Neue Stufe im Handelskrieg

USA erhöhen Strafzölle auf China-Importe

Foto: epa/John G. Mabanglo
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WASHINGTON (dpa) - Die Situation in der Handelsauseinandersetzung zwischen den USA und China ist verfahren. Keine Seite lenkt ein. Stattdessen folgt eine Eskalation auf die nächste. Nun geht es in die neueste Runde eines erbitterten Konflikts, der zunehmend die globale Wirtschaft belastet.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu: Die US-Regierung wird sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um jeweils fünf Prozentpunkte anheben, wie US-Präsident Donald Trump am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter verkündete. Seine Ansage kam nur Stunden, nachdem die chinesische Regierung ihrerseits neue Strafzölle auf US-Einfuhren angekündigt hatte. Die erbitterte Auseinandersetzung der beiden größten Volkswirtschaften hat damit die nächste Eskalationsstufe erreicht.

Ab Oktober würden die bereits verhängten Zölle auf chinesische Importe im Wert von rund 250 Milliarden US-Dollar von 25 Prozent auf 30 Prozent erhöht, erklärte Trump. Die Strafzölle auf weitere China-Importe im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar sollen demnach von 10 Prozent auf 15 Prozent erhöht werden. Diese zweite Tranche an Strafzöllen soll in zwei Schritten, am 1. September und am 15. Dezember eingeführt werden, wie die US-Regierung zuvor erklärt hatte.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China läuft seit Monaten und belastet zunehmend die globale Wirtschaft. Beide Seiten überziehen einander schrittweise mit immer neuen Strafzöllen. Von Mitte Dezember an werden fast alle chinesischen Importe in die USA mit Strafzöllen belegt sein. Der US-Regierung bleibt als Hebel inzwischen also nur noch, deren Höhe anzuheben. Genau dafür hat sich Trump entschieden.

Am Freitag hatte zunächst das chinesische Handelsministerium mitgeteilt, zusätzliche Zölle in Höhe von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar (68 Milliarden Euro) zu erheben. Die Zölle sollen - parallel zu den Strafmaßnahmen der Amerikaner - in zwei Schritten am 1. September und 15. Dezember angehoben werden. China wird zunächst auf Sojabohnen und Erdölimporte einen Zusatzzoll von fünf Prozent verhängen. Autozölle in Höhe von 25 Prozent sollen im Dezember folgen.

Trump schrieb dazu am Freitagabend auf Twitter: «China hätte keine neuen Zölle auf US-Waren im Umfang von 75 Milliarden Dollar verhängen sollen (politisch motiviert!).»

Nach der Ankündigung aus Peking hatte Trump schon am Freitagmorgen eine Reihe wütender Tweets abgesetzt und eine umgehende Reaktion angekündigt - was für Nervosität an den Märkten sorgte und Kurse absacken ließ. «Wir brauchen China nicht, und - ehrlich gesagt - ginge es uns ohne sie besser», schrieb der US-Präsident da. Die USA würden von China nur beraubt. US-Firmen sei «hiermit befohlen, sich sofort um Alternativen zu China zu bemühen» und Produkte wieder zu Hause in den USA herzustellen, erklärte Trump.

Er ließ offen, wie er gedenkt, eine «Anordnung» an Konzerne umzusetzen. Die Regierung kann Firmen zum Beispiel eine Standortwahl erschweren, jedoch nicht diktieren - wie von Trump nahegelegt. Auch sonst hat die US-Regierung keine Befehlsgewalt über amerikanische Firmen. Die Wortmeldung des Präsidenten sorgte allgemein für Irritationen. Experten wandten ein, ihnen sei nicht klar, wie der Präsident Unternehmen Geschäfte mit China untersagen wolle.

Das Wachstum in beiden Ländern leidet bereits unter dem Handelskonflikt. Eine Spirale immer weiterer und höherer Strafzölle scheint sich nur vermeiden zu lassen, wenn eine Seite nachgibt. Bislang ist aber keine Einigung in Sicht.

Der Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften dürfte am Wochenende auch die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder in Biarritz beschäftigen. China ist bei dem Gipfel führender westlicher Industriestaaten nicht eingeladen.

Der Handelskonflikt zieht die globale Wirtschaft nach unten und betrifft alle Nationen, vor allem exportorientierte wie Deutschland. Zudem hat Trump auch Handelskonflikte mit Verbündeten vom Zaun gebrochen, etwa mit der EU. Sollten Verhandlungen bis November zu keiner Einigung führen, drohen die USA mit Strafzöllen auf Autoimporte aus der EU. Das würde vor allem deutsche Hersteller schmerzlich treffen.

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