Neues aus dem Ausland am Dienstag

Neues aus dem Ausland am Dienstag

Polizeichef von Rochester tritt nach tödlichem Einsatz zurück

ROCHESTER: Nach der Empörung über den Tod eines schwarzen Amerikaners infolge eines brutalen Polizeieinsatzes in Rochester tritt der Polizeichef der US-Stadt zurück. La'Ron Singletary werde seinen Posten zum Monatsende räumen, sagte Bürgermeisterin Lovely Warren am Dienstag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz. Am Wochenende hatte es am Rande von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt auch Krawalle in Rochester gegeben.

Details zu dem Polizeieinsatz von März waren erst vergangene Woche bekanntgeworden, nachdem die Familie des Verstorbenen Aufnahmen von Polizeikameras veröffentlicht hatte. Darin ist zu sehen, wie mehrere Polizisten einen nackten Mann auf der Straße festnehmen, der sichtlich unter Drogeneinfluss steht. Sie ziehen dem 41-Jährigen eine Art Kapuze über, die sie davor schützen soll, angespuckt zu werden, und drücken seinen Kopf auf den Asphalt. Eine Woche später starb der Mann im Krankenhaus. Sieben Polizisten wurden nach Veröffentlichung des Videos suspendiert.


Mutmaßlicher Täter von Birmingham wegen Mordvorwurfs vor Richter

BIRMINGHAM: Nach den Messerattacken im britischen Birmingham wird dem mutmaßlichen Täter nun offiziell Mord und siebenfacher versuchter Mord zur Last gelegt. Der 27-Jährige soll am Mittwoch einem Richter vorgeführt werden, wie britische Medien in der Nacht zu Mittwoch berichteten.

Der Verdächtige soll in der Nacht zum Sonntag aus bislang unbekannten Motiven wahllos auf Passanten eingestochen haben. Ein Mann kam ums Leben, sieben Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Da sich die Angriffe im Zentrum von Birmingham an vier Orten und über einen Zeitraum von etwa zwei Stunden ereigneten, wurde danach Kritik am Vorgehen der Sicherheitsbehörden laut. Gefasst wurde der mutmaßliche Täter schließlich mithilfe einer Öffentlichkeitsfahndung.

Die Polizei geht bei dem Fall nicht von einer Terrorattacke, rassistischen Motiven oder Bandenkriminalität aus. Augenzeugenberichte scheinen eher auf gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen hinzudeuten.


Grüne fordern bei Tui-Hilfen staatliche Mitsprache im Konzern

BERLIN: Die Staatshilfen für den Reisekonzern Tui sollten aus Sicht der Grünen an Bedingungen zum Erhalt von Arbeitsplätzen und an ökologische Standards geknüpft werden. Die Bundesregierung müsse sich in den Verhandlungen mit Tui dafür einsetzen, «dass sie einen direkten Einfluss auf die wichtigen strategischen Entscheidungen des Unternehmens nehmen kann», sagte Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, der «Rheinischen Post» (Mittwoch): «Beim Thema Arbeitsplätze und Klimaschutz muss die Bundesregierung ein Mitspracherecht erhalten.»

Der weltgrößte Tourismuskonzern kämpft wegen der Auswirkungen der Corona-Krise mit tiefroten Zahlen und einem Umsatzeinbruch. Um die Krise zu überstehen, hat sich Tui Staatshilfen im Umfang von drei Milliarden Euro gesichert. Ein im April gewährter Kredit der Förderbank KfW über 1,8 Milliarden Euro soll um 1,05 Milliarden Euro aufgestockt werden. Überdies sollen 150 Millionen Euro über eine Wandelanleihe an Tui gehen, die der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes zeichnet. Solche Anleihen können vom Besitzer unter bestimmten Bedingungen in Aktien umgetauscht werden.

So könnte der Bund mit bis zu neun Prozent bei Tui als Miteigentümer einsteigen. Damit könnte sich der Staat - nach der Lufthansa - an einem weiteren großen Konzern beteiligen. Die Touristikbranche gehört zu den am schwersten von der Pandemie gebeutelten Wirtschaftszweigen. Tui hat Einsparungen angeschoben, die von Betriebsräten und Gewerkschaftern heftig kritisiert werden.


Paris sagt Sitzung mit russischen Ministern ab

PARIS: Vor dem Hintergrund der Affäre um den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny hat Frankreich eine Ministersitzung mit Russland verschoben. Der sogenannte französisch-russische Kooperationsrat zu Sicherheitsfragen solle zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, teilte die Sprecherin des Pariser Außenministeriums am späten Dienstagabend in Paris mit. In der knappen Erklärung wurde auf - nicht näher bezeichnete - «aktuelle Umstände» verwiesen. Es wurde demnach mit der russischen Seite über die Verschiebung gesprochen.

Üblicherweise kommen bei den Beratungen in diesem diplomatischen Format die Außen- und Verteidigungsminister der beiden Länder zusammen. Laut Medienberichten war die nächste Sitzung für diesen Montag (14. September) geplant. Das Außenministerium machte zu dem Termin keine Angaben.

Erst Ende vergangener Woche hatten Berlin und Paris gemeinsam Russland zur Aufklärung der Vergiftung von Nawalny aufgefordert. Die Bundesregierung betrachtet es nach Untersuchungen eines Speziallabors der Bundeswehr als zweifelsfrei belegt, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet wurde. Der Oppositionspolitiker war am 20. August auf einem Flug in Russland plötzlich ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden.


Trump weitet Stopp bei Offshore-Ölförderung aus

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump hat den Stopp der Offshore-Ölförderung an der Küste von Florida ausgeweitet. Trump verlängerte am Dienstag das bisher bis Mitte 2022 geltende Verbot der Vergabe neuer Bohrrechte im Golf von Mexiko um zehn Jahre. Zudem weitete er den Stopp auf die Atlantik-Küste Floridas sowie der Bundesstaaten Georgia und South Carolina aus.

Obwohl die Trump-Regierung am Anfang ihrer Amtszeit eine Lockerung der Offshore-Einschränkungen in Aussicht gestellt hatte, gab sie diese Überlegungen später auf. In Florida, einem extrem wichtigen Bundesstaat für die Präsidentenwahl am 3. November, gibt es starken Widerstand gegen Offshore-Ölförderung angesichts der Angst vor möglicher Umweltverschmutzung. Ein Ölteppich könnte Tourismus und Fischerei gefährden, die beide eine große Rolle für Florida spielen.

Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden liefern sich nach jüngsten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen in Florida. Mit seinen 29 Stimmen von Wahlleuten kann der Bundesstaat entscheidend für die Wahl werden. Für einen Sieg muss ein Kandidat auf 270 Stimmen von Wahlleuten kommen. Die insgesamt 538 Wahlleute müssen gemäß der Ergebnisse in ihren Bundesstaaten abstimmen.


G7 fordern von Moskau Aufklärung über Giftanschlag auf Nawalny

BERLIN/WASHINGTON: Die G7-Staaten haben die Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny auf das Schärfste verurteilt und von Russland eine Aufklärung des «abscheulichen Giftanschlags» verlangt. «Dieser Anschlag auf den Oppositionsführer Nawalny ist ein weiterer schwerer Schlag für die Demokratie und den politischen Pluralismus in Russland», hieß es in einer am Dienstagabend vom Auswärtigen Amt in Berlin verbreiteten Mitteilung der Außenminister der sieben führenden Wirtschaftsmächte. «Er stellt eine ernsthafte Bedrohung all jener Menschen dar, die sich für die Verteidigung der politischen und bürgerlichen Freiheiten einsetzen, zu deren Gewährleistung sich Russland selbst verpflichtet hat.»

Die G7-Außenminister riefen Russland auf, «seinen Verpflichtungen aus dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte nachzukommen und diese Rechte, einschließlich des Rechtes auf freie Meinungsäußerung, gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern zu garantieren.» Man werde genau verfolgen, wie Russland auf die internationalen Aufforderungen reagiere, sich zu der Vergiftung Nawalnys zu erklären. «Wir bleiben auch weiterhin der Unterstützung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten sowie der Zivilgesellschaft in Russland verpflichtet.»

Zu den G7-Staaten gehören Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan, Italien, Kanada und die USA. Die USA haben dieses Jahr den Vorsitz der Gruppe inne.


Branchenverband VDA: Autoindustrie noch nicht über den Berg

BERLIN: Der Autoverband VDA hat den «Autogipfel» mit der Politik als «gutes und konstruktives Treffen» bezeichnet. VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte am Dienstagabend: «Der Politik ist die angespannte Lage der Automobilindustrie bewusst. Gerade auch bei den Zulieferern ist die Lage weiterhin ernst, wir sind noch nicht über den Berg.»

Auf den Pkw-Märkten gebe es nach wie vor eine große Kaufzurückhaltung. Die Situation bei den Nutzfahrzeugen sei ebenfalls sehr schwierig. Die Maßnahmen des Konjunkturpakets müssten deswegen aus Sicht der Automobilindustrie schnell und energisch umgesetzt werden, so Müller. Offen seien dabei noch unter anderem geplante Fördermaßnahmen für den Hochlauf der Elektromobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur, die nationale Wasserstoffstrategie, das Bonusprogramm für Zukunftsinvestitionen und das Flottenaustauschprogramm für schwere Nutzfahrzeuge.

Ein zentrales Thema sei die Zukunft des automatisierten Fahrens, so Müller. Das Verkehrsministerium bereite ein Gesetz vor, auf dessen Grundlage fahrerlose Fahrzeuge im Regelbetrieb unterwegs sein können. Die Automobilindustrie werde sich zudem an der Entwicklung eines «Datenraums Mobilität» beteiligen. Mit diesem Projekt sollten die relevanten Daten aller Akteure besser für die Optimierung des Verkehrs genutzt werden können, zum Beispiel durch einen besseren Datenaustausch zwischen öffentlichen Stellen und Nutzern von Pkw und Nutzfahrzeugen. «Deutschland wird in diesem Bereich eine Vorreiterrolle für Europa einnehmen.»


Iran plant Konstruktion einer neuen Atomanlage

TEHERAN: Die iranische Atomorganisation (AEOI) plant den Bau einer neuen Anlage für die Herstellung von schnelleren Zentrifugen. «Nach der Sabotage in einem unserer Lager planen wir nun die Konstruktion einer moderneren und größeren Anlage für die Herstellung von schnelleren und fortgeschrittenen Zentrifugen», sagte AEOI-Chef Ali-Akbar Salehi am Dienstag. Die neue Anlage werde in der Nähe der Atomanlage Natans in Zentraliran gebaut, sagte Salehi laut der Nachrichtenagentur Isna. Mit Zentrifugen kann Uran angereichert werden.

Im Juli gab es eine Explosion in einem Industrieschuppen in Natans. Die AEOI hatte zunächst von begrenzten Auswirkungen gesprochen, räumte dann aber ein, dass die Explosion doch «beachtliche Schäden» angerichtet habe. Die AEOI spricht von Sabotage, Details wollte sie aber nicht bekanntgeben. «Das ist Sache des nationalen Sicherheitsrats», sagte Salehi.

Der Iran hat seit vergangenem Jahr schrittweise gegen die Auflagen des Wiener Atomabkommen von 2015 verstoßen. Im Januar wurde bekanntgegeben, dass das Land künftig auch keine Beschränkungen für die Anzahl und Modelle seiner Zentrifugen mehr beachten und so viel angereichertes Uran wie nötig lagern werde.

Die USA hatten das Wiener Atomabkommen im Mai 2018 einseitig aufgekündigt und danach wieder scharfe Sanktionen gegen Teheran verhängt. Vor allem die Sanktionen gegen den Erdgas- und Ölsektor lösten eine schwere Wirtschaftskrise in der Islamischen Republik aus. Trotz der Sanktionen hatte sich das Land aber ein Jahr lang weiter an das Atomabkommen gehalten. Die europäischen Vertragspartner - Deutschland, Frankreich und Großbritannien - hatten derweil weitgehend vergeblich versucht, den im Abkommen versprochenen Handel trotz der US-Sanktionen aufrecht zu erhalten.


Rios Olympia-Bürgermeister Paes erneut wegen Korruption angeklagt

RIO DE JANEIRO: Gegen Rios Olympia-Bürgermeister Eduardo Paes ist unter anderem wegen Korruption und Geldwäsche eine weitere Anklage erhoben worden. Paes wird beschuldigt, im Jahr 2012, als er nach einer ersten Amtszeit wiedergewählt wurde, umgerechnet rund 1,7 Millionen Euro von dem Bauunternehmen Odebrecht erhalten zu haben, wie brasilianische Medien am Dienstag berichteten. Demnach soll der damalige Bürgermeister Ermittlern zufolge damit seinen Wahlkampf finanziert haben. Am Dienstag wurde auch Paes' Haus in Rio de Janeiro durchsucht und Material beschlagnahmt.

Der 50-Jährige bezeichnete dies als «klaren Versuch, auf den Wahlprozess Einfluss zu nehmen». Die Partei Democratas hatte Paes in der vergangenen Woche als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in zwei Monaten vorgestellt. Im März war gegen Paes bereits unter anderem wegen passiver Korruption und Betrug bei Vergabeverfahren Anklage erhoben worden. Dabei ging es um Unregelmäßigkeiten beim Bau der Sportanlagen in Deodoro, den die Stadtverwaltung von Rio für die Olympischen Spiele 2016 in Auftrag gab. In der Westzone der Stadt fanden Wettbewerbe im Kanu, Hockey und Schießen statt.


EU sendet Mini-Mission zur Wahlbeobachtung nach Bolivien

LA PAZ/BRÜSSEL: Die Europäische Union schickt wegen der Corona-Pandemie nur eine kleine Gruppe von Beobachtern zu den mehrmals verschobenen Wahlen im politisch polarisierten Bolivien am 18. Oktober. Dies kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in einer Erklärung am Dienstag an.

«Trotz des schwierigen Kontextes (...), der uns dazu veranlasst hat, die Entsendung einiger EU-Wahlbeobachtungsmissionen auszusetzen oder zu annullieren, stehen wir weiterhin an der Seite Boliviens», hieß es darin. Die Mission werde sich aus bis zu sechs Experten zusammensetzen, die den Wahlprozess bis zu dessen Ende umfassend analysieren.

In Bolivien ist eine Übergangsregierung im Amt. Nach der Wahl vom 20. Oktober 2019 war der damalige Präsident Evo Morales auf Druck des Militärs zurückgetreten. Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Der Ex-Staatschef lebt derzeit im Exil in Argentinien, weshalb ihm zuletzt eine Kandidatur für den Senat untersagt wurde.


Betrugsverdacht: Slowakische Polizei durchsucht Atomkraftwerk

BRATISLAVA: Eine Spezialeinheit der slowakischen Polizei hat am Dienstag das Gelände des Atomkraftwerks Mochovce durchsucht. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, gab es zugleich Hausdurchsuchungen in der Hauptstadt Bratislava. Dort hat die Betreiberfirma Slovenske elektrarne (Slowakische Elektrizitätswerke) ihren Sitz. Als Ziel der Razzien nannte die Polizei auf ihrer Facebookseite die Sicherung von Beweisen in Verbindung mit einem Millionenbetrug bei Zulieferungen von Brandschutzsystemen und anderen Betriebsanlagen zum seit Jahren stockenden Bau des dritten und vierten Reaktorblocks des Atomkraftwerks Mochovce.

In der Polizei-Mitteilung heißt es dazu: «Nach bisherigen Ermittlungen soll es zu schrittweisen Preiserhöhungen durch mehrere nachträgliche Ergänzungen zum ursprünglichen Liefervertrag gekommen sein, sodass der ursprüngliche Maximalpreis von 3,9 Millionen Euro auf nahezu 25 Millionen Euro anstieg, was einer Erhöhung um mehr als 600 Prozent entspricht.»

Die österreichische Umweltorganisation Global 2000 kritisiert seit Langem, das unvollendete Kraftwerk weise schwere Sicherheitsmängel auf. Das slowakische Atomaufsichtsamt UJD wies zwar die meisten Vorwürfe der österreichischen Atomgegner als «inkompetent» zurück, verweigerte der Betreiberfirma jedoch bisher die Betriebsgenehmigung wegen nicht vollständig behobener Baumängel.


US-Abgeordnete fordern vom Weißen Haus Untersuchung im Fall Nawalny

WASHINGTON: US-Abgeordnete fordern vom Weißen Haus eine eigene Untersuchung der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny, die neue Sanktionen gegen Russland auslösen könnte. Der Ausschuss für Außenpolitik im Repräsentantenhaus verwies dabei am Dienstag auf ein US-Gesetz, das Strafmaßnahmen beim Einsatz chemischer oder biologischer Waffen vorsieht. Die USA hatten auf dieser Basis bereits Sanktionen gegen Russland nach dem Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Geheimdienstmitarbeiter Sergej Skripal in Großbritannien im Jahr 2018 verhängt. Nach der Aufforderung sind nun zwei Monate Zeit für eine US-Untersuchung vorgesehen.

Nawalny, einer der schärfsten Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, war am 20. August auf einem Inlandsflug in Russland ins Koma gefallen und später auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt worden. Die Bundesregierung hatte nach Untersuchungen in einem Spezial-Labor der Bundeswehr mitgeteilt, dass sie es als zweifelsfrei erwiesen ansehe, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei. Es war auch beim Anschlag auf Skripal eingesetzt worden.

Den Brief an Präsident Donald Trump unterzeichneten sowohl der demokratische Ausschussvorsitzende Eliot Engel als auch die Nummer zwei, Michael McCaul, ein Republikaner. US-Präsident Donald Trump hatte sich bisher eher zurückhaltend zum Fall Nawalny geäußert. Vergangene Woche sagte er nach der Mitteilung der Bundesregierung zunächst, den USA lägen noch keine Beweise vor. Zugleich sagte er, er würde «sehr wütend» sein, wenn sich der Vorwurf bestätigen sollte. Als Konsequenz bekräftigte Trump auch seine Forderung nach einem Stopp der Ostseepipeline Nord Stream 2, die Erdgas von Russland nach Deutschland bringen soll.


Christ wegen Blasphemie zum Tode verurteilt

LAHORE: Ein Gericht in der pakistanischen Stadt Lahore hat einen Christen wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Das Urteil wolle der 37-Jährige in der nächst höheren Instanz anfechten, sagte sein Anwalt am Dienstagabend. Seit Oktober 2013 befand sich der Mann in Haft, nachdem ihn Arbeitskollegen der Gotteslästerung beschuldigt hatten. Er soll den muslimischen Propheten Mohammed in Textnachrichten beleidigt haben, was der 37-Jährige bestreitet. 2016 wurde der Fall erstmals vor Gericht verhandelt.

Pakistans Menschenrechtskommission hatte erst am Montag zunehmende Anzeigen wegen angeblicher Blasphemie beklagt. Alleine im August seien 40 Fälle von angeblicher Gotteslästerung bei der Polizei gemeldet worden. «Es ist ein beispielloser Anstieg, und wir sind besorgt, dass er konfessionelle Gewalt aufflammen lassen könnte», sagte der Vorsitzende Mehdi Hassan am Montag.

Gotteslästerung und die Beleidigung des Propheten stehen in Pakistan unter Strafe. Das südasiatische Land führte die umstrittenen Blasphemiegesetze in den 1980ern während der Amtszeit des ehemaligen Militärherrschers Zia ul-Haq ein. Insbesondere Anhänger von Minderheiten wie der muslimischen Reformbewegung Ahmadiyya oder Schiiten werden wegen angeblicher Blasphemie angeklagt. Kritiker werfen den Behörden vor, dass die Gesetze missbraucht werden.


Kind stirbt nach Überschwemmungen

ALGIER: In Algerien ist ein Kind nach starken Regenfällen in den darauffolgenden Sturzfluten ums Leben gekommen. Es sei von den Strömungen mitgerissen worden, sagte der Sprecher der Zivilschutzbehörde, Nasim Barnawi, am Dienstag in der Hauptstadt Algier. Auf bis zu 50 Zentimeter sei das Wasser in der Stadt Mila, rund 350 Kilometer östlich von Algier, angestiegen.

Heftiger Regen hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag auch in der Hauptstadt Überschwemmungen ausgelöst. Mehrere Straßen wurden unpassierbar und der Verkehr stark eingeschränkt. Autos und Geschäfte wurden beschädigt. Die Überschwemmungen hätten sogar «einen teilweisen Einsturz der Mauer der französischen Botschaft verursacht», sagte Barnawi in einem Interview des staatlichen Radiosenders.


China plant Sanktionen gegen US-Beamte mit Kontakt zu Taiwan

PEKING: China will nach Informationen der parteinahen Zeitung «Global Times» Sanktionen gegen amerikanische Beamte verhängen, die offizielle Kontakte zu Taiwan unterhalten. Wie der Chefredakteur Hu Xijin am Dienstag auf Twitter schrieb, könnten die Sanktionen auch US-Unternehmen betreffen. Den US-Beamten auf der Sanktionsliste werden demnach Besuche in China verweigert, während US-Firmen den chinesischen Markt verlieren sollen. Details nannte er nicht.

Die offiziell unbestätigte Maßnahme könnte möglicherweise eine Reaktion auf die Zunahme offizieller Kontakte der USA mit der demokratischen Inselrepublik werden. Die kommunistische Führung sieht Taiwan als Teil der Volksrepublik an, obwohl die Insel nie dazu gehört hat. Mit ihrer Ein-China-Doktrin versucht Peking, Taiwan international zu isolieren. Es untersagt diplomatischen Partnern, offizielle Beziehungen zu der Regierung in Taipeh zu unterhalten.

Der Chefredakteur der englischsprachigen «Global Times», die vom kommunistischen Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird, hat in der Vergangenheit mehrfach wichtige Informationen vorab auf Twitter berichtet. Hu Xijin gibt sich als Hardliner und ist bekannt für feurige Kommentare, die auch über die offizielle Linie hinausgehen.


Spanisches Gericht korrigiert harte Entscheidung gegen Arbeitslose

MADRID: Das höchste spanische Sozialgericht hat die Streichung des Arbeitslosengeldes für eine Frau aufgehoben, der die Hilfe nur wegen des nicht angezeigten Verkaufs einer Küchenmaschine gestrichen worden war. Die staatliche Arbeitsagentur Sepe hatte nicht nur die Zahlungen an die Frau auf den Kanaren eingestellt, sondern auch noch 4225 Euro bereits gewährter Hilfen zurückgefordert. Die Frau habe eine Einnahme von 206,76 Euro aus dem Verkauf der gebrauchten Küchenmaschine nicht angezeigt, hieß es zur Begründung. Diese Sanktionierung sei angesichts der «marginalen Einnahme extrem unverhältnismäßig und übermäßig streng», urteilte das Sozialgericht in Madrid, wie die Nachrichtenagentur Europa Press am Dienstag meldete.

Hohe Arbeitslosenzahlen vor allem unter jungen Leuten ist in Spanien seit Jahren ein Problem. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote bei mehr als 15 Prozent. Zusätzlich befinden sich mehr als drei Millionen Menschen wegen der Folgen der Corona-Pandemie in staatlich finanzierter Kurzarbeit.


Macron will bei Gipfel auf Korsika über Erdgasstreit beraten

PARIS: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will an diesem Donnerstag bei einem informellen Gipfeltreffen mit sechs südlichen EU-Staaten über den Streit um die Erdgassuche im östlichen Mittelmeer beraten. Der 42-Jährige sei für einen «anspruchsvollen Dialog» der Europäer mit dem Nato-Partner Türkei und fordere von seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan vor allem Klarheit. Das verlautete am Dienstag aus Kreisen des Pariser Präsidialamtes. Zu dem Toptreffen auf Korsika sind Staats- und Regierungschefs aus Griechenland, Zypern, Malta, Italien, Spanien und Portugal eingeladen.

Im östlichen Mittelmeer eskaliert der Streit zwischen Griechenland und der Türkei sowie zwischen der Türkei und Zypern. Griechenland bezichtigt die Türkei, vor griechischen Inseln illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Die Regierung in Ankara weist die Vorwürfe zurück und vertritt den Standpunkt, dass die Gewässer zum türkischen Festlandsockel gehören. Bei Militärmanövern war es zuletzt sogar zu einer Kollision zwischen einem griechischen und einem türkischen Kriegsschiff gekommen.

Macron will unmittelbar vor dem Treffen in der korsischen Inselhauptstadt Ajaccio den griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis empfangen. Macron hatte bereits im vergangenen Monat angekündigt, die französische Militärpräsenz im östlichen Mittelmeer vorübergehend zu verstärken. Paris verbindet mit Athen eine Militärpartnerschaft. Zuletzt wurde darüber spekuliert, dass Griechenland französische Rafale-Kampfflugzeuge kaufen könnte. Bestätigt wurde das bisher nicht. Es gebe ein «kollektives Interesse» der Europäer daran, die Beziehung zu Ankara zu stabilisieren und zu klären - denn die Türkei sei ein wichtiger Partner der EU, hieß es in Paris. Weitere Themen des Gipfels sind die Lage im bürgerkriegserschütterten Libyen und die Migration im Mittelmeergebiet.


Vereinte Nationen wollen neuen Klima-Bericht vorstellen

NEW YORK: Die Vereinten Nationen wollen am Mittwoch (17.00 Uhr MESZ) einen neuen Klima-Bericht vorstellen. UN-Generalsekretär António Guterres und Petteri Taalas, Chef der Weltorganisation für Meteorologie, einer Sonderorganisation der UN, wollen den Bericht vor Journalisten präsentieren. Er solle Klimadaten aus den Jahren 2016 bis 2020 enthalten und Vorhersagen über die weitere Entwicklung treffen.

Außerdem solle es um Treibhausgaskonzentrationen sowie die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf Emissionen gehen. Es handelt sich um den zweiten Bericht einer von der WMO veröffentlichten Serie, zu der auch zahlreiche andere UN-Organisationen Informationen zuliefern.


Neue Anklage gegen inhaftierte Britin

TEHERAN: Gegen eine seit mehr als vier Jahren im Iran inhaftierte britische Staatsbürgerin soll es eine neue Anklage geben. Eine informierte Quelle sagte dem Staatssender IRIB, dass Nazanin Zaghari-Ratcliffe und ihr Anwalt am Dienstag ins Revolutionsgericht einbestellt worden seien. Dort sei ihnen die neue Anklageschrift überreicht worden. Was diese Anklage beinhalte, wurde von der Quelle nicht erwähnt. Eine Bestätigung des IRIB-Berichts lag zunächst auch nicht vor.

Zaghari-Ratcliffe war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern in Südiran verhaftet worden. Der 41-Jährigen wird unter anderem Spionage vorgeworfen. Die Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung soll mit einem ausländischen Netzwerk versucht haben, das Regime im Iran zu stürzen. Sie wurde von einem Revolutionsgericht zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Zaghari-Ratcliffe hatte alle Anklagepunkte gegen sich zurückgewiesen und vor Gericht angegeben, dass sie nur ihre Eltern im Iran besuchen wollte. Wegen der Corona-Pandemie wurde ihr Mitte März vorübergehend Hafturlaub gewährt. Es gab danach auch Anzeichen - und Hoffnungen bei ihrer Familie in London - auf eine frühzeitige Freilassung.


Schach: WM-Kandidatenturnier wird nach Corona-Pause fortgesetzt

MOSKAU: Das im März zur Hälfte unterbrochene Kandidatenturnier der Schach-WM wird am 1. November fortgesetzt. Der Weltschachbund Fide hält vorläufig an Jekaterinburg als Austragungsort fest, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heißt. Wenn wegen der Corona-Pandemie für mindestens einen der aus China, Frankreich, der Niederlande und den USA anreisenden WM-Kandidaten Reisebeschränkungen nach Russland gelten sollten, ist die georgische Hauptstadt Tiflis als Ersatz vorgesehen.

Vor den ausstehenden sieben Runden, in denen jeder Teilnehmer nochmal auf jeden trifft, führen der Franzose Maxime Vachier-Lagrave und der Russe Jan Nepomnjaschtschi das Feld mit je 4,5 Punkten an. Der Sieger soll 2021 in Dubai in einem WM-Kampf über 14 Partien Titelverteidiger Magnus Carlsen aus Norwegen herausfordern.


Tesla schließt fünf Milliarden Dollar schwere Kapitalerhöhung ab

PALO ALTO: Der Elektroautobauer Tesla hat sich mit der Ausgabe neuer Aktien einen großen Batzen frisches Geld bei Anlegern besorgt. Der Konzern von Starunternehmer Elon Musk gab am Dienstag den Vollzug einer Kapitalerhöhung im Volumen von 5,0 Milliarden Dollar (4,25 Mrd Euro) bekannt. Tesla verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele und investiert kräftig in diverse Projekte wie den Bau seines ersten europäischen Werks in Grünheide bei Berlin. Entsprechend hoch ist der Mittelbedarf des Unternehmens aus dem kalifornischen Palo Alto.

Mit der Kapitalerhöhung nutzte Tesla eine monatelange Rekordrally an der Börse aus. Nachdem ein sogenannter Aktiensplit, bei dem Anteilseigner für jedes Papiere vier weitere bekamen, den Höhenflug zunächst weiter angetrieben hatte, gab der Kurs zuletzt jedoch deutlich nach. Am Dienstag notierten Teslas Aktien im frühen US-Handel mit fast 20 Prozent im Minus, was allerdings auch an der Bekanntgabe einer strategischen Partnerschaft des kleineren Rivalen Nikola mit dem US-Branchenriesen General Motors lag.


Brandstifter erschießen Mann im Süden von Chile

CAÑETE: Die Landkonflikte im Süden von Chile eskalieren immer weiter: In der Region Bío-Bío steckten Unbekannte in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) mehrere Häuser in Brand und töteten auf der Flucht einen jungen Mann.

Zunächst vertrieben die vermummten und bewaffneten Täter die Bewohner aus zwei Häusern nahe der Ortschaft Cañete und zündeten die Gebäude an, wie der Radiosender Cooperativa unter Berufung auf die Polizei berichtete. Auf ihrer Flucht feuerten sie auf ein Auto mit drei Insassen. Ein 21-Jähriger wurde am Kopf getroffen und erlag in Krankenhaus seinen Verletzungen.

Im Süden von Chile kam es zuletzt immer wieder zu Brandanschlägen auf Häuser und Fahrzeuge. Hinter den Angriffen sollen teilweise radikale Gruppen vom indigenen Volk der Mapuche stecken, die seit Jahrzehnten für die Rückgabe ihrer angestammten Ländereien kämpfen. «Keine Forderung, so legitim sie auch sein mag, rechtfertigt diese Gewalt», sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Juan Francisco Galli.


Taliban greifen Afghanistans ruhige Provinz Pandschschir an

KABUL: Kurz vor dem geplanten Auftakt innerafghanischer Friedensgespräche haben die militant-islamistischen Taliban die ruhige Provinz Pandschschir angegriffen. Eine unbekannte Zahl von Talibankämpfern sei am frühen Morgen in die Provinz eingedrungen, wie lokale Behördenvertreter am Dienstag mitteilten. Demnach gab es Gefechte und Geiselnahmen. Sicherheitskräfte brachten die Lage mit Hilfe von Einwohnern wieder unter Kontrolle. Die Taliban reklamierten den Überfall für sich.

Die afghanische Regierung verurteilte die Attacke. «Diese Angriffe zerschlagen die Hoffnungen von Millionen von Afghanen, die von Frieden träumen und sich auf den Beginn von Friedensgesprächen und ein Ende der Gewalt freuen», schrieb Regierungssprecher Sedik Sedikki auf Twitter.

Pandschschir ist eine der wenigen Provinzen Afghanistans, in der die Taliban keine Gebiete kontrollieren. Sie ist gleichzeitig Geburtsort des Nationalhelden Ahmad Schah Massoud, der bei einem Anschlag vor 19 Jahren getötet wurde. Afghanistans Regierung gedachte am heutigen Dienstag dem Todestag Massouds, der als brutaler Widerstandskämpfer gegen die Taliban berühmt wurde.


Polen will Ausstieg aus der Kohle beschleunigen

WARSCHAU: Polen will die Umstellung von Kohle auf erneuerbare Energien beschleunigen. Dies geht aus einem neuen Strategiepapier zur Energiepolitik hervor, das das Klima-Ministerium am Dienstag veröffentlicht hat. Demnach will Polen, das gegenwärtig fast 80 Prozent seiner Energie aus Steinkohle und Braunkohle gewinnt, diesen Anteil bis 2030 auf maximal 56 Prozent zurückfahren. Der Anteil könnte sogar bis auf 37,5 Prozent gesenkt werden, sollte der Preis für die CO2-Emissionszertifikate steigen, heißt es in dem Dokument. In einer früheren Version des Strategiepapiers zur Energiepolitik war noch die Rede davon gewesen, den Anteil der Kohle bis 2030 bei 56 bis 60 Prozent zu belassen.

Nach dem nun veröffentlichten Papier soll der Anteil von Steinkohle und Braunkohle bis 2040 im Energiemix des Landes auf 11 bis 18 Prozent zurückgefahren werden. Erneuerbare Energien sollen bis 2030 einen Anteil von mindestens 32 Prozent erreichen. Dies soll vor allem durch den Bau von Photovoltaik-Anlagen sowie von Offshore- und Onshore-Windparks geschehen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der erneuerbaren Energien in Polen bei etwas über 10 Prozent.

Weiter festhalten will Polen an seinem Plan zum Einstieg in die Atomkraft. Das erste Atomkraftwerk soll bis 2033 ans Netz gehen, insgesamt sollen sechs bis neun Atomkraftwerke im Land entstehen.


Merkel: Noch kein abschließendes Urteil zu Nord Stream 2

BERLIN: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Stopp der umstrittenen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 als Reaktion auf die Vergiftung des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny weiterhin offen gelassen.

Sie habe sich noch kein abschließendes Urteil gebildet, sagte Merkel am Dienstag nach Angaben mehrerer Sitzungsteilnehmer in der ersten Sitzung der CDU/CSU-Fraktion nach der Sommerpause in Berlin. Es sei zweifelsfrei erwiesen, dass Nawalny vergiftet worden sei.

Es sei eine europäische Reaktion auf den Fall Nawalny gefragt, betonte Merkel nach weiteren Informationen von Teilnehmern. Es sei kein Angriff auf Deutschland gewesen, aber Deutschland müsse sich auch als EU-Mitgliedsstaat erklären. Man müsse allerdings auch genau hinhören, was die EU-Partner sagten, es sei eine enge Abstimmung nötig. Der nächste Schritt sei nun, dass Russland sich erkläre. Dann müsse eine gemeinsame Entscheidung der EU fallen.


Zypern schickt Migranten umgehend in den Libanon zurück

NIKOSIA: Das EU-Mitglied Zypern hat seine Migrationspolitik radikal geändert und schickt Geflüchtete, die aus dem Libanon ankommen, neuerdings umgehend zurück. Wie der staatliche zyprische Rundfunk (RIK) berichtete, wurden am Dienstag 45 Menschen nur Stunden nach ihrer Ankunft per Boot zurück in den Libanon geschickt. Am Sonntag und Montag waren bereits 114 Menschen abgewiesen worden.

Am Montagabend hatte der zyprische Innenminister Nikos Nouris im zyprischen TV-Sender Sigma bekräftigt, der Libanon sei ein sicheres Drittland. Die Abweisung der Migranten geschehe im Einvernehmen mit der libanesischen Regierung. In den nächsten Tagen wollten die beiden Mittelmeerstaaten weitere Gespräche zum Thema führen. Eine Delegation der zyprischen Regierung solle dazu nach Beirut reisen, hieß es.

Die Flüchtlingscamps der kleinen Inselrepublik seien überfüllt, betont die Regierung in Nikosia immer wieder und fordert Hilfe seitens der EU. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben der zyprischen Polizei knapp 10.000 Migranten auf der Touristeninsel angelangt, die selbst nur rund 1,2 Millionen Einwohner hat.


Angriffe auf Pferde : Mann nach Festnahme wieder frei

PARIS: Nach mehreren Angriffen auf Pferde in Frankreich ist ein vorläufig Festgenommener Medienberichten zufolge wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Gegen den Mann gebe es keine weitere Strafverfolgung, berichtete der Fernsehsender BFMTV am Dienstag in Berufung auf die zuständige Staatsanwaltschaft. Demnach konnte das Alibi des Mannes bestätigt werden. Er war am Montag im an Deutschland grenzenden Département Haut-Rhin festgenommen worden. Der Mann war verdächtigt worden, Ende August in Villefranche-Saint-Phal im südlich von Paris liegenden Département Yonne ein Pferd und zwei Ponys misshandelt zu haben. Wie es in dem Bericht hieß, habe sich der Verdacht aber nicht bestätigt.

Die teils sehr brutalen Angriffe auf die Tiere sorgen in Frankreich seit mehreren Wochen für Entsetzen. Bereits seit Anfang des Jahres wurden Berichten zufolge Angriffe auf Pferde in unterschiedlichen Teilen Frankreichs registriert. Im Sommer hätten diese noch weiter zugenommen. Insgesamt seien in 153 Fällen wegen der Verstümmelung von Tieren in mehr als der Hälfte aller französischen Départements Ermittlungen eingeleitet, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Montagabend. In gut 30 Fällen seien die Verletzungen «extrem gewalttätig» zugefügt worden, so Darmanin. Der Innenminister rief Pferdebesitzer dazu auf, ruhig zu bleiben und keine Selbstjustiz zu betreiben.

Zuletzt war von Vorfällen im Burgund und im Département Cantal im Zentralmassiv berichtet worden. Im letzteren Fall war laut Berichten eine Stute tot und verstümmelt aufgefunden worden. Dem Tier habe unter anderem ein Ohr gefehlt. Auch in Deutschland meldeten Pferdebesitzer zuletzt Angriffe auf ihre Tiere. Etwa in der Rhein-Neckar-Region wurden mehrere Stuten und Fohlen teils schwer verletzt, ein Tier musste eingeschläfert werden.

Wegen der Ähnlichkeit der Fälle wollen Polizisten aus Frankreich und Deutschland nun kooperieren. Nach Angaben eines Sprechers der Mannheimer Polizei vom Dienstag sollen die Fälle verglichen werden. Bislang gebe es allerdings noch keine Hinweise, dass es sich um ein und denselben Täter handeln könnte.


Maltas Justizminister in Austausch mit Mord-Verdächtigem

VALLETTA: Maltas Justizminister Edward Zammit Lewis soll einem Medienbericht zufolge in engem Austausch mit dem Verdächtigen im Fall der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia gestanden haben. Zammit Lewis und der Unternehmer Yorgen Fenech sollen zwischen Januar und Oktober 2019 Hunderte WhatsApp-Nachrichten ausgetauscht haben, wie die «Times of Malta» am Dienstag berichtete.

Fenech wird verdächtigt, den Auftragsmord als Mittäter bestellt zu haben. Er war im November 2019 festgenommen worden, als er Malta mit einer Jacht verlassen wollte. Die regierungskritische Bloggerin Caruana Galizia hatte über Korruption beim Bau eines Gaskraftwerks recherchiert, an dem Fenech beteiligt war. Im Oktober 2017 wurde die Journalistin mit einer Autobombe getötet.

Maltas Justizminister wies die Vorwürfe auf Nachfrage nicht zurück. Aber er habe «lange bevor» Fenech verhaftet worden sei, den Kontakt abgebrochen, sagte Zammit Lewis der «Times of Malta». Er habe keine geschäftliche Beziehung mit dem verdächtigen Unternehmer gehabt. Fenech bestreitet die Vorwürfe der Mordanklage. Das Vorverfahren gegen ihn wird am 6. Oktober fortgesetzt.


Wirecard-Insolvenzverwalter: Starkes Interesse an Auslandstöchtern

ASCHHEIM/MÜNCHEN: Der Insolvenzverwalter des durch einen milliardenschweren Bilanzskandal in die Pleite gestürzten Zahlungsabwicklers Wirecard rührt weiter die Werbetrommel für den Verkauf einzelner Unternehmensteile. Zahlreiche Investoren seien an einem Erwerb der rumänischen Tochter interessiert und dürften in der kommenden Woche verbindliche Angebote abgeben, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Insolvenzverwalters Michael Jaffé. Hohes Interesse bestehe auch an indonesischen Töchtern sowie an dem Geschäft in Vietnam. Für diese lägen mehrere indikative Angebote vor. Auch Gesellschaften in Singapur sollen unter den Hammer kommen, ein eigens bestellter Manager dafür braucht aber noch den Segen der Behörden.

Wirecard hatte im Juni dieses Jahres Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Wirecard-Vorstand seit 2015 Scheingewinne auswies. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren. Seit einiger Zeit stehen die Einzelgesellschaften des Konzerns nun zum Verkauf, die Erlöse sollen den Gläubigern zugute kommen. In Brasilien meldete Jaffé vor gut zwei Wochen einen ersten Verwertungserfolg, dem die Aufseher im Land aber noch zustimmen müssen.


Österreich will Ski-Gebiete im Winter offenhalten

LJUBLJANA: Trotz der Corona-Krise will Österreich die Skigebiete im kommenden Winter offenhalten. «Wir müssen in allen Bereichen unseres Lebens versuchen, ein so normales Leben wie möglich zu führen», betonte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag bei einem Besuch in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. «Wintertourismus und Skifahren wird möglich sein.»

Mit Blick auf die Skisaison verwies Kurz darauf, dass der Tourismus ein großer Wirtschaftsfaktor in Österreich sei. Es gehe um sehr viele Arbeitsplätze. Ein Konzept werde derzeit ausgearbeitet, sagte Kurz. Details nannte er nicht. Zugleich betonte er, dass es Après-Ski in der gewohnten Form nicht geben werde. Bei Partys im Skiort Ischgl hatten sich viele Touristen gerade auch aus Deutschland mit dem Virus angesteckt.


Chinesischer Automarkt legt im August weiter spürbar zu

PEKING: Der chinesische Automarkt hat auch im August an die bessere Entwicklung nach dem Corona-Lockdown angeknüpft. Mit 1,73 Millionen Autos wurden 8,8 Prozent mehr Fahrzeuge an die Endkunden verkauft als vor einem Jahr, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Dienstag in Peking mitteilte. Bereits im Juli hatten die Verkäufe ähnlich stark über dem Vorjahresmonat gelegen. Vergangene Woche hatte der Verband auf Basis vorläufiger Zahlen allerdings noch von einem Plus von rund 10 Prozent gesprochen.

Der PCA zählt den Verkauf von Pkw, SUVs und kleineren Nutzfahrzeugen an die Endkunden. Der Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) bezieht dagegen auch schwere Nutzfahrzeuge in seine Statistik ein und misst den Absatz der Hersteller an die Händler. Hier hatte der CAAM in der vergangenen Woche anhand von Eckdaten ein Plus von 11,3 Prozent für den August in Aussicht gestellt.

China ist der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), Daimler und BMW. Die Covid-19-Pandemie hatte in China früh im Jahr das Wirtschaftsleben lahmgelegt, allerdings fuhren die Autofabriken auch früher als in Europa und Nordamerika wieder hoch.


Schlag gegen sizilianische Mafia: Milano wieder in Haft

PALERMO: Das sizilianische Mitglied der Mafia Salvatore Milano, genannt «Totuccio» oder «Tatieddu», sitzt wieder in Haft. Die Anti-Mafia-Direktion der Staatsanwaltschaft in Palermo werfe dem Italiener Erpressung vor, strafverschärfend komme der Einsatz von Mafia-Methoden hinzu, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Ermittler und der Polizei am Dienstag. Ein Gericht in Palermo habe deshalb entschieden, Milano in Untersuchungshaft zu nehmen.

Milano soll gemeinsam mit Komplizen in den Jahren 2016 und 2017 Händler in der Altstadt von Palermo erpresst haben. Diese mussten demnach Beträge zwischen 500 und 1000 Euro zahlen, um ihren Geschäften nachgehen zu dürfen und Vergeltungsaktionen der Mafia zu entgehen. Milano gilt als eines der führenden Mitglieder der Cosa Nostra in Palermo und war bereits 2008 wegen Mafia-Zugehörigkeit verurteilt worden. Zuletzt befand er sich auf Antrag seiner Anwälte mit einer elektronischen Fußfessel im Hausarrest.


Von der Leyen baut nach Hogan-Rücktritt Team um

BRÜSSEL: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen baut nach dem Rücktritt ihres Handelskommissar Phil Hogan ihr Team um. Wie von der Leyen am Dienstag in Brüssel mitteilte, wird Vizepräsident Valdis Dombrovskis das wichtige Handelsressort übernehmen. Für den Iren Hogan neu ins Team kommt Mairead McGuinness. Sie war bisher Vizepräsidentin des Europaparlaments und soll die Zuständigkeit für Finanzmarktpolitik bekommen.

Hogan war Ende August wegen Missachtung von Corona-Regeln zurückgetreten. Er hatte bei einem Heimatbesuch in Irland aus Sicht der irischen Regierung mehrere Pandemie-Auflagen verletzt, darunter Quarantänepflichten und Bewegungseinschränkungen. Die Affäre begann mit einem Dinner in einem Golfclub, an dem etwa 80 Personen teilgenommen hatten - weit mehr als zulässig.


China und Indien werfen sich gegenseitig vor, Warnschüsse abzugeben

NEU DELHI/PEKING: Indien und China haben sich gegenseitig vorgeworfen, an ihrer gemeinsamen Grenze im Himalaya Warnschüsse abgegeben zu haben. Die Beziehung der benachbarten Atommächte hat sich nach einem tödlichen Grenzzwischenfall vor gut drei Monaten, bei dem mindestens 20 indische Soldaten gestorben sind, verschlechtert. Anschließende Deeskalationsgespräche von militärischen und diplomatischen Vertretern der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt konnten die Spannungen bislang nicht vollends beruhigen.

China warf Indien dann am Dienstag «schwerwiegende militärische Provokationen» vor. Indische Truppen hätten am Montag die Grenzlinie beim Pangong-See überschritten und Warnschüsse abgegeben, worauf die Chinesen Gegenmaßnahmen ergriffen hätten, um die Lage zu stabilisieren, sagte ein chinesischer Militärsprecher. Das indische Verteidigungsministerium wies diese Vorwürfe zurück und warf chinesischen Soldaten seinerseits «aggressive Manöver» sowie die Abgabe von Warnschüssen vor. Die indischen Truppen hätten darauf mit «großer Zurückhaltung» reagiert.

Der Streit der asiatischen Rivalen um ihre gemeinsame Grenze dauert schon lange. In den 60er Jahren hatten beide Staaten einen kurzen Krieg geführt, den China gewann. Der tödliche Zusammenstoß im Juni war der schlimmste seit Jahrzehnten. Danach stand Indiens Premierminister Narendra Modi innenpolitisch stark unter Druck, Peking hart zu antworten. Sein Land ist China aber militärisch unterlegen. Die indische Regierung hatte darauf mehr als Hundert chinesische Apps in Indien verboten, darunter das beliebte TikTok und PUBG Mobile. Seit dem Zusammenstoß werfen sich Neu Delhi und Peking immer wieder gegenseitig vor, mit Truppenbewegungen an der Grenze zu provozieren und zu versuchen, dort den Status quo zu ändern.


Mindestens 19 Tote bei Bergbau-Unglück im Nordwesten Pakistans

ISLAMABAD: In Pakistan sind bei einem Unglück in einem Marmorsteinwerk mindestens 19 Bergarbeiter gestorben.

Geröll stürzte plötzlich auf die Arbeiter in der nordwestlichen Provinz Khyber-Pakhtunkhwa und blockierte einen Stollen, wie ein lokaler Polizeisprecher am Dienstag sagte. Immer noch werden etwa 20 weitere eingeschlossene Arbeiter in dem Steinwerk vermutet, nachdem die Toten aus den Trümmern geborgen worden seien, hieß es aus der Provinzverwaltung.


Prozessauftakt nach Säbelattacke in finnischer Schule

HELSINKI: Im finnischen Kuopio hat am Dienstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der vor rund einem Jahr mit einem Säbel in eine Berufsschule gestürmt sein und eine Frau getötet haben soll. Neun weitere Menschen wurden bei der Attacke verletzt.

Einem Bericht des finnischen Fernsehens Yle zufolge muss sich der 1994 geborene Mann wegen Mordes, 19 versuchter Morde, Sabotage und versuchter schwerer Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Haftstrafe.

Die Staatsanwältin sagte am ersten Verhandlungstag, das Motiv des Angeklagten sei gewesen, unschuldigen Menschen so viel Angst wie möglich einzujagen. Er habe die Tat bereits seit 2017 geplant und sich nur zu diesem Zweck an der Berufsschule angemeldet.

In der Anklageschrift hieß es Yle zufolge, der Mann habe sich 2018 in einem Schützenverein angemeldet, um Schießen zu üben. Er habe sich ein Luftgewehr im Internet bestellt, das er bei der Tat aber nicht einsetzte. Außerdem soll er eine Motorsäge gekauft haben, die sich aber als unpraktisch erwies.

Im Polizeiverhör habe der Angeklagte die Taten eingeräumt, hieß es weiter. Andere Schulattentate hätten ihn inspiriert. Es sei ihm nicht gut gegangen und die Idee habe ihm das Gefühl gegeben, dass das Leben einen Sinn habe.

Der Anwalt des Mannes sagte Yle, dass sein Mandant seine Aussage inzwischen geändert habe. Er bereue die Tat. Sein Ziel sei es gewesen, bei dem Angriff selbst getötet zu werden.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.