Neuerscheinungen

Foto: suhrkamp.de/Screenshot
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Höchstes Lesevergnügen mit Sloterdijks Notizen II

BERLIN (dpa) - Literarische Tagebücher werden selten ein Bestseller. Doch mit seinem ersten Notizen-Band «Zeilen und Tage» landete Peter Sloterdijk 2012 sowohl beim Publikum wie bei der Kritik einen Hit.

Jetzt hat der streitbare Philosoph mit «Neue Zeilen und Tage» sein Werk für die Jahr 2011 bis 2013 fortgesetzt - mit unvermindertem Scharfsinn, Witz und Weitblick. In einem atemberaubenden Parforceritt geht es querbeet durch Geschichte und Gegenwart, Philosophie und Literatur, Alltag und Kultur, immer reichlich garniert mit augenzwinkernder Arroganz. Selbst die auffallend zunehmende Auseinandersetzung des inzwischen 71-jährigen Autors mit Krankheit, Alter und Sterben behält den wunderbar leichten Ton. Fazit: Rundum höchstes Lesevergnügen, das auch die eigene Erinnerung an diese so gar nicht ferne Vergangenheit neu herausfordert.

Sehnsucht nach dem Süden - wie Rom und Athen Berlin inspirierten

BERLIN (dpa) - Bevor der Architekt Andreas Schlüter das Berliner Stadtschloss zu einem prächtigen Barockbau umgestaltete, schickte ihn Kurfürst Friedrich III.

Ende des 17. Jahrhunderts erst einmal auf Studienreise. In Rom fand der Mann aus dem Norden die Inspirationen für die Schlossfassade und den Innenhof. Ähnlich sein Kollege und Rivale Eosander, der mit dem Westportal einen römischen Triumphbogen nachbaute. Seither haben sich viele Baumeister in der deutschen Hauptstadt an mediterranen Vorbildern orientiert, wie der Kunsthistoriker Horst Bredekamp in «Berlin am Mittelmeer» zeigt. Da ist das Brandenburger Tor, das den Propyläen der Akropolis in Athen nachempfunden wurde oder die Lindenoper, deren Front der Rotonda von Renaissancearchitekt Andrea Palladio in Vicenza ähnelt. Im Humboldt Forum schließlich, dessen Gründungsintendanz Bredekamp angehörte, verknüpft der Architekt Franco Stella aus Vicenza den römisch inspirierten Barock Schlüters mit Elementen des italienischen «Razionalismo». Mit «transalpinen Spiegeln», so Bredekamp, hat sich Berlin seit Schlüters Zeiten südliche Grandezza an die Spree geholt.

Piketty und andere: «Die weltweite Ungleichheit»

MÜNCHEN (dpa) - In den letzten Jahrzehnten hat die Ungleichheit weltweit zugenommen. Diese Tatsache wurde noch nie so gut dokumentiert wie in dem «World Inequality Report», der jetzt auch auf Deutsch vorliegt.

Autoren sind der französische Starökonom Thomas Piketty («Das Kapital im 21. Jahrhundert») und ein Forscherteam aus renommierten Wirtschaftswissenschaftlern. Sie haben Daten aus den USA, der EU, Russland und China und weiteren Schwellenländern zusammengetragen. Seit 1980 ist der Trend überall derselbe: Das oberste ein Prozent sichert sich ein immer größeres Stück vom Einkommens-Kuchen eines Staates, nämlich in den USA zurzeit etwa 20 Prozent, während die untersten 50 Prozent dort nur auf 13 Prozent kommen. In Europa sieht es dank eines gut ausgebauten Sozialstaates besser aus, aber auch hier geht die Schere auseinander. Wie kann der Trend gestoppt werden? Die Autoren empfehlen einen hohen Spitzensteuersatz, Investitionen in Bildung, internationale Finanzregister. Ein Buch voller Statistiken, das viele Argumentationshilfen an die Hand gibt.

«Mit Wein Staat machen» - eine kleine Kulturgeschichte

BERLIN (dpa) - Im Jahr 2012 stolperte der Kanzlerkandidat der SPD über die unbedachte Äußerung, er würde keinen Wein unter dem Preis von 5 Euro kaufen.

Ein Sturm der Entrüstung fegte danach über ihn hinweg. Peer Steinbrück hätte es wissen müssen: Genussorientierung ist in Deutschland, anders als zum Beispiel in Frankreich, als Luxus verpönt. Nur Wenigen wurde dieses «Laster» verziehen, allerdings nur wenn es sich wie zum Beispiel bei Helmut Kohl aus dessen Herkunft erklären konnte. Dennoch ist Wein im politischen Kontext unerlässlich. Kaum ein Staatsbesuch ist denkbar ohne Bankett und Wein. Der Politikwissenschaftler und Journalist Knut Bergmann hat sich des Themas angenommen: «Mit Wein Staat machen» zeigt Wein und staatliche Repräsentation als Teil der deutschen Kulturgeschichte. Das Buch gliedert sich in 25 aufmerksam recherchierte Kapitel, die alle Facetten des Themas vom Kaiserreich bis in unsere heutige Zeit beleuchten. Der Autor bedient sich dabei einer klaren Sprache, die das Buch neben vielen Details und einem unterhaltsamen und zuweilen launischen Ton zu einem Lesegenuss macht.

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