Neue Runde im Hymnenstreit

Trump lädt Super-Bowl-Gewinner aus

US-Präsident Donald J. Trump. Foto: epa/Shawn Thew
US-Präsident Donald J. Trump. Foto: epa/Shawn Thew

WASHINGTON (dpa) - Der Streit über die Nationalhymne im Football lässt die USA nicht los. Donald Trump hat sich dabei keine Freunde unter den Spielern gemacht. Nun erteilt er dem Super-Bowl-Gewinner Philadelphia Eagles eine Absage - und zieht damit Kritik auf sich.

US-Präsident Donald Trump hat den Hymnenstreit in der nordamerikanischen Football-Profiliga NFL neu befeuert, indem er den Super-Bowl-Gewinner Philadelphia Eagles von einer Siegesfeier im Weißen Haus auslud. Das Weiße Haus nannte am Montag als Grund für die Absage, dass viele Spieler der Eagles die Teilnahme an der für Dienstag geplanten Veranstaltung verweigert hätten und nur eine kleine Delegation im Weißen Haus erschienen wäre. Mehrere Spieler hatten erklärt, sie würden aus Protest gegen Trump und seine Rhetorik fernbleiben. Die Gewerkschaft der NFL-Spieler kritisierte Trumps Entscheidung.

Die Philadelphia Eagles hatten im Februar überraschend den Super Bowl gegen Titelverteidiger New England Patriots gewonnen. Es war das erste Mal in der Geschichte des Teams, dass es das Finale der National Football League für sich entschied.

Dass ein Teil der Spieler den Besuch im Weißen Haus ablehnen würde, war keine große Überraschung. Trump hat sich mit seinen Aussagen über NFL-Spieler, die aus Protest beim Abspielen der Nationalhymne sitzen bleiben oder an der Seitenlinie knien, keine Freunde gemacht. «Während des Abspielens der Nationalhymne im Umkleideraum zu bleiben ist ebenso respektlos unserem Land gegenüber wie das Knien (während der Hymne). Tut mir leid!», legte Trump auf Twitter zu der Absage nach.

NFL-Profis hatten im vergangenen Jahr während der Hymne immer wieder das Knie gebeugt, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze und Ungleichheit zu protestieren. Den Anfang hatte am 14. August 2016 Colin Kaepernick gemacht, damals erfolgreicher Quarterback der San Francisco 49ers. Kaepernick trat eine regelrechte Welle los, der sich später auch Sportler außerhalb des Footballs anschlossen. Trump beschimpfte die Spieler immer wieder heftig und forderte die Liga zum Handeln auf. Die NFL verfügte vor kurzem, dass die Spieler stehen müssen. Andernfalls sollen die Vereine mit Geldstrafen belegt werden.

Eagles-Fans, die beim Besuch ihres Teams im Weißen Haus am Dienstag dabei sein wollten, wurden eingeladen, an einer Ersatzveranstaltung teilzunehmen. Trump kündigte dazu auf Twitter an, man werde stolz die Nationalhymne spielen.

Die Spielergewerkschaft NFLPA erklärte, sie sei enttäuscht über die Entscheidung des Präsidenten, das Team auszuladen. Das habe dazu geführt, dass mehrere Veranstaltungen für junge Menschen in Washington abgesagt worden seien, hieß es in einer Mitteilung. «NFL-Spieler lieben ihr Land, sie unterstützen unsere Soldaten, sie geben ihren Gemeinschaften etwas zurück und sie streben danach, Amerika zu einem besseren Ort zu machen.»

Scharfe Kritik zog sich Trump zudem vom Bürgermeister von Philadelphia zu. Der Demokrat Jim Kenney warf dem Republikaner vor, kein Recht dazu zu haben, über Patriotismus zu reden, da er sich selbst geweigert habe, für sein Land zu dienen. Kenney nahm damit Bezug darauf, dass Trump wegen mehrerer Ausnahmeregelungen einem Einsatz im Vietnam-Krieg entging.

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