Nationale Strategie Sportveranstaltungen

​«Bürokratisches Monster»

Ein Dateifoto der ehemaligen Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Sylvia Schenk. Foto: epa/Bernd Thissen
Ein Dateifoto der ehemaligen Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Sylvia Schenk. Foto: epa/Bernd Thissen

FRANKFURT/MAIN: Mit einer Nationalen Strategie für Sportgroßveranstaltungen will man in Zukunft konkurrenzfähig bei der Akquise von attraktiven Events bleiben - und wenn möglich die Olympischen Spiele ins Land zu holen.

Sylvia Schenk von Transparency International Deutschland hält sie für «ein bürokratisches Monster», der Sportwissenschaftler Holger Preuß stuft sie als «großen Erfolg» ein. Das Urteil zu der am Mittwoch bei einer Anhörung im Sportausschuss des Bundestages präsentierten und diskutierten «Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen» ist gespalten. Das 103 Seiten lange Gemeinschaftswerk des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Bundesinnenministeriums soll helfen, Deutschland im Rennen um die Ausrichtung internationaler Titelkämpfe zu stärken.

«Die Konkurrenz um solche Veranstaltungen ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen», heißt es in der Einleitung dieses Konzeptes, zu dem 100 Interessenvertreter mit Expertise beigetragen haben. Asiatische Länder, vor allem die Golfstaaten, hätten ihre Position auf dem Sportmarkt stark ausgebaut. Deutschland war im vergangenen Jahrzehnt Schauplatz für rund 50 Welt- und Europameisterschaften, aber seit fast 50 Jahren nicht für Olympische Spiele. Großbritannien ist ein Vorbild, wie es besser geht: Mit einer nationalen Strategie holte es die Sommerspiele 2012 nach London.

Mit dem Motto «Gemeinsam. Mehr. Wirkung» soll nun mit strategisch gebündelter Anstrengung der Olympia-Traum auch in Deutschland Wirklichkeit werden. «Das kann zu einer Bewerbung um und vielleicht sogar Austragung von Olympischen und Paralympischen Spielen führen, die künftig auf jeden Fall auf dieser Strategie fußen wird», heißt es in dem Papier. Der Erfolg der Nationalen Strategie werde aber nicht an einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung gemessen.

In der vergangenen Woche wurde die siebte deutsche Bewerbung seit den München-Spielen 1972 zu den Akten gelegt: Das Internationale Olympische Komitee kürte Brisbane zum bevorzugten Kandidaten und bootete unter anderen auch die Initiative Rhein-Ruhr für 2032 aus.

«Man könnte jetzt auch sagen: Wollen wir die Nationale Strategie nicht einstampfen, wenn wir nicht mehr für 2032 im Rennen sind», sagte Stephan Mayer, der Parlamentarische Staatssekretär beim BMI, bei der Anhörung, fügte aber an: «Jetzt erst recht. Es ist wichtig sie für eine zukünftige Olympia-Bewerbung in petto zu haben.»

Ein systematischer, strategischer Ansatz lasse sich laut Sylvia Schenk aus dem «in weiten Teilen schwammig formulierten Papier» nicht entnehmen. Zugleich sprach die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency von «grundsätzlichen Defiziten» was Nachhaltigkeit oder Menschenrechte mit Bezug auf Sportgroßveranstaltungen angehe.

Auch Athleten Deutschland mahnte an, bei der Veranstaltungsakquise zu berücksichtigen, ob sie «ökologisch, sozial und wirtschaftlich vertretbar sind und Athleten im Mittelpunkt stehen», wie Geschäftsführer Johannes Herber vor dem Sportausschuss betonte. Grundsätzlich begrüßt die Vereinigung aber die Strategie. «Die Nationale Strategie hat das Potenzial, auch in diesem Bereich ein erneutes Ausrufezeichen in den Weltsport zu senden, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme: «Deutschland kann und sollte ein wirkungsmächtiger Akteur sein.»

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