Kino für zu Hause

Schauspieler Tom Holland besucht die UK-Premiere von
Schauspieler Tom Holland besucht die UK-Premiere von "Onward" im Curzon Mayfair in London. Foto: epa/Vickie Flores

BERLIN: Die Kinos bleiben zwar geschlossen, deswegen müssen wir aber nicht völlig auf Kinofilme verzichten. Ein paar Filmtipps für zu Hause:

TOM HOLLAND ALS KRIEGSVETERAN: Klar, Tom Holland, den kennen wir vor allem als rot-schwarz gekleideten, so freundlichen wie sympathisch-schusseligen Super- und Nachbarschaftshelden Spiderman. Der Brite mit dem mittlerweile nahezu perfekten US-Akzent hat sich nun zusammengetan mit den US-Regisseuren Anthony und Joe Russo (den Russo Brothers) - was Sinn macht, kennen sich die drei doch schon aus Comicadaptionen wie «Avengers: Endgame». In «Cherry» aber kommen keine spinnenartigen Helden, keine grimmigen Bösewichte vor. Dafür erzählt die auf einen gleichnamigen Roman zurückgehende Geschichte von einer großen College-Liebe, von einer Posttraumatischen Belastungsstörung eines Kriegsrückkehrers (Holland) und von einem Bankraub. Das Drama soll ab 26.2. weltweit in einigen wenigen Kinos zu sehen sein und feiert dann am 12.3. auch bei uns seine Premiere beim Streaminganbieter Apple TV+.

DRAMA IN SOUTH DAKOTA: Man sollte sich den Namen Chloé Zhao merken. Kaum eine Regisseurin, die in den zurückliegenden zwei, drei Jahren für so viel Furore sorgte, so gelobt wurde - dabei ist Zhao, gebürtig aus Peking, noch nicht mal 40. Beim Filmfest Venedig gewann sie im Herbst mit «Nomadland» den Hauptpreis und dürfte auch bei den Oscars mitmischen. Hymnische Besprechungen aber gab's schon für den Vorgänger: «The Rider» erzählt vom Cowboy Brady, der sich nach einem schrecklichen Unfall damit arrangieren muss, dass er nie wieder reiten und an Rodeos teilnehmen kann. Nicht nur das Gefühl von Freiheit vermisst der Sioux-Nachkomme; auch mit den kritischen Blicken seines Vaters hat er zu tun. Hauptdarsteller Brady Jandreau erzählt in diesem Film einen Teil seiner eigenen Geschichte. Erhältlich war das Drama bisher auf DVD, zusätzlich erscheint es nun am 26.2. auf Blu-ray.

RÄTSELHAFTER TOD: Mal wieder so eine Doku, die die These belegt, dass keine noch so abstruse Fiktion mit den Unglaublichkeiten unserer realen Welt mithalten kann: Im Februar 2017 töten zwei junge Frauen Kim Jong-nam, den im Exil lebenden Halbbruder des koreanischen Machthabers Kim Jong-un. Das Ganze geschah am Flughafen von Kuala Lumpur, den Erkenntnissen nach mit Hilfe eines tödlichen Nervengifts. Überwachungskameras hielten Teile das unglaublichen Geschehens fest. Schnell sind die Schuldigen ausgemacht; aber wussten die recht harmlos dreinblickenden, jungen zwei Frauen aus Vietnam und Indonesien auch wirklich, was sie an diesem Tag machten? Digital ist die Dokumentation «Assassins» seit dem 17.2. zu sehen, ab 26.2. kann man sie auch als DVD und Blu-ray erstehen.


«Tribes of Europa» zeigt ein düsteres Europa
Thomas Bremser (dpa)

BERLIN: «Tribes of Europa» ist die bisher wohl aufwendigste deutsche Netflix-Produktion. In der Science-Fiction-Serie ist der Kontinent in Mikrostaaten und Stämme zerfallen. Dennoch besteht Hoffnung.

Die EU liegt in Trümmern. Nach einem Cyberkrieg zwischen den USA und Nordkorea und einem weltweiten Stromausfall sterben im Dezember 2029 Millionen von Menschen. Die Überlebenden in Europa zerfallen in Mikrostaaten mit eigener kulturellen Identität. Die Idee der europäischen Einheit ist dahin. Die aufwendige deutsche Science-Fiction-Serie «Tribes of Europa», die ab Freitag auf Netflix zu sehen ist, zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft.

Dabei wirkt der Gedanke, jedes EU-Land denke zunächst an sich, recht real, was etwa die Flüchtlingspolitik immer wieder verdeutlicht. Und nach dem Austritt Großbritanniens hatten Politiker befürchtet, andere Staaten könnten nachziehen.

Die dystopische Netflix-Serie der «Dark»-Produzenten um Showrunner Philip Koch zeigt, wo dies hinführen könnte. Die verschiedenen Stämme, hier Tribes genannt, kämpfen um die Vorherrschaft. Im Jahr 2074 kommt es dann zu einem Vorfall, der Europa verändert: Ein Flugobjekt stürzt in den Wäldern ab, in denen die naturverbundenen «Origines» leben. Die machthungrigen «Crows» sind hinter der geheimnisvollen Fracht her und massakrieren dafür ganze Dörfer.

Die friedfertigen Geschwister Liv, Kiano und Elja, die bei dem Angriff voneinander getrennt werden, sind die Hauptpersonen der neuen Netflix-Saga, die mit einem üppigen Szenenbild punktet. Der interessanteste Handlungsstrang spielt im düsteren Brahtok, dem früheren Berlin, wo Kiano (Emilio Sakraya) als Sklave in einer Fabrik arbeiten muss.

Schnell wird Oberschurkin Varvara (von Melika Foroutan hervorragend böse gespielt) auf den jungen Kämpfer aufmerksam und hält ihn als privaten (Sex-) Diener. Er wiederum hofft, mit Hilfe von Varvara und eines brutalen Menschenkampfes in Freiheit zu gelangen.

«Diese ganze Science-Fiction-Welt, in die ich für sechs Monate eintauchen durfte, war faszinierend. Die Kälte, der Schlamm, den ich abends mit nach Hause genommen habe, das werde ich so schnell nicht vergessen», sagte Emilio Sakraya der Deutschen Presse-Agentur.

Der 24-Jährige, der auch als Sänger arbeitet und in Serien wie «4 Blocks» oder «Warrior Nun» zu sehen war, bezeichnet «Tribes of Europa» als «Monsterprojekt». Und dieses zielt, wie fast jede Netflix-Serie, auf ein weltweites Streaming-Publikum.

Gedreht wurde (noch vor Corona) in Deutschland, Tschechien, Kroatien und Südafrika. Auch der Cast ist vielfältig besetzt, immer wieder wird Englisch gesprochen. «Netflix hat eine sehr zeitgemäße Diversitätsklausel, das finde ich gut», erklärt die im Iran geborene Foroutan («Der Mann mit dem Fagott», «KDD - Kriminaldauerdienst»). «Zu oft wurde in der Vergangenheit in deutschen Produktionen die Realität ignoriert, dass wir längst ein Einwanderungsland sind.»

Mit so viel Einheit wie hinter den Kulissen kann die Serienrealität im dystopischen Europa zu Beginn nicht dienen. Die sechs Folgen der ersten Staffel (weitere sind bei guten Abrufzahlen wahrscheinlich) sollen Foroutan zufolge aber Hoffnung geben. Dass die Menschen in Notlagen zueinanderfinden.

Dazu passt ein Satz, den ein Armeechef seinen Soldaten in einer Szene verkündet: «Die europäische Idee stirbt nie.»


Zum Jahrestag: «The Trial of the Chicago 7» kostenlos auf YouTube

BERLIN: Der hochkarätig besetzte Netflix-Thriller «The Trial of the Chicago 7» wird für kurze Zeit kostenlos auf YouTube zu sehen sein. Der Film werde von Freitagvormittag (9.00 Uhr) an für 48 Stunden frei auf der Videoplattform zur Verfügung stehen, teilte Netflix am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Das Justizdrama von Oscar-Preisträger Aaron Sorkin («The Social Network») erzählt die wahre Geschichte von sieben Aktivisten, die 1969 nach Protesten gegen den Vietnamkrieg wegen Verschwörung und Aufhetzung angeklagt wurden.

Der Film mit «Borat»-Star Sacha Baron Cohen, Eddie Redmayne («Die Entdeckung der Unendlichkeit»), Michael Keaton («Batman») und Joseph Gordon-Levitt («Snowden») ist in diesem Jahr für mehrere Golden Globes nominiert und dürfte auch ins Rennen um einen Oscar gehen. Der Streamingdienst will mit der weltweiten Aktion nach eigenen Angaben an den Jahrestag der Urteilsverkündungen im Februar 1970 erinnern.

Im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Frühjahr waren bereits mehrere Netflix-Dokumentationen auf YouTube zu sehen gewesen. Außerdem stellt der US-Konzern mittlerweile immer wieder kostenlose Inhalte auf seine Seite, um so neue Kunden anzulocken.

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