Neuer Schwung oder Stillstand?

UN-Klimakonferenz startet in Madrid

Foto: epa/Javier Lizon
Foto: epa/Javier Lizon

MADRID (dpa) - «Zeit zu handeln», lautet das Motto des diesjährigen Klimagipfels. Denn Experten warnen schon lange, dass kaum noch Zeit bleibt, um die Erderwärmung zu stoppen. Dennoch wird die Konferenz vermutlich kaum konkrete Fortschritte bringen.

Unter den kritischen Blicken der «Fridays for Future»-Bewegung startet am Montag die 25. UN-Klimakonferenz in Madrid. Zum Auftakt werden unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Spaniens Hauptstadt erwartet. Insgesamt haben sich rund 50 Staats- und Regierungschefs angekündigt. Auf Ministerebene wird aber erst in der zweiten Konferenzwoche verhandelt. Allerdings gibt es große Zweifel, ob der Gipfel einen echten Durchbruch bringen kann.

Den Vorsitz hat weiter Chile, denn ursprünglich sollten das Treffen in dem südamerikanischen Land stattfinden. Wegen der sozialen Proteste dort sprang kurzfristig Madrid als Gastgeber ein, wo der Gipfel in Rekordzeit auf dem Messegelände Ifema organisiert wurde.

Delegationen aus 196 Staaten sowie die EU und internationale Organisationen nehmen teil, das Ende ist für 13. Dezember geplant. 5.000 Sicherheitskräfte sollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Seit die Staaten sich 2015 im historischen Abkommen von Paris vorgenommen haben, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, dienen die UN-Gipfel der Umsetzung des Paktes. Dieses Mal soll vor allem das Ziel vorangetrieben werden, 2020 ehrgeizigere nationale Klimaschutz-Pläne vorzulegen. Zudem wird diskutiert, nach welchen Regeln ein internationaler Markt im Klimaschutz funktionieren kann. Auch die Frage, wer die Behebung der durch den Klimawandel verursachten Schäden speziell in armen Ländern bezahlen soll, steht auf der Agenda.

Nach derzeitigem Stand reichen die Pläne der Staaten für das Einsparen von Treibhausgasen bei Weitem nicht aus - und viele Länder schaffen nicht einmal das, was sie angekündigt haben. UN-Chef Guterres hatte am Sonntag in einer Rede moniert, dass die bisherigen Bemühungen um den Klimaschutz «absolut unzureichend» seien. Es mangele eindeutig an politischem Willen. «Unser Krieg gegen die Natur muss aufhören - und wir wissen, dass das möglich ist.»

Mit Blick auf die «Fridays for Future»-Bewegung lobte der UN-Chef, dass gerade junge Menschen derzeit auf bemerkenswerte Weise die Führung in puncto Klimaschutz übernommen hätten. Die Initiatorin der Proteste, Greta Thunberg, rechnet damit, es noch rechtzeitig zum großen Klima-Marsch am Freitag nach Madrid zu schaffen. Nach ihrer Atlantik-Überfahrt auf dem Katamaran «La Vagabonde» werde sie voraussichtlich am Dienstag in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon anlanden, twitterte die 16-Jährige. Von dort sind es noch 600 Kilometer bis nach Madrid.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hob die besondere Bedeutung der kommenden Monate für den Kampf gegen den Klimawandel hervor. «Der internationale Klimaschutz tritt in eine entscheidende Phase. (...) Das Pariser Abkommen gibt vor, dass alle Staaten bis zur nächsten Weltklimakonferenz Ende 2020 in Glasgow ihre überarbeiteten nationalen Klimaschutzbeiträge vorlegen müssen. Das ist die Chance für den nächsten großen Schritt beim Klimaschutz», erklärte die SPD-Politikerin am Sonntag in Berlin.

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