Neue Brücke in Genua eingeweiht: Symbol für Italiens Energie

Eine Gesamtansicht zeigt die achtzehn Pfeiler der neuen Brücke von Genua, die am Vorabend der Installation des letzten Teils des Gerüsts in Genua mit den Farben der italienischen Flagge beleuchtet werden. Foto: epa/Luca Zennaro
Eine Gesamtansicht zeigt die achtzehn Pfeiler der neuen Brücke von Genua, die am Vorabend der Installation des letzten Teils des Gerüsts in Genua mit den Farben der italienischen Flagge beleuchtet werden. Foto: epa/Luca Zennaro

GENUA: Die Brücken-Katastrophe von Genua ist keine zwei Jahre her. Jetzt hat Italien den imposanten Neubau trotz Corona-Krise in Rekordzeit hochgezogen und eingeweiht. Zum Fest gibt es erst Regen - und dann große Emotionen.

Ein Regenbogen überspannte vor der Einweihung die neue Brücke in Genua: Knapp zwei Jahre nach dem tödlichen Einsturz der Morandi-Brücke hat Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte den Ersatzbau offiziell eröffnet. Redner würdigten mit emotionalen Worten die San-Giorgio-Brücke als Symbol für den Aufbruch des Landes, das von der Corona-Krise schwer gezeichnet ist. Conte sprach von einem «neuen Zusammenhalt». Die Brücke könne «Vertrauen schaffen und die Bürger Genuas, Liguriens und ganz Italiens den Institutionen und dem Staat näher bringen».

Außerdem nahmen Staatspräsident Sergio Mattarella, mehrere Minister und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an der Feier auf der Fahrbahn hoch über der Hafenstadt am Mittelmeer teil. Regen und Sonnenschein wechselten sich kurz vor Beginn der Veranstaltung ab. Dabei zeigte sich ein Regenbogen am grauen Himmel.

Die Zeremonie begann um 18.30 Uhr mit der Verlesung der Opfernamen, gefolgt von einer Schweigeminute. Viele Gäste saßen mit weiten Corona-Abständen und Schutzmaske unter einem Zeltdach. Später durchschnitt Premier Conte das Eröffnungsband. Die Kunstflugstaffel der Luftwaffe, die Frecce Tricolori, überflog den Ort und zeichnete Italiens Farben Grün-Weiß-Rot in den Himmel.

Am 14. August 2018 war die Morandi-Brücke bei einem Unwetter eingestürzt, 43 Menschen starben. «Wir hoffen, dass auch nach diesem Tag das Andenken an die Opfer nicht vergessen wird», sagte Egle Possetti vom Angehörigen-Komitee im Fernsehsender Sky TG24 am Montag. «Es muss einen Prozess geben.»

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen der Schuld am Brückeneinsturz und möglicher Wartungsmängel laufen noch. Viele Opferangehörige hatten angekündigt, nicht am Festakt teilnehmen zu wollen. Sie trafen sich aber am Nachmittag mit Staatschef Mattarella.

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise gilt die über einen Kilometer lange Autobahnbrücke als Symbol für einen schnellen Wiederaufbau. Viele sprachen am Montag vom «Modell Genua». Denn Planung und Bau der Beton- und Stahlkonstruktion wurden rasch durchgezogen. Rom hatte bürokratische Hürden beiseite geräumt. Die Arbeiten liefen selbst während der Corona-Sperren voll weiter.

Die Brücke auf 18 Pfeilern war vom Stararchitekten Renzo Piano entworfen worden. Der 82-Jährige, der aus Genua stammt, sagte bei der Feier: «Hier schweben wir zwischen Tragödie sowie Stolz und Dankbarkeit.» Man solle zwar nicht von einem Wunder sprechen, aber: «Es ist etwas Gutes für das Land geschehen. Bauen ist Magie, man sollte keine Mauern bauen, sondern Brücken», sie seien «eine Geste des Friedens». Italien habe Kraft und Energie.

Eine angekündigte symbolische «erste Autofahrt» des Staatspräsidenten fand so nicht statt. Der normale Verkehr soll ab Mitte der Woche, vermutlich ab 5. August, über die San-Giorgio-Brücke rollen. Sie ist nach dem Heiligen Georg benannt, einem Schutzheiligen Genuas.

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