Neue Gartenlust zwischen Buchdeckeln

Drei Neuerscheinungen zum Thema Garten: Veronika Schubert mit «Gärtnern im Wandel» (Servus Verlag), Kat Menschik mit «Tomaten» (Galiani Berlin) und Bernd Brunner mit «Von der Kunst, die Früchte zu zähme... Foto: Peter Zschunke/dpa-zentralbild/dpa
Drei Neuerscheinungen zum Thema Garten: Veronika Schubert mit «Gärtnern im Wandel» (Servus Verlag), Kat Menschik mit «Tomaten» (Galiani Berlin) und Bernd Brunner mit «Von der Kunst, die Früchte zu zähme... Foto: Peter Zschunke/dpa-zentralbild/dpa

MAINZ: Diesen Bücherfrühling gibt es mehr Literatur zum Garten als Schnecken im Gemüsebeet. Zu den Neuerscheinungen gehören Ratgeber fürs Anpflanzen im Klimawandel ebenso wie ein kulturhistorischer Streifzug zum Obstanbau. Und Kat Menschik bekennt ihre Liebe zur Tomate.

Mit dem Frühling steigt die Gartenlust. Seit Beginn des Jahres haben sich die Internet-Anfragen zum Begriff «Garten» vervierfacht. Am größten ist, so zeigen es die «Google Trends», das Interesse in Brandenburg und Berlin, gefolgt von Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Die Pandemie hat bei vielen Menschen die Lust aufs Gärtnern geweckt. Der spürbare Klimawandel, hohe Lebensmittelpreise und wachsendes Umweltbewusstsein tun ihr Übriges, um mit der Sehnsucht nach dem Grünen auch die Nachfrage nach Gartenbüchern zu steigern.

So gibt es in diesem Bücherfrühling gefühlt mehr Bücher zum Garten als Schnecken im Gemüsebeet. Der Trend hält sich aber schon ein bisschen: Im Jahr 2020 waren es nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 175 neue Titel. Und 2016/17 gab es sogar noch mehr Neuerscheinungen von Gartenbüchern. Auch in diesem Jahr reicht der Reigen vom klassischen Ratgeber über bibliophil gestaltete Bilderbücher bis zu kulturhistorischen Betrachtungen.

«Gärtnern im Wandel» heißt ein Ratgeber der Wiener Autorin Veronika Schubert, und der Titel steht programmatisch für viele Neuerscheinungen zum Thema: Gartenpflege verabschiedet sich vom einstigen Ideal eines ordentlich geschnittenen Rasens und gut gedüngter Blumenbeete. Und versiegelte Schottergärten gehen gar nicht. Längst ist es nicht nur der Naturschutzbund (Nabu), der in jedem noch so kleinen Garten einen Beitrag gegen die Gefährdung von Vogel- und Insektenarten sieht.

Der vom Servus Verlag in München herausgebrachte schmale Band von Veronika Schubert gibt einen schnellen Überblick, was zu tun ist, um den Garten klimafest zu machen. Während ein Zierrasen pro Woche 20 Liter Wasser je Quadratmeter braucht, verkraftet ein Kräuterrasen auch längere Hitzeperioden und Trockenheit und wird außerdem viel seltener gemäht. Als «Klimagewinner» porträtiert das Buch eine Auswahl von jeweils fünf Baumarten, Sträuchern, Blütenstauden und Kräutern. Empfohlen wird etwa der Felsenahorn, dessen Laub bei längerer Hitze vertrocknen und abfallen kann. Danach treibt er einfach wieder neu aus.

Die größte Herausforderung werde wegen des Wasserbedarfs der Anbau von Gemüse sein, erwartet die Autorin. Weil die Gartensaison früher beginnt und später endet, könne der Anbau aber auch mit Gemüsearten wie Kohl, Feldsalat und Spinat bis in den Winter verlängert werden.

Eine Liebeserklärung für die Tomate hat die Zeichnerin Kat Menschik vorgelegt. Die Berlinerin, die unter dem Titel «Der goldene Grubber» schon 2014 «von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr» berichtet hatte, stellt 69 Tomatensorten vor. Jede von ihnen bekommt eine eigene Farbillustration, auch die winzige Urtomate.

In poetischen Beschreibungen schwärmt Kat Menschik vom «sagenhaften Formenreichtum und der Perfektion, die die Natur hervorbringen kann». Sie verbindet das vom Verlag Galiani Berlin mit viel Liebe zum Detail gestaltete Buch mit dem «Aufruf, Tomaten selbst zu ziehen, von kleinen Sorten für die Fensterbank, den Balkon, die Terrasse bis zu den großen Fleischtomaten für den Garten und das Gewächshaus.»

Dem Verhältnis von Obstbäumen und Menschen hat sich der Berliner Autor Bernd Brunner gewidmet. Sein zuerst in Kanada erschienenes Buch «Taming Fruits» erzählt «von der Kunst, die Früchte zu zähmen» - so der Titel der vom Knesebeck Verlag in München veröffentlichten deutschen Ausgabe. Die «Kulturgeschichte des Obstgartens», wie der Untertitel lautet, nimmt Leserinnen und Leser mit auf eine reich illustrierte Zeitreise, die vom Obstanbau bei Griechen und Römern über die Gärten der Könige im französischen Barock und die Anfänge der Massenproduktion bis zur Wiederentdeckung alter Obstsorten in der Gegenwart führt.

Obstgärten haben etwas Überzeitliches, schreibt der Autor, «weil das Werden und Vergehen der Bäume eng mit dem der in ihrer Nähe lebenden Menschen korrespondiert». Das Pflanzen eines Obstbaums verbinde Generationen miteinander. So nutzen auch die großstädtischen Anhänger des «Urban Gardening» beim Aufpfropfen von Obstbäumen die Erfahrungen der Baumveredelung vergangener Jahrhunderte. Die übereinstimmende Botschaft aller drei Gartenbücher lautet denn auch: Lasst es wachsen!

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