Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Sonntag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Sonntag

Aktivisten: Tote nach russischen Luftangriffen auf Aleppo

ALEPPO: Russland gehört zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung. Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch ein von Islamisten geführtes Bündnis fliegt Moskau wieder Luftangriffe in Syrien.

Bei russischen Luftangriffen auf Aleppo hat es Aktivisten zufolge zwölf Tote gegeben. Russlands Luftwaffe habe Ziele vor einer Klinik im Zentrum der Stadt bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Unter den Todesopfern seien neben Mitgliedern der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) auch acht Zivilisten. 23 Menschen seien verletzt worden, teilten die Aktivisten weiter mit. Sie beziehen ihre Informationen von einem Netz aus Informanten in Syrien.

Einem von HTS geführtem Bündnis war es zuvor gelungen, syrische Regierungstruppen in kürzester Zeit aus Aleppo zu verdrängen und am Wochenende die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen. Syriens Machthaber Baschar al-Assad kündigte eine Gegenoffensive an.

Moskau gehört zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung in dem Bürgerkrieg. Russlands Luftwaffe hatte am Wochenende erstmals seit 2016 wieder in Aleppo angegriffen. Auch andernorts in Nordwestsyrien gab es wieder russische Luftschläge gegen syrische Rebellen.


Berlin: Israel muss mehr humanitäre Hilfe in Gaza zulassen

BERLIN: Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot im Gazastreifen. Staatsminister Lindner aus dem Auswärtigen Amt richtet sich mit einer nachdrücklichen Forderung an Israel.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat Israel mit deutlichen Worten aufgerufen, mehr Hilfen für die Menschen im umkämpften Gazastreifen zu ermöglichen. «Israel ist hier in der Pflicht, seine Versprechen, Gaza mit humanitärer Hilfe zu fluten, nun endlich einzulösen und ausreichend humanitären Zugang zu allen Zeiten zu gewähren. Dafür gibt es keine Ausreden», erklärte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Tobias Lindner (Die Grünen) vor seiner Abreise zu einer Gaza-Konferenz in Ägypten. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot.

Kurz zuvor hatte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA mitgeteilt, dass die wichtigste Route für Hilfslieferungen in den Gazastreifen durch den Grenzübergang Kerem Schalom aus Sicherheitsgründen vorerst nicht mehr genutzt werde. Mitte November war ein dort gestarteter großer Hilfskonvoi von bewaffneten Banden im Gazastreifen geplündert worden. Am Samstag seien erneut einige Lastwagen mit Lebensmitteln entwendet worden, schrieb UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf X.

Israel als Besatzungsmacht müsse für den Schutz von humanitären Helfern und für den Nachschub an Hilfsgütern Sorge tragen, betonte er. Israel betont, es lasse genügend Hilfe in den Küstenstreifen, die von den internationalen Hilfsorganisationen aber nicht effektiv verteilt werde.


Syriens Machthaber Assad sagt Rebellen Kampf an

ALEPPO: Ein von Islamisten geführtes Bündnis hat syrische Regierungstruppen aus Aleppo verdrängt. Irans Außenminister sagt Syriens Präsidenten bei einem Treffen Hilfe zu, um gegen die Rebellen vorzugehen.

Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch Rebellen hat Syriens Machthaber Baschar al-Assad den von Islamisten angeführten Kräften den Kampf angesagt. Die «Zerschlagung des Terrorismus» diene der Stabilität und Sicherheit der gesamten Region, sagte Assad nach Angaben der syrischen Präsidentschaft bei einem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Damaskus.

Irans Außenminister sagte Syrien derweil weiterhin Unterstützung dabei zu. Er warf Israel und den USA vor, hinter dem Vormarsch der Rebellen zu stecken. Der Iran ist neben Russland der wichtigste Verbündete von Assad.

Einem von der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) geführtem Bündnis war es gelungen, syrische Regierungstruppen in kürzester Zeit aus der Stadt Aleppo zu verdrängen und am Wochenende die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen.


Israels Armee berichtet von Hisbollah-Tunnel unter Kirche

TEL AVIV: Israel wirft der Hisbollah vor, sich in Wohngegenden zu verschanzen. Auch in Moscheen seien Waffen gefunden worden. Schutz suchten die Islamisten aber wohl auch bei einer anderen Konfession.

Die israelische Armee ist eigenen Angaben zufolge trotz der herrschenden Waffenruhe von einer Kirche im Südlibanon aus unter Feuer der Schiitenmiliz Hisbollah geraten. Die Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden. Unter der Kirche hätten die israelischen Soldaten anschließend einen Tunnel mit Waffen und Wohnräumen der Hisbollah entdeckt, teilte die Armee mit. Der Vorfall habe sich schon am Samstag ereignet. Wo genau sich die Kirche befand, blieb offen.

Israel hat der Schiitenmiliz wiederholt vorgeworfen, sich in Wohngebieten und zivilen Gebäuden wie etwa Moscheen zu verschanzen. Aber von Kirchen war bisher nicht berichtet worden.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von vereinzeltem israelischen Artilleriebeschuss im Südlibanon. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Trotz gegenseitiger Vorwürfe über Verstöße hielt die nach mehr als einem Jahr heftiger gegenseitiger Angriffe vereinbarte Waffenruhe weiter.


UN-Syrienbeauftragter sieht nach neuen Kämpfen «kollektives Versagen»

GENF: Der Diplomat Pedersen bemüht sich seit Jahren um eine dauerhafte Lösung für den Bürgerkrieg in Syrien. Die aktuelle Eskalation kommt für ihn nicht unerwartet. Nun fordert er erneut Verhandlungen.

Mangelndes Engagement für eine Friedenslösung hat aus Sicht des UN-Sonderbeauftragten Geir Pedersen zum neuen Aufflammen der Gewalt in Syrien geführt. «Was wir heute in Syrien sehen, ist ein Zeichen des kollektiven Versagens», sagte der Syrien-Vermittler.

Er habe immer wieder vor dem Risiko einer Eskalation gewarnt, und vor der Gefahr, bloß auf Konfliktmanagement statt auf Konfliktlösung zu setzen, sagte Pedersen. Die neuesten Entwicklungen würden nicht nur die syrische Zivilbevölkerung bedrohen, sondern auch die regionale und internationale Sicherheit. Der norwegische Diplomat rief die syrischen Konfliktparteien und involvierte Staaten zu Verhandlungen auf.


Auswärtiges Amt dringt auf Schutz von Zivilisten in Syrien

BERLIN: Die Kämpfe in Syrien sind nach Jahren vergleichsweiser Ruhe wieder aufgeflammt. Das Außenministerium in Berlin ruft zur Einhaltung des Völkerrechts auf.

Nach dem Aufflammen der Kämpfe in Syrien ruft das deutsche Außenministerium alle Akteure zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf. Die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur müssten geschützt werden, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Es verfolge die sich rasch verändernde Lage im Nordwesten des Landes genau. «Wir unterstreichen die Notwendigkeit für eine politische Lösung im Einklang mit den einschlägigen UN-Resolutionen.»

Die Kämpfe im Bürgerkriegsland Syrien waren zuletzt nach mehreren Jahren wieder heftig aufgeflammt. Ein Vorstoß einer Rebellen-Allianz kam für die Regierung von Präsident Baschar al-Assad anscheinend überraschend.


Zehntausende Libanesen kehren nach Waffenruhe zurück

BEIRUT/DAMASKUS: Während es in Syrien zu neuen Kämpfen kommt, scheint die Waffenruhe im benachbarten Libanon größtenteils zu halten. Viele Flüchtlinge wollen daher in ihre Heimat zurückkehren.

Zehntausende Menschen sind nach Beginn einer Waffenruhe in den vergangenen Tagen von Syrien in den Libanon zurückgekehrt. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte, überquerten mehr als 28.000 Menschen die Grenze zum Libanon. Die Rückkehrbewegung von Syrien in den Libanon nehme Fahrt auf, heißt es in einer Mitteilung des Flüchtlingshilfswerks. Viele Menschen hätten dabei den Wunsch geäußert, in ihre Heimat und ihre Häuser zurückzukehren. Es gebe nur zwei funktionierende Grenzübergänge, an denen sich teils lange Schlangen bildeten.

Am Mittwoch war im Libanon eine Waffenruhe zwischen Israel und der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah in Kraft getreten. Seitdem sind die intensiven Kampfhandlungen der vergangenen Monate vorbei, es kam aber weiter zu vereinzelten Angriffen.


Ex-Verteidigungsminister spricht von «ethnischer Säuberung» in Gaza

TEL AVIV: Israels Kriegsführung im Gazastreifen wird international immer wieder scharf kritisiert. Nun kommt aber auch harte Kritik aus dem innersten Kreis früherer Entscheidungsträger des Landes selbst.

Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat seinem Land «ethnische Säuberung» im Gazastreifen vorgeworfen. In einem Gespräch mit dem israelischen Kan-Sender bekräftigte er dies. Jaalon sprach von angeblichen Plänen Israels, die palästinensischen Einwohner des nördlichen Gazastreifens zu vertreiben und dort stattdessen israelische Siedlungen zu errichten.

Jaalon sagte, er spreche im Namen israelischer Kommandeure, die im Norden Gazas im Einsatz seien und sich große Sorgen darüber machten, was dort geschehe. «Sie werden in Lebensgefahr gebracht, sie werden vor moralische Dilemmas gestellt», sagte der Ex-Verteidigungsminister. Außerdem hätten sie eine Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof zu befürchten. Israel begehe im Gazastreifen Kriegsverbrechen, sagte er. Die rechtskonservative Regierungspartei Likud verurteilte seine Äußerungen als «bösartige Lügen».

Rechtsextreme Mitglieder der israelischen Regierung haben sich mehrmals für eine Rückkehr israelischer Siedler in den Gazastreifen ausgesprochen, dies ist aber bisher keine offizielle Regierungspolitik.


Russland fliegt Angriffe auf Rebellenstellungen in Syrien

ALEPPO: Die Kämpfe rund um die syrische Metropole Aleppo stellen eine neue Eskalation im Krieg in Syrien dar. Lange waren die Frontlinien relativ stabil. Jetzt greift auch Russland wieder ein.

Die russische Luftwaffe hat ihre Angriffe auf Rebellen im Nordwesten Syriens fortgesetzt. In der Nacht und am frühen Sonntag habe es Angriffe in den Provinzen Idlib und Hama sowie in Aleppo gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Mindestens ein Zivilist soll dabei getötet worden sein, mehrere weitere seien verletzt worden. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort in Syrien.

Seit Mitte der Woche konnten Rebellen unter Führung der islamistischen Haiat Tahrir al-Scham (HTS) größere Gebiete im Nordwesten Syriens zurückerobern. Am Samstag drangen Rebellen weit in die Millionenstadt Aleppo vor. Syriens Machthaber Baschar al-Assad kündigte eine Gegenoffensive an.

Die Kämpfe im Nordwesten stellen seit Jahren des Stillstands eine neue Eskalation in dem Bürgerkrieg dar. Seit 2011 herrscht in Syrien ein verheerender Krieg. Die syrische Regierung kontrollierte zuletzt mit Hilfe ihrer Verbündeten Russland und Iran etwa zwei Drittel des Landes.


Sieben Palästinenser bei Angriffen in Gaza getötet

TEL AVIV/GAZA: In Kairo werden wieder Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und Freilassung der israelischen Geiseln geführt. Derweil gibt es bei Angriffen in dem Küstenstreifen immer mehr Opfer.

Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach palästinensischen Berichten mindestens sieben Menschen getötet worden. Mehrere weitere Menschen hätten bei den Luftangriffen im zentralen und im südlichen Teil des Küstenstreifens Verletzungen erlitten, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Bereich einer «humanitären Zone» im Süden des Gazastreifens getroffen worden seien.

Die israelische Armee hatte am Samstag mitgeteilt, es sei eine Raketenabschussrampe in einem als humanitäre Zone deklarierten Gebiet von der Luftwaffe angegriffen worden. Nach dem Angriff seien von dem attackierten Ort aus Raketen geflogen, die aber nicht israelisches Gebiet getroffen hätten.

Die Armee betont stets, sie gehe im Gazastreifen gegen die islamistische Terrororganisation Hamas vor und ergreife Maßnahmen, um das Risiko für Zivilisten zu mindern, wie etwa der Einsatz von Präzisionswaffen und eine Überwachung aus der Luft.


Vier Tote bei israelischem Luftangriff im Westjordanland

TEL AVIV: Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat auch die Gewalt im Westjordanland stark zugenommen. Nun kommt es erneut zu einem tödlichen Vorfall im Norden des von Israel besetzten Gebiets.

Bei einem israelischen Luftangriff nahe Dschenin im nördlichen Westjordanland hat es nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah vier Tote gegeben. Die israelische Armee teilte mit, es seien «Terroristen im Gebiet von Dschenin» aus der Luft angegriffen worden. Sie seien bewaffnet gewesen und einer der Getöteten habe bei einem Anschlag im August einen Israeli erschossen und einen verletzt.

Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Die ohnehin angespannte Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft. Seither wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten mehr als 760 Palästinenser getötet.


Rakete aus dem Jemen abgefangen

TEL AVIV: Zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon herrscht eine Waffenruhe. Doch die ebenfalls mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen setzt ihre Angriffe auf Israel fort.

Israels Luftabwehr hat nach Militärangaben eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. Zuvor hatten den Angaben nach bei Tel Aviv sowie an weiteren Orten Alarmsirenen geheult. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, es habe sich um eine ballistische Rakete gehandelt. Den Militärangaben nach wurde sie abgefangen, bevor sie in israelisches Gebiet eindrang.

Die wie die Hisbollah ebenfalls mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen hatte ungeachtet der Waffenruhe im Libanon mit weiteren Angriffen auf Israel gedroht. Die Unterstützung der Palästinenser im Gazastreifen, wo Israel seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 Krieg gegen die islamistische Organisation führt, gehe weiter.

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