Frankreich will nach Enthüllungen Überwachungsvorwürfe untersuchen

Foto: Freepik
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PARIS: Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal hat erstaunt und entrüstet auf Medienenthüllungen reagiert, wonach Journalisten mit der Pegasus-Software des israelischen Unternehmens NSO überwacht wurden. «Das ist natürlich ein äußerst schockierender Sachverhalt», sagte Attal am Montag dem Sender Franceinfo. Er kündigte - nicht näher detaillierte - Untersuchungen an. «Wir hängen sehr an der Pressefreiheit», fügte er hinzu.

Ein internationales Journalistenkonsortium hatte zuvor neue Vorwürfe gegen NSO veröffentlicht. IT-Experten fanden Berichten zufolge auf 37 Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen und Geschäftsleuten Spuren von Angriffen mit der Pegasus-Software des Unternehmens. Die Nummern seien Teil eines Datensatzes von mehr als 50.000 Telefonnummern, den die Journalisten gemeinsam mit den Organisationen Forbidden Stories und Amnesty International auswerteten. Die Nummern sollen den Berichten zufolge offenbar von NSO-Kunden als potenzielle Ausspähziele ausgewählt worden sein. NSO hatte die Vorwürfe am Sonntag zurückgewiesen.

An dem Konsortium sind auch die «Süddeutsche Zeitung», NDR, WDR und die «Zeit» beteiligt. Nach ihrer Darstellung legen die Recherchen des «Pegasus-Projekts» nahe, dass Hunderte Journalisten, Menschenrechtler, Oppositionelle und Politiker ausgewählt wurden, um sie mit der Software zu überwachen. So stünden die Nummern von mehr als 180 Journalistinnen und Journalisten aus verschiedenen Ländern auf der Liste. Nummern deutscher Journalisten seien nicht darunter.

Wie die Tageszeitung «Le Monde» auf ihrer Internetseite berichtete, umfasst die Pegasus-Liste rund 30 Journalisten und Chefs von Medienunternehmen in Frankreich. Die Online-Plattform «Mediapart» berichtete, die Mobiltelefone von zwei Journalisten des Hauses seien im Zeitraum 2019 bis 2020 von der Pegasus-Software ins Visier genommen wurden - dahinter stünden marokkanische Geheimdienste, lautete der Vorwurf. «Wir stellen Anzeige beim Staatsanwalt der Republik in Paris», schrieb «Mediapart». Regierungssprecher Attal nahm in dem Interview keine Stellung zu möglichen Hintergründen der Affäre und äußerte sich auch nicht zu den Vorwürfen, die in diesem Zusammenhang gegen Marokko gerichtet sind.

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