Nai International

​​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Nai International

Nai hat große Pläne. Ihr derzeitiges Leben genügt ihr nicht mehr, nachdem sie jahrelang die tollen Fernseh-Schmonzetten gesehen hat, mit all dem Prunk und Luxus, meint sie, auf diesen Lebensstandard ebenfalls Anspruch zu haben.

"Callolo", sagt sie, "andere Leute verdienen Millionen, und wir leben hier wie arme Mäuse."

"Ach, Schatz", entgegne ich, "mir reicht der Käse und all das, was Mäuse sonst noch so brauchen."

Meiner Herzallerliebsten ist das nicht genug.

Sie hat mal wieder vergessen, wo sie herkommt. Der bescheidene Wohlstand, in dem wir (wir!!!) leben, ist für sie inzwischen ebenso alltäglich wie selbstverständlich geworden. Sie will mehr. Sie will höher hinaus. Sie ist den ganzen Tag lang im Internet unterwegs, zum Beispiel auf den Shopping-Seiten von eBay oder Amazon. Neuerdings interessiert sie sich auch für Finanzgeschäfte. Als ich sie darauf anspreche, antwortet sie:

"Das ist reine Neugierde, Callolo, ich möchte einfach etwas lernen über die wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenhänge."

Vor einigen Tagen entdeckte ich zufällig, dass sie Kontakt aufgenommen hatte zu einer Bank auf den Bahamas.

"Was soll das denn, Nai?"

"Callolo, klein bleiben nur die Leute, die klein bleiben wollen. Ich will von dem großen Kuchen auch ein kleines Stück abhaben."

"Ja, Schatz, das verstehe ich ja. Wer will das nicht? Aber um an diesen großen Kuchen zu kommen, musst du erstmal das große Kapital mitbringen."

Nun, das ging so weiter – bis gestern Abend. Da wurde sie per Mail aufgefordert, innerhalb von vierundzwanzig Stunden zwanzig Millionen Euro zu überweisen an eine Bank-Holding in Nassau, mit der sie einen weltweiten Transfer-Vorvertrag abgeschlossen hatte.

"Aber Callolo, das Geld ist doch nur virtuell. Das ist so wie Spielgeld beim Monopoly.

Wenn das einmal um die Welt gewandert ist, hat es sich verdoppelt, und erst dann hat man daran verdient."

Ich kann über ihre Naivität nur den Kopf schütteln. Natürlich habe ich ihren Computer sofort sperren lassen, aber eigentlich gehört auch sie eingesperrt. Zum Glück gab es keinerlei rechtsverbindliche Verträge. Ich weiß jedenfalls, Nai ist für jede Art des Zockens prädestiniert. Wenn ich nicht einschreite, hat sie eigentlich nur zwei Chancen: Entweder sie wird steinreich oder sie landet, völlig verarmt, im Knast. Letzteres ist wahrscheinlicher.

Nachdem sie zuerst rumgezickt und dann stundenlang geheult hat, kuschelt sie sich jetzt wieder an mich heran: "Callolo, das war doch nur ein Versuch, aus der Mittelmäßigkeit herauszukommen." Das glaube ich ihr gerne. Aber im Moment habe ich den Eindruck, sie ist ganz froh darüber, dass es diese Mittelmäßigkeit für sie noch gibt.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Volker Picard 16.03.22 12:40
Leider ist ihr Verhalten in der heutigen Zeit
eher als "normal" zu beschreiben, denn in welchem Land spielt es heute noch eine Rolle, Bestrebungen ohne wirkliche Leistungen, ohne Humanität zu realisieren. Wer die ganzen Fehlverhalten (z.B. Ukraine-Krieg) heute noch als ernstzunehmende Konflikte empfindet, sollte sich besser informieren, wirkliche Überzeugung für "Reichtum", Anerkennung und soziales Verhalten haben doch keine Anerkennung mehr.