Netanjahu wird am längsten amtierender Ministerpräsident Israels

Foto: epa/Ronen Zvulun
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JERUSALEM (dpa) - Benjamin Netanjahu trägt den Spitznamen «Mister Teflon». Probleme perlen scheinbar an ihm ab. Bei der Regierungsbildung nach der Wahl im April scheiterte er zwar, trotzdem schafft er nun einen neuen Rekord in der Geschichte Israels.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist von Samstag an der am längsten amtierende Ministerpräsident Israels seit der Staatsgründung. Mit einer Amtszeit von dann insgesamt 4876 Tagen, mehr als 13 Jahren, überholt er Staatsgründer David Ben Gurion, wie das Israelische Demokratie-Institut (IDI) mitteilte. Netanjahu war bereits von 1996 bis 1999 Ministerpräsident und ist seit 2009 durchgängig im Amt. Zum Vergleich: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist demnach am Samstag 4.988 Tage im Amt.

Der 69-jährige Netanjahu steht allerdings wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. Außerdem war er nach der vorgezogenen Parlamentswahl im April mit der Regierungsbildung gescheitert - trotz einer rechts-religiösen Mehrheit. Er hofft nun auf eine zweite Chance bei der anstehenden Parlamentswahl am 17. September.

Israels Generalstaatsanwalt will in drei Fällen wegen Korruption Anklage gegen Netanjahu erheben. Es geht um Bestechlichkeit, Untreue und Betrug. Vor einer endgültigen Entscheidung, ob der Regierungschef wirklich vor Gericht muss, hat aber noch eine Anhörung zu erfolgen. Netanjahu weist alle Vorwürfe zurück. Er sieht sich und seine Familie als Opfer einer Hexenjagd. Netanjahu ist zum dritten Mal verheiratet und hat drei Kinder.

Der bisherige Rekordhalter, Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion (1886-1973), wird als «Vater der Nation» verehrt. Der charismatische Staatsgründer, der von 1948 bis 1953 und von 1955 bis 1963 regierte, hatte einen entscheidenden Anteil an den Siegen in den beiden ersten arabisch-israelischen Kriegen und an der Entwicklung des Landes. Der Staat Israel wurde am 14. Mai 1948 ausgerufen. Ben Gurion verlas damals in Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung.

Ab 1953 lebte er aus ideologischen Gründen im Kibbuz Sde Boker in der Negev-Wüste in einer bescheidenen Holzhütte. Sein Traum war es, die Wüste zum Blühen zu bringen. Um als Beispiel zu dienen, verbrachte er die letzten 20 Jahre seines Lebens zum großen Teil dort, wo er auch gemeinsam mit seiner Frau Paula begraben liegt.

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