltdaten von insgesamt 1090 Städten erhält. Sie forscht insbesondere zum Thema Klimarisiken.


Zahl der Toten nach Unwettern im Süden Brasiliens auf 37 gestiegen

PORTO ALEGRE: Bei den schweren Unwettern im Süden von Brasilien sind jüngsten Angaben der Behörden zufolge mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte die Regierung des Bundesstaates Rio Grande do Sul am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Eine weitere Person starb im benachbarten Bundesstaat Santa Catarina. Es gebe große Zerstörung in der betroffenen Region, ganze Gemeinden stünden unter Wasser, sagte der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite der Mitteilung zufolge. Man müsse mit weiteren Toten rechnen. Zudem gebe es Vorhersagen für erneut schwere Regenfälle in den kommenden Tagen, warnte er.

Das Überschwemmungsgebiet liegt nordwestlich von Porto Alegre, der Hauptstadt des ganz im Süden Brasiliens gelegenen Bundesstaates. Allein in der Kleinstadt Muçum am Fluss Taquari starben der Mitteilung zufolge 14 Menschen. Dort mussten Bewohner wegen der Überschwemmungen von Dächern gerettet werden, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete. Auch Schulen, Geschäfte und Krankenhäuser waren überflutet. Weitere neun Menschen kamen im Ort Roca Sales südlich von Muçum ums Leben. Im Juni waren in der Region bereits 16 Menschen bei Unwettern ums Leben gekommen.

Seit Montag war die betroffene Gegend von heftigen Regenfällen und starkem Wind heimgesucht worden. Flüsse traten über die Ufer. Ganze Landstriche wurden überschwemmt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen und sich in Sicherheit bringen, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete. 66 Städte waren demnach von den Unwettern betroffen. «Ich musste die Tränen mehrfach zurückhalten», sagte Leite angesichts der Zerstörung und Überschwemmungen laut Mitteilung. Den Hinterbliebenen der Toten hatte er bereits zuvor sein Beileid ausgesprochen und ihnen Unterstützung zugesagt.


US-Sonderermittler will Bidens Sohn Hunter noch im September anklagen

WILMINGTON: Der Sohn von US-Präsident Joe Biden, Hunter Biden, muss mit einer baldigen Anklage rechnen. Sonderermittler David Weiss plant, bis zum 29. September Anklage gegen den 53-Jährigen zu erheben, wie US-Medien am Mittwoch (Ortszeit) übereinstimmend unter Berufung auf eine Mitteilung an das zuständige Gericht in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware berichteten. Gegenstand der bevorstehenden Anklage sei illegaler Waffenbesitz, hieß es. Ein geplanter Deal mit der Staatsanwaltschaft war zuvor geplatzt.

Gegen Hunter Biden laufen bereits seit mehreren Jahren Ermittlungen. Im Juni hatte die Staatsanwaltschaft in Delaware formale Vorwürfe gegen den Präsidentensohn veröffentlicht. Ihm wird zur Last gelegt, er habe 2018 unerlaubt eine Schusswaffe besessen, da er beim Kauf der Waffe seine Drogensucht verschwiegen habe. Außerdem wirft ihm die Justiz vor, er habe fällige Einkommenssteuer in den Jahren 2017 und 2018 nicht rechtzeitig bezahlt.

Parallel zur Veröffentlichung der Vorwürfe hatte die Staatsanwaltschaft in Delaware eine mögliche Vereinbarung zwischen beiden Seiten publik gemacht: Hunter Biden habe sich bereiterklärt, sich in Bezug auf die Steuervergehen schuldig zu bekennen und in Bezug auf das Waffendelikt eine Vereinbarung mit bestimmten Bedingungen einzugehen, um einen Prozess und eine mögliche Gefängnisstrafe abzuwenden, hieß es damals. Bei einer Anhörung dazu Ende Juli brachte eine Richterin jedoch Einwände gegen die Vereinbarung vor und billigte diese nicht. Mitte August gewährte Justizminister Merrick Garland dem ermittelnden Staatsanwalt Weiss daraufhin auch die Unabhängigkeit eines Sonderermittlers.

Die Ermittlungen und ein möglicher Prozess gegen Hunter Biden könnten auch Einfluss auf den Wahlkampf haben. Joe Biden will bei der Wahl 2024 erneut antreten. Zwar geht es bei den Ermittlungen gegen seinen Sohn nicht um den Präsidenten. Die Republikaner stellen die Bidens aber immer wieder als Verbrecherfamilie dar. Der Präsident hat die Angriffe gegen sich und seine Familie in der Vergangenheit als Verleumdungskampagne zurückgewiesen.


Mindestens vier Soldaten getötet

ISLAMABAD: In Pakistan haben Dutzende islamistische Kämpfer zwei Sicherheitsposten der Armee an der Grenze zu Afghanistan angegriffen und überrannt. Bei dem Vorfall im Bezirk Chitral im Norden des Landes seien mindestens vier Soldaten getötet worden, sagte ein Vertreter der Polizei der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Bei dem mehrstündigen Gefecht sollen sechs weitere Soldaten verletzt worden sein. Wie das Militär am späten Mittwochabend außerdem mitteilte, wurden zwölf Angreifer getötet.

Seit mehreren Monaten kommt es insbesondere in der pakistanisch-afghanischen Grenzregion vermehrt zu Angriffen und Anschlägen durch die pakistanischen Taliban (TTP), im Distrikt Chitral waren die militanten Islamisten bisher allerdings wenig aktiv. Die TTP ist unabhängig von der Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan, strebt jedoch ebenfalls eine strenge Durchsetzung des islamischen Scharia-Rechts an.


Weiter Starkregen in Südchina - Zahl der Toten auf drei gestiegen

FUZHOU: Nach heftigen Niederschlägen und Stürmen durch Taifun «Haikui» im Süden Chinas wird in Teilen des Landes weiter vor Starkregen gewarnt. Die Regierung im südostchinesischen Fujian wies die Bevölkerung in küstennahen Gegenden am Donnerstag auf die Gefahr durch starke Regenfälle hin. Bei den Unwettern kamen nach offiziellen Angaben bislang zwei Feuerwehrmänner und ein Polizist ums Leben.

In der stark von «Haikui» betroffenen Provinz Fujian, in der mehr als 41 Millionen Menschen leben, standen vielerorts Straßen unter Wasser. Menschen mussten per Boot und Leitern aus ihren Häusern gerettet werden, wie von der Lokalregierung veröffentlichte Fotos in chinesischen sozialen Medien zeigten. Auch am Donnerstag blieben örtlich Kindergärten und Schulen noch geschlossen. In Guangdong, der westlichen Nachbarprovinz Fujians, gaben die Behörden für mehrere Kreise eine Unwetterwarnung aus.

Das chinesische Staatsfernsehen berichtete unter Berufung auf die Provinzregierung Fujians, dass knapp 1,6 Millionen Menschen durch das Unwetter direkt betroffen und knapp 300.000 Leute in Sicherheit gebracht worden seien. Den wirtschaftlichen Schaden durch den Taifun schätzten die Provinz-Behörden auf umgerechnet rund 643 Millionen Euro.


50 Jahre Jom-Kippur-Krieg: Israel veröffentlicht zahlreiche Dokumente

TEL AVIV: 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg hat Israel zahlreiche Dokumente sowie Bild- und Audioaufnahmen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf einer Webseite des israelischen Staatsarchivs wurden am Donnerstag der Inhalt von 1400 Dokumentenakten, rund 1000 Fotos, 850 Audio- und Videoaufnahmen und mehr als 250 Stenogramme veröffentlicht.

Staatsarchivarin Ruti Abramovitz sagte, die Sichtung und Bearbeitung des Materials habe zweieinhalb Jahre gedauert. Man wolle alle Facetten des Krieges zeigen, «der alle Lebensbereiche in Israel beeinflusst» habe. Ein großer Teil der Dokumente sei in der Vergangenheit geheim gewesen und nun zum ersten Mal zugänglich. Themenbereiche sind dabei unter anderem die dramatischen Regierungskonsultationen in Israel, die Kämpfe an den verschiedenen Fronten, die Zivilverteidigung sowie diplomatische Kontakte mit Syrien und Ägypten.

Der Krieg hatte am 6. Oktober begonnen und dauerte 19 Tage. Eine Koalition arabischer Staaten unter Führung Ägyptens und Syriens hatte Israel damals überraschend am höchsten jüdischen Feiertag angegriffen. Israel, das aus dem Sechstagekrieg 1967 noch siegreich hervorgegangen war, wurde während des Kriegs massiv in die Defensive gedrängt und konnte Angriffe der Ägypter und Syrer nur unter schweren Verlusten abwehren. Die Kämpfe fanden vor allem auf der Sinai-Halbinsel und auf den Golanhöhen statt. Auf der israelischen Seite waren 2656 Tote zu beklagen.

Der Jom-Kippur-Krieg gilt als das bisher größte Trauma der israelischen Geschichte und Versagen des Geheimdienstes und der politischen Führung. Die damalige Ministerpräsidentin Golda Meir und Verteidigungsminister Mosche Dajan mussten wegen des beinahe verlorenen Kriegs 1974 zurücktreten. 1979 unterzeichnete Ägypten als erstes arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel.


Heusgen für Erweiterung von G7-Format wirtschaftsstarker Demokratien

BERLIN: Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat sich angesichts der internationalen Kräfteneuordnung und einer immer aggressiver auftretenden chinesischen Regierung für eine Erweiterung des G7-Formats wirtschaftsstarker Demokratien ausgesprochen. «Ich halte es für wichtig, dass sich die Gruppe der G7 erweitert», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er ergänzte: «Die Runde zeichnet sich ja dadurch aus, dass es sich um Länder handelt, die gemeinsame Werte teilen. Es sind demokratische, marktwirtschaftliche Länder.»

Der G7-Runde gehören neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien an.

Heusgen fügte an: «Wir sehen aber auch, dass das relative Gewicht, vor allem das wirtschaftliche Gewicht dieser Länder abnimmt. Eine Erweiterung fände ich auch deswegen logisch.» Vorstellbar sei, dass das G7-Format demokratisch aufgestellte Länder auch aus anderen Kontinenten aufnehmen könne, «Südkorea und Australien zum Beispiel. Das könnte die Schlagkraft des G7-Formats erhöhen.» Der Vorschlag Heusgens ist auch als Reaktion auf die Versuche der chinesischen Regierung zu verstehen, ihre Macht international auszuweiten.

Die Staats- und Regierungschefs der G20-Runde der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer kommen an diesem Samstag und Sonntag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi zusammen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird erwartet. Der Runde gehören neben Deutschland, Frankreich und den USA unter anderem auch Russland und China an. Heusgen sagte, auch bei G20 müsse man überlegen, ob und wie man sie gegebenenfalls erweitere, sagte er. «Ich halte die Idee, die ja auch von Bundeskanzler Scholz vertreten wird, die G20 um die Afrikanische Union zu erweitern, für eine gute Idee.»


Mexikos Regierungskoalition kürt Präsidentschaftskandidatin

MEXIKO-STADT: Mexikos linkes Regierungsbündnis hat eine Präsidentschaftskandidatin für die Wahl 2024 nominiert. Die frühere Regierungschefin der Hauptstadt Mexiko-Stadt, die Physikerin Claudia Sheinbaum, werde bei der Abstimmung am 2. Juni für das Bündnis antreten, teilte die Drei-Parteien-Koalition am Mittwoch (Ortszeit) mit. Zuvor hatte auch die Opposition eine Frau als Kandidatin für das höchste Amt nominiert.

Damit stehen die Chancen gut, dass Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika erstmals eine Präsidentin bekommt. Das zentristische Oppositionsbündnis Frente Amplio por México (Breite Front für Mexiko) kürte vergangene Woche die Senatorin und Computeringenieurin Xóchitl Gálvez (60). Mexiko ist mit 126 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste spanischsprachige Land.

Sheinbaum (61) setzte sich in einem turbulenten Auswahlverfahren des Regierungsbündnisses gegen fünf Konkurrenten durch, darunter Marcelo Ebrard. Der Ex-Außenminister prangerte am Mittwoch Unregelmäßigkeiten an und sprach von einem unfairen Verfahren. Sheinbaum steht Präsident Andrés Manuel López Obrador nahe. Als dieser 2000 Bürgermeister von Mexiko-Stadt wurde, berief er sie als Umweltministerin für die Hauptstadt.

Die Zustimmungswerte für den linksnationalistischen Präsidenten liegen bei über 60 Prozent. Allerdings darf López Obrador nach sechs Jahren Amtszeit nicht erneut antreten. Die von der Partei Morena (Nationale Regenerationsbewegung) angeführte Regierungskoalition verfügt über die Mehrheit im Parlament und regiert in 23 der 32 Bundesstaaten.

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