Neue Eskalation der Gewalt in Paris erwartet

Foto: epa/Julien De Rosa
Foto: epa/Julien De Rosa

PARIS (dpa) - Vor erneuten Protesten der «Gelben Westen» am Samstag steigt in Frankreich die Unruhe. Wird es schlimmere Ausschreitungen geben als am vergangenen Wochenende?

Vor neuen Protesten der «Gelbwesten» wächst in Frankreich die Unruhe. Die Mitte-Regierung befürchtet am Wochenende eine neue Eskalation der Gewalt und will deshalb massiv Sicherheitskräfte aufbieten.

Demonstranten der «Gelben Westen» hatten sich am vergangenen Wochenende bei Protesten in Paris Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Autos brannten, Geschäfte wurden geplündert, Schaufensterscheiben gingen Bruch. Die Polizei nahm über 400 Menschen fest - ein Niveau, das in den vergangenen Jahrzehnten nicht erreicht wurde.

89.000 Polizisten und andere Ordnungskräfte seien für diesen Samstag mobilisiert worden, davon 8.000 in der Hauptstadt, sagte Premierminister Édouard Philippe am Donnerstagabend im Fernsehsender TF1. «Das ist eine außergewöhnliche Mobilmachung», resümierte der Premier. Es solle in Paris auch etwa ein Dutzend gepanzerter Fahrzeuge der Gendarmerie eingesetzt werden.

Im Land breiten sich unterdessen die Proteste aus. Schüler und Studenten demonstrieren gegen Reformen im Bildungsbereich und blockieren Bildungseinrichtungen. Laut Nachrichtenagentur AFP waren am Donnerstag mehr als 700 Schüler bei Protesten vorläufig festgenommen worden. Für kommende Woche haben auch Bauern Proteste angekündigt.

Die Proteste wirken sich auch an den Tourismus aus. Der Eiffelturm wird am Samstag geschlossen bleiben. Auch die Pariser Oper, der weltbekannte Louvre oder das Ausstellungsgebäude Grand Palais werden nicht für Besucher öffnen.

Die Proteste hatten Mitte vergangenen Monats begonnen. Die «Gelben Westen» demonstrieren gegen geplante Steuererhöhungen auf Benzin und Diesel, die von Staatschef Emmanuel Macron inzwischen für das kommende Jahr ausgesetzt wurden. Der Protest geht aber inzwischen wesentlich weiter - er richtet sich gegen die Reformpolitik der Philippe-Regierung und gegen den Präsidenten Macron.

Viele Franzosen erwarten weitere Antworten des 40-Jährigen. Seit seiner Rückkehr vom G20-Gipfel am vergangenen Wochenende hatte er sich mit Äußerungen in der Öffentlichkeit deutlich zurückgehalten. Die von den «Gelbwesten» ausgelöste politische Krise ist laut französischen Medien die bisher schwerste seit Macrons Amtsantritt im Mai 2017. Premier Philippe, der wegen der Krise als politisch geschwächt gilt, versicherte in dem TV-Interview, er habe das Vertrauen Macrons.

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Jürgen Franke 09.12.18 10:33
Herr Auer, Macon kam auf über 66% der Stimmen
bei der Stichwahl und somit über die magische Hürde von 60%. Seine Widersacherin landete bei 34%. Das er kein Proletarier ist, sowie eine hervorragende Ausbildung genossen hat, und beruflich sehr erfolgreich war, sollte eigentlich bei einer Beurteilung nicht stören.
Jürgen Franke 09.12.18 10:33
Es ist nicht zu hoffen,
das so die Zukunft der politischen Auseinandersetzung in Frankreich aussieht.
Hermann Auer 08.12.18 16:19
@Jürgen Franke
Zitat: "Macron als Erlöser gesehen und ihn mit überragender Mehrheit gewählt"? In meiner Erinnerung war der Wahlausgang ausgesprochen knapp. Und als Erlöser kann ein Rothschildt-Zögling in der Bevölkerung nur von denen gesehen werden, die keinen blassen Schimmer haben (was ich den Franzosen politisch wahrlich nicht unterstelle).
Johann Riedlberger 08.12.18 13:27
Inzwischen hat
sogar die Polizeigewerkschaft, einen Streik angekündigt. Seine Ignoranz, könnte Macron den Kopf kosten.
Ingo Kerp 08.12.18 13:25
Nach "Gelbwesten" und Schülern/Studenten, wollen am Wochenende auch die Bauern auf die Straße gehen und gegen das Verbot von Glyphosat protestieren. Da die Franzosen eine ausgeprägte Streikkultur haben, koennte es durchaus sein, das der einst hochgelobte Macron auf die Knie geht.
Jürgen Franke 07.12.18 22:03
Es wäre schlimm, wenn dieser
Stern so schnell wieder versinken würde, da viele Franzosen Macron als Erlöser gesehen und ihn mit überragender Mehrheit gewählt haben.
Norbert Kurt Leupi 07.12.18 21:36
Liberté-Egalité-Fraternité
Ein Hoch auf die Franzosen , ein Volk , das unabhängig ihrer politischen Richtung , noch zusammenhält und die Grundrechte auf der Strasse und mit Gewalt gegen die übermächtige Staatsmacht verteidigt und den Stinkefinger zeigt ! Vive les Francais !