Neuerscheinungen

Foto: Dtv.de
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BERLIN (dpa) - James Baldwins Essays gegen Rassismus in neuer Übersetzung

James Baldwin (1924-1987) war eine der wichtigsten afroamerikanischen Stimmen in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Nach dem überragenden Erfolg seines autobiografischen Debütromans «Go Tell It on the Mountain», der unter dem Titel «Von dieser Welt» neu übersetzt wurde, standen ihm viele Möglichkeiten offen, seine Erzählungen, Gedichte und Essays zu veröffentlichen. 1963, mitten in den Kämpfen der Bürgerrechtsbewegung, erschien Baldwins Buch «Nach der Flut das Feuer». In den beiden Essays, aus denen das Buch besteht, setzt sich Baldwin mit dem alltäglichen Rassismus der amerikanischen Gesellschaft auseinander. Im ersten Text, «Mein Kerker bebte: Brief an meinen Neffen zum hundertsten Jahrestag der Sklavenbefreiung», spricht er direkt die nächste Generation an und drängt sie, nicht nach Rache zu streben, sondern eine Zukunft voller Gemeinsamkeiten zu schaffen. Im zweiten Essay, «Vor dem Kreuz: Brief aus einer Landschaft meines Geistes», setzt sich Baldwin mit der Rolle auseinander, die die Religionen bei der Überwindung der Unterdrückung spielen könnten, aktuell aber nicht leisten. Wie häufig in seinen Texten basiert Baldwin auch diese Essays ganz erheblich auf seinen persönlichen Erfahrungen und erreicht so eine faszinierende Direktheit. Die rassistischen Vorfälle in den USA der vergangenen Jahre zeigen, wie aktuell die neu übersetzten Texte auch heute sind.

Katharina Kepler - «Der Astronom und die Hexe»

Stuttgart dpa) - Unter den vielen Hexenprozessen im Deutschland der Frühen Neuzeit sticht einer in seiner Prominenz hervor. Es ist der Prozess gegen Katharina Kepler, Mutter des Astronomen Johannes Kepler. Er ist nicht nur besonders gut dokumentiert, sondern auch deshalb herausragend, da der berühmte Sohn persönlich die Verteidigung seiner alten Mutter übernahm und sie letztlich vor Folter und Scheiterhaufen bewahrte. Die Historikerin Ulinka Rublack hat mit «Der Astronom und die Hexe» ein bewegendes Buch im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Aberglaube geschrieben. Es gelingt ihr das Porträt einer starken und mutigen Frau, die es weder als Gattin eines unzuverlässigen, oft abwesenden Ehemannes noch später als Witwe leicht hatte. Sichtbar wird eine Gesellschaft, die Frauen starren Regeln unterwarf und vor allem älteren Frauen misstrauisch und ungerecht begegnete. Häufig wurden gerade sie der Hexerei verdächtigt. Ein klarsichtiges, niemals reißerisches Buch, das sich streng an den Quellen orientiert.

Zensur - Debatte um einen Kampfbegriff

BERLIN (dpa) - Mit dem Begriff Zensur ist man heutzutage schnell bei der Hand. Vor allem bei Rechtspopulisten sei das Wort zum "Kampfbegriff» geworden, meint die Literaturwissenschaftlerin Nikola Roßbach. Mit dem Ruf «Zensur!» solle eine Debatte von vorneherein abgewürgt werden. Dieser hochaktuelle Aspekt spielt in ihrem Buch «Achtung Zensur!» eine große Rolle. Doch neben der Debatte um die Meinungsfreiheit im modernen Rechtsstaat gibt es noch den Klassiker: die Zensur in Diktaturen und Autokratien, die allerdings selbst diesen Begriff vermeiden. In China etwa spricht man stattdessen zynischerweise von «Harmonie». Ein weiterer Aspekt des Buches befasst sich mit der Freiheit der Kunst. Was ist erlaubt und welche Grenzen gibt es, etwa wenn Persönlichkeitsrechte tangiert sind? Dass der Schutz von Minderheiten bisweilen groteske Einschränkungen der Redefreiheit zur Folge hat, zeigen Beispiele aus amerikanischen Hochschulen. Doch das sind auf ein bestimmtes Milieu beschränkte Extremfälle, die im Buch etwas viel Raum einnehmen.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.