Neue Großdemos - Junta stellt Haftbefehle gegen Ärzte aus

Kinder spielen mit Wasser anlässlich des Thingyan-Wasserfestes in einem Dorf in Naypyitaw. Foto: epa/Stringer
Kinder spielen mit Wasser anlässlich des Thingyan-Wasserfestes in einem Dorf in Naypyitaw. Foto: epa/Stringer

YANGON: Zweieinhalb Monate nach dem Militärputsch in Myanmar haben am Mittwoch wieder zahlreiche Menschen gegen die neue Junta protestiert. Großkundgebungen gab es vor allem in den Städten Mandalay und Monywa im Norden. Viele Menschen boykottieren derzeit das traditionelle Neujahrsfest Thingyan, das noch bis Freitag dauert. Stattdessen gibt es in dem südostasiatischen Land Demonstrationen und Protestaktionen gegen die Generäle. Die Armee versucht, mit massiver Gewalt jeden Widerstand zu unterdrücken.

Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden seit dem Putsch mindestens 714 Menschen getötet, darunter etwa 50 Kinder. Mehr als 3000 Junta-Gegner sitzen in Haft. Die Militärführung stellte derweil Haftbefehle gegen 20 Ärzte aus, einige von ihnen prominente Vertreter des Gesundheitssystems im Kampf gegen das Coronavirus. Viele Ärzte weigern sich seit dem Putsch, in staatlich kontrollierten Krankenhäusern zu arbeiten und sind im Untergrund tätig.

«Ich freue mich über die großen Menschenmengen, die heute in Mandalay und Monywa zusammengekommen sind», sagte Kyaw Kyaw, ein Anwohner aus Monywa, der Deutschen Presse-Agentur. «Das zeigt, dass wir trotz der Brutalität des Militärs nie aufgeben werden.» Zuverlässige unabhängige Angaben, wie viele Menschen in dem mit mehr als 54 Millionen Einwohnern auf die Straße gehen, gibt es nicht. Das Internet wird von den Militär-Machthabern jede Nacht und mittlerweile auch tagsüber fast immer blockiert.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte am Dienstag vor möglichen Parallelen zur Lage in Syrien vor Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 gewarnt. Damals habe auch in Syrien das Militär mit unnötiger Gewalt auf friedliche Proteste reagiert. Dann sei das Land sei in einer Spirale der Gewalt versunken. «Die Staatengemeinschaft muss dafür sorgen, dass die tödlichen Fehler, die damals mit Syrien begangen wurden, nicht wiederholt werden», so Bachelet.

Das frühere Birma hatte nach einer jahrzehntelangen Diktatur erst vor etwa zehn Jahren zaghafte demokratische Reformen eingeleitet. Seit dem Putsch vom 1. Februar gibt es täglich landesweite Proteste. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung der Regierung von Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1991 steht unter Hausarrest.

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