Neues aus dem Ausland am Dienstag

Neues aus dem Ausland am Dienstag

USA prüfen Lockerungen bei Überweisungen nach Kuba

WASHINGTON: Die US-Regierung prüft nach den seltenen Massenprotesten in Kuba, Beschränkungen für Geldsendungen auf die Insel unter Bedingungen zu lockern. Eine Arbeitsgruppe zu dem Thema solle ermitteln, wie das Geld in den Händen der kubanischen Bevölkerung ankommen könne, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, am Dienstag. Die Voraussetzung für derartige Transaktionen sei aber, dass das Geld nicht in der «Kasse des Regimes» lande. Die USA hatten unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump Überweisungen von Menschen in den USA an Familienangehörige in Kuba weitgehend eingeschränkt.

US-Präsident Joe Biden hatte sich in der vergangenen Woche bei dem Thema noch eher ablehnend geäußert. «Es ist es sehr wahrscheinlich, dass das Regime diese Geldsendungen oder große Teile davon beschlagnahmen würde», hatte er gesagt. Price betonte, an dieser Sorge habe sich prinzipiell nichts geändert - man überprüfe nun aber «sehr, sehr sorgfältig», wie man bei dem Thema vorankommen könne. In dem karibischen Inselstaat Kuba hatten Menschen unlängst bei seltenen Massenprotesten in zahlreichen Städten spontan für Freiheit sowie gegen Unterdrückung und Mangelwirtschaft demonstriert.

Price kündigte außerdem an, Pläne zur Aufstockung des Personals in der US-Botschaft in Havanna zu überprüfen. Es ginge dabei etwa darum, die konsularischen Aktivitäten und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zu erleichtern. Zum Zeitrahmen könne er sich aber nicht äußern, sagte der Sprecher weiter. Gleichzeitig untersuche man weiter, wie man den von der kubanischen Regierung blockierten Internetzugang für die Menschen auf Kuba wieder zugänglich machen könne. Dabei arbeite man mit dem Privatsektor und dem Kongress zusammen.


Brexit-Streit um Gibraltar: Britischer Minister kritisiert EU-Mandat

LONDON: Zwischen London und Brüssel bahnt sich neuer Streit um Gibraltar an. Das britische Überseegebiet im Süden der Iberischen Halbinsel wurde von den Gesprächen über das Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien im vergangenen ausgenommen. Nun müssen beide Seiten separate Verhandlungen führen. Der britische Außenminister Dominic Raab wies jedoch das kürzlich veröffentlichte Verhandlungsmandat der EU-Kommission zurück und rief Brüssel auf, es zu überarbeiten, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Das Mandat stehe im Konflikt mit dem gemeinsam vereinbarten Rahmen für die Verhandlungen und sei ein Versuch, «die Souveränität des Vereinigten Königreichs zu untergraben», so die Mitteilung.

Die EU hatte mitgeteilt, das Mandat beinhalte Lösungsvorschläge, um Personen- und Warenkontrollen zwischen Spanien und Gibraltar zu verhindern. Gleichzeitig solle die Integrität des EU-Binnenmarkts und des Schengen-Raum gewährleistet werden.


Große Mengen Waffen sichergestellt - Festnahmen

OSLO: In Norwegen sind nach Medienberichten drei Männer festgenommen und große Mengen an Waffen beschlagnahmt worden. Wie der Rundfunksender NRK am Dienstag unter Verweis auf die Polizei und den Geheimdienst PST berichtete, gehen die Ermittler in dem Fall davon aus, dass die Sache Verbindungen ins rechtsextreme Milieu hat. Zuerst hatten die Zeitungen «Romerikes Blad» und «Avisa Nordland» über die seit längerem laufende Polizeiaktion berichtet.

Zu den Festnahmen kam es demnach an verschiedenen Orten im Land. In der Wohnung eines Mannes aus der Stadt Bodø fand die Polizei unter anderem sechs Maschinengewehre, zehn Gewehre, fünf Pistolen sowie Tausende Schuss scharfe Munition. Es soll sich um ältere Waffen handeln, darunter einige aus Kriegszeiten. Der Mann sitzt nun ebenso wegen mutmaßlichen Verstößen gegen Waffengesetze in Untersuchungshaft wie die beiden weiteren Festgenommenen, ein Mann aus Lillestrøm und ein weiterer aus Hamar. Auch bei ihnen seien Waffen gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher zu NRK.

Wofür die Waffen gebraucht werden sollten, ist ebenso unklar wie der genaue Zeitpunkt der Festnahmen. Die Polizei vermutet demnach, dass es Anknüpfpunkte zu einem Netzwerk an Personen gibt, die illegale Waffen gekauft und verkauft haben. Eine Verbindung zum am Donnerstag anstehenden zehnten Jahrestag der Anschläge des Rechtsterroristen Anders Behring Breivik im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya mit insgesamt 77 Todesopfern wurde in den Berichten nicht hergestellt.


Frankreichs Parlament billigt Klimagesetz

PARIS: Frankreichs Nationalversammlung hat einem Gesetz zum Klimaschutz mit Vorschlägen aus einem Bürgerkonvent endgültig zugestimmt. Am Dienstagabend stimmten 233 Abgeordnete für den Gesetzesentwurf, 35 votierten dagegen, wie die Volksvertretung in Paris mitteilte.

Das Gesetz sieht unter anderem das Verbot bestimmter Kurzstreckenflüge in Frankreich vor, wenn eine Zugalternative existiert, deren Fahrtzeit nicht länger als zweieinhalb Stunden dauert. Außerdem dürfen besonders schlecht isolierte Wohnungen nicht mehr zur Vermietung angeboten werden, wie das Umweltministerium mitteilte. Kritiker hatten das Gesetz als nicht weitgehend genug bezeichnet.

Das Gesetzesvorhaben geht aus einem Bürgerkonvent zum Klima hervor, den Präsident Emmanuel Macron nach den Protesten der «Gelbwesten» ins Leben gerufen hatte. Daran hatten sich zufällig ausgewählte Bürger beteiligt und Lösungsvorschläge in Klimafragen erarbeitet.


Johnsons Ex-Chefberater Cummings: Wollten Premierminister austauschen

LONDON: Der ehemalige Chefberater Boris Johnsons, Dominic Cummings, wollte den britischen Premierminister «innerhalb von Tagen» nach dessen Wahlsieg durch einen anderen Politiker ersetzen. Das sagte Cummings in einem BBC-Interview, das am Dienstag in Auszügen gezeigt wurde. Demnach gab es bereits kurz nach dem überwältigenden Sieg Johnsons bei der Parlamentswahl im Dezember 2019 Gespräche zwischen Beratern im Regierungssitz Downing Street über einen möglichen Wechsel an der Spitze. Wie genau das hätte gehen sollen, erläuterte Cummings allerdings nicht.

Grund dafür sei gewesen, dass Johnsons Frau Carrie ihn und seine Kollegen von der Pro-Brexit-Kampagne «Vote Leave» habe loswerden wollen, so Cummings weiter. Über Johnson sagte er: «Er hat keinen Plan, er weiß nicht, wie man Premierminister ist und wir haben ihm nur ins Amt verholfen, um ein bestimmtes Problem zu lösen (den Brexit zu vollziehen), nicht weil er der Richtige gewesen wäre, um das Land zu führen.»

Cummings gilt als Stratege hinter dem Sieg der Brexit-Befürworter im EU-Referendum 2016 und dem der Konservativen unter Johnson in der Parlamentswahl 2019. Zeitweise galt er als zweitmächtigster Mann des Landes. Ende vergangenen Jahres kam es jedoch zum Bruch zwischen Johnson und seinem Berater. Cummings musste gehen - und seitdem erhebt er immer wieder schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Chef.

Über den Brexit sagte Cummings, niemand könne wissen, ob es eine gute Idee gewesen sei, aus der EU auszutreten. «Ich glaube jeder, der behauptet, darüber Gewissheit zu haben, hat eine Schraube locker», so der Ex-Berater.


Waldbrände an der US-Westküste verschleiern den Himmel in New York

NEW YORK: Rauchschwaden von heftigen Waldbränden im Nordwesten der USA trüben die Aussichten an der knapp 4000 Kilometer entfernten Ostküste.

In Großstädten wie New York schob sich am Dienstag ein dunstiger Schleier vor die Sonne, Behörden warnten vor schlechter Luft auch in Philadelphia. Auswirkungen der saisonalen Brände in den Bundesstaaten Washington, Oregon oder Montana an der Westküste waren auch in der Bundeshauptstadt Washington D.C., Chicago und in Teilen Kanadas zu spüren.


Gesuchter Mann nach Großfahndung tot an der Côte d'Azur gefunden

NIZZA: Nach einer zweitägigen Großfahndung haben französische Sicherheitskräfte in der Ferienregion Côte d'Azur einen gesuchten Mann tot aufgefunden. Das berichteten französische Medien am Dienstag. Der Mann wurde verdächtigt, eine 32-jährige Frau in der Nähe des Mittelmeer-Badeortes Saint-Tropez getötet zu haben. Innenminister Gérald Darmanin bestätigte via Twitter, dass die Suche im Département Alpes-Maritimes eingestellt wurde.

Die Gendarmerie hatte im bergigen Hinterland von Nizza mit Hunden, Hubschraubern und Spezialeinheiten nach dem bewaffneten 33-Jährigen gesucht. Der Mann soll die Frau vor dem Verbrechen gekannt haben. Hintergründe, auch zu dem Tod des Tatverdächtigen, blieben zunächst unklar. Die Gendarmerie gehört in Frankreich zu den Streitkräften, nimmt aber auch Polizeiaufgaben wahr.


Mehr als 100 irregulär eingereiste Afghanen in Osttürkei aufgegriffen

ISTANBUL: Die türkischen Behörden haben in der Grenzprovinz Van erneut zahlreiche irregulär eingereiste Migranten aufgegriffen. Es handele sich um 113 Afghanen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag. Sie seien zu Fuß unterwegs gewesen. Die Gendarmerie habe die Menschen aufgegriffen und an die zuständige Migrationsbehörde übergeben.

Angesichts des Vormarschs der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan kommen zurzeit zahlreiche Afghanen irregulär über den Iran in die Türkei. Nach Schätzungen von Menschenrechtlern sind es mehr als 1000 täglich. Der stellvertretende Innenminister Ismail Catakli versicherte, dass es keine unkontrollierte Migration gebe, die Behörden würden diese verhindern.

Nach den rund 3,6 Millionen Flüchtlingen aus Syrien sind Afghanen die größte Migrantengruppe in der Türkei - Schätzungen zufolge leben zwischen 300.000 und 500.000 im Land.


Messerstecher von Würzburg womöglich schuldunfähig

WÜRZBURG: Der Messerstecher von Würzburg war bei seiner Attacke auf Passanten nach bisheriger psychiatrischer Einschätzung womöglich schuldunfähig. Ob religiöse Überzeugungen des Flüchtlings aus Somalia bei der Tat am 25. Juni eine Rolle gespielt haben, sei noch unklar, teilten das Bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft München am Dienstag mit. Auf den beiden Handys des 24-Jährigen seien weder Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte noch Anhaltspunkte für mögliche Mittäter oder Mitwisser gefunden worden.

Der Mann wurde am Dienstag erneut einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Würzburg vorgeführt, der die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung anordnete. Bislang saß der Somalier in Untersuchungshaft in einem Gefängnis in Würzburg.

Der Migrant hatte in der Würzburger Innenstadt auf ihm offensichtlich unbekannte Menschen eingestochen. Drei Frauen starben, fünf Menschen wurden lebensgefährlich verletzt. Zudem gab es vier Leichtverletzte - darunter ist allerdings ein Mann, der nicht direkt von dem Messerstecher angegriffen wurde. Vielmehr stürzte er laut den Ermittlern beim Versuch, den Angreifer von der weiteren Attacke abzuhalten.


EU-Kommission setzt Polen im Streit über Disziplinarkammer Ultimatum

BRÜSSEL: Die EU-Kommission hat Polen im Streit über die Umsetzung eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs ein Ultimatum gesetzt. Sollte das Land Vorgaben des höchsten europäischen Gerichts zu einer umstrittenen Disziplinarkammer nicht bis zum 16. August vollständig umsetzen, würden finanzielle Sanktionen beantragt, kündigte die Vizepräsidentin der Kommission, Vera Jourova, am Dienstag in Brüssel an. Sie könnten nach EU-Regeln zum Beispiel aus einem täglich zu zahlenden Zwangsgeld bestehen und würden vom EuGH auf Grundlage eines Vorschlags der Kommission festgesetzt werden.

Der EuGH hatte in der vergangenen Woche geurteilt, dass Polen mit seinem System zur Disziplinierung von Richtern gegen europäisches Recht verstößt. Die 2018 eingerichtete Disziplinarkammer am Obersten Gericht des Landes, die jeden Richter oder Staatsanwalt entlassen kann, bietet demnach nicht alle Garantien für die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit.

Für die nationalkonservative PiS-Regierung ist das Urteil höchst unangenehm, weil die Disziplinarkammer das Herzstück der Reformen des polnischen Justizsystems ist. Zu dem jetzt gestellten Ultimatum Jourovas schrieb Regierungssprecher Piotr Müller auf Twitter, Polen untersuche die von Brüssel vorgelegten Dokumente und verweise auf die Europäischen Verträge. «Sie beschreiben ganz direkt, welche Kompetenzen der EU übertragen werden, und welche ausschließlich Kompetenzen der Mitgliedstaaten bleiben.» Die in Polen geltenden Regelungen ähnelten denen in anderen EU-Ländern.


Mali: Präsident nach Messerangriff unversehrt

BAMAKO: Der Übergangspräsident Malis, Assimi Goita, hat einen Messerangriff unversehrt überstanden. Goita zeigte sich am Dienstagnachmittag im Staatsfernsehen des westafrikanischen Landes, nachdem zuvor ein Angreifer versucht hatte, ihn mit einem Messer zu attackieren. Der Angriff ereignete sich nach dem Gebet im Rahmen der Feierlichkeiten zum Opferfest Eid al-Adha in der Großen Moschee der Hauptstadt Bamako. Der Mann sei von den Sicherheitskräften überwältigt worden, teilte das Präsidialamt via Twitter mit. Über die Identität oder das Motiv des Angreifers wurde zunächst nichts bekannt, der Präsident selbst sprach im Fernsehen von einer isolierten Tat.

In muslimisch geprägten Ländern, etwa in Mali, wird derzeit das Opferfest Eid al-Adha gefeiert. Am ersten Tag des Fests versammeln sich die Gläubigen in den Moscheen, wo ein besonderes Festgebet abgehalten wird.


«Swan Upping»: Schwanenzählung auf der Themse hat begonnen

ETON/WINDSOR: «All up!» - das rufen die königlichen Schwanenzähler auf der Themse, wenn sie einen der Wasservögel entdecken. Die Tiere werden einmal jährlich eingefangen, registriert und untersucht, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden. In diesem Jahr hat das sogenannte «Swan Upping» am Dienstag begonnen und soll noch bis Donnerstag dauern. Gestartet sind David Barber, der die Bezeichnung «The Queen's Swan Marker» trägt, und sein Team dieses Mal an einer Brücke zwischen Windsor und Eton, westlich von London. In den kommenden Tagen werden die in rot-weißen Uniformen gekleideten Schwanenzähler die Themse hinaufrudern und nach den Tieren Ausschau halten.

Barber zeigte sich einer Mitteilung des Palasts zufolge erfreut über die erfolgreiche Brutzeit der Schwäne und fügte hinzu: «Es hat einen Rückgang an Hundeattacken auf Schwanennester gegeben». Besorgt zeigte er sich unterdessen über eine erhöhte Wasserverschmutzung. Motorenöl und Diesel seien in den Fluss gelangt und machten den Schwänen und anderen Tieren das Leben schwer, so Barber.

Die Tradition der königlichen Schwanenzählung in England geht bis auf das Mittelalter zurück. Damals waren die Tiere auf dem Speiseplan der Monarchen. Queen Elizabeth II. (95) hat rechtlich Anspruch auf jeden Höckerschwan, der keinen Ring trägt und auf einem öffentlichen Gewässer schwimmt. Gebraucht macht sie davon aber nicht. Inzwischen dient die Zählung nur noch dem Schutz der Vögel.


Forscher: Korallenriffe befinden sich an einem Wendepunkt

BREMEN: Ein internationales Team von Forschenden hat die Politik in einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier aufgefordert, mit konkreten Maßnahmen gegen das Absterben der weltweiten Korallenriffe vorzugehen. «Die aktuellen Forschungsergebnisse zeigen, dass nur sehr wenige Korallenriffe intakt bleiben werden, wenn wir jetzt nicht handeln», betonte Christian Wild, Professor für Marine Ökologie an der Universität Bremen und Organisator des 14. Internationalen Korallenriff-Symposiums, auf dem sich bis Freitag 1200 Fachleute digital austauschen.

Das Strategiepapier sei als Weckruf zu verstehen, sagte Wild. Die Riffe befänden sich an einem Wendepunkt, 30 Prozent seien bereits verloren, 40 Prozent massiv bedroht. Ursachen für die Zerstörung dieser bedeutenden Ökosysteme seien vor allem die Überfischung und die Verschmutzung der Meere sowie der Klimawandel.

Die Expertinnen und Experten fordern drei Maßnahmen: die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius, die Verbesserung lokaler Bedingungen für die Riffe etwa durch Kläranlagen und die Wiederaufforstung von Mangroven sowie die aktive Restauration von Korallenriffen. Bei der Wiederherstellung von Riffen sollen neue Ansätze verfolgt werden: «Das Ziel ist die Aufzucht von «Superkorallen», die besonders hitzeresistent sind», sagte Wild. Sie könnten Wassertemperaturen von bis zu 34 Grad Celsius aushalten. «Normalerweise fangen sie bei 29 Grad Celsius an zu bleichen», sagte der Wissenschaftler. Entsprechende Feldversuche seien vielversprechend.


Humboldt Forum eröffnet - «Arena demokratischer Streitkultur»

BERLIN: Mit dem Humboldt Forum in Berlin ist am Dienstag deutlich teurer als geplant und nach mehrfachen Verzögerungen eines der international ambitioniertesten Kulturprojekte eröffnet worden. Das für 680 Millionen Euro errichtete Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft startet zunächst mit sechs Ausstellungen und einem umfassenden Eröffnungsprogramm. In den ersten 100 Tagen ist der Eintritt frei. Im September folgt der nächste Öffnungsschritt, in der ersten Hälfte des kommenden Jahres soll das ganze Humboldt Forum im Zentrum Berlins offen stehen.

Neben dem Gebäude selbst mit den historisierenden Fassaden des alten Stadtschlosses sind auch weite Teile der Ausstellungen umstritten. Gezeigt werden sollen etwa vom nächsten Jahr an die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen.

«Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte wird hier bald eine zentrale Rolle spielen», kündigte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) während der Eröffnungszeremonie an. Das Humboldt Forum könne «eine Arena der demokratischen Streitkultur» und «als Vorbild im Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten treibende Kraft für notwendige Veränderungen werden».


Staatstrauertag nach Unwetter: Belgien gedenkt der Hochwasser-Opfer

BRÜSSEL: Belgien hat im Rahmen eines Staatstrauertags der Opfer der verheerenden Hochwasserkatastrophe gedacht. Um 12.01 Uhr legten Menschen am Dienstag im ganzen Land eine Schweigeminute ein. Im Anschluss hielt König Philippe eine Ansprache und dankte den Rettungskräften und zahlreichen freiwilligen Helfern für ihr Engagement. «Viele verloren alles. Die Arbeit eines ganzen Lebens, in wenigen Stunden dahin», sagte der Monarch mit Blick auf die immensen Schäden in Städten und Dörfern. Der belgische Premierminister Alexander de Croo kommentierte: «In schwierigen Momenten ist diese menschliche Verbundenheit unsere größte Stärke.»

Auch die EU-Institutionen in Brüssel beteiligten sich an dem Staatstrauertag. So ließ Europaparlamentspräsident David Sassoli die europäische und belgische Flagge vor dem Parlamentsgebäude auf halbmast setzen. EU-Ratspräsident Charles Michel dankte ebenfalls den Rettungskräften und versprach den Leidtragenden der Katastrophe Unterstützung der EU. Nach jüngsten Angaben des Nationalen Krisenzentrums forderte das Unwetter mindestens 31 Todesopfer in Belgien. Etwa 70 Menschen werden weiterhin vermisst.


Versuchter Messerangriff auf Präsidenten in Mali

BAMAKO: Im westafrikanischen Mali hat ein Angreifer versucht, Übergangspräsident Assimi Goita mit einem Messer zu attackieren. Der Angriff habe sich am Dienstag in der Großen Moschee der Hauptstadt Bamako ereignet, teilte das Präsidialamt via Twitter mit. Der Mann sei von den Sicherheitskräften überwältigt worden. Über die Identität oder das Motiv des Angreifers wurde zunächst nichts bekannt.

In muslimisch geprägten Ländern, etwa in Mali, wird derzeit das Opferfest Eid al-Adha gefeiert. Am ersten Tag des Fests versammeln sich die Gläubigen in den Moscheen, wo ein besonderes Festgebet abgehalten wird.


Mindestens 30 Tote nach Selbstmordanschlag auf Markt in Bagdad

BAGDAD: Bei dem Terroranschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind mindestens 30 Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt worden. Das berichtete die staatlichen Nachrichtenagentur INA unter Berufung auf Sicherheitskreise am Dienstag. Der Anschlag auf einem beliebten Markt in dem schiitischen Viertel Sadr City sei demnach von einem Selbstmordattentäter verübt worden. Er habe sich am Montagabend mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt.

Erst im Januar waren bei einem schweren Terroranschlag in Bagdad 32 Menschen getötet und 110 Menschen verletzt worden. Die Sicherheitslage in Bagdad hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt allerdings deutlich verbessert.

Der Irak leidet immer noch unter den Folgen des Kampfes gegen die sunnitische IS-Terrormiliz, die zwischen 2014 und 2017 große Gebiete im Norden und Westen des Landes beherrscht hatte. Immer wieder erschütterten damals auch Terrorattentate das Land. Die irakischen Sicherheitskräfte konnten den IS mit internationaler Unterstützung - insbesondere der USA - militärisch besiegen. Zellen der Terroristen sind aber weiterhin aktiv und verüben Anschläge.


Zwei Soldaten bei Explosion schwer verletzt

PILSEN: Bei einer Explosion auf dem früheren Truppenübungsplatz Brdy in Tschechien sind zwei Soldaten schwer verletzt worden. Zu dem Unglück sei es bei der Räumung von Munitionsaltlasten gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Prag am Dienstag mit. Die beiden Männer erlitten schwere Verbrennungen und Verletzungen an den Gliedmaßen. Sie wurden mit einem Hubschrauber und einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Die Militärpolizei hat Ermittlungen aufgenommen. Der ehemalige Truppenübungsplatz Brdy ist seit 2016 ein Naturschutzgebiet, das bei Wanderern beliebt ist. Ein kleiner Teil des 260 Quadratkilometer großen Ex-Militärgeländes bleibt wegen der Kampfmittelaltlasten im Erdreich für die Öffentlichkeit unzugänglich. Das Brdy-Bergland liegt knapp 50 Kilometer östlich von Pilsen (Plzen) und 150 Kilometer östlich von Weiden in der Oberpfalz.


Flughafen in Kabul: Erdogan will von USA finanzielle Unterstützung

NIKOSIA: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat für die Sicherung des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt Kabul finanzielle Unterstützung von den USA gefordert. Grundsätzlich stehe die Türkei dem Wunsch Washingtons «positiv» gegenüber, aber «wir haben einige Bedingungen an Amerika», sagte Erdogan am Dienstag bei einem Besuch in Nordzypern. Die USA müssten die Türkei finanziell, auf diplomatischer Ebene, logistisch und administrativ unterstützen.

«Wenn das alles gewährleistet werden kann, erwägen wir als Türkei, in diesem Prozess den Betrieb des Flughafens in Kabul in die Hand zu nehmen», sagte Erdogan in Nikosia. Er betonte erneut, dass die Türkei auch mit den Taliban Gespräche führen wolle. Er gehe davon aus, dass sein Land es dabei «viel leichter» als die USA habe, weil die Türkei keine Probleme mit deren Glauben habe. Die militant-islamistischen Taliban kontrollieren weite Teile Afghanistans.

Der Flughafen in Kabul wurde bisher von türkischen Soldaten im Rahmen des Nato-Einsatzes in Afghanistan gesichert, teils wurde auch der Service für den Flugbetrieb bereitgestellt. Der sichere Betrieb des Flughafens gilt - zusammen mit einer medizinischen Versorgung - als Voraussetzung dafür, dass Botschaften und internationale Vertretungen im Land bleiben können.


Hitzewelle in der Ukraine: Deutlich mehr Badeunfälle

KIEW: Eine ungewöhnlich starke Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 36 Grad hat zu einer Rekordzahl an tödlichen Badeunfällen in der Ukraine geführt.

Allein seit Anfang Juli seien 265 Ukrainer ertrunken, teilte der Zivilschutz am Dienstag mit. Darunter waren demnach 36 Kinder. Im Vorjahreszeitraum waren knapp 100 Menschen weniger im Wasser ums Leben gekommen. Als Hauptursache geben die Behörden Alkohol und Baden an ungeeigneten Stellen an. Seit Jahresbeginn sind dabei bereits mehr als 800 Ukrainer in den Flüssen, Seen und im Meer des osteuropäischen Landes ertrunken. In den kommenden Tagen sollen Regenfälle für eine Abkühlung sorgen.


Deutsche Politik gedenkt der Hitler-Attentäter

BERLIN: Führende deutsche Politiker haben am Dienstag die Widerstandsbewegung gegen das NS-Regime gewürdigt. Sie erinnerten dabei an das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sagte, dass der Aufstand von Wehrmachtsoffizieren zwar seinerzeit gescheitert sei. «Dennoch ist der Versuch von Attentat und Aufstand ein Vorgang von allergrößtem moralischen Gewicht und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zurück zu Freiheit und Selbstachtung», betonte er.

Müller verwies darauf, dass erst die von den Alliierten herbeigeführte militärische Niederlage zur Zerschlagung des nationalsozialistischen Regimes geführt habe. «Aus eigener Kraft ist dies den Deutschen nicht gelungen», sagte er.

Am 20. Juli 1944 hatten Wehrmachtsoffiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg vergeblich versucht, Hitler mit einer Bombe zu töten und den Krieg zu beenden. Der Diktator wurde bei der Explosion im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen nur leicht verletzt. Stauffenberg und seine engsten Mitverschwörer wurden noch am Abend des Attentats in Berlin erschossen. In den folgenden Wochen und Monaten richteten die Nazis rund 90 weitere Beteiligte und Unterstützer hin.


Korruptionsverfahren gegen Südafrikas Ex-Präsidenten Zuma verschoben

JOHANNESBURG: Das Korruptionsverfahren gegen den inhaftierten ehemaligen Präsidenten Südafrikas Jacob Zuma verschiebt sich um drei Wochen. Das Oberlandesgericht der Stadt Pietermaritzburg gab am Dienstag einem Antrag der Anwälte Zumas statt. Sie hatten argumentiert, dass bei dem geplanten Online-Verfahren direkte Absprachen mit ihrem Mandanten unmöglich und seine Rechte somit kompromittiert seien. Eine Verschiebung des Prozesses sei daher nötig. Er ist nun für den 10. August angesetzt.

Zuma werden in dem Verfahren Korruption, Geldwäsche sowie Betrug im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Rüstungsgeschäft vorgeworfen. Er bestreitet das und hatte vergeblich eine Einstellung des Verfahrens zu erreichen versucht. Ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft. Wegen Korruptionsvorwürfen während seiner Amtszeit (2009-2018) muss er sich auch vor einer Untersuchungskommission verantworten und war mehreren Vorladungen nicht gefolgt. Deshalb musste er gerade eine 15-monatige Haftstrafe wegen Missachtung der Justiz antreten.

Proteste seiner Anhänger gegen die Inhaftierung hatten sich schnell zu großflächigen Ausschreitungen mit offiziell 215 Toten im industriellen Herzen des Landes rund um Johannesburg sowie Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal ausgeweitet. Nach der Mobilisierung von 25.000 Soldaten hat sich die Sicherheitslage nun stabilisiert.


Niederländischer Urlauber nach Prügelattacke auf Mallorca gestorben

PALMA: Ein niederländischer Urlauber auf Mallorca ist nach einer Prügelattacke mehrerer seiner Landsleute im Krankenhaus gestorben. Die Polizei hatte den 27-Jährigen nach eigenen Angaben am Mittwoch vergangener Woche früh morgens bewusstlos und mit schweren Kopfverletzungen an der Playa de Palma gefunden. Am Sonntag sei der Mann im Inselkrankenhaus Son Espases gestorben, bestätigte ein Sprecher am Dienstag. Ein Motiv für die Tat wurde zunächst nicht bekannt. Die jungen Leute hätten auch andere Passanten angegriffen und verletzt.

Ein verdächtiger Niederländer (18) sei noch auf der Insel festgenommen worden. Gegen acht weitere bereits abgereiste Landsleute sollten nun internationale Haftbefehle erlassen werden, schrieb die «Mallorca Zeitung». Alle seien im Alter zwischen 18 und 20 Jahren.

Der südliche Abschnitt der Playa de Palma rund um den Balneario 1 gilt als niederländische Hochburg. Wie auch rund um den Ballermann wird dort seit Wochen teils exzessiv am Strand und auf der Promenade gefeiert, schrieb die Zeitung.


Umweltschützer zu Waldbränden : Nur Regen kann helfen

JAKUTSK: Die schweren Waldbrände im Osten Russlands können nach Einschätzung von Umweltschützern nicht so schnell gelöscht werden. «Große Gebiete in Jakutien sind bereits von Bränden erfasst. Hier hilft nur Regen», sagte der Brandschutz-Experte Grigori Kuksin von der Umweltorganisation Greenpeace in Russland am Dienstag der Agentur Interfax. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Lage in der besonders betroffenen sibirischen Region Jakutien (Republik Sacha) vor Mitte August verbessere. Dort wüten derzeit die meisten Waldbrände im flächenmäßig größten Land der Erde.

Nach Angaben der regionalen Behörden zählt die Feuerwehr in Jakutien 205 Brände. Nach Daten der Fortschutzbehörde vom Dienstag ist die Brandfläche, auf der gelöscht wird, mit rund 680.000 Hektar etwas kleiner geworden als am Vortag. Das entspricht etwa der Hälfte der Fläche Schleswig-Holsteins. 2100 Feuerwehrleute seien im Einsatz. Sie wollen ein Übergreifen der Flammen auf Dörfer verhindern.

Greenpeace geht davon aus, dass die Lage landesweit viel schlimmer ist als von den Behörden angegeben. Aus Satellitendaten gehe hervor, dass derzeit in Russland insgesamt eine Fläche von drei Millionen Hektar brenne. In der Statistik der Forstschutzbehörde ist dagegen von rund zwei Millionen die Rede.

Viele Siedlungen und Städte in Russland haben Greenpeace zufolge mit Rauch von den Feuern zu kämpfen. In der Region Jakutien sei die Konzentration gefährlicher Stoffe in der Luft deutlich höher als erlaubt, sagte Kuksin. Viele Waldbrände seien durch Fahrlässigkeit ausgelöst worden, weil etwa Lagerfeuer außer Kontrolle geraten oder Zigaretten achtlos weggeworfen worden seien.


Nach Ätna-Ausbruch eingeschränkter Flugbetrieb in Catania

CATANIA: Dicke Rauchschwaden und Lava: Wegen eines erneuten Ausbruchs des Vulkans Ätna auf der italienischen Insel Sizilien ist der Flugbetrieb am Airport der Stadt Catania eingeschränkt worden. Ein Teil des Luftraums wurde gesperrt und die Zahl der Flüge begrenzt, wie der Flughafen in Catania am Dienstag mitteilte. Dies führe zu unvermeidlichen Verzögerungen bei Ankünften und Abflügen.

Der Ätna brach in den vergangenen Wochen immer wieder aus. Berichte von größeren Schäden oder Verletzten gibt es sehr selten. Die Bewohner vor Ort sind hin und wieder durch die sich abregnende Asche beeinträchtigt. Auf dem Twitteraccount des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) waren Bilder von aufsteigenden Rauchschwaden über dem Vulkan zu sehen. Zudem sei Lavafluss beobachtet worden, hieß es in einer Mitteilung des Instituts.

Der Vulkan liegt im Osten Siziliens. Catania gehört mit mehr als 300.000 Einwohnern zu den größeren Städten in der Umgebung. Der Berg selbst ist über 3300 Meter hoch und gehört zum Weltnaturerbe der Unesco.


Rekord: 430 Migranten überqueren Ärmelkanal an einem Tag

DOVER/PARIS: Mindestens 430 Migranten haben offiziellen Angaben zufolge am Montag den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien überquert. Rund 50 Menschen kamen in der Grenzregion Kent auf einem einzigen Schlauchboot an, wie die BBC am Dienstag berichtete. Nach Angaben des Innenministeriums ist das ein neuer Höchstwert. Zuvor hatte der Rekord bei 416 Ankommenden gelegen, die an einem Tag Anfang September 2020 den Kanal überquerten.

Angesichts der Zuspitzung verständigten sich Paris und London nach französischen Angaben vom Abend auf einen verstärkten Kampf gegen die illegale Migration. Es werde mehr Sicherheitskräfte an der französischen Küste geben, kündigte Innenminister Gérald Darmanin nach einer Videokonfernz mit seiner britischen Kollegin Priti Patel an. London werde Paris bis nächstes Jahr mit einem Betrag von 62,7 Millionen Euro unterstützen.

Insbesondere bei gutem Wetter machen sich immer wieder Migranten von Frankreich aus, wo sie oft aus Flüchtlingslagern kommen, auf die gefährliche Überfahrt. Viele nehmen die Dienste von Schleppern in Anspruch. In diesem Jahr sollen laut offiziellen Angaben bereits knapp 8000 Menschen über den Kanal Großbritannien erreicht haben.

Die britische Regierung will mit aller Kraft gegen die Überfahrten vorgehen und ruft auch immer wieder Frankreich dazu auf, stärker dagegen aktiv zu werden. Man werde «entscheidende Schritte unternehmen, um gegen das Problem illegaler Migration vorzugehen», hieß es laut BBC erneut aus dem Innenministerium. Zuvor hatte Patel bereits angekündigt, Asylsuchenden, die über illegale Routen ins Land gelangt seien, langfristig weniger Rechte geben zu wollen als anderen. Die Kontrolle über die eigenen Grenzen zurückzugewinnen, ist ein zentrales Versprechen des Brexits.


47 Jahre Teilung Zyperns: Der Süden trauert, der Norden feiert

NIKOSIA: Auf Zypern haben die Menschen an die Teilung der Insel vor 47 Jahren erinnert. Im griechisch-zyprischen Süden heulten am Dienstag um 05.30 Uhr (Ortszeit) die Sirenen des Zivilschutzes. Damit wurde der Opfer der türkischen Militärintervention vom 20. Juli 1974 und der Vertreibung von rund 162.000 griechischen Zyprern aus dem heute türkisch-zyprischen Norden gedacht.

In der nur von der Türkei anerkannten Türkischen Republik Nordzypern (KKTC) wurde der Jahrestag der Intervention hingegen in Anwesenheit des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gefeiert, wie der griechisch-zyprische und der türkisch-zyprische Rundfunk (RIK und BRT) berichteten. Im Norden wird die Intervention als Friedensaktion bezeichnet. Fünf Tage zuvor hatten griechisch-zyprische Nationalgardisten mit dem Ziel geputscht, die Insel mit Griechenland zu vereinigen.

Die Vereinten Nationen (UN) bemühen sich seit Jahrzehnten erfolglos um eine Lösung des Zypernkonflikts. Ziel der UN ist, eine Föderation zweier politisch gleichberechtigter Bundesländer zu bilden - ein griechisch-zyprisches im Süden und ein türkisch-zyprisches im Norden. Ankara und der türkisch-zyprische politische Führer Ersin Tatar fordern hingegen die Bildung von zwei Staaten. Dies lehnt die EU strikt ab. Man werde «nie eine Zwei-Staaten-Lösung für das geteilte Zypern akzeptieren», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Besuch auf Zypern Anfang Juli. Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied. EU-Regelwerk und EU-Recht gelten aber nur im griechisch-zyprischen Süden.


Justizchef fordert Untersuchung von Todesfällen bei Protesten im Iran

TEHERAN: Irans Justizchef Gholamhussein Mohseni Edzehi hat eine Untersuchung von Todesfällen bei Protesten gegen Wasserknappheit im Südwesten des Landes gefordert. «Die Staatsanwaltschaft soll umgehend und ausführlich die Ereignisse untersuchen, auch die Ursache für die Todesfälle (bei Demonstranten) und sonstige Schäden», sagte Edzehi Medienberichten zufolge am Dienstag. Damit räumte er erstmals indirekt ein, dass es bei den Protesten - anders als bisher von den Behörden behauptet - mehr als einen Toten gab.

Seit letzter Woche gibt es in mehreren Städten der Provinz Chusetsan immer wieder Proteste gegen Wassermangel. Bei Zusammenstößen mit der Polizei war am Freitag ein 30-jähriger Demonstrant ums Leben gekommen. In sozialen Medien war jedoch von mehr Toten und Verletzten sowie von zahlreichen Verhaftungen die Rede. Örtliche Behörden wiesen die Berichte als frei erfunden zurück. Edzehi forderte nun, dass schnellstens Klarheit geschaffen werden solle und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden sollten.

Wassermangel im Iran ist wegen der häufigen Dürrewellen zwar nicht neu, aber diesmal traf es die Provinz Chusestan mit Temperaturen bis zu 50 Grad besonders schlimm. Wasser- und Stromausfälle trafen auch die Landwirtschaft und somit die Existenz der dort lebenden Menschen. Bei den Protesten in mehreren Städten der Provinz soll es auch zu Parolen gegen das islamische System gekommen sein. Offiziell wurde dies bislang nicht bestätigt.

In der iranischen Regierung gibt es Befürchtungen, dass sich die Proteste auf andere Provinzen des Landes ausweiten könnten. Deshalb wurde umgehend eine Delegation nach Chusestan entsandt. Präsident Hannan Ruhani wird vorgeworfen, in den letzten acht Jahren die veraltete Infrastruktur nicht erneuert zu haben. Der aber schiebt die Schuld auf die durch US-Sanktionen verursachte Wirtschaftskrise im Land. Die Sanktionen haben Ruhani zufolge keinen Raum für neue Finanzierungen und Modernisierung der Infrastruktur gelassen.


Militär: Zwei Raketen aus Libanon auf Israel abgefeuert

TEL AVIV: Aus dem Libanon sind zwei Raketen auf den Norden Israels abgeschossen worden. Das Abwehrsystem Eisenkuppel habe eine davon abgefangen, die andere sei in offenem Gelände aufgeschlagen, teilte das israelische Militär am frühen Dienstagmorgen mit. Als Reaktion habe die Artillerie Ziele im Libanon beschossen. In den israelischen Gemeinden entlang der Grenze heulten Medienberichten zufolge zeitweise die Sirenen. Verletzte oder Schäden gab es demnach nicht. Es gab zunächst keine Angaben dazu, wer für den Raketenbeschuss verantwortlich war.

Israels Verteidigungsminister Benny Gantz schrieb am Morgen auf Twitter: «Der Staat Libanon ist verantwortlich für die Raketen, die heute Nacht abgefeuert wurden, weil er Terroristen erlaubt, auf seinem Territorium aktiv zu sein.» Israel werde nicht erlauben, dass die soziale, politische und wirtschaftliche Krise im Libanon zu einer Sicherheitsbedrohung für Israel werde. «Ich rufe die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Stabilität im Libanon wieder herzustellen.»

Anfang Juli hatte Gantz dem Nachbarland humanitäre Hilfe angeboten. Gleichzeitig hatte der libanesische Regierungschef Hassan Diab mit einem eindringlichen Hilferuf die internationale Gemeinschaft aufgefordert, das Land in der schweren Wirtschaftskrise vor dem Abgrund zu retten.

Israel und Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand. An der Grenze kommt es immer wieder zu Spannungen. Vor allem die eng mit dem Iran verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah sieht in Israel einen Erzfeind.


Republikaner für Aufklärungsgremium zu Kapitol-Attacke vorgeschlagen

WASHINGTON: Nach Auseinandersetzungen über den Ausschuss im US-Repräsentantenhaus zur Untersuchung der Attacke auf das Kapitol am 6. Januar hat der republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus seine Kandidaten für das Gremium nominiert. Kevin McCarthy gab am Montagabend (Ortszeit) die Namen von fünf Republikanern bekannt - sie alle gelten als Unterstützer des ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump. Unter ihnen ist etwa der Kongressabgeordnete Jim Jordan, der zu den glühendsten Trump-Anhängern zählt. Auf der Liste stehen außerdem Jim Banks, Rodney Davis, Kelly Armstrong und Troy Nehls.

Die demokratische Vorsitzende der Kongresskammer, Nancy Pelosi, muss die Abgeordneten erst noch genehmigen. Zuvor hatte der Ausschuss immer wieder für heftigen Streit zwischen Demokraten und Republikanern gesorgt. Pelosi hatte zuletzt angekündigt, neben sieben Abgeordneten ihrer Partei auch die Republikanerin Liz Cheney in das Gremium zu berufen. Cheney ist eine ausgewiesene Kritikerin Trumps und war auf dessen Druck hin Mitte Mai aus einem Führungsamt in ihrer Fraktion abgewählt worden.

McCarthy hatte sich damals über Pelosis Entscheidung «schockiert» gezeigt. Er hatte offen gelassen, ob sich außer Cheney überhaupt Mitglieder seiner Fraktion in dem eingerichteten Ausschuss engagieren werden. Dass McCarthy nun doch Mitglieder seiner Partei nominiert hat, deutet darauf hin, dass die Republikaner sich in dem Ausschuss einbringen wollen. Die erste Anhörung ist für die kommende Woche geplant. Dabei sollen unter anderem Mitglieder der Polizei des Kapitols und Beamte der Polizei der Hauptstadt Washington angehört werden.

Der Ausschuss soll die Hintergründe des Angriffs auf das Kapitol untersuchen. Anhänger Trumps hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor in einer Rede aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner jedoch freigesprochen.


Summende Golden Gate - Musiker nimmt Duett mit berühmter Brücke auf

SAN FRANCISCO: Die Golden Gate Bridge, das viel fotografierte Wahrzeichen der US-Westküstenstadt San Francisco, macht jetzt als riesiges Musikinstrument Schlagzeilen. «Es ist das größte Windinstrument der Welt», sagt der US-Gitarrist Nate Mercereau, der am Dienstag vier «Duette» mit der berühmten Brücke veröffentlichte. Aufgenommen wurden die Stücke an zwei windigen Tagen im Mai, mit Mercereau am Gitarrensynthesizer auf einem Aussichtshügel vor der Brücke.

Ein neues Handgeländer an der 84 Jahre alten Konstruktion entlockt der Golden Gate Bridge bei starkem Wind ungewöhnliche Töne. Um die Windfestigkeit zu verbessern waren die alten, breiteren Streben durch schmalere ersetzt worden. Brückenbezirks-Sprecher Paolo Cosulich-Schwartz sprach im vorigen Jahr von einem «summenden Geräusch». Entnervte Anwohner und einige Brückennutzer klagen dagegen über «gespenstische Töne» und «Sirenengeheul». In Social-Media-Posts machen Videos mit dem deutlich hörbaren Sound die Runde.

Er würde den Frust der Anwohner verstehen, doch er wollte dieses Dröhnen in etwas «Einzigartiges und Schönes» verwandeln, erklärt der Gitarrist, der mit Musikgrößen wie Lizzo, Jay-Z, Shawn Mendes und Sheila E. arbeitete. Er würde verschiedene Noten heraushören und je nach Windstärke regelrecht die Vibration der Brückentöne spüren, schwärmt der Musiker.


Barley: Ungarn und Polen sollten EU-Gelder gesperrt werden

BRÜSSEL: Angesichts der Vorstellung des jährlichen Rechtsstaatsberichts der EU-Kommission am Dienstag fordert die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), dass EU-Gelder für Ungarn und Polen gesperrt werden. «Wichtig dabei ist, dass diese Maßnahmen in erster Linie die Regierungen treffen und nicht die Bevölkerung», sagte Barley den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). In beiden Staaten gebe es mit bei den demokratischen Prinzipien Defizite.

Mit Blick auf Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban sagte Barley: «Er und seine Regierung haben an allen Säulen der Demokratie so starke Veränderungen vorgenommen, dass man von demokratischen Verhältnissen in Ungarn nicht mehr reden kann.» Als Beispiel nannte sie unter anderem ein Gesetz, dass es verbietet, Bücher und andere Informationsträger Menschen unter 18 zugänglich zu machen, die Homosexualität, Transsexualität oder Geschlechtsumwandlungen «darstellen» oder «propagieren». In Polen sei die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet.

Kritiker werfen sowohl der ungarischen als auch der polnischen Regierung vor, einen Einfluss auf die Justiz auszuüben, der nicht mit EU-Standards vereinbar sei. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte vor knapp zwei Wochen angekündigt, im Herbst die ersten Verfahren auf den Weg zu bringen, die zu einer Kürzung der EU-Mittel für Länder wie Ungarn und Polen führen könnten. Wenn sich herausstelle, dass Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit die finanziellen Interessen der EU beeinträchtigten oder ernsthaft zu beeinträchtigen drohten, müssten Maßnahmen ergriffen werden, sagte sie.

In dem für Dienstag erwarteten Bericht der EU-Kommission wird systematisch der Zustand von Medienfreiheit, Demokratie und Korruptionsbekämpfung in den EU-Staaten untersucht. Er war vergangenes Jahr erstmals präsentiert worden.


Raketen schlagen nahe dem Präsidentenpalast ein

KABUL: In der Nähe des Präsidentenpalastes in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind während des islamischen Opferfests Eid al-Adha am Dienstag mindestens drei Raketen eingeschlagen. Dies teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Die Geschosse fielen im Stadtzentrum unweit einer Zeremonie, an der Afghanistans Präsident Aschraf Ghani teilnahm. In einem Video des Senders ToloNews war zu sehen, wie Ghani, Vizepräsident Amrullah Saleh und weitere hochrangige Politiker trotz des Raketenangriffs weiter beteten.

Eine Rakete habe ein nur wenige Meter vom Präsidentenpalast entferntes Regierungsgebäude getroffen, hieß es. Berichte über Verletzte oder Tote gab es zunächst nicht, auch bekannte sich zunächst niemand zu dem Angriff. Präsident Ghani machte die militant-islamistischen Taliban für den Anschlag verantwortlich. Die Islamisten hätten weder den Willen noch die Absicht, die anhaltenden Konflikte politisch beizulegen, sagte er. Man könne das Land nicht mit Raketen erobern, sondern nur, indem man die Herzen der Menschen für sich gewinne.

Die Taliban hatten mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai mehrere Offensiven gestartet und dabei große Gebietsgewinne erzielt. Mittlerweile kontrollieren sie knapp über die Hälfte aller Bezirke des Landes. Am vergangenen Wochenende kamen die Islamisten mit Vertretern der afghanischen Regierung in Doha im Golf-Emirat Katar zu Gesprächen zusammen. Die Seiten erklärten am Sonntag jedoch lediglich, sie planten weitere derartige Treffen.


Biden betont bei Besuch von König Abdullah II. Beziehung zu Jordanien

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat bei einem Treffen mit König Abdullah II. in Washington die enge Partnerschaft zu Jordanien betont. Biden dankte König Abdullah II. für die «dauerhafte und strategische Beziehung» zu den Vereinigten Staaten, wie das Weiße Haus am späten Montagnachmittag (Ortszeit) mitteilte. «Sie waren immer da, und wir werden immer für Jordanien da sein», wurde Biden in einer Mitteilung zitiert. Biden hob außerdem die Führungsrolle Jordaniens im Nahen Osten hervor. Jordanien ist ein Verbündeter der USA in der Konfliktregion.

Nach Angaben des Weißen Hauses sprachen beide bei dem Treffen auch über die Möglichkeiten zur Stärkung von Frieden und Stabilität im Nahen Osten. Biden betonte dabei erneut seine Unterstützung für eine Zweistaatenlösung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Der US-Präsident und der König haben sich demnach außerdem über die US-Unterstützung bei der Modernisierung der jordanischen Flotte von F-16-Kampfjets ausgetauscht. König Abdullah II. lobte die USA außerdem für ihren Einsatz im Kampf gegen die Corona-Pandemie.


USA untersuchen mysteriöse Beschwerden von US-Diplomaten in Wien

WASHINGTON: Die USA untersuchen Berichte über mysteriöse gesundheitliche Beschwerden von US-Diplomaten in Wien. «Was Wien betrifft, so gehen wir in Abstimmung mit unseren behördenübergreifenden Partnern Berichten über mögliche unerklärliche Gesundheitsvorfälle in der dortigen Gemeinschaft der US-Botschaft energisch nach», sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Montag. Das gelte selbstverständliche auch für andere Orte, an denen diese Beschwerden auftreten würden.

Die Zeitschrift «The New Yorker» hatte zuletzt berichtet, dass etwa zwei Dutzend US-Geheimdienstmitarbeiter, Diplomaten und andere Regierungsbeamte in Wien mysteriöse Beschwerden geschildert hätten. Diese würden den Beschwerden des sogenannten Havanna-Syndroms ähneln. Dutzende in der kubanischen Hauptstadt Havanna lebende Diplomaten und ihre Angehörige hatten ab 2016 über rätselhafte Kopfschmerzen, Hörverlust, Schwindel und Übelkeit geklagt. Auch an anderen Orten der Welt wurden ähnliche Beschwerden gemeldet.

Im Jahr 2019 schrieben Forscher, dass die Beschwerden möglicherweise auf Pestizide zurückgehen. Die genaue Ursache ist aber unklar. Man wisse nicht, ob es sich bei diesen Vorfällen um eine Art Angriff handele oder was dahinterstecke, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Montag.

Ãœberzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.