Neue Feuerpause in Berg-Karabach offenbar weiterhin brüchig

Der armenische Premierminister Nikol Pashinyan (C) begrüßt die armenischen Reservisten in Eriwan. Foto: epa/Tigran Mehrabyan
Der armenische Premierminister Nikol Pashinyan (C) begrüßt die armenischen Reservisten in Eriwan. Foto: epa/Tigran Mehrabyan

BAKU/ERIWAN: Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach ist die vereinbarte neue Feuerpause offenbar weiterhin brüchig. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev schrieb am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter, seine Armee habe 13 von Armenien besetzte Dörfer befreit. Diese liegen in der 1994 von armenischen Truppen geschaffenen Pufferzone zwischen Karabach und der iranischen Grenze und sind seit Jahren nicht mehr bewohnt.

Zugleich warf Aliyev dem gegnerischen Nachbarland vor, gegen die Waffenruhe verstoßen zu haben. In der Nacht zum Montag habe es Artilleriefeuer auf aserbaidschanische Siedlungen und Stellungen gegeben, schrieb er. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben.

Die Behörden in Berg-Karabach machten Aserbaidschan für Angriffe im Norden und Süden der Konfliktregion verantwortlich. Es seien Maßnahmen ergriffen worden, um den Beschuss «zu unterdrücken». Die Lage sei unter Kontrolle. Unabhängig lassen sich die Angaben beider Konfliktparteien nur schwer überprüfen.

In der Nacht zum Sonntag war eine «humanitäre Waffenruhe» in Kraft getreten. Allerdings meldeten beide Länder bereits Stunden danach Verstöße dagegen. Bereits am Samstag vor mehr als einer Woche hatten sich beide Seiten unter Vermittlung Russlands auf eine Feuerpause verständigt, die aber nicht eingehalten wurde.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte einmal mehr, dass sich beide Seiten an die Vereinbarung halten. «Die Bemühungen um eine politische Lösung müssen erheblich verstärkt werden», sagte er der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Zudem sollte die «konfrontative Rhetorik» unterlassen werden. Zugleich sprach sich Lawrow für eine Überwachung der Waffenruhe aus. Der Mechanismus dazu werde derzeit gemeinsam mit den beiden Ländern ausgearbeitet.

Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region mit etwa 145.000 Bewohnern. Berg-Karabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe.

Die Behörden in Berg-Karabach sprachen am Montag von 729 getöteten Soldaten seit Beginn der neuen Kämpfe am 27. September. Aserbaidschan machte bislang keine Angaben zu Verlusten bei seinen Streitkräften. Bei armenischen Angriffen seien etwa 60 Zivilisten getötet worden.

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