Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Nahostkrise: Aktuelles Geschehen am Samstag

Syrische Regierung: Assad hat Land nicht verlassen

DAMASKUS: Die Berichte über Fortschritte syrischer Aufständischer überschlagen sich. Nun sieht sich die Regierung in Damaskus dazu genötigt, eine Erklärung abzugeben.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat nach Angaben seines Amtssitzes in Damaskus das Land nicht verlassen. «Wir bestätigen, dass der syrische Präsident seine Arbeit sowie seine nationalen und konstitutionellen Aufgaben von der Hauptstadt Damaskus weiterführt», so die Mitteilung. Auch kurzfristige Auslandsbesuche gebe es nicht, hieß es weiter.

Berichten zufolge rückten Aufständische weiter in Richtung der syrischen Hauptstadt vor. Anwohner im westlichen Umland von Damaskus erzählten der Deutschen Presse-Agentur von Tausenden Regierungssoldaten, die sich zu Fuß in Richtung der Hauptstadt zurückzogen.

Nach erheblichen Gebietsgewinnen islamistischer Rebellen unter Führung der Organisation HTS (Haiat Tahrir al-Scham) im Nordwesten des Landes in der vergangenen Woche stehen die Truppen Assads und ihrer Verbündeten auch im Süden und anderen Regionen unter Druck.


Rebellen: Syrische Großstadt Homs vollständig eingenommen

HOMS: Nach Aleppo fällt nun eine weitere Millionenstadt an das Rebellenbündnis in Syrien. Homs ist strategisch von großer Bedeutung.

Die Aufständischen in Syrien haben die Großstadt Homs eigenen Angaben zufolge vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Das teilte ein Sprecher des Rebellenbündnisses unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) mit.

Zuvor hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, die Regierungstruppen seien aus Homs abgezogen. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, die Streitkräfte positionierten sich neu um die Stadt.

Die drittgrößte Stadt Syriens liegt zwischen Aleppo im Norden und der Hauptstadt Damaskus im Süden. Zudem liegt sie an einer strategisch wichtigen Position zwischen den Hochburgen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad an der Küste und Damaskus. Die Rebellenoffensive dürfte sich nun auf die Hauptstadt richten.


Mehr als 1.000 syrische Soldaten aufgenommen

BAGDAD: Der Bürgerkrieg in Syrien ist mit der Offensive der Rebellen wieder neu entflammt worden. Viele Soldaten sind nun ins Nachbarland geflüchtet.

Der Irak hat nach staatlichen Angaben mehr als 1.000 flüchtige Soldaten der syrischen Armee im eigenen Land aufgenommen. Die staatliche Nachrichtenagentur INA berichtete unter Berufung auf eine nicht näher genannte Sicherheitsquelle, dass die Soldaten die Einreise über den Grenzübergang Al-Kaim beantragt hätten.

Die Soldaten seien aufgenommen worden. Ihnen sei die notwendige Verpflegung geboten worden.

Der katarische Nachrichtensender Al-Dschasira zitierte unterdessen einen Sprecher der irakischen Regierung wonach bereits 2.000 Soldaten der syrischen Armee mit voller Ausrüstung in den Irak gekommen seien.


Aktivisten: Rebellen starten Offensive auf Damaskus

DAMASKUS: Die Rebellen in Syrien haben nach Angaben von Aktivisten ihre Offensive auf Damaskus gestartet.

Die Aufständischen seien in die Hauptstadt eingedrungen, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur.


Israel tötet Motorradfahrer im Südlibanon

BEIRUT/TEL AVIV: Zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gilt eine Waffenruhe. Aber das heißt nicht, dass die Waffen ganz schweigen. Israel behält sich das Recht vor, bei Gefahr sofort anzugreifen.

Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben trotz der Waffenruhe mit der libanesischen Hisbollah-Miliz im Süden des Landes einen Motorradfahrer getötet. Bei dem Mann habe es sich um einen Hisbollah-Terroristen gehandelt, der eine Gefahr für israelische Soldaten dargestellt habe, teilte die Armee auf Anfrage mit.

Libanons staatliche Nachrichtenagentur NNA hatte zuvor berichtet, der Mann sei in dem Dorf Deir Seriane von einer Rakete getroffen worden, die von einer israelischen Drohne aus abgeschossen worden sei.

Zwischen Israel und der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah gilt seit dem 27. November eine Waffenruhe, mit der die heftigen gegenseitigen Angriffe nach mehr als einem Jahr beendet wurden. Israel behält sich aber das Recht vor, gegen jede Verletzung der Vereinbarungen zur Waffenruhe und bei unmittelbarer Gefahr für seine Truppen militärisch vorzugehen. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor.


Polizei: Palästinenser bei Jerusalem erschossen

TEL AVIV: Die Wut mancher Palästinenser im Westjordanland auf Israel ist so groß, dass sie auch bei aussichtslosen Angriffen ihr Leben riskieren.

Ein Palästinenser hat nach Angaben der israelischen Polizei in einem Kontrollposten bei Jerusalem Feuerwerksknaller auf israelisches Sicherheitspersonal abgefeuert und ist erschossen worden. Bei dem 27-Jährigen, der ein Hemd mit dem Logo der IS-Terrormiliz aus Syrien getragen habe, sei auch ein Messer gefunden worden. Der Vorfall ereignete sich im Kontrollposten Kalandia bei Ramallah, einem der wichtigsten Übergänge vom Westjordanland Richtung Jerusalem.

Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte den Tod des Mannes, dessen Leiche vom palästinensischen Rettungsdienst Roter Halbmond in ein Krankenhaus gebracht worden sei.

Die ohnehin angespannte Lage im israelisch besetzten Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel vor mehr als einem Jahr und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal verschärft. Seither wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten mindestens 769 Palästinenser getötet.


Israel schickt mehr Soldaten an Grenze zu Syrien

TEL AVIV/DAMASKUS/LONDON: Vor dem Ansturm syrischer Rebellen weichen Regierungstruppen auch im Süden des Landes an der Grenze zu Israel zurück. Israel verstärkt deshalb erneut seine Truppen auf den Golanhöhen.

Die israelische Armee (IDF) verstärkt angesichts des Vormarsches syrischer Rebellen auch in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Israel seine Truppen auf den Golanhöhen. «Entsprechend der Lagebeurteilung beruft die IDF zusätzliche Kräfte für Verteidigungsaufgaben in der Region der Golanhöhen an der israelisch-syrischen Grenze ein», teilte die Armee auf Telegram mit. Es war bereits die zweite Ankündigung dieser Art binnen 24 Stunden.

Israel reagierte damit auf den Rückzug des syrischen Militärs aus Daraa und Suweida im Südwesten Syriens. Die syrische Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das Militär, die Regierungstruppen positionierten sich neu, nachdem «terroristische Elemente» Kontrollpunkte der Armee angegriffen hätten. Die beiden Städte liegen nur wenige Kilometer östlich der Golanhöhen, die Israel im Sechstagekrieg 1967 erobert und 1981 annektiert hat. International wird dies von vielen Staaten nicht anerkannt.

Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte besetzten Rebelleneinheiten inzwischen auch die Stadt Kuneitra in der Nähe des gleichnamigen und einzigen Grenzübergangs zwischen Syrien und Israel. Schon während des 2011 begonnenen Bürgerkriegs in Syrien waren die Stadt und der Übergang ab 2014 zeitweise in der Hand syrischer Rebellen gewesen.


UN ziehen nicht notwendiges Personal aus Syrien ab

DAMASKUS: Nach vergleichsweise ruhigen Jahren im Bürgerkrieg in Syrien ist der Konflikt wieder voll entflammt. Auch die Vereinten Nationen ziehen erste Konsequenzen.

Die Vereinten Nationen ziehen nicht notwendiges Personal aus Syrien ab. Das teilte ein Sprecher mit. Die UN würden aber weiterhin ihre Dienste in dem Bürgerkriegsland bereitstellen, um das syrische Volk in dieser schwierigen Situation zu unterstützen.

Der Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad. Sicherheitskräfte gingen dagegen mit Gewalt vor. Alles mündete in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen. Rund 14 Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach UN-Schätzungen kamen bisher mehr als 300.000 Zivilisten ums Leben. Eine politische Lösung ist seit Jahren nicht in Sicht.

Am 27. November war der Bürgerkrieg mit der Offensive der Rebellen-Allianz unter der Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) wieder aufgeflammt. Das Bündnis strebt den Sturz der syrischen Regierung an.


Erneut Rakete aus dem Jemen abgefangen

TEL AVIV: Zwischen Israel und der Hisbollah herrscht eine Waffenruhe. Doch im Gazastreifen wird weiter gekämpft und auch die proiranische Huthi-Miliz im Jemen setzt ihre Angriffe auf Israel fort.

Israels Luftwaffe hat nach Militärangaben eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. Das Geschoss habe noch außerhalb des israelischen Luftraums zerstört werden können. Luftalarm sei deshalb nicht ausgelöst worden.

In der Vergangenheit hatte die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen wiederholt Raketen und Drohnen Richtung Israel abgefeuert, um nach eigener Darstellung die Hamas im Gazastreifen gegen die israelische Armee zu unterstützen. Zunächst gab es aber vonseiten der Huthi-Miliz keine Angaben zu einem neuen Angriff auf Israel.

Der Krieg in dem Küstenstreifen war durch das Massaker der islamistischen Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Rund 1.200 Menschen wurden getötet und weitere rund 250 in den Gazastreifen entführt.


US-Regierung fordert politische Lösung des Syrien-Konflikts

WASHINGTON: Längst hat sich der syrische Bürgerkrieg zu einem Dauerkonflikt mit internationaler Beteiligung ausgewachsen. Auch die USA verfolgen dort eigene Interessen.

Angesichts des neu aufgeflammten Bürgerkriegs in Syrien mahnen die USA eine politische Lösung des Konflikts zwischen der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad und den wiedererstarkten Rebellen im Land an. In einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fiden forderte US-Außenminister Antony Blinken nach Angaben seines Ministeriums, Zivilisten und Minderheiten in Syrien zu schützen.

Der Konflikt in Syrien begann 2011 mit Protesten gegen Assads Machtapparat, die der autoritär regierende Präsident gewaltsam niederschlagen ließ. Die Spirale der Eskalation mündete in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem auch die Türkei und USA sowie Russland und der Iran eigene Interessen verfolgen. Nach UN-Schätzungen kamen bisher mehr als 300.000 Zivilisten ums Leben, rund 14 Millionen Menschen wurden vertrieben.

Seit kurzem setzt die Blitzoffensive einer islamistischen Rebellenallianz Assads Regierung und deren Truppen immer stärker unter Druck. Der überraschend schnelle Vormarsch der Aufständischen bereitet auch Israel und anderen Ländern in der Region zunehmend Sorgen. Angesichts der Kämpfe forderte die US-Regierung ihre Staatsangehörigen auf, Syrien umgehend zu verlassen, solange sie noch mit Flügen kommerzieller Airlines aus der syrischen Hauptstadt Damaskus herauskommen.

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