Neues aus dem Ausland am Dienstag

Neues aus dem Ausland am Dienstag

Drei Tote an US-Schule - Mutmaßlicher Schütze ist 15-jähriger Schüler

WASHINGTON: Ein Schütze hat an einer High School in Oxford im US-Bundesstaat Michigan das Feuer eröffnet und nach ersten Erkenntnissen mindestens drei Schüler getötet. Sechs weitere Menschen - darunter ein Lehrer - seien bei dem Vorfall am Dienstag durch Schüsse verwundet worden, teilte das Büro des Sheriffs im Bezirk Oakland mit. Bei dem mutmaßlichen Täter handele es sich um einen 15 Jahre alten Zehntklässler der Oxford High School nördlich der Metropole Detroit. Er sei festgenommen worden. Die Polizei habe eine Handfeuerwaffe beschlagnahmt. Der Verdächtige habe einen Anwalt verlangt und sich nicht zu einem etwaigen Tatmotiv geäußert.

Ein Polizeisprecher sagte, es handele sich um «eine sehr tragische Situation». Der Verdächtige sei innerhalb von fünf Minuten nach dem ersten Notruf gefasst worden, der um 12.51 Uhr (Ortszeit/18.51 Uhr MEZ) eingegangen sei. Er habe keinen Widerstand geleistet. In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen, weil Schützen an Schulen das Feuer eröffnen. Schusswaffen sind in den Vereinigten Staaten verhältnismäßig leicht zu bekommen.


Polen schränkt Bewegungsfreiheit an Grenze zu Belarus ein

WARSCHAU: Polens Parlament hat einem Gesetz zum Schutz der Grenze zugestimmt, das eine zeitweise Einschränkung der Bewegungs- und Pressefreiheit an der EU-Außengrenze zu Belarus möglich macht. Hintergrund ist die anhaltende Krise um Tausende Migranten an Polens Grenze zu der ehemaligen Sowjetrepublik. Eine klare Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Dienstag in Warschau für die Änderungen der nationalkonservativen Regierungspartei PiS. Wenig später wurde das Gesetz von Präsident Andrzej Duda unterschrieben und im amtlichen Anzeiger veröffentlicht. Damit ist es in Kraft. Es gilt auch für die polnischen Grenzgebiete zu Russland und zur Ukraine.

Polen hatte Anfang September für einen Streifen von drei Kilometern entlang der Grenze zu Belarus den Ausnahmezustand verhängt. Ortsfremde, Journalisten und Hilfsorganisationen dürfen seitdem nicht in diese Zone. Deshalb lassen sich Angaben der polnischen Sicherheitskräfte, was sich dort abspielt, nicht unabhängig überprüfen. Der Ausnahmezustand läuft am Dienstag um Mitternacht aus und konnte der Verfassung zufolge nicht mehr verlängert werden.

Die Änderung sieht nun vor, dass künftig der Innenminister bei einer Gefahrenlage allen Ortsfremden den Zugang zu einem von ihm definierten Grenzgebiet verbieten kann. Über Ausnahmen - besonders für Journalisten - soll der örtliche Grenzschutz entscheiden. Innenminister Mariusz Kaminski kündigte per Kurznachrichtendienst Twitter an, noch am Dienstag einen Erlass zu verabschieden, der Ortsfremden den Zugang zur Grenzregion zu Belarus vorübergehend verbiete.


Ehefrau von «El Chapo» zu 36 Monaten Gefängnis verurteilt

WASHINGTON: Wegen ihrer Beteiligung am Drogen-Imperium ihres Mannes ist die Ehefrau des früheren mexikanischen Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán in den USA zu 36 Monaten Haft verurteilt worden. Ein Bundesrichter in der Hauptstadt Washington entschied am Dienstag zudem auf anschließende vier Jahre Bewährung und eine Geldstrafe in Höhe von 1.499 970 Dollar (rund 1,33 Millionen Euro), wie das US-Justizministerium am Dienstag mitteilte.

Die Frau, Emma Coronel, hatte im Juni in drei Anklagepunkten auf schuldig plädiert: Verschwörung zum Schmuggel der Drogen Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana in die USA, Verschwörung zu Geldwäsche und Verletzung von US-Sanktionen gegen Guzmán. Die 32-Jährige, die sowohl die US-amerikanische als auch die mexikanische Staatsbürgerschaft besitzt, war am 22. Februar am internationalen Flughafen von Washington festgenommen worden.

Die Staatsanwaltschaft warf ihr auch vor, Guzmán bei der Flucht aus einem mexikanischen Gefängnis im Jahr 2015 geholfen zu haben. Sie soll demnach insgesamt von 2011 bis 2017 an den Aktivitäten des Sinaloa-Kartells beteiligt gewesen sein.

«El Chapo» hatte das mächtige und brutale mexikanische Kartell etwa 25 Jahre lang angeführt. Inzwischen sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado. Ein Gericht in New York hatte ihn im Juli 2019 zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre verurteilt - Coronel war damals unter den Zuschauern im Gerichtssaal. Eine Jury befand den heute 64 Jahre alten Guzmán in einem der größten Drogenprozesse der amerikanischen Geschichte in allen zehn Anklagepunkten für schuldig - darunter Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, Herstellung und internationale Verbreitung von Kokain und Heroin sowie Geldwäsche und Schusswaffengebrauch.


UN-Bericht: Hunger in Lateinamerika und Karibik breitet sich aus

SANTIAGO DE CHILE: In Lateinamerika und in der Karibik nimmt nach neuen Zahlen der Vereinten Nationen der Hunger zu. Binnen eines Jahres - von 2019 auf 2020 - stieg die Zahl der Hungerleidenden dort um 30 Prozent: um 13,8 Millionen auf 59,7 Millionen. Dies geht aus einem Bericht hervor, den die UN-Agentur für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) zusammen mit anderen UN-Organisationen am Dienstag veröffentlichte. Dies waren so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Am kritischsten war die Lage in der Karibik. Als einer der Gründe wird die Corona-Pandemie genannt.

«Lateinamerika und die Karibik sind in einer kritischen Situation, was die Ernährungssicherheit angeht», so FAO-Experte Julio Berdegué. Die Pandemie habe die Situation zwar verschlimmert. Die Zahl der Hungerleidenden steige in der Region aber schon seit mehreren Jahren wieder, seit 2014. Zudem mussten dort 267 Millionen Menschen im vergangenen Jahr mit mäßiger oder schwerer Knappheit an Nahrung zurechtkommen - etwa 40 Prozent der gesamten Bevölkerung.


Trumps früherer Stabschef will vor Untersuchungsausschuss erscheinen

WASHINGTON: Der einstige Stabschef des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, Mark Meadows, will nun doch mit dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zur Erstürmung des Kapitols im Januar zusammenarbeiten. Meadows habe über seinen Anwalt Kontakt aufgenommen, teilte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson am Dienstag in Washington mit. «Er hat dem Ausschuss Unterlagen vorgelegt und wird bald zu einer ersten Befragung erscheinen.» Im vergangenen Monat hatte Meadows eine Vorladung noch missachtet. Daraufhin drohte ihm Thompson mit strafrechtlichen Schritten.

Trumps früherer Chef-Stratege Steve Bannon wurde bereits in zwei Fällen wegen Missachtung des Kongresses angeklagt. Bannon widersetzt sich jedoch weiterhin der Vorladung. Er weigert sich zudem, Dokumente zur Verfügung zu stellen. Bannon beruft sich auf das Vorrecht von US-Präsidenten, dem Kongress oder Gerichten gewisse Informationen vorzuenthalten - das sogenannte Exekutiv-Privileg. Dieses Argument führte zunächst auch Meadows an.

Der neunköpfige Untersuchungsausschuss wird von den Demokraten von Trump-Nachfolger Joe Biden dominiert. Die beiden republikanischen Ausschussmitglieder sind bekannte Trump-Kritiker. Der Ex-Präsident selbst kämpft vor Gericht gegen die Freigabe von Dokumenten aus seinen vier Jahren im Weißen Haus. Anhänger des Republikaners hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist.


Brasiliens Staatschef Bolsonaro tritt wieder einer Partei bei

BRASÍLIA: Brasiliens zuletzt parteiloser rechter Staatschef Jair Bolsonaro hat sich rechtzeitig vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr wieder einer Partei angeschlossen. Bolsonaro trat in einer in sozialen Medien live übertragenen Zeremonie am Dienstag der Mitte-Rechts-Partei Partido Liberal bei. Es ist die neunte Partei in Bolsonaros Karriere als Politiker seit 1988.

Ein Kandidat für das Präsidentenamt darf im größten Land in Lateinamerika nicht ohne Partei sein. Bolsonaro war 2018 als Mitglied des rechtsgerichteten Partido Social Liberal gewählt geworden. Die Gründung einer eigenen Partei nach seinem Austritt 2019 kam nicht über die Phase des Unterschriftensammelns hinaus.

Der Partido Liberal verfügt derzeit über die drittgrößte Anzahl Sitze in der Abgeordnetenkammer und gilt in Brasiliens Parteiengefüge als einer der Mehrheitsbeschaffer mit wechselnden Allianzen. So hatte die eher konservative Partei auch die Regierungen der Arbeiterpartei von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva unterstützt.


Lettland gedenkt Ermordung von mehr als 25.000 Juden

RIGA: Lettland hat am Dienstag der Ermordung von insgesamt mehr als 25.000 Juden im Jahr 1941 durch die Nationalsozialisten gedacht. Zum 80. Jahrestag des Massenmords im Wald von Rumbula, vor den Toren der Hauptstadt Riga, legte der Präsident des baltischen EU-Staates, Egils Levits, an der dortigen Gedenkstätte einen Kranz nieder. Im Wald von Rumbula wurden an nur zwei Tagen - am 30. November und 8. Dezember 1941 - mehr als 25.000 Juden von deutschen Nazis und einheimischen Helfern umgebracht. Die Menschen kamen aus dem völlig überfüllten Rigaer Ghetto - darunter auch etwa 1000 Juden, die aus Deutschland deportiert worden waren.

Levits sagte: «Wir beugen unsere Köpfe vor den Opfern und rufen dazu auf, dass diese Ereignisse in Erinnerung bleiben, damit sie in der Geschichte der Menschheit nie wieder vorkommen.» Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Nazi-Deutschland besetzt. Während der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 wurden mehr als 70.000 Juden getötet.


Nato aktiviert wegen russischer Truppenbewegungen Krisenmechanismus

RIGA: Die Nato wird nach Angaben des geschäftsführenden Bundesaußenministers Heiko Maas wegen der russischen Truppenbewegungen unweit der ukrainischen Grenze einen Krisenmechanismus auslösen. Es gebe sehr große Zustimmung zu dem Vorschlag von Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Lage nicht nur weiter zu beobachten, sondern auch entsprechende Maßnahmen in Gang zu setzen, sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach Bündnisberatungen in der lettischen Hauptstadt Riga. Es gehe darum, zu einem gemeinsamen Lagebild zu kommen und Reaktionsmöglichkeiten zu entwickeln.

«Es besteht hier Einigkeit darüber, dass eine Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine ernsthafte Konsequenzen hätte - politische, aber auch sicherlich wirtschaftliche», ergänzte Maas. Ein militärisches Eingreifen in den Konflikt gilt wegen der Gefahr eines großen Krieges als äußerst unwahrscheinlich.

Hintergrund der Besorgnis der Nato sind Erkenntnisse, nach denen Russland in der Nähe der Grenze zur Ukraine erneut ungewöhnlich große Kontingente gefechtsbereiter Truppen sowie schwere Waffen und Drohnen stationiert hat. Die Entwicklungen wecken böse Erinnerungen an das Jahr 2014. Damals hatte sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt und mit der Unterstützung von Separatisten in Ostukraine begonnen. «Das, was wir sehen, ist durchaus besorgniserregend», sagte Maas.

Der SPD-Politiker betonte, dass weiter auch alle Dialogmöglichkeiten mit Russland genutzt werden müssten. «Wir brauchen mehr Transparenz und insofern werden wir alles dazu beitragen, dass es zu keiner Eskalation kommt, sondern dass die Lage weiter deeskaliert», sagte Maas.


Nato-Außenminister beraten über Afghanistan-Debakel

RIGA: Zum Abschluss eines zweitägigen Treffens in Lettlands Hauptstadt Riga wollen sich die Außenminister der 30 Nato-Staaten an diesem Mittwoch mit der Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes beschäftigen. Dort hatten die militant-islamistischen Taliban nach fast zwei Jahrzehnten westlicher Militärpräsenz Mitte August die Macht zurückerobert.

Auf der Tagesordnung stehen zudem die jüngsten Entwicklungen auf dem Westbalkan sowie die Beziehungen zu Georgien und zur Ukraine. Aus Deutschland nimmt der geschäftsführende Außenminister Heiko Maas (SPD) an den Beratungen teil.


Gericht weist Wahl-Wiederholung in Chávez-Bundesstaat an

CARACAS: Das oberste Gericht Venezuelas hat angeordnet, die Wahl in dem zwischen Regierung und Opposition hart umkämpften Bundesstaat Barinas, Wiege des ehemaligen Staatschefs Hugo Chávez, zu wiederholen. Hochrechnungen nach den Regionalwahlen am 21. November hatten 37,60 Prozent der Stimmen für Freddy Superlano von dem wichtigen Oppositionsbündnis MUD ergeben. Der Bruder des Ex-Präsidenten, Argenis Chávez von den Sozialisten, kam knapp dahinter auf 37,21 Prozent. Superlano sei angetreten, obwohl er nicht berechtigt gewesen sei, teilte das Gericht nun am Montag (Ortszeit) mit. Die Wahl soll am 9. Januar wiederholt werden.

Venezuela steckt in einer tiefen Krise. Die Regionalwahlen wurden nach Einschätzung der Europäischen Union unter besseren Bedingungen abgehalten als frühere Wahlen in dem südamerikanischen Land. Dennoch stellte die Wahlbeobachtungsmission «strukturelle Defizite» fest.

Oppositionsführer Juan Guaidó hatte sich Anfang 2019 zum Interimspräsidenten erklärt und versucht seitdem, Präsident Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen. Maduro wird vom mächtigen Militär unterstützt. Autoritäre Regierung und Opposition hatten sich zuletzt bei inzwischen unterbrochenen Gesprächen in Mexiko etwas angenähert. Die Regierungsgegner, die seit 2017 alle Wahlen boykottiert hatten, sagten daraufhin ihre Teilnahme an den Regionalwahlen zu.


Britischer Ex-Außenminister warnt vor Völkermord in Äthiopien

LONDON: Der ehemalige britische Außenminister Jeremy Hunt hat mit drastischen Worten vor einem Völkermord in der äthiopischen Region Tigray gewarnt. «In Tigray spielt sich ein Genozid ab», sagte der konservative Politiker am Dienstag im britischen Unterhaus im Hinblick auf die katastrophale humanitäre Situation in dem äthiopischen Landesteil.

In dem seit mehr als einem Jahr dauernden Konflikt wird der äthiopischen Zentralregierung unter Premierminister Abiy Ahmed vorgeworfen, die Region mit einer umfassenden Blockade auszuhungern. Etwa 400.000 Menschen leben dort in hungersnotartigen Verhältnissen, Millionen kämpfen mit Lebensmittelunsicherheit. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen Ahmed und der früher in Äthiopien dominierenden Tigray People's Liberation Front (TPLF). Der Konflikt hat inzwischen auf weitere Landesteile übergegriffen.

Hunt forderte, internationale Hilfsgelder dürften nicht mehr durch die Hände der äthiopischen Regierung gehen, «bis der Völkermord aufhört». Er stellte zudem die Frage, ob Äthiopiens Premier angesichts seiner Rolle in dem Konflikt der Friedensnobelpreis wieder aberkannt werden sollte. Ahmed hatte den Preis 2019 für den historischen Friedensschluss mit Eritrea erhalten. Später halfen eritreische Soldaten Ahmed beim Kampf gegen die TPLF. Eine Aberkennung des Preises ist nach Angaben des Nobel Instituts jedoch nicht möglich.


Sudan: Sicherheitskräfte gehen mit Tränengas gegen Demonstranten vor

KHARTUM: Bei Demonstrationen gegen eine neue Übergangsregierung im Sudan sind Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Khartum mit Tränengas gegen Tausende Protestierende vorgegangen. Die Proteste am Dienstag richteten sich gegen die weitere Beteiligung des Militärs an der Übergangsregierung. Die Demonstranten warfen Regierungschef Abdullah Hamdok Verrat vor. Am Montag hatte das Militär alle politischen Gefangenen freigelassen, die während des Putsches am 25. Oktober festgenommen worden waren.

Nach Druck aus dem In- und Ausland hatte das Militär am 21. November den gestürzten Regierungschef Hamdok wiedereingesetzt. Laut einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen Hamdok und Militärmachthaber General Abdel Fattah al-Burhan darf Hamdok ein Kabinett mit zivilen Vertretern bilden. Al-Burhan wird jedoch als Anführer des Souveränen Rats gemeinsam mit Hamdok an der Spitze der neuen Übergangsregierung stehen. Dem Souveränen Rat gehören auch Vertreter des Militärs an, denen schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden. Deshalb kommt es in dem Land mit 44 Millionen Einwohnern immer wieder zu Protesten Tausender Sudanesen, die mehr Demokratie und eine zivile Regierung fordern.


Polens Parlament verabschiedet Gesetz zum Schutz der Grenze

WARSCHAU: Polens Parlament hat einem Gesetz zum Schutz der Grenze zugestimmt, das eine zeitweise Einschränkung der Bewegungs- und Pressefreiheit an den EU-Außengrenzen zu Belarus, Russland und der Ukraine möglich macht. Hintergrund ist die anhaltende Krise um Tausende Migranten an Polens Grenze zu Belarus. Eine deutliche Mehrheit von Abgeordneten stimmte am Dienstag für die Novelle der nationalkonservativen Regierungspartei PiS. Vertreter der Opposition hatten zuvor bemängelt, die PiS-Regierung wolle den Zugang von kritischen Journalisten zu der Grenzregion dauerhaft blockieren.

Polen hatte Anfang September für einen Streifen von drei Kilometern entlang der Grenze zu Belarus den Ausnahmezustand verhängt. Ortsfremde, Journalisten und Hilfsorganisationen dürfen seitdem nicht in diese Zone. Deshalb lassen sich Angaben der polnischen Sicherheitskräfte dazu, was sich dort abspielt, nicht unabhängig überprüfen. Der Ausnahmezustand läuft am Dienstag um Mitternacht aus und kann laut Verfassung nicht mehr verlängert werden.

Die Gesetzesnovelle sieht nun vor, dass künftig der Innenminister bei einer Gefahrenlage allen Ortsfremden den Zugang zu einem von ihm definierten Grenzgebiet verbieten kann. Über Ausnahmen - besonders für Journalisten - soll der örtliche Kommandeur des Grenzschutzes entscheiden. Das Gesetz muss nun noch von Präsident Andrzej Duda unterzeichnet werden.


USA stufen kolumbianische Farc nicht mehr als Terrororganisation ein

WASHINGTON: Rund fünf Jahre nach einem Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und den Rebellen der Farc führt die US-Regierung die Organisation nicht mehr als Terrorgruppe. Die Farc sei formell aufgelöst, entwaffnet und existiere nicht mehr als geeinte Organisation, «die sich terroristisch betätigt» oder die die Fähigkeiten und den Willen dazu hätte, erklärte US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag.

Die Entscheidung ändere nichts an Verfahren gegen frühere Farc-Anführer in den USA, unter anderem wegen Drogenhandels, und legitimiere nicht das frühere Handeln der Gruppe, die auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen habe, erklärte Blinken. Das Streichen der Farc von der Terrorliste werde es den USA jedoch ermöglichen, die Umsetzung des Abkommens von 2016 besser zu unterstützen, inklusive der Arbeit mit früheren Kämpfern.

Kolumbien litt über 50 Jahre unter einem bewaffneten Konflikt zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Mehr als 220.000 Menschen kamen ums Leben, über sechs Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die Farc als größte Rebellen-Organisation schloss am 24. November 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung und legte die Waffen nieder. Ex-Kämpfer sollten ins zivile Leben zurückkehren, die Farc wollte als politische Partei für ihre Ziele eintreten. Nach Angaben der kolumbianischen Regierung halten sich etwa 5600 Ex-Kämpfer an das Abkommen. Doch Tausende sind auch wieder in den Untergrund gegangen und kämpfen in früheren Farc-Gebieten um Einfluss mit Gangs, die ebenfalls in Drogengeschäfte verwickelt sind.

Zwei Ableger der Farc und jeweils drei ihrer Anführer wurden vom US-Außenministerium nun neu als Terrororganisationen eingestuft und mit Sanktionen belegt. Als Konsequenz der Sanktionen wird möglicher Besitz in den USA eingefroren. Zudem ist es US-Bürgern und Unternehmen künftig weitgehend verboten, mit ihnen Geschäfte zu machen. Zudem können ausländische Finanzunternehmen, die mit ihnen Geschäfte machen, später ebenfalls mit Sanktionen belegt werden.


Putin: Entscheidung über weitere Amtszeit noch nicht gefallen

MOSKAU: Russlands Präsident Wladimir Putin weiß eigener Aussage zufolge noch nicht, ob er nach 2024 weiterregieren will. «Gemäß der Verfassung habe ich das Recht, für eine neue Amtszeit gewählt zu werden», sagte der 69 Jahre alte Kremlchef am Dienstag bei einem Wirtschaftsforum. «Ob ich das tun werde oder nicht, habe ich selbst für mich noch nicht entschieden.» Doch alleine die Möglichkeit seines Weiterregierens über 2024 hinaus stabilisiere die innenpolitische Situation Russlands, meinte Putin.

Eine umstrittene Verfassungsänderung, über die die Russen im vergangenen Jahr abgestimmt hatten, erlaubt Putin theoretisch zwei weitere Amtszeiten bis 2036. Dann wäre er 84 Jahre alt. Nach der alten Verfassung hätte er den Kreml 2024 verlassen müssen. Die größte Verfassungsänderung in der russischen Geschichte allerdings brachte eine Annullierung von Putins bisherigen Amtszeiten seit 2000 mit sich. Oppositionelle sprachen damals von Machtmissbrauch.

Ob er tatsächlich vorhat, das flächenmäßig größte Land der Erde nach 2024 weiter zu regieren, ließ Putin bislang aber stets offen.


Verdacht auf Steuerhinterziehung: Durchsuchung bei Beratungsfirma PwC

FRANKFURT/MAIN: Ausgerechnet im Zusammenhang mit der Beratung von Mandanten in Steuerverfahren sollen Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Umsatzsteuern in zweistelliger Millionenhöhe hinterzogen haben. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt vom Dienstag besteht der Verdacht, dass in den Jahren 2012 bis 2017 in Deutschland erbrachte Beratungsleistungen über die Schweizer Niederlassung abgerechnet wurden. Den Steuerschaden für den deutschen Fiskus bezifferten die Ermittler auf mehr als elf Millionen Euro.

Auf der Suche nach Beweismaterial habe es am Dienstag mit Unterstützung der hessischen Steuerfahndung und des Bundeskriminalamts (BKA) eine umfangreiche Durchsuchung in mehreren Bundesländern gegeben, teilten die Ermittler mit. Wegen des Verdachts von Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen seien die Wohnungen von vier leitenden Mitarbeitern sowie vier ehemaligen leitenden Mitarbeitern der - von der Generalstaatsanwaltschaft nicht namentlich genannten - Wirtschaftsprüfungsgesellschaft durchsucht worden. Weitere Durchsuchungen gab es in Geschäftsräumen in Frankfurt am Main, Berlin, Düsseldorf, Hannover und Stuttgart.

Ein Sprecher von PricewaterhouseCoopers (PwC) bestätigte die Durchsuchungen. «Staatsanwaltliche Untersuchungen kommen immer wieder vor. Wir haben dazu präzise Prozesse und klare Vorgehensweisen, die unseren Mitarbeitenden bekannt sind; wir kooperieren in vollem Umfang mit den Behörden», teilte der Sprecher auf Anfrage mit.

Die Beschuldigten im Alter von 50 bis 67 Jahren stehen nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft im Verdacht, die erbrachten Leistungen gegenüber den Finanzämtern «wahrheitswidrig als solche eines schweizerischen Unternehmens im gemeinsamen internationalen Netzwerkverbund deklariert» zu haben. «Die Einbeziehung des schweizerischen Unternehmens soll ausschließlich der Verschleierung der Beratungsleistungen im Inland und somit der Umsatzsteuerhinterziehung gedient haben», erklärten die Ermittler.


Autobauer Volvo mit «herausforderndem dritten Quartal»

STOCKHOLM: Trotz starker Nachfrage hat der kürzlich an die Börse gegangene schwedische Autobauer Volvo Cars im abgelaufenen Quartal weniger Geld eingenommen als im Vorjahreszeitraum. Für das dritte Quartal stand ein Gewinn vor Steuern von rund 3,3 Milliarden schwedischen Kronen (rund 324 Mio Euro) bei den Schweden zu Buche, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum waren es knapp 4,6 Milliarden Kronen gewesen. Der Umsatz fiel um rund sieben Prozent auf 60,8 Milliarden Kronen (5,9 Mrd Euro).

Volvo Cars sprach von einem «herausfordernden dritten Quartal». Zusätzlich zur allgemeinen Halbleiterknappheit seien Lieferanten von neuen Corona-Ausbrücken in Südostasien betroffen gewesen, was zu vorübergehenden Produktionsstopps in den Volvo-Werken geführt habe. Schätzungsweise 50.000 Autos weniger als im selben Zeitraum 2020 hätten so produziert werden können, erklärte Unternehmenschef Håkan Samuelsson. Auf dem Weg ins vierte Quartal habe sich die Lage zwar verbessert, doch die branchenweite Knappheit an Halbleitern dürfte weiter ein belastender Faktor bleiben.

Volvo Cars ist seit Jahrzehnten vom Nutzfahrzeughersteller Volvo AB getrennt und seit Jahren eine Tochter des chinesischen Autokonzerns Geely, der das Unternehmen 2010 dem US-Konzern Ford abgekauft hatte. Ende Oktober 2021 war Volvo Cars an die Börse gegangen. Das brachte dem Autobauer 20 Milliarden schwedische Kronen (1,95 Mrd Euro) ein. Er zielt darauf ab, bis 2030 zu einem vollelektrischen Pkw-Hersteller zu werden. Bis 2040 soll das Unternehmen klimaneutral sein.


Mercedes-Benz und Stellantis kooperieren mit US-Batterie-Hersteller

STUTTGART/AMSTERDAM: Die Autobauer Mercedes-Benz und Stellantis wollen mit dem US-Unternehmen Factorial Energy gemeinsam Feststoffbatterie-Technik für künftige E-Autos entwickeln. Mercedes werde sich am Kapital von Factorial mit einem «hohen zweistelligen Millionenbetrag in US-Dollar» beteiligen, teilte Mercedes-Benz am Dienstag in Stuttgart mit.

Bei Feststoffbatterien wird die Ladung nicht mehr durch ein flüssiges Trägermaterial transportiert. Die Zellen können so leichter werden, was die Reichweite der Fahrzeuge erhöht. Zudem sind höhere Energiedichte und rascheres Aufladen denkbar.

Im Sommer hatte Mercedes-Benz mehr Ehrgeiz für den Aufbau der eigenen E-Flotte signalisiert. Das Mercedes-Benz-Geschäft soll grundsätzlich auf elektrisches Fahren ausgerichtet werden. In vier Jahren wollen die Schwaben 50 Prozent ihrer Neuverkäufe mit vollelektrischen oder Plug-in-Autos erzielen. Bis zum Ende des Jahrzehnts will man vollelektrisch werden, hieß es - überall dort, wo es «die Marktbedingungen zulassen».

Auch der Opel-Mutterkonzern Stellantis kündigte eine «strategische Investition» in das US-Unternehmen an, ohne die Summe zu nennen. «Unsere Investition in Factorial und andere hoch angesehene Partner verstärkt die Geschwindigkeit und Beweglichkeit, die wir benötigen, um unser Portfolio an Elektrofahrzeugen mit der neuesten Technologie auszustatten», sagte Konzernchef Carlos Tavares. «Initiativen wie diese werden eine schnellere Markteinführung und einen kostengünstigeren Übergang zur Feststoffbatterie-Technik ermöglichen.» Stellantis war im Januar aus dem Zusammenschluss des französischen Peugeot-Herstellers PSA und Fiat Chrysler (FCA) entstanden.


DR Kongo und Uganda beginnen Militäroffensive gegen Terrormiliz ADF

KINSHASA: Das Militär Ugandas hat gemeinsam mit der benachbarten Demokratischen Republik Kongo eine Militäroffensive gegen einen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat begonnen. Man habe mit den kongolesischen Streitkräften Luft- und Artillerieangriffe auf Lager der Islamist Allied Democratic Forces (ADF) im Osten des Kongo ausgeführt, bestätigten Sprecher beider Länder am Dienstag.

Die ADF ist ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und wurde von der US-Regierung im März als Terrororganisation eingestuft. Nach Angaben der Regierung Ugandas soll die ADF für mehrere Attentate mit mindestens 30 Todesopfern, unter anderem in der Hauptstadt Kampala verantwortlich sein. Die ADF, die ihre Ursprünge in Uganda hat, soll aus dem Nordosten des Kongo immer wieder Orte in Uganda angegriffen haben. Die Rebellen werden auch für Angriffe auf Zivilisten im Kongo verantwortlich gemacht.


Emirate: 100 Prozent der Bevölkerung haben erste Impfdosis erhalten

ABU DHABI: Die Vereinigten Arabischen Emirate haben nach eigenen Angaben als erstes Land der Welt 100 Prozent der eigenen Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft. Gut 90 Prozent der Menschen hätten bislang insgesamt zwei Impfdosen gegen das Virus erhalten, wie die Behörde für Krisen- und Katastrophenmanagement (NCEMA) mitteilte. Laut Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore ist der Golfstaat damit auch Spitzenreiter weltweit bei der vollständigen Impfung. Insgesamt habe das Land fast 22 Millionen Impfdosen an seine knapp 10 Millionen Einwohner verabreicht, wie die NCEMA am Montag twitterte. Das Land boostert bereits.

Die Emirate verzeichnen derzeit täglich Neuinfektionen im zweistelligen Bereich. In der vergangenen Woche starben nach Angaben von JHU und NCEMA 2 Menschen mit oder an dem Virus. Das Land hatte von Anfang an ein hohes Tempo bei seiner Impfkampagne vorgelegt.

Auch Singapur (knapp 88 Prozent) und Portugal (knapp 87 Prozent) stehen laut JHU in Sachen vollständiger Impfung ähnlich gut da wie der Golfstaat.

Die meisten Einwohner in den Emiraten sind Arbeitsmigranten aus Ländern wie Indien, Bangladesch und Pakistan. Nur ein Bruchteil sind Emiratis. Die Impfungen bekommen aber alle unabhängig ihrer Herkunft verabreicht.


Rechtspopulist Éric Zemmour kandidiert für Präsidentenamt

PARIS: Für die französische Präsidentschaftswahl im April hat der extrem rechte Publizist Éric Zemmour seine Kandidatur erklärt. Zemmour, der in den vergangenen Monaten in Wahlumfragen zeitweise sogar auf Platz zwei hinter Präsident Emmanuel Macron rangiert hatte, erklärte sich am Dienstag in einer Videobotschaft zum Kandidaten. Frankreich sei nicht mehr Frankreich, es gebe ein Gefühl der Enteignung und man müsse sich gegen einen Austausch der Bevölkerung wehren, sagte der umstrittene Populist. Zemmour (63) kritisierte außerdem die EU und forderte, Migranten müssten sich in Frankreich anpassen.

Zemmour gehört keiner Partei an und macht mit seiner Kandidatur der Rechtspopulistin Marine Le Pen Konkurrenz, die für das Rassemblement National antritt. Inzwischen liegt Le Pen in den Wahlumfragen wieder vor Zemmour, der zuletzt bei einem Besuch in Marseille von einer protestierenden Menschenmenge empfangen worden war. Zemmour wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilt.


WMO bestätigt La Niña-Wetterphänomen - milder Winter in Europa

GENF: In der Pazifikregion ist nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) das zweite Jahr in Folge das Wetterphänomen La Niña mit abkühlender Wirkung zu beobachten. Es dürfte bis Anfang 2022 anhalten und nach den Vorhersagemodellen milder ausfallen als 2021, berichtete die WMO am Dienstag in Genf.

Trotz La Niña lägen die Durchschnittstemperaturen in diesem Jahr in vielen Teilen der Welt über dem langjährigen Mittel. Das liege an der Rekordmenge an Treibhausgasen in der Atmosphäre, so die WMO. Sie rechnet für die meisten Teile Europas mit einem milden Winter. Auch Nordostasien und die Arktis sowie der östliche Teil Nordamerikas dürften wärmer, der Nordosten Nordamerikas, Australien, Südostasien und der indische Subkontinent dürften dagegen kühler sein als üblich.

Wegen La Niña werde 2021 nicht das heißeste, aber eines der zehn heißesten Jahre werden, verglichen mit dem Durchschnitt von 1850 bis 1900, hieß es. Das heißeste Jahr war 2016.

La Niña beschreibt besonders hohe Luftdruckunterschiede im Pazifik zwischen Südamerika und Indonesien. Dadurch wird warmes Oberflächenwasser nach Südostasien getrieben und kälteres Wasser strömt aus der Tiefe nach oben. Es folgt eine verstärkte atmosphärische Zirkulation mit kälterer Luft, die auch den Atlantik erreicht. Das hat Einfluss auf Niederschläge. La Niña ist das Gegenstück zu El Niño, ein Wetterphänomen mit entgegengesetzten Effekten.


Neuer Lavastrom auf La Palma bedroht bisher verschonten Ort

LA PALMA: Ein neuer Lavastrom auf der spanischen Vulkaninsel La Palma bedroht den bisher verschonten Ort La Laguna. Das bis zu 1300 Grad heiße flüssige Gestein trete aus einem neuen Schlot aus und sei noch eineinhalb Kilometer vom Ortsrand entfernt, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE am Dienstag. Allerdings habe sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Lava Richtung Meer wälzt, etwas verringert und auch die Richtung könne sich noch ändern. Die etwa 1200 Bewohner von La Laguna waren schon im Oktober evakuiert worden.

Die Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas sei in den vergangenen Stunden auch wieder von mehr als 100 leichten bis mittleren Erdbeben erschüttert worden. Das heftigste habe eine Stärke von 5,0 gehabt und sei auf der ganzen Insel zu spüren gewesen.

Seit der Vulkan vor mehr als zehn Wochen, am 19. September, ausbrach, hat die Lava nach neuen Angaben 2748 Gebäude zerstört oder beschädigt. Demnach waren zuletzt insgesamt 1115 Hektar von einer meterdicken Lavaschicht bedeckt. Diese Fläche entspricht mehr als 1500 Fußballfeldern. Mehr als 7000 Bewohner mussten sich seit Ausbruch des Vulkans in Sicherheit bringen. Ein Ende des Ausbruchs war weiter nicht absehbar.


Queen gratuliert Präsidentin von Barbados nach Abschied von der Krone

BRIDGETOWN/LONDON: Queen Elizabeth II. hat nach dem Abschied der Karibikinsel Barbados von der britischen Krone der frisch vereidigten Präsidentin des Landes gratuliert. Sie beglückwünsche Sandra Mason zu ihrem ersten Tag im Amt und sende die besten Wünsche für «Glück, Frieden und Wohlstand» an alle Menschen in Barbados, schrieb die 95 Jahre alte Monarchin am Dienstag in einer Botschaft.

Barbados hatte sich in der Nacht in einer feierlichen Zeremonie im Beisein von Prinz Charles von der konstitutionellen Monarchie verabschiedet und hat nun den Status einer Republik mit einem Staatsoberhaupt aus den eigenen Reihen. Die Richterin und ehemalige Generalgouverneurin Mason wurde als erste Präsidentin des Inselstaates vereidigt.

Die Queen erinnerte sich an einen Besuch in Barbados im Jahr 1966, als die Kolonie zum unabhängigen Staat mit eigener Regierung wurde. Seitdem habe das Volk von Barbados einen «besonderen Platz in ihrem Herzen», hieß es in der Botschaft der Königin. Der Inselstaat sei zurecht stolz auf seine Schönheit und seine pulsierende Kultur. Barbados bleibt weiterhin Teil des Commonwealth-Staatenbunds.


Britischer MI6-Chef: Geheimdienste müssen Tech-Welt erobern

LONDON: Der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 wirbt für mehr Offenheit seiner Profession in Zeiten sozialer Medien und neuer Technologien. «Der MI6 befasst sich mit der Welt, wie sie ist, nicht wie wir sie gerne hätten», sagte der Geheimdienstchef Richard Moore einem Redemanuskript zufolge, aus dem die BBC am Dienstag zitierte. Dazu gehöre es, sich mehr zu öffnen und auch mit der Privatwirtschaft zusammenzuarbeiten, um neue Technologien zu durchdringen, die zum Einsatz kommen könnten.

«Unsere Gegner investieren Geld und Ehrgeiz in die Beherrschung von künstlichen Intelligenz, Quanten-Computer und synthetischer Biologie, weil sie wissen, dass ihnen das Einfluss bescheren wird», sagte Moore. Er bezog sich dabei sowohl auf staatliche als auch nicht-staatliche Bedrohungen wie Terrorgruppen. Konkret warnte Moore unter anderem vor «Datenfallen» und anderen Bedrohungen von Seiten Chinas. «Wir können nicht darauf hoffen, die weltweite Tech-Industrie nachzubilden, also müssen wir sie erobern», sagte der Spionage-Experte. Moore hatte im Oktober 2020 die Führung des MI6 übernommen.

Vor einigen Monaten war bereits bekannt geworden, dass der Auslandsgeheimdienst eine Stelle für einen «Q» ausgeschrieben hatte - eine Bezeichnung, die James-Bond-Fans bestens bekannt sein dürfte. Der nur «Q» genannte Chef der Entwicklungsabteilung des britischen Geheimdienstes präsentiert in den Filmen dem Agenten 007 die neuesten Geheimwaffen. Im echten Leben wurde unter dem Titel nach einem erfahrenen Unternehmensleiter aus den Branchen Digitaltechnologie oder Maschinenbau gesucht, wie es in der Ausschreibung hieß.


Minister Müller als Chef der UN-Entwicklungsorganisation bestätigt

WIEN: Der geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist als neuer Chef der UN-Organisation für Industrielle Entwicklung (Unido) bestätigt worden. Die Entscheidung der Unido-Generalkonferenz in Wien am Dienstag war der letzte formelle Schritt, bevor der 66-jährige deutsche Politiker nächste Woche die Nachfolge des bisherigen chinesischen Generaldirektors Li Yong antritt.

Die in Wien ansässige Organisation beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter, um die industriellen Sektoren in ärmeren Ländern zu stärken. Voriges Jahr wurden Entwicklungsprojekte im Wert von 178 Millionen Dollar (158 Millionen Euro) umgesetzt. Die Unido hatte seit Mitte der 1990er Jahre mit dem Ausstieg mehrerer finanzkräftiger Mitglieder zu kämpfen, darunter sind die USA, Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien.

Im September 2020 hatte Müller (CSU) angekündigt, nicht mehr für den neuen Bundestag zu kandidieren. Die Europäische Union unterstützte sein Antreten bei der Unido. Bei der Wahl zum Generaldirektor setzte er sich im Juli gegen Kandidaten aus Äthiopien und Bolivien durch.

Müller trat Ende 2013 das Amt des Entwicklungsministers an. Davor war er parlamentarischer Staatssekretär sowie Abgeordneter im Bundestag und im EU-Parlament gewesen.


Vier Tote bei Feuer in Barcelona - kleine Kinder unter den Opfern

BARCELONA: Bei einem Brand in einem besetzten Laden sind am Dienstagmorgen im Zentrum von Barcelona vier Menschen ums Leben gekommen.

Unter den Opfern seien ein Baby (1) und ein Kleinkind (3), berichtete die Zeitung «La Vanguardia» unter Berufung auf die Stadtverwaltung. Alle Opfer hätten zur selben Familie gehört. Die Ursache des Feuers in dem Geschäft an der Plaza Tetuan, in dem die Opfer auch wohnten, war zunächst unklar. In Barcelona und zum Teil auch in anderen spanischen Städten werden ungenutzte Häuser, Wohnungen und Gewerbeflächen von Besetzern zum Wohnen genutzt. Das ist zwar illegal, aber Räumungsklagen sind langwierig.


Erdbeben erschüttert griechische Ferieninseln Samos und Ikaria

ATHEN: Ein Erdbeben der Stärke 5 hat am Dienstagmorgen die griechischen Ferieninseln Samos und Ikaria erschüttert.

Das Zentrum des Bebens lag 19 Kilometer nordwestlich der Insel Ikaria und 16 Kilometer unterhalb des Meeresgrundes, wie das Geodynamische Institut in Athen meldete. Zunächst wurden keine Verletzten oder Schäden gemeldet. Die Menschen wurden jedoch aus ihrem Schlaf gerissen, da sich der Erdstoß um 6.00 Uhr morgens ereignete, wie der staatliche Radiosender unter Berufung auf die Feuerwehr und die Bürgermeister der Region berichtete. Spürbar war der Erdstoß in der gesamten Region bis nach Kreta und entlang der türkischen Ägäisküste.


Schwerer Herbststurm richtet Schäden an

ATHEN/PATRAS: Schwere Regenfälle und Winde der Stärke neun bis zehn haben Überschwemmungen und ein Verkehrschaos in weiten Teilen Westgriechenlands verursacht. Betroffen waren in der Nacht zum Dienstag nach Berichten örtlicher Medien vor allem die Hafenstadt Patras sowie die Inseln im Ionischen Meer. In Patras überschwemmte das Meer wegen der starken Winde die gesamte Küstenregion und richtete erhebliche Schäden an, wie Reporter des staatlichen Rundfunks berichteten.

Der Herbststurm wütet seit Tagen in Griechenland und der Türkei. Zahlreiche Fährverbindungen fielen in der Ägäis aus, wie die griechische Küstenwache mitteilte.


Türkischer Oppositionspolitiker wegen Spionage verhaftet

ISTANBUL: Der türkische Oppositionspolitiker und Militärexperte Metin Gürcan ist wegen militärischer und politischer Spionage verhaftet worden. Ein Gericht in Ankara erließ am Montagabend Haftbefehl, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Der Hintergrund der Vorwürfe war zunächst unklar.

Gürcan war vergangene Woche festgenommen worden. Er ist Mitgründer der kleinen Oppositionspartei Deva, die von dem ehemaligen türkischen Wirtschaftsminister Ali Babacan angeführt wird. Als politischer Analyst und Sicherheitsexperte schreibt Gürcan auch für das Online-Medium Al-Monitor. Der deutsch-türkische Abgeordnete Mustafa Yeneroglu (Deva-Partei) kritisierte auf Twitter, die Gerichtsentscheidung entbehre jeder Rechtsgrundlage.


Überwachungssystem mit Gesichtserkennung - auch für Reporter

PEKING: Eine chinesische Provinz baut ein Überwachungssystem mit Gesichtserkennung auf, um ausländische Journalisten und Studenten sowie andere verdächtige Personen verfolgen zu können. Wie aus der Dienstag vorliegenden Ausschreibung der Provinz Henan hervorgeht, sollen 3000 Kameras mit nationalen und regionalen Datenbanken verbunden werden. Auch soll beispielsweise ein Alarm gegeben werden, wenn sich eine der betreffenden Personen im Hotel registriert, ein Flugticket kauft oder die Provinzgrenze überschreitet. Das Verfolgungssystem soll von 2000 Polizisten betrieben werden.

Journalisten werden in drei Kategorien nach Ampelfarben Rot, Gelb und Grün eingeteilt - um die Dringlichkeit der Nachverfolgung zu kennzeichnen. Die Gesichtserkennung muss laut Ausschreibung auch dann genau sein, wenn beobachtete Personen Gesichtsmasken oder Brillen tragen. Das Überwachungssystem sei «anders als alles», was die Forscher bisher entdeckt hätten, berichtete die in den USA ansässige Forschungsfirma für Überwachungstechnologie IPVM, die auch die Ausschreibung online entdeckt hat. Es gebe für Journalisten sogar eine Kategorie «Entsorgung».

Den Zuschlag für das Projekt, das schon im Juli ausgeschrieben worden war, habe im September das chinesische Software- und IT-Unternehmen Neusoft erhalten, berichtete IPVM weiter. Mehrfache Versuche, eine Stellungnahme der Firma zu bekommen, blieben demnach erfolglos. Ob auch andere Provinzen ähnliche Überwachungssysteme aufbauen oder vielleicht schon betreiben, ist nicht bekannt.


Ein Drittel der Vermieter in Paris verlangt zu hohe Miete

PARIS: Im ohnehin teuren Paris verlangen rund ein Drittel der Vermieter nach einer Studie für ihre Wohnungen zu viel Geld. Dies hat eine Untersuchung der Stiftung Abbé Pierre in Zusammenarbeit mit der Stadt Paris ergeben. Wie die Stiftung mitteilte, analysierte sie während eines Jahres rund 15.000 Wohnungsanzeigen. 35 Prozent respektierten demnach nicht die Mietpreisbremse, die Abweichungen von der Vergleichsmiete bis zu 20 Prozent zulässt. Im Schnitt verlangten die betroffenen Vermieter monatlich 196 Euro mehr als zulässig. Dies betreffe vor allem bessere Stadtteile und kleine Wohnungen.

Die Stiftung, die sich für bezahlbaren Wohnraum einsetzt, rief dazu auf, für eine Durchsetzung der Mietpreisbremse zu sorgen. Mieter müssten besser über die Regelungen informiert werden, dies sei auch eine Aufgabe von Maklern und Immobilienbüros. Außerdem müsse die Präfektur wirksame Strafen verhängen und Vermieter stärker in den Fokus nehmen, die sich nicht an die Regeln halten. Andersherum dokumentieren in Paris auch viele Vermieter im Mietvertrag, dass sie die Mietpreisbremse respektieren.


Bolivianer marschieren für Regierung von Präsident Arce

LA PAZ: Angeführt von dem ehemaligen Präsidenten Evo Morales sind Tausende Menschen nach einem Marsch durch Bolivien am Montag in La Paz eingetroffen. «Der Marsch der MAS-Partei hat La Paz zum Stillstand gebracht», schrieb die bolivianische Zeitung «El Deber». Demnach füllten die Sympathisanten die wichtige Plaza Mayor de San Francisco am Regierungssitz des Andenstaats.

Vor einer Woche hatten die linke MAS-Partei von Ex-Präsident Morales und Staatschef Luis Arce sowie ihr nahestehende Gruppen und Organisationen den «Marsch für das Vaterland» zur Unterstützung der Regierung in der Kleinstadt Caracollo im Department Oruru begonnen. Er führte sie rund 200 Kilometer bis nach La Paz.

Arce war im Zusammenhang mit einem Gesetz zur Bekämpfung der Geldwäsche durch einen Streik unter Druck geraten.


Barbados sagt sich von Krone los - Queen als Staatsoberhaupt abgelöst

BRIDGETOWN: Queen Elizabeth II. verliert eine ihrer Perlen: Die Karibikinsel Barbados hat sich von der britischen Krone losgesagt und zur Republik erklärt. Die Richterin Sandra Mason wurde um Mitternacht in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) feierlich in der Hauptstadt Bridgetown als erste Präsidentin des Inselstaates vereidigt. Sie löste damit - am 55. Unabhängigkeitstag von Barbados und fast 400 Jahre nach der Ankunft der ersten englischen Siedler - die britische Monarchin als Staatsoberhaupt ab.

Thronfolger Prinz Charles reiste im Namen der Queen nach Barbados, um an der Übergabezeremonie teilzunehmen, bei der die königliche Standarte - die offizielle Flagge - heruntergelassen und ein finaler militärischer Gruß an das britische Königshaus abgegeben wurde. Die Karibikinsel bleibt allerdings Mitglied des Commonwealth.

Zwar war die Rolle der Queen als Staatsoberhaupt der ehemaligen Kolonie wie in vielen anderen Ländern zuletzt rein symbolisch. Die britische Krone repräsentiert für viele der knapp 300.000 Barbadier aber auch die Fremdherrschaft und ein brutales Erbe der Ausbeutung von Sklaven.

«Es ist an der Zeit, unsere koloniale Vergangenheit vollständig hinter uns zu lassen. Die Barbadier wollen ein barbadisches Staatsoberhaupt», hatte Premierministerin Mia Mottley in der jährlichen sogenannten Thronrede im September 2020 betont, als sie den Übergang zur Republik ankündigte. Die Rede las Mason in ihrer bisherigen Rolle vor, als Generalgouverneurin von Barbados - also Vertreterin der Königin. Im Oktober diesen Jahres wählte das Parlament des Karibikstaates die 72-jährige Mason in das neu geschaffene Amt der Staatschefin. Regierungschefin bleibt Mottley.


Gäste können eingeschneiten Pub verlassen

LONDON: Nach drei Nächten in einem eingeschneiten Pub in Nordengland haben die rund 60 Gäste ihr unfreiwilliges Quartier wieder verlassen. Der Schneepflug sei am Montag «endlich durchgekommen», sagte Nicola Townsend, Wirtin des Tan Hill Inn, der Agentur PA am späten Montagabend. Von den 61 Gästen seien 59 abgereist. Die zwei verbliebenen Gäste wollten noch einen Tag anhängen und dann am Dienstag abreisen.

Die 61 Gäste waren nach dem Auftritt einer Oasis-Cover-Band am Freitagabend gestrandet. Der Herbststurm Arwen hatte auch in anderen Landesteilen Großbritanniens für Verkehrschaos gesorgt und den Strom in vielen Haushalten ausfallen lassen.

Die Besucher im angeblich höchstgelegenen Pub Englands vertrieben sich die Zeit mit Karaoke, Quiz und Brettspielen, wie Townsend berichtete. Nachts sei etwas improvisiert worden: Viele Gäste habe man in den Zimmern der Herberge untergebracht, andere schliefen auf Sofas oder auf Matratzen auf dem Boden. Jeder habe die Möglichkeit zum regelmäßigen Duschen bekommen.

Auch für die Versorgung war gesorgt. Den Alkoholausschank habe sie auf die Zeit nach drei Uhr nachmittags beschränkt, fuhr Townsend fort.

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Leserkommentare

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